Landmarkt und Strukturwandel

Ähnliche Dokumente
Industrieökonomik I Wintersemester 2007/08 1. Industrieökonomik I. Prof. Dr. Ulrich Schwalbe. Wintersemester 2007/ 2008

Marktversagen II - Monopol

Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1

Industrieökonomik Sommersemester Vorlesung,

Teil IV: Abweichungen vom Wettbewerbsmarkt und Marktversagen

Strategische Asymmetrien Stackelberg-Modelle und Markteintritt

Erstellt von Krischan

Kosten. Vorlesung Mikroökonomik Marktangebot. Preis. Menge / Zeit. Bieten die Unternehmen bei höheren Preisen mehr an?

3.3 Kapitalstock und Investitionen

Duopol. Monopol. Duopol. Supply Chains. Strategische Lagerhaltung. Anreize für Manager. Terminmärkte. Hotelling

4 Mengenwettbewerb und Kapazitätsschranken. 4.1 Simultaner Mengenwettbewerb. Augustin Cournot (1838)

VO Grundlagen der Mikroökonomie

Mikroökonomie II. Industrie- und Wettbewerbsökonomik. Sommersemester 2009 G. Müller-Fürstenberger. GMF - SoSe Mikroökonomie II

KAP 11. Teilspiele und Teilspielperfektheit (unvollk. Info)

Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1

Was ist Mikroökonomie? Kapitel 1. Was ist Mikroökonomie? Was ist Mikroökonomie? Themen der Mikroökonomie

v+s Output Quelle: Schotter, Microeconomics, , S. 412f

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA

Unternehmen und Angebot

Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht, Effizienz auf perfekt kompetitivem Markt Aber: Marktversagen (Part 3)

9.1OligopolistischeInteraktionàlaCournot

Mikroökonomie 1. Kostenminimierung

Monopolistische Konkurrenz und Oligopol

Theorie der Firma. Transaktionskosten, Eigentumsrechte und unvollständige Verträge. Intermediationstheorie und Unternehmen als Intermediäre

Mikroökonomie: Angebotstheorie. Lösungen zu Aufgabensammlung. Angebotstheorie: Aufgabensammlung I

Angebot. Vorlesung Bauwirtschaft Angebot = Wie viel bietet ein Unternehmen bei unterschiedlichen Preisen an? Preis.

neue Aspekte - Konsumenten achten auf die Haltbarkeit und den Wiederverkaufswert

Arbeitsmarktökonomie

Klausur: Mikroökonomik A Wintersemester 2010/ Termin

Gewinnfunktion für Firma 1 [ ] Gewinnfunktion für Firma 2 [ ]

Unterschied zwischen Stackelberg Führern und den Folgern: jeder Stackelberg Führer weiß, dass der Output der Stackelberg Folger durch Y F = n

Externe Skalenerträge. Einführung Skalenerträge und Marktstruktur Theorie externer Skalenerträge Skalenerträge und Handel Lerneffekte

3.3 Kapitalbestand und Investitionen

7 Innovation und Marktstruktur

Kapitel 8: Wettbewerbsangebot

Eine Einführung in das Moral-Hazard- oder Hidden-Effort-Problem: Fixe oder variable Bezahlung?

Grenzkosten und Durchschnittskosten

Grundlagen der Volkswirtschaftslehre ( )

III.3 Die Unternehmensanalyse der Evolutorik

Kapitel im Lehrbuch. Kapitel 3: Einzelwirtschaftliche Produktionsentscheidungen. Einfaches Modell der Unternehmung

Preisbildung im Monopol

Die kurzfristigen Kosten eines Unternehmens (Euro)

Mikroökonomie Oligopol und Monopolistischer Wettbewerb

Kapitelübersicht. Weltagrarmärkte (74064) Einführung. Skalenerträge und internationaler Handel: ein Überblick

Industrieökonomik II Wintersemester 2007/08 1. Industrieökonomik II. Prof. Dr. Ulrich Schwalbe. Wintersemester 2007/ 2008

Mietinteressent A B C D E F G H Vorbehaltspreis a) Im Wettbewerbsgleichgewicht beträgt der Preis 250.

