Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft Einführung in die Makroökonomie SS 2012 16. Juni 2012 Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 1 / 29
Was bisher geschah... Nachdem wir den nominalen und realen Wechselkurs definiert haben, können wir das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft bestimmen Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt hängt von der inländischen und ausländischen Nachfrage, sowie vom realen Wechselkurs ab Darüberhinaus besteht eine Beziehung zwischen Ersparnis und Investitionen und der Handelsbilanz in einer offenen Volkswirtschaft Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 2 / 29
Nachfrage nach inländischen Gütern In einer offenen Volkswirtschaft wird ein Teil der von inländischen Haushalten konsumierten Güter im Ausland produziert. Darüberhinaus wird ein Teil der im Inland produzierten Güter von Ausländern konsumiert Daher müssen wir zwischen der inländischen Nachfrage nach Gütern und der Nachfrage nach inländischen Gütern unterscheiden In einer offenen Volkswirtchaft kann die Nachfrage nach inländischen Gütern Z folgendermaßen definiert werden: Z C + I + G IM ε + X Im Gegensatz dazu ist die Summe C + I + G die inländische Nachfrage nach (sowohl im Inland als auch im Ausland produzierte) Güter Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 3 / 29
Nachfrage nach inländischen Gütern - Importe Um die Nachfrage nach inländischen Gütern von der inländischen Nachfrage nach Gütern abzuleiten müssen wir davon Exporte addieren und Importe abziehen Allerdings wird der Wert der im Inland und im Ausland produzierten Gütern in unterschiedlichen Einheiten gemessen. Daher müssen Importe zuerst in Einheiten des inländischen Gutes umgerechnet werden Der reale Wechselkurs ε ist als die Menge des ausländischen Guts, die gegen ein inländisches Gut getauscht werden kann Daher, ist 1 ε die Menge des inländischen Guts, die gegen ein ausländisches Gut getauscht werden kann Der Ausdruck IM ε ist daher der Wert der Importe IM ausgedrückt in Einheiten des inländischen Guts Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 4 / 29
Annahmen über C, I, und G Unser Modell einer offenen Volkswirtschaft unterscheidet sich nicht vom IS-LM Modell was die Annahmen über C, I, und G betrifft Obwohl der reale Wechselkurs die Zusammensetzung des privaten Konsums beeinflusst, wird er keine Auswirkungen auf das gesamte Konsumniveau haben (d.h. private Haushalte entscheiden wieviele Güter sie kaufen auf Basis ihres Einkommens; nachdem sie diese Entscheidung getroffen haben, entscheiden sie sich welchen Anteil ihres Konsums sie im Ausland kaufen auf Basis des realen Wechselkurses) Dasselbe gilt für die Investitionsnachfrage: der reale Wechselkurs beeinflusst nur ob Firmen im Inland oder im Ausland kaufen, er wird aber nicht das gesamte Niveau der Investitionsnachfrage beeinflussen Wir werden wie bisher annehmen, dass die Staatsausgaben exogen sind Inländ. Nachfrage = C (Y T ) + I (Y, r) + G Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 5 / 29
Annahmen über Importe Importe (Nachfrage von inländischen Haushalten nach ausländischen Gütern) hängt vom Einkommen im Inland und dem realen Wechselkurs ab Ein Anstieg des Einkommens im Inland erhöht sowohl die Nachfrage nach inländischen als auch nach ausländischen Gütern Umso teurer inländische Güter verglichen mit ausländischen Gütern werden (d.h. umso höher ε ist), desto höher wird die inländische Nachfrage nach ausländischen Gütern Daher nehmen wir an, dass die Importe positiv vom inländischen Einkommen und dem realen Wechselkurs abhängen, d.h. mit IM Y IM > 0 und ε > 0 IM = IM (Y, ε) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 6 / 29
Annahmen über Exporte Exporte (Nachfrage von ausländischen Haushalten nach inländische Güter) hängen vom Einkommen im Ausland und vom realen Wechselkurs ab Ein Anstieg des Einkommens im Ausland führt zu einer höheren Nachfrage der ausländischen Haushalte nach inländischen und ausländischen Gütern Umso teurer inländische Güter verglichen mit ausländischen Gütern werden, desto weniger inländische Güter werden von ausländischen Haushalten gekauft Daher nehmen wir an, dass Exporte positiv vom ausländischen Einkommen Y und negativ vom realen Wechselkurs ε abhängen: mit X X Y > 0 und ε < 0 X = X (Y, ε) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 7 / 29
