Pressekonferenz Zukunft Bildung und Betreuung - Das Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung und seine Bilanz für Hamburg

Ähnliche Dokumente
Allgemeinbildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2010 bis

Allgemein bildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2007 bis

Allgemein bildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2005 bis

2. Dillinger Schulleitungskongress am 4. Mai Ganztagsschulen in Bayern

Die Entwicklung des Ganztagsschulwesens in Hamburg Konzeptionelle Eckpunkte

Ausbau von Ganztagsschulen in Mecklenburg-Vorpommern unter Einbeziehung des Investitionsprogramms Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB)

Die Grundschule Schwülper auf dem Weg zur Offene Ganztagsschule. Grundschule Schwülper

GROSSE ANFRAGE QUALITÄT UND SCHULSTRUKTUR IM RHEINLAND-PFÄLZISCHEN SCHULWESEN

Allgemein bildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2003 bis

Wie kann Ganztagsschule funktionieren? Organisation und Entwicklung von Ganztagsschule

Schriftliche Kleine Anfrage

Den richtigen Weg wählen

Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein. Schenefeld, * Dr. Heide Hollmer

Ganztagsschulen in Hamburg

Heidenberger Teich. Schule am. e z. n o. n u

Informationsabend Grenzach-Wyhlen

1. Begründung. 2. Kennzeichen. 4. Konzept 5. Stundenplan / Tagesablauf. 6. Ausblick / Termine

Ganztagsschule nachhaltig gestalten Chancen und Herausforderungen für die pädagogische Praxis Ganztagsschule: Wege zur gelungenen Kooperation

Aufbau der Oberschule Uelsen

Bausteine der Ergänzenden Kommunalen Betreuung (EKB) an der Kirchrainschule im Überblick

Informationen über den Schulversuch Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur am allgemein bildenden Gymnasium

Bericht über die allgemein bildenden Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland bis

Handlungskonzept der. GS Rosa-Parks-Schule/Isernhagener Straße zum Schuljahr 2012/2013

Rahmenvereinbarung. und. dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e. V., vertreten durch Herrn Geschäftsführer Herbert Loebe

Allgemein bildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2008 bis

Sekundarschule. Rahmenkonzept. Soest Bad Sassendorf. entwickelt von der pädagogischen Arbeitsgruppe

Senat benachteiligt die Stadtteilschulen bei der Versorgung mit Fachlehrkräften

Leitfragen zur Ganztagsschulentwicklung

Herzlich Willkommen zum Informationsabend über das Gymnasium Grünwald

Die Volle Halbtagsschule geht... Was kommt dafür?

Erstantrag Ganztagsschulen an Grundschulen oder Grundstufen der Förderschulen in verbindlicher Form oder in Wahlform zum Schuljahr 2014/2015

Ganztägiges Lernen in Hessen Stand: September 2016

2. wie viele Schulen dabei die verbindliche Form und wie viele die Wahlform der Ganztagsschule beantragt haben;

Verkürzung im gymnasialen Bildungsgang

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Allgemein bildende Schulen in Ganztagsform in den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland - Statistik 2009 bis

Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern das, was wir über sie denken. Epiltet

Ganztagsschule. Eine neue Chance in der Bildungsreform?

Presseerklärung des Ganztagsschulverbandes Landesgruppe Hamburg

Wilhelm-von-der-Heyde-Oberschule Teilgebundene Ganztagsschule

SCHULSTRUKTUR FÜR NIEDERSACHSEN. Großer Gestaltungsspielraum für die Schulträger Erhalt des differenzierten Schulsystems

Offene Ganztagsschulen in der Stadt Gütersloh

Gemeinsames Lernen an Schulen in NRW Veränderungen bei Schulformen, Ganztagsbetreuung und Inklusion aus statistischer Sicht

