Generationenübergreifende Wohnformen. Dr. Michael Hübsch Leiter des Referats Generationenpolitik, Lebensbedingungen in den Regionen

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Transkript:

Generationenübergreifende Wohnformen Dr. Michael Hübsch Leiter des Referats Generationenpolitik, Lebensbedingungen in den Regionen

Demografischer Wandel in Bayern Die Gestaltung des demografischen Wandels ist eine der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Unsere Gesellschaft wird kleiner (bereits heute in Teilräumen und mittelfristig insgesamt) älter und vielfältiger (Herkunft, Lebensentwürfe, etc.) Die Beziehungen der Generationen ändern sich.

Gründe für die Änderung der Generationenbeziehungen Weniger junge Menschen 10 % weniger unter 20-Jährige in 20 Jahren Mehr ältere Menschen Zahl der über 65-Jährigen steigt in 20 Jahren um ein Drittel. Abnahme der Mehrgenerationenhaushalte Nur mehr in knapp 2 % der Haushalte leben drei oder mehr Generationen zusammen Zunahme der Single-Haushalte Mehr multilokale Mehrgenerationenfamilien Wachsende Wohnentfernungen

Gründe für die Änderung der Generationenbeziehungen Zunehmende Anzahl von Menschen ohne eigene Kinder oder Enkel 20 % der Menschen zwischen 40 und 85 haben keine eigenen Kinder, 60 % keine Enkel Mehr aktive Ältere, die sich außerhalb der eigenen Familie engagieren (können) Stichwort: gewonnene Jahre

Alterung der Bevölkerung in Bayern (Gegenüberstellung der Jahre 2011 und 2031; in Prozent)

Bedeutung des Generationenzusammenhalts Herausforderungen: Menschen wollen solange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben. Unterstützungsmöglichkeiten durch Familie und gewachsene Nachbarschaft fehlt häufig. Professionelle Hilfe allein kann fehlende familiäre und nachbarschaftliche Hilfestrukturen nicht ersetzen. Gegenseitige Hilfe muss in verschiedenen Formen neu organisiert werden (Nachbildung großfamiliärer und nachbarschaftlicher Unterstützungsstrukturen).

Bedeutung des Generationenzusammenhalts Konsequenzen: Die demografische Entwicklung fordert sowohl in den Ballungszentren als auch im ländlichen Raum auch eine ganz neue Form des Generationenmiteinanders. Für eine alternde Gesellschaft steht die Sicherung der gegenseitigen Unterstützung der Generationen im Mittelpunkt sozialpolitischer Herausforderungen. Bestmögliche Nutzung der Potentiale, die in außerfamiliären Generationenbeziehungen liegen

Stärkung des Generationenzusammenhalts Was ist notwendig, um den Generationenzusammenhalt gezielt zu stärken? Wir brauchen Räume, in denen sich die Generationen begegnen und austauschen können. Wir brauchen Angebote, Strukturen, Einrichtungen und Netzwerke, die auf die gegenseitige Unterstützung der Generationen fokussieren und das entsprechende Engagement fördern.

Stärkung des Generationenzusammenhalts Alle gegenwärtigen Versuche, auf der mittleren Ebene zwischen Familie und Gesellschaft in den Kommunen und Regionen Generationensolidarität zu schaffen und zu gestalten, betreten Neuland und können in der Sozial- und Kulturgeschichte unserer Gesellschaft nicht auf historische Vorbilder zurückgreifen. Zitat aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen des BMFSFJ

Stärkung des Generationenzusammenhalts Wo stehen wir in Bayern? Es gibt eine Vielzahl guter Beispiele in Bayern aus den verschiedensten Bereichen: Gegenseitige Besuche und Treffen von Jung und Alt (Bildungseinrichtungen, Einrichtungen der Altenhilfe) Mehrgenerationenhäuser Nachbarschaftshilfen, Sozialgenossenschaften, Betreuungsnetzwerke für alle Generationen Generationenübergreifende Wohnformen Bildungsprojekte (z.b. Patenschaften) Haushaltsnahe Dienstleistungen (z.b. Leihgroßeltern)

Stärkung des Generationenzusammenhalts Was macht die Staatsregierung? Gute Beispiele der Generationenarbeit in Bayern sichtbar machen (www.generationenprojekte.bayern.de). Mit der Kampagne ganz jung. ganz alt. ganz ohr. sollen Kommunen, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Unternehmen, Bürger motiviert werden, Generationenarbeit zu leisten (www.bayern-istganz-ohr.de). Unterstützung der Kommunen und Träger bei der nachhaltigen Sicherung der Mehrgenerationenhäuser

