Vortrag Bauchwandhernien Immer eine OP-Indikation? Susanne Reschke Oberärztin Chirurgie Klinik Mühldorf Operieren wir zu viel? 8. Mai 2013
Bauchwandhernien Nabelhernie/Epigastrische Hernie Narbenhernie Leisten- und Schenkelhernie (Parastomale Hernie) (Sonderformen: Spieghel-Hernie) (Rektusdiastase: breite Dehiszenz der Linea alba)
Bauchwandhernien Definition Ausstülpung des Bauchfells durch präformierte (Nabel/Processus vaginalis) oder sekundär entstandene (Narbe/innerer Leistenring) Lücke der Bauchwandschichten Bruchinhalt: h sämtliche Bestandteile des Bauchraumes
Bauchwandhernien Krankheitswert Direkte Beeinträchtigung Eingeschränkte Beweglichkeit Druckulcera Schmerzen Inkarzeration Indirekte Beeinträchtigung Durchblutungs-/Funktions-/Passagestörungen von Darm, Mesenterium oder Netz
Bauchwandhernien Herniogenese Exogene Ursachen (Komorbidität, Komplikationen), bei z.b. Adipositas 4 x häufiger Endogene Trigger verändern den kollagenen Metabolismus zugunsten des Kollagens Typ III, das zu vermehrtem Kollagenabbau führt Bei genetisch bedingten Bindegewebserkrankungen g (Marfan-S., Ehlers-Danlos S.) treten Hernien 6 x häufiger auf Familiäre Häufung von Aortenaneurysmen, Varizen, Familiäre Häufung von Aortenaneurysmen, Varizen, Kolondivertikulose, Hämorrhoiden, Lungenemphysem, Beckenbodenschwäche und Hernien
Nabel- und epigastrische Hernien Häufigkeit Häufigkeit: Bei 24 % - 25 % der Bevölkerung zeigen sich (para-)umbilikale Hernien Inkarzerationsgefahr liegt bei ca. 25 % mit einer Letalität von 10-15 % Deutschland: Ca. 50.000 operative Versorgungen g pro Jahr Klinik Mühldorf: Ca. 80 operative Versorgungen pro Jahr
Nabel- und epigastrische Hernien operative Versorgung Direktnaht bei kleinen Lücken bis 2 cm und Kindern Netzversorgung offen in Sublay- oder laparoskopisch in IPOM-Technik
Nabel- und epigastrische Hernien postoperative Komplikationen 0,6-5,8 % Infektionsrate nach naht-/netzbasierter Versorgung (0 % = Klinik Mühldorf) 12 % postoperativ mäßige bis starke chronische Schmerzen nach naht- oder netzbasierter Reparation 11,5-15 % Rezidivrate Shaik I., et al. Hernia 2013 Erritzoe-Jervild L, et al., Hernia 2012 Helgstrand F. et al., Ann surg 2012 May 10
Narbenhernie Häufigkeit 15-25 % Narbenhernien nach elektiven Eingriffen 30-50 % Narbenhernien nach Infektionen 3-30 % Rezidivhernien i nach operativer Versorgung Ca. 68 % der Hernien sind symptomatisch Deutschland: Ca. 50.000000 operative Versorgungen pro Jahr Klinik Mühldorf: Ca. 50 operative Versorgungen pro Jahr Herniamed-Register Dänisches Hernienregister (51.000 Pat.) Van Ramhorst GH, et al., Am J Surg 204: 144-150 Poghosyan T, et al., World J Surg 36
Narbenhernie operative Versorgung Netzversorgung offen in Sublay- oder laparoskopisch in IPOM-Technik Komponentenseparation mit/ohne Netzaugmentation bei Riesenhernien, i Mehrfachrezidiven h oder großen Bauchwanddefekten
Narbenhernie postoperative Komplikationen 2 % postoperative Infektionen nach Sublay-Technik 16 % postoperative ti Infektionen nach Sublay-Technik bei Patienten mit Komorbidität (2,8 % = Klinik Mühldorf) 28 % postoperative Schmerzen nach offener IPOM-Technik Darmperforationen im Rahmen der Adhäsiolyse 15-29 % Fistelbildung bei großen Hernien Krpata DM, et al., Surgery 2012 Aug 3 Gronnier C, et al., World J Surg 36
Leistenhernie Häufigkeit Lebenswahrscheinlichkeit, an einer Leistenhernie operiert zu werden, beträgt 27 % für Männer und 3 % für Frauen Inkarzerationsgefahr liegt bei 2 % pro Jahr 72 % zunächst asympt. Patienten werden innerhalb von 7,5 Jahren wegen Schmerzen operiert Deutschland: Ca. 200.000 Eingriffe pro Jahr, davon 80 % Leistenhernien (davon 70 % noch immer stationär) Klinik Mühldorf: Ca. 200 Eingriffe pro Jahr Mi hi H t l A h S 147 Mizrahi H, et al., Arch Surg 147 Herniamed-Register Chung et al., Brit. J. Surg, 2010 Geißler B, et al., Der Chirurg 5 2011
Leistenhernie operative Versorgung Nahtverfahren bei Kindern, auf Wunsch und bei Infekten Netzverfahren offen oder endoskopisch (in Deutschland 74 % Netzverfahren, davon 30 % offen) Herniamed-Register Hernia 2012
Leistenhernie postoperative Komplikationen 8-10 % postoperative Komplikationen 0,5-1,6 % Reoperationen 11 % Rezidive im Krankengut 15-1,5 4,5 % postoperative Infekte (0 % = Klinik Mühldorf) 18-31 % postoperativ chronische Schmerzen (v.a. bei offenen Verfahren) 8 % Mortalität bei Inkarzeration Schwedisches Hernienregister 2012 (ca. 150.000 Pat) Dänisches Hernienregister 2010 (51.000 Pat) Herniamed Register 2012 (35.000 Pat.) Sanchesz-Manuel FG, et al., Cochrane Database Syst. Rev 2012 Geißler B, et al., Der Chirurg 5, 2011
Bauchwandhernien Immer eine Op-Indikation? Asymptomatische Hernien müssen nicht obligat operiert werden Operative Versorgung bei Inkarzeration, Symptomen und Größenzunahme Vorsicht bei Komorbiditäten o wie Adipositas, D.m., COPD, Nikotinabusus, Leberzirrhose (bei Child C 80 % Mortalität!), Immunsuppression, Alter 65 < Jahre oder Komplikationen nach Primäreingriff ausführliche Aufklärung auch über Rezidive/Revision und vor allem über postoperative Schmerzen Leitlinie der Europäischen Herniengesellschaft Herniamed-Register