Selbstständig neben Job, Studium oder Arbeitslosigkeit



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54.600, , Bezugsgröße p.a. mtl , , Beitragssatz 2,8 % 2,8 % 2.4 Höchstbeitrag mtl. 151,20 127,40

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Transkript:

MERKBLATT Selbstständig neben Job, Studium oder Arbeitslosigkeit Stand: Oktober 2015 Ansprechpartner: siehe Seite 9! Hinweis: Das Merkblatt wurde sorgfältig erstellt. Dessen ungeachtet können wir keine Gewähr übernehmen und schließen deshalb jede Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung des Merkblattes aus. Evtl. Verweise und Links stellen keine Empfehlung der Kammer dar. Postanschrift: Postfach 464 09004 l Büroanschrift: Straße der Nationen 25 09111 Tel.: 0371 6900-0 l Fax: 0371 6900-191565 l E-Mail: chemnitz@chemnitz.ihk.de l Internet: www.chemnitz.ihk24.de

Selbstständig neben Job, Studium oder Arbeitslosigkeit Nebenerwerbsgründungen sind eine wichtige Eintrittstür für das eigene Unternehmen. Nach einer Umfrage der IHK unter Kleingewerbetreibenden im Haupterwerb der Gründungsjahre 2008 bis 2010 gingen von den Unternehmen, die im Nebenerwerb begannen, zwei Drittel später erst in den Haupterwerb über. Die IHK möchte Ihnen anhand dieses Merkblattes die Besonderheiten und Chancen einer Nebenerwerbsgründung aufzeigen und wertvolle Tipps für Ihre Selbstständigkeit geben. Eine Fülle weiterer Informationen rund um das Thema Existenzgründung finden Sie im Internet unter www.chemnitz.ihk24.de, in der Rubrik Starthilfe & Unternehmensförderung. Die Berater/- innen in unseren regionalen Gliederungen (siehe Seite 9) sind Ihnen bei der Beantwortung Ihrer Fragen gern behilflich. 1. Definition Nebenerwerb Von Nebenerwerbsgründungen spricht man, wenn neben einer zeitlich oft überwiegenden Erwerbstätigkeit, z. B. im Angestelltenverhältnis, als Hausfrau/-mann, Student/in oder während der Arbeitslosigkeit, eine nicht hauptberufliche selbstständige Tätigkeit ausgeübt wird. In der Regel gilt eine Tätigkeit dann als Nebentätigkeit, wenn die Arbeitszeit nicht mehr als 1/3 der Arbeitszeit eines vergleichbaren Vollerwerbs in Anspruch nimmt. Neben der Chance, sich mit einer selbstständigen Nebentätigkeit das Einkommen aufzustocken, erhalten Sie auch die Möglichkeit, Erfahrungen als Unternehmer zu sammeln um ggf. später eine Vollexistenz zu gründen. Bitte beachten Sie, dass auch eine Existenz-gründung im Nebenerwerb angemeldet werden muss. Dies erfolgt bei dem für den Betriebssitz zuständigen Ordnungsamt. Freiberufler müssen den Beginn ihrer nebenbe-ruflichen Tätigkeit dem Finanzamt melden. 2. Vorteile des Nebenerwerbs geringeres Risiko: Wer (zunächst) allein in die Selbstständigkeit startet, kann feststellen, ob seine Geschäftsidee sich "trägt" und der Markt dafür vorhanden ist, ohne große Kostenbelastungen und Verantwortung für angestellte Mitarbeiter. geringerer Kapitalbedarf: Wer "klein" anfängt, kann dies in der Regel auch aus dem eigenen Geldbeutel finanzieren und ist somit unabhängig von Kreditinstituten und Sicherheiten für Kredite. guter Test: Viele Gründerinnen und Gründer befürchten, dass ihr Einkommen aus der Unternehmertätigkeit zu gering ist, um den eigenen Lebensunterhalt (und ggf. den der Familie) allein davon zu sichern. Mit einer Unternehmensgründung im Nebenerwerb kann man zunächst testen, ob "mehr drin ist" und ob man für die Selbstständigkeit geeignet ist. Anfängerfehler lassen sich leichter verkraften; Gründer können mit ihrem Unternehmen und dessen Anforderungen wachsen. genug Zeit: Nicht jeder hat die Zeit, um ein Vollzeitunternehmen zu führen. Dies betrifft nicht zuletzt Gründerinnen, die für ihre Kinder sorgen müssen. Für die Tätigkeit im Nebenerwerb reicht des Öfteren die Zeit aus. mehr Geld: Eine Nebenerwerbsgründung kann auch dazu genutzt werden, das feste Einkommen aus der Angestelltentätigkeit aufzubessern. 2/9

