4.2. Die wichtigsten kalkulatorischen Kostenarten 4.2.2 kalk. Zinsen Als kalkulatorische Zinsen erfasst die Kostenrechnung die Verzinsung jenes Geldkapitals, das zur Finanzierung des für die Abwicklung der Leistungserstellung und Leistungsverwertung erforderlichen Anlage und Umlaufvermögens eingesetzt wird. - kalk. Zinsen auf Fremdkapital = Anderskosten - kalk. Zinsen auf Eigenkapital = Zusatzkosten (hat keine Entsprechung in der Bilanzierung; Rechtfertigung aus Opportunitätsüberlegungen / Opportunitätskosten) Reinvermögen des Unternehmers (Eigenkapital) - (minus) des nicht der Leistungserstellung dienende Reinvermögen = das der Leistungserstellung dienende Reinvermögen (Eigenkapital des Betriebes ) Bemessungsbasis für kalk. Zinsen auf das Eigenkapital Zinssatz: Zinssatz der besten Investitionsalternative ( interner Zinsfuß ) 5. Kostenstellenrechnung 5.1 Begriff und Gliederung der Kostenstellen Kostenstellen sind funktional, organisatorisch oder nach andren, (später noch zu erörternden) Kriterien voneinander abgegrenzte Teilbereiche eines Unternehmens, für die die von ihnen jeweils verursachten Kosten erfasst und ausgewiesen, gegebenenfalls auch geplant und kontrolliert werden. (zur Stellung in der gesamten Kostenrechnung s. Arbeitsunterlage 4) Kostenstellen (KSt.): betrieblicher Teilbereich, der selbständig abgerechnet wird. Gründe der Einrichtung von Kostenstellen: 1. innerbetriebliche Leistungsverrechnung 2. Wirtschaftlichkeitskontrolle (Untersuchung der Minimalkostenkombination) 3. Versuch einer verursachungsgerechten Zurechnung der Kostenträgergemeinkosten zu den Kostenträgern (s. auch Arbeitsunterlage 4) Siehe auch Arbeitsunterlage 3, rechter Zweig, zu den operationalen Aufgaben der Kostenrechnung. Gliederungskriterien für Kostenstellen (kumulativ = schließen sich nicht aus) Seite 1 von 8
1) funktional: nach Aufgabenbereich innerhalb der Leistungserstellung: a) Materialstellen b) Fertigungsstellen c) Vertriebsstellen d) Verwaltungsstellen (Geschäftsführung, Personalwesen, Rechnungswesen, IT,...) e) allg. Kostenstellen (Werksarzt, Werksfeuerwehr, innerbetriebliches Transportwesen, Energieversorgung,...) Gliederungskriterium für Kostenstellen 2) räumlich 3) personeller Verantwortu Produktions- Prozess administrative Versorgung nicht administrative Versorgung ngsbereich 4) rechnungstechnisch Bereich (in der Praxis fragwürdig aber häufig) Hauptkostenstellen (= Endkostenstellen) -> Marktleistungen Hilfskostenstellen (= Vorkostenstellen) Funktionsbereich Bezeichnung der KSt. Art der KSt. Verrechnung der Kosten auf... Allg. Bereich der nicht allgemeine allgemeine... administrativen Versorgung Kostenstellen Hilfskostenstellen Leistungsempfänger der Hilfskostenstellen oder Hauptkostenstellen Materialbereich Materialstellen Hauptkostenstellen... Kostenträger Materialhilfsstellen spezielle Hilfskostenstellen... auf empfangende Materialstellen oder andere Materialhilfsstellen Fertigungsbereich Fertigungsstellen Hauptkostenstellen... Kostenträger Fertigungshilfsstellen spezielle Hilfskostenstellen... auf empfangende Fertigungsstellen oder andere Fertigungshilfsstellen Vertriebsbereich Vertriebsstellen Hauptkostenstellen... auf Kostenträger Verwaltungsbereich (administrative Versorgung) Vertriebshilfsstellen Verwaltungsstellen spezielle Hilfskostenstellen als Hauptkostenstelle behandelt (obwohl definitorisch eigentlich Hilfskostenstelle) im Verwaltungsbereich zur Vereinfachung... auf empfangende Vertriebsstellen oder andere Vertriebshilfsstellen... Kostenträger Seite 2 von 8
5.2 Innerbetriebliche Leistungsverrechnung Bsp.: primär, März 2002 erzeugte + abgegebene kwh (aus werkseigenem Kraftwerk) 10.000 /Monat 200.000 h Abgabe an: zentrale Gebäudeverwaltung 50.000 h -> allg. Hilfskostenstelle Karosseriewerk 100.000 h Fertigungs- Motorenwerk 50.000 h Hauptkostenstelle Kosten einer kwh (Verrechnungspreis): 10.000 /Monat = 0,05 /kwh 200.000 KW/Std./Monat Verteilung der primären Kosten: Gebäudeverwaltung: 50.000 * 0,05 = 2.500 Karosseriewerk: 100.000 * 0,05 = 5.000 Motorenwerk: 50.000 * 0,05 = 2.500 10 000 Aber: E-Werk nutzt Gebäude der Gebäudeverwaltung und verbraucht auch selbst Strom. Gebäudeverwaltung des weitern nutzt selbst auch Gebäude. Kostenstelle Leistungsfluss E-Werk Eigenverbrauch Gebäudeverwaltung Eigenverbrauch an Leistung Strom andere Verbraucher Seite 3 von 8