Grundlagen der Volkswirtschaftslehre ( )

Lösungsskizze zur Probeklausur Einführung in die Mikroökonomie

Mikroökonomik für Wirtschaftsingenieure. Dr. Christian Hott

Bodenpreise in Sachsen-Anhalt: Trends, Determinanten und Privatisierungsaspekte

Monopolistische Konkurrenz

13. Monopol. Auf dem Markt gibt es nur einen Anbieter. Der Monopolist kann den Marktpreis beeinflussen.

Herausforderungen in der ökonometrischen Analyse von Pachtpreisen. Gunnar Breustedt

IK Ökonomische Entscheidungen & Märkte ( )

Modellierung des Oligopolwettbewerbs

Modellierung des Oligopolwettbewerbs

Multinationale Unternehmen. Einführung Ein paar Fakten Grundzüge eines Modells Empirische Schätzungen für die USA

Übung 5: Marktmacht und Marktstruktur

IK Ökonomische Entscheidungen & Märkte

Volkswirtschaft Modul 2

Anmerkungen zur Pressefusionskontrolle

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte

Übung 3: Unternehmenstheorie

III.2 Die Unternehmensanalyse der Neoklassik

VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE I

Einführung in die Finanzwissenschaft

3 Das aggregierte Angebot

Einführung in die Mikroökonomie

Übung 2: Arbeitsnachfrage

Das Basismodell der Neuen ökonomischen Geographie und die Auswirkungen steigender Transportkosten

IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA

Mikroökonomik 9. Ann. Gewinnmaximierung. Ziel: Gewinnmaximierung. Erlös. Inhalt. Kostenfunktion und Angebotsfunktion II

Fallstudie 4: Natürliche Monopole

Übung 5: Marktmacht und Marktstruktur

Kapitel 20: Gewinnmaximierung. moodle.tu-dortmund.de. Wirtschaftstheorie I: Mikroökonomie SoSe 2017, Lars Metzger 1 / 27

Mikroökonomik B Teil II: Spieltheorie

Das Angebot im Wettbewerbsmarkt

6. Adverse Selektion und soziale Wohlfahrt

Einführung in die Wirtschaftswissenschaften für Nicht-ÖkonomInnen. Teil 3: Unternehmenstheorie

Das Angebot bei perfektem Wettbewerb

L&A-Wettbewerbstag 2017

10. Monopol. Literatur: Pindyck und Rubinfeld, Kapitel 10, 12 Varian, Kapitel 24 Frambach, Kapitel 5.2

Produktion und Organisation VL 7: Produktion Produktionstheorie

iconomix-fachtagung 16 Workshop C Fairer Handel Zürich, 3. September 2016, Prof. Dr. Andrew Lee / Prof. Dr. Rolf Weder

Ressourcenökonomische Analyse des Stahlmarkts

Verfügbarkeit, Knappheit und Nutzung nicht-erneuerbarer Ressourcen

Theorie des sektoralen und regionalen Strukturwandels in den Wirtschaftswissenschaften

Richtig oder falsch? (mit Begründungen) Teil micro

Monopol. Entstehung von Monopolen

Shareholder Value optimaler Risikomanagementmix für Lebensversicherungsunternehmen. unter Berücksichtigung demographischen Risikos

Mikroökonomie I Kapitel 7 Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot WS 2004/2005

4. Oligopole. 4.1 Cournot-Oligopol

2. Industrieökonomische Grundlagen

Volkswirtschaftslehre für WI ler, Bachelor 60 Pkt. SS08 -Makroökonomik- Dr. Jörg Lingens

Mikroökonomische Theorie: Gewinnmaximierung

8., aktualisierte und erweiterte Auflage

Kostenfunktionen. Kapitel 10. Ökonomische Kosten. Ökonomische Kosten. Kostenfunktionen

Kapitel 13 Die Produktionskosten (Unternehmensverhalten u. Org)

Transkript:

Landmarkt und Strukturwandel Vanessa von Schlippenbach Universität Düsseldorf, DIW Berlin Prä Konferenz Workshop 51. Jahrestagung der GeWiSoLa 28. September 2011 in Halle

