21. Sportwissenscha8licher Hochschultag der DVS 25.- 27.09.2013, Universität Konstanz AK 48: Bewegungs- und Gesundheitsförderung im Kindesalter (27.09.2013) Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Düsseldorfer Zweitklässlern im 10- Jahres- Trend (2003 bis 2013) Referent: Prof. Dr. Theodor Stemper () Datengrundlage: Check! 2003-2013 (DüMo), in KooperaLon mit der Landeshauptstadt Düsseldorf (Sportamt)
Problemstellung Werden Kinder (in Deutschland) immer dicker? Einer Studie des Verbraucherministeriums zufolge sind 42 Prozent der 10- bis 11- Jährigen übergewichsg. Zuvor war man lediglich von 27 Prozent ausgegangen (STZ 16.07.2004). Übergewicht und FeYleibigkeit bei Zehnjährigen: 20% bei Mädchen, 17% bei Jungen (FAZ 15.09.2006). Übergewicht und Adipositas [im] Fokus des allgemeinen Interesses, da die Zahl der Betroffenen alarmierend hoch ist und weiter steigt (Moß et al., 2007). In Deutschland ca. 15 % übergewichsge Kinder und Jugendliche, davon 6,3 % adipös (Kurth & Schaffrath- Rosario, 2007) (KiGGS 2006) In Europa geht man regional von bis zu 35 % aus (Jackson- Leach & Lobstein, 2006). Tendenz steigend! 2
Problemstellung Werden Kinder (in Deutschland) immer dicker? Ja! Adipositas bei Kindern und Jugendlichen eine besorgniserregende Epidemie (DGE- Info, 2003) Ballast fürs Leben (Vorschulkinder) (Bauer & Rosemeier, 2004) Erschreckende Schlagzeilen, wie XXL- GeneraSon... (Graf, 2008) 3
Problemstellung Werden Kinder (in Deutschland) immer dicker? Der Vergleich regionaler deutscher Befunde offenbart om eine große Binnenvarianz (Wabitsch et al., 2002). Die Befundhäufigkeit von Übergewicht liegt z. B. bei Einschülern zwi- schen 7,2 % in Thüringen und 13,6 % in Mecklenburg (Moß et al., 2007). Die Darstellung von Verlaufszahlen zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Einschülern über die letzten Jahre ist für die meisten Bundesländer nicht möglich, da Zahlen aus früheren Untersuchungen entweder nicht vorliegen oder nicht aunereitet wurden (Moß et al., 2007). Wiederholte Quer- oder Längsschnicdaten aus Vollerhebungen für Grundschüler fehlen und damit eine belastbare Datenbasis. Hier setzt DüMo an. Ja - aber 4
Methodik Wissenscha8liche Begleitung apl. Prof. Dr. Stemper, Berg. Uni Wuppertal 5
Schnellig- keit KoordinaSon Kra8 10- m- Sprint Ball- Beine- Wand Hindernislauf Medizinballstoßen Kra8 Beweglich- keit Ausdauer Seit 2008: Standweitsprung stac Zielwerfen Standweitsprung Sit- ups Rumpmieneuge + Kinderfragebogen Anthropometrie Gewicht (kg), Größe (m), à BMI 6- min- Lauf 6
Methodik Ermiclung und Bewertung des Body- Mass- Index (BMI) adipös - 500 g (Kleidung) übergewichsg mager 7
Anzahl Probanden Alle Düsseldorfer Zweitklässler (DüMo 2003-2013, N=43.302) 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Alter: 8,22 +/- 0,51 Jahre (2003-04: 8,55; ab 2005: 8,12 Jahre) 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Mädchen 1765 1739 2134 2060 2027 1734 1834 1805 2052 1972 2117 Jungen 1959 1793 2238 2158 2209 1665 1921 1788 2187 2068 2077 Mädchen Jungen Gesamt 3724 3532 4372 4218 4236 3399 3755 3593 4239 4040 4194 43.302 8
Bewertung des Body- Mass- Index Beispiel 2005 % 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 Norm (AGA) 3% 7% BMI- PR (MW): 56,58 +/- 29,07 KIGGS 2006 8,3% 6,7% Norm (AGA) 7% 3% 1,4 4,1 13,0 23,9 24,7 15,4 9,4 8,1 BMI- Bewertung Grundschüler 2005 (N=4.672) 9
