AMINOSÄUREN UND PROTEINE

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Transkript:

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München AMINSÄUREN UND PRTEINE Beispiele für Stoffinhalte aus der hemie als Grundlage für das Verständnis dieses Teiles: Prinzipien der chemischen Bindung, isoelektrischer Punkt, p-stabilität durch Pufferung, hemie des Ammoniaks (sowie der Amine und Amide), funktionelle Gruppen und deren Reaktivität (z. B. Aktivierung von Biomolekülen für Synthesen und Säureamidbindung), Einteilung und Strukturformeln der proteinogenen Aminosäuren. Schlüsselwörter: Struktur: Wiederholung der Einteilung und Strukturformeln der proteinogenen Aminosäuren (inkl. Ihres isoelektrischen Punktes); biomedizinische Bedeutung ihrer funktionellen Gruppen in Proteinen (z. B. ydroxylgruppen als Akzeptor für Substitutionen). Stoffwechsel: Prinzipien des Aminosäurestoffwechsels: Transaminierung, Decarboxylierung mit Bildung biogener Amine (u. a. atecholamine/istamin), oxidative Desaminierung; Einteilung in glukogene/ketogene Aminosäuren und Abbauwege der proteinogenen Aminosäuren; pathobiochemische Aspekte (insbesondere Ahornsirupkrankheit, Albinismus, Alkaptonurie, omocystinurie, Phenylketonurie (hier Bedeutung des Tetrahydrobiopterin) sowie Nachweis von Folsäuremangel), Ammoniakbildung und -entgiftung (Glutamin-Synthese, Glutamatdehydrogenasereaktion, Synthesen von arbamoylphosphat, arnstoffzyklus). Peptide und Proteine: Peptidbindung (hemie und Bedeutung für die Sekundärstruktur von Proteinen, ihre Bildung in der Proteinbiosynthese mit Berücksichtigung der Aminosäureaktivierung und Übertragung auf trna); Isopeptidbildung; biologisch wichtige Peptide (Glutathion, Endorphine); Sequenzierung von Proteinen, ko- und posttranslationale Modifikationen von Proteinen: Anheftung von Ubiquitin, N-Glykosylierung (aupttypen der N-Glykane (Abb. 1 im Anhang)*, Dolicholpyrophosphat, Prozessierung der übertragenen Glykankette im ER und im Golgiapparat, Funktion von N-Glykanketten im endoplasmatischen Retikulum in der Qualitätskontrolle), - Glykosylierungen, ydroxylierung (Prolin/Lysin in Kollagenbiosynthese und Tripelhelixbildung, Mechanismus unter Berücksichtigung von Vitamin und 2, Skorbut Vergleich zur ydroxylierung von Phenylalanin), Phosphorylierung, Sulfatierung (inkl. Nutzung von PAPS als Substrat), Methylierung und Acetylierung von Aminosäuren am Beispiel der istone (Bedeutung für die Genregulation).

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Literatur: relevante Abschnitte der empfohlenen Lehrbücher in der jeweils aktuellsten Auflage: LENINGER/NELSN/X Biochemie ; STRYER Biochemie ; * Abbildung 3 aus Kapitel 6 ( The Sugar ode, rsg..-j. Gabius; frei auf Webseite des Buches und als Anhang hier verfügbar). Bestimmung des Gesamtproteingehalts Vorbemerkung: 2 N N N 2 Abb. 1: Biuret Serum (flüssiger Anteil des Blutes, den man als Überstand erhält, wenn man eine geronnene Blutprobe zentrifugiert) bestehen aus einem komplexen Gemisch von ca. 200 (Glyko)proteinen. Der quantitative Nachweis des Proteingehalts erfolgt häufig anhand von Farbreaktionen funktioneller Gruppen der Proteine mit farbstoffbildenden Reagenzien. Die Intensität des Farbstoffs korreliert direkt mit der Konzentration der reagierenden Gruppen und kann in einem Spektralphotometer gemessen werden. Eine, auch in der Labordiagnostik verwendete Proteinbestimmungsmethode ist der Biuret-Assay, dessen Bezeichnung auf eine Farbreaktion mit gelöstem Biuret (arbamoylharnstoff, Abb. 1) und Kupfersulfat in alkalischem, wässrigem Milieu zurückzuführen ist. Es entsteht ein hellblauer Farbkomplex zwischen den u 2+ -Ionen und je zwei Biuretmolekülen. Die Reaktion ist typisch für Verbindungen mit mindestens zwei -N-Gruppen (Peptidbindungen) und kann daher für den kolorimetrischen Nachweis N N R R u 2+ Abb. 2: Der farbige Protein- R R u 2+ -Komplex, der bei der Biuret-Reaktion entsteht. von Peptiden und Proteinen verwendet werden (siehe Abb. 2). Peptidbindungen ersetzen dabei die Biuretmoleküle (Ligandenaustauschreaktion), daraus resultiert ein Farbumschlag nach blauviolett. N N Aufgabe: In einer Serumprobe ist der Gesamtproteingehalt zu bestimmen und in g/100 ml anzugeben. 2

