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10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 98 10 Unitäre Vektorräume Die Theorie komplexer Vektorräume mit Skalarprodukt folgt denselben Linien wie die Theorie reeller Vektorräume mit Skalarprodukt; die meisten Definitionen und Resultate sind sogar schon wörtlich gleich oder gehen ineinander über durch systematisches Ersetzen der folgenden Begriffe: R euklidischer Vektorraum Bilinearform symmetrische Bilinearform transponierte Matrix A T orthogonale Abbildung C unitärer Vektorraum Sesquilinearform Hermitesche Form adjungierte Matrix A = A T unitäre Abbildung 10.1 Hermitesche Formen Sei V ein C-Vektorraum. Definition: Eine Sesquilinearform auf V ist eine Abbildung γ : V V C, (v, w) γ(v, w) so dass für alle v, v,w,w V und λ C gilt: γ(v, w + w ) = γ(v, w)+γ(v, w ) γ(v + v,w) = γ(v, w)+γ(v,w) γ(v, λw) = λ γ(v, w) γ(λv, w) = λ γ(v, w) (rechts additiv) (links additiv) (rechts homogen) (links halbhomogen) Eine hermitesche Form auf V ist eine Sesquilinearform γ, so dass für alle v, w V gilt γ(v, w) = γ(w, v). Vorsicht: Welche Variable linear und welche semilinear ist, wird nicht einheitlich gehandhabt. Die hier gewählte Konvention macht gewisse Formeln schöner. Definition: Die komplex Konjugierte einer komplexen Matrix A = (a ij ) i,j ist die Matrix A := (a ij ) i,j, und die Adjungierte ist A := A T. Analog für Spalten- und Zeilenvektoren. Definition: Eine komplexe Matrix A mit A = A heisst selbstadjungiert oder hermitesch. Beispiel: Für jede komplexe n n-matrix A ist die folgende Abbildung eine Sesquilinearform: γ A : C n C n C, (x, y) x Ay. Diese ist hermitesch genau dann, wenn A hermitesch ist.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 99 10.2 Darstellungsmatrix Sei B =(v 1,...,v n ) eine geordnete Basis von V. Definition: Die Darstellungsmatrix einer Sesquilinearform γ auf V bezüglich B ist die n n-matrix M B (γ) := ( γ(v i,v j ) ) i,j=1,...,n. Proposition: Für jede komplexe n n-matrix existiert genau eine Sesquilinearform γ auf V mit M B (γ) =A. Proposition: Eine Sesquilinearform auf V ist hermitesch genau dann, wenn ihre Darstellungsmatrix bezüglich B hermitesch ist. Proposition: Die Darstellungsmatrix von γ bezüglich jeder weiteren geordneten Basis B von V ist M B (γ) = M B,B (id V ) M B (γ) M B,B (id V ). 10.3 Komplexe Skalarprodukte Proposition: Für jede hermitesche Form γ auf V und jeden Vektor v V gilt Definition: Eine hermitesche Form heisst positiv definit, wenn zusätzlich gilt: γ(v, v) R., : V V C, (v, w) v, w v V {0}: v, v > 0. Der Betrag eines Vektors v V bezüglich, ist dann die Zahl v := v, v R 0. Definition: Eine positiv definite hermitesche Form heisst ein Skalarprodukt. Ein C- Vektorraum zusammen mit einem Skalarprodukt heisst unitärer Vektorraum (V,, ). Definition: Das Standard-Skalarprodukt auf C n ist für x =(x i ) i und y =(y i ) i gegeben durch x, y := x y = x 1 y 1 +...+ x n y n. Der zugehörige Betrag ist die l 2 -Norm x := x 1 2 +...+ x n 2. Definition: Eine hermitesche n n-matrix A mit der Eigenschaft x Ax > 0für alle 0 x C n heisst positiv definit. Proposition: Sei B eine geordnete Basis von V. Eine hermitesche Form, auf V ist positiv definit genau dann wenn die Darstellungsmatrix M B (, ) positiv definit ist.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 100 10.4 Grundeigenschaften Ab jetzt sei (V,, ) ein unitärer Vektorraum mit zugehöriger Betragsfunktion. Die Begriffe und Grundeigenschaften aus 9.6, insbesondere die Cauchy-Schwarz Ungleichung und die Definition von normiert und orthogonal, gelten wortwörtlich auch für unitäre Vektorräume, mit denselben Beweisen. 