Niederbayern: Übersicht 1: Anzahl an Schweinen in niederbayerischen Landkreisen. Bogen Deggendorf. Dingolfing- Landau

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80,8 65,8 64,3 60,8 46,5 38,0 19,9 16,8 12,6 11,2 10,9 10,5 10,4 9,9 9,6 8,5 8,1 7,2 5,6 5,5 5,4 5,1 4,6 4,5 4,2 2,9 2,1 2,0 1,8 1,7 1,3 1,3 1,2 1,1

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S E R I E Niederbayern Wachstumsregionen Niederbayern: Mäster und Ferkelerzeuger starten durch Die Region Niederbayern baut ihre Spitzenposition in der bayerischen Schweineproduktion aus. Was sind die Gründe dafür. Wohin geht die Entwicklung? Übersicht 1: Anzahl an Schweinen in niederbayerischen Landkreisen Kelheim 104000 Landshut 324100 Landshut Regen Straubing- 1600 Bogen 98600 Deggendorf 42000 Dingolfing- Landau 164000 Rottal-Inn 104600 Die Investitionsbereitschaft der Schweinehalter zwischen Landshut und Passau ist ungebrochen. Aus dem Regierungsbezirk Niederbayern liegen nach Angaben der Landwirtschaftsämter zurzeit Anfragen von 150 bis 180 Schweinehaltern vor, die Investitionsförderung in Anspruch nehmen möchten. Dabei dominieren Vorhaben in die Schweinemast. Die Schätzungen der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh und -fleisch Oberbayern Ost und Niederbayern (EON) über die aktuellen Bauvorhaben in Niederbayern gehen in die gleiche Richtung. Nach unseren Beobachtungen sind zurzeit rund 2 700 Sauenplätze und 25 000 Mastplätze in Planung oder Bau, so EON-Geschäftsführer Willi Wittman. Die große Investitionsbereitschaft der Schweinehalter in Niederbayern hat viele Ursachen: Viele Schweinehalter haben in den vergangenen zwei Wirtschaftsjahren Eigenkapital gebildet, das nun für Investitionen zur Verfügung steht. In Bayern gibt es erstmals seit langem wieder eine Investitionsförderung für Aufstockungsmaßnahmen in der Schweinehaltung. Niederbayern ist ein guter Standort für den Maisanbau. Körnermaiserträge von 100 bis 110 dt trockene Ware pro ha sind relativ sicher. Die Schweinehalter verwerten den Mais meist als CCM oder als Ganzkornsilage. Die baurechtlichen Hürden für Aufstockungen sind nicht ganz so hoch wie in anderen Regionen. Viele Betriebe befinden sich in Einzelhof- oder Weilerlagen mit weiteren landwirtschaftlichen Betrieben, so dass die Abstandsregeln zu anderen Anwesen leichter eingehalten werden können. Viele Schweinehalter in Niederbayern bauen auffallend günstig. Häufig nutzen die Landwirte vorhandene Gebäude für die Schweinehaltung um. Diese Umbaulösungen funktionieren in der Praxis relativ gut und kosten bis zu 40 % weniger als neue Ställe, erklärt Ludwig Goldbrunner, Berater am Landwirtschaftsamt Landshut. Bei Neubauten bringen die Betriebsleiter und ihre Familien oft viel Eigenleistungen ein und senken so die Baukosten. In Betrieben mit großen Beständen setzen sich aber auch in Niederbayern Fertigställe immer mehr durch. Ein weiteres Plus sind die relativ guten Vermarktungsmöglichkeiten. Wichtigster Abnehmer für Schlachttiere ist die Erzeugergemeinschaft Südostbayern, ein Passau 336100 Freyung- Grafenau 1100 Passau München Oberbayern Unterfranken Oberfranken Nürnberg Mittelfranken Oberpfalz Schwaben In Niederbayern konzentriert sich die Schweinehaltung um Landshut und Passau. In jedem der beiden Landkreise werden mehr Schweine gehalten als in den