Dreiklang Bildung, Erziehung und Betreuung

Jugendarbeit und Ganztagsschule Zum Stand der Kooperation in Deutschland

Bettina Arnoldt / Ludwig Stecher: Ganztagsschule aus der Sicht von. Schülerinnen und Schülern

Kostenlose Lernförderung für mehr als Schülerinnen und Schüler vor allem in Mathematik, Deutsch und Englisch

Auf dem Weg zur Ganztagsschule

Elternbefragung. zur. Ermittlung des Interesses. an der Errichtung. einer 5. Integrierten Gesamtschule. in Braunschweig

Herzlich Willkommen zum Informationsabend der weiterführenden Schulen in Vlotho

Entwurf. Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung

2. Wie hat sich deren Anzahl seit dem Schuljahr 2010/2011 (jährliche Zahlen, aufgeschlüsselt nach Schularten) entwickelt?

DAS HAUS DER BILDUNG - VOM KONZEPT ZUM GESETZ Entwurf für ein Hessisches Schulgesetz SPD Landtagsfraktion im August 2010

heute möchten wir Ihnen das erweiterte Ganztagsangebot für das 1. Halbjahr des Schuljahres 2012/13 vorstellen.

Schriftliche Kleine Anfrage

Leben und lernen im Ganzen

Richtlinie zur Förderung von Investitionen im Rahmen des Investitionsprogramms Zukunft Bildung und Betreuung

DIE NEUE SCHULE.

Hans-Thoma-Schule Grundschule Warmbach

Bildungsvisionen Was brauchen Kinder in unserer Großstadt München? 14. März 2011, Bayerstr. 28

Ganztägige Schulformen. Ganztägige Schulformen. Die beste Bildung und Freizeit für unsere Kinder

Ganztagsschulen in Hessen. Die hessische Evaluationsstrategie

Landesrechnungshof Schleswig-Holstein. Pressemitteilung

Schriftliche Kleine Anfrage

Ganztag in Hamburg. GBS und GTS Schulen in Hamburg LEA Sitzung / Nico Freckmann

Positionen zum G9-Jetzt -Volksbegehren

Gut gebildet ganztägig gefördert. Das Ganztagsschulprogramm

Neustrukturierung der gymnasialen Schulzeit Strukturvarianten der im Landtag vertretenen Parteien im Überblick

Bildung, Betreuung und Erziehung. kommunale Bildungsplanung in der Landeshauptstadt Hannover

Schulbehörde unter Zugzwang Versorgungslücke im Unterricht: Bildungsforscher Prof. Klemm warnt vor dramatischem Lehrermangel

Weiterentwicklung der Realschulen

Schriftliche Kleine Anfrage

Qualität schafft Akzeptanz

Zukunft im Quadrat Bildung für alle - Das Mannheimer Modell. Lutz Jahre Leiter des Fachbereichs Bildung

Baden-Württemberg STAATLICHES SCHULAMT FREIBURG. Ganztagsschulprogramme in Baden-Württemberg

Offene Ganztagsschulen in der Stadt Gütersloh

Richtlinie zur Förderung von Betreuungsangeboten in der Primarstufe. Präambel

Schriftliche Kleine Anfrage

DER FLEXIGANZTAG IM GRUNDSCHULALTER AUFGESCHLOSSEN, ZEITGEMÄß, FREUNDLICH, INDIVIDUELL ZUM WOHLE DES KINDES & SEINER FAMILIE

Ganztagsschule Chancen, Probleme und Nebenwirkungen für die außerschulische Jugendarbeit?!

Information. Die Grundschule

Fachtagung -Schulsozialarbeit- Ein integraler Bestandteil von Ganztagsschule Workshop 10 Politische Perspektiven eröffnen! - Wie weiter?!

Große Anfrage. Betr.: Entwicklung und Potenziale der bilingualen Angebote an Hamburgs Schulen

Eckpunkte und Rahmenbedingungen zur Einführung der. Ganztagsgrundschulen nach neuem Landesgesetz in Tübingen

Herzlich willkommen!

