1 Statische Investitionsrechnungen Kostenvergleichsrechnung: Die Kosten für die manuelle Fertigung von Semmeln belaufen sich in einer Filialbäckerei auf insgesamt 130.000 pro Jahr. Aufgrund des Preisdrucks durch die Discounter überlegt die Bäckerei nun Alternativen zur Kosteneinsparung. Dabei soll das Kostenvergleichsverfahren angewendet werden. 1. Fortführen der bisherigen Produktion Hier müsste eine neue Teigknetmaschine angeschafft werden. Diese kostet 10.000, die Nutzungsdauer liegt bei 5 Jahren, danach hat die Maschine noch einen Restwert von 2.000. 2. Zukaufen von gefrorenen Teigrohlingen die nur noch aufgebacken werden müssen. Um einen Mindestbestand an Teiglingen lagern zu können, ist die Anschaffung von Gefrierschränken geplant. Die Anschaffungskosten betragen 15.000, die Nutzungsdauer beträgt 4 Jahre, der Restwert liegt bei null. 3. Anschaffung einer vollautomatischen Semmelbackmaschine die von der Teigbereitung über den Gärprozess bis zum fertigen Semmel alles alleine abarbeitet. Die Anschaffungskosten betragen 150.000, nach 5 Jahren Nutzungsdauer bleibt ein Restwert von 20.000. Kostenvergleichsrechnung Personalkosten 80.000 40.000 20.000 Materialkosten 45.000 75.000 40.000 sonstige Kosten 5.000 10.000 15.000 kalk. AfA 1.600 3.750 26.000 kalk. Zinsen 360 450 5.100 Gesamtkosten 131.960 129.200 106.100
2 Statische Investitionsrechnungen Kostenvergleichsrechnung / kritische Menge: Die Filialbäckerei möchte handwerklich auf die Semmeln Einfluss nehmen können und wägt nun die Alternativen 1 und 2 gegeneinander ab. Aufgrund der Unterschiede zwischen Material- und Personalaufwand bei den beiden Alternativen soll die Frage geklärt werden, bei welcher Menge an verkauften Semmeln die beiden Verfahren ihre Vorteilhaftigkeit tauschen. Die Jahreskapazität liegt bei 780.000 Semmeln. Aufgabe: a) Berechnen Sie die kritische Menge. b) Treffen Sie eine Aussage welche Maschine bei geringerer Jahreskapazität und welche bei höherer Jahreskapazität nach dem Kostenvergleich gewählt würde. kritische Menge Alternative 1 Alternative 2 Jahreskapazität 780.000 Stück 780.000 Stück Anschaffungskosten 10.000 15.000 Nutzungsdauer 5 Jahre 4 Jahre Restwert 2.000 0 Zinssatz für Bankdarlehen 6,00% 6,00% Lohnkosten pro Stück 0,10 0,05 Materialkosten pro Stück 0,06 0,10 Variable Kosten pro Stück 0,16 0,15 kalk. AfA 1.600 3.750 (siehe oben) kalk. Zinsen 360 450 (siehe oben) sonstige Kosten 5.000 10.000 Fixe Kosten gesamt 6.960,00 14.200,00 14.200-6.960 kritische Menge 724.000 Stück 0,16-0,15 Erläuterung: Aufgrund der geringeren Fixkosten ist die Alternative 1 bis zu einer Produktionsmenge von 724.000 Semmeln die günstigere Variante. Danach überwiegen die geringeren variablen Kosten von Alternative 2. Alt 2 hat 7.240 mehr an Fixkosten (14.200 minus 6.960 ), dafür sind aber die variablen Kosten 1 Cent günstiger. Somit verdient jeder zusätzliche Semmel einen Cent um die höheren Fixkosten zu decken (Deckungsbeitrag). Wenn wir 724.000 Semmeln verkaufen, haben wir die 7.240 Kostennachteil bei Alt 2 aufgefangen.