10.5 Orthonormalbasen Die Begriffe geordnetes oder ungeordnetes Orthonormalsystem oder -basis und deren Grundeigenschaften aus 9.7 gelten wortwörtlich auch für unitäre Vektorräume. In den Beweisen muss man lediglich berücksichtigen, dass ein komplexes Skalarprodukt in der ersten Variable nur semilinear ist, und in den Formeln darf man die Reihenfolge im komplexen Skalarprodukt im allgemeinen nicht vertauschen. Genauer haben wir: Satz: (Gram-Schmidt-Orthogonalisierung) Für jedes linear unabhängige Tupel T = (v 1,...,v n ) in V existiert genau ein Orthonormalsystem B =(b 1,...,b n ), so dass für alle 1 j n gilt j v j = a ij b i für geeignete a ij C und a jj R >0. Ist ausserdem T eine Basis von V, so ist B eine Orthonormalbasis von V. i=1 Folge: Jeder endlich-dimensionale unitäre Vektorraum hat eine Orthonormalbasis. Bemerkung: Die Bedingung im obigen Satz ist äquivalent dazu, dass die Basiswechselmatrix M B,T (id V ) eine obere Dreiecksmatrix mit allen Diagonaleinträgen in R >0 ist. Satz: (Cholesky-Zerlegung) Für jede positiv definite hermitesche Matrix A existiert eine komplexe obere Dreiecksmatrix R mit allen Diagonaleinträgen in R >0,sodass A = R R ist.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 101 10.6 Unitäre Gruppe Die Begriffe und Grundeigenschaften aus 9.8 übertragen sich auf unitäre Vektorräume, indem man jeweils reell, orthogonal, A T durch komplex, unitär, A ersetzt. Genauer haben wir: Definition: Ein Isomorphismus f : V W zwischen zwei unitären Vektorräumen mit der Eigenschaft v, v V : f(v),f(v ) = v, v heisst unitär oder eine Isometrie. Proposition: Zwischen beliebigen unitären Vektorräumen derselben endlichen Dimension existiert eine Isometrie. Jede Komposition von Isometrien ist eine Isometrie. Der identische Endomorphismus ist eine Isometrie. Definition: Eine komplexe n n-matrix A, für welche die Abbildung L A : C n C n für das jeweilige Standard-Skalarprodukt eine Isometrie ist, heisst unitär. Die Menge U(n) aller unitären n n-matrizen heisst die unitäre Gruppe vom Grad n. Proposition: Für jede komplexe n n-matrix Q sind äquivalent: (a) Q ist unitär. (b) Die Spalten von Q bilden eine Orthonormalbasis von C n mit dem Standard- Skalarprodukt. (c) Q Q = I n. (d) QQ = I n. Proposition: Die Menge U(n) ist eine Gruppe bezüglich Matrixmultiplikation. Bemerkung: Die U(n) ist eine kompakte Teilmenge von Mat n n (C) = C n2. Satz: (Variante der Gram-Schmidt-Orthogonalisierung) Sei V ein unitärer Vektorraum der Dimension n. Für alle v 1,...,v n V existiert ein Orthonormalsystem (b 1,...,b n ) in V,sodassfür alle 1 j n gilt j v j = a ij b i für geeignete a ij C. i=1 Satz: (QR-Zerlegung) Für jede komplexe n n-matrix A existiert eine unitäre Matrix Q und eine komplexe obere Dreiecksmatrix R, sodassa = QR ist.