Schriftliche Kleine Anfrage

Offene Ganztagsschule. Schule Eulenkrugstraße Hort Altonaer Straße e.v.

BERLIN SPORT MEHR» PRÜFUNGEN Berliner Gymnasien wollen Prüfung abschaffen

Schulische Angebote in Haltern am See. Stand: Schuljahr 2003/2004 Zahlenmaterial des Schulamtes vom Januar 2004

Gesamtschule der Kreisstadt Siegburg

Ganztagsschule in Hessen. Formen, Rechtsgrundlagen, Qualitätsmerkmale

Inklusive Bildung in Niedersachsen. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Schulen. Umsetzung des Artikels 24 der Behindertenrechtskonvention

Schriftliche Kleine Anfrage

GANZTAG PLUS GRÜNE PERSPEKTIVEN FÜR DEN GANZTAG IN NORDRHEIN-WESTFALEN VON 2017 BIS 2022

Schul- und Kultusreferat PKC

INFORMATIONSBLATT ZUR OFFENEN GANZTAGSSCHULE AN DER GRUNDSCHULE ST.LANTBERT

Umfrage für Eltern von Kindern an Bonner Förderschulen

Zahlen zur Schulsozialarbeit in Nordrhein-Westfalen (Stand: ohne Ersatzschulen)

Mehr Gerechtigkeit. und Transparenz

Konzept zur Einrichtung von neuen gebundenen Ganztagsschulen ab dem Schuljahr 2009/10 oder 2010/11

Transkript:

Pressekonferenz Zukunft Bildung und Betreuung - Das Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung und seine Bilanz für Hamburg

Ganztagsschulen Historischer Rückblick: Im 19. Jahrhundert waren in Deutschland wie in anderen Ländern auch Schulen Ganztagsschulen. Unterrichtet wurde von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Die deutsche Vormittagsschule setzte sich Ende des 19. Jahrhunderts zuerst im höheren Schulwesen, dann im Volksschulbereich durch. Gründe im höheren Schulwesen: Klagen über die langen Schulwege und die Sorge der Überbelastung der Schülerinnen und Schüler. Gründe im Volksschulbereich: Rücksicht auf die verbreitete Kinderarbeit und Einführung von Schichtunterricht wegen Überfüllung der Klassen. In anderen Ländern blieben die Schulen Ganztagsschulen und übernahmen neben der Unterrichtsvermittlung erzieherische, sozialpädagogische und sozialpolitische Aufgaben. (Quelle: Ludwig, Harald: Die Entwicklung der modernen Ganztagsschule. Aus: U. Ladenthin (Hrsg.): Die Ganztagsschule, Juventa Verlag 2005)

Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Größtes schulpolitisches Investitionsprogramm in Deutschland 4 Milliarden Euro Investitionen von 2003 bis 2007 Hat die deutsche Schullandschaft nachhaltig verändert Ganztagsschulen stoßen auf breite Akzeptanz Bildungspolitisch und familienpolitisch notwendig

Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Ziele des Programms aus der Präambel: Schaffung einer modernen Infrastruktur für Ganztagsschulen in Deutschland Anstoß für ein bedarfsorientiertes Angebot in allen Regionen Qualitätsverbesserung Stärkung der frühzeitigen und individuellen Förderung Bedarf an qualifizierten Erwerbspersonen Schaffung zusätzlicher Ganztagsschulen und qualitative Weiterentwicklung der bestehenden Ganztagsschulen

Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Das Programm: Laufzeit des Bundesprogramms der SPD-geführten Bundesregierung: 2003 bis 2007 Volumen: 4 Mrd. Euro Für Hamburg standen insgesamt 66,7 Millionen Euro zum Ausbau von Ganztagsschulen zur Verfügung: 2003 2004 2005 2006 2007 Summe 5.008.505 16.695.017 16.695.017 16.695.017 11.686.512 66.780.069

