1 Von Anpassungsleistungen zum flexiblen Nähe-Distanz- Verhalten das Zürcher Modell als Erweiterung der Bindungstheorie
2 Beginn der Säuglingsforschung um 1900: wissenschaftliches Interesse an inneren Prozessen und Psychoanalyse um 1920: Säuglingsbeobachtung im klinischen Setting (Trennungssituationen) ab 1950: Bindungsforschung - Psychoanalyse und Verhaltensforschung (Beobachtung der Interaktion im familiären Umfeld)
4 John Bowlby das Bindungssystem ist ein angeborenes Motivationssystem, das dazu dient, die Nähe der Bezugsperson zu sichern es korrespondiert mit dem Fürsorgesystem der Erwachsenen im Lauf des ersten Lebensjahres entwickelt das Baby eine spezifische emotionale Bindung an eine Hauptbindungsperson
5 Mary Ainsworth Feinfühligkeit - Konzept Babys, deren Mütter feinfühlig reagieren, weinen insgesamt weniger und entwickeln ein vielfältigeres Ausdrucksrepertoire als Babys, deren Mütter nicht feinfühlig sind "Fremde Situation Test (1970) standardisiertes Verfahren, um die Bindungsqualität von Kleinkindern im Alter von 12 bis 18 Monaten in einer Folge von Trennungs- und Wiedervereinigungsmomenten zu messen
12 Bindungsform "Fremde Situation" Verhaltensreaktion bei Trennung Kommunikation A unsichervermeidende Bindung zeigen minimale Verstörung verbergen oder unterdrücken negative Gefühle gegenüber der Bindungsperson B sichere Bindung zeigen deutliche Trennungsangst kommunizieren ihre negativen Gefühle offen gegenüber der Bindungsperson C unsicherambivalente Bindung zeigen deutliche Trennungsangst und verhalten sich wenig angepasst suchen einerseits Kontakt zur Bindungsperson, verhalten sich aber andererseits ärgerlich, abweisend u. aggressiv
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14 Sichere Basis nach Bowlby und Ainsworth (1978) die Hauptbindungsperson ist Basis für jede Exploration und das Fluchtziel Zeichen für den gelungenen Bindungsaufbau nach dem ersten halben Jahr
15 Inneres Arbeitsmodell entsteht durch frühe Erfahrungen in den ersten vier Lebensjahren dient dazu, das Verhalten von sozialen Partnern zu interpretieren und vorauszusagen Rollenmodell für interaktives Verhalten
16 Adult Attachment Interview von Mary Main u.a. (1985) Messinstrument für Erwachsene belastende Erfahrungen in der eigenen Kindheit führen nicht unausweichlich zu einer unsicheren Bindung zum Kind sofern sie kohärent (zusammenhängend und nachvollziehbar) erinnert werden
18 Verhalten des Babys Bindungssystem - Explorationssystem
19 aktiviertes Bindungssystem Bindungssystem Explorationssystem
20 aktiviertes Explorationssystem Bindungssystem Explorationssystem
21 aktiviertes Bindungssystem Bindungssystem Explorationssystem
27 Entweder Oder
29 Sowohl als auch
49 Zürcher Modell der sozialen Motivation von Norbert Bischof systemtheoretischer Ansatz Bowlby-Ainsworth-Award 2011 Foto: Gerhard Medicus
50 Regulation von Nähe und Distanz durch drei miteinander verbundene Bedürfnissysteme Sicherheitssystem Erregungssystem Autonomiesystem
51 Sicherheitssystem Vertrautes
52 Sicherheitssystem Vertrautes
55 Erregungssystem Fremdes
56 Erregungssystem Fremdes
59 Autonomiesystem Selbst
60 Autonomiesystem Selbst
63 Flexibles Nähe-Distanz- Verhalten Richtungswechsel Beweglichkeit Pulsation zwischen "Zuviel" und "Zuwenig" beginnendes Anpassungsverhalten: Gefühle
64 Sicherheitssystem Angst Überdruss
67 Erregungssystem Neugierde Furcht
70 Autonomiesystem Frust Hilflosigkeit
74 Nähe-Distanz-Verhalten zeigt sich beim Säugling durch Distanzäquivalente (Feinzeichen) am deutlichsten beim mobilen Baby wird bei Bedarf durch Coping-Verhalten ergänzt
75 Äußeres Coping (nach Bischof) Versuch, die Umwelt zu beeinflussen Supplikation: Appell an die Hilfe eines Stärkeren
77 Äußeres Coping (nach Bischof) Versuch, die Umwelt zu beeinflussen Supplikation: Appell an die Hilfe von Stärkeren Invention: Suche nach einem Ausweg
79 Äußeres Coping (nach Bischof) Versuch, die Umwelt zu beeinflussen Supplikation: Appell an die Hilfe von Stärkeren Invention: Suche nach einem Ausweg Aggression: Wut, Zerschlagung der "Barriere"
86 Inneres Coping Versuch, sich selbst zu verändern Veränderung der Bedürfnisse (in allen drei Systemen) Veränderung der Wahrnehmung: Kind traut seinen Empfindungen und Gefühlen nicht mehr
87 Ergebnis des inneren Coping-Prozesses das Kind verbindet seine Bezugsperson nicht uneingeschränkt mit Sicherheit Unterbrechung der Rückbindung (fehlende Kohärenz) keine Anerkennung seelischer Verletzungen Unflexibilität im Nähe-Distanz-Verhalten das Miteinander fühlt sich nicht gut an
88 Anpassungsverhalten äußert sich bei Baby und Kleinkind auf unterschiedliche Weise zeigt sich nach sozialen Entwicklungsschritten verändert kann unter Umständen unnötig werden Kind signalisiert den richtigen Zeitpunkt
89 Zurück zur Flexibilität der damit verbundene Prozess geht Schritt für Schritt vom inneren Coping ("Bedürfnislosigkeit") über das äußere Coping (Weinen, Schreien, Appellieren, Experimentieren, Aggression) zum offenen Gefühlsausdruck und schließlich zur flexiblen Nähe-Distanz- Regulation
90 Ambulante Familienbegleitung Schwerpunkt Bindung ZOI-Team in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendhilfe und Samariterbund EEH-Fachberaterinnen Zusatz-Ausbildung mit humanethologischem Hintergrund: "Zürcher Modell" und "Soziale Entwicklungsschritte" von Bischof und eigene Forschungsergebnisse zum frühkindlichen Nähe-Distanz-Verhalten
91 Literatur Bischof: Psychologie, Ein Grundkurs für Anspruchsvolle, Kohlhammer 2009 Bischof-Köhler: Soziale Entwicklung in Kindheit und Jugend, Bindung, Empathie, Theory of Mind, Kohlhammer 2011 Bowlby (1975): Bindung, Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung (Attachment and Loss, Volume I, Attachment 1969), Kindler, München Bowlby (1976): Trennung. Psychische Schäden als Folge der Trennung von Mutter und Kind, Kindler München Grossmann (2003): Bindung und menschliche Entwicklung. John Bowlby, Mary Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie, Klett-Cotta, Stuttgart Grossmann (2008): Bindungen - das Gefüge psychischer Sicherheit, Klett- Cotta, Stuttgart Perry B (2006): Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde, Was traumatisierte Kinder uns über Leid, Liebe und Heilung lehren können, Kösel Ursula Henzinger: Bindung und Autonomie (Fachbuch in Arbeit)