Festrede von Maya Graf, Nationalrätin, Nationalratspräsidentin 2013 und Biobäuerin

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Transkript:

Biovision Symposium 2013 15 Jahre tragen Früchte 30. November 2013 Volkshaus Zürich Festrede von Maya Graf, Nationalrätin, Nationalratspräsidentin 2013 und Biobäuerin Geschätzter Präsident der Biovision, Lieber Hans Herren Geschätzter Stiftungsrat Geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Biovision Geschätzte Mitstreiterinnen und Mitstreiter Geschätzte Gäste aus nah und fern Um sechs Tage habe ich es verpasst, Sie noch als Nationalratspräsidentin ganz offiziell begrüssen zu dürfen. Der Wechsel an meinen Nachfolger, Ruedi Lustenberger erfolgte anfangs dieser Woche. Doch auch als Alt- Nationalratspräsidentin erlaube ich mir, die allerbesten Grüsse und Glückwünsche zu überbringen. Glückwünsche zuerst von ganzem Herzen an unseren Hans Herren für den Alternativen Nobelpreis, den er dieses Jahr zusammen mit Biovision erhalten hat. Wir sind sehr stolz auf ihn. Er ist der erste Schweizer mit dieser Ehrung, die so sehr verdient ist und uns Mut macht für eine bessere Welt zu kämpfen! Glückwünsche aber auch für den Geburtstag der Stiftung Biovision, die sich seit 15 Jahren für ökologische Entwicklung in Afrika einsetzt. Sie, geschätzte Gründerväter: Hans Herren, Mathis Zimmermann, Jürg Weber und Andi Schriber haben den Mut und Vision gehabt, wie Sie in Ihrer Einladung sagen, aus einem Tropfen einen erfrischenden, fruchtbaren Gewitterregen entstehen zu lassen. Dafür gratuliere ich Ihnen herzlich und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg. In 5 Ländern leistet Biovision heute in 32 Projekten vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe. Kein veralteter Slogan, sondern ein zukunftsweisender und zukunftsfähiger Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit, der Standard werden sollte, nicht nur in konkreten Projekten, sondern auch in Entwicklungspolitik, Lehre und Forschung. Ich war dieses Jahr an der Universität Bern zur Schlusspräsentation des Nationalen Forschungsschwerpunktes Nord-Süd eingeladen. Der leitende Professor Hans Hurni ist heute ebenfalls anwesend. Das freut mich sehr.

