Bau-Information Ausbau zur viergleisigen Westbahn Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke JUNI 2012 Editorial Verkehr in Europa Der Lückenschluss St. Pölten Loosdorf Der Pummersdorfer Tunnel Sicherheit im Tunnel Bauen im Einklang mit der Natur
2 Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke Editorial Liebe Leserinnen und Leser, seit der Fortsetzung der Bauarbeiten im November 2009 wird mit Hochdruck am Projekt Lückenschluss St. Pölten-Loosdorf, auch bekannt als GZU (Güterzugumfahrung), gearbeitet. Derzeit wird der Pummersdorfer Tunnel, der längste der drei geplanten Tunnel, im Stadtgebiet von St. Pölten errichtet. Mit der vorliegenden Bau-Information möchten wir Ihnen einen Überblick über die bisherigen Tätigkeiten sowie alle weiteren Schritte geben. Alle Bauarbeiten verlaufen derzeit planmäßig und schreiten zügig voran. Aufgrund der Bauarbeiten, speziell jene beim Pummersdorfer Tunnel, können Lärm- und Staubbelastungen nicht gänzlich vermieden werden. Bei der Errichtung der Sicherheitsausgänge und des Tunnelvortriebs werden teilweise Lockerungssprengungen durchgeführt. Wir sind jedoch bemüht, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten und danken für Ihr Verständnis! Ihr Projektteam: Ing. Reinhold Hödl (Projektleiter) DI (FH) Christian Gugenberger DI (FH) Gerhard Schett Verkehr in Europa Qualität und Leistungsstärke der Verkehrsinfrastruktur stehen in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Ein grenzfreier, europäischer Binnenmarkt mit gesteigerten Ansprüchen im Gütertransport und wachsendem Mobilitätsbedürfnis im Reiseverkehr erfordert eine entsprechend leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Die Westbahn ist nicht nur eine der wichtigsten Hauptverkehrsachsen Österreichs, sondern hat aufgrund ihrer Lage am Donau-Korridor auch eine vorrangige Bedeutung innerhalb der Europäischen Union. Durch die Erweiterung der EU in Richtung Osten, die gesteigerte Mobilität und den erhöhten Bedarf für den Personen- und Güterverkehr ist der Ausbau der Westbahn von höchster Bedeutung.
Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke 3 Um einen langfristig gesicherten Personen- und Güterverkehr innerhalb der Europäischen Union zu garantieren, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und neue Wirtschaftsräume zu erschließen, wurden in den Bereichen Verkehr, Energie und Telekommunikation transeuropäische Netze (TEN) definiert. Für den Ausbau dieser Netze wurden vorrangige Achsen festgelegt, so genannte Prioritäre Projekte, deren Planung und Bau von der Europäischen Union gefördert werden. Der Ausbau der Westbahn zur Viergleisigkeit ist ein wesentlicher Teil des Prioritären Projektes 17. Das Prioritäre Projekt 17 Das Prioritäre Projekt 17 ist die Eisenbahnachse Paris - Straßburg - Stuttgart - München - Wien - Bratislava. Den österreichischen Abschnitt des TEN 17- Korridors bildet die Donauachse, die von der deutschen Staatsgrenze bei Salzburg über Linz, St. Pölten und Wien bis zur slowakischen Grenze bei Bratislava verläuft. Die Westbahn als Hauptverkehrsachse Österreichs Die Westbahn ist eine der wichtigsten Bahnstrecken Österreichs, welche in vielen Abschnitten bereits bis an ihre Grenzen ausgelastet ist. Mit dem Ausbau der Westbahn stellen wir künftigen Generationen eine moderne, leistungsfähige und umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur für den Nah- und Fernverkehr zur Verfügung, die eine zunehmende Verlagerung von der Straße auf die Schiene ermöglicht. Wir schaffen Voraussetzungen für mehr Kapazitäten im Personen- und im Güterverkehr. Die neue Hochleistungsstrecke bietet vor allem im Fernverkehr deutlich kürzere Fahrzeiten. Ziel ist es, die Strecke Wien Salzburg in ca. zwei Stunden zurückzulegen. Im Bereich des Güterverkehrs führt der viergleisige Ausbau der Westbahn zwischen Wien und Wels zu einer Verdoppelung der Kapazitäten. Die ÖBB-Infrastruktur AG leistet mit dem Ausbau der Donauachse einen wesentlichen Beitrag zur Mobilität.