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Prinzip: Proteine bilden in alkalischer Lösung mit Kupferionen einen blauvioletten Farbkomplex. Die Intensität der Farbe ist der Proteinkonzentration proportional und wird im Photometer bei 546 nm bestimmt. Durchführung: Folgende Versuchsansätze werden benötigt: Küvette mit Standardlösung Küvette mit Probenlösung Biuret-Lösung 1,0 ml 1,0 ml Plasmaprobe - 0,02 ml Standardlösung (6 g BSA* in 100 ml) * BSA = bovines Serumalbumin 0,02 ml - Nach 30 min werden die Extinktionswerte am Photometer abgelesen. Als Leerwert dient eine mit Biuret-Reagenz gefüllte Vergleichsküvette. Auswertung: Der Gesamtproteingehalt der Serumprobe wird mithilfe der angegebenen Konzentration der Standardlösung, sowie der gemessenen Extinktionswerte von Proben- und Standardlösung berechnet. Ionenaustauschchromatografie von Proteinen Vorbemerkung: Grundlage für den Ionenaustausch an einer Matrix (feste Phase) ist die Kompetition von gleichgeladenen Ionen in der Lösung um die Belegung einer Bindestelle auf der Matrix. Dabei konkurriert ein Probenmolekül mit Salz-Ionen (sog. Gegenionen) um die gegensinnig geladenen Positionen auf einer Ionenaustauschermatrix. Ionenaustauscher (siehe Abb. 3 und Abb. 4) sind natürliche oder synthetische Träger von positiver (Anionenaustauscher) oder negativer (Kationenaustauscher) Ladung. Sie binden durch ionische Interaktion gegensinnig geladene Moleküle aus der mobilen Phase. Durch Erhöhung der Ionenstärke oder Änderung des p-wertes (mobile Phase, Pufferlösung) 3

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München wird diese Bindung aufgehoben. Starke Ionenaustauscher (Abb. 3) sind Gruppen, die über einen weiten p-bereich den Ladungszustand konstant halten. Sie werden u.a. zum Entsalzen von Wasser verwendet. A B Abb. 3: Kopolymerisate aus Styrol-Divinylbenzol, die durch Sulfonierung in starke Kationenaustauscher (A, Gegenion Na + ) bzw. durch hlormethylierung und Umsetzung mit Aminen in starke Anionenaustauscher (B, Gegenion l - ) überführt wurden. Ionenaustauschchromatographie ist neben der Gelfiltration oder der Affinitätschromatographie eines der klassischen säulenchromatographischen Verfahren, die dazu dienen bestimmte Proteine aus einem Proteingemisch zu reinigen. In der Proteinreinigung werden schwache Ionenaustauscher (Abb. 4) eingesetzt. A ellulose oder Agarose 2 2 2 3 N + l - 2 3 B ellulose oder Agarose 2 - Na + Abb. 4: Schwache Ionenaustauscher mit ellulose oder Agarose als Trägermaterial. Die Modifizierung des Trägermaterials mit Diethylaminoethylgruppen (DEAE) wird für den Anionenaustausch verwendet (A), wohingegen die Einführung von arboxymethylgruppen (M) eine Matrix für den Kationenaustausch ergibt (B). Die Gegenionen sind jeweils eingezeichnet. 4