3 Statische Investitionsrechnungen Gewinnvergleichsrechnung: Für alle Alternativen soll nun eine Gewinnvergleichsrechnung angestellt werden. Dabei ergeben sich bei den verschiedenen Alternativen unterschiedliche Verkaufserlöse für die Semmeln. Den höchsten Erlös erzielen die manuell gefertigten Semmel, den geringsten Erlös die gefrorenen Teiglinge. Die Ausbringungsmenge soll vorsichtshalber mit 750.000 Semmeln pro Jahr. Aufgrund der personalintensiven Fertigung bei Alternative 1 sind die Fixkosten bedingt durch einen höheren Aufwand in der Personalbuchführung dabei höher veranschlagt. Auch hier ist noch die kritische Menge zwischen der Alternative 1 und der Alternative 2 gesucht. Gewinnvergleichsrechnung Alternative Alternative 1 2 Alternative 3 Auslastung pro Jahr 750.000 St. 750.000 St. 750.000 St. Verkaufserlös pro Stück 0,55 0,50 0,50 + variable Kosten pro Stück 0,16 0,15 0,12 = Deckungsbeitrag pro St. 0,39 0,35 0,38 - weitere Fixkosten 205.000 190.000 185.000 Verwaltungs- und Betriebskosten - sonstige Kosten (s. o.) 5.000 10.000 15.000 - kalk. AfA 1.600 3.750 26.000 - kalk. Zinsen 360 450 5.100 = Gesamte Fixkosten 211.960 204.200 231.100 Deckungsbeitrag gesamt 292.500 262.500 (Deckungsbeitrag pro Stück 285.000 mal Auslastung pro Jahr) - Gesamte Fixkosten 211.960 204.200 231.100 = Gewinn 80.540 58.300 53.900 kritische Menge 194.000 Stück 211.960-204.200 0,39-0,35
4 Statische Investitionsrechnungen Rentabilitätsvergleichsrechnung Alle drei Alternativen sollen nun auf ihre Rentabilität, also den Gewinn im Vergleich zum eingesetzten Kapital untersucht werden. Rentabilitätsvergleichsrechnung Gewinn (siehe oben) 80.540 58.300 53.900 Rentabilität 1348% 783% 69% Bitte berücksichtigen Sie auch die Differenzinvestition. Ausgehend von einem Investitionshöchstbetrag von 150.000 muss für die übrigen finanziellen Mittel eine Investitionsalternative berücksichtigt werden. Die Gelder werden deswegen mit einer Verzinsung von 1 % auf 5 Jahre bei der Bank angelegt. Differenzbetrag 140.000 135.000 0 x Anlagezinssatz 1,00% 1,00% 1,00% = Differenzgewinn (Zins) 1.400 1.350 0 + Gewinn (siehe oben) 80.540 58.300 53.900 = Gesamtgewinn 81.940 59.650 53.900 gesamt gebundenes Kapital 146.000 142.500 85.000 Differenzrentabilität 56,12% 41,86% 63,41% Amortisationsvergleichsrechnung Zum Schluss soll nun noch berechnet werden, wie lange es bei den Alternativen dauert, bis sie ihre Investitionskosten wieder verdient haben. Amortisationsvergleichsrechnung durchschn. Kapitaleinsatz 6.000 7.500 85.000 Gewinn (siehe oben) 80.540 58.300 53.900 + Abschreibung 1.600 3.750 26.000 = jährlicher Rückfluss 82.140 62.050 79.900 Amortisationszeit 0,07 Jahre 0,12 Jahre 1,06 Jahre
5 Statische Investitionsrechnungen Schlussbetrachtung: Die unterschiedlichen statischen Rechenverfahren führen zu unterschiedlichen Vorteilen für die einzelnen Alternativen. Diskutieren Sie a) aus der statischen Investitionsrechnung heraus die Aussagekraft der einzelnen Rechenverfahren b) aus betriebs- und volkswirtschaftlichen Gründen die Vor- und Nachteile der Alternativen a) Die Alt 3 hat die geringsten Gesamtkosten und schneidet auch im Rentabilitätsvergleich mit Differenzrechnung am besten ab. Dennoch sind hier mit 150 T auch die höchsten Investitionskosten. Von der Gewinnvergleichsrechnung her kann mit Alt 1 der höchste Gewinn erzielt werden. b) Die Alt 3 bindet am meisten Kapital und hat die höchste Amortisationszeit. Damit diese Kosten sich rechnen, muss die Strategie Marktanteile gegen die Discounter zu halten aufgehen. Hier könnte eine Gewinnvergleichsrechnung zur kritischen Menge zwischen Alt 3 und Alt 1 hinweise geben. Die Alt 2 mit dem Aufbacken von Teiglingen dürfte aus Konkurrenzgründen am wenigsten aufgehen. Für die Kunden sind es die gleichen Semmel wie beim Discounter, allerdings sind sie dennoch teuer und der Bäcker müsste extra angefahren werden. Hier werden wohl die Anreize fehlen. Die Alt 1 dürfte aufgrund der besten Werte bei Gewinn und Rentabilität die favorisierte Variante sein. Durch die geringen Investitionskosten bleibt dem Unternehmen außerdem Liquidität um sich zukünftigen Herausforderungen zu stellen. Entscheidend ist hier jedoch, ob es auch wirklich gelingt, die handwerkliche Arbeit in Qualtiät umzusetzen und vom Kunden den höheren Verkaufserlös zu erhalten.