fürsorglicher Belagerung -ein Blick zurück nach vorn!

Ähnliche Dokumente
Reinhard Wiesner Fachlicher (Aus)Blick in die Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe

20 Jahre Kinder- und Jugendhilfegesetz Rückblick und Ausblick

RÜCKBLICK AUF 25 JAHRE SGB VIII

Expertengespräch * Dialogforum

Leseprobe aus: Eger/Hensgen, Das Jugendamt in der Zivilgesellschaft, ISBN Beltz Verlag, Weinheim Basel

Machtvoll für Kinder und Jugendliche Bedeutung und Perspektiven des Jugendhilfeausschusses aus jugendhilferechtlicher und fachpolitischer Sicht.

Fachliche Grundlagen der Beratungstätigkeit. des Landesjugendamtes. zur Verfahrensweise im Rahmen. der Begleitung und Förderung

Reinhard Wiesner Vom SGB VIII zur wirkungsorientierten Steuerung. Fachtagung Wirkungsorientierte Steuerung in den Hilfen zur Erziehung

Fit for Jugendhilfe. Rechtsgrundlagen

Wo stehen die Frühen Hilfen?

Das Jugendamt. besteht von Vorläufern abgesehen seit der Weimarer Republik (RJWG 1922)

Das neue Kinder- und Jugendhilferecht

HILFEN ZUR ERZIEHUNG QUO VADIS?

Fachliche Weiterentwicklung und finanzielle Steuerung der Hilfen zur Erziehung

Große Lösung = Beste Lösung!? für eine inklusive Lösung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung

Lehrbuch Kinder- und Jugendhilfe

Gila Schindler, Fachanwältin für Sozialrecht, Heidelberg

Die staatliche Mitverantwortung für das Wohl des Kindes

Pflichten, Rechte und Grenzen der Heimaufsicht. Pflichten, Rechte und Grenzen der Heimaufsicht. Inhalt: 1.

Fachtag Starke Eltern Starke Kinder im DKSB Landesverband Niedersachsen Elternkurse im Netzwerk Frühe Hilfen

Das Jugendamt der Zukunft - Mädchen für alles oder Restjugendamt?

Beteiligung, Beschwerde, Ombudschaften

Grußwort. (und vielleicht etwas mehr) Jahrestagung der DRK Jugendsozialarbeit September in Zwickau

Kreisjugendamt Konstanz

Rückblick und Ausblick

Vom Kind aus denken?!

Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Rechtliche, fachliche und soziale Dimension Rechtliche Dimension: VN-Kinderrechtskonvention Grundgesetz

Bundeskinderschutzgesetz Entwicklungsperspektiven für die Frühen Hilfen

Leitbild für flexible Erziehungshilfen

Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter. Eckpunktepapier zu den Anforderungen an die Strukturen der örtlichen öffentlichen Jugendhilfe

Wenn Eltern psychisch krank sind: vom Kindeswohl über die Eltern-Kind- Beziehung hin zu Frühen Hilfen und gelingender Kooperation

Zukunft der Erziehungshilfen. Gestaltung und Steuerung. PROGRAMM 1. und 2. Juni 2016, Unter den Linden 1, Berlin

Entwickelt und erarbeitet von Trägern der Freien und Öffentlichen Jugendhilfe im Bezirk

Möglichkeiten und Grenzen der Gesetzgebung zur Effektivierung des Kinderschutzes

Chancen und Grenzen von Wirkungsorientierun; in den Hilfen zur Erziehung

Stand: Inklusive Kinder- und Jugendhilfe

Reformprozess auf der Zielgeraden?

Rechtliche Grundlagen Früher Hilfen

Lebenswerte Stadt für alle. Inklusion als kommunale Steuerungsaufgabe. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Warum Inklusion? Und mit welchem Ziel? Gliederung. 1. Inklusion zur Situation in Sachsen

Kinderrechte - Herausforderung für Eltern, Gesellschaft und Staat

Jugendhilfeplanung und Demografische Entwicklung

Vom Kind aus denken!

SGB IX Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen

Kinder- und Jugendhilfe

AGJ Fachtagung Aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Kinder- und Jugendhilfe am 11./ , Berlin

ARMUTSPRÄVENTION FÜR JUNGE MENSCHEN

Ombudschaften. auch nützlich für. Jugendhilfeausschüsse & Jugendämter

Leistungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge

Zentrum Bayern Familie und Soziales

Diskussionspapiere. Nr Peter-Christian Kunkel: Inwieweit kann ein freier Träger die Aufgabe der Inobhutnahme nach 42 SGB VIII wahrnehmen?

