HELIOS Kliniken GmbH. Virale Hepatitis (when and how to treat) Villach, 29. November 2008. Stefan Wirth Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin

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Transkript:

HELIOS Kliniken GmbH Virale Hepatitis (when and how to treat) Villach, 29. November 2008 Stefan Wirth Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Universität Witten/Herdecke HELIOS Kliniken GmbH

HELIOS Kliniken GmbH Chronische Hepatitis B Chronische Hepatitis C HELIOS Kliniken GmbH Stefan Wirth

HELIOS Kliniken GmbH Therapie der akuten Hepatitis B Die akute Hepatitis B wird nicht behandelt Behandlungsversuch bei Verdacht auf fulminante Hepatitis: Lamivudin HELIOS Kliniken GmbH Stefan Wirth

Drei Phasen der Hepatitis B Chronischer Verlauf Ausheilung HBsAg GPT HBeAg Transaminasen Anti-HBc Anti-HBe Anti-HBs 10 7-10 9 Virionen/ml Serum HBV-DNA (DNA-Hybridisierung) hoch replikativ DNA-PCR 10 2-10 5 Virionen/ml Serum gering replikativ 10% replizierende Viren im Serum, 30-80% in Leber Stefan Wirth

CHRONISCHE HEPATITIS B -Spontanverlauf - Kinder und Jugendliche Serokonversion zu anti-hbs < 0,3% / Jahr Serokonversion zu anti-hbe postpartale Infektion 8-10% / Jahr vertikale Transmission 2,5% / Jahr Patienten mit onkologischen Erkrankungen 2,5% / Jahr Leberzirrhoserisiko (bis ca. 20 Jahre) 3-10% Erwachsene HBeAg-positiv: Progression zur Zirrhose 2 5,5%/Jahr, kumulative 5-Jahresinzidenz 8 20%; Dekompensationsrate ca. 3%/Jahr, HCC-Inzidenz 0,4%/Jahr

CHRONISCHE HEPATITIS B UND HCC-RISIKO BEI ERWACHSENEN HCC 18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% 5 Jahre 10 Jahre 15 Jahre HBsAg +, anti-hbe +: relatives Risiko 9,6 HBeAg +: Relatives Risiko 60,2 Infektionsdauer Ikeda et al. J Hepatol 1998;28:930 Hwai Yang et al. N Engl J Med 2002;347:168 Stefan Wirth

Therapiemöglichen bei chronischer Hepatitis B Ziel: Serokoversion zu anti-hbe und Erhaltung Replikationsmindernd Immunstimulation Interferon-α Peg-Interferon-α Antiviral T-Zell-Stimulation Antiproliferativ Antifibrotisch Häufige Nebenwirkungen Serokonversionsrate 25-35% Nukleosid/Nukleotidanaloga Lamivudin Adefovir Telbivudin Entecavir Tenofovir Antiviral für Erwachsene und Kinder (U.S.A.) zugelassen Selten Nebenwirkungen Serokonversionsrate 15-25% Resistenzentwicklung Stefan Wirth

Hepatitis-B-Virus-infizierter Hepatozyt Infektiöses HBV Virion Infektiöses HBV-Virion Plasmamembran partiell doppelsträngige DNA (-)-DNA HBsAg- Hüllen Zytoplasma cccdna mrna eingekapselte prägenomische mrna Endoplasmatisches Retikulum Nukleus Angriffspunkte von Lamivudin im Replikationszyklus

Für Erwachsene zugelassene Nukleos(t)id-Analoga Lamivudin (Zeffix): auch gute Erfahrung bei Kindern, sehr gute Replikationsverminderung, hohe Resistenzrate, in den U.S.A. zugelassen Adefovir (t) (Hepsera): mäßige Erfahrung bei Kindern, weniger ausgeprägte Replikationsverminderung vor allem unter 12 Jahren, niedrigere Resistenzrate, in U.S.A. seit Januar 2008 zugelassen (12-17 Jahre) Entecavir (Baraclude): keine Erfahrung bei Kindern, starke Replikationsverminderung, geringe Resistenzrate Telbivudin (Sebivo): keine Erfahrung bei Kindern, gute Replikationsverminderung, geringe Resistenzrate Tenofovir (t) (Viread): keine Erfahrung bei Kindern, gute Replikationsverminderung, Alternative zu Adefovir, geringe Resistenzrate, bekannt aus HIV-Therapie Stefan Wirth

LAMIVUDIN BEI KINDERN MIT CHRONISCHER HEPATITIS B 3 mg/kg x d, 52 Wochen Anti-HBe- Serokonversion 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% <1 >1 - <2 >2 - <5 >5 -fach erhöhte Transaminasen Anti-HBe- Serokonversion: Lamivudin 23% Placebo 13% YMDD-Mutation: 19% Placebo Lamivudin Jonas MM et al., N Engl J Med 2002;346:1706-1713