Regierungsbezirken Oberfranken und der Oberpfalz. Grafik: Breithaupt gemeinsames Tochterunternehmen der EON und der VVG Niederbayern, das jährlich 900 000 Mastschweine vermarktet. Das Besondere: Diese Schweine werden fast komplett in der Region geschlachtet, weil die EON an den zwei Vion-Schlachthöfen in Landshut und Vilshofen beteiligt ist. Typbetone Tiere bleiben gefragt Wir brauchen weiterhin typbetonte Schweine, weil unsere Schlachthöfe vorwiegend für süddeutsche Verarbeiter und für den Italienexport produzieren, erläutert EON-Vorstandsvorsitzender Hans Auer. Die Erzeugergemeinschaft honoriert deshalb fleischbetonte Tiere und zahlt Zuschläge bis 61 % MFA. Die restlichen Schweine, das sind gut S4 top agrar 6/2007

Josef Asen senior und junior sehen ihre Zukunft in der Mast. Sie haben ihren Betrieb um 500 Mastplätze aufgestockt. Josef Asen, Aspertsham Rein-Raus mit 1 500 Mastschweinen Josef Asen (48) wollte vorsorgen für den Fall, dass sein Sohn in den Betrieb einsteigen würde. Der spezialisierte Schweinemäster aus dem Landkreis Passau reichte 2002 einen Plan für weitere 500 Plätze auf seiner Hofstelle ein. Möglich war dies, weil er zusätzlich 20 ha Ackerland pachten konnte. Der Landwirt mästete im Dorfgebiet bereits knapp 1000 Schweine und erweiterte dort seine Mastkapazitäten, ohne dass es größere Probleme mit der Baugenehmigung gab. Zum einen nutzen die Baubehörden im südlichen Landkreis Passau ihre Ermessensspielräume aus. Zum anderen ist die Schweinehaltung in Niederbayern bei der Bevölkerung noch gut akzeptiert. Als sein Sohn Josef 2006 eine landwirtschaftliche Lehre begann, setzte Asen die Baumaßnahme um. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er die Fütterung auf Ganzkornsilage umgestellt. 310 8 pro Mastplatz Weil die Flüssigfütterungsanlage und der Güllelagerraum bereits vorhanden waren, kostete ihn der Mastplatz im gemauerten Stall inklusive Mehrwertsteuer nur 310 E. Asen hatte wenig Lohnkosten, weil ihm günstige Bauhelfer über den Maschinenring zur Verfügung standen. Außerdem konnte er die Baustoffe und Stalleinrichtung günstig beziehen. Asen legt Wert auf eine sehr effiziente Arbeitsorganisation. Deshalb fährt er seine komplette Schweinemast auch nach der Aufstockung im Betriebs- Rein-Raus. Alle Ferkel stammen aus einem dänischen Betrieb, der wegen des im Süden geforderten Muskelfleischanteils die Sauen mit Piétrain-Ebern belegt. Die ausgemästeten Tiere vermarktet der Mäster lebend über einen Händler nach Österreich. Asen fährt damit recht gut, weil sich die Lebendnotierung vom Durchschnitt der amtlichen Preisfeststellung für E-Schweine mit einem attraktiven Umrechnungsfaktor für die Ausschlachtung ableitet. Seine Schweine nehmen gut 800 g pro Tag zu und erreichen im Durchschnitt einen Muskelfleischanteil von 57 bis 58 %. Das Mastendgewicht beträgt 120 bis 122 kg. Auch wenn die Vermarktung nach Österreich nicht mehr so interessant ist wie früher, bleibt sie nach Asens Sicht wichtig für den Wettbewerb. Die vielfältigen Absatzwege haben wesentlich dazu beigetragen, dass bei uns die Schweinehaltung so stark werden konnte, ist der Mäster überzeugt. -do- 50 % der in Niederbayern erzeugten Mastschweine, werden in der Regel lebend an den privaten Viehhandel vermarktet. Dabei spielt das angrenzende Österreich für den Absatz eine wichtige Rolle. So gingen im Jahr 2006 allein aus dem Landkreis Passau rund 200 000 Schweine zum Schlachten ins Nachbarland. Auch bei der Ferkelvermarktung kommt der EON eine Schlüsselrolle zu. Die Erzeugergemeinschaft, die seit einigen Jahren auch im östlichen Oberbayern aktiv ist, verkauft jährlich 1,1 Mio. Ferkel, darunter rund 150 000 Babyferkel. Wegen der hohen Anforderungen der Schlachthöfe setzt die EON ausschließlich auf die Zwei-Rassen-Kreuzung top agrar 6/2007 S5