Aktuelle Entwicklungen der Kinder- und Jugendhilfe auf Landesebene

Kinderschutz in Deutschland rechtliche Rahmenbedingungen und Konsequenzen. Oldenburg, den

Bu rgerinnen und Bürger als Kunden mit dem Jugendamt zufrieden?

Was macht die Föderalismusreform mit der Kinder- und Jugendhilfe?

Frühe Hilfen Gesetzlicher Auftrag, Ziele, Leistungen und Strukturen

Rechtsanspruch und Wahlrecht

ERZIEHUNGSBERATUNG IN HESSEN

Eckpunkte der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe. und die Auswirkungen auf das Persönliche Budget

Sozialpädagogische Familienhilfe im System der Behindertenhilfe

Vernetzung früher Förderung mit der Bildung, Erziehung und Betreuung im Vorschulalter

Auslage der Fachberatung Ganztag beim LVR-Landesjugendamt Rheinland

LVR V -Dez e er e n r at S ch c ulen e u nd Ju J gen e d Landes e jugen e damt

Rahmenleistungsvereinbarung für teilstationäre Einrichtungen

Kinderschutz in Einrichtungen und Diensten der Jugendhilfe

Bundeskinderschutzgesetz und Jugendarbeit Kinderrechte und die Untiefen gesetzlicher Regelungen

Braunschweig inklusiv. Die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Verein zur Förderung des Bundesnetzwerks Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe e.v.

Das Bundeskinderschutzgesetz: Chance oder Mehrbelastung für die beteiligten Akteure?

ANHÖRUNG ZUR AUSWAHL DES VORMUNDS IM JUGENDAMT UND ERSTER KONTAKT AG 10 FRIEDHELM GÜTHOFF DKSB LV NRW MEIN FOKUS

1. Regionalkonferenz zu Kinder- und Jugendrechten am 4. November 2014 im Alten Rathaus Esslingen

Zur Inklusion von Kindern und Jugendlichendie Herausforderungen für die Kinderund Jugendhilfe

Reform SGB VIII: Rück- oder Weiterentwicklung?

Heimerziehung heute Beteiligungs-und Beschwerdemöglichkeiten in den Einrichtungen der Erziehungshilfe

LVR-Landesjugendamt. Rheinland. LVR-Landesjugendamt. AuftragKindeswohl

FORUM 1 FRIEDHELM GÜTHOFF

Aufbau des Jugendamtes auf örtlicher Ebene

nifbe-fachtag Fachberatung Rahmenprogramm der didacta 2016 in Köln 19. Februar 2016

Fortschreibung des Konzeptes der Fachberatung für den Bereich der kommunalen Kindertageseinrichtungen

Winfried Pletzer. Bayerischer Jugendring Referat Kommunale Jugendarbeit und Jugendarbeit in Gemeinden. Fon: 089/

Aufgaben, Rechte und Pflichten des Jugendhilfeausschusses / Jugendamtes. Vortrag für (neue) JHA-Mitglieder am

LVR-Landesjugendamt. 1. Planung und Betriebsführung

Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe

Leitbild Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Freiburg

Arbeitshilfe zur Erstellung einer pädagogischen Konzeption

Das persönliche Budget Arbeit aus der Sicht eines Leistungserbringers

ARMUTSPRÄVENTION ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN FÜR POLITIK UND PRAXIS

Schutzauftrag und Betriebserlaubnis

Persönliches Budget. Sabine Gärtner Susanne Höhn 1. Dezember S. Höhn und S. Gärtner 5. Semester MIG - VWL - 1. Dezember 2008

Bedarfsgerecht. Sozialräumlich. Inklusiv. Erwartungen der Diakonie an ein reformiertes SGB VIII

Struktur des Jugendamtes

Kindesmisshandlung,Vernachlässigung, Drangsalierung: Der Handlungsrahmen der Sozialen Arbeit bei Kindeswohlgefährdung

Interkulturelle Öffnung im Kinderschutz

Lokale Teilhabeplanung und Strategische Sozialplanung

Jugendhilfe - Quo vadis?

Reinhard Wiesner. Inklusion: Was muss sich in der Jugendhilfe ändern? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Kooperation mit der Schule?

