Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU Gemeinsame Herausforderungen, unterschiedliche Lösungen?

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Transkript:

Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU Gemeinsame Herausforderungen, unterschiedliche Lösungen? Fachtagung Aufgaben und Wege zur Integration von langzeitarbeitslosen Menschen Kiel, 25.01.2016

Langzeitarbeitslosigkeit als Problem für Wirtschaft und Gesellschaft Geringe Arbeitsmarkteffizienz und verringertes Wirtschaftswachstum Unterauslastung / Unterbeschäftigung bei gleichzeitigem Fachkräftemangel Entwertung von Humankapital und damit Bildungsinvestitionen Psychische und gesundheitliche Probleme stellen individuelle und gesellschaftliche Kosten dar Armutsquelle Belastung öffentlicher Haushalte Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 2

Agenda Statistischer Überblick: Entwicklung und Zusammensetzung der Langzeitarbeitslosigkeit seit der Krise Nichterwerbstätigkeit und versteckte Langzeitarbeitslosigkeit Aktive Arbeitsmarktpolitik im europäischen Vergleich Fazit Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 3

Langzeitarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich Internationaler Vergleich der Arbeitslosigkeit auf Basis der Erwerbslosenstatistik der Europäischen Union (EU-AKE, Eurostat) Unterschiede zur BA-Statistik: Erwerbspersonenkonzept der ILO Erhebungsmethode (Stichprobenbefragung vs. Registrierung) Unterschiedliche Konkretisierungen der Beschäftigungslosigkeit und Arbeitssuche Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 4

Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit seit der Krise 6 60 5 50 4 40 3 30 2 20 1 10 0 0 Langzeitarbeitslosenquote (linke Achse) Anteil an allen Arbeitslosen (rechte Achse) Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 5

Anteil an allen Erwerbstätigen, in % Anteil an allen Arbeitslosen, in % Deutliche Unterschiede im Ländervergleich 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Langzeitarbeitslosenquote 2008Q3 (linke Achse) Anteil an allen Arbeitslosen 2016Q3 (rechte Achse) Langzeitarbeitslosenquote 2016Q3 (linke Achse) Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 6

100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Hoher Anteil verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland Zusammensetzung der Arbeitslosigkeit nach Dauer, 2015 0% Schweden Finnland Dänemark Österreich UK Polen Deutschland Frankreich Niederlande EU 28 < 12 Monate 12-23 Monate 24 bis 47 Monate 48 Monate und mehr Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 7

Geringqualifizierte besonders stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen 25 Langzeitarbeitslosenquote nach Qualifikationsniveau, 2014 20 15 10 5 0 EL ES IT EU28 FR PL NL DK AT FI DE SE UK Gering Mittel Hoch Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 8

In Deutschland besonders viele Ältere unter den Langzeitarbeitslosen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Altersstruktur der Langzeitarbeitslosigkeit, 2014 15 bis 24 Jahre 25 bis 54 Jahre 55 bis 64 Jahre Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 9

Zwischenfazit Starker Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit nach 2008 vor allem in den am stärksten von der Wirtschafts- und Schuldenkrise betroffenen Ländern Nur langsamer Rückgang der Arbeitslosigkeit im Zuge der wirtschaftlichen Erholung Deutschland im europäischen Vergleich eines der Länder mit der geringsten Langzeitarbeitslosigkeit aber relativ hoher Anteil an verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit vor allem unter älteren Erwerbslosen Verschiedene Einflussfaktoren dominieren je Land gesamtwirtschaftliche Arbeitsnachfrage Struktur von Arbeitsnachfrage und Arbeitsangebot Persönliche Faktoren (Alter, Gesundheit ) Institutionelle Rahmenbedingungen (u.a. Aktivierung, Regelungen zur Frühverrentung, Erwerbsminderungsrenten etc.) Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 10

Nichterwerbstätigkeit und verdeckte Langzeitarbeitslosigkeit Langzeit-Nichterwerbstätigkeit Langzeitarbeitslose Nichterwerbspersonen Nicht erwerbstätig (<1h) Aktive Arbeitssuche Verfügbarkeit innerhalb von 2 Wochen Nicht erwerbstätig und nicht arbeitssuchend Gründe: Bildung, familiäre Verpflichtungen, Krankheit, Behinderung, Vorruhestand Entmutigte Arbeitssuchende Mit oder ohne Bereitschaft zu arbeiten Im EU-Durchschnitt ist die Zahl die verdeckte Langzeitarbeitslosigkeit höher als die Zahl der Langzeitarbeitslosen. Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 11

Nichterwerbspersonen mit Arbeitsmarktorientierung 2013 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Langzeitarbeitslose Nichterwerbspersonen, die arbeiten wollen Entmutigte Arbeitssuchende Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 12

Nichterwerbstätigkeit aufgrund von Frührente und Erwerbsunfähigkeit 25,0 20,0 5,2 15,0 10,0 5,0 0,0 1,9 13,3 5,0 3,7 8,1 3,8 6,9 4,2 7,5 5,1 3,7 1,4 1,5 4,2 5,8 6,8 5,4 4,5 2,2 4,0 4,4 5,2 2,4 4,3 4,8 5,4 1,2 4,2 2,9 Nichterwerbstätigkeit aufgrund von Vorruhestand Nichterwerbstätigkeit aufgrund von Krankheit/Invalidität Langzeit-Nichtwerwerbstätigkeit mit Arbeitsmarktorientierung Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 13