M A N A G E M E N T Martin Wimmer aus Unterunsbach im Landkreis Landshut ist nach dem Studium neu in die Ferkelerzeugung eingestiegen. Auf der grünen Wiese hat er einen Stall für 300 Sauen gebaut. Um Zeit zu sparen, hat er sich für ein schlüsselfertiges System entschieden. Große Unterstützung bekam der Jungunternehmer von seinen Eltern. (DL x Pi) und auf die Bayern-Hybriden (DL x DE x Pi). Sie hat für den Jungsauenbezug ihrer Ferkelerzeugerbetriebe einen Abnahmevertrag mit der Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridzuchtschweine in Bayern abgeschlossen. Zusätzlich gibt die EON Empfehlungslisten für Eber heraus, die besondere Kriterien hinsichtlich Muskelfleischanteil, Kotelett-Fläche und Fleisch-Fett-Verhältnis erfüllen müssen. Die marktorientierte Erzeugung der Mastferkel macht sich für die Sauenhalter in Niederbayern bezahlt. Sie erlösen für ihre Ferkel rund 1,50 E pro Tier mehr als im bayerischen Durchschnitt. Außerbayerische Herkünfte konnten sich hingegen bislang in Niederbayern nicht richtig durchsetzen. So erreichen Dänenferkel zwar etwas geringere Verluste und deutlich höhere Zunahmen in der Mast als Ferkel aus Niederbayern. Aufgrund des niedrigeren Schlachterlöses fallen sie jedoch in den Direktkostenfreien Leistungen pro Mastplatz um 10 bis 17 E gegenüber den heimischen Herkünften ab, erläutert Johann Zimmermann, Leiter des Schweineteams am Landwirtschaftsamt Passau. Die Mast wächst der Ferkelerzeugung davon Trotz der attraktiven Ferkelpreise boomt in Niederbayern vor allem die Mast. Hier sind die Investitionen so umfangreich, dass die Kapazitäten durchschnittlich jedes Jahr netto um 10 000 bis 15 000 Plätze wachsen. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Wachstumsschritte viel größer sind als früher. Aufstockungen bewegen sich heute zwischen 600 und 1 000 Mastplätzen, berichtet Maria Hager, Fachberaterin für Schweinehaltung am Landwirtschaftsamt Landshut. Dabei haben die im Fleischerzeugerring organisierten Mäster in Niederbayern mit rund 570 Mastplätzen pro Betrieb bereits bessere Strukturen als im bayerischen Schnitt. Zäher verläuft dagegen die Entwicklung in der Ferkelerzeugung, wo die Tierzahlen in den organisierten Betrieben mit rund 70 Sauen pro Bestand etwa dem bayerischen Durchschnitt entsprechen. Monika und Josef Anglhuber Kühe raus Sauen rein Durch die Umstellung unseres Betriebs auf die Sauenhaltung sind wir zeitlich nicht mehr so stark gebunden, wissen Monika und Josef Anglhuber aus Bruckberg bei Landshut zu schätzen. Das Ehepaar hat sich vor gut zwei Jahren dazu entschlossen, aus der Milchviehhaltung auszusteigen. Eine Investition in die Milchviehhaltung stand außer Frage, da die Rahmenbedingungen ungewiss sind, begründet Josef Anglhuber. Die gute Flächenverwertung war für den 50 ha Betrieb ein Grund in die Sauenhaltung