3. Tipps für den Nebenerwerb Wenn Sie eine Nebenerwerbsgründung planen, sollten Sie gezielt nach einer Geschäftsidee für ein Unternehmen suchen, das möglichst geringe laufende Kosten und Investitionen erfordert. Halten Sie die Kosten so niedrig wie möglich. prüfen, ob Sie mit dieser Geschäftsidee Ihr Unternehmen auch tatsächlich stundenweise betreiben können. überlegen, welche Geschäftsideen auch Entwicklungsmöglichkeiten zulassen. hinterfragen, ob Ihre Geschäftsidee zu Ihren Fähigkeiten, Interessen und Qualifikationen passt. prüfen, ob es Hinderungsgründe aus Ihrer derzeitigen Situation gibt. Tipp: Auch wenn es vom Grundsatz her jedem Arbeitnehmer freisteht, zusätzlich weitere Tätigkeiten aufzunehmen oder nebenbei selbstständig zu sein (solange sich diese Tätigkeiten nicht zeitlich überschneiden, Sie ihrem Arbeitgeber Konkurrenz machen oder ihre Haupttätigkeit beeinträchtigt wird), sollten Sie vorab Ihren Arbeitsvertrag, tarifrechtliche Regelungen und Betriebsvereinbarungen auf Bestimmungen zur Nebenbeschäftigung hin prüfen. Möglicherweise besteht auch eine Informationspflicht gegenüber dem Arbeitgeber. Ohne diese Pflichten kann eine Besprechung über die beabsichtigte Nebentätigkeit mit Ihrem Arbeitgeber im Einzelfall sehr sinnvoll sein. Für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst gilt grundsätzlich, dass Nebentätigkeiten einer vorherigen Genehmigung bedürfen. Wenn Sie arbeitsuchend gemeldet sind, müssen Sie vor Aufnahme Ihrer Nebenerwerbstätigkeit die Agentur für Arbeit oder Ihr zuständiges Jobcenter über Ihr Vorhaben informieren. Arbeitslosengeld I kann weiter gewährt werden, wenn der zeitliche Umfang Ihrer Nebentätigkeit weniger als 15 Wochenstunden beträgt. Die Anrechnung des Einkommens auf das Arbeitslosengeld erfolgt entsprechend der ge-setzlichen Regelungen (Arbeitslosengeld I: 141 SGB III, Arbeitslosengeld II: 30 SGB II). Wenn Sie nach der Geburt Ihres Kindes im Bezugszeitraum des Elterngeldes nebenberuflich in die Selbstständigkeit gehen, dann sind Sie verpflichtet, dies der zuständigen Leistungs-stelle unverzüglich mitzuteilen. Lassen Sie sich zuvor von Ihrer Elterngeldstelle dazu beraten. 4. Berufszugangsvoraussetzungen Die nebenberufliche Selbstständigkeit unterliegt den gleichen gesetzlichen Spielregeln wie die einer Vollerwerbsgründung. So ist die Aufnahme eines Gewerbes bei der Gemeinde am Betriebssitz und der Beginn einer freiberuflichen Tätigkeit beim zuständigen Finanzamt anzuzeigen. Einige Betätigungsfelder bedürfen neben der Gewerbeanzeige einer Genehmigung, Erlaubnis oder unterliegen der Überwachung bzw. gelten besondere Anzeigepflichten. Dies bedingt in der Regel die persönliche und wirtschaftliche Zuverlässigkeit, ggf. Sach- und Fachkunde bzw. sachliche Voraussetzungen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.chemnitz.ihk24.de, Rubrik Recht & Steuern Rechtsinformationen Gewerberecht. 3/9

