PatientInnenbedürfnisse in der Behandlung von Krebs. Elisabeth Andritsch, Mag.rer.nat., Graz

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Transkript:

PatientInnenbedürfnisse in der Behandlung von Krebs Elisabeth Andritsch, Mag.rer.nat., Graz NanoWorldCancerDay 2017

"...wir sind nicht wir, wenn die Natur im Druck, die Seele zwingt, zu leiden mit dem Körper König Lear, 2. Aufzug www.onkologie-graz.at

Ein breites Spektrum von unangenehmen emotionalen Erfahrungen psychischer, sozialer oder spiritueller Art, die von normalen Gefühlen der Verletzlichkeit, Traurigkeit und Angst bis hin zu stark einschränkenden Problemen wie Depression, Angststörungen, Panik, sozialer Isolation und spirituellen Krisen reichen. adaptiert, NCCN

Survivorship Palliative Care Kurative Behandlungsintention Palliative Behandlungsintention

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Kognitiv-emotionale Ebene Psychoedukation und Reduktion psychischer Komorbidität und psychischer Belastungen Lernen, mit Ängsten und anderen psychischen Belastungen umzugehen Stärkung des Selbstwert- und Würdegefühls trotz körperlicher Veränderungen und (zunehmender) Abhängigkeit von anderen Akzeptanz der eigenen Schwäche und reduzierten Unabhängigkeit Aufzeigen neuer Lebensperspektiven, Förderung von Zuversicht und Hoffnung (Alternativen zur Hoffnung auf Heilung) und Mut Mobilisierung innerer Ressourcen (u.a. Genussfähigkeit) Lebensrückblick: Würdigung von Stärken und Errungenschaften Akzeptanz der Veränderung und Trauer, Abschied nehmen

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Körperliche Ebene Linderung der Krankheits- und Behandlungsfolgen (u.a. Schmerzen) Rehabilitation: Lernen mit Krankheitsfolgen und Behinderung umzugehen Unterstützung bei der Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit Förderung eines gesunden Lebensstils (Bewegung, Ernährung, Schlaf): Sekundärund Tertiärprävention Kraft schöpfen

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Praktische Ebene Beratung zu Sozialleistungen (u.a. Haushalt, Arbeit, Rehabilitation, Rente) Information über medizinisch/pflegerische und psychosoziale Unterstützungsangebote (lokal, webbasiert) Information über Selbsthilfe

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Soziale Ebene Förderung der Motivation, aktiv am Leben teilzunehmen Rückkehr ins Erwerbsleben: Umgang mit der Erkrankung am Arbeitsplatz Verringerung von Gefühlen der Isolation und Einsamkeit Verringerung von Gefühlen der Ausgrenzung und Stigmatisierung

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Partnerschaftliche/Familiäre Ebene Stärkung der Bindung zwischen Patient und Partner/Familie Klärung der Beziehungen zwischen Patient und Partner/Familie Förderung der Kommunikation Umgang mit Nähe, Intimität und Sexualität Umgang mit sexuellen Funktionsstörungen Umgang mit Fertilitätsstörungen Unterstützung von Eltern krebskranker Kinder Unterstützung von Kindern krebskranker Eltern

Psychoonkologische Behandlungsziele in der onkologischen Versorgung Existenzielle/Spirituelle Ebene Integration der Krankheitserfahrung in subjektiv schlüssige Lebenszusammenhänge Offenheit für Fragen nach dem Lebenssinn, nach Freiheit, Verantwortung oder Religiösität Reflexion/Förderung positiver Gefühlszustände wie Liebe, Lebensfreude, Dankbarkeit, Mitgefühl, Achtsamkeit Posttraumatische Reifung (Weisheit)

ASCO und IOM: From Cancer patient to cancer survivor: Lost in Transition Informationen über mögliche Langzeitfolgen Informationen über psychosoziale Aspekte der Erkrankung: Partnerschaft, Sexualität, Familie, Arbeit und soziale (finanzielle) Situation und Unterstützungsangebote Information über ernährungsmedizinische Aspekte Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise Informationen zu weiter Unterstützungsangeboten Hewitt ME, Ganz PA, 2006 www.onkologie-graz.at

