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Transkript:

Burnout Erschöpfung und Leere bei Angehörigen Dr. Stefan Elsner Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Vortrag am 01.12.2012 12 2012 in der Rhein-Mosel-Akademie Andernach

Einige Schlagzeilen der jüngsten Zeit

Aktuelle epidemiologische i i und gesundheitsökonomische Daten Die Fallzahl stationärer Patienten in psychiatrischen Kliniken nahm von 1994 2008 um 46,4% 4% zu. Der Anteil von AU-Tagen durch psychische Störungen stieg in den letzten 15 Jahren um 70 80% Die Zahl Depressiver und ähnlich gestörter Patienten in den Kliniken stieg seit 2000 um ca. 117% Die deutsche Volkswirtschaft wird durch Depressionen jährlich mit etwa 22 Milliarden belastet (direkte und indirekte Krankheitskosten)

Psychische h Störungen und verminderte Erwerbsfähigkeit

Zunahme von Arbeitsunfähigkeit durch Burnout (WIdO, 2012)

Soziale Berufe und dburnout (WIdO, 2012)

Frauen und Burnout (WIdO, 2012)

Kritik am Burnout-Begriff Eine neue gesellschaftlich h bedingte Epidemie? Eine "Modediagnose"? Eine Form von "Hysterie" produziert von Eine Form von Hysterie, produziert von sensationslüsternen Medien?

Erstbeschreibung des Burnout-Syndroms durch H. Freudenberger (1974) " ein Energieverschleiß, eine Erschöpfung aufgrund von Überforderungen, die von innen oder von außen durch Familie, Arbeit, Freunde, Liebhaber, Wertesysteme oder die Gesellschaft kommen kann und einer Person Energie, Bewältigungsmechanismen g und innere Kraft raubt. Burnout ist ein Gefühlszustand, der begleitet ist von übermäßigem Stress, und der schließlich persönliche Motivationen, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt."

Begünstigende Faktoren eines Burnout-Syndroms Der Burnout-Gefährdete - erfährt Befriedigung durch die Erfüllung hoher Anforderungen an sich selbst - hat mitunter einen reduzierten Kontakt zu eigenen Gefühlen und Bedürfnissen - kann schlecht "nein" sagen - hat Leistungsfähigkeit als Teil des Selbstkonzepts - verdeckt gelegentlich mit diesem Selbstkonzept ein instabiles Selbstwertgefühl

Kritik der DGPPN am Burnout-Konzept t (2012) Burnout wird mit jeglicher Form von psychischer Krise/Erkrankung durch Arbeitsbelastung gleichgestellt Burnout wird anstelle von Depression bei arbeitenden Menschen gebraucht Burnout-ähnliche Beschwerden können durch zahlreiche Erkrankungen hervorgerufen werden Vom Gesundheitssystem wird erwartet, Burnout zu "reparieren" Bislang keine einheitliche Begriffsbildung trotz zahlloser Publikationen seit Mitte der 70er Jahre Mehr als 160 verschiedene Beschwerden wurden als Einzelsymptome des Burnout publiziert Burnout ist erst später auch als Gefahr von außerberuflich Tätigen erkannt worden

DGPPN-Konzept zum Burnout (2012)

Ein Fallbeispiel (I) Frau A., 52 Jahre alt, hat drei Kinder darunter den 21-jährigen Sohn B., ihr jüngstes Kind; Trennung vom Ehemann kurz nach der Geburt von B.; Mann war lange Drogenkonsument, entwickelte eine "drogeninduzierte Psychose"; Frau A. blieb in der Folge alleinerziehend

Ein Fallbeispiel (II) B. war schon früh Sorgenkind der Mutter; kurzer Versuch mit Ritalin wegen ADHS-Verdacht im Kindesalter; HS- Abschluss, anschließend Berufsschule; dort "heftig gemobbt", deshalb Schule geschwänzt; zunehmender Rückzug, hielt sich "zu 90%" nur noch in seinem Zimmer auf, mangelnde Ernährung, tagsüber viel geschlafen, nachts Computer, lautes Musikhören, Störung der Nachtruhe der Mutter und Nachbarn; etwa 2 ½ Jahre. Frühjahr 2012 längerer Aufenthalt in der RMF, dringender Verdacht auf fprodrom einer Psychose; danach hwechsel lin ein psychiatrisches Wohnheim, seitdem spürbare Stabilisierung

Ein Fallbeispiel (III) Reaktionen bei Frau A.: Gefühl der Hilflosigkeit, "ich war allein mit einem unlösbaren Problem"; sozialer Rückzug, Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, i i Gefühl des Ausgelaugtseins; "totaler Erschöpfungszustand" in 2011. Besondere Verschlimmerung nach Wechsel des Sohnes in ein Heim, also erst nach "Druckabbau"; Frau A. kam zur Behandlung in die RMF

Belastungen von Angehörigen (Schmid et al., 2003)

Emotionale Belastungen von Angehörigen (Schmid et al., 2005)

Bl Belastungen von Angehörigen höi psychisch h Kranker weitere empirische Daten In einer ersten deutschen Erhebung bei 87 Angehörigen stellten Franz und dmitarbeiter i 1998/99 fest, dass Angehörige mit psychischen h und psychosomatischen Störungen doppelt so hoch belastet sind wie die Durchschnittbevölkerung; dass der Stress dem von Studenten vor dem Staatsexamen entspricht; dass 65 % der Angehörigen selbst auf einer behandlungsbedürftigen Stufe stehen

Stigmatisierung i der Angehörigen durch Psychiatrie und Psychologie Mit ihrem Buch "Freispruch der Familie" haben Klaus Dörner, Albrecht Egetmeyer und Konstanze Koenning 1982 wesentlich dazu beigetragen, dass Angehörige von der Psychiatrie differenzierter mit ihren Sorgen und Belastungen wahrgenommen wurden. Vorher gab es eher die "wissenschaftlich" untermauerte Tendenz der Schuldzuweisung an die Angehörigen.

Anhaltspunkte für Angehörige psychisch py Kranker (Ingrid Rath) Informiere Dich gründlich und sachlich Suche nicht in der Vergangenheit nach "Fehlern" Suche nicht nach "Schuldigen" Rede nicht mit jedem über die psychische Erkrankung Fordere alle möglichen Hilfen für die Lebensqualität ein Rede von Deinen positiven und negativen Erfahrungen Angehörige haben ein Recht auf eigenes Leben Löse Dich vom Urteil der "Leute" Wirf alte Vorurteile über Bord Leiste Trauerarbeit, aber versinke nicht in ihr

Ratschläge aus der Sicht eines Professionellen