Resilienz und Glücksforschung: Worauf es im Leben wirklich ankommt Gabriele Schuster Würzburg 1 Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems, mit Veränderungen umgehen zu können. Wieland, A. & Wallenburg, C.M. (2013) 2 1
Zwei Arten von Glück in der Forschung 1. Emotionales Wohlbefinden Gefühlslage im Moment. Hierbei kommt es im Wesentlichen auf das Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt an. Der Glücksquotient: Auf 1 negatives Gefühl sollte im Lauf des Tages 3 positive Gefühle kommen. Für eine Beziehung gilt 1:5 als ideal. 3 Zwei Arten von Glück in der Forschung 2. Kognitives Wohlbefinden Grad der Zufriedenheit mit dem Leben (im Rahmen einer Bewertung). Hier findet eine Abwägung zwischen dem, was man will und dem was man hat statt. Es geht also um das Urteil von Menschen über ihr Leben. 4 2
Was beeinflusst unser Glück? 1. Vererbung 2. Lebensumstände 3. Die Art, wie wir mit der Welt und dem Leben umgehen 5 Der Einfluss der Genetik, oder: Wird Glücklichsein und Resilienz vererbt? 6 3
Kann man Glück erben? Ja, zum Teil. Wir alle haben wohl so etwas wie einen vererbten Glücksthermostat oder eine vererbte Bandbreite des Glücks. Es gibt ein vorgegebenes und weitgehend vererbtes Niveau, auf das wir immer wieder zurückkehren. Lottogewinner haben im Durchschnitt ein Jahr nach dem Gewinn ihr gewohntes Glücksniveau wieder erreicht. Martin E.P. Seligmann Juni 2011 7 Macht es unglücklich, nach einem Unfall querschnittsgelähmt zu sein? 8 4
Ja, klar. Aber: Nicht unbedingt dauerhaft. Hier hilft unser genetischer Steuermann Menschen werden Studien zu Folge in den Tagen nach dem Unfall, der zur Lähmung führte, extrem depressiv. Nach 8 Wochen berichten die betroffenen Menschen jedoch bereits über mehr positive als negative Gefühle. Nach wenigen Jahren erreichen sie im Durchschnitt ein Glücksniveau, das nur knapp unterhalb dem von Gesunden liegt. 84% der Menschen mit erworbenen Lähmungen an Armen und Beinen halten ihr Leben für durchschnittlich oder überdurchschnittlich. Die Ursprungsarbeiten: Silver R. (1982) Coping with an undesireble life event Hellmich, N (1995) Optimism often survives spinal cord injuries 9 Der genetische Steuermann des Glücks : Helfer bei Katastrophen Die gute Nachricht: Der genetische Steuermann regelt uns im Falle von Katastrophen auch wieder nach oben. In weniger als drei Monaten verlieren viele einschneidende Lebensereignisse wie eine Kündigung oder eine Beförderung ihren Einfluss auf unser Glücksniveau. Diener, 2000 10 5
Aber: Es gibt Grenzen. An bestimmte Schicksalsschläge gewöhnen wir uns nie oder nur sehr langsam. Hierzu gehört der Tod des eigenen Kindes oder des Lebenspartners bei einem Unfall. 4 bis 7 Jahre danach sind die Hinterbliebenen immer noch depressiver und weniger glücklich als vergleichbare Menschen. Menschen, die Alzheimer-Patienten pflegen zeigen mit der Zeit eine deutliche Verschlechterung ihre subjektiven Wohlbefindens. Das Auftreten einer chronischen Erkrankung erhöht das Lebensglück der Betroffenen in der Zeit danach. Das Auftreten mehrerer Erkrankungen beeinträchtigt das Glück dagegen massiv. Die Ursprungsarbeiten: Lehmann, Wortmann, Williams, 1987 Vitaliano, Russo, Young, Becker, Meiuro 1991 11 Was beeinflusst unser Glück? 1. Vererbung: ca. 50% 2. Lebensumstände 3. Die Art, wie wir mit der Welt und dem Leben umgehen 12 6
Der Einfluss der Lebensumstände Ich war mal arm und ich war mal reich. Reich ist besser. Sophie Tucker Komödiantin 1887-1966 13 Macht Geld glücklich? Ja, ein Zuwachs an Geld bringt einen Zuwachs an Glück mit sich. Bis zum Überschreiten der Armutsgrenze. Danach macht mehr Geld nicht automatisch glücklicher. Easterlin Paradoxon, nach dem Ökonom Richard Easterlin 1974 14 7
2 Faktoren, warum Geld nicht automatisch glücklicher macht Gewöhnung Mit steigendem Einkommen steigen die Ansprüche. Vergleich Mit steigendem Einkommen verändert sich die Vergleichsgruppe. Seligmann spricht hier von der hedonistischen Tretmühle Man vergleicht sich automatisch mit Menschen, die genauso viel Geld oder etwas mehr haben. 15 Wir brauchen eine Ethik des Genug. Wolfgang Huber 2013 16 8