einzusteigen. Allerdings hatten die beiden bisher keine Erfahrungen mit Schweinen. Wir haben uns viele Betriebe in der Umgebung angeschaut, um einen Überblick über die Produktionstechnik zu bekom- men, erklärt Monika Anglhuber. Zudem haben wir sehr gute Unterstützung von unserem Ringassistent, unserem Tierarzt und unserer Erzeugergemeinschaft bekommen. Geplant wurde der Stall für 210 Sauen zusammen mit dem Landwirtschaftsamt. Ziel war es, den alten 42er- Anbindestall in das Stallkonzept zu integrieren. Umbau in zwei Phasen Im Herbst 2005 wurde damit begonnen, den neuen Warte- und Abferkelstall an den vorhandenen Kuhstall anzubauen, der in dieser Zeit belegt blieb. Wir haben die Arbeit an eine regionale Stallbaufirma vergeben, um Zeit zu sparen, berichtet der Landwirt, allerdings haben wir soweit wie möglich auf dem Bau aus- S6 top agrar 6/2007

Übersicht 2: So entwickelt sich die Schweinehaltung in Bayern Anzahl Schweine in 1 000 Stück Veränderung seit 92/93 2) in % Niederbayern 1183 + 5,2 Schwaben 554 + 1,3 Mittelfranken 542 5,0 Oberbayern 471 3,9 Unterfranken 415 12,1 Oberpfalz 292 7,2 Oberfranken 275 12,9 2003; 2) 2003 gegenüber 1992/1993 Quelle: Bayerischer Agrarbericht 2006 Niederbayern ist die Wachstumsregion in der bayerischen Schweineproduktion. Zwischen 1993 und 2003 nahm die Zahl der Schweine in Niederbayern um 5 % zu, während sie in fast allen anderen Regionen Bayerns zurückging. Um die Balance zwischen Ferkelerzeugung und Mast zu halten, hat die EON in den letzten Jahren kräftig für Investitionen in die Ferkelerzeugung geworben und etliche Baufachtagungen angeboten. Und das mit Erfolg: So haben in den letzten Jahren viele Betriebe, darunter auch etliche Rinderhalter, im großen Stil in die Sauenhaltung investiert. Nicht wenige Umsteiger gehen in einem Schritt gleich auf 200 Sauen und mehr. Typisch für aufstockende Ferkelerzeuger sind Wachstumsschritte um 50 bis 100 Sauenplätze. Trotz vieler Investitionen ist die Ferkelerzeugung in Niederbayern jedoch leicht rückläufig, weil gleichzeitig sehr viele kleine Bestände mit unter 100 Sauen weggebrochen sind. Unterm Strich hat Niederbayern in den letzten vier Jahren netto über 6 500 Sauenplätze verloren, wobei sich jedoch der Abbau in den letzten beiden Jahren deutlich verlangsamt hat (siehe Übersicht 3, S. S8). Fazit: Auch in Niederbayern geht die Schere zwischen Ferkelerzeugung und Mast weiter auseinander. Das Ferkeldefizit beträgt bereits 200 000 bis 250 000 Tiere, mit steigender Tendenz. Läuft die Strukturentwicklung in den nächsten Jahren so weiter wie bisher, würde die Lücke jährlich um weitere 50 000 Ferkel wachsen. Monika und Josef Anglhuber ten Jungsauen. Allerdings nur mit halben Sauengruppen. Dadurch konnte schon mit der Ferkelproduktion begonnen werden, während im alten Kuhstall noch gemolken wurde. Erst als im Dezember 2006 die letzten Kühe vom Hof gingen, wurde der alte Anbindestall entkernt und als Deckzentrum umgebaut. Der fließende Übergang hatte den Vorteil, dass wir immer laufende Einnahmen aus dem Betrieb hatten, erklärt Josef Anglhuber. Nach der Fertigstellung des Deckzentrums wird der Bestand nun auf die volle Sauenzahl aufgestockt. Aufgrund der Einbindung der Altgebäudesubstanz liegen die Baukosten pro Sauenplatz bei 2000 E pro Sauenplatz. Bisher hat das junge Betriebsleiterehepaar den Einstieg in die Sauenhaltung nicht bereut. Allerdings gestaltet sich die Vermarktung der Babyferkel etwas schwierig. Deshalb wollen wir im nächsten Schritt einen Ferkelaufzuchtstall bauen, um flexibler am Markt reagieren zu können, blicken Anglhubers in die Zukunft. -jageholfen und auch die Stalleinrichtung zum großen Teil selbst montiert. Nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts im Juli letzten Jahres belegten Anglhubers den Stall mit den ers- top agrar 6/2007 S7

