wobei A die Amplitude der einlaufenden Welle, B diejenige der reflektierten, und C die Amplitude der transmittierten Welle bezeichnen.

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Transkript:

Dieter Suter - 359 - Physik B2 6.2. Reflexion und Brechung 6.2.1. Reflexion: Grundlagen Z: Reflexion in 1D Transmission hergeleitet: Grenzflächen sind hierbei Punkte, an denen sich der Wellenwiderstand ändert, also z.b. wo sich die Dicke einer Saite ändert. Dabei kann man die folgenden Formeln für Reflexion und B = (k 1 -k 2 )/(k 1 +k 2 ) A C = 2 k 1 /(k 1 +k 2 ) A, wobei A die Amplitude der einlaufenden Welle, B diejenige der reflektierten, und C die Amplitude der transmittierten Welle bezeichnen. Z: Wellen In drei (oder auch in zwei Dimensionen) tritt ebenso Reflexion auf. Wir beschränken uns hier ausschließlich auf ebene Wellen, so daß die Ausbreitung ebenfalls eindimensional erfolgt. Wenn wir eine ebene Welle betrachten, die senkrecht auf eine Grenzfläche einfällt, so ist das Problem exakt analog zum eindimensionalen Fall. Trifft die Welle unter einem Winkel auf die Grenzfläche auf, so ist nicht mehr von vornherein klar, unter welchem Winkel sie reflektiert wird. Zunächst unterscheidet man diffuse und spekuläre Reflexion. Diffuse Reflexion ist eigentlich das allgemeinere Phänomen. Es ist z.b. dafür verantwortlich, daß Sie die Schrift an der Tafel lesen können. Wir können es zum mindesten qualitativ darauf zurückführen, daß Licht auf eine rauhe Oberfläche auftrifft und in unterschiedliche Richtungen reflektiert wird. Offensichtlich ist dieses Phänomen sehr stark von der Beschaffenheit der Oberfläche abhängig. Da wir hier an einfach zu behandelnden Modellsystemen interessiert sind behandeln wir ausschließlich den Fall der spekulären Reflexion, also der Reflexion an einer idealen glatten Oberfläche, die entlang der gesamten Fläche identische Eigenschaften aufweist. Exp 38: Strahlengänge: Reflexion Eine einfache Messung bestätigt unser Erfahrungswissen dass ein Lichtstrahl so reflektiert wird dass die rücklaufende Welle einen

Dieter Suter - 360 - Physik B2 Winkel zur Flächennormalen aufweist, der gerade gleich dem Winkel der einlaufenden Welle ist, d.h. der einfallende und der reflektierende Strahl liegen in einer Ebene mit dem Einfallslot. der Einfallswinkel und der Reflexionswinkel sind gleich, θ r = θ e. 6.2.2. Herleitung des Reflexionsgesetzes Dieses Gesetz wurde erstmals von Euklid 300 v Chr. formuliert. Es ist im Rahmen der Korpuskulartheorie leicht herleitbar aus den Gesetzen über den elastischen Stoß: die Komponente des Impulses parallel zur Grenzfläche wird durch die Reflexion nicht beeinflusst, die senkrechte Komponente wird elastisch invertiert. Eine zweite Herleitung hatten wir im Rahmen des Fermat'schen Prinzips gegeben. Hier möchten wir noch eine Herleitung aus dem Wellenbild durchführen. Dafür beschreiben wir das Licht nicht mehr als Strahl, sondern als Welle. Der einfallende Strahl sei durch den Wellenvektor k (i) = {k x, 0, k z } definiert. Dieser definiert den Abstand der Knotenflächen auf der Grenzfläche. Diese müssen für die reflektierte Welle identisch sein, so daß die x- und y-komponenten der beiden Wellenvektoren gleich sein müssen. Dies gilt übrigens auch für die transmittierte Welle. Außerdem müssen die beiden Wellen auch die gleiche Frequenz haben, da sonst die Stetigkeitsbedingungen an der Grenzfläche nicht für alle Zeiten erfüllt werden könnten. Da der Brechungsindex und somit die Phasengeschwindigkeit für die einfallende und die reflektierte Welle gleich sind muß somit auch die z-komponente des Wellenvektors den gleichen Betrag haben - sie unterscheiden sich nur im Vorzeichen. Somit ist der Wellenvektor der reflektierten Welle gegeben durch k (r) = {k x, 0, -k z } Die impliziert natürlich die obige Beziehung für die Winkel. Z: Stoß auf Oberfläche Z: Reflexion einer Welle Diese Herleitung ist mit der Diskussion der Impulserhaltung eng verbunden, da der Wellenvektor proportional zum Impuls des Lichtes ist.

