Syntax der Prädikatenlogik: Variablen, Terme. Formeln. Freie und gebundene Variablen, Aussagen. Aufgabe

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Transkript:

Syntax der Prädikatenlogik: Variablen, Terme Formeln Eine Variable hat die Form x i mit i = 1, 2, 3.... Ein Prädikatensymbol hat die Form Pi k und ein Funktionssymbol hat die Form fi k mit i = 1, 2, 3... und k = 0, 1, 2.... Hierbei heißt i jeweils der Unterscheidungsindex und k die Stellenzahl (oder Stelligkeit). Wir definieren nun die Terme durch einen induktiven Prozeß: (1) ede Variable ist ein Term. (2) Falls f ein Funktionssymbol mit der Stellenzahl k, und falls t 1,..., t k Terme sind, so ist auch f(t 1,..., t k ) ein Term. Hierbei sollen auch Funktionssymbole der Stellenzahl 0 eingeschlossen sein, und in diesem Fall sollen die Klammern wegfallen. ullstellige Funktionssymbole heißen auch Konstanten.. 1/18 Freie und gebundene Variablen, Aussagen un können wir (wiederum induktiv) definieren, was Formeln (der Prädikatenlogik) sind. (1) Falls P ein Prädikatsymbol der Stelligkeit k ist, und falls t 1,..., t k Terme sind, dann ist P (t 1,..., t k ) eine Formel. (2) Für jede Formel F ist auch F eine Formel. (3) Für alle Formeln F und G sind auch (F G) und (F G) Formeln. (4) Falls x eine Variable ist und F eine Formel, so sind auch xf und xf Formeln. Das Symbol wird Existenzquantor und Allquantor genannt. Atomare Formeln nennen wir genau die, die gemäß 1. aufgebaut sind Falls F eine Formel ist und F als Teil einer Formel G auftritt, so heißt F Teilformel von G.. 2 Alle Vorkommen von Variablen in einer Formel werden in freie und gebundene Vorkommen unterteilt. Dabei heißt ein Vorkommen der Variablen x in der Formel F gebunden, falls x in einer Teilformel von F der Form xg oder xg vorkommt. Andernfalls heißt dieses Vorkommen von x frei. Eine Formel ohne Vorkommen einer freien Variablen heißt geschlossen oder eine Aussage. Die Matrix einer Formel F ist diejenige Formel, die man aus F erhält, indem jedes Vorkommen von bzw., samt der dahinterstehenden Variablen gestrichen wird. Symbolisch bezeichnen wir die Matrix der Formel F mit F. F: icht-formel F: Formel, aber nicht Aussage A: Aussage F F A xp (a) x y(q(x, y) R(x, y)) xq(x, x) xq(x, y) xp (x) xq(x, x) x(p (y) yp (x)) P (x) xq(x, P (x)) f xp (f(x)). 3/18. 4

Semantik der Prädikatenlogik: Strukturen F: icht-formel F: Formel, aber nicht Aussage A: Aussage F F A x( yq(x, y) R(x, y)) z(q(z, x) R(y, z)) y(r(x, y) Q(x, z)) x( P (x) P (f(a))) P (x) xp (x) x y((p (y) Q(x, y)) P (x)) x xq(x, x) Eine Struktur ist ein Paar A = (U A, I A ) wobei U A eine beliebige abe nicht leere Menge ist, die die Grundmenge von A (oder der Grundbereich, der Individuenbereich, das Universum) genannt wird. Ferner ist I A eine Abbildung, die jedem k stelligen Prädikatensymbol P (das im Definitionsbereich von I A liegt) ein k stelliges Prädikat über U zuordnet, jedem k stelligen Funktionssymbol f (das im Definitionsbereich von I A liegt) eine k stellige Funktion auf U A zuordnet, jeder Variablen x (sofern I A auf x definiert ist) ein Element de Grundmenge U A zuordnet.. 5/18. 6 Auswertung in einer Struktur Sei F eine Formel und A = (U A, I A ) eine Struktur. A heißt zu F passend, falls I A für alle in F vorkommenden Prädikatsymbole, Funktionssymbole und freien Variablen definiert ist. Mit anderen Worten, der Definitionsbereich von I A ist eine Teilmenge von P k i, f k i, x i i = 1, 2, 3,... und k = 0, 1, 2.,...}, und der Wertebereich von I A ist eine Teilmenge aller Prädikate und Funktionen auf U A, sowie der Elemente von U A. Wir schreiben abkürzend statt I A (P ) einfach P A, statt I A (f) einfach f A und statt I A (x) einfach x A. Sei F eine Formel und A eine zu F passende Struktur. Für jeden Term t, den man aus den Bestandteilen von F bilden kann (also aus den Variablen und Funktionssymbolen), definieren wir nun den Wert von t in der Struktur A, den wir mit A(t) bezeichnen. Die Definition ist wieder induktiv. (1) Falls t eine Variable ist (also t = x), so ist A(t) = x A. (2) Falls t die Form hat t = f(t 1,..., t k ) wobei t 1,..., t k Terme und f ein k stelliges Funktionssymbol ist, so ist A(t) = f A (A(t 1 ),..., A(t k )). Der Fall 2 schließt auch die Möglichkeit ein, daß f nullstellig ist, als die Form hat t = a. In diesem Fall ist also A(t) = a A.. 7/18. 8