5. Buchführung und Aufzeichnungspflichten Der Nebenerwerbsunternehmer muss seine Geschäftsvorfälle mit Hilfe seiner Buchführung schriftlich festhalten. Für den Nebenerwerb reicht in der Regel die vereinfachte Methode der Gewinnermittlung, die Einnahmenüberschussrechnung (Betriebseinnahmen Betriebsausgaben = Gewinn/Verlust) aus. Diese Methode dürfen Sie betreiben, wenn Sie nicht als Kaufleute gelten, nicht im Handelsregister eingetragen sind, nicht freiwillig Bücher führen oder Ihr Jahresumsatz unter 500.000 und der Jahresgewinn unter 50.000 liegt. Vor und ab Beginn der selbstständigen Tätigkeit bestehen Aufzeichnungspflichten, die sich insbesondere aus dem Einkommens- und Umsatzsteuergesetz ergeben. Vor der nebenberuflichen Gründung Bevor Sie den Schritt in die nebenberufliche Selbstständigkeit gehen, fallen möglicherweise Kosten an, die mit Ihrem künftigen Unternehmen zusammenhängen, wie z. B. für die Erstausstattung, Beantragung von Zulassungen oder Einholung von Erlaubnissen, Werbung, Gewerbeanmeldung. Tipp: Sammeln Sie sämtliche Belege dieser Ausgaben und achten Sie darauf, dass die Umsatzsteuer separat ausgewiesen ist. Zu Beginn und im laufenden Geschäftsbetrieb: Bare Geschäftsvorfälle (Einnahmen und Ausgaben), die mit dem Betrieb zusammen hängen, sollten täglich vollständig in ein Kassenbuch eingetragen werden. Errechneter Barbestand aus dem Kassenbuch muss mit dem tatsächlichen Bestand an Bargeld übereinstimmen. Jeder Gewerbebetrieb ist verpflichtet, alle eingekauften Waren, aber auch die Roh- und Hilfsstoffe in einem Wareneingangsbuch aufzuzeichnen. Wenn Sie z. B. als Großhändler andere gewerbliche Unternehmen beliefern, müssen Sie Ihre Warenausgänge über ein Warenausgangsbuch aufzeichnen. Zur Feststellung der Umsatzsteuer und der Grundlagen ihrer Berechnung bestehen entsprechende umsatzsteuerliche Aufzeichnungspflichten. 6. Steuern und Abgaben Grundsätzlich müssen Nebenerwerbsunternehmer u. a. neben ihren Einkünften aus nichtselbstständiger Tätigkeit auch die Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder selbstständiger Tätigkeit versteuern. In der Regel sendet Ihnen das Finanzamt nach der Gewerbeanmeldung bzw. bei Freiberuflern nach Anzeige beim Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung zu und Sie erhalten eine Steuernummer. Sollen Arbeitnehmer beschäftigt werden, sind Lohnkonten einzurichten und eine Arbeitgebernummer bei der Agentur für Arbeit anzufordern. Die entsprechende Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge sind dann zu entrichten. Die Erfassung, Aufzeichnung und Zahlung der Umsatzsteuer ist zu organisieren. Für grenzüberschreitende Warenbewegungen zwischen Unternehmern innerhalb der Europäischen Union, ist eine sog. Umsatzsteueridentifikationsnummer zu beantragen. Bei Personengesellschaften und Einzelunternehmen unterliegt der Gewinn der Einkommensteuer, bei Kapitalgesellschaften der Körperschaftsteuer. Alle Gewerbebetriebe müssen außerdem die Gewerbesteuer beachten. Bemessungsgrundlage für die Gewerbesteuer ist der Gewerbeertrag (= Gewinn). 4/9