Dieter Suter - 361 - Physik B2 6.2.3. Brechung des Lichts an einer ebenen Grenzfläche oder Wir betrachten zunächst eine Welle, die senkrecht auf die Grenzfläche einfällt. Die Brechungsindizes seien n 1 und n 2. Da wir bereits gesehen hatten, dass ein Teil der Welle reflektiert wird muss die transmittierte Welle eine geringere Intensität besitzen. Außerdem wird die i.a. eine andere Wellenlänge besitzen: Die Frequenz ist gleich, aber die Phasengeschwindigkeit unterscheidet sich um das Verhältnis der Brechungsindizes, k 1,2 = ω n 1,2 / c. c 1 n 1 = v 2 n 2 = c Exp. 36: Brechung, Reflexion Jetzt betrachten wir eine Welle, die in einem Winkel θ von der Senkrechten auf eine Grenzfläche einfällt. Wie bei einem Spiegel hat der reflektierte Strahl den gleichen Winkel zur Senkrechten wie der einfallende Strahl. Der gebrochene Strahl hat einen kleineren Winkel, θ 2 < θ 1, falls der Übergang von einem optisch dünneren in ein optisch dichteres Medium geht (z.b. Luft Wasser).

Dieter Suter - 362 - Physik B2 Diesen Winkel kann man aus der Bedingung herleiten, dass die Welle an der Grenzfläche stetig ins andere Medium übergehen muss. In den beiden Medien beträgt die Wellenlänge, d.h.der Abstand zwischen den Phasenflächen beträgt 2π/k 1, resp. 2π/k 2. Knoten und Maxima der beiden Wellen müssen an der Grenzfläche am gleichen Ort auftreten. Somit ist die Projektion des Abstandes zwischen den Phasenflächen, d.h. 2π/k i auf die Grenzfläche identisch, Mit k = ω n / c erhalten wir 2π/(k 1 sinθ 1 ) = 2π/(k 2 sinθ 2 ). n 1 sinθ 1 = n 2 sinθ 2 oder sinθ 1 /sinθ 2 = n 2 /n 1. Dies wird auch als das Brechungsgesetz von Snellius bezeichnet. Wir hatten diesen Ausdruck auch schon aus dem Prinzip von Fermat hergeleitet. Eine weitere Erklärung des Brechungsgesetzes kann man aus dem Prinzip von Huygens herleiten: Man nimmt an dass an der Grenzfläche Elementarwellen ausgestrahlt werden, wobei der Zeitpunkt für die Ausstrahlung vom Eintreffen der einfallenden Wellenfronten bestimmt wird. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit in den beiden Medien sei v 1 = c/n 1, resp. v 2 = c/n 2. Für die beiden Dreiecke ABC, BCD gilt sinθ 2 = CD/CB = v 2 /CB. sinθ 1 = AB/CB = tv 1 /CB und Daraus folgt das Brechungsgesetz von Snellius: sin ϑ2 sin ϑ1 = n1 n 2

