Das nationale Früherkennungs-System Tiergesundheit in der Schweiz

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TIERGESUNDHEIT UND ZOONOSEN 1 Das nationale Früherkennungs-System Tiergesundheit in der Schweiz D. Hadorn, S. Balmer, R. Hauser, A. Nigsch, R. Struchen * 1 Ausgangslage In den letzten Jahren hat das Auftreten von neuen und exotischen Tierseuchen wie zum Beispiel der Blauzungenkrankheit oder dem Schmallenberg-Virus sowie von altbekannten Tierseuchen wie zum Beispiel der Tuberkulose oder der Maul- und Klauenseuche, weltweit deutlich zugenommen. Treibende Faktoren, die diese unerwünschte Entwicklung fördern, sind der weltweite Handel, die Migration und insbesondere der Klimawandel, der es ehemals exotischen Krankheitserregern ermöglicht, sich in unseren Breitengraden festzusetzen und auszubreiten. Mit grosser Wahrscheinlichkeit muss jederzeit auch in der Schweiz mit der Einschleppung solcher Krankheiten gerechnet werden. Es ist daher unerlässlich, dass eine Einschleppung von Tierseuchen mit Hilfe geeigneter Früherkennungsprogramme rasch entdeckt wird, um deren Verbreitung mit den damit verbundenen hohen direkten und indirekten Schäden zu verhindern beziehungsweise das Risiko dafür zu minimieren. Die zunehmende Bedrohung durch neue und bekannte Tierseuchen Abbildung 1: spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass Prävention und Früherkennung ein zentrales Anliegen der Tiergesundheitsstrategie Schweiz 2010+ des Veterinärdienstes Schweiz ist (BLV 2010, www.blv.admin. ch). Dabei ist mit Prävention die Gesamtheit aller Vorkehrungen gemeint, die getroffen werden können, um das Auftreten und die Verbreitung einer Tierseuche zu verhindern beziehungsweise das Risiko dafür zu minimieren. Das erste der fünf strategischen Ziele der Tiergesundheitsstrategie Schweiz 2010+ gibt entsprechend vor, dass der Bund seine Führungsrolle und sein Engagement neben der Krisenvorsorge auch im Bereich der Prävention *) Fachbereich Früherkennung & Überwachung Tiergesundheit, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Schweiz Operationelles Modell des Früherkennungs-Systems Tiergesundheit und Früherkennung verstärken soll. In der Umsetzung dieser Strategie und mit einer entsprechenden Änderung des Schweizerischen Tierseuchengesetzes (SR 916.40 Tierseuchengesetz) hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) per 1. Mai 2013 sowohl die Kompetenz als auch gewisse finanzielle Mittel erhalten, die Prävention von Tierseuchen zu unterstützen und ein nationales Früherkennungs-System aufzubauen. Damit soll das Auftreten von neu- und wiederauftretenden Tierseuchen, Tierkrankheiten und Zoonosen frühzeitig erkannt, das Gefährdungspotential für Mensch und Tier kontinuierlich beurteilt und die so gewonnenen Informationen rasch und gezielt an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Dies soll den Entscheidungsträgern ermöglichen, entsprechende Massnahmen zeitgerecht vorzubereiten oder zu veranlassen. 