Teil A Bestimmungsfaktoren der Persönlichkeit 9

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Transkript:

3ELBSTEINSCH¼TZUNG

Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Inhaltsverzeichnis 3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Über dieses Lehrmittel 6 9 Einstieg, Lernziele und Schlüsselbegriffe 10 1 Meine Erfahrungen als geführte Person 12 1.1 Praxisaufgabe: Positives Führungsverhalten 12 1.2 Praxisaufgabe: Negatives Führungsverhalten 13 1.3 Praxisaufgabe: Meine Schlussfolgerungen 14 2 Die Werte 15 2.1 Individuelle und kollektive Werte 15 2.2 Praxisaufgaben: Einstellungen und Werte 17 2.3»Wertetypen«und ihre Rolle in der Gesellschaft 20 2.4 Praxisaufgabe: Meine Zuordnung zu den Wertetypen 21 Wiederholungsfragen 23 24 3.1 Das Motivationsmodell von A. H. Maslow 24 3.2 Die ERG-Theorie von C. P. Alderfer 27 3.3 Die Zweifaktoren-Theorie von F. Herzberg 28 3.4 Praxisaufgabe: Meine Motivation 30 Wiederholungsfragen 32 4 Ziele als persönliche Ausrichtung 33 4.1 Lebensziele formulieren 33 4.2 Praxisaufgabe: Meine Lebensziele 35 4.3 Praxisaufgabe: Meine Kompetenzen 35 4.4 Lebensplan erstellen 36 4.5 Praxisaufgabe: Mein Lebensplan 37 4.6 Lebensplan kommunizieren 37 Wiederholungsfragen 38 5 Die Wahrnehmung 39 5.1 Die Selbstwahrnehmung 39 5.2 Die Wahrnehmung des andern 43 5.3 Praxisaufgabe: Mein Umgang mit Feedbacks 45 Wiederholungsfragen 46 6 Die Persönlichkeitsmerkmale 47 6.1 Warum sind die Menschen so verschieden? 47 6.2 Persönlichkeitstheorien und -tests 48 6.3 Intelligenz als Persönlichkeitsmerkmal 52 6.4 Praxisaufgabe: Erfahrungen mit Persönlichkeitstests 53 Wiederholungsfragen 54 Teil B Bestimmungsfaktoren des Führungserfolgs 55 Einstieg, Lernziele und Schlüsselbegriffe 56 7 Meine Erfahrungen als Führungsperson 58 7.1 Praxisaufgabe: Positives Führungsverhalten 58 7.2 Praxisaufgabe: Negatives Führungsverhalten 59

4 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Inhaltsverzeichnis 8 Die Umweltbedingungen 61 8.1 Die Wertvorstellungen der Gesellschaft 61 8.2 Die Unternehmenskultur 61 8.3 Die Situation am Arbeitsplatz 62 8.4 Das Verhalten am Arbeitsplatz 63 Wiederholungsfragen 64 9 Anforderungen an eine Führungsperson 65 9.1 Fach-, Methoden-, Sozial- und Ich-Kompetenz 65 9.2 Persönliche Qualifikationen 67 9.3 Managementqualifikationen 68 9.4 Leadershipqualifikationen 75 9.5 Praxisaufgabe: Meine Schlüsselqualifikationen 80 Wiederholungsfragen 83 10 Umgang mit Beanspruchung und Belastung 84 10.1 Was ist Stress? 84 10.2 Persönlichkeitsfacetten und Stress 85 10.3 Auswirkungen von Stress 89 10.4 Stressbewältigung und Stressverminderung 90 10.5 Praxisaufgabe: So wirkt sich Stress bei mir aus und was ich dagegen unternehme 92 Wiederholungsfragen 93 Teil C Persönliche Erkenntnisse gewinnen und nutzen 95 Einstieg, Lernziele und Schlüsselbegriffe 96 11 Das Lerntagebuch 98 11.1 Die Problematik des Lerntransfers 98 11.2 Nutzen und Einsatz eines Lerntagebuchs 99 11.3 Reflexion des eigenen Verhaltens im Lerntagebuch 100 Wiederholungsfragen 103 12 Die Auswertung des Lerntagebuchs 104 12.1 Die Auswertung als schriftlicher Bericht 105 12.2 Anforderungen an einen Reflexionsbericht 105 Wiederholungsfragen 107 Teil D Anhang 109 Antworten zu den Wiederholungsfragen 110 Stichwortverzeichnis 114