Bundesprogramm Zukunft Bildung und Betreuung Ganztagsschulen laut KMK-Definition: Voll gebunden: Schülerinnen und Schüler sind verpflichtet, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen Teilweise gebunden: ein Teil der Schülerinnen und Schüler verpflichtet sich, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen Offene Form: an mindestens drei Wochentagen wird den Schülerinnen und Schülern für mindestens sieben Zeitstunden ein Angebot gemacht. Die Teilnahme muss für ein Schulhalbjahr verbindlich erklärt werden. Hamburger Regelungen sind entsprechend: Eine Ganztagsschule liegt vor, wenn Unterricht und ergänzende Angebote an mindestens drei Tagen über sieben Zeitstunden angeboten werden. Bei der offenen Form erklären Schüler/innen für mindestens ein Schulhalbjahr ihre verbindliche Teilnahme; in der voll gebundenen Form sind Unterricht und ergänzende Angebote für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend.

Kritik: Mittel wurden nicht ausgegeben Das Programm in Hamburg: Der Senat hat zwischen 2003 bis 2007 lediglich 53,7 Mio. der 66,8 Mio. Euro für Hamburg für den Umbau von Schulen zu Ganztagsschulen verwendet. 13 Mio. Euro aus dem Programm sind noch nicht ausgegeben. Auch sind keine weiteren Komplementärmittel in den Haushalt eingestellt (10 Prozent der Bundesmittel). Am 24. November 2006 wurde das Programm Zukunft Bildung und Betreuung bis Ende 2009 verlängert. Der Senat ist aufgefordert, die restlichen 13 Mio. Euro für die Einrichtung von Ganztagsschulen zügig zu verwenden.

Verteilung der Bundesmittel in Hamburg 54% 25% 15% 6% Gymnasien GHR Gesamtschulen Sonderschulen

Kritik: Mittel vor allem für das Abi nach 12 Jahren Die Verteilung der Bundesmittel auf die Schulformen Die Gymnasien erhalten überproportional viel (54,2%) und die Sonderschulen am wenigsten Geld (6,2%). In Hamburg ist die Schulzeitverkürzung an Gymnasien auf 12 Jahre bis zum Abitur aus dem Bundesprogramm finanziert worden Gelder wurden nicht nach sozialen Kriterien vergeben Schüler bekommen lediglich Nachmittagsunterricht mit Mittagspause angeboten. Ein solches Angebot macht noch keine Ganztagsschule aus

Kritik: fragwürdige Mittelverteilung auf Schulformen Verteilung der Bundesmittel nach Schulformen 2003 bis 2007 Bundesmittel 2003-2007 in Euro in Prozent Gesamtschulen 7.853.912 14,6% Gesamtschulen Gymnasien 29.107.421 54,2% Gymnasien Grundschulen 3.293.424 6,1% Grundschulen Grund-, Haupt- und Realschulen 9.442.132 13.451.720 17,6% 25,0% Grund-, Haupt- und Realschulen Hauptschulen 17.203 0,0% Hauptschulen Haupt- und Realschulen 698.961 1,3% Haupt- und Realschulen Sonderschulen 3.329.017 6,2% Sonderschulen insgesamt 53.742.070 100,0% ingesamt

Kritik: Ausbau von Ganztagsschulen sozial ungerecht Betrachtet man die Verteilung der Schülerinnen und Schüler der Schulformen in den Ganztagsschulen, wird das soziale sowie pädagogische Ungleichgewicht noch deutlicher: Gerade 8,2% der Grundschulkinder besuchen eine Ganztagsschule. Nur 6,7% der Haupt- und Realschüler besuchen eine Ganztagsschule. Lediglich 2,2% der Förderschüler besuchen eine Ganztagsschule. 3,3% der Schüler von Sonderschulen besuchen eine Ganztagsschule dabei wären Ganztagsschulunterricht hier pädagogisch besonders sinnvoll. Aber: 17,6% der Gesamtschülerinnen und -Schüler und 58,3% der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten besuchen eine Ganztagsschule.