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 102 10.7 Unterräume, orthogonales Komplement Die Begriffe orthogonales Komplement und orthogonale Projektion sowie deren Grundeigenschaften aus 9.10 gelten wortwörtlich auch für unitäre Vektorräume, mit denselben Beweisen. Für die Beziehung zum Dualraum in 9.11 gilt das dagegen nicht, da für einen unitären Vektorraum die Abbildung V V := Hom C (V,C), v v, nicht C-linear, sondern nur semilinear ist. 10.8 Adjungierte Abbildungen Die Begriffe und Grundeigenschaften aus 9.12 gelten wortwörtlich auch für unitäre Vektorräume, mit denselben Beweisen, wobei jeweils nur A T durch A und symmetrisch durch hermitesch zu ersetzen ist. Insbesondere gilt also für jede lineare Abbildung zwischen unitären Vektorräumen f : V W : Proposition: Es gibt höchstens eine lineare Abbildung f : W V mit der Eigenschaft v V w W : f(v),w = v, f (w). Definition: Diese heisst die Adjungierte (Abbildung) von f, wenn sie existiert. Proposition: Ist f die Adjungierte von f, so ist auch f die Adjungierte von f,das heisst, es gilt (f ) = f. Mannenntf und f daher auch zueinander adjungiert. Proposition: Ist dim V<, so existiert die adjungierte Abbildung f. Genauer gilt für jede geordnete Orthonormalbasis (b 1,...,b n )vonv w W : f (w) = n f(b i ),w b i. Proposition: Seien B eine geordnete Orthonormalbasis von V und B eine geordnete Orthonormalbasis von W. Dann gilt i=1 M B,B (f ) = M B,B(f). Proposition: Für jede komplexe m n-matrix A ist die Adjungierte der linearen Abbildung L A : C n C m die lineare Abbildung L A : C m C n. Beispiel: Die Abbildung L A : C n C n ist selbstadjungiert genau dann, wenn A selbstadjungiert, das heisst, hermitesch ist. Bei den Grundeigenschaften ist ausserdem die Semilinearität zu beachten: Proposition: Für alle adjungierten linearen Abbildungen f, g unitärer Vektorräume gilt, soweit sinnvoll: (a) (g f) = f g, (b) (f + g) = f + g, (c) (cf) = cf für alle c C.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 103 10.9 Spektralsatz für selbstadjungierte Endomorphismen Auch 9.13 überträgt sich entsprechend: Spektralsatz: Für jeden selbstadjungierten Endomorphismus f eines unitären Vektorraums V gilt: (a) Alle komplexen Eigenwerte sind reell. (b) Ist dim V <, so existiert eine Orthonormalbasis von V bestehend aus Eigenvektoren von f. Insbesondere ist f dann diagonalisierbar. Hauptachsentransformation: Für jede hermitesche Matrix A existiert eine unitäre Matrix Q, sodassq 1 AQ = Q AQ eine reelle Diagonalmatrix ist. Beispiel: Jede hermitesche 2 2-Matrix hat die Form ( ab bd) für a, d R und b C. Eine direkte Rechnung liefert die reellen Eigenwerte a + d ± (a d) 2 +4bb. 2 Weitere Beispiele siehe 10.14. 10.10 Normalform hermitescher Formen Die Begriffe ausgeartet oder nicht-ausgeartet, positiv oder negativ definit oder semidefinit bzw. indefinit, und den Rang und und die Signatur, sowie deren Eigenschaften aus 9.14 gelten wieder wortwörtlich auch für hermitesche (anstatt symmetrischer) Formen auf unitären Vektorräumen, sowie für hermitesche Matrizen, und mit denselben Beweisen.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 104 10.11 Kriterien für Positiv-Definitheit Auch 9.15 besitzt ein direktes Analogon, nämlich: Satz: Für jede hermitesche n n-matrix A = ( a kl sind äquivalent: )k,l=1,...,n (a) Die Matrix A ist positiv definit. (b) Alle Eigenwerte von A sind positiv. (c) Es existiert eine invertierbare Matrix B mit A = B B. (d) Es existiert eine invertierbare obere Dreiecksmatrix R mit A = R R. (Cholesky-Zerlegung) (e) Es existiert eine invertierbare hermitesche Matrix C mit A = C C = C 2. (f) Die Determinante der Matrix A m := ( a kl ist positiv für jedes 1 m n. )k,l=1,...,m (Hauptminorenkriterium) 10.12 Singulärwertzerlegung Auch 9.16 besitzt ein direktes Analogon, nämlich: Satz: Für jede komplexe m n-matrix A vom Rang r existieren eine unitäre m m- Matrix Q, eine unitäre n n-matrix R, und eine m n-matrix der Form D = σ 1... σ r für reelle Zahlen σ 1... σ r > 0 und allen übrigen Einträgen 0, so dass gilt A = QDR. Dabei sind die Zahlen σ 1,...,σ r durch A eindeutig bestimmt. Genauer sind σ 2 1,...,σ2 r genau die von Null verschiedenen Eigenwerte von A A, mit Vielfachheiten. Definition: Die Zahlen σ 1,...,σ r heissen die Singulärwerte von A.