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Im nachfolgenden wird der Ablauf der Ionenaustauschchromatographie von Proteinen erläutert. Im ersten Schritt wird proteinhaltige Lösung auf die Säule gegeben und passiert das Material, um die Proteine an die stationäre Phase des schwachen Ionenaustauschers zu assoziieren. Danach wird die Säule proteinfrei gewaschen. Im letzten Schritt erfolgt die Verdrängung und Elution des Proteinmoleküls durch die steigende Salzkonzentration oder durch Veränderung des p-werts der mobilen Phase (Pufferlösung). Proteine besitzen aufgrund der sauren und basischen Seitengruppen einzelner Aminosäuren negative und/oder positive Ladungen. Der Gesamtladungszustand eines Proteins ist abhängig vom p-wert der umgebenden Lösung: Im sauren p-bereich liegen Aminogruppen, hauptsächlich von Lysin, Arginin und istidin, protoniert vor, und das Protein zeigt ein kationisches Verhalten. Im basischen p-bereich hingegen überwiegen die negativen Ladungen an den Seitenketten von Asparaginsäure und Glutaminsäure, das Protein verhält sich anionisch. Die Aminosäurenzusammensetzung eines Proteins bestimmt dessen isoelektrischen Punkt (pi). Der pi ist definiert als der p-wert an dem sich positive und negative Ladungen ausgleichen; die Nettoladung eines Proteins ist dann gleich Null 1. Weist ein Protein einen Wert unter sechs auf, so bedeutet dies, dass die negativ geladenen Aminosäurenseitengruppen überwiegen, man spricht von einem sauren Protein. Liegt der pi höher als acht, so ergibt sich dieser Wert aufgrund überwiegend positiv geladener Aminosäurenseitengruppen. Diese Proteine werden als basisch bezeichnet. 1 Experimentell wird der pi durch isoelektrische Focussierung bestimmt: das Protein wandert in einem Gel ohne SDS, aber mit eingearbeitetem p-gradienten, soweit bis eine Position im Gel erreicht ist, an dem der p-wert dem pi des Proteins entspricht. 5

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Welche Bedeutung hat der pi-wert eines Proteins und der p-wert der Pufferlösung für die Ionenaustauschchromatographie? Im p-bereich nahe dem pi sind die Wechselwirkungen des Proteins mit dem Ionenaustauscher schwach; sie werden stärker, je mehr sich die Werte unterscheiden. In Abb. 5 ist exemplarisch für bovines Serumalbumin (BSA, pi = 4,7) dargestellt, in welchem p-bereich Bindung an eine Anionen- oder Kationenaustauschmatrix erfolgt. Ist der p-wert der mobilen Phase (Pufferlösung) größer als der pi-wert, dann sind Bedingungen für den Anionenaustausch gegeben. In diesem Fall trägt das Protein überwiegend negative Ladungen (Deprotonierung siehe oben) und kann an eine positiv geladene Diethylaminoethyl-Matrix (siehe Abb. 4A) gebunden werden. Im umgekehrten Fall sind die Bedingungen für den Kationenaustausch gegeben. Liegt der pi-wert des Proteins höher als der p-wert der Pufferlösung, dann enthält das Proteinmolekül überwiegend positive Ladungen (Protonierung siehe oben) und kann an eine negativ geladene arboxymethyl-matrix (siehe Abb. 4B) gebunden werden. Abb. 5: Bindung von BSA (pi = 4,7) an eine Anionen-/Kationenaustauschermatrix in Abhängigkeit vom p-wert der mobilen Phase (Pufferlösung). Die Ablösung der gebundenen Proteine von der Matrix erfolgt dann mit einer über einen bestimmten Zeitraum ansteigenden Konzentration (Gradient, bis 1 mol/l) von Nal in einer ansonsten niedrig konzentrierten Pufferlösung (10-20 mm) oder durch Veränderung des p-wertes (siehe praktischer Übungsteil). Die zugeführten Na + ( 3 + ) - bzw. l - ( - ) - Ionen konkurrieren mit den Proteinen um die Bindung an die ionisierten 6