Dieser Forschungsschwerpunkt Nord-Süd ist die Frucht zahlreicher transnationaler Partnerschaften und weist den Weg in die Zukunft der Schweizer Forschung einer offenen, verantwortungsbewussten und politisch engagierten Forschung, die der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet ist und den globalen Wandel aus einer interdisziplinären Warte betrachtet. Weltumspannende Umbrüche - und der Klimawandel ist nur einer von denen lassen sich langfristig nur bewältigen, wenn: Wenn erstens die lokalen Gemeinschaften einbezogen werden. Zweitens müssten die wissenschaftlichen Methoden des Nordens mit dem traditionellen Wissen des Südens kombiniert werden. Und drittens sollten die Forschungsresultate in der Praxis erprobt, getestet, weiterentwickelt und den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Diese Nord-Süd Forschung und Lehre an unseren Hochschulen müssen wir also dringend weiterführen. Dieser interdisziplinäre Ansatz muss sich überall in unserer Hochschulschullandschaft durchsetzen. Dass dieser Ansatz sich in der offiziellen Entwicklungszusammenarbeit bereits etabliert hat, davon konnte ich mich dieses Jahr vor Ort bei diversen DEZA Projekten u.a. in Tanzania überzeugen. Sie, geschätzte Biovision, Sie haben zu diesem Umdenken beigetragen. Und Sie arbeiten Hand in Hand mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen und bringen diese in die Berufsausbildung, die Grundschule und in die Weiterbildung der Menschen. Denn der Zugang zu Bildung, Weiterbildung und zu Wissen ist den meisten Menschen in Afrika vorenthalten und gerade sie sind für die Ernährung (nicht nur für sich selber, sondern auch für die wachsende städtische Bevölkerung) verantwortlich. Es sind die Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die Uni Bern hat im einer der oben erwähnten Untersuchungen in Afrika errechnet, dass mit wenig, aber gezielter Ausbildung der Kleinbauern in Afrika die bestehenden Familienbetriebe durchaus in der Lage wären, ihre Produktion zu verdoppeln. Und zwar ohne Investitionen in Hochleistungssorten oder chemische Düngemittel. Einfach durch die Anwendung von heute bekannten nachhaltigen Methoden und Techniken in der biologischen Landwirtschaft. Und die Bäuerinnen und Bauern werden befähigt, ihr Wissen zu teilen, Neues zu lernen und das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Aber da investiert fast niemand, denn Wissen lässt sich nicht gut verkaufen, jedenfalls nicht mit monetärem Profit, im Gegensatz zu Agrochemie und patentierten Samen und Gentechsaatgut. Weltweit gibt es schätzungsweise rund 700 Millionen kleinbäuerliche Familienbetriebe. In vielen Ländern des Südens ist der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft bis zu 80 %, aber die staatlichen Investitionen in die Landwirtschaft sind minim, in Tanzania z.b. nur gerade 2%, Berufsausbildung und Beratung und Weiterbildung im Landwirtschaftssektor existiert praktisch nicht. Interessanterweise ist aber die Berufsausbildung und Beratung unserer Landwirtinnen und Landwirte in der Schweiz hoch, die Ausgaben betragen für 3% der Bevölkerung jährlich 6% des Budgets, ganz im Gegensatz zu den Agrarstaaten in Afrika. Hier setzt Biovision ein - so unterstützt Biovision in Tanzania die erste Bauernschule für Biolandbau. In Kenia existiert dank Biovision seit 8 Jahren eine Zeitung nur für Bauern, wo in monatlichem Rhythmus über nachhaltige landwirtschaftliche Methoden berichtet und instruiert wird. Einzigartig für Afrika. Hilfe zur Selbsthilfe scheint heute kein Modeslogan mehr. Aber seine Bedeutung wächst trotzdem. In den Projekten von Biovision ist das der zentrale Ansatz. Und zwar immer basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen - und oft begleitet von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - um die Anwendung und Verbreitung der erforschten Methoden zu verstehen und zu verbessern. Denn: Biologischer Landbau ist nicht einfach die Absenz von chemischen Mitteln. Es handelt sich vielmehr um eine sehr "Wissensintensive" Art des Landbaus. Man muss als Bäuerin und Bauer ein grosses Wissen über Zusammenhänge beispielsweise im Oekosystem und Botanik haben, um gute Erträge mit ökologischem Landbau zu erzielen. Aber langfristig zahlt es sich aus, denn der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ist zentral, das Sorgetragen für die natürlichen Ressourcen überlebenswichtig. Daher steht hinter diesem Handeln vor Ort eine grundsätzliche Frage unserer Zeit. Welche Landwirtschaft betreiben wir in Zukunft um die Menschheit zu ernähren? Eine, die zu irreversiblen Schädigung unserer Umwelt führt - durch masslose