Um den Gewinn zu ermitteln, sieht das Steuerrecht entweder die Einnahmenüberschussrechnung oder die Bilanzierung/doppelte Buchführung vor. Der Freibetrag zur Gewerbesteuer liegt derzeit bei 24.500,- Euro Gewerbeertrag (Gewinn). Kleinunternehmerregelung Bei Unternehmen, deren Umsatz im Jahr der Gründung voraussichtlich 17.500 Euro einschließlich der darauf entfallenden Umsatzsteuer nicht übersteigt, wird von Gesetzes wegen keine Umsatzsteuer erhoben, d. h. sie müssen diese nicht an das Finanzamt abführen. Entsprechendes gilt für Jahre nach der Gründung, wenn folgende Doppelbedingung erfüllt ist: Der Umsatz im Vorjahr lag nicht über 17.500 Euro, im laufenden Jahr wird er voraus-sichtlich 50.000 Euro nicht überschreiten. Zu beachten ist allerdings, dass Unternehmer, die von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen, keine Vorsteuer geltend machen können. Dies wiederum kann nachteilig sein, z. B. wenn in der Anfangsphase eines Betriebes höhere Investitionen getätigt werden. Zudem können Sie dann auch keine Mehrwertsteuer an Ihre Kunden ausweisen. Deshalb kann auf die Anwendung der Kleinunternehmerregelung durch Erklärung gegenüber dem Finanzamt verzichtet werden mit der Folge, dass dann auch der Vorsteuerabzug möglich ist. Ein solcher Verzicht sollte allerdings gut überlegt werden, da er für fünf Jahre bindend ist. Weitere Informationen zum Thema Steuern finden Sie im Service-Portal des Freistaates Sachsen unter der Internetadresse www.amt24.sachsen.de. Einen Steuerlichen Wegweiser für Existenzgründer des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen finden Sie unter www.smf.sachsen.de. 7. Finanzierung Nebenerwerbsgründer haben oftmals Schwierigkeiten, bei Banken Kredite zu erhalten. Auch die öffentlichen Fördermöglichkeiten sind begrenzt. Mögliche Alternativen sind der KfW- Gründerkredit-Startgeld und das ESF Mikrodarlehen (nicht für alle Branchen). Diese können beantragt werden, wenn der Nebenerwerb mittelfristig auf den Vollerwerb ausgerichtet ist. Siehe: www.kfw.de und/oder www.sab.sachsen.de Tipp: Wenn Sie Fragen rund um Finanzierung und Fördergelder haben, nutzen Sie auch hier unser kostenloses Beratungsangebot in den StarterCentern der IHK. 8. Versicherungen Krankenversicherung für die Tätigkeit im Nebenerwerb Inwieweit sich die selbstständige Nebentätigkeit eines Arbeitnehmers auf die gesetzliche Krankenversicherung auswirkt, hängt vom Einzelfall ab. Da es keine gesetzliche Definition für einen Haupt- oder Nebenerwerb gibt, ist der ausschlaggebende Faktor für eine Versicherungsfreiheit der Umfang der selbstständigen Tätigkeit. Zudem veröffentlichte der GKV-Spitzenverband Grundsätzliche Hinweise zum Begriff der hauptberuflich selbstständigen Erwerbstätigkeit vom 3. Dezember 2010, die im Wesentlichen folgende Abgrenzungsmerkmale beinhalten: 5/9

(1) Von einer hauptberuflichen selbstständigen Tätigkeit spricht man, wenn sie von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem zeitlichen Aufwand her, die übrigen Erwerbs-tätigkeiten zusammen deutlich übersteigt und den Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit darstellt (Hinweis: kein eigenständiges Kriterium) (bitte beachten Sie das Gesetz zum Mindestlohn). (2) Ein oder mehrere Arbeitnehmer werden beschäftigt, deren Arbeitsentgelt zusammen 450 Euro übersteigt (Hinweis: entscheidungserhebliches Merkmal). (3) Wenn keine weitere Erwerbstätigkeit ausgeübt wird, lässt sich die Hauptberuflichkeit daraus ableiten, ob die selbstständige Erwerbstätigkeit der Lebensführung des Be-troffenen von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihrem zeitlichen Aufwand her das Gepräge gibt. (4) Das Arbeitseinkommen aus der selbstständigen Tätigkeit nimmt eine wirtschaftliche Bedeutung ein ( 15 SGB IV). (5) Die Selbstständigkeit wird mehr als halbtags ausgeübt, einschließlich Vor- und Nacharbeiten, kaufmännische und organisatorische Betriebsführung, Behördengänge etc. und der zeitliche Aufwand damit über 20 Stunden wöchentlich liegt. Letztendlich ist immer eine Gesamtschau vorzunehmen, da mehrere Faktoren in die Entscheidung einfließen. Die vollständige Publikation vom GKV Spitzenverband können Sie unter www.chemnitz.ihk24.de, Rubrik Recht Besprechungsergebnisse, Versicherung/Kassenzuständigkeit nachlesen. Tipp: Auf jeden Fall müssen Sie eine Meldung an Ihre Krankenkasse zur Aufnahme Ihrer selbstständigen Tätigkeit machen, aus der Art, Umfang und Nachrangigkeit gegenüber Ihrer Haupttätigkeit hervorgeht. Krankenversicherung bei Selbstständigkeit neben dem Studium Studenten bleiben bis zur Vollendung ihres 25. Lebensjahres weiterhin über die Eltern mitversichert; allerdings ist auch hier die Krankenkasse über Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit, Art und Umfang zu unterrichten. Wenn das monatliche Einkommen aus dem Nebengewerbe 385 Euro übersteigt, kann diese beitragsfreie Familienversicherung nicht mehr weiter bestehen. Studenten müssen sich dann eigenständig in der studentischen Krankenversicherung versichern (Krankenversicherung: 64,77 Euro, Pflegeversicherung max. 12,24 Euro monatlich). Wenn das Studium nachrangig betrieben wird, gelten die Regelungen für Vollzeitselbstständige. Tipp: Studenten, die BAföG beziehen, sollten sich in der Agentur für Arbeit oder im Studentenwerk über die Wirkungen der Verdienste auf eventuelle BAföG-Zahlungen informieren. Rentenversicherung Grundsätzlich besteht in der gesetzlichen Rentenversicherung die Versicherungspflicht bzw. soziale Absicherung bei Arbeitnehmertätigkeit und Bezug von Arbeitslosengeld weiter. Es sind also keine zusätzlichen Beiträge in Folge der nebenberuflichen Selbstständigkeit zu zahlen. 6/9