Von der Dyade zur Triade? Mögliche Ausweitung der Leistungen im SGB VIII Erwartungen und gesetzliche Regelungen

Kinderschutz an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule

Öffentliche und freie Träger auf dem Weg zu praktikablen Beschwerdeverfahren in der Kinder- und Jugendhilfe Frankfurt,

Thesen zur Weiterentwicklung des Kinderschutzes in Hamburg

Transkript:

Prof.Dr.Dr.h.c Reinhard Wiesner Das Jugendamtzwischen Dienstleistung und fürsorglicher Belagerung -ein Blick zurück nach vorn! Jugendhilfe - MISSION IMPOSSIBLE? DIJuF-Zweijahrestagung 26. / 27.April 2010

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 2

Die Einrichtung von Jugendämtern nach der Jahrhundertwende Der Erziehungsgedanke als Auslöser für die Jugendfürsorgebewegung Zusammenfassung der verschiedenen Zweige der Jugendfürsorge Verknüpfung der privaten mit der öffentlichen Fürsorge Lösung der Jugendfürsorge von der (allgemeinen) Armenpflege Wiesner DIJuF Jugendamt 3

Der historische Blick auf Kinder und Jugendliche als Adressaten von Jugendhilfe Familie als Tabuzone Generalverdacht und Diskriminierung unehelicher Kinder und ihrer Mütter Staatliche Verantwortung bei Tod der Eltern bei (drohender) Verwahrlosung und Gefährdung Kinder und Jugendliche als gefährliche oder unkontrollierte Objekte staatlicher oder staatlich tolerierter Korrektur Wiesner DIJuF Jugendamt 4

Konsequenzen für die Hilfeformen Primat der Fremdunterbringung (zwischen Rettungsgedanken und schwarzer Pädagogik) keine ambulanten familienunterstützenden Hilfen Kindertagessstätten als Mittel der Bewahrung von Unterschichtkindern vor Gefährdung und Verwahrlosung ( Bewahranstalten ) Wiesner DIJuF Jugendamt 5

Das Jugendamt als Erziehungsbehörde Der sozialpädagogische Auftrag: Verbindung von Verwaltung und Pädagogik Forderungen zur fachlichen Entwicklung des Jugendamtes (C.J.Klumker 1922) Zusammenfassung von Innen- und Außendienst Möglichkeit zur Beratung und Entscheidungsfindung in einem Kollegium (vor allem in schwierigen Fällen) Aufstellung und begleitende Kontrolle eines Heilplans Fachliche Absicherung und kompetente Praxisberatung durch die Leitung sowie durch Supervision für alle Fachkräfte Genaue Kenntnis über die zur Verfügung stehenden Jugendund Erziehungshilfeangebote sowie über die soziale Struktur des Bezirks bei den Mitarbeitern des Jugendamtes Entlastung von überflüssigen verwaltungstechnischen Aufgaben Wiesner DIJuF Jugendamt 6

Das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz von 1922. war in erster Linie ein Jugendamtsgesetz : im Mittelpunkt stand die Behörde, um die herum die Aufgaben gebaut worden sind verpflichtete nicht nur zur Errichtung der Behörden Jugendamt/ Landesjugendamt, sondern enthielt auch Vorgaben für deren Organisation (Kollegialbehörde, zweigliedriges Jugendamt) enthielt Aussagen zum Verhältnis zwischen der öffentlichen und der privaten Jugendhilfe Wiesner DIJuF Jugendamt 7

Diese Strukturvorgaben waren von Anfang an umstritten Kritische Haltung der kommunalen Spitzenverbände bei der Verabschiedung des RJWG Suspendierung der Vorschriften bis 1953 Subsidiaritätsstreit nach der Verabschiedung des JWG Initiativen zur Zuständigkeitslockerung Konsequenzen der Föderalismusreform Wiesner DIJuF Jugendamt 8

Das Recht auf Erziehung als Recht des Staates zur Zwangserziehung als Ausfallbürgschaft für die elterliche Erziehungsleistung als programmatische Aussage Wiesner DIJuF Jugendamt 9

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 10

Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit Öffentliche Fürsorge als Aufgabe kommunaler Selbstverwaltung Abhängigkeit der Angebotsqualität von der kommunalen Haushaltssituation Forderung nach Vorgaben für eine Mindestausstattung (3.Jugendbericht v.1972) (Aktuelle) Debatte um Standards für die Personalbemessung Sozialrechtlicher Anspruch von Kindern, Jugendlichen und Eltern auf Gleichbehandlung Das zweigliedrige Jugendamt als Exot in der Kommunalverwaltung Die Kommunalaufsicht oder: wer kontrolliert die Tätigkeit der Jugendämter? Diskussion über Ombudschaft in der Jugendhilfe Wiesner DIJuF Jugendamt 11