Hintergrund I Anteil Größenklassen 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 Regionen mit kleinen Betrieben 1979 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2003 Kleine Betriebe: Mittlere Betriebe: Große Betriebe: Regionen mit großen Betrieben 1979 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2003 Quelle: Kreisdaten 1979 2003 Unterschiedliche Konzentrationsentwicklung in unterschiedlich strukturierten Regionen

Hintergrund II Land ist eine unbewegliche, nicht duplizierbare und aufgrund alternativer Nutzungsformen zunehmend knappe Ressource in der Agrarproduktion. Betriebe können nicht wachsen, ohne dass andere Betriebe schrumpfen oder aus der Agrarproduktion aussteigen (Balmann et al. 2006). Starke Interdependenz von Betrieben innerhalb einer Region (Chavas 2001). 3

Fragestellungen 1) Wie hängen Betriebsaufgaben, Betriebswachstum und Bodenmärkte miteinander zusammen? 2) Wie lassen sich regional unterschiedliche Muster des Strukturwandels erklären? 4

Agenda 1) Literaturüberblick 2) Theoretischer Erklärungsansatz (Hüttel, Margarian und von Schlippenbach, 2011) 3) Zusammenfassung & Ausblick 5

Literaturüberblick I Viele verschiedene Ansätze zur Erklärung von Strukturwandel (insb. Neue Wirtschaftsgeographie ) Hier: Industrieökonomie (IÖ) (i) "... the principal concerns of industrial organization relate to the application of microeconomics to the problems of monopoly, restraints of trade, and the public regulation and ownership of enterprises" (Philips and Stevenson, 1974). (ii) "... industrial organization may be broadly defined as the field of economics concerned with markets that cannot easily be analyzed using the standard textbook competitive model" (Schmalensee, 1987). (iii) Strategisches Verhalten von Firmen

Literaturüberblick II Exit bei Wettbewerb in schrumpfenden Industrien Ghemawat und Nalebuff (1985): 2 Firmen im Mengenwettbewerb, schrumpfender Absatzmarkt. Große Firmen treten eher aus einer schrumpfenden Industrie aus als kleine Firmen. Es sei denn, es liegen Größeneffekte vor. Ghemawat und Nalebuff (1990): Wenn Größenanpassungen möglich sind, dann schrumpfen die großen Firmen zunächst. Reynolds (1988): Im Fall von mehrbetrieblichen Firmen reduzieren die großen zunächst die Anzahl der Betriebe. Snowball Effect (Wer kauft Kapazitäten?) Ghemawat (1990): Ursprünglich große Firmen haben einen Anreiz alle Investitionsmöglichkeiten zu übernehmen, um die Produktpreise hochzuhalten. Ursprüngliche Asymmetrien nehmen zu.

Literaturüberblick III Analyse endogener Marktstrukturen Esö, Nocke und White (2010) Symmetrische Firmen konkurrieren um Kapazitäten und stehen im unvollständigen Wettbewerb. Bei beschränkter Kapazitätsverfügbarkeit: symmetrische Marktstruktur, ansonsten asymmetrische Marktstruktur. Besanko und Doraszelski (2004) Untersuchung substantieller und persistenter Größenunterschiede basierend auf Markov perfect equilibrium (Ericson and Pakes 1995). Wiederholte Interaktion von ex ante symmetrischen Firmen bei unvollständigem Wettbewerb. Ergebnis: Industriedynamiken hängen wesentlich von der Form des Wettbewerbs zwischen den Firmen und der Reversibilität von Investitionen ab.

Literaturüberblick IV Keine direkte Anwendung dieser Modelle auf den Landmarkt, da freie Landkapazitäten nur durch (partiellen) Betriebsaufgabe entstehen. Notwendig: Modellierung eines endogenen Inputmarktes. Verbindung von Marktaustritt und Kapazitätserweiterung. Im Gegensatz zu bestehenden Modellen perfekter Wettbewerb auf dem Absatzmarkt!