0-0,5-1 -1,5-2 -2,5-3 -3,5-4 -4,5-5 ADEFOVIR DIPIVOXIL (Hepsera ) -in BRD für Erwachsenen seit 4/2003 zugelassen HBV-DNA log Kopien/ml 0 4 8 12 16 20 24 28 32 36 40 44 48 Therapiewochen Placebo (N=167) Adefovir 10 mg (N=171) Adefovir 30 mg (N=173) Anti-HBe- Serokonversion: Placebo: 6% 10 mg: 12% (Kinder 14,6%) 30 mg: 14% Keine UAW, keine Resistenzen Bei Kindern: Pharmakokinetische Studie* 2003, seit 2004/5 Internationale Zulassungs-studie (Jonas MM et al. Hepatology 2008) seit Jan. 2008 in USA ab 12 J. zugelassen Dosis: 0,5 mg/kg x d, max 10 mg/d! *Sokal EM, Kelly D, Wirth S, Mizerski J, Dhawan, Frederick D. The pharmacokinetics and safety of adefovir dipivoxil in children and adolescents with chronic hepatitis B virus infection. J Clin Pharmacol. 2008 48:512-517

Adefovir bei Kindern und Jugendlichen Jonas MM et al. Hepatology 2008 In Deutschland nicht zugelassen, im Beipackzettel ausführlicher Verweis auf Kinderstudie, aber Nicht- Empfehlung aufgrund der Datenlage 173 Patienten (115 Adefovir, 58 Placebo), HBeAgpositiv, ALT > 1,5-fach erhöht Im Alter 2 11 Jahre: bzgl. HBV DNA < 1000 Kopien/ml kein signifikanter Unterschied zwischen Verum und Placebo Im Alter 12 17 Jahre: signifikante Reduktion der HBV DNA (23%), anti-hbe-serokonversion in Verumgruppe 14,6% und Placebogruppe 11%

Potenz der Nukleos(t)id Analoga Telbivudin Entecavir Tenofovir Lamivudin Potenz Adefovir Genetische Barriere

Kumulative Resistenzentwicklung unter Behandlung mit Nukleos(t)idanaloga 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Adefovir Lamivudin Entecavir Telbivudin Tenofovir 0% 0 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Stefan Wirth

Indikation und Durchführung der Behandlung Was ist das Ziel? Ist das Ziel erreichbar (anti-hbs bei IF 6-10%)? Welche Patienten? Wie lange? Unterschiede zu Erwachsenen? Stefan Wirth

40% 35% 30% 25% 20% 15% Lamivudin Anti-HBe Serokonversion unter Nukleos(t)idbehandlung (1 5 Jahre) 10% 5% 0% 1 2 3 4 5 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 40% 35% 30% 25% 20% 1 2 3 4 5 Adefovir Entecavir 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 30% 25% 20% 15% 1 2 3 4 5 Telbivudin Tenofovir 15% 10% 5% 10% 5% HBsAg neg. in 5% nach 64 Wochen 0% 1 2 3 4 5 0% 1 2 3 4 5

Behandlungsempfehlungen für Kinder- und Jugendliche Prophylaxe, Diagnostik, Therapie der chronischen Hepatitis-B-Virusinfektion Upgrade der Leitlinie AWMF-Register-Nr.:021/011, Z Gastroenterol 2007;45:1-50 Kein Unterschied zu Erwachsenen in der Diagnostik Keine Therapie der akuten Hepatitis, Ausnahme: fulminante Verlaufsform Chronische Hepatitis (erfahrener Kindergastroenterologe): Therapieziel ist die Serokonversion zu anti-hbe Bei HBeAg und erhöhten Transaminasen Alpha-Interferon: 5 Mio U/m², dreimal pro Woche, PEG-alpha-Interferon: 1,5 µg/kg, einmal pro Woche, Therapiedauer: 24 Wochen (bevorzugt) oder Nukleotidanalogon (Adefovir), Nukleosidanalogon Lamivudin, Dauer: 1-2 Jahre (?) Anti-HBe-positiv und erhöhte Transaminasen: Nukleos(t)idanalogon

PERINATALE INFEKTIONSVERMEIDUNG BEI HEPATITIS B Aktive und passive Immunisierung innerhalb von 12 Stunden postpartal Schutz ca. 95%, in 5% intrauterin, Impfversager oder Mutante Grundsätzlich: keine Stilleinschränkung, aber HBV- DNA in MM nachweisbar Keine Sectio

POSTPARTALE KONTROLLEN BEI CHRONISCHER HEPATITIS B DER MUTTER HBsAg/anti-HBs im Serum bei dritter Impfung (6 Monate) Weitere Kontrollen eventuell mit einem Jahr Therapie je nach Schwere der Erkrankung ab sofort mit Nukleosidanaloga möglich, mit Interferon frühestens ab 3 Jahren