4 Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke Lückenschluss St. Pölten Loosdorf Durch den Lückenschluss St. Pölten - Loosdorf werden zusätzliche Kapazitäten geschaffen, die den Hauptbahnhof St. Pölten entlasten und so dem Personenverkehr zu Gute kommen. Ebenso bedeutet der Lückenschluss eine deutliche Entlastung vom Güterverkehr für das Zentrum der Landeshauptstadt St. Pölten. Die GZU-Trasse erstreckt sich vom Knoten Wagram im Osten, wo sie an die Bestandstrecke und die Neubaustrecke Wien St. Pölten angebunden wird, südlich von St. Pölten entlang der S33 und der A1 nach Westen, wo sie im Knoten Rohr wieder mit der Bestandstrecke verknüpft wird. Im Rahmen des Projekts finden sich auf einer Gesamtlänge von 24,7 km 23 Brückenobjekte und drei Tunnel. Geografisch gliedert sich die GZU in vier Abschnitte: Knoten Wagram Abschnitt Raum St. Pölten (Mitte) Abschnitt West Knoten Rohr In einem ersten Schritt wurden im Raum St. Pölten die Brücken hergestellt. Das Ausbruchsmaterial des künftigen Tunnels wird umweltfreundlich über die Trasse abtransportiert und für weitere Dammschüttungen entlang der Strecke verwendet.
Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke 5 Der Pummersdorfer Tunnel Der Fokus der momentanen Bautätigkeit liegt auf der Errichtung des Pummersdorfer Tunnels im Raum St. Pölten. Er ist mit 3,5 km der längste der drei geplanten Tunnel entlang der Strecke. Mit dem Bau des Tunnels wurde bereits im Jänner 2012 begonnen, Ende 2014 wird er im Rohbau fertiggestellt sein. Der Pummersdorfer Tunnel wird als einröhrig zweigleisiger Tunnel errichtet und verläuft ab ca. 500 m hinter der Anschlussstelle St. Pölten bis nach Völlerndorf. Er führt nördlich der Ortschaft Pummersdorf vorbei, unterquert die Mariazeller Bahn und endet auf Höhe der Raststation Völlerndorf, wo sich das Westportal befindet. GESCHLOSSENE BAUWEISE Bei dieser Bauweise, auch Bagger- und Sprengvortrieb bzw. NÖT genannt, wird der Tunnel mittels Bagger und erforderlichenfalls Sprengung ausgebrochen. Die Tunnelaußenschale wird mit Spritzbeton hergestellt und in ihrer Dicke und hinsichtlich zusätzlicher Ausbauelemente wie Stahl bewehrung, Stahlbögen und Anker an die jeweiligen Gebirgsverhältnisse angepasst. Anschließend wird der Sohlbeton mit den Wasserableitungen eingebaut, die Widerlager für den Gewölbebeton errichtet und die Tunnelinnenschale hergestellt. Aufgrund geologisch sehr anspruchsvoller Verhältnisse wird dieser Tunnel größtenteils in Geschlossener Bauweise, der so genannten NÖT- Neue Österreichische Tunnelbauweise- errichtet. An den beiden Portalbereichen kommt teilweise auch die Offene Bauweise zum Einsatz. OFFENE BAUWEISE Bei diesem Verfahren wird vorab eine Baugrube errichtet, in der der eigentliche Tunnel gebaut wird. Nach dem Aushub werden die Innenschale und die Sohle hergestellt. Nach Fertigstellung des Tunnels wird die Baugrube wieder verfüllt. Tunnelausrüstung Nach Fertigstellung des Tunnels wird das Bauwerk für den Zugverkehr ausgerüstet. Der gesamte Oberbau wird schichtweise eingebaut und die Oberleitung montiert. Im Pummersdorfer Tunnel kommt die so genannte Feste Fahrbahn zum Einsatz. Feste Fahrbahn Bei der Eisenbahn wird die Fahrbahn als Oberbau bezeichnet. Bei dieser Methode werden die Schwellen und das Schot- NÖT - Neue Österreichische Tunnelbaumethode
6 Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke Blick entlang der Trasse Befahrbare Feste Fahrbahn terbett eines herkömmlichen Schienenkörpers durch Betonelemente ersetzt. In Bereichen mit geringer Überlagerung zur Oberfläche erfolgt der Einbau eines speziellen erschütterungs- und schalldämmenden Oberbausystems, Masse-Feder- System genannt. Auf der Tunnelsohle werden Dämmelemente aus Kunststoff entweder als Matte oder als Einzellager verlegt. Auf diese wird der gesamte Gleiskörper aufgesetzt. Die Gleise sind so vom Untergrund entkoppelt und Erschütterungen durch Schienenfahrzeuge werden dadurch für die Umgebung minimiert.