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Gruppen der Trägermatrix. Stärker geladene Proteine werden dabei länger zurückgehalten und eluieren erst bei hoher Ionenstärke. Aufgabe: Bovines Serumalbumin (pi = 4,7) wird durch die Wahl bestimmter p-bedingungen in der Pufferlösung (mobile Phase) an eine Anionen-/Kationenaustauschmatrix gebunden und durch Änderungen der p-bedingungen wieder eluiert. Durchführung: Folgende Materialien werden benötigt: a) Anionenaustauschchromatographie: Plastiksäule gefüllt mit ca. 4 ml DEAE (siehe Abb. 4A) Sepharose L-6B äquilibriert in 20 mm Tris-l-Puffer, p 8,6 Waschpuffer: 20 mm Tris-l-Puffer, p 8,6 Elutionspuffer: 20 mm Natriumcitratpuffer, p 4,0 Regenerationspuffer: 20 mm Tris-l-Puffer, p 8,6 + 1 M Nal 2 ml BSA-Lösung (20 mm Tris-l, p 8,6; 2 mg/ml) b) Kationenaustauschchromatographie: Plastiksäule gefüllt mit ca. 4 ml M (siehe Abb. 4B) Sepharose L-6B äquilibriert in 20 mm Natriumcitratpuffer, p 4,0 Waschpuffer: 20 mm Natriumcitratpuffer, p 4,0 Elutionspuffer: 20 mm Tris-l-Puffer, p 8,6 Regenerationspuffer: 20 mm Natriumcitratpuffer, p 4,0 + 1 M Nal 2 ml BSA-Lösung (20 mm Natriumcitratpuffer, p 4,0; 2 mg/ml) c) Proteinbestimmung: Photometer (Fa. Analytik Jena) Die Proben werden vorsichtig mit einer automatischen Pipette (Volumen 1 ml) auf den Abschlussfilter (oben) des Gelbetts aufgetragen. Nach dem Einsickern der Proben in das Gelbett (die Säulen dürfen nicht trockenlaufen!) wird zunächst mit 10 ml des jeweiligen Waschpuffers gewaschen. Der jeweilige Durchlauf wird aufgefangen (beachten Sie die beschrifteten Röhrchen!) und aufbewahrt. Im Anschluss wird die Anionenaustauschersäule wird 9 ml Elutionspuffer gewaschen, dann werden 10 ml Eluat in einem Röhrchen aufgefangen. Die Kationenaustauschersäule wird mit 18 ml Elutionspuffer 7

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München gewaschen, dann werden 10 ml Eluat in einem Röhrchen aufgefangen. Anschließend wird die Regeneration der Säulen durchgeführt. Der Gehalt an BSA in den Durchlauf- und Elutionsfraktionen wird im Photometer bei einer Wellenlänge von 280 nm bestimmt. Aliquots der Eluate der Anionen- und Kationenaustauschersäule werden für die Auftrennung in SDS-Polyacrylamidgelen (siehe unten) verwendet. Auswertung: Überlegen Sie, warum bei einem p-wert von 4,0/8,6 in der Pufferlösung das Protein BSA an die Kationenaustauscher-/Anionenaustauschermatrix bindet und bei einem p- Wert von 8,6/4,0 sich von der jeweiligen Matrix wieder löst. Auftrennung von Proteinen in einem SDS-Polyacrylamidgel (SDS- PAGE) Vorbemerkung: Unter dem Vorgang Elektrophorese versteht man die Wanderung geladener Teilchen in einem elektrischen Feld. Auf diesem Phänomen basiert eine leistungsfähige Methode zur Trennung von Proteinen und anderen Makromolekülen (u. a. DNA, RNA). Unterschiedliche Ladungen und Größe der Teilchen bewirken eine unterschiedliche elektrophoretische Beweglichkeit. Ein Substanzgemisch wird dabei in einzelne Zonen aufgetrennt. Elektrophoretische Trennungen führt man in unterschiedlichen Medien durch. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten: a. In Lösung: in offenen Kapillaren oder dünnen Pufferschichten (trägerfreie Elektrophorese) werden die Probenkomponenten hauptsächlich aufgrund der Ladungsunterschiede getrennt. Da bei der Elektrophorese Joulesche Wärme entsteht, können thermische Strömungen (Konvektion) die Trennung stören. b. In stabilisierenden (antikonvektiven) Matrices: antikonvektive Membranen (z. B. aus elluloseacetat) oder Gele (z. B. aus Agarose oder Polyacrylamid) wirken Verbreiterungen von Zonen, die durch Konvektion verursacht werden, entgegen. Die Wanderungsgeschwindigkeiten der Teilchen werden in diesen porösen Matrices je nach 8

