Symposium Anforderungen an neue Rezepturbestandteile für Dermatika und Kosmetika

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Transkript:

Symposium Anforderungen an neue Rezepturbestandteile für Dermatika und Kosmetika - Unterlagenschutz bei topisch angewendeten Produkten und Hilfsstoffen Markus Ambrosius ANWALTSKANZLEI STRÄTER Kronprinzenstraße 20 53173 Bonn Tel.:++49-228-93454-0 Fax.:++49-228-93454-54 Mail@KanzleiStraeter.de www.kanzleistraeter.de

Schutz von Innovationen bei Arzneimitteln Patente SPC PatG: unzureichend, da Zulassung für das Inverkehrbringen erforderlich VO 1768/06: zusätzlicher Schutz Unterlagenschutz Art. 10 ff. RL 2001/83: regulatorischer Verwertungsschutz Marktexklusivitätsrecht VO 141/2000 (Orphan drugs): Schutz vor weiteren Zulassungen für 10 Jahre 2

Unterlagenschutz: Rechtsgrundlagen im Arzneimittelrecht Art. 10 (1) u. (2) 24b (1) u. (2) AMG: Zulassungen für Generika Art. 10 (4) 24b (5) AMG: Biosimilars Art. 10 (3) 24b (6) AMG: Unterlagenschutz bei bekannten Stoffen Art. 14 (11) VO 726/2004: Unterlagenschutz bei zentral zugelassenen Arzneimitteln 3

Was heißt Unterlagenschutz? regulatorischer Mechanismus ausgestaltet als besonderes Zulassungsverfahren kein gewerbliches Schutzrecht 4

Richtlinie 2001/83, Art. 10 Abs. 1 Abweichend von Artikel 8 Abs. 3 Buchstabe i) und unbeschadet des Rechts über den Schutz des gewerblichen und kommerziellen Eigentums ist der Antragsteller nicht verpflichtet, die Ergebnisse der vorklinischen und klinischen Versuche vorzulegen, wenn er nachweisen kann, dass (...). 5

VO 726/2004/EG Humanarzneimittel, die gemäß den Bestimmungen dieser Verordnung genehmigt worden sind, unterliegen unbeschadet des Rechts über den Schutz gewerblichen und kommerziellen Eigentums einem Datenschutz von acht Jahren und einem Vermarktungsschutz von zehn Jahren (...). 6

Prinzipien des Unterlagenschutzes (1) full application als Regelfall Dossieranforderungen: Modul 1 Modul 2 Modul 3 Modul 4 Modul 5 Administrative Angaben Zusammenfassungen pharmazeutische Qualität präklinische Berichte Berichte über klinische Studien 7

Prinzipien des Unterlagenschutzes (2) Generische Zulassung als Ausnahme Dossieranforderungen: Modul 1 Modul 2 Modul 3 Administrative Angaben Zusammenfassungen pharmazeutische Qualität Angaben zu Bioverfügbarkeit und Bioäquivalenz keine Vorlage von Modul 4 und 5 daher: abgekürztes Verfahren abridged procedure 8

Prinzipien des Unterlagenschutzes (3) Bezugnahme auf die präklinischen und klinischen Unterlagen eines Referenzarzneimittels durch den Antragsteller Verwertung der präklinischen und klinischen Unterlagen zugunsten eines Generikums durch die zuständige Behörde 9

Voraussetzung für die Zulassung eines Generikums 1. Bereits erteilte Zulassung für ein Referenzarzneimittel in der EU 2. Referenzzulassung basiert auf einer full application 3. Wirkstoffidentität zwischen Referenzarzneimittel und Generikum 4. Verstreichen der Schutzfrist 10

Bedeutung des Unterlagenschutzes Unterlagenschutz heißt: keine Bezugnahme/Verwertung von präklinischen oder klinischen Daten eines Referenzarzneimittels Konsequenzen für den Wettbewerber: - Antragstellung nach Ablauf der Schutzfristen, oder - Durchführung eigener Studien 11

Konzept der global marketing authorization Ist für ein Arzneimittel eine Erstgenehmigung für das Inverkehrbringen gemäß Unterabsatz 1 erteilt worden, so müssen auch alle weiteren Stärken, Darreichungsformen, Verabreichungswege und Verabreichungsformen sowie alle Änderungen und Erweiterungen genehmigt oder in die Erstgenehmigung für das Inverkehrbringen einbezogen werden. Alle diese Genehmigungen werden insbesondere für den Zweck der Anwendung des Art. 10 (1) als Bestandteil derselben umfassenden Genehmigung für das Inverkehrbringen angesehen. 12

Konzept der Global marketing authorisation 1995 1998 2005 Originalzulassung Neue Stärke Neue Darreichungsform + all variations and extensions Generischer Zulassungsantrag 2006 13

Konsequenzen Unterlagenschutz ist wirkstoffbezogen. Formulierungsänderungen bewirken unabhängig von ihrem Innovationsgrad keinen neuen Unterlagenschutz. 14

De facto-unterlagenschutz für Topika? EMEA Guideline Note for Guidance on the clinical requirements for locally applied, locally acting products 15

De facto-unterlagenschutz für Topika? (...) A change in formulation or in dosage form may influence the efficacy and safety of the product. (...) However, full toxicological and clinical data would normally not be necessary. Abridged applications for locally acting products should be justified in the expert reports (...). 16

Anforderungen bei neuen Formulierungen Keine Bioäquivalenzstudien Nachweis therapeutischer Äquivalenz durch - pharmakodynamische Endpunkte oder - klinische Studien 17

Fazit 1. Unterlagenschutz im Arzneimittelrecht orientiert sich am Wirkstoff, nicht an der sonstigen Zusammensetzung. 2. Aus den Besonderheiten für Topika ergibt sich ein gewisser de facto-schutz, der aber nicht mit dem Unterlagenschutz verwechselt werden sollte. 3. Unterlagenschutz ist spezifisch für das Produktzulassungsrecht, insbesondere das Arzneimittel- und das Pflanzenschutzrecht. 18