Dieter Suter - 363 - Physik B2 oder sinθ 1 n 1 = sinθ 2 n 2. Ist der eine Brechungsindex ~1 (z.b. Luft), so kann der Ausdruck vereinfacht werden zu sin ϑ2 sin ϑ1 = n 1. Die Zeichnung stellt das Verhältnis von Einfallszu Transmissionswinkel dar für den Fall dass das Licht aus Luft oder Vakuum auf ein Medium mit Brechungsindex n 1 einfällt. Bei kleinen Einfallswinkeln sind Einfalls- und Ausfallswinkel direkt proportional; Qualitativ kann man das Resultat so zusammenfassen, daß Z: Brechung beim Übergang vom optisch dünneren zum optisch dichteren Medium der Strahl in Richtung auf die Senkrechte gebrochen wird, beim Übergang vom optisch dichteren zum optisch dünneren Medium weg von der Senkrechten. 6.2.4. Reflexions- und Transmissionskoeffizienten Das einfallende Licht wird an der Grenzfläche in zwei Teile aufgeteilt. Um das Teilungsverhältnis zu bestimmen benötigt man offenbar zwei Gleichungen um die beiden unbekannten Amplituden zu berechnen. Die beiden Gleichungen erhält man aus der Energieerhaltung sowie aus den Maxwell Gleichungen. Die Energieerhaltung sagt, dass die Leistung des einfallenden Strahls gleich der Summe der Leistungen des reflektierten und des transmittierten Strahles sein muss. Die Leistung in einem Lichtstrahl kann berechnet werden aus Energiedichte ρ, Lichtgeschwindigkeit c und Querschnitt A: P = c ρ A.

Dieter Suter - 364 - Physik B2 Somit gilt c 1 ρ e A 1 = c 1 ρ r A 1 + c 2 ρ t A 2. Hier bezeichnet der Index 1 das Medium aus dem der Lichtstrahl einfällt, 2 das untere Medium; die oberen Indices bezeichnen den einfallenden, reflektierten und transmittierten Strahl. Die Querschnitte A 1 und A 2 können auf die entsprechende Fläche auf der Grenzfläche bezogen werden: Die Energiedichte beträgt jeweils und die Lichtgeschwindigkeit c i = c/n i. Somit wird die Energiebillanz A 1 = A cos θ 1 A 2 = A cos θ 2. ρ i = ε 0 ε i E i 2 c/n 1 ε 0 ε 1 E e 2 A cos θ 1 = c/n 1 ε 0 ε 1 E r 2 A cos θ 1 + c/n 2 ε 0 ε 2 E t 2 A cos θ 2. Mit ε i = n i 2 erhält man n 1 (E e 2 - E r 2 ) cos θ 1 = n 2 E t 2 cos θ 2. Dies ist die erste der beiden notwendigen Gleichungen. Die zweite erhält man aus der Maxwellgleichung: die elektrische Feldkomponente parallel zur Grenzfläche muss stetig sein. Für eine Welle, die senkrecht zur Einfallsebene polarisiert ist, sind alle Feldkomponenten parallel zur Oberfläche. Damit ist E 1 = E 2 = E e,s + E r,s = E t,s. Für Polarisation in der Einfallsebene muss gelten (E e,p - E r,p ) cosθ 1 = E t,p cosθ 2. 6.2.5. Fresnelformeln Aus den beiden Bedingungen erhält man

Dieter Suter - 365 - Physik B2 r s = Er Ee n = 2cosα2 n1cosα1 n2cosα2 + n1cosα = sin( α1 α2) 1 sin( α1+ α2). r p = E t s = t sin( α = 1 1 α2). Ee sin( α + α ) 1 2 Er n2cosα1 n1cosα2 = Ee n + n 2cosα1 1cosα = tan( α1 α2) tan( α + α ) 2 1 2 E t p = t tan( α = 1 1 α2) cosα 1. Ee tan( α1+ α2) cosα2. Diese Gleichungen werden als Fresnel-Gleichungen bezeichnet. Trägt man die beiden Reflexionskoeffizienten gegen den Einfallswinkel auf, so findet man dass die beiden Reflexionskoeffizienten bei kleinem Winkel, also senkrechtem Einfall, den gleichen Betrag aufweisen. Dies ist nicht verwunderlich: Bei senkrechtem Einfalls sind die beiden Polarisationen nicht unterscheidbar. Sie betragen dann n r (α 1 =α 2 =0) = r (α 1 =α 2 =0) = 2 n1 n2 + n1. Das negative Vorzeichen zeigt dass die reflektierte Welle einen Phasensprung von π gegenüber der einfallenden Welle hat, falls sie an einem optisch dichteren Medium (n 2 > n 1 ) reflektiert wird, jedoch nicht im umgekehrten Fall. Häufig verwendet man auch das Reflexionsvermögen, welches definiert ist als das Verhältnis der reflektierten Intensität zur einfallenden Intensität. Für senkrechten Einfall R = I r /I i = n n n + n 2 1 2 1 2. Typische Zahlen für die Grenzfläche Luft / Glas (n 1 = 1, n 2 = 1.5) sind