ASCO und IOM: From Cancer patient to cancer survivor: Lost in ransition Zusammenfassung diagnostischer Ergebnisse einschließlich Histologie, erhaltenen Therapien, aufgetretene Nebenwirkungen Information über den wahrscheinlichen Verlauf der Erkrankung bzw. Genesungsprozess Information zur Medizinischen Nachsorge Hewitt ME, Ganz PA, 2006 www.onkologie-graz.at

Arzt - Patient Kommunikation Erwartungen des Arztes Persönliche und soziale Eigenschafen des Arztes Kommunikationsstil des Arztes Arzt- Pat. Kommunikation Kommunikationsstil des Patienten Persönliche und soziale Eigenschaften des Patienten Erwartungen des Patienten Willems et. al., 2005

Barrieren: auf Seiten des Arztes Knappe Zeit für Kontakte Räumliche Rahmenbedingungen Dem Patienten gegenüber ehrlich sein ohne ihn zu sehr zu belasten Alleine die ganze Verantwortung zu tragen, mit emotionalen Reaktion der Patienten umzugehen Grenzen in der Behandlung zu akzeptieren Angehörige Kommunikation Identifikation patientenseitiger Bedürfnisse (Emotions- Hinweisreize/ Informations- Hinweisreize) www.onkologie-graz.at

Kommunikation Barrieren: auf Seiten des Patienten Angst Vorerfahrungen Subjektive Krankheitstheorien Körperliches Befinden Psychisches Befinden ( Trance) Informationsbedürfnis Angehörige www.onkologie-graz.at

Integration von Kommunikation Vertrauen Die richtige Information bekommen, die Patient braucht und für ihn notwendig ist Emotionale Unterstützung Partnerschaft Verständnis Fragen Die Möglichkeit des Teilens

Wirkungen Positive Auswirkung auf Seiten des Patienten Compliance Gesundheitszustand Reduktion von Ängsten Besseres Erinnerungsvermögen Verständnis der übermittelten Information Erhöhung der Selbstwirksamkeit www.onkologie-graz.at

Wirkungen Positive Auswirkung auf Seiten des Arztes Höhere Zufriedenheit im Beruf Weniger Burnout Höheres Erfolgsgefühl www.onkologie-graz.at

Hoffnung und Sinn Hoffnung und Sinn bei unheilbarkranken PatientInnen Positive Erwartungen Persönliche Qualitäten Spiritualität Ziel Geborgenheit Hilfe/Fürsorge zwischenmenschliche Beziehungen Kontrolle Erbe/Vermächtnis Lebensrückblick (Johnson, S.; 2007) www.onkologie-graz.at

Hoffnung und Sinn Haupteinflussfaktoren auf die Hoffnung Familienmitglieder, die den PatientInnen helfen hoffnungsvoll zu sein Religiosität oder Spiritualität Freunde Eine positive Einstellung Kinder oder Enkel Partner und wissenschaftliche Fortschritte in der Krebstherapie (Hagerty,RG, et al 2005) www.onkologie-graz.at

Teilhabe Eigenverantwortlichkeit Autonomie Kompetenz

Hoffnung und Sinn Hoffnung gebendes Verhalten Anbieten der bestmöglichen Therapie (most up to date treatment) Onkologe weiß alles über die Krebskrankheit des Patienten Schmerzen können kontrolliert werden Alle Therapiemöglichkeiten (Hagerty,RG, et al 2005)

PatientInnen mit Krebserkrankungen zeigen hohe Bereitschaft zur Teilnahme an Forschungsprojekten Forschung ist Hoffnung für sich selbst als Betroffene für andere www.onkologie-graz.at

Das einzige, was die Menschheit zu retten vermag, ist Zusammenarbeit, und der Weg zur Zusammenarbeit nimmt im Herzen der einzelnen seinen Anfang. Bertrand Russel (1872-1970 - brit. Philosoph und Mathematiker) www.onkologie-graz.at

REFLEXION FORTBILDUNG ORGANMEDIZIN PSYCHO - ONKOLOGIE UMFELD ORGANISATION KOOPERATIONEN

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!