Nachfrage nach inländischen Gütern und Netto Exporte Um die Nachfrage nach inländischen Gütern aus der inländischen Nachfrage (DD Kurve) abzuleiten müssen wir den Wert der Importe IM abziehen ε Die entstehende AA Kurve gibt die inländische Nachfrage nach inländischen Gütern an Der Abstand zwischen der DD und der AA Kurve ist IM ε Da IM mit dem Einkommen Y steigt, wird diese Distanz mit Y größer Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 8 / 29
Nachfrage nach inländischen Gütern und Netto Exporte Darüberhinaus müssen wir Exporte X zur AA Kurve hinzuzählen As a second step, we have to add exports X to the AA line Die entstehende ZZ Kurve gibt die Nachfrage nach inländischen Gütern an Aus Teil (c) der Graphik kömmen wir Netto Exporte X IM als ε Funktion der Produktion ableiten Bei einer Produktion Y, sind Exporte gleich der Distanz AC, während Importe der Distanz AB entsprechen Netto Exporte (die Distanz BC) sind positiv Handelsbilanzüberschuss Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 9 / 29
Produktion und die Handelsbilanz Steigt die Produktion Y, steigen die Importe, während die Exporte unverändert bleiben Daher sind die Netto Exporte eine fallende Funktion der Produktion; diese Funktion wird durch die NX Kurve in Teil (d) der Graphik auf der vorigen Folie dargestellt Beim Produktionsniveau Y TB, sid die Netto Exporte null, d.h. Exporte und Importe sind gleich (der Index TB steht für trade balance) Höhere Produktionsniveaus als Y TB sind mit einem Handelsbilanzdefizit verbunden, niedrigere Produktionsniveaus als Y TB führen zu einem Handelsbilanzüberschuss Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 10 / 29
Produktion im Gleichgewicht und Handelsbilanz In einem Gütermarktgleichgewicht muss die inländische Produktion Y gleich der (inländischen und ausländischen) Nachfrage nach inländischen Gütern Z sein Die Gleichgewichtsbedingung kann daher folgendermaßen ausgedrückt werden: Y = C (Y T ) + I (Y, r) + G IM (Y, ε) ε + X (Y, ε) Die exogenen Variablen sind Steuern T, Staatsausgaben G, ausländische Produktion/Einkommen Y und der reale Wechselkurs ε Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 11 / 29
Produktion im Gleichgewicht und Handelsbilanz Die Nachfrage nach inländischen Güern Z wird durch die ZZ Kurve dargestellt Die inländische Produktion (Y = Y ) wird durch die 45 Gerade dargestellt Die Produktion im Gleichgewicht wird durch den Schnittpunkt dieser beiden Geraden bestimmt Es gibt keinen Grund aus dem im Gütermarktgleichgewicht die Handelsbilanz ausgeglichen ist Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 12 / 29
Erhöhung der autonomen Ausgaben Im Folgenden analysieren wir die Auswirkungen einer Veränderung einer exogenen Variable auf das Gleichgewicht Wir beginnen diese Analyse mit einer Erhöhung des staatlichen Konsums (G ), d.h. mit einer Erhöhung der inländischen Nachfrage Wir nehmen an, dass sich die Volkswirtschaft vor der Politikmaßnahme im Punkt A in Teil (a) der Graphik auf der nächsten Folie befindet Wir nehmen an, dass in diesem ursprünglichen Gleichgewicht die Handelsbilanz ausgeglichen ist, d.h. Netto Exporte sind null und das gleichgewichtige Produktionsniveau ist Y TB Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 13 / 29
Expansive Fiskalpolitik G Nachfrage steigt für jedes Produktionsniveau, d.h. ZZ verschiebt sich nach oben Das neue Gleichgewicht ist im Punkt A, die Produktion erhöht sich auf Y Der Anstieg von Y ist höher als der Anstieg von G (Multiplikator Effekt) Wenn Y steigt, bewegt sich die Volkswirtschaft entlang der NX Kurve Der Anstieg von Y erhöht die Importe während die Expote unverändert bleiben Handelsbilanzdefizit Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 14 / 29
Erhöhung der Ausländischen Nachfrage Betrachten wir nun eine Erhöhung der ausländischen Produktion (Y ), d.h. eine Erhöhung der ausländischen Nachfrage Wie zuvor befindet sich die Volkswirtschat ursprünglich im Punkt A (siehe Teil (a) auf der nächsten Folie) Wir nehmen wieder an, dass in diesem Gleichgewicht die Handelsbilanz ausgeglichen ist, d.h. Netto Exporte sind nul und die Produktion ist Y TB Die ZZ Kurve stellt die Nachfrage nach inländischen Gütern da, während die DD Kurve die inländische Nachfrage veranschaulicht Der Abstand zwischen den beiden Kurven ist gleich den Netto Exporten NX da die Handelsbilanz im Gleichgewicht ausgeglichen ist, schneiden sich die beiden Kurven im Punkt A Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 15 / 29