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Größe unterschiedlich verzögert (retardiert), so dass sie von der Größe und der Ladung abhängig sind. Zudem werden Auflösung und Trennschärfe verbessert. Natriumdodecylsulfat (sodium dodecyl sulfate, SDS) ist ein anionisches Detergens und überdeckt die Eigenladung der Proteine so effektiv, dass Micellen mit konstanter negativer Ladung pro Masseneinheit entstehen (ca. 1,4 g SDS pro g Protein). Dieses Prinzip kann u.a. zur Bestimmung des Molekulargewichts von Proteinen genutzt werden. Bei der Probenvorbereitung werden die Proben mit einem Überschuß an SDS auf 95 erhitzt. Dies hat zur Folge, dass die Tertiär- und Sekundärstrukturen der Proteine durch Aufspaltung der Wasserstoffbrücken und durch die Streckung der Moleküle aufgelöst werden. Disulfidbrücken zwischen ysteinen werden durch Zugabe einer reduzierend wirkenden Thiolverbindung, wie z. B. β-mercaptoethanol oder Dithiothreitol (DTT), gespalten. Als Trägermedium wird das chemisch inerte Polyacrylamid verwendet, das in einer Kopolymerisationsreaktion (siehe Abb. 6) aus Acrylamid und dem quervernetzenden Reagenz, N,N -Methylenbisacrylamid (Bis) hergestellt wird. Der Vernetzungsgrad in der Gelmatrix wird bei der Routineanwendung konstant bei ca. 3% gehalten. In diesem Fall werden die Porendurchmesser durch die steigende Totalacrylamidkonzentration T kleiner. Ein Gel mit 5% T hat einen Porendurchmesser von ca. 5,3 nm, eines mit 20% T von ca. 3,3 nm. Die negative Ladung des SDS maskiert die ursprüngliche Ladung des Proteins, so dass zwei Proteine gleicher Masse, die identische Mengen an SDS-Molekülen gebunden haben, im elektrischen Feld gleichweit wandern. Im Polyacrylamidgel werden die Proteine dann nach ihrer Größe aufgetrennt. Die Wanderungsgeschwindigkeit von Proteinen mit kleiner Masse wird nicht so stark verzögert wie die von Proteinen mit großer Masse: deswegen legen sie eine größere Wegstrecke zurück. Wegen der hohen Auflösung, die mit der diskontinuierlichen Elektrophorese erreicht werden kann, wird standardmäßig (auch im experimentellen Teil der Übung!) für Proteintrennungen ein von U.K. Laemmli eingeführtes SDS-haltiges, diskontinuierliches Tris-l/Tris-Glycinpuffersystem eingesetzt. Die Gelmatrix besteht dabei aus einem kurzen weitporigen Sammelgel und einem daran anschließenden längerem engporigen Trenngel. Durch die im Sammelgel erzielte Konzentrierung der zu trennenden Proteine in einer scharfen Bande wird im Trenngel eine optimale Zonenbildung erreicht (siehe Anhang: Disk-Elektrophorese). 9