Stärkung des Generationenzusammenhalts Was macht die Staatsregierung? (Fortsetzung) Förderung von Quartierskonzepten für alle Generationen (Beispiele: Herrenbach I in Augsburg) Förderung der integrierten sozialen Entwicklung in den Landkreisen und kreisangehörigen Städten und Gemeinden (Unterstützung der Entwicklung einer integrierten Sozialplanung in 5 Modelllandkreisen in den Jahren 2012 und 2013) Förderung von innovativen generationenübergreifenden Wohnformen

Generationenübergreifende Wohnformen Bedeutung und Mehrwert Innovativer Baustein zur Stärkung des Generationenzusammenhalts Neue Groß-Familien bzw. neue Nachbarschaften werden ermöglicht: Leben in starker Gemeinschaft Chance auf ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben aller Menschen als Berufstätige, im Alter, aber auch für Menschen mit Behinderung Positive Ausstrahlung in das Quartier

Generationenübergreifende Wohnformen Kernelemente von Mehrgenerationenwohnprojekten: Generationenübergreifender Ansatz (Zusammenhalt von Menschen unterschiedlichen Alters) Koordinierende Stelle Gemeinschaftliche Aktivitäten aller Art Nachbarschaftshilfe Rechtlicher Rahmen

Generationenübergreifende Wohnformen Beispiele Mehrgenerationenwohnprojekte Wilna (Wir leben nicht allein), AWO Gemeinschaftswohnen in Coburg e.v. (Hausgemeinschaft wird durch das MGH moderiert) Wohnen in allen Lebensphasen Zentral an der Saale, Hof (organisierte Nachbarschaftshilfe, Tauschring, Kooperation mit Alten- und Pflegeheim) Wohnanlage Geisberghof: Mehrgenerationenwohnen im Herrenbach, Augsburg (Kooperation mit dem MGH) WiGe-Vielfalt MehrgenerationenWOHNhaus, Aschaffenburg (generationenübergreifende Hausgemeinschaft)

Generationenübergreifende Wohnformen Beispiele Mehrgenerationenwohnprojekte (Fortsetzung) Allmeind, Regensburg (gemeinschaftliches Mehrgenerationenwohnprojekt) Villa Kunigunde, Bamberg (generationenübergreifende Hausgemeinschaft) Haus Gräulesberg das Mehrgenerationenhaus im Südspessart, Stadtprozelten (nachbarschaftliche Hilfe, Tagespflege, Haushaltshilfe, Erweiterung auf jüngere Menschen mit Behinderung geplant) Ackermannbogen, München Schwabing West (genossenschaftliches Wohnprojekt der wagnis- Wohnungsbaugenossenschaft)

Generationenübergreifende Wohnformen Beispiele Wohnpartnerschaften Wohnen für Hilfe Seniorentreff Neuhausen e.v., München Senioren und Studenten wohnen Tür an Tür, Oberer Graben 4, Augsburg Wohnen für Hilfe, Erlangen

Generationenübergreifende Wohnformen Fragen: Für wen eignet sich eine generationenübergreifende Wohnform? Wie lässt sich den Spannungen zwischen den Generationen begegnen? Wie muss das Wohnprojekt konzipiert sein, um möglichst effektiv auf den Generationenzusammenhalt hinzuwirken? Welche Anforderungen sind an die Koordinierungsstelle zu stellen? Wie sieht eine möglichst effektive Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen aus?

Generationenübergreifende Wohnformen Fachtagung Generationenzusammenhalt der Landesarbeitsgemeinschaft der Öffentlichen und Freien Wohlfahrtspflege in Bayern am 27. Juni 2013 in Nürnberg Workshop Wohnen für alle Generationen: Wie lassen sich generationenübergreifende Wohnformen erfolgreich etablieren?

Generationenübergreifende Wohnformen Staatsregierung unterstützt generationenübergreifendes Wohnen durch: Förderrichtlinie Neues Seniorenwohnen (SeniWoF): nicht investiver Bereich Koordinierungsstelle Wohnen im Alter Infoblatt Generationenübergreifendes Wohnen Wohnraumförderung LEADER-Programm

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!