24 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Den Begriff»Motivation«haben Sie bestimmt schon oft verwendet. Aber können Sie ihn eigentlich genau definieren? Wissen Sie, wie Motive entstehen und worin sich die Motivation von einem Motiv unterscheidet? Bevor wir in den folgenden Abschnitten auf verschiedene Motivationstheorien eingehen, wenden wir uns einigen grundlegenden Definitionen zu. Unter Motiv versteht man einen einzelnen, isolierten Beweggrund menschlichen Verhaltens und Erlebens. Die Bedürfnisse sind Auslöser menschlichen Handelns. Sie äußern sich in einem Gefühl des Mangels. Kommt zu diesem Gefühl des Mangels die Bereitschaft hinzu, ihn zu beheben, sprechen wir von einem Motiv. Motive sind also zielgerichtet. Durst ist ein lebensnotwendiges menschliches Bedürfnis. Zusammen mit der Bereitschaft, den Durst zu löschen, entsteht ein Motiv. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Motive: Die Primärbedürfnisse (auch Triebregungen genannt) sind angeboren: Hunger, Durst, Liebesbedürfnisse usw. Die Sekundärbedürfnisse erwerben wir aufgrund von Erfahrungen: Wir haben nicht einfach nur Durst, sondern Lust auf ein bestimmtes Getränk (d. h. auf eine Tasse Tee oder Kaffee, einen Orangensaft, ein Bier usw.). Nicht mehr das Primärbedürfnis steht dann im Vordergrund, sondern ein Lustbedürfnis. Die Umwelt und die Kultur prägen ebenfalls unsere Motive. Zum trinken viele Italiener einen Espresso am Morgen, die Engländerinnen lieber»a cup of tea«; zum Abendessen genehmigen sich die Amerikaner lieber ein Bier als ein Glas Wein, was für die meisten Französinnen unvorstellbar ist. Die Motivation ist das Zusammenspiel verschiedener Motive in konkreten Situationen, also die Frage nach dem Warum menschlichen Handelns. Wenn man Robert Meier danach fragt, warum er sich für den Beruf des Automechanikers entschieden hat, wird man ein Zusammenspiel vielfältiger Motive erkennen: Er ist von Autos begeistert. Er arbeitet gerne handwerklich. Er möchte den gleichen Beruf ausüben wie sein bester Freund. Er will selbst mal eine eigene Werkstatt oder eine eigene Garage führen. Weshalb beschäftigen wir uns mit der Motivation? Einerseits ist es wichtig, die eigenen Beweggründe unseres Handelns kennen zu lernen. Andererseits müssen wir als Führungskräfte verstehen, aus welchen Gründen und unter welchen Bedingungen unsere Mitarbeitenden motiviert sind, sich einzusetzen. Wir stellen Ihnen dazu drei Standardmodelle der Motivationslehre vor, die eine gute Basis für das Verständnis der individuell unterschiedlichen Motivation bilden. 3.1 Das Motivationsmodell von A. H. Maslow Das Motivations- oder Bedürfnismodell von Abraham H. Maslow wird in der Arbeitspsychologie und in den Sozialwissenschaften häufig zitiert. Der Grund hierfür ist wohl die Einfachheit und Überschaubarkeit dieses Modells; vieles lässt sich damit einleuchtend erklären.

Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen 25 Maslow selbst entwickelte seinen Ansatz nicht auf der Grundlage von Untersuchungen in Unternehmen oder der Arbeitswelt; er kam zu seiner Theorie durch Beobachtungen an Menschen, die zu ihm in psychotherapeutische Behandlung kamen. Er spricht dabei von grundlegenden Bedürfnissen, die sich sowohl im Privatleben als auch am Arbeitsplatz zeigen. 3.1.1 Die Bedürfniskategorien Maslow unterscheidet fünf Bedürfniskategorien, die meist als Pyramide dargestellt werden: [3-1] Die Bedürfnispyramide nach A. H. Maslow BK_BABAde.eps Selbstverwirklichung Achtung, Anerkennung Kontakt- oder soziale Bedürfnisse Sicherheit Grundbedürfnisse Die physiologischen oder Grundbedürfnisse sind, wie schon der Name sagt, die elementaren Bedürfnisse des Organismus nach Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff, Wärme, Ruhe usw., ebenso wie das Bedürfnis nach Sexualität. Physiologische Grundbedürfnisse sichern uns das Überleben (die Existenz). Das Sicherheitsbedürfnis ist das Bedürfnis nach einem geordneten Leben in einer stabilen Umwelt, das relativ frei von existenzieller Bedrohung ist. Als Sicherheitsbedürfnis gelten Schutz, Geborgenheit, Gesetze, Ordnung, Grenzen und Angstfreiheit. Im Arbeitsleben drückt sich das Sicherheitsbedürfnis z. B. im Streben nach Arbeitsplatzsicherheit, nach einem stabilen Einkommen und nach einer gesicherten Altersvorsorge aus. Als Kontakt- oder soziale Bedürfnisse gelten das Bedürfnis nach Zuneigung und Geborgenheit, nach Akzeptiertwerden, nach gefühlsbetonten Kontakten mit anderen Menschen, nach sozialer Nähe, Zugehörigkeit und Eingliederung. Die Bedürfnisse nach Achtung und Anerkennung unterscheidet Maslow folgendermaßen: Selbstachtung entsteht durch Erfahrung (der eigenen Kraft, Stärke und Kompetenz) und durch Erfolg (in der Bewältigung von Aufgaben). Der Wunsch nach eigenem Entscheidungsspielraum und nach Unabhängigkeit gehören zum Wunsch nach Selbstachtung. Das Streben nach Achtung und Anerkennung durch andere Menschen zeigt sich im Drang, bewundert zu werden und angesehen zu sein. Es geht darum, Prestige, Status oder Herrschaft zu erlangen. Im Arbeitsleben drückt sich dies u. a. im Streben nach einer einflussreichen und angesehenen Stellung im Team bzw. im Unternehmen aus.

26 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung äußert sich im Bestreben, die eigenen individuellen Möglichkeiten zu realisieren und so in steigendem Maß das zu werden, was man werden kann. Zu dieser Gruppe von Bedürfnissen gehört auch der Wunsch, sich persönlich entwickeln und entfalten zu können, sein Wissen zu erweitern, bereichernde Aufgaben zu übernehmen und ein sinnvolles Leben zu führen. 3.1.2 Die Dynamik der Bedürfnisse Maslow wurde nicht nur berühmt, weil er einen einleuchtenden Katalog von Bedürfnissen aufstellte. Vielmehr konnte er eine Dynamik dieser Bedürfnisse aufzeigen. Maslow geht davon aus, dass die genannten Bedürfnisse nicht erlernt, sondern in der Natur des Menschen angelegt sind: Die ersten vier Bedürfniskategorien nennt er Defizitbedürfnisse. Sie sind darauf angelegt, einen Mangelzustand zu beheben. Bleibt die Befriedigung aus, kann dies zu seelischen Störungen führen. Umgekehrt dient ihre Befriedigung der seelischen Gesundheit. Beim Bedürfnis nach Selbstverwirklichung handelt es sich dagegen um ein Wachstumsbedürfnis. Dieses ist nicht darauf gerichtet, durch Beseitigung eines Mangels einen zuvor gegebenen Zustand wiederherzustellen, sondern sein Ziel besteht im Wesentlichen darin, den Menschen in seinen ganz persönlichen Möglichkeiten zu verwirklichen und damit über seinen momentanen Zustand hinauszuheben. XGW002DUBAde.eps