Dieter Suter - 366 - Physik B2 r(α=0) ~ 05. = 0.2. R = r 2 ~ = 0.04. 25. Sowohl beim Eintritt wie beim Austritt aus Glas wird also rund 4% der Lichtintensität reflektiert. Interessiert man sich nicht für die relative Phase von einfallender und reflektierter Welle, so zeichnet man anstelle der Reflexionskoeffizienten häufig ihren Absolutbetrag. Mit zunehmendem Winkel weichen die beiden Polarisationen stärker voneinander ab. Die Reflexion von parallel polarisiertem Licht weist einen Nulldurchgang auf. Der zugehörige Winkel wird als Brewsterwinkel bezeichnet. Aus den Fresnelgleichungen sieht man dass die Bedingung dafür ist dass tan(α 1 +α 2 ), d.h. (α 1 +α 2 ) = π/2, d.h. der transmittierte und reflektierte Strahl stehen senkrecht aufeinander. Diese Bedingung kann auf unterschiedliche Arten genutzt werden: zum einen kann man auf diese Weise polarisiertes Licht erzeugen: der reflektierte Strahl ist senkrecht polarisiert. Zum anderen kann man dadurch Reflexionsverluste vermeiden indem man parallel polarisiertes Licht unter dem Brewsterwinkel auf die Grenzfläche fallen läßt. Nach dem Brewsterwinkel nehmen beide Reflexionskoeffizienten zu und erreichen eins bei α 1 = π/2, d.h. bei streifendem Einfall. 6.2.6. Totalreflexion Ein interessanter Fall tritt ein wenn ein Strahl aus dem optisch dichteren Medium ins optisch dünnere Medium austritt, d.h. wenn das Verhältnis n 2 /n 1 < 1 ist. Offenbar wird der Strahl dann von der Senkrechten weg gebrochen. Da der sin 1 ist kann die Gleichung nicht für alle Werte von ε 1 Lösungen aufweisen. Am kritischen Winkel ε c = sin -1 (1/n 1 ) Exp. 49: Brewsterwinkel wird der gebrochene Strahl unter einem Winkel von π/2 abgestrahlt, d.h. parallel zur Grenzfläche. Wird der Einfallswinkel weiter erhöht, so kann das Licht nicht mehr aus dem Material austreten, es erfolgt Totalreflexion.

Dieter Suter - 367 - Physik B2 Die Erklärung dafür ist der Strahlquerschnitt, der mit cos θ t abnimmt. Der maximale Wert des Transmissionskoeffizienten liegt bei 2 für s-licht, resp. 2 n 1 für p-licht. Wenn wir das Brechungsgesetz von Snellius Z: Brechung am kritischen Winkel sinθ 1 n 1 = sinθ 2 n 2 betrachten, so müsste offenbar für einen gegebenen Einfallswinkel θ 1 und Brechungsindizes n 1, n 2 der Winkel θ 2 des transmittierten Strahls vorgegeben sein. Es gibt aber nicht für alle Werte eine reelle Lösung: z.b. für sinθ 1 = 1 n 1 = 1.5 n 2 = 1 müsste sinθ 2 > 1 werden. In diesem Fall verschwindet die transmittierte Intensität, während der Reflektionskoeffizient auf eins ansteigt. Der kritische Winkel an dem dies erstmals auftritt ist dort, wo der transmittierte Strahl gerade um 90 Grad gebrochen wird: θ c = sin -1 (n 2 /n 1 ), Für grössere Einfallswinkel wird er folgerichtig zurückgebrochen. Man bezeichnet diesen Bereich als Totalreflexion. Das Feld Exp 36: Totalreflexion im optisch dünneren Medium kann aber nicht einfach verschwinden, da sonst die Kontinuitätsbedingungen verletzt wären. Der Feldverlauf im Medium 2 ist in diesem Fall exponentiell. Diese Welle, die parallel zur Grenzfläche läuft und deren Amplitude im Medium exponentiell mit dem Abstand von der Grenzfläche abfällt wird als evaneszente oder quergedämpfte Welle bezeichnet. Man erhält die Eindringtiefe, d.h. die Distanz, über die das Feld auf 1/2 abfällt aus der Bedingung Z: Evaneszente Welle k z (t)2 = (n 2 2 - n 1 2 sin 2 θ i ) ω 2 /c 2.