HELIOS Kliniken GmbH Chronische Hepatitis B Chronische Hepatitis C HELIOS Kliniken GmbH Stefan Wirth

HELIOS Kliniken GmbH Therapie der akuten Hepatitis C Die akute Hepatitis C (Rarität) wird 24 Wochen mit Peg-Interferon-alpha-2b behandelt (Vermeidung der Chronizität in 90%) HELIOS Kliniken GmbH Stefan Wirth

HELIOS Kliniken GmbH Chronische Hepatitis C bei Kindern Diagnose Transaminasen Anti-HCV HCV-RNA (quantitativ) Genotypisierung (Histologie nur im Rahmen von Studien) Heute fast ausschließlich vertikale Transmission (3-8 %) Verteilung der Genotypen bei Kindern Genotyp 1 Genotyp 2 Genotyp 3 Genotyp 4 80 % N = 109 1,8 % 5,5 % 12,7 % HELIOS Kliniken GmbH

Chronische Hepatitis C bei Kindern - Spontanverlauf Heute: vertikale Transmission (3-8 %) Meist histologisch milde Erkrankung mit geringer klinischer Symptomatik in der Kindheit aber progressive Fibrose möglich* Risiko der sozialen Desintegration und eingeschränkte Lebensqualität (Beeinträchtigung der intellektuellen Entwicklung?) Langzeitprognose (> 30 Jahre) in Bezug auf Zirrhose und HCC unbekannt, aber häufig reduzierte Lebenserwartung: Leberzirrhose-Rate bei Erwachsenen: 25 % nach 20 Jahren chronischer Infektion Theoretisch kalkuliertes Alter für die Entwicklung einer manifesten Leberzirrhose für Patienten, die zum Zeitpunkt der Infektion < 20 Jahre alt waren: 65,4 Jahre Spontanelimination bis zum Erwachsenenalter nicht klar definiert: Etwa 20-45 % (?) bei parenteraler Infektion < 10 % bei vertikaler Infektion (Genotyp 3 > Genotyp 1)** * Guido et al. Am J Gastroenterol 2003; 98: 660-663, ** Bortolotti et al. Gastroenterology 2008; 134:1900-1907

Kumulatives Überleben bei Erwachsenen mit chronischer Hepatitis C (Verlauf 8 + 3 Jahre) A: Responder B: Non-responder C: unbehandelt Imazeki et al, Hepatology 2003;38:493-502

Behandlungsmöglichkeiten Alfa-Interferon mit Ribavirin: Therapie zugelassen mit IF-alfa-2b, Ribavirin als Kapseln oder als Saft Standardtherapie bei Erwachsenen: peg-interferon mit Ribavirin Bisher keine Zulassung bei Kindern, aber Studienergebnisse bekannt (Zulassung beantragt), Erfahrungen gut, daher Therapie übernommen, bisher nur mit peg-if-alfa-2b (Peg-Intron)

Peg-Interferon alfa-2a (Pegasys) und Ribavirin versus peg-interferon alfa-2a alleine* 114 Kinder mit chronischer Hepatitis C zwischen 5 und 17 Jahren, 48 Wochen 55 peg-if alfa-2a (180 µg/1,73 m²/woche) mit Ribavirin (15 mg/kg/tag), 59 peg-if alfa-2a ohne Ribavirin Genotyp Peg-IF alfa-2a SVR (%) Peg-IF alfa-2a plus Ribavirin 1 18 47 Nicht 1 36 80 Gesamt 21 53 * Schwartz KB et al, Hepatology 2008; 48 (4) suppl:418a

Chronische Hepatitis C Gesamtergebnisse: Kinder/Jugendliche in Deutschland (Interferon bzw. PEG-Interferon alfa-2b (1,5µg/kgxWo) mit Ribavirin) Kinder und Jugendliche: n = 131 Selten Dosisreduktion, meist aufgrund Leukopenie; Therapieabbruch nur in Einzelfällen Alle Patienten konnten weiter Schule oder Kindergarten besuchen Alle Nebenwirkungen reversibel (ausgenommen wenige Patienten mit Schilddrüsen-Dysfunktion und 1 Mädchen mit Typ 1 Diabetes), keine ernsthaften neuropsychiatrischen Nebenwirkungen Genotyp N Response Non- Response 1 (74,8%) 98 49 (50%) 49 (50%) 2, 3 (22,1%) 29 27 (93%) 2 (7%) 4 (3,1%) 4 3 1