Theoretisches Modell I Marktstruktur Regionen mit n Betrieben 1 2... m m+1 m+2... n Regionale Gesamtfläche: m k l n m k s Große Betriebe mit Landausstattung k l Kleine Betriebe mit Landausstattung k s Annahmen (i) 1 Einheit Input (Land) 1 Einheit Output (ii) Perfekter Wettbewerb für Output (iii) Steigende Grenzkosten (mit größenabhängigen Unterschieden) 10

Kostenstruktur Kosten C Theoretisches Modell II C klein Marg. C klein = Marg. C groß αc groß α C groß mit α <α Marginale C klein > Marginale C groß 0 q klein q groß Produktionsmenge (q) 11

Landmarkt Theoretisches Modell III Landmarkt 1 2... m m+1 m+2... Marktaustritt Marktaustritt n Angebot: nur bei Marktaustritt eines Betriebes (kein partieller Austritt möglich) Nachfrage: überlebende Betriebe fragen zusätzliches Land nach Marktmechanismus: Angebot = Nachfrage, Linearer Preis 12

Spielzüge Theoretisches Modell IV 1. Marktaustritt. Die Firmen entscheiden sich, ob sie (i) mit der Produktion fortfahren oder (ii) aus dem Markt austreten und ihre Landausstattung verkaufen. 2. Landmarkt. Wenn zumindest eine Firma aus der Produktion austritt, entsteht ein Landmarkt: Kauf und Verkauf finden statt. 3. Absatz. Die Firmen produzieren und verkaufen ihre Ware. Lösen des Spiels durch Rückwartsinduktion 13

Lösung und Ergebnisse I: Absatzstufe Firmen entscheiden über ihr Angebot auf dem Absatzmarkt, indem sie ihren Gewinn maximieren: Gewinn = Preis*Produktion Produktionskosten Kosten für Land Optimum: Produktpreis = Marginale Kosten Beachte: Produktionsmenge bestimmt durch verfügbares Land, d.h. Randlösung möglich. 14

Lösung und Ergebnisse II: Landmarkt Bestimmung der gewinnmaximierenden Landnachfrage: k i Gleiche Kosten: Kleine fragen mehr nach als Große (Konvergenz) Kostenvorteile für Große: trade off zwischen Grad der Kosteneffizienz und ursprünglicher Landausstattung Bestimmung des Landpreises: e s,e l, Preis sinkt, wenn mehr Betriebe aussteigen bzw. weniger wachsen. Preis steigt, wenn mehr große Betriebe in einer Region vorhanden sind und diese in Relation zu den kleinen Betrieben Kostenvorteile haben. 15

Lösung und Ergebnisse: Marktaustritt Firmen treten dann aus der Produktion aus, wenn der Verkauferlös und der Gewinn aus ihrer alternativen Erwerbsmöglichkeit den Fortsetzungsgewinn übersteigt: Es steigen die Firmen mit der geringeren Wertschätzung für zusätzliches Land aus (d.h. die weniger effizienten). Ursprüngl. Landausstattung hoch: Austritt weniger profitabel, da Landpreis geringer. Kostenvorteile großer Firmen: höhere Anzahl großer Firmen erhöht Austrittwahrscheinlichkeit kleiner Firmen. 16

Zusammenfassung & Ausblick Ergebnis: Die Intensität von Strukturwandel hängt entscheidend von der ursprünglichen Marktstruktur sowie der Kosteneffizienz der Firmen ab. Diskussion: Annahme über steigende Grenzkosten. Bei fallenden Grenzkosten also zunehmenden Skalenerträgen natürliches Monopol. Ergebnis robust auch bei Annahme komplexerer Mechanismen für den Landmarkt (z. B. Auktionen). Weiteres Vorgehen Empirische Validierung 17

Zusammenfassung & Ausblick Weiteres Vorgehen Empirische Validierung Entwicklung der Betriebsanzahl und Bodenpreise in Niedersachsen Kaufpreise in je ha 20000 15000 10000 5000 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2001 2003 2005 2007 2010 100000 80000 60000 40000 20000 0 Anzahl Betriebe Kaufpreise je ha LF Anzahl Betriebe 18

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? Dr. Vanessa von Schlippenbach Heinrich Heine Universität Düsseldorf DICE e mail: vanessa.schlippenbach@uni duesseldorf.de 19