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 105 10.13 Spektralsatz für normale Endomorphismen Wie vorher sei V ein unitärer Vektorraum. Definition: Eine lineare Abbildung f : V V, deren Adjungierte f existiert und die Gleichung f f = f f erfüllt, heisst normal. Proposition: (a) Jede selbstadjungierte lineare Abbildung ist normal. (b) Jede unitäre lineare Abbildung f : V V hat Adjungierte f 1 und ist normal. Beispiel: Jede komplexe Diagonalmatrix D kommutiert mit ihrer Adjungierten D ; also ist der Endomorphismus L D von C n normal. Proposition: Ist f normal, so ist f normal. Der Begriff ist weniger aus sich heraus interessant als wegen der folgenden Sätze: Satz: Sei f ein normaler Endomorphismus von V,undseiλ C. (a) Der Eigenraum von f zum Eigenwert λ ist gleich dem Eigenraum von f zum Eigenwert λ. (b) Für jeden Eigenvektor v von f ist die Zerlegung V = Cv (Cv) invariant unter f, das heisst, es gilt f(cv) Cv und f((cv) ) (Cv). (c) Die Eigenräume von f zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal zueinander. Spektralsatz: Für jeden Endomorphismus f eines endlich-dimensionalen unitären Vektorraums V sind äquivalent: (a) Der Endomorphismus f ist normal. (b) Es existiert eine Orthonormalbasis von V bestehend aus Eigenvektoren von f. Insbesondere ist jeder normale Endomorphismus diagonalisierbar. Beispiel: Die Matrix A := ( ) 11 01 kommutiert nicht mit A = ( 10 11) ; also ist der Endomorphismus L A : C 2 C 2 nicht normal. Tatsächlich ist er auch nicht diagonalisierbar. Beispiel: Sei V der Vektorraum aller beliebig oft differenzierbaren 2π-periodischen Funktionen R C mit dem Skalarprodukt f,g := 2π f(x)g(x) dx. Dann hat die 0 lineare Abbildung D : V V, f df dx die Adjungierte D. Somit ist D normal. Die Eigenwerte von D sind die Zahlen in für alle n Z, jeweils mit Multiplizität 1 und der Eigenfunktion f n (x) := e inx. Die Funktionen f n / 2π für alle n Z bilden eine Orthonormalbasis des Teilraums aller durch Polynome in e ix und e ix ausdrückbaren Funktionen.

10 Unitäre Vektorräume Pink: Lineare Algebra 2014/15 Seite 106 10.14 Klassifikation unitärer Endomorphismen Satz: Für jeden unitären Endomorphismus f eines unitären Vektorraums V gilt: (a) Alle Eigenwerte haben Absolutbetrag 1. (b) Ist dim V <, so existiert eine Orthonormalbasis von V bestehend aus Eigenvektoren von f. Insbesondere ist f dann diagonalisierbar. Beispiel: Die Norm A := k,l a kl 2 auf dem Raum der komplexen n n-matrizen A =(a kl ) k,l erfüllt die Ungleichung AB A B und nach Induktion folglich auch A m A m für alle m 1. Für jedes A ist daher die Matrix-wertige Reihe exp(a) := m=0 A m m! = I n + A + A2 2 + A3 6 +... absolut konvergent. Daraus ergeben sich direkt die Gleichungen exp(a T )=(expa) T und exp(a )=(expa). Weiter gilt für jede invertierbare komplexe n n-matrix B exp(b 1 AB) = B 1 exp(a) B. Für je zwei komplexe n n-matrizen A und B mit AB = BA gilt ausserdem exp(a + B) = exp(a) exp(b). Insbesondere ist also exp(a) invertierbar mit (exp A) 1 =exp( A). Schliesslich gilt: Proposition: Für jede hermitesche n n-matrix A ist die Matrix exp(ia) unitär, und jede unitäre Matrix ist in dieser Form darstellbar.