Kleinviehalpung im westlichen Südtirol Akteure, Bewirtschaftung und Herdenschutz

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Transkript:

Büro Alpe Beratung für die Alpwirtschaft Kleinviehalpung im westlichen Südtirol Akteure, Bewirtschaftung und Herdenschutz Simon Moser, Cornel Werder, Daniel Mettler Präsentation der Studie 3. November 2016

Aufbau

Hintergrund Seit 2005 Präsenz von Bären in Südtirol Seit 2010 Präsenz von Einzelwölfen in Südtirol

Nachweise von Bär und Wolf in den Jahren 2013-2015

Hintergrund Seit 2005 Präsenz von Bären in Südtirol Seit 2010 Präsenz von Einzelwölfen in Südtirol Traditionelle Kleinviehalpung in hohen Lagen Rückkehr Großraubtiere: Unverständnis Arbeitserschwernis fehlendes Wissen fehlende Erfahrung

Vinschgau Ultental Deutschnonsberg

Ziele Erfassen der Ist-Situation auf Alpen mit Kleinvieh Ausarbeitung möglicher Bewirtschaftungsanpassungen und Massnahmen zum Herdenschutz (HS) Durchführung einer Akteurs- und Strukturanalyse Vorschlag für den Aufbau einer Beratungsstelle

Ziele Erfassen der Ist-Situation auf Alpen mit Kleinvieh Ausarbeitung möglicher Bewirtschaftungsanpassungen und Massnahmen zum Herdenschutz (HS) Durchführung einer Akteurs- und Strukturanalyse Vorschlag für den Aufbau einer Beratungsstelle

Erfassen der Ist-Situation Begehungen von mehr als 30 Almen mit Kleinvieh, Fokus Schafalpung

Erfassen der Ist-Situation Begehungen von mehr als 30 Almen mit Kleinvieh, Fokus Schafalpung Akteurs- und Strukturanalyse Interviews, Literaturrecherche Output Zehn Regionalberichte Schlussbericht

Landwirtschaft Grünland- und Viehwirtschaft > 90 % der LN sind Dauerwiesen und Weiden Obstanbau

Obervinschgau Untervinschgau Ultental Deutschnonsberg

Landwirtschaft Grünland- und Viehwirtschaft > 90 % der LN sind Dauerwiesen und Weiden Obstanbau Obstbau wirtschaftlich bedeutender als Viehzucht und Grünlandwirtschaft

Kleinviehhaltung Kleinstrukturiert und im Nebenerwerb, Tradition und ideeler Wert ~12.100 Schafe auf ~750 Betrieben / ~4.600 Ziegen auf ~500 Betrieben durchschnittlich 16 Schafe / 9 Ziegen pro Betrieb Verschiedene Bergschafschläge zur Zucht und Lammfleischproduktion Passeier Gebirgsziege zur Zucht Prinzipielles Interesse am Fortbestand Erhöhte Anforderungen durch Präsenz von Großraubtieren

Alpwirtschaft 130 Alpen / durchschnittlich 385 ha pro Alp Jährlicher Auftrieb von insgesamt knapp 10.000 GVE 6'000.0 Aufgetriebene GVE 2014 5'000.0 4'000.0 3'000.0 2'000.0 1'000.0 0.0 Milchkühe Galtvieh Pferde Schafe Ziegen

Alpwirtschaft 130 Alpen / durchschnittlich 385 ha pro Alp Jährlicher Auftrieb von insgesamt knapp 10.000 GVE Ca. 60 % der Alpen mit getrennter Bewirtschaftung und 40 % mit gemischter Bewirtschaftung 24% 10% 2%2% 2% Galtviehalm Milchviehalm Kleinviehalm 43% Gemischte Alm MK Gemischte Alm KV Gemischte Alm P Gemischte Alm GV Keine Angaben 8% 9%

Alpwirtschaft 130 Alpen / durchschnittlich 385 ha pro Alp Jährlicher Auftrieb von insgesamt knapp 10.000 GVE Ca. 60 % der Alpen mit getrennter Bewirtschaftung und 40 % mit gemischter Bewirtschaftung Alpung als wichtiger Bestandteil der regionalen Vieh- und Grünlandwirtschaft Galtviehalpung dominiert Hohe Wertschöpfung von Milchkuhalpung und Ausschank

Kleinviehalpung Sömmerung von ~12.000 Schafe und ~2.600 Ziegen (2014) Schafalpung: 16 Alpen (40 %) sömmern 450-151 Schafe 8 7 9 > 450 Schafe 450-151 Schafe 150-51 Schafe < 50 Schafe 16

Kleinviehalpung Sömmerung von ~12.000 Schafe und ~2.600 Ziegen (2014) Schafalpung: 16 Alpen (40 %) sömmern 450-151 Schafe Freier Weidegang auf topographisch eher offenem Gelände in höheren Lagen Regionale Unterschiede Alpdauer, Weideorganisation Aktuell arbeits- und kostenextensive Bewirtschaftung Nötige Voraussetzungen für HS im Moment nicht gegeben Zentraler Punkt: Anpassung der Bewirtschaftung / Einschränkung freie Weidebewegung / Organisation tiefgelegener Weiden Veränderungsprozesse