Lösung der Gegenseitigkeit des Austausches von innerbetrieblichen Leistungen: Simultanverfahren anzuwenden, sequentiell nicht lösbar. Ki = primär Kosten der Kostenstelle i (i=1,2) Pj = Verrechnungspreis für eine Mengeneinheit der Leistung j (j=1,2) mij = abgegebene (empfangene) Menge der Leistung j an (von) die (der) Kostenstelle i I 1. E-Werk K1 + m21 * P2 = (m11 + m12) * P1 primär Kosten Kosten der Gebäudenutzung durch E-Werk Eigenverbrauch von Strom durch E-Werk Stormlieferung an Gebäudeverwaltung 2. Gebäudeverwaltung K2 + m12 * P1 = (m21 + m22) * P2 Gesucht: P1, P2 Bsp.: 3 allg. Kostenstellen 1 2 3 Seite 4 von 8
Wegen hohem rechnerischen Aufwand früher selten angewendet, durch Computer nimmt Anwendung aber zu. Alternative Rechenmöglichkeit: Näherungsverfahren Stufenleiterverfahren Vernachlässigung der Gegenseitigkeit des Leistungsaustausches 1 2 3 Stufenleiter primäre Kosten pk1 pk2 pk3 sk1 3 sek. Kosten 1 2 sk2 3 Reihenfolge der Abrechnung von allg. Hilfskostenstellen: an 1. Stelle: die jenige Hilfskostenstelle, die dem Werte nach con allen anderen Hilfskostenstellen die geringsten innerbetrieblichen Leistungen bezogen hat. an 2. Stelle:...die zweitgeringsten... (Reihenfolge wird durch grobe Vorabschätzung gebildet. In Klausuren wird dieses Problem nicht gestellt, Reihenfolge ergibt sich dort aus Rechnungsabgrenzungsbogen) Seite 5 von 8
Probleme der Stufenleiterverfahrens: 1. Bestimmung der Abrechnungsreihenfolge der all. Hilfskostenstellen (gleiches Problem bei mehreren speziellen Hilfskostenstellen des gleichen Betriebes) 2. Voll- oder Teilkostenhoheit? 3. Ist-, Normal-, Plankosten nehmen? (im allg.: Abrechnung der innerbetrieblichen Leistungen nach dem System der Marktleistungen) Mengengrößen der innerbetrieblichen Leistungsrechnung: Maschinenstunden verbrauchte, transportierte, gelagerte, produzierte oder abgesetzte Mengen o Zahl o Gewicht o Fläche o Rauminhalt Arbeitsstunden Anzahl der Arbeitsgänge Stufenleiterverfahren relevant für Klausur!!!!!!!!!!! Seite 6 von 8
5.3 Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) 5.3.1 Aufbau s. Arbeitsunterlage 7! 5.3.2 Abrechnungsgang 1. Verteilung der primären Gemeinkosten der Kostenträger auf die Kostenstellen 2. Innerbetriebliche Leistungsverrechnung o Umlegen der allgemeinen Kostenstellen (immer HilfskSt.) (Gleichungsverfahren, Stufenleiterverfahren...) o Umlegen der speziellen Hilfskostenstellen (bei mehreren: Gleichungsverfahren, Stufenleiterverfahren) o Bildung von Kalkulationssätzen (Zuschlagssätzen) für die Kostenträgergemeinkosten in den Hauptkostenstellen Hauptkostenstellen Materialstellen Fertigungsstellen Verwaltungsstellen Vertriebsstellen dazugehörige Kalkulationsbasis Materialeinzelkosten Fertigungseinzelkosten Herstellkosten Herstellkosten Bsp.: Materialgemeinkosten (MGK) März 2002 Materialeinzelkosten (MEK) März 2002 75 000 /Monat 100 000 /Monat MGK-Zuschlagssatz: MGK MEK 75 000 /Monat = = 75 % der MEK 100 000 /Monat Bsp.: MEK: 10 000 t à 100 /t = 10 000 im März Dient als Grundlage für Folgemonat April. Tatsächlich aber im April nur 800 t => 800 t à 100 /t => MEK = 80 000 im April 75 % auf 80 000 als MGK = verrechnete MGK/April = 60 000 Entsanden aber im April an MGK: 75 000 o MGK-Unterdeckung von 15 000 für April. Seite 7 von 8
Tatsächlich im April 1200 t => 1200 t à 100 /t MEK/April = 120 000 verrechnete MGK: 75 % von 120 000 = 90 000 entstanden aber nur 75 000 MGK-Überdeckung von 15 000 im April. Tatsächlich im April Menge gleich geblieben, aber höherer Tonnenpreis: 1000 t à 120 /t MEK/April = 120 000 wieder: MGK-Überdeckung von 15 000 aber Verrechnung über Werteschlüssel: MGK-Zuschlag: 75% der MEK Möglich auch: Mengenschlüssel (erlaubt Abfang von Preisabweichungen, jedoch nicht von Mengenabweichungen) MGK März = 75 000 1000 t = 75 /t eingesetzte Materialmenge Differenzierende Zuschlagskalkulation: (je Hauptkostenstelle unterschiedlicher Zuschlag) MEK MK HK MGK FEK So FEK FGK FK Verw. K Vertriebs - GK Sondereinzelkosten Vertrieb So VEK Selbstkosten (SK) = volle (Stück-) Kosten Für öffentliche Aufträge ist dieses Kalkulationsschema zwingend, sonst nicht. Seite 8 von 8