2 Konzept des Früherkennungs-Systems Tiergesundheit Zentrale Elemente einer wirksamen Früherkennung sind unter anderem eine gezielte Förderung des Seuchenbewusstseins bei allen Beteiligten, eine effiziente und effektive Diagnostik, funktionierende nationale und internationale Netzwerke, der Situation angepasste Früherkennungsprogramme sowie eine breit abgestützte Tiergesundheitsüberwachung. Durch eine laufende Beobachtung und Beurteilung der aktu- ellen nationalen und internationalen Seuchensituation und der sich abzeichnenden Veränderungen, gefolgt von entsprechenden Risikobeurteilungen, können mögliche Bedrohungen durch Tierseuchen und Zoonosen oder Änderungen in der Tiergesundheit frühzeitig erkannt werden. Im Sinne der Tiergesundheitsstrategie Schweiz 2010+ umfasst das Früherkennungs-System Tiergesundheit nicht nur meldepflichtige Tierseuchen und Zoonosen, sondern es werden auch wirtschaftlich bedeutende Tierkrankheiten mit berücksichtigt. Denn gesunde Tiere sind produktiver, brauchen weniger Behandlungen und bilden damit die Grundlage für sichere Lebensmittel. Der Aufbau des Früherkennungs-Systems Tiergesundheit wurde dementsprechend nach folgenden Überlegungen angegangen (vgl. Abbildung 1): Anders als bei den amtlichen Überwachungsprogrammen, welche den Fokus insbesondere auf die in der Tierseuchenverordnung definierten Tierseuchen richten, werden für eine umfassende Früherkennung von Tiergesundheitsgefahren zusätzlich auch nationale und internationale Informationen und Daten genutzt, welche nicht über die etablierten Meldewege erfasst werden. Viele dieser Informationen und Daten werden privatrechtlich auf verschiedenen Ebenen erfasst: bei Tierhaltern, Tierärzten, Zuchtorganisationen, Branchenverbänden, etc. Die Bereitschaft dieser privaten Kreise, ihre Daten für eine zentrale Datenerfassung und Analyse im Sinne einer nationalen Früherkennung von möglichen Tiergesundheitsproblemen zur Verfügung zu stellen, ist unter anderem abhängig vom daraus entstehenden Nutzen für die Datenlieferanten selber. Deshalb wurden beim Aufbau des Früherkennungs-Systems alle Beteiligten frühzeitig involviert. Zudem muss mit einer zweckmässigen und an die verschiedenen Zielgruppen gerichteten Kommunikation Ziel und Zweck der Früherkennung breit sichtbar gemacht werden.

2 TIERGESUNDHEIT UND ZOONOSEN Für eine umfassende Früherkennung und Stärkung der Prävention ist es wichtig, dass neben der laufenden Beobachtung der nationalen Tiergesundheitssituation auch die internationale Seuchenlage sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine umfassende Beurteilung von zukünftigen Risiken und Gefahren mit berücksichtigt werden. Alle vorliegenden Daten und Informationen werden laufend zusammengeführt und ausgewertet, die Ergebnisse validiert und beurteilt. Dabei wird die Relevanz der Ergebnisse in Bezug auf den Tiergesundheitsstatus der Schweizer Nutztiere, Heimtiere und Wildtiere unter Einbezug von Experten bewertet. Zusätzlich wird abgeschätzt, welche Folgen die gewonnenen Erkenntnisse für die Tiergesundheit in der Schweiz haben könnten. Die Berichterstattung über die Ergebnisse der Früherkennung erfolgt regelmässig und gezielt an alle beteiligten Gruppen. Weitere interessierte Kreise werden ebenfalls in die Kommunikation einbezogen. Die Berichterstattung bildet zudem eine wichtige Grundlage, um das Verständnis für getroffene oder zu treffende Massnahmen zu fördern. Bei Hinweisen auf ein noch ungenügend beurteilbares (neues) Tiergesundheitsproblem kann ein spezifisches Früherkennungsprogramm durchgeführt oder eine Seuchenbewusstseins-Kampagne gestartet werden mit dem Ziel, die Informationslage zu verbessern und die Situation präziser einschätzen zu können. Basierend auf den ausgewerteten Daten und Informationen können die Entscheidungsträger rechtzeitig reagieren und präventive Massnahmen treffen. 