Dieter Suter - 368 - Physik B2 Wenn der Einfallswinkel größer ist als der kritische Winkel, θ i > θ c so wird k z (t)2 negativ, d.h. die z-komponente des Wellenvektors ist imaginär. Wenn wir das in die Formel für die ebene Welle einsetzen erhalten wir ein exponentiell abfallendes Feld: e ikz = e -Im{k}z Die Eindringtiefe ist das Inverse des Imaginärteils von k z (t). Wir berechnen diesen als Im(k z (t) ) = = ω/c (n 1 2 sin 2 θ i - n 2 2 ) 1/2. = 2π/λ (n 1 2 sin 2 θ i - n 2 2 ) 1/2. Der Imaginärteil geht also am kritischen Winkel gegen null. Die Eindringtiefe, die durch das Inverse dieser Größe gegeben ist, divergiert demnach am kritischen Winkel. Für größere Winkel nimmt sie rasch ab bis auf die Größe der optischen Wellenlänge, also typischerweise weniger als ein µm. Dieser Teil des optischen Feldes wird auch gerne für Experimente verwendet. Das interessante daran ist, daß es eine Möglichkeit darstellt, Licht in der Nähe einer Grenzoder Oberfläche zu lokalisieren.

Dieter Suter - 369 - Physik B2 Die Totalreflexion wird z.b. in Glasfasern für die Übertragung von Licht verwendet. Geführt werden kann das Licht wenn der Einfallswinkel kleiner als der kritische Winkel ist, der durch die Differenz der Brechungsindizes bestimmt ist. Typische Parameter sind z.b. n 1 = 1.474, n 2 = 1.453 θ c = 14.4 o. Exp. 36b: Totalreflexion in einem Acrylstab Hier wird aber auch für die Übermittlung von Bildern. Glasfasern werden für die Datenübertragung verwendet, Hier Exp. 37: Totalreflexion von Streulicht 6.2.7. Brechung am Prisma Wir betrachten einen Lichtstrahl, der durch ein Prisma mit Brechungsindex n und Winkel α läuft. Er wird beim Eintritt und beim Austritt gebrochen. Der Ablenkwinkel δ beträgt Nach Snellius ist δ = ε 1 ' + ε 2 ' - α. sin ε 1 ' = n sin ε 1 sin ε 2 ' = n sin ε 2.

Dieter Suter - 370 - Physik B2 Außerdem ist ε 1 + ε 2 = α. Mit ε 2 ' = sin -1 [n sin ε 2 ] = sin -1 [n sin(α - ε 1 )]. Wir eliminieren alle Variablen außer ε 1 indem wir verwenden sin(α-β) = sinα cosβ cosα sinβ : ε 2 ' = sin -1 [n (sinα cosε 1 cosα sinε 1 )] = sin -1 2 [n sinα 1 sin ε 1 cosα sinε 1 '] Damit wird der Ablenkwinkel δ = ε 1 '-α + sin -1 [sinα n 2 sin 2 ε1' - cosα sinε 1 ']. = sin -1 [sinα n 2 sin 2 ε 1' cosα sinε 1 ']. Die Strahlablenkung wird minimal wenn der Eintrittswinkel gleich dem Austrittswinkel ist, d.h. für einen symmetrischen Strahlengang: ε 1 ' = ε 2 ' = 1 2 (δ+α), ε 1 = ε 2 = α/2 δ min = 2 sin -1 (n sinα/2) - α. Prismen werden außerdem gerne verwendet für die Umlenkung von Strahlen, als Umkehrprismen (2-malige Reflexion), oder als Umkehrprismen zur Umkehrung von Bildern in Feldstechern. Ist der einfallende Lichtstrahl nicht eine einheitliche Farbe, so werden die einzelnen Komponenten unterschiedlich stark gebrochen. Violettes Licht wird am stärksten gebrochen, Komponenten mit längerer Wellenlänge schwächer.