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München 2 2 2 2 2 2 N 2 N 2 N N 2 N 2 2 N 2 2 2 N 2 N (N 4 ) 2 S 2 8 2N 4 + 2S 4 TEMED 2 2 [ 2 ] x 2 2 N 2 N 2 N 2 2 N 2 2 2 N 2 2 N 2 2 2 N 2 N 2 2 N N 2 N 2 N 2 N 2 Abb. 6: Struktur eines Polyacrylamidgels. Durch chemische Kopolymerisation von Acrylamidmonomeren mit dem Quervernetzer N,N -Methylenbisacrylamid erhält man ein durchsichtiges Gel. Als Initiator dient das Persulfat-Anionradikal, das aus Ammoniumperoxodisulfat entsteht, als Katalysator der Reaktion N,N,N -N - Tetramethylethylendiamin (TEMED). Prinzip: Bei der Elektrophorese im Polyacrylamidgel mit 0,1% SDS erhält man über bestimmte Bereiche eine lineare Beziehung zwischen dem Logarithmus der Molmasse und den Wanderungsstrecken der SDS-Polypeptid-Micellen. Mithilfe von Standardproteinen bekannter Molmasse lassen sich die Molmassen der zu analysierenden Proteine ermitteln. Bei Gelen mit konstanten T-Werten erstreckt sich die Linearität über einen begrenzten Bereich, der vom Größenverhältnis Molmasse zu Porendurchmesser bestimmt ist. Exakt ermitteln lassen sich jedoch nur die Molmassen von Untereinheiten (Monomere), die durch Spaltung von Disulfidbrücken entstanden sind. Durchführung: Zunächst wird das Elektrophoresesystem Protean II der Fa. BioRad (München) erklärt. Das polymerisierte SDS-Gel wird vom Kursassistenten zur Verfügung gestellt. Es besteht aus einem Sammelgel (4% g/v Acrylamid/Bis-Acrylamid (29:1); 125 mm Tris- l, p 6,8; 0,1% SDS; 0,01% Ammoniumperoxodisulfat; 0,05%-0,1% TEMED), das nach ca. 1,5 cm Laufstrecke in ein Trenngel (12% g/v Acrylamid/Bis-Acrylamid (29:1); 375 mm Tris-l, p 8,8; 0,1% SDS; 0,01% Ammoniumperoxodisulfat; 0,05%-0,1% 10

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München TEMED) übergeht. Um ein gefärbtes SDS-Gel (siehe Abb. 7) mit aufgetrennten Proteinen zu erhalten, werden folgende Schritte durchgeführt: a) Vorbereitung der Proben: 20 µl Kationenaustauschereluat + 5 µl Auftragspuffer (AP; 1 M Tris-l, p 6,8; 50% (w/v) Saccharose; 10% (w/v) SDS; 2,8 M β-mercaptoethanol; 0,001% (w/v) Bromphenolblau) 10 µl Anionenaustauschereluat + 2,5 µl AP 12 µl valbumin-lösung (0,5 µg/µl) + 3 µl AP 12 µl ämoglobin-lösung (0,5 µg/µl) + 3 µl AP Die Proben werden 5 min bei 95 erhitzt. b) Elektrophorese: Die Proben werden mithilfe einer Eppendorf Research Pipette (einstellbares Volumen: 1-10 µl) in die Geltaschen des Sammelgels pipettiert. Der Laufpuffer (20 mm Tris; 192 mm Glycin; 0,05% SDS, ca. 400 ml) wird in die Gelkammer gefüllt, diese an ein Spannungsgerät angeschlossen und die Elektrophorese bei 200 Volt konstanter Spannung durchgeführt bis die mit Bromphenolblau gefärbten Proben den unteren Gelrand erreicht haben. c) Färbung/Entfärbung: Die Färbung des Gels erfolgt in oomassie-lösung (0,25% (w/v) oomassie-brilliant-blau-r250; 45% (v/v) Ethanol; 10% (v/v) Essigsäure). Nach zwei- bis dreistündiger Lagerung des Gels in der Entfärbelösung (45% (v/v) Ethanol; 10% (v/v) Essigsäure) heben sich die deutlich blau gefärbten Proteinbanden vom leicht bläulich gefärbten intergrund ab. 11

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Auswertung: Abb. 7: SDS-Polyacrylamidgel, gefärbt in oomassie-lösung (Zusammensetzung siehe oben). 1, Elutionsfraktion Kationenaustauscher, 2, Elutionsfraktion Anionenaustauscher, 3, valbumin, 4, ämoglobulin. Ammoniak- und arnstoffbestimmung in einer Serumprobe Vorbemerkung: arnstoff wird in der Leber aus Ammonium-Ionen (im Dissoziationsgleichgewicht mit Ammoniak), die aus dem physiologischen Aminosäuren- und Proteinstoffwechsel sowie aus dem Proteinabbau im Darm stammen, erzeugt. Zweck der arnstoffbildung ist die Fixierung des giftigen Ammoniaks in einem ungiftigen Produkt, das über die Nieren ausgeschieden wird. Eine gestörte Leberfunktion kann zu einem Anstieg des Ammoniakgehalts im Serum führen in dessen Folge eine hepatische Enzephalopathie mit komatösen Zuständen entstehen kann. Prinzip: Im Experiment, wird arnstoff mithilfe des Enzyms Urease zu Ammoniak und Kohlendioxid gespalten: 2 N N2 Urease + 2 2N 3 + 2 (Gl.1) 12