3 Operationalisierung des Früherkennungs-Systems Tiergesundheit Seit 2013 wurden vom BLV zusammen mit verschiedenen Projektpartnern und Stakeholdern gemäss dem Konzept folgende Schwerpunkte für ein wirksames Früherkennungs-System Tiergesundheit bearbeitet resp. aufgebaut: Stärkung von nationalen und internationalen Netzwerken sowie der Umfeldanalyse (Bsp. Radar Bulletin) Stärkung des Seuchenbewusstseins und Früherkennungsprogramme für spezifische Tierseuchen Abbildung 2: Übersichtsseite des Radar Bulletin vom April 2016 (Bsp. Disease awareness -Kampagnen zu Tuberkulose, Früherkennungsprogramme LyMON und APINELLA) Stärkung der Bestandesbetreuung und der Diagnostik (Bsp. Projekt PathoPig) Umfassende Nutzung von Gesundheitsdaten zur Stärkung der Früherkennung sowie Aufbau einer Syndrom-Überwachung (Bsp. Equinella, Projekt Netzwerk Rindergesundheit ) In den nachfolgenden Kapiteln werden anhand der ausgewählten Beispiele die verschiedenen Projekte und Aktivitäten der Früherkennung beschrieben. 3.1 Stärkung von nationalen und internationalen Netzwerken sowie der Umfeldanalyse 3.1.1 Radar Bulletin Seit September 2013 informiert das BLV monatlich in Form des elektronischen Tierseuchenstatusberichts Radar Bulletin über neue Fälle von Tierseuchen oder anderen relevanten Tiergesundheitsgefahren, welche in der Europäischen Union oder den Han- delspartnern der Schweiz auftreten (www.blv.admin.ch). Im Weiteren wird die weltweite Seuchenlage beobachtet, um bedeutende Veränderungen zur Verbreitung von Krankheiten zu erkennen. Dafür werden vom Radar-Team regelmässig verschiedene Informationsquellen systematisch gesichtet, aufgearbeitet und mit Hilfe von Experten beurteilt, um mögliche Risiken für die Schweizer Tierpopulation frühzeitig zu erkennen. Im Radar Bulletin werden die jeweiligen Ereignisse beschrieben sowie sich daraus ergebende mögliche Folgen für die Schweiz inkl. konkrete Empfehlungen zur Prävention an Tierhaltende, Tierärzte oder andere betroffene Kreise abgegeben. Das Radar Bulletin wird monatlich auf der Webseite des BLV publiziert und kann dort von allen Betroffenen (Tierhalter, Tierärzteschaft, Diagnostiker etc.) herunter geladen werden. Dadurch können alle Involvierten frühzeitig für gewisse Tierseuchen und Krankheiten sensibilisiert und das Seuchenbewusstsein auf allen Ebenen erhöht werden. 3.2 Stärkung des Seuchenbewusstseins und Früherkennungsprogramme für spezifische Tierseuchen 3.2.1 Stärkung des Seuchenbewusstseins für Tuberkulose am Schlachthof Die klinische Überwachung von Tierbeständen und die sofortige Meldung und Abklärung von Verdachtsfällen ist für die Früherkennung von Seuchenausbrüchen ein zentrales und wichtiges Element. Gerade für neu- und wiederauftretende Tierseuchen und Tierkrankheiten ist die klinische Überwachung resp. Abklärung häufig das einzige Kontrollinstrument. Das Seuchenbewusstsein der Tierhaltenden sowie der Tierärzteschaft aber auch von Personen, die in der Tierseuchendiagnostik, am Schlachthof und im öffentlichen Veterinärdienst tätig sind, ist deshalb enorm wichtig. Dank der guten Tiergesundheitssituation in der Schweiz sind Seuchen wie zum Beispiel die Rindertuberkulose glücklicherweise selten geworden. In den letzten Jahren wird bei Rindern und Wildtieren in Europa jedoch wieder vermehrt Tuberkulose festgestellt. Wie die vereinzelten Tuberkulose-Fälle im Jahr 2013 in der Schweiz gezeigt haben, kann die Rindertuberkulose jederzeit auch bei Schweizer Rindern wieder sporadisch auftreten. Die Fleischkontrolle am Schlachthof ist ein zentrales Element in der Überwachung von Tierseuchen wie der Tuberku-