Koblenzer Resolution für einen bedarfsgerechten Kinderschutz v. 16.Juni 2009 Nicht der Bedarf von Kindern und Jugendlichen steht im Mittelpunkt, sondern die Kassenlage Forderungen 1. Die Kinder- und Jugendhilfe braucht eine solide Finanzierung, die unabhängig von der kommunalen Haushaltssituation ist 2. Leistungen und Maßnahmen der Jugendhilfe müssen nach fachlichen Kriterien und im Sinne des Kindeswohls entschieden werden und nach der Einnahmeentwicklung in den Kommunen 3. Für die Jugendämter müssen bundeseinheitliche Qualitätsstandards sowie Mindeststandards für Personal- und Mittelausstattung festgelegt werden Wiesner DIJuF Jugendamt 12

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 13

Perspektivenwechsel durch das KJHG Aufgabenkonzentration bei den örtlichen Trägern Von der Eingriffsverwaltung zur Leistungsverwaltung Vom reaktiven Eingriff in die elterliche Erziehungsverantwortung zur (pro)aktiven Stärkung des Eltern-Kind-Systems Wiesner DIJuF Jugendamt 14

Entwicklung der Angebotsstruktur Ausbau ambulanter Erziehungshilfen Ausbau der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz (1999) Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung (2013) Entwicklung maßgeschneiderter Hilfen Wiesner DIJuF Jugendamt 15

Fachpolitische Entwicklungen Lebensweltorientierung Dienstleistungsorientierung Sozialraumorientierung Wirkungsorientierung Wiesner DIJuF Jugendamt 16

Das Jugendamt: vom Kostenträger zum Leistungsträger Entwicklung spezifischer Instrumente zur Steuerung personenbezogener sozialer Dienstleistungen: Hilfeplanverfahren Der Blick auf das Eltern-Kind-Verhältnis als System Die Rolle der Hilfe suchenden Personen: vom Objekt der öffentlichen Fürsorge zum Leistungsberechtigten mit Beteiligungs- und Wahlrechten Wiesner DIJuF Jugendamt 17

Die Sicherstellung pädagogischer Leistungen durch das Recht Vom Eingriff zur Leistung : von der Eingriffsbefugnis mit weitem Handlungsspielraum (besonderes Gewaltverhältnis) zum Leistungsanspruch: Gesetzesvollzug oder Rechtsgestaltung? Wiesner DIJuF Jugendamt 18

Zur Spezifik pädagogischer Leistungen Personenbezogene soziale Dienstleistungen In Ansehung der Person Kooperativer Entscheidungs- und Leistungsprozess Vorläufigkeit der Entscheidung Entwicklungsdynamik während der Leistungserbringung Wiesner DIJuF Jugendamt 19

Strukturelle Jugendhilfeplanung als Voraussetzung für individuelle Hilfesteuerung Jugendhilfeplanung ( 80) als Instrument zur Wahrnehmung der Gesamtverantwortung in der Jugendhilfe als Teil der (örtlichen) Sozialplanung Angebotssteuerung über die Entgeltfinanzierung ( 78 a ff.) Wiesner DIJuF Jugendamt 20

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 21

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 22

Öffnungsklauseln für die Länder im Grundgesetz Einerseits: Regelungen des Bundes zur Einrichtung von Behörden und zum Verwaltungsverfahren können jetzt ohne Zustimmung des Bundesrates getroffen werden Andererseits: Abweichungsrecht der Länder mit anschließender Möglichkeit bundesrechtlicher Regelung ( Ping-Pong-Gesetzgebung ) Erste Reaktionen in Baden-Württemberg: Öffnungsklausel hinsichtlich der Zweigliedrigkeit des Jugendamtes für die kommunalen Gebietskörperschaften in Baden-Württemberg Wiesner DIJuF Jugendamt 23

Die Länder als Garanten für die Leistungsfähigkeit der Kommunen Keine Finanzbeziehungen zwischen Bund und Kommunen (Kommunen als Teil der Länder) Das Konnexitätsprinzip als Regulationsmechanismus für die Aufgabenzuweisung Beseitigung der bundesrechtlichen Aufgabenzuweisung an die Kommunen Erweiterung der Mehrbelastungsausgleichspflicht der Länder auf bundesrechtlich geregelte Aufgaben, die von den Ländern den Kommunen zugewiesen werden Sind die Kommunen jetzt aus dem Schneider? Wiesner DIJuF Jugendamt 24