Nach Maslow stehen die fünf Bedürfniskategorien in einem ganz bestimmten Über- bzw. Unterordnungsverhältnis zueinander: Das jeweils niedrigere Motiv ist so lange das wichtigste und beherrscht das Verhalten, als es unbefriedigt bleibt. Ist es befriedigt, wird das nächsthöhere Motiv handlungsbestimmend. [1] Gerät jedoch ein Mensch in eine Notlage oder wird er in einem Bedürfnis frustriert, ist momentan nur noch diese Bedürfnisstufe wichtig, und alle andern verlieren an Bedeutung. Andrea Werlen ist eine erfolgreiche, selbstständige IT-Beraterin, die seit Jahren gut bezahlte, interessante Aufträge bekommen hat. Sie liebt ihren Beruf, und sie kann sich darin dank ihres Wissens und Könnens zu einem Teil selber verwirklichen. Voller Unbehagen stellt Andrea Werlen nun fest, dass die aktuelle wirtschaftliche Krise auch sie einholt: Die Auftragslage ändert sich dramatisch, [1] Aus diesem Grund werden die Bedürfnisstufen meist pyramidenförmig angeordnet.

Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen 27 und zum ersten Mal in ihrer Karriere ist sie während mehrerer Wochen ohne ein Beratungsmandat und muss die entsprechenden Einkommenseinbußen hinnehmen. Sicherheitsbedürfnisse werden für Andrea Werlen plötzlich zentral, und um ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten, bemüht sie sich auch um schlechter bezahlte und weniger interessante Aufträge. Allgemein lässt sich daraus schließen: In wirtschaftlich guten Zeiten stehen offenbar andere Bedürfnisse im Vordergrund als in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Der Mensch nimmt die Motive und Bedürfnisse unterschiedlich wahr. Es ist daher unmöglich, eine für alle Menschen in allen Situationen verbindliche Bedürfnistheorie aufzustellen. Überdies gilt es zu beachten, dass Bedürfnisse an verschiedenen Orten befriedigt werden. So können beispielsweise die persönlichen Kontaktbedürfnisse am Arbeitsplatz unbefriedigend sein, im Freundeskreis oder in der Familie jedoch zur vollen Zufriedenheit abgedeckt werden. Bedrohlich wird es für einen Menschen dann, wenn er in all seinen Lebensbereichen Bedürfnisfrustrationen erleben muss. 3.2 Die ERG-Theorie von C. P. Alderfer ClaytonP. Alderfer baut auf Maslows Überlegungen auf, unterscheidet aber nur noch drei Bedürfnisarten: Bedürfnisse nach Selbsterhaltung (engl. E xistence) Bedürfnisse nach Kontakt (engl. R elatedness) Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und Wachstum (engl. G rowth) Den Anfangsbuchstaben seiner Motivkategorien entsprechend nennt Alderfer seinen Ansatz»ERG-Theorie«. Neben der Dreiteilung der Bedürfnisse macht er drei Zusatzannahmen: Die Selbsterhaltungsbedürfnisse werden umso stärker, je weniger sie und die Kontaktbedürfnisse befriedigt sind. Die Kontaktbedürfnisse werden umso stärker, je weniger sie und die Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung befriedigt werden und je mehr die Selbsterhaltungsbedürfnisse befriedigt sind. Die Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung werden umso stärker, je mehr sie und die Kontaktbedürfnisse befriedigt werden. Diese Überlegungen lassen sich wie folgt veranschaulichen: XPA1LABAde.eps Selbstverwirklichungs- Bedürfnisse werden Kontakt- Bedürfnisse werden Selbsterhaltungs- Bedürfnisse werden befriedigt. Dies bewirkt frustriert. Dies bewirkt befriedigt. Dies bewirkt frustriert. Dies bewirkt befriedigt. Dies bewirkt frustriert. Dies bewirkt Erhöhung der Selbstverwirklichungs-Bedürfnisse Erhöhung der Kontakt-Bedürfnisse Erhöhung der Selbsterhaltungs-Bedürfnisse Riccarda Amrein hat eine interessante Stellung; sie wird gefordert und kann sich weiterentwickeln. Nach einem Wechsel in der Unternehmensleitung wird sie neu einer Führungsperson unterstellt, bei der Riccarda Amrein Mühe hat, den zwischenmenschlichen Zugang zu finden. Sie fühlt sich in ihren Kontaktbedürfnissen frustriert. Gemäß der Theorie von Alderfer würde sich dieser Vorgang wie folgt gestalten: Riccarda Amrein ist frustriert in ihren Kontaktbedürfnissen, dadurch erhöht