TIERGESUNDHEIT UND ZO ONOSEN lose. Durch den chronischen Verlauf der Tuberkulose sind die Veränderungen an den Organen vielfältig und damit auch die Befunde bei der Fleischkontrolle. Zur Stärkung der Früherkennung von Tuberkulose am Schlachthof sowie zur Sensibilisierung der Schlachthof-Mitarbeitenden und der Fleischkontrolle hat das BLV deshalb das Handbuch Rindertuberkulose Formen der Rindertuberkulose bei der Fleischkontrolle mit umfassendem Bildmaterial erarbeitet und im Herbst 2013 herausgegeben (www.blv.admin.ch). 3.2.2 Früherkennungsprogramm für Tuberkulose am Schlachthof: Lymphknoten-Monitoring Programm LyMON 3 Im Rahmen von APINELLA kontrollieren während der Bienensaison sogenannte Sentinel-Imker alle Bienenvölker auf den ausgewählten Bienenständen auf den Kleinen Beutenkäfer. Die Kontrollen werden dabei zwischen anfangs Mai und Ende Oktober alle 2 Wochen mittels der Schäfer-Diagnosefalle durchgeführt. Die Kontrolltätigkeit wird von den SentinelImkern jeweils zeitnah via APINELLAApp oder APINELLA Internet-Applikation an eine zentrale Datenbank übermittelt und vom BLV regelmässig ausgewertet. Die Daten aus APINELLA dokumentieren dabei einerseits regelmässig die aktuelle Situation in der Schweiz. Zudem ermöglichen sie bei einem Erstfund des Kleinen Beutenkäfers in der Schweiz eine möglichst genaue Einschätzung der epidemiologischen Situation und dienen damit als wichtige Entscheidungsgrundlage für die Wahl der Bekämpfungsstrategie. 2015 wurden zwischen Mai und Oktober insgesamt 1125 Kontrollen von 140 Sentinel-Imkern, verteilt über die ganze Schweiz, gemeldet. Der Kleine Beutenkäfer wurde dabei in keinem Bienenstand nachgewiesen, so dass die Schweiz immer noch nachweislich frei vom Kleinen Beutenkäfer ist. Aufgrund der unveränderten Situation des Vorkommens von Aethina tumida in Süditalien wird das FrühAbbildung 3: erkennungs-programm APINELLA Handbuch Rindertuberkulose Formen der Rindertuberauch während der Bienensaison kulose bei der Fleischkontrolle 2016 durchgeführt. Besonders bei frühen Krankheitsformen von Tuberkulose sind die Lymphknoten oftmals die einzigen befallenen Körperteile. Daher ist es wichtig, diese genau zu untersuchen und auch bei diskreten Veränderungen zu beproben. Schweizweit startete deshalb am 1. Oktober 2013 das Früherkennungsprogramm LymphknotenMonitoring LyMON. Im Rahmen von LyMON können die amtlichen Tierärzte an den Schlachthöfen Lymphknoten von adulten Rindern ( Vierschaufler oder älter) beproben und anschliessend auf Kosten des BLV labordiagnostisch untersuchen lassen, wenn die Lymphknoten visuell, palpatorisch oder per Anschnitt erkennbare unspezifische pathologische Veränderungen aufweisen. Da es sich dabei nicht um einen Tuberkulose-Verdachtsfall handelt, muss der Schlachttierkörper nicht konfisziert werden. Im Rahmen von LyMON wird einerseits für die Fleischkontrolle die Möglichkeit geschaffen, unspezifisch veränderte Lymphknoten differentialdiagnostisch auf Tuberkulose abklären zu lassen, auch wenn kein Verdachtsfall vorliegt. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, Frühstadien von Tuberkulose zu verpassen. Zudem wird durch LyMON die Fleischkontrolle auf das Thema der Tuberkulose sensibilisiert. Probenahme und Diagnostikprozesse werden ausserdem zur Routine. 