Keinen messbaren Einfluss haben: Klima Heirat Alter Ausbildung Geschlecht 17 Einen sicheren Einfluss auf das Glück hat: Religion, Glaube, Spiritualität: Gläubige Menschen sind glücklicher Myers, D. (2000) in: American Psychologist, 55, 56-57 18 9
Einen sicheren Einfluss auf das Glück hat: Soziale Einbindung: Familie, Freunde und die daraus resultierenden Anpassungsleistungen machen glücklich. Seligmann, 2011 und viele Andere. 19 Hier ist sicher noch Luft: Untersuchungen zeigen, dass ein täglicher Fernsehkonsum von mehr als 2,5 Stunden mit einer geringeren Lebenszufriedenheit einhergeht, verglichen mit einer Konsumdauer von weniger als einer halben Stunde. Glücksatlas 2013 2002: 214 Minuten 2007: 225 Minuten 2012: 242 Minuten + 84 Minuten Internet 20 10
Was beeinflusst unser Glück? Vererbung: ca. 50% Lebensumstände: ca. 8-15% Die Art, wie wir mit der Welt und dem Leben umgehen 21 Unser Umgang mit der Welt und: Wie es unser Glück beeinflusst 22 11
Der Umgang mit der Vergangenheit Menschen, die ihrer Vergangenheit mit Dankbarkeit Wertschätzung Vergebung gegenüberstehen sind glücklicher. Harris, Thorensen, Luskin, Benisovich, Standard, Bruning, Evans (2001) und viele Andere 23 Resilienz, Glück und: Der Umgang mit Niederlagen 24 12
Wie erklärt sich jemand, dass er/sie durch die Prüfung gefallen ist? Die Arten der Ursachenzuschreibung nach Martin Seligmann Was meinen Sie: Welche Denkweise fördert Depressionen? Welche Denkweise fördert Resilienz und Glück? 25 Der Umgang mit Genuss oder: Macht Schokolade (ein tägliches Glas Wein, Sauerbraten, Sexualität, ein heisses Bad, ) glücklich? 26 13
Macht genießen glücklich? Ja. Aber nur wenn: 1. Sie bewusst genießen ( Achtsamkeit ) 2. Sie aufhören, wenn es genug ist (wenn Sie den Genuss nicht mehr wirklich wahrnehmen. Das geht recht schnell, probieren Sie s aus!) 3. Klare Zeiten des Verzichtes dazwischen sind. Achtung: Gewöhnung und Vergleich ( hedonistische Tretmühle ) 27 Es ist also eher die Grundhaltung der Achtsamkeit gegenüber den guten Dingen, die glücklich macht. Und das klare Bewusstsein, dass Entbehrungen in einem gewissen Masse die Voraussetzung sind, um glücklich zu sein. Menschen, die ein Leben ohne Schwierigkeiten führen sind nicht automatisch glücklicher. 28 14
Daher nochmal: Wir brauchen eine Ethik des Genug Wolfgang Huber, 2013 29 Was macht sonst noch glücklich? Teilen, Anderen eine Freude machen, Altruismus. Sich Ziele setzen, diese ggf. neu bewerten, lernen. Daran glauben, dass man Einfluss auf den Verlauf des Lebens hat. Optimistisches Denken Becchetti, 2011, Biswas-Diener 2011, Lachmann, 2011, Seligmann 2011 30 15
Ziele! Menschen, die Ziele verfolgen, die mit 1. persönlichem Wachstum 2. zwischenmenschlichen Beziehungen 3. Beiträgen zur Gesellschaft zusammenhängen haben ein erfüllteres Leben. Tal Ben-Shahar, 2007 31 Was beeinflusst unser Glück? Vererbung: ca. 50% Lebensumstände: ca. 8-15% Die Art, wie wir mit der Welt und dem Leben umgehen: ca. 40% 32 16
Also: Wie wird man glücklich? Kümmern Sie sich nicht allzu viel um Geld. Setzen Sie sich Ziele, die Sie oder die Gesellschaft weiterbringen. Seien Sie optimistisch. Glauben Sie an Ihren Einfluss auf Ihr Leben. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Lernen Sie. 33 Also: Wie wird man glücklich? Werden Sie achtsam gegenüber den guten Dingen im Leben und genießen Sie diese. Planen Sie enthaltsame und gerne auch anstrengende Zeiten ein oder nehmen Sie diese in Kauf. Lassen Sie den Fernseher aus. Pflegen Sie Freundschaften, lieben Sie Ihre Familie.. 34 17
Also: Wie wird man glücklich? Glauben Sie an etwas. Versöhnen Sie sich mit Ihrer Vergangenheit, vergeben Sie, wenn nötig. Teilen Sie, machen Sie Anderen eine Freude. 35 Und nun: Ihre Fragen! Das? stammt von www.de.hdyo.org 36 18
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