Erhöhung der Ausländischen Nachfrage Ein Anstieg der ausländischen Produktion führt zu höheren Exporten Daher ist für jedes Produktionsniveau Y die Nachfrage nach inländischen Gütern höher ZZ verschiebt sich nach oben Darüberhinaus sind bei jedem Produktionsniveau die Nettoexporte höher NX Kurve verschiebt sich nach oben Das neue Gleichgewicht befindet sich im Punkt A, die Produktion steigt auf Y Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 16 / 29
Erhöhung der Ausländischen Nachfrage Der Anstieg der ausländischen Nachfrage führt zu einem Anstieg der inländischen Produktion Komplikation Die Exporte von inländischen Gütern steigen währenddie durch die höhere inländische Produktion auch mehr Güter importiert werden; könnte sich die Handelsbilanz verschlechtern? Antwort Nein, die Handelsbilanz muss sich verbessern,, da der Anstieg der Exporte höher ist als der Anstieg der Importe! Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 17 / 29
Fiskalpolitik revisited Unsere bisherigen Ergebnisse implizieren, dass ein Nachfrageschock (z.b. eine expansive Fiskalpolitik) in einem Land Auswirkungen auf die Produktion und die Handelsbilanz in allen anderen Ländern hat Umso größere (Handels-)Beziehungen zwischen den Ländern bestehen, desto größer ist dieser Effekt Dilemma: Regierungen wollen nicht ständig ein Handelsbilanzdefizit haben, da dadurch Schulden akkumuliert werden (Kapitalbilanzüberschuss: Kapital fließt ins Inland) Regierungen ziehen Erhöhungen der ausländischen Nachrage vor (höhere Produktion und verbesserte Handelsbilanz in der inländischen Volkswirtschaft) Daher könnten Regierungen dabei zögern die inländische Nachfrage zu erhöhen (und somit die Handelsbilanz zu verschlechtern) und stattdessen warten bis die ausländische Nachfrage steigt Regierungen sollten ihre Aktionen koordinieren Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 18 / 29
Abwertung und die Handelsbilanz Im Folgenden werden wir analysieren welche Auswirkungen eine Veränderung des (realen) Wechselkurses auf das Gütermarktgleichgewicht hat Dazu nehmen wir an, dass der nominale Wechselkurs sinkt (nominale Abwertung) und die Preise im In- und Ausland unverändert bleiben (Kurze Frist) In diesem Fall sinkt auch der reale Wechselkurs ε EP P decreases (reale Abwertung), d.h. der Preis von inländischen Gütern gemessen in ausländischen Gütern sinkt (inländische Güter werden relativ zu ausländischen Gütern billiger) Wie verändert diese reale Abwertung die Handelsbilanz? Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 19 / 29
Abwertung und die Handelsbilanz Die Handelsbilanz (oder Netto Exporte) ist folgendermaßen definiert: NX = X (Y, ε) IM (Y, ε) ε Daher beeinflusst eine reale Abwertung die Handelsbilanz über drei Kanäle: 1 Exporte X steigen, da inländische Güter relativ zu ausländischen Gütern billiger werden 2 Importe IM sinken, da ausländische Güter relativ zu inländischen Gütern teurer werden 3 der Preis der ausländischen Güter gemessen in inländischen Gütern, 1 d.h. ε, steigt; daher entspricht dieselbe Menge and Importen einer größeren Menge inländischer Güter Daher können die Auswirkungen einer realen Abwertung auf den Wert der Importe und daher auf die Handelsbilanz nicht genau bestimmt werden Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 20 / 29
Abwertung und Handelsbilanz - Die Marshall-Lerner Bedingung Eine reale Abwertung führt zu einer Verbesserung der Handelsbilanz nur dann, wenn der Effekt auf X größer ist als der Effekt auf IM ε Die Marshall-Lerner Bedingung (MLC) besagt, dass eine reale Abwertung zu einem Ansteigen der Netto Exporte führt Da die MLC in empirischen Studien bestätigt wird, werden wir annehmen, dass ein Sinken von ε zu einem Anstieg von NX führt Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 21 / 29
Abwertung und Produktion Eine reale Abwertung beeinflusst nicht nur die NX Kurve, sondern auch die ZZ Kurve Wie bei einem Anstieg von Y, verschieben sich die ZZ und die NX Kurve nach oben das neue Gleichgewicht befindet sich im Punkt A und die inländische Produktion steigt auf Y Zusammenfassung: Die Abwertung verschiebt die Nachfrage in Richtung inländischer Güter; dies führt sowohl zu einer Erhöhung der inländischen Produktion als auch zu einer verbesserten Handelsbilanz Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 22 / 29