Auf analoge Weise definieren wir (induktiv) den (Wahrheits ) Wert der Formeln F unter der Struktur A, wobei wir ebenfalls die Bezeichnung A(F ) verwenden. Falls F die Form hat F = P (t 1,..., t k ) mit den Termen t 1,..., t k und k stelligem Prädikatsymbol P, so ist 1, falls (A(t 1 ),..., A(t k )) P A Falls F die Form F = G hat, so ist 1, falls A(G) = 0 Falls F die Form F = (G H) hat, so ist 1, falls A(G) = 1 und A(H) = 1 Falls F die Form F = (G H) hat, so ist 1, falls A(G) = 1 oder A(H) = 1. 9/18. 10 Modell, Gültigkeit, Erfüllbarkeit Falls F die Form F = xg hat, so ist 1, falls für alle d UA gilt : A [x/d] (G) = 1 Falls F die Form F = xg hat, so ist 1, falls es ein d UA gibt mit : A [x/d] (G) = 1 Hierbei bedeutet A [x/d] diejenige Struktur A, die überall mit A identisch ist, bis auf die Definition von x A. Es sei nämlich x A = d, wobei d U A = U A unabhängig davon, ob I A auf x definiert ist oder nicht.. 11/18 Falls für eine Formel F und eine zu F passende Struktur A gilt 1, so schreiben wir wieder A = F. Sprechweise: F gilt in A oder A ist Modell für F. Falls jede zu F passende Struktur ein Modell für F ist, so schreiben wir = F, andernfalls = F. Sprechweise: F ist (allgemein )gültig. Falls es mindestens ein Modell für die Formel F gibt, so heißt F erfüllbar, andernfalls unerfüllbar.. 12

G: Gültig E: Erfüllbar, aber nicht gültig U: Unerfüllbar G: Gültig E: Erfüllbar, aber nicht gültig U: Unerfüllbar G E U xp (a) G E U x( P (x) P (a)) x(p (x, x) x yp (x, y)) P (a) xp (x) x y(x = y f(x) = f(y)) P (x) xp (x) x y(f(x) = f(y) x = y) xp (x) xp (x) x y z(f(x) = y f(x) = z y z) xp (x) yp (y). 13/18 Folgerung und Äquivalenz. 14 Eine Formel G heißt eine Folgerung der Formeln F 1,..., F k falls für jede Struktur, die sowohl zu F 1,..., F k als auch zu G passend ist, gilt: Wenn A Modell von F 1,..., F k } ist, dann ist A auch Modell von G. (1) xp (x) xq(x, x) (2) x(p (x) Q(x, x)) (3) x( zp (z) yq(x, y)) Wir schreiben F 1,..., F k = G, falls G eine Folgerung von F 1,..., F k ist. Zwei Formeln F unf G heißen (semantisch) äquivalent, falls für alle Strukturen A, die sowohl für F als auch für G passend sind, gilt A(G). Hierfür schreiben wir F G. 1. = 2. 2. = 3. 3. = 1.. 15/18. 16

(1) y xp (x, y) (2) x yp (x, y) x yf y xf x yf x yf 1. = 2. 2. = 1. x yf y xf xf xg x(f G) xf xg x(f G) xf xg x(f G) xf xg x(f G). 17/18. 18