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Ammoniak und α-ketoglutarat werden wiederum von das Enzym Glutamat-Dehydrogenase (GLD) und unter Verbrauch von reduziertem Nicotinamidadenindinukleotid (NAD) zu L-Glutamat umgesetzt:!-ketoglutarat + NAD + N 4 + GLD L-Glutamat + NAD + + 2 (Gl. 2) In einer Serumprobe wird der arnstoffgehalt bestimmt. Um eine Fehlerquelle bei der Bestimmung von arnstoff auszuschließen, wird zunächst die in der Serumprobe bereits vorhandene Konzentration an Ammoniak (diese steigt nach Blutabnahme an, vor allem durch Abbauprozesse und ämolyse) gemessen. Dazu wird die Ammoniakbestimmung ohne Zugabe des Enzyms Urease durchgeführt. Es läuft somit lediglich die in der Gleichung 2 (Gl. 2) angegebene Reaktion ab. Die während der Reaktion verbrauchte NAD-Menge ist der Ammoniakmenge äquivalent. NAD ist Messgröße und aufgrund seiner Absorption bei 365 nm photometrisch zu bestimmen. 13

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Durchführung: Die Lösungen entsprechend dem unten angegebenen Schema in Küvetten pipettieren und die Extinktionswerte am Photometer ablesen: arnstoffbestimmung Reagenzienleerwert Probenwert b) b) Ammoniakbestimmung Reagenzienleerwert Probenwert b) b) Reaktionsgemisch 1,0 ml 1,0 ml 1,0 ml 1,0 ml a) Serum - 0,05 ml - 0,05 ml dest. Wasser 0,5 ml 0,45 ml 0,51 ml 0,46 ml 0,01 ml 0,01 ml - - mischen, nach ca. 5 min bei 20-25 Extinktionswerte der Lösungen messen (E1), Reaktion starten durch Zugabe von Urease-Lösung GLD-Lösung 0,01 ml 0,01 ml 0,01 ml 0,01 ml mischen, nach ca. 20 min bei 20-25 Extinktionswerte der Lösungen messen (E2). Falls die Reaktion nach 20 min nicht zum Stillstand gekommen ist, die Extinktionswerte im Zeitintervall von 2 min messen, bis eine konstante Abnahme pro Zeitintervall erreicht ist. a) u. a. Triethanolaminpuffer (p 8,0), α-ketoglutarat, NAD; b) sowohl für Proben- als auch Reagenzienleerwerte die Extinktionsdifferenzen (E1-E2) berechnen. Die Differenz der Leerwerte (ΔE L ) von der Differenz der Proben (ΔE P ) abziehen. Aus der arnstoffprobe erhält man: ΔE arnstoff + Ammoniak (aus arnstoffprobe) und ΔE Ammoniak (aus Ammoniakprobe). Die Differenz dieser Werte ergibt: ΔE arnstoff. 14

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Berechnung: Nach der allgemeinen Berechnungsformel für die Bestimmung der Konzentration gilt: c = V M "E # d v V, Testvolumen in ml; v, Probenvolumen in ml; M, Molmasse (g/mol) von arnstoff bzw. Ammoniak; d, Schichtdicke in cm; ε, molarer Extinktionskoeffizient von NAD bei einer Wellenlänge von 365 nm = 3427 l mol -1 cm -1 Daraus ergibt sich für die Berechnung des Gehalts an Ammoniak (1) und des Gehalts an arnstoff (2): c = 1,52 60,06 3427 1 0,05 2 "E arnstoff mol cm ml g l cm ml mol = 0,266 "E arnstoff g/l (2) c = 1,52 17,03 3427 1 0,05 "E Ammoniak mol cm ml g l cm ml mol = 0,151 "E Ammoniak g /l (1) 15

