Lehrplan 21: Kompetenzorientierung: Wissen - können wollen. 9. Januar 2018 Zürcher Privatschulen

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Transkript:

Lehrplan 21: Kompetenzorientierung: Wissen - können wollen. 9. Januar 2018 Zürcher Privatschulen Rolf Gollob Zentrum IPE, PH Zürich rolf.gollob@ Lagerstrasse 2 8090 Zürich

Inhalt 1. (M)Ein Bild der Schule. 2. Warum lernen? Wie lernen? 3. Lernen kalt oder heiss? 4. Kompetenz und Performanz. 5. Was ändert? Was ist schon da? 6. Kernsätze zum Schluss. 2 rolf.gollob@_august 2017

Mein Bild der Schule mein Bild des Lernens - Welches Bild, welche Bilder prägen mich? - Welches Lehr- Lernverständnis steckt dahinter? - Wie bewusst ist das (mir)? 3 rolf.gollob@_august 2017

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Gut oder schlecht? Falsche Frage!! - Was ist an die Lebensumstände angepasst? - Wie überlebt eine Gruppe, eine Gesellschaft am besten? - Was muss man können, um zu leben/überleben? - Wer bringt es mir bei? - Wie wird das Wissen weiter gegeben? 7 rolf.gollob@_august 2017

Was erwartet eine Gesellschaft? Was muss man können? 8 rolf.gollob@_august 2017

Kalte und heisse Optionen 9 rolf.gollob@_august 2017

Kalte und heisse Optionen Claude Lévi-Strauss (1908 2009) Brasilien 1930/Frankreich 2008 10 rolf.gollob@_august 2017

Kalte und heisse Optionen gemäss Lévi-Strauss: Wie gross ist die Notwendigkeit und Bereitschaft in einer Gesellschaft zum Wandel? 11 rolf.gollob@_august 2017

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Ausbildung Winzer/in Die Lehre dauert drei Jahre. Zusatzlehre (2 Jahre) als Weintechnologe/in oder Obstfachfrau / Obstfachmann Berufsprüfung (Eidg. Fachausweis) Höhere Fachprüfung (Meisterprüfung) zum Winzer/in mit Meisterdiplom. Höhere Fachschule Weinbautechniker (3 Jahre, berufsbegleitend) Landwirtschaftliche Berufsmittelschule - Voraussetzung für ein Studium an einer Fachhochschule. Studium an der ZHAW Life Sciences und Facility Management in Wädenswil oder Changins (VD) mit Abschluss als Bachelor of Science ZFH in Umweltingenieurwesen, Vertiefung Hortikultur. 16 rolf.gollob@_august 2017

Kalte und heisse Optionen gemäss Lévi-Strauss: Kalte oder heisse Gesellschaften: Wie gross ist die Notwendigkeit und Bereitschaft zum Wandel? Je kälter eine Gesellschaft auf der Skala ist, desto ausgeprägter ist ihr Bestreben, ihre traditionellen Kulturmerkmale möglichst unverändert zu bewahren. Je heisser eine Gesellschaft auf der Skala ist, desto ausgeprägter ist ihr Antrieb zu tiefgreifender und schneller Modernisierung. 17 rolf.gollob@_august 2017

Wann lernt eine (heisse) Gesellschaft? Menschen lernen, wenn sie müssen. Sputnik Schock: 4. Oktober 1957 Pisa Schock: 4. Dezember 2001 18 rolf.gollob@_august 2017

Die Folgen des Schocks: «Pisa 2001 Dezember 2001» - Schweizer Schülerinnen und Schüler unter dem OECD-Durchschnitt. - Traditionelle Unterrichtsformen stossen an ihre Grenzen. - Nach obligatorischer Schulzeit: viel Wissen. Nur begrenzt anwendbar. - Transfer in die Berufswelt fällt schwer. 2006 Abstimmung über neuen Bildungsartikel in der Bundesverfassung. Harmonisierung des Schweizer Volksschulsystems. Volk und Stände stimmen mit 86% zu. Das wichtigstes Harmonisierungsprojekt Lehrplan 21: Lernen für diese Welt 19 rolf.gollob@_august 2017