Kritik: Ausbau von Ganztagsschulen sozial ungerecht Viele Haupt- und Realschulen, Grundschulen, Gesamtschulen und Sonderschulen haben Anträge auf Umwandlung in Ganztagsschulen gestellt, die nicht berücksichtigt wurden (s. Schriftliche Kleine Anfrage 18/6394, Frage 10): Grund-, Haupt- und Realschulen: Gesamtschulen: Sonderschulen: Gymnasien: 29 Schulen 15 Schulen 1 Schule 2 Schulen

Kritik: Einsparungen an bestehenden Ganztagsschulen An den bestehenden Ganztagsschulen werden in vier Schritten ab dem Schuljahr 2005/2006 bis 2008/2009 rund 60% der Mittel für den Ganztagsbetriebe abgebaut. (Senatsdrucksache 18/525; Rahmenkonzept für Ganztagsschulen in Hamburg) Je 15% in den Jahren 2005 bis 2008. Betroffen sind Ganztagsschulen, die in ihren Stadtteilen wichtige Aufgaben haben. Auswahl: Ganztagsschule St. Pauli (GHR), Ganztagsschule Hegholt (IHR), Theodor-Haubach-Schule in Altona-Nord (GHR), Schule Slomannstieg auf der Veddel (GHR), Gymnasium Klosterschule, Gesamtschule Wilhelmsburg oder die Gesamtschule Allermöhe. Dies sind Ganztagsschulen, die gezielt durch SPD-Senate in sozialen Brennpunkten eingerichtet wurden. Die jetzigen Einsparungen verschärfen die soziale Spaltung der Stadt

Kritik: Einsparungen an bestehenden Ganztagsschulen Beispiel: Folgen der Einsparungen an der Theodor- Haubachschule in Altona-Nord. (KESS Index 2) (Siehe Schriftliche Kleine Anfrage 18/6512 von Britta Ernst) Folgen der Einsparungen im Schuljahr 2005/2006: Reduzierung der Pausenbetreuung, Wegfall von drei Hausaufgaben- und Förderkursen á 90 Minuten (Englisch Klassenstufe 9, je ein Hausaufgaben- und Förderkurs für die Klassenstufen 5 und 6), Abbau von 0,6 Lehrerstellen, Reduzierung der Unterrichts- und Honorarstunden um 50%, weniger Vertretung am Nachmittag. Weitere Folgen im Schuljahr 2006/2007: Ersatz von Lehrkräften durch Sozialpädagogen bei der Betreuung mittags und in Pausen, Wegfall einer Doppelbesetzung in der Beobachtungsstufe, Wegfall des Fußballkurses (90 Min.), Wegfall der Anleitung von Schülern und Schülerinnen, selbst Kurse durchzuführen (2 x 90Min.). Reduzierung des Angebotes für auffällige Schülerinnen und Schüler um 2 Stunden in der Woche. Abbau von 1,3 Lehrerstellen und 0,4 Sozialpädagogen.

Kritik: Einsparungen an bestehenden Ganztagsschulen Beispiel: Folgen der Einsparungen an der Gesamtschule Wilhelmsburg (KESS Index I) (Siehe Schriftliche Kleine Anfrage 18/6552 von Sabine Boeddinghaus) Folgen der Einsparungen im Schuljahr 2005/2006: Abbau von Betreuungsangeboten in der Mittagspause und am Nachmittag, Reduzierung des Wahlpflichtangebotes, Erhöhung der Gruppengrößen, Verringerung der Zahl der Erzieherinnen und Erzieher während der Ferienbetreuung. Aufhebung von Klassenteilungen, Reduzierung der Hausaufgabenhilfe. Abbau von 1,2 Lehrerstellen und 0,4 Erzieherstellen, Wegfall von 304 Honorarstunden Unterricht. Das Ganztagsangebot endet am Freitag in der Grundschule eine Stunde früher. Weitere Folgen der Einsparungen im Schuljahr 2006/2007: weitere Reduzierung des Wahlpflichtangebotes, Vergrößerung der Gruppe, Reduzierung Hausaufgabenbetreuung. Abbau um 1,3 Lehrerstellen und 2 Erzieherstellen

