Architektur 8 Einfamilienhaus mit atemberaubendem Panorama über dem Bodensee
9 Architektur Stilvolles Wohnen in einer spürbaren Qualität, die nur ein Holzbau vermitteln kann am Bodensee nahe der Stadt Bregenz wurde ein Holzbau mit einem atemberaubenden Panoramablick errichtet. Die Tradition des Holzbaus reicht am Bodensee über mehrere hundert Jahre zurück. Schon die Pfahlbauten am See standen auf Stelzen und ragten aus dem Wasser. Bauernhäuser und landwirtschaftliche Gebäude wurden aus Holz mitten am Berg errichtet und hielten über Jahrhunderte Bestand. Der Baustoff Holz wird heute immer noch in der Region für den Bau von Häusern verwendet. In diesem gelungenen Beispiel nutzt der Planer die Ausrichtung des Hanges und konzipiert ein Holzhaus als Solitär in der Landschaft. Das Wohnhaus wurde auf einem steil abfallenden Hanggrundstück mit Panoramablick auf fast 900 Meter Meereshöhe errichtet. So wie es für die Region typisch ist, steht das Haus nicht in einem Ensemble, sondern einzeln mitten am Berg auf einem kleinen Wiesenhang. Ein Sockelgeschoss aus Beton wurde parallel zur Höhenlinie in den Hang geschoben und bildet den Raum für einen Eingangsbereich, Nebenräumlichkeiten und eine Doppelgarage. Das massive Sockelgeschoss trägt einen deutlich größeren, schlicht gestalteten und langen Baukörper aus Holz. Oben auf liegt ein weiterer Baukörper, der senkrecht zu den beiden unteren Baukörpern hang- und talseitig markant ausragt. Durch eine unterschiedliche Materialität der Fassade, Beton, Holz, Kupfer, werden die einzelnen Baukörper ganz klar definiert. Erschlossen wird das Gebäude talseitig über einen eingeschnittenen Eingangsbereich. Die Zugangsstraße endet förmlich in der Garage. Der Eingang ist gestalterisch zurückgesetzt und betont die Erschließungssituation. Die Treppe in das obere Geschoss ist parallel zum Hang in die Mitte platziert und zoniert diese Etage in Technik und Garage. Der umlaufend überhängende Baukörper aus Holz über dem Sockelgeschoss aus Beton schützt den gesamten Eingang vor der Witterung. Über eine einläufige Treppe gelangt man vom großzügigen Eingangsbereich mit Garderobe in das erste Obergeschoss. Parallel zum Treppenlauf erschließt ein Flur die als Einspänner angeordneten Kinderzimmer mit stirnseitig angeordneter Nasszelle und den Schlafbereich der Eltern. Sämtliche Zimmer orientieren sich zum Hang und öffnen sich zum Ausblick in die Landschaft Richtung Bodensee. Der Schlafbereich der Eltern verfügt über ein großes Badezimmer und eine Ankleide, während die beiden Kinderzimmer sich ein eigenes kleines Bad teilen. Eine eingeschobene windgeschützte Loggia sowie eine offene Bibliothek wei-
Architektur 10 tet den Flur auf und trennt den Elternbereich mit Schlafzimmer, Ankleide und Bad optisch und räumlich ab. Ein Panoramafenster in der Bibliothek öffnet den Raum hangseitig mit Blick auf die direkt angrenzenden Weideflächen der benachbarten Viehbauern. Die eingeschobene Loggia erlaubt eine Belichtung des Gangbereiches und lockert die strenge Anordnung der Räume wie auf einer Perlenschnur auf. Sämtliche Räume im Obergeschoss sind talseitig über die gesamte Länge und Höhe verglast und nutzen somit die Sonneneinstrahlung als passiven Energiebeitrag. Ein langer und schmaler Balkon mit Brüstung erweitert optisch die Innenräume und fügt sämtliche Zimmer im Obergeschoß zu einem klaren Baukörper zusammen. Die Balkonüberdachung ver - schattet in den Sommermonaten die Glasflächen und schützt somit vor sommerlicher Überhitzung. Auf seitliche Öffnungen zu den benachbarten Grundstücken wurde bewusst verzichtet. In Verlängerung des ersten Treppenlaufs führt eine weitere einläufige Treppe in das Dachgeschoss. Durch entsprechende Öffnungen läuft man mit Blick in den Himmel die Treppe hinauf in das Dachgeschoss. Dort öffnet sich über zwei Seiten ein großzügiger, offener Koch-, Ess- und Wohnbereich mit schier endlosem Pano- Ansicht von Westen Ansicht von Osten
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Architektur 12 Grundriss Obergeschoss Grundriss Dachgeschoss ramablick auf die Alpenkette und über den gesamten Bodensee. Im Wohnraum hat man den Eindruck hoch über dem Abhang zu fliegen. Die großen Glasscheiben, umlaufend vorgelagerte Loggien und eine transparente Brüstung verstärken den Eindruck und verbinden dabei übergangslos den Innenraum mit dem Außenraum. Entsprechende Vordächer sorgen für die nötige Verschattung der Glasflächen. Aus statischen Gründen und in Hinblick auf die Intimität gibt es hangseitig und Richtung Osten nur wenige bewusst platzierte Öffnungen. Die gesamten Dachflächen des Obergeschosses werden als üppige Dachterrassen genutzt. Eine umlaufende Brüstung differenziert zusätzlich die unterschiedlichen Baukörper und sorgt auf den Dachterrassen für eine gewisse Intimität.
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Architektur 14 Ansicht von Süden Ein Großteil der Fassade, der Fenster und Deckenverkleidungen bestehen einheitlich aus unbehandeltem Weißtannenholz. Ein Teil der Einbaumöbel sowie Boden-, und Terrassenflächen wurden in Eichenholz ausgeführt. Eingangsbereich und Nasszellen sind mit Naturstein belegt. Es wurde auf Lacke oder Schutzanstriche verzichtet. Die der Witterung ausgesetzte Holzfassade bekommt mit der Zeit eine bewusst natürlich graue Patina. Das Gebäude wurde streng nach den Kriterien der Umweltverträglichkeit geplant, dazu zählt eine hohe ökologische Qualität der Materialien sowie eine Erdwärmeheizung mit Solaranlage zur Warmwasserbereitung auf dem Dach. Eine Photo voltaikanlage kann jederzeit nachgerüstet werden. Schnitt von Süden Bauherrschaft: Familie L. Architekt: k_m architektur Arch. DI Daniel Sauter CH-9436 Balgach Haldenstrasse 12 0041 78 6565144 www.k-m-architektur.com info@k-m-architektur.com Wohnfläche: 205 m² Spezifischer Wärmebedarf: 49 kwh/m²a Bauzeit: Sept. 2012 bis Sept. 2013 Heizsystem: Erdwärmeheizung mit Solar Grundstücksituation: Hanggrundstück mit Panoramablick Grundstücksgröße: 1281 m² Anzahl der Bewohner: Einfamilienhaus für 4 Pers.