3.2.3 Stärkung des Seuchenbewusstseins für Tuberkulose in Wildtieren Aufgrund der in den letzten Jahren verzeichneten Zunahme von Tuberkulose-Fällen bei Hirschen im benachbarten Ausland hat das BLV für Jäger und Wildhüter eine Broschüre erarbeitet und im Herbst 2014 das Handbuch Tuberkulose beim Wild veröffentlicht (www.blv.admin.ch). Mit diesem anschaulichen Bildband, der viele Informationen zur Krankheit sowie zum Vorgehen bei Verdachtsfällen enthält, sollen Jäger und Wildhüter aber auch Metzger sowie amtliche Tierärzte für das Erscheinungsbild dieser Tierseuche bei Hirschen, Rehen und anderen Wildtieren sensibilisiert werden. Damit können allfällige mit Tuberkulose infizierte Wildtiere in der Schweiz rechtzeitig erkannt und gemeldet werden, um frühzeitig Massnahmen zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung zu treffen. 3.2.4 Früherkennungsprogramm für Aethina tumida APINELLA 3.3 Stärkung der Bestandesbetreuung und der Diagnostik Als der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) im Herbst 2014 das erste Mal in Süditalien nachgewiesen wurde, mussten die EU und die Schweiz Massnahmen treffen. Denn wenn sich der Kleine Beutenkäfer einmal an einem Ort ausgebreitet hat, ist er erfahrungsgemäss nicht mehr auszurotten. Nebst der Schaffung der gesetzlichen Grundlage für eine staatliche Bekämpfung erarbeitete das BLV darum zusammen mit den kantonalen Veterinärämtern und Partnern aus der Wissenschaft sowie der Bienenbranche das Früherkennungs-Programm APINELLA (www.blv.admin.ch), welches während der Bienenflugsaison 2015 das erste Mal durchgeführt wurde. Denn das frühzeitige Erkennen eines möglichen Eintrages des Käfers ist absolut essentiell für eine erfolgreiche Bekämpfung. Je früher ein allfälliges Vorhandensein des Schädlings in der Schweiz erkannt wird, desto rascher können gezielte Massnahmen gegen dessen Ausbreitung ergriffen werden. 3.3.1 Projekt PathoPig Die Sektionsdiagnostik ist für eine fundierte Abklärung von Bestandesproblemen eines der aussagekräftigsten Diagnoseinstrumente. So liefern pathologisch-anatomische Untersuchungen mit gezielter weiterführender Diagnostik (z. B. Histologie, Mikrobiologie, Parasitologie u. a.) neben grundlegenden Informationen zum Gesundheitsproblem auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Früherkennung von Tierseuchen und anderen infektiösen Krankheiten. Solche fundierten Abklärungen sind ebenfalls wichtig, um den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren resp. Tierarzneimittel gezielter einsetzen zu können. In der Schweiz sind die Sektionszahlen insbesondere bei landwirtschaftlichen Nutztieren jedoch seit Jahren stark rückläufig. Dies stellt hinsichtlich der Früherkennung von Tiergesundheitsproblemen einen Nachteil dar. Um die Sektionsdiagnostik am Beispiel der Schweine

4 TIERGESUNDHEIT UND ZO ONOSEN zu fördern, hat das BLV deshalb im onsartikel im Tierseuchengesetz Januar 2014 zusammen mit Pro(SR 916.40 Tierseuchengesetz) ist jektpartnern das Projekt PathoPig das BLV bestrebt, die Tiergesundlanciert (www.blv.admin.ch). heit im Sinne einer umfassenden Im Rahmen von PathoPig haprävention zu fördern. Das Arben Produzenten die Möglichkeit, beiten mit Tiergesundheitsdaten gewisse Bestandesprobleme über spielt dabei eine grosse Rolle. Zu ihren Bestandes-Tierarzt mittels Tiergesundheitsdaten gehören klisubventionierter Sektionsdiagnostik nische Diagnosen, unspezifische abklären zu lassen. Dabei wird vom Symptome wie Fieber, AppetitloBLV bis zu CHF 500, an die Diasigkeit oder starke Abmagerung, gnostikkosten bezahlt, wenn minbehandlungsdaten, Abgangsgründestens eines der untenstehenden de, Aborte, Erbfehler und MissGesundheitsprobleme