Alp-Eigentumsformen / Alpeigentümer > 80 % der Alpen im Eigentum von Gemeinden, Fraktionen und Interessentschaften anderes Privatalmen Mitbesitz Interessentschaftsalmen Gemeinde- / Fraktionsalmen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Prozent Südtirol gesamt 2016 Untersuchungsgebiet 2011

Alp-Eigentumsformen / Alpeigentümer > 80 % der Alpen im Eigentum von Gemeinden, Fraktionen und Interessentschaften Gemeinde- und Fraktionsalpen: Nutzungsberechtigung Interessentschaftsalpen: Miteigentum Prinzipiell stabile Strukturen Interesse an Alpbewirtschaftung abhängig von regionaler landwirtschaftlichen Struktur, Gewichtung der Tätigkeitsbereiche, handelnden Akteuren

Alp-Bewirtschaftungsformen / Alpbewirtschafter > 80 % der Bewirtschaftung im Eigentum und / oder durch Nutzungsrechte 17% 1% Eigentum 44% Eigentum / Nutzungsrechte Nutzungsrechte 25% Pacht anderes 13%

Alp-Bewirtschaftungsformen / Alpbewirtschafter > 80 % der Bewirtschaftung im Eigentum und / oder durch Nutzungsrechte Eigentum: einfachere Umsetzung von Veränderungen Nutzungsrechte: Alpbewirtschaftung für Nutzungsberechtigte zentraler Tätigkeitsbereich Pacht: Eigeninteresse des Pächters steht im Vordergrund Positiv: Bewirtschaftung im Eigentum / durch Nutzungsrechte Ausschlaggebend: Landwirtschaftliche Struktur / Bedeutung der Kleinviehhalpung

Kleinviehhalter Mehrheitlich Nebenerwerb auf Nutzung der Almflächen angewiesen Interesse an regionalem Auftrieb durch Miteigentum oder Nutzungsberechtigung Bei fehlendem Schutz der Tiere Suche nach Alternativen Wesentlicher Einfluss: Bedeutung der Kleinviehhaltung und -alpung für die Betroffenen HS auf den Heimbetrieben Alpung als HS-Strategie

Almpersonal / Infrastrukturen Kleinviehhirten teilweise vorhanden Betreuung durch regelmäßige Kontrollgänge Unterkünfte häufig vorhanden Erhöhter Bedarf / erhöhte Anforderungen an Kleinviehhirten Gute Basis durch vorhandene Unterkünfte

Verwaltung Zuständigkeiten Alpwirtschaft: Abteilung Forstwirtschaft (Amt für Bergwirtschaft, Forstinspektorate und Forststationen) Zuständigkeiten Großraubtiere: Abteilung Forstwirtschaft (Amt für Jagd und Fischerei) Zuständigkeit für den Schutz der Nutztiere ungeklärt Beratung für Bewirtschaftungsanpassungen und HS-Massnahmen ist nicht vorhanden

Fördermassnahmen Zwei flächenbezogene Prämien Alpungsprämie, Betriebsprämie Eine tierbezogene Prämie für Bestösser Tiergesundheitsprämie (Rindvieh) Unterstützung für Almmeliorierungen Spezielle Prämien zur Förderung der Bewirtschaftungsform oder zur Unterstützung von HS-Massnahmen sind nicht vorhanden

Bewirtschaftung / Herdenschutz Priorität: Anpassung der Bewirtschaftung Strategie: Schafalpung in Koppeln und Sektoren, HS optional Weiterführende Anpassungen wie gezielte Herdenführung, HS- Massnahmen bei Bedarf resp. Interesse Günstiger Zeitpunkt durch geringen Grossraubtierdruck Herausforderungen: Einschränkung freie Weidebewegung, Organisation tiefgelegene Frühjahrs- / Herbstweiden, Aufrechterhaltung lange Alpdauer Notwendig: Umstrukturierung und Kooperationen, finanzielle Anreize Ziel: Erfahrungsaufbau, Schaffung positiver Beispiele, Handlungsfähigkeit bei Großraubtierpräsenz

Aufbau der Beratung Abwartende Haltung: Unsicherheit, Skepsis, fehlendes Wissen Funktion: Anlaufstelle für Betroffene und Interessierte Aufgaben: Denkanstösse liefern, Veränderungsprozesse begleiten, Bewirtschaftungsmöglichkeiten sowie HS-Massnahmen aufzeigen Kompetenzen: Partizipation, Kenntnisse der Alpbewirtschaftung, Kenntnis im Bereich HS Wichtig: Positionierung der Beratung innerhalb der Verwaltung Wichtig: Unabhängigkeit Denkbar: Angliederung an die Abteilung Landwirtschaft, an das Amt für Bergwirtschaft, Positionierung ausserhalb der Verwaltung

Büro Alpe Beratung für die Alpwirtschaft Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!