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Anhang (siehe Schlüsselwörter): Abbildung 1: Illustration of principal oligosaccharide structures occurring during the biosynthesis of N-glycans. The A, B and branches are indicated in the LL precursor and high mannose-type N- glycan; 3 and 6 indicate the respective antenna of the N-glycan. 16

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München Ergänzend zur SDS-PAGE: Disk-(diskontinuierliche)- Elektrophorese 2 Mit der diskontinierlichen Elektrophorese verhindert man das Aggregieren von Proteinen beim Eintritt in das Gel und erhält schärfere Banden. Die Gelmatrix wird hierfür in das engporige Trenngel und das weitporige Sammelgel eingeteilt, zudem kombiniert man verschiedene Puffer miteinander. äufig wird dabei das Tris- l/tris-glycin-system eingesetzt: Das Trenngel enthält 0,375 mol/l Tris-l p 8,8, das Sammelgel 0,125 mol/l Tris-l p 6,8. Dieser p-wert liegt sehr nahe beim isoelektrischen Punkt des Glycins im Elektrodenpuffer. Dadurch hat Glycin zum Beginn der Trennung eine sehr niedrige elektrophoretische Mobilität (Folge-Ion). Die hlorid-ionen in den Gelpuffern haben hingegen eine sehr hohe Mobilität (Leit-Ion). Wenn man das Probengemisch zwischen diesen Ionen auf das weitporige Sammelgel aufträgt, liegen die Mobilitäten der Protein-Ionen zwischen denen der Leit- und Folge-Ionen. Beim Anlegen des elektrischen Feldes beginnen in diesem diskontinuierlichen System alle Ionen mit der gleichen Geschwindigkeit zu wandern. Diesen Vorgang nennt man Isotachophorese. Keines der Ionen kann aufgrund seiner Mobilität schneller oder langsamer wandern als die anderen, weil sich sonst eine Lücke zwischen den Ionen ergeben würde. Im Bereich der Ionen mit hoher Mobilität (Leit-Ion) stellt sich eine niedrige Feldstärke ein, im Bereich der Ionen mit niedriger Mobilität (Folge-Ion) ist die Feldstärke automatisch sehr hoch. Somit befinden sich die Protein-Ionen in einem Feldstärkegradienten und bilden während der Wanderung einen Stapel in der Reihenfolge ihrer Mobilitäten (Stapeleffekt oder stacking-effekt): Die Protein-Ionen mit der höchsten Mobilität folgen unmittelbar dem Leit-Ion, die mit der niedrigsten Mobilität werden vor den Folge-Ionen hergeschoben. Der Stapeleffekt hat folgende Vorteile: die Proteine wandern langsam in die Gelmatrix und aggregieren somit nicht mehr, es erfolgt eine Vortrennung und Aufkonzentrierung der Zonen beim Start. 2 Quelle: Bioanalytik, 2. Auflage 2006, F. Lottspeich, J.W. Engels (rsg.), Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, eidelberg) 17

Lehrstuhl für Physiologische hemie, Tierärztliche Fakultät, LMU München An der Grenzschicht zum Trenngel angelangt, erfahren die Proteine plötzlich einen hohen Reibungswiderstand, es kommt zum Stau der zur weiteren Zonenschärfung führt. Das niedermolekulare Glycin ist davon nicht beeinflusst und überholt die Proteine. Die Proteine befinden sich jetzt in einem homogenen Puffer, dadurch löst sich der Stapel auf und die einzelnen Komponenten beginnen sich nach dem zonenelektrophoretischen Prinzip aufzutrennen. Die Folge der Protein-Ionen arrangiert sich neu, weil im engporigen Trenngel die Molekülgröße einen erheblichen Einfluss auf die Mobilität hat. Die Proteine erhalten höhere Nettoladungen, weil der p-wert auf 9,5 ansteigt. Das Sammelgel wird erst unmittelbar vor der Elektrophorese auf das Trenngel aufpolymerisiert, weil ansonsten die Ionen ineinander diffundieren würden. 18