im Bestand bildungen, Befunde aus dem Labesteht und das vorgeschriebene bor und aus der Pathologie sowie Anamnese-Formular vom Tierarzt indirekte Gesundheitsmerkmale vollständig ausgefüllt wurde: wie Nutzungsdauer, Zellzahlen Basierend auf den Untersuund Fruchtbarkeitskennzahlen. chungsergebnissen der Sektion Erfasst werden Gesundheitsdaten sowie allfälliger weiterführender in erster Linie vom Tierhalter seldiagnostik erhalten die Tierhalter ber, von Bestandestierärzten und von ihren Tierärzten eine individuvon Tiergesundheitsdiensten, von elle Empfehlung zur Verbesserung der Fleischkontrolle im SchlachtAbbildung 4: der Gesundheitssituation im Bebetrieb oder von diagnostischen Handbuch Tuberkulose beim Wild Formen der Tuberstand. Drei bis fünf Monate nach Untersuchungsstätten. kulose bei der Untersuchung von Wildtierkörpern der Empfehlung wird der Erfolg der umgesetzten Massnahmen durch 3.4.1 Equinella der Seuchenbereitschaft sowie für die Stärden Schweinegesundheitsdienst erfasst. kung der Tiergesundheit. Mittelfristig wird Die Ergebnisse der Erfolgskontrollen (Stand: Mit Equinella (www.equinella.ch) wurde damit gerechnet, dass die praktizierenden 31.1.2016) der PathoPig-Fälle zwischen am Beispiel der Pferdepopulation eine Tierärzte durch die Zusammenarbeit mit 2014 und 2015 zeigen, dass in einer deutlielektronische Melde- und Informationsden Laboratorien ihre eigene Kompetenz chen Mehrheit der Fälle (79 %, n = 505) die plattform für Pferdekrankheiten geschaffen, weiter erhöhen und daher die Qualität der Tierhalter die Gesundheitssituation im Beauf der freiwillig teilnehmende registrierte Einsendungen und auch der Beratung zustand als besser oder sogar viel besser Equinella-Tierärzte (80 Equinella-Tierärzte, nehmen wird. beurteilten (Abb. 6). Von den Fällen mit der Stand: Mai 2016) definierte PferdekrankGesundheitssituation viel besser oder besser heiten sowie Symptome zeitnah melden 3.4 Umfassende Nutzung von Gesundwurden mit 87 % (n = 440) die Empfehlunkönnen. Die Liste dieser zu meldenden heitsdaten zur Stärkung der Früherkengen der Tierärzte von den Tierhaltern vollsymptome und Krankheiten kann dabei nung & Überwachung (Aufbau Syndromständig oder zumindest partiell umgesetzt. von der Equinella-Fachstelle bei Bedarf PathoPig hat bereits nach zwei Jahren zu Überwachung) einfach angepasst werden (vgl. Tabelle 1). einer Stärkung der Sektionen und der weidie Meldungen werden in einer zentraterführenden Diagnostik wie auch zu neuen Basierend auf der Tiergesundheitsstralen Datenbank erfasst, von der EquinellaErkenntnissen über die in der Schweiz vortegie Schweiz 2010+ und dem PräventiFachstelle zeitnah ausgewertet, beurteilt kommenden Erreger geführt. und in anonymisierter Form Die Labor-Diagnostiker haauf der Equinella-Webseite ben dank PathoPig auch eine aufgeschaltet. Dadurch Verbesserung des Wissenswerden der Tierärzteschaft, stands zu Krankheiten und den Tierhaltenden sowie Tierseuchen bei Schweinen der Pferdebranche und erreicht. Ausserdem ist es weiteren Interessierten Infür sie dank PathoPig einfaformationen zur aktuellen cher, neuauftretende KrankPferdegesundheitssituation heiten zu erkennen. Zudem in der Schweiz zugänglich konnte gezeigt werden, gemacht und damit das dass durch das Projekt die Krankheits- und SeuchenZusammenarbeit zwischen bewusstsein gestärkt. der Tierärzteschaft, ProduNeben dem Melden von zenten, Laborvertretern sodiagnostizierten Krankheiwie weiteren Stakeholdern ten können vom Tierarzt im gestärkt werden konnte und Sinne der Syndrom-Übervermehrt Diskussionen rund wachung via Equinella auch um das Thema Schweineunspezifische Symptome gesundheit geführt wurden. gemeldet werden, bevor Die Netzwerkbildung im überhaupt eine Krankheit Abbildung 5: Bereich der Schweinemedifeststeht. Denn das zeitnaapinella 2015 Bienenstände mit gemeldeten Kontrollen zwischen zin ist von zentraler Bedeuhe, möglichst flächendeMai und Oktober 2015 tung für die Sensibilisierung ckende Melden von gewis