Allerdings besteht für eine Vielzahl von Berufen eine Pflicht zur Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung ( 2 SGB IV), wie z. B. selbstständige Lehrer, Erzieher, Selbstständige mit einem Auftraggeber, zulassungspflichtige Handwerker (Anlage A) mit der Folge zusätzlicher Beiträge. Versicherungsfrei sind allerdings Personen, die eine geringfügige selbstständige Tätigkeit nach 8 Abschnitt 3 SGB IV (wenn Einkommen regelmäßig monatlich 450 Euro nicht übersteigt - 5 Absatz 2 SGB VI) ausüben. Tipp: Lassen Sie sich vor Aufnahme ihrer nebenberuflichen Selbstständigkeit in der Deutschen Rentenversicherung beraten. Siehe auch: www.deutsche-rentenversicherung.de oder www.chemnitz.ihk24.de, Rubrik Recht & Steuern Rechtsinformationen Spezielles Recht kurz Rentenversicherungspflicht für Selbstständige. Gesetzliche Unfallversicherung in der Berufsgenossenschaft Der gesetzliche Auftrag der Berufsgenossenschaften ist die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie Gesundheitsgefahren. Es ist eine Haftpflichtversicherung für die Arbeitgeber gegenüber ihren Arbeitnehmern (einschließlich geringfügig Beschäftigter). Einige Berufsgenossenschaften sehen eine Versicherungspflicht für die Unternehmer vor. Je nach Satzung gibt es bestimmte Ausnahmen oder Befreiungsmöglichkeiten auf Antrag. Möglich ist auch eine freiwillige Versicherung auf Antrag. Beachten Sie, dass Sie ihr Unternehmen innerhalb einer Woche nach Aufnahme der Tätigkeit bei der Berufsgenossen-schaft anmelden müssen, auch wenn keine Arbeitnehmer beschäftigt werden. Tipp: Informieren Sie sich unter www.dguv.de, siehe auch IHK-Merkblatt Die gesetzliche Unfallversicherung in der Berufsgenossenschaft, unter www.chemnitz.ihk24.de, Rubrik Recht & Steuern Rechtsinformationen Arbeits- und Sozialrecht - Berufsgenossenschaften. Weitere Versicherungen Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, weitere betriebliche Versicherungen abzuschließen. Denken Sie dabei vor allem an eine Betriebshaftpflichtversicherung. Sie tritt für Sach-, Vermögens- oder Personenschäden ein, die Sie Dritten zufügen. Die Betriebshaftpflichtver-sicherung ist umso sinnvoller, je mehr Sie direkt bei Kunden tätig sind und dort Schäden verursachen können. Beachten Sie, dass für bestimmte Berufe eine Berufshaftpflichtver-sicherung gesetzlich vorgeschrieben ist (z. B. Bewachungsgewerbe, Versicherungsvermittlung). Tipp: Sprechen Sie mit einem Versicherungsvermittler Ihrer Wahl über Erfordernisse und Möglichkeiten. Zusammenfassung Wer sich im Kammerbezirk selbstständig machen möchte, ob neben- oder hauptberuflich, ist nicht allein. Es gibt eine Fülle von Beratungsangeboten verschiedenster Institutionen. Die IHK versteht sich zusammen mit ihren Partnern als zentrale Anlaufstelle und bietet ein umfassendes Angebot an Informationen und Beratungen, Veranstaltungen und Seminare. Besuchen Sie uns in den StarterCentern der IHK. 7/9