Bau-Information Lückenschluss St. Pölten Loosdorf (GZU) Pummersdorfer Tunnel und Freilandstrecke 7 Sicherheit im Tunnel Da der Pummerdorfer Tunnel so konzipiert ist, dass er nicht nur für Güterzüge sondern prinzipiell auch für Personenzüge befahrbar ist, muss er - wie jeder andere Tunnel - allen Anforderungen in punkto Tunnelsicherheit gerecht werden. Bereits in der Planungsphase von Bauprojekten ist Tunnelsicherheit ein wesentlicher Bestandteil. Das so genannte Rettungskonzept basiert auf den beiden Säulen Selbstrettung und Fremdrettung: Bei der Selbstrettung können sich Betroffene aus eigener Kraft in Sicherheit bringen, während das Fremdrettungsprinzip auf der Zusammenarbeit von Einsatzkräften und Bahnpersonal setzt. Der Tunnel wird daher mit einer Löschwasserleitung ausgestattet, die in regelmäßigen Abständen Löschwasserentnahmestellen für die Brandbekämpfung hat. Diese Entnahmestellen werden für die Versorgung mit Löschwasser entlang der Sicherheitsausgänge errichtet; deren Speisung erfolgt über eigens errichtete Löschwasserbehälter. Im Abstand von je 500 m befinden sich Notausstiege inklusive Schleusen, um im Ereignisfall ins Freie zu gelangen. Beleuchtete Handläufe dienen darüber hinaus der Orientierung, um in Sicherheit zu kommen. Der Einbau einer befahrbaren Festen Fahrbahn ermöglicht es herkömmlichen Einsatzfahrzeugen wie Feuerwehrautos direkt an die Einsatzstelle zu gelangen. Sicherheitseinrichtungen im Tunnel: Beleuchteter Handlauf, Notrufsäulen sowie Schleusentor mit Flucht- und Rettungsweg Bauen im Einklang mit der Natur Jedes größere Bauvorhaben bringt Eingriffe in die Natur und Lebensräume mit sich. Unser Ziel ist es, diese so schonend wie möglich durchzuführen. Umweltaspekte werden so wie Technik und Wirtschaftlichkeit bereits vom Beginn der Planung an berücksichtigt. Dazu zählen: Die Bewahrung schützenswerter Gebiete wie z.b. Biotope oder Naturdenkmäler, Rekultivierungen nach Fertigstellung der Trasse sowie Lärmschutzelemente, die sich optisch in das Landschaftsbild einfügen. Für den gesamten Landschaftsraum wurden bereits Anfang der 1990er Jahre die wichtigsten land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen sowie ökologisch relevante Biotope und Landschaftselemente erhoben und analysiert. Entlang der gesamten GZU-Trasse wurden 28 schützenswerte Biotope ermittelt. Das Erscheinungsbild der GZU-Trasse ist nach Norden von Dammböschungen geprägt, die frei modelliert werden und dem Lärm- und Sichtschutz dienen. Naturnah gestaltete Entwässerungsbecken INFO Alle Bauarbeiten werden von der örtlichen Bauaufsicht begleitet. Für Anfragen steht Ihnen während der gesamten Bauzeit unser Baumanagement vor Ort gerne zur Verfügung. Baumanagement ÖBB-Infrastruktur AG Kelsengasse 10 3100 St. Pölten Tel.: 02742 84871-14
Kontakt: ÖBB-Infrastruktur AG Stab Unternehmensstrategie, PR & Kundenservice Team Projektinformationsmanagement Praterstern 3, 1020 Wien Tel: +431 93000 45857 E-Mail: infra.kundenservice@oebb.at Abschnitt Raum St. Pölten Projektleitung Westbahn Ost 2 1150 Wien, Sparkassaplatz 6 Tel. +43 1 93000 45741 Abschnitt West und Knoten Rohr Projektleitung Westbahn Ost 4 1150 Wien, Sparkassaplatz 6 Tel. +43 1 93000 45761 Abschnitt Knoten Wagram Projektleitung Westbahn Ost 3 1150 Wien, Sparkassaplatz 6 Tel. +43 1 93000 45751 www.oebb.at/infrastruktur Impressum: ÖBB-CI&M Werbeagentur GmbH im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur AG Prod. Nr.: 117312-0868 Medieninhaber: ÖBB-Infrastruktur AG Text: ÖBB-Infrastruktur AG Fotos: ÖBB, Fotostudio Wurst, Robert Deopito Grafik: KOMMERZ DI KIENZL KEG Grafik: Irene Weichselbaumer Druck: Paul Gerin, PG-DVS, 1150 Wien Stand: Juni 2012