Ergebnisse und Erfahrungen aus der Entwicklung eines sektorenübergreifenden Instrumentes für Patientenbefragungen Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung Universitätsklinikum Heidelberg AQUA Tagung Qualität kennt keine Grenzen Erkennen und Umsetzen Göttingen, 09. Mai 2012
Was Sie erwartet Ziel: Integration der Patientenperspektive in die wissenschaftlich fundierte Entwicklung eines generischen Patientenfragebogens zur sektorenübergreifenden Qualitätssicherung. 1. Das Forschungsdesign 2. Ergebnisse der qualitativen Vorstudie 3. Fragebogenkonstruktion
Forschungsdesign Exploration Fragebogenkonstruktion Validierung Qualitative Vorstudie (N = 28 Patienten) Literaturstudie Fragenpool (142 Fragen) Kognitiver Pretest (N = 7 Patienten) Verständlichkeit Quantitative Validierung 1 (N = 202 Patienten) Itemreduktion Quantitative Validierung 2 ( N 400 Patienten) Test-Retest Version 1 142 Fragen Version 2 129 Fragen Version 3 75 Fragen Endversion
Forschungsdesign Exploration Fragebogenkonstruktion Validierung Qualitative Vorstudie (N = 28 Patienten) Literaturstudie Essentiell für die Fragenpool Patientenperspektive: (142 Fragen) Ethikvoten Kognitiver Pretest (N = 7 Patienten) liegen Verständlichkeit sowohl für die qualitative Vorstudie mit Patientinnen und Patienten als Quantitative Validierung 1 (N = 202 Patienten) auch für die Itemreduktion Validierungsstudie des generischen Instrumentes vor. Quantitative Validierung 2 ( N 400 Patienten) Test-Retest Version 1 142 Fragen Version 2 129 Fragen Version 3 75 Fragen Endversion
Was ist Patientinnen und Patienten wichtig? Sample: n=28 Qualitative Vorstudie: Sample 4 TEP 5 Knie-Arthroskopie/-OP 5 Kolorektales-Karzinom 2 Konisation 1 Katarakt-Operation 2 Mamma-Karzinom 2 Nosokomiale Infektion Ambulant Stationär Geschlecht Alter 6 PCI/Koronar 1 Chronische Erkrankung
Methode: Fokusgruppe Was wir schon immer wissen wollten. Oder: Was brennt den Patienten unter den Nägeln Fokusgruppenmethode Moderierte Gruppendiskussion Themensetzung (Fokus) durch die Moderation Set an Leitfragen (teilstandardisiert) Ziele Rückmeldungen zur sektorenübergreifenden Versorgung (Erwartungen und Erfahrungen) Neues entdecken in der Interaktion der Patienten Vorteil strukturiert (Leitfragen) UND offen (gegenüber neuen Aspekten) partizipative Fragebogenentwicklung
Qualitative Vorstudie: Typische Rahmung Ja, eigentlich, äh alles sehr gut verlaufen, ich war auch sehr zufrieden. Auch mit der ganzen Betreuung und so weiter. Das Einzige was ich zu bemängeln hätte wäre,... Kritische Ereignisse / Erlebnisse Wichtige Aspekte also im Großen und Ganzen kann ich mich wirklich über nichts beschweren
Qualitative Vorstudie: Zitat Entlassung noch narkotisiert nach ambulanter OP Also ich war da ja ambulant, ich bin da nur kurz gelegen, ich bin da nur aufgewacht meine Frau hat mich abgeholt als ich so, nach ihrer Meinung so weit war. Also ich wurde dann auch relativ schnell aufgesetzt und hatte ziemlich Kreislaufprobleme, saß dann in einem Räumchen, kann mich nicht mehr erinnern, also ich war noch deutlich weg irgendwo. zu Hause hatte ich noch immer ziemlich Kreislaufprobleme, deutlich niedrigen Blutdruck, mir ging es nicht wirklich gut. Und ich hatte null Information, wie das gelaufen ist. Das fand ich dann so abfertigungsmäßig, also ich hatte im Nachhinein das Gefühl, klar die brauchen den Platz, raus. Nächster Patient. Das war nicht zufriedenstellend.
Qualitative Vorstudie: Zitat Alternatives Narkoseverfahren durchgeführt (Kritisch: Keine Information Blut husten) Was mich absolut erschreckt hat, dass da jetzt Blut aus der Lunge kommt, Natürlich ruf ich meinen Operateur an, der hat mir das dann erklärt, er könnte natürlich jetzt vorbeikommen, aber... ich müsste es mal mit dem Anästhesisten in der Klinik klären. Und hat mir dann zum Glück die Nummer gegeben, und dann hab ich da versucht rumzutelefonieren und bis ich den dann erreicht habe, das war ein Riesenspektakel, bis der dann endgültig erklärt hat, dass ich intubiert worden wäre, also nicht Maske, was mich dann etwas beruhigt hat und dann war mir die Erklärung klar.
Qualitative Vorstudie: Zitat Ohne Nachfragen werden keine Angebote gemacht (z.b. Hilfsmittel, Pflegedienste SGB V, Haushaltshilfen) Ich hab zwei Kinder daheim. Da hat keiner gefragt: Wie machst du das? Meine Mutter wohnt zwar nebenan, und ich hab es auch extra in die großen Ferien gelegt, aber selbst die Hilfsmittel. Ich hab mir von einem Freund, der ist querschnittsgelähmt, einen zweiten Rolli ausgeliehen, dass ich im Haus auch ein bisschen flexibel bin. Aber, ich habe das Gefühl, dass man das selbst anschucken muss. Wird das vorausgesetzt? Wenn das vorausgesetzt wird, kann ich mich auch nicht beklagen.
Rückmeldungen Toll ist, wenn ich dadurch Menschen in der Zukunft helfe Ich hab zuvor nicht geglaubt, dass man so offen mit Fremden spricht Ich hoffe geholfen zu haben und dass dadurch Verbesserungen erwirkt werden Sie haben wirklich sehr viel berücksichtigt. Bitte Geben sie das weiter
Fragebogenkonstruktion Exemplarisch: sequenzielle Operationalisierung Übergang Übergang aus behandelnder Einrichtung in die Anschlussversorgung Information bei Entlassung Medikation Schmerz Support Partizipation Koordination Sicherheit Gesamtbewertung Gewährleistung der Kontinuität der Versorgung
Exemplarisch: Items Übergang Fragebogenkonstruktion
Exemplarisch: Items Übergang Fragebogenkonstruktion
Fokus: Sektorenübergreifende Versorgung Konsequente Ausrichtung der wissenschaftlichen Entwicklung am sektorenübergreifenden Behandlungsprozess und an der Patientenperspektive: Leitfaden Qualitative Vorstudie Operationalisierung Interviewanalyse Fragebogenstruktur
Fazit Patientenperspektive ist essentiell: Nur Patienten erleben den sektorenübergreifenden Versorgungsprozess und können diesen als Einzige bewerten. Patientenperspektive ist nicht gleich Patientenperspektive: Entscheidend für die Fragebogenkonstruktion ist, das Gemeinsame in den jeweils subjektiven Perspektiven zu erkennen. Patientenperspektive ist ein wertvolles Gut. Es ist wichtig diese ernst zu nehmen und kontinuierlich in den Forschungsprozess einzubeziehen.
Die Patientenperspektive auf den Punkt gebracht stefan.noest@med.uni-heidelberg.de