Gönüllü Besuche, Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz
Ältere Menschen mit Migrationshintergrund sind die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland (Schopf & Naegele 2005; Baykara-Krumme,2007) Schätzungen: Migranten über 60 Jahre 2001 665.000 Millionen 2010 1,30 Millionen 2030 2,86 Millionen Unter den älteren Menschen mit Migrationshintergrund zählen die Migranten aus der Türkei mit zu der größten Bevölkerungsgruppe
Türkische Arbeitsmigranten Aspekte der Heterogenität sind: Alter und Ethnizität Herkunftsland/Region Migrationsmotive und erfahrung (finanzielle vs. politische Gründe) Sprachkenntnisse Bildungsgrad und Gesundheitswissen Lebensstil und Religion Erwerbssituation und soziale Stellung Aufenthaltsstatus und -dauer
Kulturelle Spezifika bekommen im Alter eine besondere Bedeutung Sprache Muttersprache Stress-Situation Fehldiagnose Missverständnisse Religion: Ernährung Intimsphäre Gebete/Rituale Medizinische Versorgung
Kulturelle Spezifika bekommen im Alter eine besondere Bedeutung Kultur: Kultur-Begriff Kultur prägt Identität, Welt- und auch Krankheitsverständnis
Kulturelle Spezifika Kollektivistisches Gesellschaftssystem: wir Gesellschaft vs. ich Gesellschaft Kulturbedingtes Krankheits- und Gesundheitsverständnis: Besonders bei psychischen Erkrankungen Krankheit als Wille / Prüfung Gottes Kulturgeprägtes Schmerzempfinden: Je nach Kultur: Schmerz nicht somatische Ursachen Kulturspezifische Unterschiede beachten und einbeziehen
Behandlung und Versorgung von an Demenz erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund Monokulturelles Diagnoseverfahren: Defizite bei vorhandenen Screening-Verfahren Alternative: Trakula - Transkulturelles Assessment Der Zugang zum deutschen Gesundheitssystem ist bei dementiell erkrankten Migranten/innen und deren Familien aufgrund sozialer und migrationsbedingter Barrieren erschwert (Dibelius & Piechotta-Henze, 2011; Ozankan 2008)
Soziale und migrationsbedingte Barrieren Mangelnde Deutschkenntnisse/ Kommunikationsprobleme Distanz zu deutschen Institutionen / Angst vor ausländerrechtlichen Konsequenzen bei Inanspruchnahme von Sozialleistungen Kulturell geprägte Sicht- und Umgangsweisen in Bezug auf Alter und Gesundheit und Behandlungserwartungen (Aichberger et al. 2010, Penka et al 2008) Scham Informationsmangel Kommstruktur
Gesundheitliche Lage türkischer Migranten Die Prävalenz der häufigen chronischen Erkrankungen (Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Diabetes mellitus, Schlaganfall) liegt bei den älteren Migranten höher als bei deutschen Senioren (Kauth-Kokshoorn et al. 1998) Rentenstatistik: Türkische Migranten scheiden aufgrund schwerer chronischer Erkrankungen früher als Deutsche aus dem Berufsleben aus Allgemein liegt bei Migranten ein schlechter gesundheitlicher Zustand vor! Ursächliche Faktoren für schlechten Gesundheitszustand: Individuelle Verhaltensrisiken Niedriger sozioökonomischer Status Ungünstige Wohnverhältnisse körperlich und gesundheitlich belastende Arbeitsbedingungen
Aufgrund verschiedener Faktoren kann eine höhere Inzidenzrate der Demenz und ein früheres Erkrankungsalter angenommen werden. Bei den türk. Senioren ist aufgrund eines schlechteren Gesundheitszustands in naher Zukunft von einer deutlichen Zunahme der Pflegebedürftigkeit auszugehen (Schopf/Naegele 2005). So erkranken türk. Migranten durchschnittlich 10 Jahre früher als Nicht-Migranten an schweren chronischen Krankheiten (Burchard 1998, Yildirim-Fahlbusch 2003).
Lösungsansätze Es entstehen oft Missverständnisse in der Kommunikation und bei der Versorgung von älteren Migranten Mögliche Lösungen: Muttersprachliche Ärzte Kultursensibilität des Unternehmens / Einrichtung fördern Erwerb interkultureller Kompetenzen des Personals durch fachlichen Schulungen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund Anpassung von Angeboten auf spezifische Bedürfnisse von älteren Menschen mit Migrationshintergrund
Gönüllü ist eine Kooperation für türkisches Leben mit Demenz in Hamburg Projektstart am 01.04.2014 Einzigartig in Hamburg
Besuchs- und Begleitdienst Standorte in 2 Bezirken in Hamburg: Harburg und Bergedorf Regelmäßige Freiwilligentreffen und Veranstaltungen an den Standorten
Ziele von Gönüllü Durch das Projekt soll ein Bewusstsein für Demenzerkrankungen in der türkischen Bevölkerung geweckt werden Wichtig: die türkische Sprache; Kultur; Ernährung Älteren türkischsprachigen Menschen soll eine möglichst lange, selbst bestimmte, individuelle Lebensgestaltung im eigenen Wohnraum ermöglicht werden Die Qualität bestehender Pflegearrangements soll mit unterstützt werden Pflegende Angehörige sollen entlastet werden
Unterstützung zuhause durch freiwilliges Engagement Regelmäßige Besuche Gesellschaft und Gespräche Spaziergänge und Freizeitaktivitäten Unterstützung bei Besorgungen und Behördengängen Organisation von Terminen Aufbau von Strukturhilfen im Alltag
Vorrausetzung für ein Engagement ist an drei Pflichtschulungen teilzunehmen Pflichtschulungen: Dreitägige Basisqualifikation BQI Dreitägige Basisqualifikation BQII Erste Hilfe am älteren Menschen
Betreuungsgruppe in türkischer Sprache Angebot von der Hamburgischen Brücke Einmal in der Woche in Altona für 3 Stunden Gemeinsam mit einer Fachkraft und freiwilligen Helferinnen wird gefrühstückt, gesungen, gebastelt und spazierengegangen Primäres Ziel der Betreuungsgruppe: pflegende Angehörige sollen entlastet werden Muttersprachliches und kulturspezifisches Angebot: Wohlbefinden fördern und Vertrauen aufbauen bei Demenzkranken Gästen
Zielgruppe: Ältere Menschen zuhause Die in keiner Pflegestufe eingestuft sind, aber Hilfe/Unterstützung benötigen, um selbstständig in ihrem eigenen Wohnraum verbleiben zu können Die pflegebedürftig sind und oder zusätzlichen Betreuungsbedarf haben (SGB XI, 45a/b) Die vorübergehend Unterstützung benötigen, um im eigenen Wohnraum verbleiben zu können Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz, zum Beispiel an Demenz erkrankte Menschen oder Menschen mit anderen Beeinträchtigungen, die ständige Betreuung und Anleitung benötigen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Jasminka Pireci und Rükiye Kuscu