TIERGESUNDHEIT UND ZOONOSEN 5 sen Symptomen wie z. B. Fieber an eine zentrale Stelle kann helfen, ein infektiöses Geschehen resp. einen Ausbruch einer infektiösen Krankheit frühzeitig zu erkennen. Der wahrgenommene Wert von Equinella besteht in einer Übersicht über relevante Infektionskrankheiten in der Schweiz. Durch Equinella entstand eine nationale Anlaufstelle für Infektionskrankheiten beim Pferd. Diese kann u. a. dank der Equinella-Meldungen im Falle eines Krankheitsausbruchs rasch und kompetent Auskunft geben. Auch die internationale Vernetzung ist mit der Einbindung von Equinella in das International Collating Centre ICC (http:// www.aht.org.uk/cms-display/internationalbreeders-meeting.html), einem internationalen Informationssystem zu infektiösen Pferdekrankheiten, und der Zusammenarbeit mit dem französischen System RESPE (www.respe.net), gewährleistet. Dies ist nicht nur für die Tierärzteschaft, den Veterinärdienst Schweiz und die Pferdehalter von Interesse, sondern insbesondere auch für die Pferdesportbranche. Denn Ausbrüche von infektiösen Pferdekrankheiten können dort rasch zu grossen finanziellen Verlusten führen. Aus diesen Gründen führt das BLV zurzeit intensive Gespräche mit der Pferdebranche mit dem Ziel, den Betrieb von Equinella mittelfristig als Public-private-Partnership zu finanzieren. 3.4.2 Projekt Netzwerk Rindergesundheit Das BLV hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR), der Vetsuisse Fakultät, der Schweizerischen Vereinigung für Wie- Tabelle 1: Liste der via Equinella gemeldeten Krankheiten und Symptome derkäuermedizin (SVW) und dem Rindergesundheitsdienst (RGD) im Oktober 2014 das Projekt Netzwerk Rindergesundheit gestartet (www.blv.admin.ch). Dieses Projekt bearbeitet am Beispiel des Milchviehs die Thematik der Erfassung von Rindergesundheitsdaten durch die Tierärzteschaft und die Tierhalter sowie die Nutzung solcher Gesundheitsdaten für die Bestandesbetreuung (Tierärzteschaft), das Herdenmanagement (Tierhalter), die Zucht von gesunden Tieren (Zuchtverbände) sowie die Früherkennung von möglichen Tiergesundheitsgefahren (BLV). Dabei ist der Erfahrungsaustausch mit internationalen Kolleginnen und Kollegen, wie z. B. mit den Verantwortlichen von Pro Gesund in Bayern (www.progesundrind.de), sehr wertvoll für das Projekt. Ziel des Projekts Netzwerk Rindergesundheit ist es, bestehende Datenquellen, die Gesundheitsdaten von Milchvieh enthalten, zu vernetzen und dadurch Doppelspurigkeiten bei der Erfassung zu reduzieren. Ebenfalls wird analysiert, wie sowohl Tierhalter als auch Tierärzte und andere betroffene Kreise die Daten gezielter nutzen und damit zu einem Mehrwert kommen können. Der Einhaltung des Datenschutzes gilt dabei ein besonderes Augenmerk. In einer ersten Phase des Projekts (Oktober 2014 bis Dezember 2015) wurde die Benutzerfreundlichkeit der Erfassung von Gesundheitsdaten in der ASR-Datenbank der Zuchtverbände (über die Portale www. Abbildung 6: Beurteilung der