28 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen sich ihr Bedürfnis nach Selbsterhaltung. Dies könnte bedeuten, dass sie gezielt nach neuen Aktivitäten sucht oder sich in ein passives Verhalten flüchtet; ferner könnte sich auch der Konsum von Süßigkeiten erhöhen als unbewusste Kompensation einer Bedürfnisfrustration. Beachten Sie: Die Theorien von Maslow und von Alderfer sagen nichts über die Dauer und die Intensität der Frustration bzw. der Befriedigung aus. Die Bedürfnisse können über längere Zeit, d. h. über Wochen und Monate, hinaus frustriert werden (z. B. beim Verlust eines geliebten Menschen, bei Mobbing usw.), oder sie können täglich zwischen Befriedigung und Frustration hin und her wechseln. 3.3 Die Zweifaktoren-Theorie von F. Herzberg Zur gleichen Zeit, als Maslow seine Theorien der Bedürfnisbefriedigungen entwickelte, arbeitete Frederik Herzberg an ähnlichen Projekten. Er wollte herausfinden, in welchen Situationen Mitarbeitende besonders zufrieden oder unzufrieden waren, und befragte verschiedene Berufstätige, welches die Gründe ihrer Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit waren, wie sich die geschilderte Situation auf ihren Leistungswillen auswirkte und wie lange diese Wirkungen andauerten. Die Ergebnisse waren überraschend: Die Gründe für die Zufriedenheit und jene für die Unzufriedenheit erwiesen sich als unterschiedlicher als zuvor angenommen, ebenso ihre Wirkung. Offenbar hatten die Zufriedenheit stiftenden Bedingungen über längere Zeit einen positiven Einfluss auf die Leistungen. Hingegen zeigten die Faktoren, die als Gründe für Unzufriedenheit genannt wurden, keine oder nur geringfügige Wirkungen auf die Leistungsbereitschaft. 3.3.1 Motivatoren und Hygienefaktoren Herzberg schloss daraus, dass die verschiedenen Anreize einer bestimmten Arbeit von unterschiedlicher Qualität und Wirkung sind. Er unterschied diese Anreize in Motivatoren (Satisfiers) und in Hygienefaktoren (Dissatisfiers). [3-2] Anreize nach F. Herzberg Erklärung Motivatoren Motivatoren wirken sich positiv auf die Zufriedenheit und den Leistungswillen aus. Sie entscheiden also darüber, ob jemand in seiner Arbeit zufrieden ist oder nicht, und gelten als motivations- und leistungssteigernd. e Eigene Leistung Anerkennung für das Erreichte Arbeitsinhalt, Aufgaben Verantwortung Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten Andere Bezeichnung Weil sich die Motivatoren vorwiegend auf den Inhalt der Arbeit beziehen, hat sich auch der Name Kontent-Variablen (= Inhalts-Variablen) eingebürgert. Hygienefaktoren Hygienefaktoren verursachen Unzufriedenheit, haben aber keine nennenswerten langfristigen Wirkungen auf die Leistungsbereitschaft. Eine Verbesserung führt somit vor allem dazu, Unzufriedenheit abzubauen. Führungsstil Unternehmenspolitik und -kultur Beziehungen zu Kollegen Äußere Arbeitsbedingungen Arbeitsplatzsicherheit Bezahlung (Entlohnung) Da es sich bei den Hygienefaktoren um Bedingungen handelt, die im Umfeld der Arbeit (nicht in ihr selbst) liegen, heißen sie auch Kontext-Variablen (= Umfeld-Variablen). Die Befragungen ergaben, dass Zufriedenheit durch andere Einflussgrößen bewirkt wird als Unzufriedenheit; Zufriedenheit und Unzufriedenheit sind somit als zwei voneinander unabhängige Größen zu sehen. Deshalb heißt die Theorie auch»zweifaktoren-theorie«.

Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen 29 Simon Kraft arbeitet seit etwa zwei Jahren in der Verkaufsabteilung einer Handelsgesellschaft. Mittlerweile sind die Aufgaben zur Routine geworden, sodass sich Simon Kraft unterfordert fühlt und eine neue Herausforderung sucht. Gerne würde er in die Einkaufsabteilung wechseln. Er spricht darüber mit seiner Vorgesetzten, die ihm ihre Unterstützung für die berufliche Weiterentwicklung zusichert. Als im Einkauf eine Stelle frei wird, erhält eine Mitarbeiterin den Vorzug, die dort bereits halbtags arbeitet und ihr Pensum auf 100 % aufstocken will. Simon Kraft versteht diesen Entscheid zwar, sieht sein Bedürfnis nach einer Veränderung aber immer noch nicht befriedigt. Als er erneut mit seiner Vorgesetzten darüber spricht, bietet sie ihm stattdessen eine überdurchschnittliche Lohnerhöhung an. Simon Kraft freut sich natürlich darüber. Dennoch kündigt er zwei Monate später, nachdem er in einem anderen Unternehmen eine Stelle im Einkauf gefunden hat. Seine Vorgesetzte zeigt sich betroffen, hat sie doch geglaubt, mit der Lohnerhöhung Simon Kraft zum Bleiben motivieren zu können. Fazit: Die Motivatoren von Simon Kraft waren nicht befriedigt. Die ihm gewährte Lohnerhöhung hat die fehlende Motivation nicht oder nur kurzfristig kompensieren können. 3.3.2 Intrinsische und extrinsische Motivation Im Berufsleben können wichtige Bedürfnisse befriedigt werden, wie z. B. sich an einer Herausforderung messen, erfolgreich sein oder gebraucht werden. Natürlich arbeiten wir auch, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Unseren beruflichen Erfolg und Misserfolg schreiben wir unterschiedlichen Ursachen zu: Einmal erachten wir die äußeren Umstände (d. h. extrinsische Faktoren) als treibende Kraft für eine geglückte oder missglückte Leistung, ein anderes Mal sehen wir uns selbst als die Ursache an (d. h. intrinsische Faktoren). Herzberg geht davon aus, dass die Motivatoren und die Hygienefaktoren ebenfalls von unterschiedlichen Anreizen und Arbeitsmotiven beeinflusst werden. Die Motivatoren werden u. a. von folgenden intrinsischen Anreizen beeinflusst: Körperliche Betätigung: aktiv sein, sich bewegen können Sozialer Kontakt: für andere da sein, in einem Team arbeiten, mit andern Menschen gemeinsam Ziele erreichen Leistungsbereitschaft: eigenes Können und Wissen einsetzen, Erfolg haben, Herausforderungen wahrnehmen und eigene Grenzen spüren Einfluss und Verantwortung: selbstständig arbeiten, entscheiden und mitsprechen können Selbstverwirklichung: nicht nur das Wissen und Können, sondern auch Neigungen und besondere Talente in die Arbeit einbringen Sarah Fiedler arbeitet als Chemikerin in einem anspruchsvollen, internationalen Forschungsprojekt hoch motiviert mit. Sie sieht darin eine einmalige Chance, ihr Spezialwissen einbringen und erweitern zu können. Die Hygienefaktoren werden durch extrinsische Anreize beeinflusst. Zu ihnen zählen: Geld: materielle Existenzsicherung, sich etwas leisten oder ein angenehmes Leben führen können Sicherheit: einen Lebensstandard aufrechterhalten können, gegen Notsituationen gewappnet sein, nichts verlieren Ansehen: Prestige genießen, einen gewissen Status erreichen, bevorzugt behandelt werden, etwas gelten Gabriel Neuenschwander wechselt seine Stelle, weil ihm am neuen Arbeitsplatz mehr Leute unterstellt sind und er in den Rang eines Vizedirektors aufsteigen kann.

