Psychologische Stress-Modelle für Bearbeitung des Stromausfalls Lazarus und Hobfoll
Richard Lazarus (1922-2002) Transaktionale Stressmodell
Ereignis Wahrnehmung Nein Erste Einschätzung: Ja Ist das, was gerade passiert, für mich in irgendeiner Hinsicht bedrohlich? Ja Zweite Einschätzung: Nein Bewältigungsverhalten Reichen meine persönlichen und die mir in der Umwelt zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (Ressourcen) zur Bewältigung aus? Erfolg Misserf.
Zwei unterschiedliche Bewältigungsreaktionen problemlösende Anstrengung: das Verhalten zielt auf die Lösung des Problems hin emotionsregulierende Anstrengung: die palliative (schmerzlindernde) Funktion steht im Vordergrund: das Lindern der Belastungssymptome
Die Theorie der Ressourcenerhaltung und das multiaxiale Copingmodell COR-Theory = Conservation of Ressources Theory von Hobfoll
Paradigmenwechsel in der Stresstheorie Stressdefinition von Lazarus: Psychologischer Stress ist eine bestimmte Beziehung zwischen Individuum und Umwelt, die von der Person als entweder beanspruchend oder die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigend bewertet wird. Das Individuum sieht das eigene Wohlbefinden durch diese Beziehung als gefährdet an. (Lazarus 1984: Stress, Appraisal, and Coping, S.19, Stressdefinition von Hobfoll: Stress tritt ein, wenn der Verlust der Ressourcen droht oder auftritt, die zur Aufrechterhaltung des Individuums selbst, dessen Familie oder des umfassenden Kontextes gedacht sind (Hobfoll, 2004,13)
Die Bedeutung der subjektiven Wahrnehmung wird nicht ignoriert, aber die Ressourcen werden als Schlüsselfaktoren für die Wahrnehmung und Bewertung hervorgehoben! Stress entsteht aus dem sozialen Kontext und ist stark an die spezifischen Bindungen von Menschen an ihre Familie, ihre Kultur und ihr Volk gekoppelt (s. individualistische oder kollektive Kulturen). Die Abhängigkeit von anderen bei der Stressbewältigung steht im Zentrum. Individuen wollen ihre sozialen Bindungen bewahren und schützen. Neben individuellen Ressourcen und Ressourcenmanagement muss auch den gemeinsamen Ressourcen und Ressourcenmanagement Rechnung getragen werden.
Klassifikation der Ressourcen Objektressourcen: physischer Natur, z.b. Kleidung, eigene Auto und Haus (materielle Dinge) Bewertung: äusserliche Beschaffenheit und/ oder sekundärer Status Bedingungsressourcen: beschreiben die Lage des Individuums in Bezug auf Familienstand, Alter, Gesundheit oder berufliche Position. Sie ermöglichen häufig den Zugang zu anderen Ressourcen. Persönliche Ressourcen: Fähigkeiten der Person (fachliche oder soziale Fähigkeiten) Persönlichkeitseigenschaften (z.b. Selbstwirksamkeit, Stressresistenz) Energieressourcen : z.b. Zeit, Geld und Wissen; sind beim Erwerb weiterer Ressourcen hilfreich.
Ressourcenverluste - Verlustspirale Ressourcenverluste werden als bedeutsamer erlebt als Ressourcengewinne Individuen mit wenigen Ressourcen sind vulnerabler für Ressourcenverluste und haben weniger Möglichkeiten, neue Ressourcen zu gewinnen. Verlustspiralen entwickeln sich schneller als Gewinnspiralen
Multiaxiale Copingmodell direkt passiv aktiv indirekt Prosozial Antisozial
Aktives und passives Coping: Aktiv: bezogen auf die Bewältigung der Probleme und den Aufbau von Ressourcen Passiv: kann sich durch Vermeidung und vorsichtiges Handeln (stets genau über die einzelnen Zusammenhänge und Konsequenzen informieren) zeigen Prosoziales und antisoziales Coping (in der Mitte der Skala steht die isolierte Handlung): Prosozial: meint das Ausmaß, in dem mit anderen interagiert wird; man bemüht sich um andere, bildet Teams und sucht ihre Hilfe Antisozial: es besteht die Intention, andere zu verletzen oder entstandene Verletzungen zu ignorieren; man setzt sich selbst auch auf Kosten anderer in eine bessere Position. Je nach kulturellem Kontext handelt es sich um eine erfolgsversprechende und durchaus akzeptierte Anpassungsstrategie. Versehentlich antisozial (instinktiv): man fügt anderen Schaden zu, ohne dies absichtlich zu wollen. Individuen können je nach Grad der Ausprägung ihrer Aktivität und Soziabilität eingeschätzt werden.
Direktes und indirektes Coping: Hier wird der soziokulturelle Kontext berücksichtigt. Indirekt: gemeint ist ein geschicktes, strategisch, diplomatisches Verhalten, das den Interaktionspartner nicht direkt zu etwas auffordert, ihm aber ermöglicht, ohne Gesichtsverlust Fehler zu korrigieren (z.b. werden Umweltbedingungen manipuliert); wird z.b. vom Statusniedrigen in asymmetrischen Beziehungen eingesetzt. Direkt: man kommt offen und ohne Umschweife zur Problembewältigung Im Rahmen des multiaxialen Copingmodells werden die Konsequenzen bestimmter Strategien thematisiert. Speziell aktive und prosoziale Bewältigungsstrategien führen zur Erhaltung von Ressourcen, andere Copingformen können hingegen bestehende Probleme verschlimmern oder neue hervorrufen (Hobfoll, 2004, 23)
Konzept der Stressübertragung Transfer von Belastungen und Ressourcen zwischen Individuen oder in größeren sozialen Einheiten Gemeinsamer Stress: alle Mitglieder der Dyade oder Gruppe sind vom Stress betroffen Fordern von Unterstützung: Schwächere Mitglieder beuten stärkere aus, bis diese am Ende ganz erschöpft sind; die Möglichkeit zur emotionalen Distanzierung fehlt. Stressansteckung: hier gilt: Empathie als Infektionsweg für Stress, d.h., je größer die Empathie, desto größer auch die Ansteckung. Ressourcenabzug: Ressourcen, die eigentlich für eine Gruppe (z.b. Familie) bestimmt waren, werden von dieser abgezogen und in einen anderen Bereich (z.b. Arbeit) investiert. Selbstabsorption: die Person setzt Ressourcen ein, um sich selbst zu schützen und damit stehen diese nicht mehr für andere zur Verfügung.