BMI 90. PerzenSle - DüMo 2003-2013 Jungen vs. Mädchen 25,0 Jungen 20,0 15,0 18,3 16,9 17,5 18,1 17,2 15,4 14,3 13,3 Mädchen Gesamt 14,0 13,6 12,6 10,0 5,0 0,0 19,4 17,0 18,2 15,5 18,3 16,7 19,5 16,6 17,6 16,7 15,8 15,0 14,8 13,7 13,5 13,0 14,4 13,6 13,8 13,3 13,9 11,3 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 10
BMI 90. PerzenSle - DüMo 2003-2013 Jungen 25,0 20,0 19,4 Adipositas Übergewicht 15,0 13,9 10,0 7,9 7,3 8,7 8,3 7,9 5,8 6,5 6,4 5,8 6,6 6,2-22 % 5,0 0,0 11,5 10,9 9,6 11,2 9,7 10,1 8,3 7,1 8,6 7,2 7,7 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013-33 % 11
BMI 90. PerzenSle - DüMo 2003-2013 Mädchen 25,0 20,0 17,0 Adipositas Übergewicht 15,0 10,0 5,0 0,0 6,5 5,6 7,5 6,2 7,6 5,9 6,4 5,4 5,1 5,2 11,3 4,3 10,5 9,9 9,2 10,4 9,1 9,1 7,3 7,6 8,5 8,1 7,0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013-33 % - 33 % 12
Differenzierte Analyse Grad sozialräumlicher Belastung in Düsseldorf Legende 1 Bestsituierte 2 3 4 4a 5 überdurchschniylich gut Situierte durchschniylich Situierte unterdurchschniylich Situierte unterdurchschniylich Situierte (+ hoher Ausländeranteil) am schlechtesten Situierte Landeshauptstadt Düsseldorf - Der Oberbürgermeister, Jugendamt, Amt für StaLsLk und Wahlen (Hrsg.) (2005). Sozialräumliche Gliederung der Stadt Düsseldorf. Fortschreibung 2005. Düsseldorf: Stadt- Druckerei. 13
Soziale Belastung Kriterien der sozial- räumlichen Gliederung in Düsseldorf Rang // Raum 1 Bezeichnung Bestsituierte Bestsituierte Wohnfläche pro Person Ausländer- anteil ausgewählter Nationen Sozialhilfe- quote Wohngeld- quote Anteil Bevölkerung 52 m 2 1,7% 1,6% 2,8% 9% 2 3 4 4a 5 überdurchschniylich überdurchschnittlich gut Situierte gut Situierte durchschniylich durchschnittlich Situierte Situierte unterdurchschniylich unterdurchschnittlich Situierte Situierte unterdurchschniylich unterdurchschnittlich Situierte Situierte am am schlechtesten schlechtesten Situierte Situierte 42 m 2 10% 2% 4% 26% 38 m 2 18% 5% 8% 42% 34 m 2 13% 9% 14% 18% 29 m 2 48% 9% 14% 1% 27 m 2 31% 13% 27% 4% Landeshauptstadt Düsseldorf - Der Oberbürgermeister, Jugendamt, Amt für StaLsLk und Wahlen (Hrsg.) (2005). Sozialräumliche Gliederung der Stadt Düsseldorf. Fortschreibung 2005. Düsseldorf: Stadt- Druckerei. 14
Jungen und Mädchen mit PR 90 (N=38.753) Prozentuale Verteilung nach sozialräumlichem Handlungsbedarf (SRG 1-5) (DüMo 2003-2013) 40,0 35,0 männlich weiblich Prozent 30,0 25,0 20,0 15,0 77 % der Bevölkerung 23 % der Bevölkerung KiGGS 2006 10,0 5,0 0,0 8,2 7,0 11,4 10,2 17,2 15,7 22,3 20,6 24,2 20,8 24,6 23,9 16,2 14,8 1 2 3 4 4a 5 Gesamt Steigender sozialer Handlungsbedarf 15
70,0 BMI- PerzenSle - Säkularer Trend Micelwerte nach sozialräumlichem Handlungsbedarf (SRG 1-5) (DüMo 2003-2013) 65,0 2003 60,0 2004 BMI-Perzentil (MW) 55,0 50,0 45,0 49,5 50,3 52,6 54,6 54,9 2005 2006 2007 2008 2009 2010 40,0 2011 35,0 2012 2013 30,0 SRG 1 (N=3.747) SRG 2 (N=11.024) SRG 3 (N=13.735) SRG 4 (N=8.261) SRG 5 (N=2.001) Insgesamt Sozialer Handlungsbedarf 16
Erklärungsansätze (1/2) Lokale Gründe ü LangfrisSge Sensibilisierung durch Bewegungsförderung und Adipositas- Netzwerk, Beispiel 2004 2005: schulübergreifende, bedarfsorienlerte Verteilung im Stadtgebiet 31 Kurse für Kinder mit Bewegungsdefiziten [davon 4 Kurse an Förderschulen für geislge Entwicklung] ü Jährlich wiederkehrende ThemaSsierung in den Schulen durch den Check! in allen 2. Klassen ü Umfangreiche Presse- Resonanz ü Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen des Sportamts zum Thema im Jahresverlauf, z. B.: Kids in AcLon TalenLade Olympic Adventure Camp usw. 17