Die Folgen des Schocks: Was soll im Lehrplan stehen? Was ist (noch) nötig? Was brauchen wir nicht mehr? Was brauchen Kinder und Jugendliche, die in einer Innovations-Gesellschaft aufwachsen? Stricken zum Beispiel? So wie die Grossmutter? 20 rolf.gollob@_august 2017

Grundsatz in einer statischen Gesellschaft: Wenn ich das Wissen und Können meiner Vorfahren NICHT ÜBERNEHME, ist das Überleben meiner Gruppe in Gefahr: Copy & Paste. Grundsatz in einer Innovationsgesellschaft: Wenn ich das Wissen und Können meiner Vorfahren KRITIKLOS ÜBERNEHME, ist das Überleben meiner Gruppe in Gefahr: weiter entwickeln. Bereit sein für neue soziale, wirtschaftliche, persönliche Situationen: Kompetent sein für eine unbekannte Zukunft. 21 rolf.gollob@_august 2017

Kompetent sein für eine unbekannte Zukunft. 22 rolf.gollob@_august 2017

Definition Kompetenz «Unter Kompetenzen versteht man die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.» (Franz Weinert, 2001) 23 rolf.gollob@_august 2017

Kompetenzen sind...... verfügbare oder erlernbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten, - um bestimmte Probleme zu lösen, - sowie die damit verbunden motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, - um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich - und verantwortungsvoll nutzen zu können. 24 rolf.gollob@_august 2017

Volition bezeichnet die bewusste, willentliche Umsetzung von Zielen in Resultate durch zielgerichtetes Handeln. Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen u. a. die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, das Problemlösen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, der Wille, das Glauben und die Emotionen. 25 rolf.gollob@_august 2017

Kompetenzbegriff verständlich gemacht: Kompetenz = Wissen + Können + Wollen Kompetenz = handelnder Umgang mit Wissen Kompetenzen lernt man im Handeln und zeigt man im Handeln. Kompetenz ist nur in der Anwendung sichtbar. 26 rolf.gollob@_august 2017

Keine Kompetenz ohne Performanz Kompetenz: die latente Fähigkeit einer Person, eine bestimmte Aufgabe ausführen zu können z.b. Ich könnte Spanisch sprechen, wenn ich wollte. Performanz: tatsächliche Ausführung dieser Aufgabe z.b. Ich versuche in Spanien ein Brot zu kaufen und erhalte es tatsächlich! 27 rolf.gollob@_august 2017

Kompetenz und Performanz 28 rolf.gollob@_august 2017

Was bringt der LP21 Neues? Kompetenzorientierung: Anwendbarkeit von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Fokus Systematischer Kompetenzaufbau über die ganze Volksschulzeit einschliesslich Kindergarten Individualisierung: Grundanspruch sowie weiterführende Kompetenzen Wo steht unsere Schule, wo ich? 29 rolf.gollob@_august 2017

Was ändert sich? Was bleibt sich gleich? unbewusste Kompetenz bewusste Kompetenz bewusste Inkompetenz unbewusste Inkompetenz 30 rolf.gollob@_august 2017

Drei Kernsätze zum Schluss: Im kompetenzorientierten Unterricht steht das anwendungsbezogene Handeln der Lernenden im Vordergrund. Dieses Handeln macht Kompetenz sichtbar (Performanz). Unterrichtsvorbereitung heisst: entsprechende Lerngelegenheiten zu gestalten. 31 rolf.gollob@_august 2017

Bewahrend - innovativ? Gerüstet dank erprobter Kompetenzen! 32 rolf.gollob@_august 2017

Bewahrend - innovativ? Gerüstet dank erprobter Kompetenzen! Ehren wir die Vorfahren damals hat s auch funktioniert. Lass es uns probieren wir schaffen das! 33 rolf.gollob@_august 2017

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