Kritik: Ganztagsschulen ohne Konzept Es fehlt an einer gesteuerten Qualitätsoffensive Die Kooperation der Schulen mit außerschulischen Trägern wird nicht unterstützt. Klagen der Eltern, über weniger Möglichkeiten, Sport zu treiben oder ein Musikinstrument zu lernen Es gibt kein vernünftiges Raumprogramm für den Ganztagsbedarf. BBS unterstützt Qualitätsentwicklung nicht, wi Rhythmisierung, Abkehr vom 45 Minuten Unterricht, systematische Einbau von Förderangeboten Das Hamburger Ganztagsschulmodell reduziert sich weitgehend auf Schule mit Kantine : Das reicht nicht.

Was wollen die Eltern? Ergebnisse einer Befragung* von 2004 zeigen deutlich: 70% der Eltern in Deutschland begrüßen den Ausbau von Ganztagsschulen, bei den Jüngeren unter 35 Jahren sind es sogar 77%. 28% würden ihr Kind auf jeden Fall auf eine Ganztagsschule schicken, 44 % unter Umständen. Der Wunsch nach besserer pädagogischer Förderung steht bei der Entscheidung im Vordergrund: Für 45% der Eltern ist dies sehr wichtig, für weitere 41% wichtig. Auch die Vereinbarkeit von Familien und Beruf spielt als Grund eine große Rolle: 37% der Eltern finden dies sehr wichtig, 38% wichtig. * Infratest Dimap

Fazit Der weitere Ausbau von Ganztagschulen ist notwendig: Bildungspolitische, sozialpolitische und familienpolitische Gründe sprechen dafür. Der CDU-Senat hat die Mittel zweckentfremdet und zur Finanzierung der Schulzeitverkürzung an den Gymnasien verwendet. Beim Ausbau der Ganztagsschulen hat der Senat falsche Prioritäten gesetzt. Die Mittel sind nicht vorwiegend den lernschwächeren Schülerinnen und Schülern sowie denen aus sozial benachteiligten Stadtteilen zu Gute gekommen. Verschärfend wurden die laufenden Mittel für den Ganztagsbetrieb durch Umschichtungen aus den bestehenden Ganztagsschulen finanziert. Das verschärft die soziale Spaltung in der Stadt. Es fehlt eine konzeptionelle Begleitung des Ganztagsschulausbaus in Hamburg durch die BBS: fehlende Raumplanung, keine Unterstützung der Kooperation mit außerschulischen Trägern, keinen Überblick über die Folgen der Einsparungen

Gute Ganztagsschulen - Forderungen der SPD Antrag SPD-Fraktion in die Bürgerschaft: Landesprogramm Ganztagsschule 13 Millionen Euro verwenden, Komplementärmittel bereitstellen Dann ergänzendes Landesprogramm, um Ganztagsschulausbau fortzusetzen: 100 neue Ganztagsschulen in 6 Jahren Schwerpunkt: Grundschulen, soziale Lage Verbindung Hortangebote mit Ganztagsschulen an Grundschulen Qualität in den Mittelpunkt stellen. Mehr Verbindlichkeit anstreben. Rhythmisierung des Schulalltags. Umfrage unter Eltern, um deren Wünsche zu erfahren (Bedarfsanalyse) Stärkung bestehender Ganztagsschulen, sofortiger Stopp der Einsparungen Antrag SPD-Fraktion: Raumplanung für Ganztagsschulen