Erklärungsansätze (2/2) Überregionale Gründe / Gesellscha8licher Trend ü Generell erhöhte Aufmerksamkeit durch Debace der letzten Jahre und zunehmend Befunde, wie: Ø RedukSon der Prävalenz auch beim Check! in Hilden, RaSngen, Dormagen Ø Rückgang der Prävalenz bei Einschulungsuntersuchungen in Brandenburg (Moß et al., 2007) Ø StagnaSon der Prävalenz bei Einschulungsuntersuchungen in NRW seit 2001 (Lögd, 2007 bzw. Liga, 2008; vgl. Hellmeier, 2008) BMI-Kategorien bei Schulneulingen (LÖGD, NRW) Prozent 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 3,9 4,3 4,4 4,3 4,6 4,7 4,7 4,7 4,8 4,8 4,6 4,7 5,6 5,9 6,0 6,0 6,2 6,3 6,3 6,3 6,6 6,5 6,5 6,5 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 18
Fazit ü Von 2003 bis 2007 stagnierte in Düsseldorf die Prävalenz von Adipositas bei Zweitklässlern auf hohem Niveau, und zwar über den Referenzwerten von Kromeyer- Hauschild et al. (2001) und den Werten von KiGGS (2006) ü Jungen hayen etwas höhere Werte als Mädchen ü Seit 2008 verringert sich die Prävalenz insgesamt deutlich ü Den stärksten Rückgang der Prävalenz gibt es bei den Jungen in 2008-2011 ü Die Werte von Jungen und Mädchen gleichen sich zeitweise an ü Bei der Prävalenz ist ein deutlicher sozialer Gradient auszumachen, der sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat ü Für Düsseldorf gilt insgesamt: Der AnsSeg der Adipositas- Prävalenz ist kein Trend der 2000er- Jahre 19
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit DVS Konstanz 25.-27.09.2013 20
Literatur u. a. Bauer, C. & Rosemeier, A. (2004). Ballast fürs Leben - Übergewicht und Adipositas bei Karlsruher Vorschulkindern. Gesundheitswesen, 66 (4), 246-250. DGE- Info (2003). Adipositas bei Kindern und Jugendlichen eine besorgniserregende Epidemie (01.02.2003). hyp://www.dge.de/ modules.php?name=news&file=arlcle&sid=337 (Zugriff am 23.09.2010). Graf, C. (2008). Übergewicht im Kindes- und Jugendalter eine gesamtgesellschamliche Herausforderung (Editorial). Deutsche Zschr f Sportmed, 59 (5), 108-109. Hellmeier, W. (2008). Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen, Nordrhein- Wes{alen, 2007. hyp:// www.loegd.nrw.de/1pdf_dokumente/2_gesundheitspolilk_gesundheitsmanagement/nrw- kurz- und- informalv/kinder- uebergewicht- adipositas_0806.pdf (Zugriff am 20.05.2010). Jackson- Leach, R. & Lobstein, T. (2006). EsLmated burden of pediatric obesity and co- morbidiles in Europe. Part 1. The increase in the prevalence of child obesity in Europe is itself increasing. InternaEonal Journal of Pediatric Obesity, 1 (1), 26-32. Kromeyer- Hauschild, K., et al. (2001). PerzenLle für den Body- Mass- Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher SLchproben [Elektronische Version]. MonatsschriL Kinderheilkunde, 149 (8), 807-818. Kurth, B.- M. & Schaffrath Rosario, A. (2007). Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz, 48 (3), 261-272. Moß, A., Wabitsch, M., Kromeyer- Hauschild, K., Reinehr, T. & Kurth, B.M. (2007). Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei deutschen Einschulkidern. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz, 50 (11), 1424-1431. Tanofsky- Kraff, M., Hayden- Wade, H-, Cavazos, P.A. & Wilfley, D. E. (2003). TreaLng and PrevenLng Pediatric Obesity. In R. E. Anderson (ed.), Obesity. EEology, Assesment, Treatment and PrevenEon (pp. 155-175). Champaign: Human KineLcs. 21