30 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Intrinsische und extrinsische Arbeitsmotive sind individuell verschieden. Sie können je nach Lebenssituation eine andere Bedeutung erhalten. Meistens sind auch mehrere Motive gleichzeitig wirksam. 3.4 Praxisaufgabe: Meine Motivation Was motiviert Sie? Wie hoch schätzen Sie Ihre Motivation in der aktuellen beruflichen Tätigkeit ein? Nehmen Sie in dieser Praxisaufgabe Stellung zu Ihrer Motivation. Aufgabe Die Zweifaktoren-Theorie von F. Herzberg geht von Motivatoren und Hygienefaktoren aus, die sich auf die Arbeitszufriedenheit bzw. -unzufriedenheit auswirken. Listen Sie für Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit die Motivatoren und Hygienefaktoren auf, die Ihrer Einschätzung nach gegeben bzw. nicht gegeben sind. Beschreiben Sie stichwortartig, wie sich die fehlenden Motivatoren oder Hygienefaktoren auf Ihre derzeitige Motivation auswirken. Gegeben Motivatoren Hygienefaktoren Nicht gegeben Auswirkungen auf die Motivation Ein Motiv ist ein einzelner, persönlicher Beweggrund menschlichen Verhaltens; Motivation ist das Zusammenspiel verschiedener Motive, das in einer konkreten Situation zu konkreten Handlungsweisen führt.

Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen 31 A. H. Maslow entwickelte die Bedürfnispyramide als Motivationsmodell. Er gliedert die menschlichen Bedürfnisse in fünf Stufen: Physiologische oder Grundbedürfnisse Sicherheitsbedürfnis Kontakt- oder soziale Bedürfnisse Bedürfnisse nach Achtung und Anerkennung Bedürfnis nach Selbstverwirklichung Diese Bedürfnisse bauen hierarchisch aufeinander auf. Eine höhere Bedürfnisstufe wird erst dann verhaltensbestimmend, wenn die darunterliegenden Bedürfnisse befriedigt sind. C. P. Alderfer unterscheidet in seiner ERG-Theorie nur drei Bedürfnisarten: Bedürfnisse nach Selbsterhaltung (engl. E xistence) Bedürfnisse nach Kontakt (engl. R elatedness) Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und Wachstum (engl. G rowth) Der Grad der Befriedigung eines Bedürfnisses wirkt sich auf die Stärke der anderen Bedürfnisse aus. F. Herzberg fand heraus, dass Unzufriedenheit etwas anderes ist als das Fehlen von Zufriedenheit. Zufriedenheit entsteht vor allem durch die Arbeit selbst und wird durch Motivatoren verursacht. Unzufriedenheit hängt mit den Hygienefaktoren zusammen, die im Arbeitsumfeld liegen, wie z. B. die Entlohnung, die Sicherheit des Arbeitsplatzes oder der Führungsstil. XPA1LIBAde [Konvertiert].ai Motivatoren stark ausgeprägt Erkennbare eigene Leistung Anerkennung für das Erreichte Interessanter Arbeitsinhalt und Verantwortung Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten Hygienefaktoren ausgeprägt Positiv erlebter Führungsstil Gute Beziehung zu den Kollegen Aufgeschlossene Unternehmenspolitik Angenehme äußere Arbeitsbedingungen Sicherheit und gute Bezahlung Wahrscheinlichkeit niedriger Zufriedenheit Wahrscheinlichkeit hoher Arbeitszufriedenheit Wahrscheinlichkeit geringer Unzufriedenheit Wahrscheinlichkeit hoher Unzufriedenheit Hygienefaktoren schwach ausgeprägt Negativer Führungsstil Fehlende oder nicht überzeugende Unternehmenspolitik Probleme mit Kollegenkontakt Belastende äußere Arbeitsbedingungen Arbeitsplatzunsicherheit Unbefriedigende Bezahlung Motivatoren schwach ausgeprägt Wenig Gelegenheit zu erlebbarer, persönlicher Leistung Fehlende oder seltene Anerkennung Eintöniger Arbeitsinhalt Wenig Eigenverantwortung Geringe Aufstiegs- und Entwicklungschancen