PEG-IFN-α2b (PegIntron ) und Ribavirin (Rebetol ) (15 mg/kg x Tag) SVR Wirth 2005 Jara 2008 SPRI 2008* Gesamt Dosis 1,5 µg/kgxwo 1,0 µg/kgxwo 60 µg/m²xwo Gesamt 36/61 (59%) 15/30 (50%) 70/107 (65,4%) 121/198 (61,1%) Genotyp 1 22/46 (48%) 12/26 (46%) 38/72 (53%) 72/144 (50%) 2/3 13/13 (100%) 3/3 (100%) 28/30 (93%) 44/46 (96%) 4 1/2 0/1 4/5 (80%) 5/8 (62%) ALT-Werte Erhöht 12/25 (48%) 27/44 (61%) Normal 24/36 (67%) 42/63 (67%) Infektionsweg Parenteral 19/27 (70%) 7/9 (78%) 5/5 (100%) 31/41(76%) Genotyp 1 13/21 (62%) 1/1 Vertikal 12/25 (48%) 8/21 (38%) 46/75 (61%) 66/121 (55%) Genotyp 1 7/20 (35%) 26/52 (50%) 33/72 (46%) Break through 9,8% Relaps 7,7% 8% * Wirth S et al, Hepatology 2008; 48 (4) suppl:392a-393a

Aktuelle Empfehlung für Kinder und Jugendliche Prophylaxe, Diagnostik, Therapie der chronischen Hepatitis-B-Virusinfektion Upgrade der AWMF-Leitlinie, Z Gastroenterol 2008, im Druck Alpha-Interferon: 3 Mio U/m², dreimal pro Woche mit Ribavirin 15 mg/kg x Tag PEG-Interferon-alpha2b: 1,5 µg/kg, einmal pro Woche mit Ribavirin 15 mg/kg x Tag Wenn Zulassung erfolgt ist, wahrscheinlich: 60 µg/m²xwo Therapiedauer: Genotyp 1: 48 Wochen, Genotyp 2 und 3: 24 Wochen; nach 3-4 Monaten Bestimmung der HCV-RNA: wenn positiv: non-responder und Therapie beenden Überwachung: BB, Leberwerte, Krea, TSH (und SD-AK), BZ; HCV-RNA, SD-Ak alle drei Monate

IFN-α-Therapie: Leuko-, Thrombozytopenie: häufig, nicht signifikant; wenn erforderlich: Dosisreduktion Grippeähnliche Symptome: bei allen behandelten Patienten, nicht signifikant Alopezie: nicht signifikant Autoimmun-Thyreoiditis: mindestens 15 %, signifikant, meist reversibel Akute Psychose, Depression: sehr selten vor der Pubertät (< 1 %), selten bei Jugendlichen, signifikant bei Manifestation Wachstumsverzögerung: klinisch nicht signifikant, Aufholeffekt Anorexie, Gewichtsverlust: meist nicht signifikant mit Ausnahmen, Normalisierung nach Therapieende Ribavirin: IFN-α und Ribavirin Nebenwirkungen und deren klinische Bedeutung Anämie: meist klinisch nicht relevant mit Ausnahmen, reversibel

PERINATALE INFEKTIONSVERMEIDUNG BEI HEPATITIS C Keine Immunisierung möglich Aufgrund 3 7% perinataler Infektionswahrscheinlichkeit Stillempfehlung? -HCV-RNA kann in MM nachweisbar sein Daher: objektive Aufklärung der Mütter, Einbeziehung individueller Faktoren, eher psychologische als medizinische Entscheidung? Nicht vom Stillen abraten. Basisrisiko für größere Fehlbildung 2-4% (!)

POSTPARTALE KONTROLLEN BEI CHRONISCHER HEPATITIS C DER MUTTER HCV-RNA im Serum mit (3 und mit) 6 Monaten Bei positivem Befund Kontrolle mit Transaminasen drei Monate später Bei negativem Befund: Kontrollen mit 12 Monaten(HCV- RNA) oder anti-hcv mit 15-18 Monaten Therapie ab 3 Jahren möglich

Zusammenfassung Chronische Hepatitis B Unbefriedigende Situation, da keine Heilung, Serokonversion zu anti-hbe in weniger als einem Drittel der Patienten Keine Behandlung von Patienten mit normalen Transaminasen Alfa-Interferon noch immer erste Wahl, orale Therapie mit Nukleos(t)idanalogon möglich, Cave Resistenzen

Zusammenfassung Chronische Hepatitis C: Behandlung von Kindern mit Genotyp 2 und 3 ist ein MUSS Eine Behandlung sollte unabhängig von Transaminasen und Übertragungsweg allen Patienten mit Genotyp 1 angeboten werden Vorteile von Peg-IFN-a verglichen mit IFN-a: 1x wöchentliche Gabe, gute Verträglichkeit, bessere Ansprechraten bei Kindern nicht gesichert