M A N A G E M E N T Sicher ist das aber nicht. Denn die Fläche wird in Niederbayern immer mehr zum begrenzenden Faktor. Vor allem in viehdichten Gemeinden ist Pachtland bereits so knapp und teuer, dass Aufstockungen im eigenen Betrieb kaum noch möglich sind, ohne die Grenze zur Gewerblichkeit zu überschreiten. Hinzu kommt die zunehmende Konkurrenz von Biogas-Betrieben. So sollen im Landkreis Dingolfing-Landau bereits 12 % der landwirtschaftlichen Fläche für die Biogaserzeugung genutzt werden. Weiterer Knackpunkt: Viele Schweinehalter in Dorflagen stoßen baurechtlich an ihre Grenzen und haben keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. Für Aussiedlungen und Erweiterungen auf Einzelhöfen erweist sich die Abstandsregelung zum Wald im Rahmen der TA Luft als zunehmendes Problem. Der größte Hemmschuh sind zurzeit die gestiegenen Baukosten. Berater und Landwirte schätzen, dass die Baupreise zurzeit um 30 bis 40 % über dem Vorjahr liegen. Allein mit dem allgemeinen Anstieg der Baustoffpreise sei dies nicht mehr zu erklären. Vermutet wird, dass die Firmen von der Förderung der Landwirte profitieren wollen. Die Angebote sind zum Teil so hoch, dass eine rentable Schweineproduktion nicht mehr möglich ist, warnt Jens Reimer, Leiter des Schweineteams am Landwirtschaftsamt Landshut. Er rät deshalb Schweinehaltern bei überteuerten Angeboten, die Investitionen vorerst zu schieben. Wir halten fest In der Schweinehochburg Niederbayern wird weiter kräftig investiert. Dabei wächst die Mast stärker als die Ferkelerzeugung. Gründe für die hohe Investitionsbereitschaft sind die guten Standortbedingungen für den Maisanbau und die exzellenten Vermarktungsmöglichkeiten. Zudem zeigen sich viele Genehmigungsbehörden offen gegenüber den Entwicklungswünschen der Landwirte. Der bisherige Vorteil der günstigen Baukosten ist durch den enormen Preisanstieg zurzeit nicht mehr gegeben. Klaus Dorsch Übers. 3: Weniger Sauen mehr Mastschweine Zuchtsauen Mastschweine Ferkeldefizit 2) 2002 113 740 710154 26560 2004 108 049 722071 148601 2006 107 172 750044 235362 Quelle: Invekos; 2) eigene Berechnungen Manfred Aue, Fürstenzell Sauen bringen beste Stundenverwertung Manfred Aue hat einen neuen Stall für 220 Sauen gebaut, weil er sich davon eine gute Rendite verspricht. Fotos: Dorsch (3), Jacob (2) Manfred Aue (34) dachte vor vier Jahren lange nach, in welche Richtung er den Betrieb entwickeln wollte. Seine Eltern hatten einen für die Region typischen Kombi-Betrieb mit 80 Sauen und anteiliger Mast. Weil der Sauenstall bereits 30 Jahre alt war, blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Aufgabe der Sauenhaltung und Bau eines zweiten Maststalles; Bau eines neuen Sauenstalles. Der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt aus Fürstenzell im Landkreis Passau entschied sich für