Zwischenfazit Internationale Vergleiche der Langzeitarbeitslosigkeit (insbesondere unter arbeitsmarktfernen Gruppen) sollte auch Nichterwerbstätige außerhalb der (formalen) Arbeitslosigkeit berücksichtigen In den Vergleichsländern mit geringer Langzeitarbeitslosigkeit werden tendenziell mehr Personen als erwerbsgemindert oder erwerbsunfähig eingestuft und stehen dem Arbeitsmarkt damit nicht mehr zur Verfügung. unterschiedliche Verteilung der Kosten zwischen den Sozialsystemen In Deutschland: Weit gefasste Definition der Erwerbsfähigkeit: min. 3h pro Tag Abschaffung von Möglichkeiten zur Frühverrentung ( 58er-Regelung ) und Anhebung der Regelaltersgrenze Mehr (ältere) Menschen mit gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen zählen zu den Langzeitarbeitslosen und gelten als potenziell aktivierbar Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 14

Unterschiedliche Ansätze in der aktiven Arbeitsmarktpolitik Ausgaben für öffentliche Arbeitsmarktpolitik, in % des BIP 2014 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Dänemark Schweden Finnland Frankreich Niederlande Österreich Deutschland Polen Arbeitsmarkt-Dienstleistungen Aus- und Weiterbildung Beschäftigungsanreize Geförderte Beschäftigung und Rehabilitation Direkte Schaffung von Arbeitsplätzen Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 15

Was hilft gegen Langzeitarbeitslosigkeit? Umfangreiche internationale Evaluationsliteratur zur Wirkung einzelner Maßnahmen mit gemischten Ergebnissen: Besonders wirksam sind Beratung und Vermittlungsdienstleistungen und Lohnkostenzuschüsse, im geringeren Maße und eher langfristig auch Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen Subventionierte Beschäftigung im öffentlichen Bereich verringert eher die Jobchancen der Teilnehmer Einschätzung variiert jedoch je nach betrachteter Zielgröße (Beschäftigung, Löhne, soziale Teilhabe), Personengruppe, zeitlichem Horizont und Maßnahmendesign Mikroökonomische Evaluationen erlauben nur bedingt Aussagen zu gesamtwirtschaftlichen Effekten Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 16

Beratung und Vermittlung: Langzeitarbeitslose benötigen intensive Betreuung Profiling und frühe Intervention bei hohem Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko Hohe Kontaktdichte für besonders arbeitsmarktferne Zielgruppen Spezialisierte Fallmanager für bestimmte Kundengruppen Personalisierte und individuelle Ansätze statt Standardmaßnahmen Holistische Ansätze (inkl. Zugang zu sozialintegrativen Beratungsleistungen) Betreuung und follow-up auch nach Aufnahme einer Beschäftigung Voraussetzung: Effiziente Strukturen der öffentlichen Arbeitsverwaltung, ausreichende finanzielle Ausstattung, qualifiziertes Vermittlungspersonal Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 17

Erfahrungen mit öffentlich geförderter Beschäftigung Österreich: Transitarbeitsplätze in Sozioökonomischen Betrieben (SÖB) und Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten (GBP) Flex-Jobs in Dänemark: Deutliche Steigerung der Erwerbsbeteiligung aber kaum Übergänge in ungeförderte Beschäftigung Job- und Entwicklungsgarantie in Schweden Großflächig angelegtes Programm (verpflichtend für alle ab 60 Wochen Arbeitslosigkeit) Massive Zuweisungen, keine adäquate Aktivierung Künstliche Arbeitsgelegenheiten bei Trägern sollen durch subventionierte Jobs auf allgemeinem Arbeitsmarkt ersetzt werden Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 18

Alternativer Ansatz: Work Programme in UK Einführung des Work-Programme in 2011, ersetzt alle früheren Aktivierungsprogramme Langzeitarbeitslose und inaktive Leistungsbezieher werden nicht mehr vom öffentlichen Arbeitsmarktservice sondern von kommerziell arbeitenden privaten oder gemeinnützigen Anbietern betreut. Weitgehender Freiraum im Integrationsprozess, Steuerung über performance-based contracts (P4P) Bisher gute Erfolge für Bezieher von Arbeitslosengeld, weniger für gesundheitlich eingeschränkte und schwer vermittelbare Zielgruppen Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 19

Fazit Hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen in Deutschland nicht unbedingt negativ zu bewerten (Abbau verdeckter Arbeitslosigkeit vor allem Älterer) Politik des Fördern und Forderns stößt bei arbeitsmarktfernen und schwer vermittelbaren Zielgruppen mit multiplen Vermittlungshemmnissen an ihre Grenzen Andere Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen, bieten aber auch keine Patentrezepte Chancen und Risiken eines öffentlich geförderten ( sozialen ) Arbeitsmarkts ohne enge Zielgruppendefinition Auch erfolgreiche Beispiele und Programme in Deutschland (u.a. Perspektive 50+, Instrumentarium des SGB IX) Langzeiterwerbslosigkeit in Deutschland und der EU 20

Vielen Dank! Joscha Schwarzwälder Programm Nachhaltig Wirtschaften joscha.schwarzwaelder@bertelsmann-stiftung.de Besuchen Sie uns auch auf www.bertelsmann-stiftung.de