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 25

Das Jugendamt und der Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder (1) Die Dominanz der Kindertagesbetreuung im Personal- und Finanzhaushalt Die Kindertagesbetreuung: Originäre Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe!? Tendenzen zur Verlagerung in die Schulverwaltung Wiesner DIJuF Jugendamt 26

Das Jugendamt und der Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder (2) Langsames Ausbautempo Unterschiedliche Akzeptanz der Kindertagespflege in den einzelnen Ländern und Kommunen Probleme bei der Bemessung des Tagespflegegelds (Konsequenzen der Einkommensteuerpflicht, Folgen für Kranken- und Rentenversicherung) Mangel an ausgebildeten Fachkräften Verschlechterung der Situation öffentlicher Haushalte Wiesner DIJuF Jugendamt 27

Das Jugendamt im Focus des Kinderschutzes (1) Die mediale Aufrüstung und die (nicht erfüllbaren) Erwartungen an das Jugendamt Zwischen Begrüßungspaket und Krisenintervention (die Ambivalenz aufsuchender Hilfen ) Potentiale und Grenzen der Prävention Vernetzung - oder Kolonialisierung der Lebenswelten? Wiesner DIJuF Jugendamt 28

Das Jugendamt im Focus des Kinderschutzes (2) Konzentration auf die (frühe) Kindheit: Jugendliche ein Fall für die Justiz? Junge Volljährige - 41 SGB VIII ein Papiertiger? Jugendhilfe auf dem Rückweg in die Polizei- und Ordnungsverwaltung? Das Jugendamt auf der Suche nach einem neuen Image Wiesner DIJuF Jugendamt 29

Das Jugendamt und die Debatte um die große Lösung für junge Menschen mit Behinderung Die aktuelle Debatte auf der Grundlage des 13. Kinder- und Jugendberichts und der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung Konsequenzen für die Ausstattung des Jugendamtes die fachliche Qualifikation des Personals Abschied vom sozialpädagogischen Leitbild des Jugendamtes? Wiesner DIJuF Jugendamt 30

Während Integration auf Der inklusive Ansatz: Kinder- und Jugendhilfe neu denken? die (Wieder)eingliederung behinderter Menschen in bestehende gesellschaftliche Strukturen zielt, weist das Konzept der Inklusion auf die Umgestaltung der sozialen Umwelt als Voraussetzung für die gemeinsame Nutzung und gesellschaftliche Teilhabe durch heterogene Gruppen von Kindern und Jugendlichen hin (Dannenbeck, vom Integrations- zum Inklusionsparadigma, Gemeinsam leben 2008, 195 ff.) Alle Leistungssysteme müssen sich so verändern, dass sie eine individuelle Förderung aller Personen ermöglichen Abschaffung von Parallelstrukturen und Sondereinrichtungen Wiesner DIJuF Jugendamt 31

Das Jugendamt und die Reform des Vormundschaftsrechts Ziele Stärkung des Einzelvormunds Qualifizierung der Amtsvormundschaft Umsetzung Referentenentwurf des BMJ vom Dez. 2009 Resonanz: Ziele werden begrüßt, Kritik zur Umsetzung im Detail Wiesner DIJuF Jugendamt 32

Das Jugendamt und die Kinderrechtedebatte Die UN-Kinderrechtekonvention und die Debatte um Kinderrechte Missverständnis 1: Kinder sind bisher rechtlos Missverständnis 2: Kinderrechte und Elternrechte sind gegeneinander gerichtet und müssen (durch wen?) zum Ausgleich gebracht werden Kinderrechte als Vehikel zur Verwirklichung des Kindeswohls Art.6 GG: Das Kindeswohl als negativer Standard Die Versuchung des positiven Standards Recht auf bestmögliche Bildung und Erziehung Fürsorgliche Belagerung als Umsetzung der Kinderrechte? Wiesner DIJuF Jugendamt 33

Übersicht 1. Das Jugendamt feiert Geburtstag 2. Das Jugendamt als kommunale Organisationseinheit 3. Das Jugendamt und der Perspektivenwechsel durch das KJHG 4. Das Jugendamt und die Föderalismusreform 5. Das Jugendamt und die aktuellen Herausforderungen 6. Quo vadis Jugendamt? Wiesner DIJuF Jugendamt 34

Optionen für das Jugendamt der Zukunft oder: Auf der Suche nach einer neuen Identität Das Jugendamt als Kompetenzagentur für Entwicklungsförderung Zusammenführung mit der Schulverwaltung ( kommunale Bildungslandschaften ) Enge Kooperation mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst und der Arbeitsagentur Wiesner DIJuF Jugendamt 35

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!