einen neuen Sauenstall, gerade weil in seinem Umfeld Investitionen in die Mast immer mehr zunahmen. Die Absatzchancen für Ferkel sind bei uns sehr gut, so Aue. Für eine reine Spezialisierung in die Mast hätte Aue nach eigener Ansicht mit 80 ha jedoch zu wenig Fläche. Und eine Zupacht zu vertretbaren Preisen war wegen der starken Viehhaltung in der Region nicht möglich. Außerdem rechnete sich der junge Unternehmer aus, dass ihm die Ferkelerzeugung eine deutlich bessere Stundenverwertung bringen würde als die Mast. Aue teilte den Neubau für insgesamt 220 Sauenplätze in zwei Abschnitte, weil er viele Arbeiten selber machen wollte. An Erfahrung fehlte es ihm nicht, weil er über einen längeren Zeitraum als Bauund Betriebshelfer gearbeitet hatte. 2003 begann er den ersten Abschnitt für 170 Sauen. Die restlichen 50 Plätze für die Sauen, die bisher noch in Altgebäuden stehen, sind kurz vor der Fertigstellung. 22 aufgezogene Ferkel pro Sau und Jahr Der Einsatz hat sich gelohnt. Zum einen konnte der junge Landwirte viele eigene Ideen bei der Ausführung des Gebäudes einbringen. Zum anderen kostete ihn der Sauenplatz nur 2 000 E. S8 top agrar 6/2007

Aue fühlt sich wie ein Neueinsteiger in die Ferkelerzeugung, weil vorher seine Eltern für die Sauenhaltung verantwortlich waren. Trotzdem kommt er mit der Produktionstechnik gut zurecht. Mit 22 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr erreicht er für niederbayerische Verhältnisse bereits sehr gute Ergebnisse. Die Kenntnisse eignet er sich vor allem über den Arbeitskreis Ferkelerzeugung des Landwirtschaftsamtes sowie über Seminare und Fachliteratur an. Am meisten bringen mich der Erfahrungsaustausch mit anderen Ferkelerzeugern und die gegenseitigen Betriebsbesuche voran, ist der Landwirt überzeugt. Der Ferkelerzeuger fährt einen 3-Wochen-Rhythmus mit 30er Sauengruppen und füttert alle Tiere flüssig. Ein Drittel seiner Ferkel zieht er selbst auf und mästet sie im vorhandenen Maststall. Das rechnet sich für ihn sehr gut, weil er alle Tiere an einen Metzger vermarkten kann. Direktbeziehung mit Mäster Den größten Teil seiner Ferkel verkauft er mit 8 kg an einen Mäster mit angeschlossener Ferkelaufzucht, mit dem er unter Federführung der EON einen Rahmenvertrag abgeschlossen hat. In beide Betriebe kommt der gleiche Tierarzt. Zudem haben sie das Futter und die Stalltemperatur aufeinander abgestimmt. Aue ist mit der Produktion der Baby- Rudolf und Angelika Luginger aus Essenbach im Landkreis Landshut haben vor zwei Jahren ihren bestehenden Mastbestand von 900 auf 1 800 Plätze verdoppelt. Entscheidend war, dass ihr Sohn Stephan mit dem Landwirtschaftsstudium begann, um anschließend in den Betrieb einzusteigen. Der neue Fertigstall ist mit Sensorfütterung und einer einfachen Porendecken-Lüftung ausgestattet. Lugingers beziehen ihre Ferkel von der EON und fahren alle Ställe im Abteil-Rein-Raus mit 190er bis 250er Gruppen. Die fertigen Mastschweine vermarkten sie lebend über einen Händler an einen Münchener Metzger. ferkel zufrieden. Solange die Vermarktung gesichert ist, werde ich das weiter praktizieren, sagt der Sauenhalter. Eine Alternative wäre für ihn die Investition in einen weiteren Aufzuchtstall. Doch das ist für ihn zurzeit schon allein wegen der überteuerten Baupreise kein Thema. -dotop agrar 6/2007 S 9