32 Selbsteinschätzung Persönliche Potenziale ausschöpfen Wiederholungsfragen 3 Welche der folgenden Behauptungen sind richtig? A] Die Stärke eines Motivs kann sich im Lauf des Lebens verändern. B] Nicht in allen Menschen wirken dieselben Motive gleich stark. 4 Geben Sie bei den folgenden en an, ob es sich vorwiegend um intrinsische oder extrinsische Anreize handelt, die die vier Berufsleute motivieren. A] Alice Gehrig ist Physikerin. Sie lehnt ein gut bezahltes Stellenangebot eines Unternehmens ab, um in der Forschung tätig zu bleiben. Zurzeit arbeitet sie an einem besonders anspruchsvollen Projekt, das sie herausfordert. B] Boris Portmann, Publizistikstudent, sucht einen Job während der Semesterferien, um seine finanzielle Lage zu verbessern. C] Carole Mudry arbeitet als Assistentin im Direktionsstab einer Bank. Sie hat ein modernes, großes Büro, ihre Kollegen und Vorgesetzten sind nett, der Job ist gut bezahlt und gilt als privilegiert. Dabei besteht ihre Arbeit weitgehend aus Routineaufgaben, die wenig Entfaltungsmöglichkeiten bieten. D] Daniel Oppliger ist Schreiner. Er liebt seinen Beruf, hat sich intensiv weitergebildet und baut jetzt sein eigenes Geschäft auf. Er muss dabei ganz klein anfangen und hart arbeiten. 5 Nehmen Sie in einigen Sätzen Stellung zu mindestens einer den folgenden provokativen Fragen. A] Ist es überhaupt möglich, einen Menschen für irgendetwas zu motivieren? B] Liegt die Motivation nicht einfach in der Natur des Menschen? C] Kennt der Mensch denn seine Motive? 6 Verschiedene Personen bewerten dieselbe Situation unterschiedlich. Erklären Sie für die folgenden drei Fälle, wie es zu diesen Unterschieden kommt. A] Rolf Guhler kehrt aus dem Ausland zurück, wo er ein Spitzengehalt verdient hat. Die Lohnangebote der Firmen, bei denen er sich jetzt bewirbt, findet er enttäuschend niedrig. Seine Freunde schätzen dieselben Angebote jedoch als eher großzügig ein. B] Einer der drei Arbeitskollegen war schon in der Schule immer der Beste; er leistet auch in der Arbeit Überdurchschnittliches. Gleichzeitig findet er, seine beiden Kollegen seien nachlässig und nähmen ihre Arbeit zu wenig ernst. Diese jedoch glauben, ihre Arbeit korrekt zu erledigen. Den Spitzeneinsatz des Kollegen erachten sie in diesem Job als unnötig. C] Kerstin Sandhofer hat soeben ihre Berufsausbildung abgeschlossen. Der Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet, sodass sie froh ist, einen Arbeitsplatz und eine einigermaßen zufrieden stellende Arbeit zu haben. Sie findet die Forderungen einiger ihrer Ausbildungskollegen ziemlich überrissen.