Dynamik: die J-Curve Betrachten wir noch einmal die Auswirkungen einer Veränderung des (realen) Wechselkurses auf die Handelsbilanz Wenn die Marshall-Lerner Bedingung erfüllt ist, führt eine reale Abwertung zu einer Verbesserung der Handelsbilanz Allerdings findet diese Veränderung der Handelsbilanz nicht augenblicklich statt, sondern benötigt Zeit dynamischer Prozess Eine reale Abwertung, d.h. ε, beeinflusst die Handelsbilanz über drei Kanäle: 1 höhere Exporte X 2 niedrigere Importe IM 3 für eine gegebene Menge IM, höheres IM ε Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 23 / 29
Dynamik: die J-Curve Während der Preis der Importe (resp. Exporte) sofort steigt (resp. sinkt), dauert es eine gewisse Zeit bis sich die gehandelten Mengen verändern (Konsumenten müssen zuerst die geänderten relativen Preise bemerken) Daher ist es wahrscheinlich, dass die Auswirkungen einer realen Abwertung zuerst stärker über einen höheren Wert der Importe als über veränderte Mengen erzeugt werden Daher wird der dritte Kanal zu Beginn dominieren und sich die Handelsbilanz verschlechtern (ε sinkt, während zu Beginn weder X noch IM angepasst werden, daher sinkt X IM ε ) Mit der Zeit, wird die Abwertung allerdings auch die gehandelten Mengen immer mehr beeinflussen Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 24 / 29
Dynamik: die J-Curve Nach einiger Zeit werden inländische Konsumenten zu den nun relativ zu ausländischen Gütern billiger gewordenen inländischen Gütern wechseln (IM ); aus demselben Grund werden ausländische Konsumenten ihre Nachfrage nach inländischen Gütern erhöhen (X ) Die Marshall-Lerner Bedingung garantiert, dass sich insgesamt die Handelsbilanz verbessert Dieser dynamische Anpassungsprozess wird durch die J-Curve dargestellt Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 25 / 29
Kombination von Wechselkursveränderungen und Fiskalpolitik Angenommen die Volkswirtschaft hat ein sehr hohes Handelsbilanzdefizit, d.h. NX < 0, während sich die Produktion auf ihrem natürlichen Niveau befindet Kann die Regierung das Handelsbilanzdefizit verringern ohne das Produktionsniveau zu verändern? Eine (reale) Abwertung führt zu einer Reduktion des Handelsbilanzdefizits, eröht aber auch die Produktion Eine kontraktive Fiskalpolitik (z.b. G, T ) führt zu einer Reduktion des Handelsbilanzdefizits, senkt aber die Produktion Lösung: die Regierung sollte beide Maßnahmen einsetzen Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 26 / 29
Kombination von Wechselkursveränderungen und Fiskalpolitik Die reale Abwertung muss so gewählt werden, dass sich die NX Kurve in Teil (b) der Graphik zu NX verschiebt Die Erhöhung der Netto Exporte verschiebt die ZZ Kurve nach oben auf ZZ Um die damit verbundene Produktionserhöhung rückgängig zu machen, muss die kontraktive Fiskalpolitik so gewählt werden, dass sich die ZZ Kurve wieder von ZZ auf ZZ zurück verschiebt Diese Kombination eliminiert das Handelsbilanzdefizit während die Produktion auf ihrem natürlichen Niveau bleibt Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 27 / 29
Ersparnis, Investitionen und Handelsbilanz In einer geschlossenen Volkswirtschaft ist Gleichgewichtsbedingung für den Gütermarkt equivalent zur Bedingung, dass die Investitionen der gesamten Ersparnis (öffentlich und privat) entsprechen müssen In einer offenen Volkswirtschaft gibt es eine entsprechende Bedingung: Die Gleichgewichtsbedingung für den Gütermarkt ist Y = C + I + G IM ε + X Diese kann folgendermaßen umgeformt werden: NX = S + (T G) I Daher muss im Gleichgewicht die Handelsbilanz NX gleich der Summe aus privater Ersparnis S und öffentlicher Ersparnis (T G) minus den Investitionen sein Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 28 / 29
Ersparnis, Investitionen und Handelsbilanz In anderen Worten muss bei einem Handelsbilanzüberschuss (NX > 0) die inländische Ersparnis größer sein als die Investitionen; bei einem Handelsbilanzdefizit ist die Ersparnis geringer als die Investitionen Wir wissen, dass bei einem Handelsbilanzdefizit ein Kapitalbilanzüberschuss vorliegt und das Land vom Rest der Welt leiht Daher muss der Unterschied zwischen Investitionen und Ersparnis (das Handelsbilanzdefizit) vom Rest der Welt finanziert werden Diese Bedingung hat folgende Implikationen: I entweder S oder (T G) oder NX (T G) entweder S oder I oder NX S + (T G) relativ hoch entweder I oder NX hoch Einführung in die Makroökonomie (SS 2012)Der Gütermarkt einer offenen Volkswirtschaft 16. Juni 2012 29 / 29