Uebernutzung der Ressourcen und die Bauernfamilien in Abhängigkeiten stürzt, sie gar von ihrem Land vertreibt und die Ernährungssouveränität eines Landes untergräbt? Also wenige reich und viele arm macht? Oder eine Landwirtschaft, die Wissen vor Ort mit neuen Wissen und neuer Technik verknüpft, die Kleinbauern, vor allem auch die Kleinbäuerinnen stärkt und befähigt nicht nur ihre Umwelt massvoll zu bewirtschaften, sondern ihr Land zu ernähren und lokales Wirtschaften anzukurbeln. Genau dafür kämpft Biovision auch, mit einem Vordenker als Präsident und Gründer. Hans Herren ist bekannt als unbeirrbarer Verfechter für einen Kurswechsel in der Landwirtschaft und den vernünftigen Umgang mit natürlichen Ressourcen ganz allgemein. Im Norden wie im Süden. Hans Herren durfte ich im entscheidenden Jahr 2008 persönlich kennen lernen. Entscheidend für mich persönlich: eine so grossartige Schweizer Persönlichkeit zu treffen, die den Welternährungspreis bekommen hat und genau das propagiert, wofür ich als Landwirtschaftspolitikerin, Präsidentin der SAG, der Gentechfreibewegung Schweiz, Biobäuerin seit Jahren kämpfe! Doch viel entscheidender im Jahre 2008 für die Welternährung war: im April d. J. wurde der Weltagrarbericht der UNO und der Weltbank, der IAASTD von über 60 Regierungen unterzeichnet. Der Co-Präsident war Hans Herren. Im Mai 2008 trafen wir uns also in Bonn an der Konferenz der Gentechfreien Regionen Europas, wo er als Referent erstmals darüber berichtete. Am selben Tag entschied unser Bundesrat, dass er das Gentechmoratorium um 5 Jahre verlängern wird. Natürlich vergesse ich diesen Freudentag nie. Die wissenschaftlichen Argumente für den dringend nötigen Paradigmawechsel der Weltlandwirtschaft lagen mit dem Bericht auf dem Tisch und in der Schweiz würde weiterhin gentechfrei poduziert werden! Dieser internationale Bericht zur Landwirtschaft, an dem neben Hans Herren auch Hans Hurni massgeblich mitgearbeitet hat, ruft die Weltgemeinschaft zu fundamentalen Veränderungen in der Landwirtschaft auf, um rasant steigenden Preisen, Hunger, sozialer Ungerechtigkeit und ökologischen Desastern Einhalt zu gebieten. Der Bericht ist der Konsens von über 400 Wissenschafterinnen und

Wissenschafter, der gemeinsam von Regierungen, UNO Organisationen, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen ausgewählt wurde. Sein Fazit: Das alte Paradigma einer industriellen Landwirtschaft mit hohem Energieund Chemikalieneinsatz ist nicht mehr zeitgemäß. Die volle Einbeziehung lokalen und indigenen Wissens, die Stärkung von Bäuerinnen, Forschungsschwerpunkte auf kleinbäuerliche und agro-ökologische Anbaumethoden, gute Bildung und Technologietransfer und mehr nachhaltig vernetzter Forschung vor Ort sind wesentliche Elemente einer Landwirtschaft, die den Weg aus der derzeitigen Krise weisen. Genau dort setzte Biovision schon lange an. Der Weg in die Weltpolitik stand also offen. In 15 Jahren ist Biovision eine dynamische und respektierte Kraft geworden im Dialog um nachhaltige Entwicklung. In Afrika aber auch in globalen Gremien(UNO, FAO, UNEP, psdt MDG, Foodsecurity ). So hat es Hans Herren und Biovision geschafft, am Rio + 20 Erdgipfel letztes Jahr die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit als Schlüsselthema in die Abschlusscharta zu bringen. Ein grosser Erfolg! Und ein beachtlicher Werdegang für eine Schweizer NGO, die 1998 mit einem minimalen Budget (aus dem Preisgeld des Welternährungspreises) und viel Freiwilligenarbeit aus dem Boden gestampft wurde. Beachtlich auch die Unterstützung, die sich in der Schweizer Bevölkerung formierte und die Anlass zur Hoffnung gibt: Es ist ermutigend zu sehen wie viele Menschen in diesem Land der Überzeugung sind, dass etwas geändert werden muss, und dass es geändert werden kann. Das zeigen nur schon Sie alle heute hier am Symposium! Danke von Herzen Biovision, dass Ihr für Vision, Mut und Tatkraft in einem steht. 15 Jahre sind noch lange nicht genug, denn es gibt noch sehr viel zu tun. Packen wir es gemeinsam an. Wunderschönes Geburtstagsfest uns allen. Herzlichen Dank!