Gesundheitssituation im Bestand durch den Tierhalter drei bis fünf Monate nach der tierärztlichen Beratung. Ergebnisse der Erfolgskontrolle der PathoPig-Fälle 2014-2015 (Stand: 31.1.2016). redonline.ch, www.brunanet.ch, und www.holsteinvision.ch), durch 19 freiwillig am Projekt teilnehmende praktizierende Tierärzte evaluiert. Dabei wurden Optimierungen für die Benutzerfreundlichkeit bei der Gesundheitsdatenerfassung identifiziert, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. Ebenfalls wurde die Praktikabilität des von ASR verwendeten Befundschlüssels durch die Projekt-Tierärzte intensiv getestet. Auch daraus ergaben sich gewisse Anpassungen mit dem Ziel, die Gesundheitsdatenerfassung für den Tierhalter und den Tierarzt intuitiver zu gestalten und damit die Qualität der erfassten Daten zu erhöhen. In der ersten Phase wurden zudem die erfassten Gesundheitsdaten im Detail analysiert und wichtige Indikatoren für den Aufbau einer Syndrom-Überwachung bei Rindern mit dem Ziel der Früherkennung von Gesundheitsproblemen identifiziert. In der aktuellen zweiten Phase geht es darum, den Bau von Schnittstellen zwischen der tierärztlichen Praxissoftware und den ASR-Datenbanken voran zu treiben. Damit sollen künftig für Tierhalter und Bestandestierärzte die Gesundheitsdatenerfassung vereinfacht werden. Ebenfalls werden standardisierte Berichte für die Auswertung der Gesundheitsdaten erarbeitet mit dem Ziel, eine optimale Informationsgrundlage für die tierärztliche Bestandesbetreuung, das Herdenmanagement sowie die Früherkennung zur Verfügung zu stellen. Das Projekt Netzwerk Rindergesundheit" liefert auch für das Ziel einer schweizweiten Vernetzung und Nutzung von Tiergesundheitsdaten wertvolle erste Erkenntnisse. Denn die nationale Vernetzung von Datenmanagementsystemen ist eine zukunftsweisende Vision, deren Umsetzung eine zielgerichtete Nutzung der anfallenden Gesundheitsdaten zur Stärkung der Schweizer Tiergesundheit und Qualität von schweizerischen Nahrungsmitteln erlauben wird. Diese Vision basiert auf der

6 TIERGESUNDHEIT UND ZOONOSEN Tiergesundheitsstrategie Schweiz 2010+ und auf der Qualitätsstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. 4 Ausblick Für eine Zwischenbilanz nach 3 Jahren Aufbauarbeit wurde das Früherkennungs- System einer externen Evaluation unterzogen (www.blv.admin.ch). Der Evaluationsbericht kommt zum Schluss, dass das BLV mit seinem ambitionierten Ziel des Aufbaus eines nationalen Früherkennungs-Systems grundsätzlich gut unterwegs ist. Aufbau und Betrieb des Früherkennungs- Systems Tiergesundheit werden in den nächsten Jahren weiter vorangetrieben. Aktuell laufende Projekte wie das Netzwerk Rindergesundheit werden zusammen mit den beteiligten Partnern weiter bearbeitet. Bereits etablierte Programme wie Equinella oder das Radar Bulletin werden weiter betrieben und gestärkt. Je nach aktueller Tierseuchensituation ist zudem jederzeit die Umsetzung eines neuen Früherkennungsprogramms möglich. Dies alles mit dem Ziel, die Tiergesundheit in der Schweiz weiter zu stärken. Ganz nach dem Motto: Gesunde Tiere sichere Lebensmittel gesunde Menschen. Kontakt: Dr. med. vet. Daniela Hadorn Leiterin Fachbereich Früherkennung & Überwachung Tiergesundheit Eidgenössisches Departement des Innern Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen Abteilung Tiergesundheit Schwarzenburgstrasse 155 3003 Bern Schweiz Telefon: +41 58 463 95 51 E-Mail: daniela.hadorn@blv.admin.ch Internet: www.blv.admin.ch