Checkliste zur Aufnahme einer nebenberuflichen Selbstständigkeit Was? erledigt Bemerkungen Haben Sie ihren Arbeitsvertrag hinsichtlich eventl. Regelungen zu einem Nebenerwerb überprüft? Wurde der Arbeitgeber bzw. die Agentur für Arbeit/Jobcenter über die Selbstständigkeit schriftlich informiert? Benötigen Sie zusätzlich eine Erlaubnis/Zulassung/Eintragung in ein Register (z. B. bei GmbH-Gründung)? Kennen Sie ihren Kapitalbedarf und wissen Sie wie dessen Finanzierung aussieht? Müssen Sie Fremdkapital aufnehmen, um das Gründungsvorhaben realisieren zu können? Dann vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrer Hausbank bzw. informieren Sie sich bei der IHK über öffentliche Finanzierungsprogramme. Haben Sie schon einen Termin bei Ihrer Krankenkasse vereinbart? Hier erfahren Sie, welche Hinzuverdienstgrenzen zu beachten sind, damit Sie weiterhin über Ihren Arbeitgeber bzw. die Agentur für Arbeit/Jobcenter krankenversichert bleiben. Gehört die nebenberufliche Tätigkeit zu einer der Berufe, für die eine Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung besteht (z. B. Handwerker, Künstler)? Informieren Sie sich bei der Deutschen Rentenversicherung. Zeigen Sie ihre Selbstständigkeit beim zuständigen Finanzamt an. Sofern Sie Arbeitnehmer (auch auf geringfügiger Basis) beschäftigen wollen, sind Lohnkonten einzurichten und eine Betriebsnummer beim Betriebsnummernservice der Bundesagentur für Arbeit zu beantragen. Vorsicht: Die Einstellung von Mitarbeitern kann Auswirkungen auf die Beitragspflicht in der gesetzlichen Kranken-versicherung haben. (Beachtung Mindestlohn) 8/9

Füllen Sie ihre Gewerbeanmeldung beim zuständigen Ordnungs-/Gewerbeamt am Unternehmenssitz aus, sofern keine freiberufliche Tätigkeit ausgeübt wird. Zeigen Sie den Nebenerwerb bei der Berufsgenossenschaft binnen einer Woche nach Tätigkeitsaufnahme an. (Pflicht) Ansprechpartner Existenzgründung in den StarterCenter Die IHK-Gründungsberater beantworten Ihnen gern alle Fragen rund um den Schritt in die Selbstständigkeit standortnah in den jeweiligen Service Centern. Region Ansprechpartner Telefon/E-Mail Straße der Nationen 25 09111 Franca Heß Tina Gey Birgit Pawlowski 0371 6900-1310 franca.hess@chemnitz.ihk.de 0371 6900-1340 tina.gey@chemnitz.ihk.de 0371 6900-1323 birgit.pawlowski@chemnitz.ihk.de Region Erzgebirge Geyersdorfer Straße 9a 09456 Annaberg-Buchholz Region Mittelsachsen Halsbrücker Str. 34 09599 Freiberg Dagmar Meyer 03733 1304-4112 dagmar.meyer@chemnitz.ihk.de Jenny Göhler 03731 79865-5500 jenny.goehler@chemnitz.ihk.de Regionalkammer Plauen Friedensstraße 32 08523 Plauen Regionalkammer Zwickau Äußere Schneeberger Str. 34 08056 Zwickau Yvonne Dölz Daniela Seidel Angelika Heisler Angelika Hofmann 03741 214-3301 yvonne.doelz@chemnitz.ihk.de 03741 214-3320 daniela.seidel@chemnitz.ihk.de 0375 814-2231 angelika.heisler@chemnitz.ihk.de 0375 814-2360 angelika.hofmann@chemnitz.ihk.de 9/9