Leitfaden Wasserschutzgebiete Niedersachsen Teil I Handlungshilfe Ausweisung von Wasserschutzgebieten für Grundwasserentnahmen

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Transkript:

Leitfaden Wasserschutzgebiete Niedersachsen Teil I Handlungshilfe Ausweisung von Wasserschutzgebieten für Grundwasserentnahmen Vorstellung des Leitfadens Teil I aus Sicht einer Unteren Wasserbehörde Manuel Wehr, Landkreis Nienburg/Weser

Inhalt 1. Entscheidungsfindung - Kap. 1-2. Rechtliche Grundlagen - Kap. 2-3. Ablauf des Verfahrens und Beteiligung - Kap. 5-4. Zusammenarbeit - Kap. 9-5. Fazit

1. Entscheidungsfindung Regelfall der Ausweisung des Wasserschutzgebiets auf Antrag Das Land Niedersachsen ist bestrebt, sämtliche Trinkwassergewinnungsgebiete als Schutzgebiete zu sichern. Nach dem Nds. Wassergesetz wird das Schutzgebietsverfahren von Amts wegen oder auf Antrag eingeleitet. - 91 (1) S. 3 NWG Die Unteren Wasserbehörden sind zuständig. - 91 (1) S. 1 NWG -

1. Entscheidungsfindung Regelfall der Ausweisung des Wasserschutzgebiets auf Antrag Die Wasserbehörde entscheidet nach pflichtgemäßen Ermessen unter Berücksichtigung der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit über die Ausweisung zum WSG. Die Wasserbehörde kann Kostenerstattung für die Erstellung der Unterlagen verlangen. - 91 (3) NWG - Wesentliche Voraussetzung vor Ausweisung eines Wasserschutzgebiets ist die Erstellung einer Gefährdungsanalyse. - W 101 DVGW

1. Entscheidungsfindung Faktoren, die in die Entscheidungsfindung einfließen 1. Je nach Umfang der potentiellen Gefährdungen hoher Aufwand im Schutzgebietsverfahren mit Kostenfolgen 2. Entschädigungs- und Ausgleichszahlungen belasten das WVU als Begünstigter - 52 (4), (5) WHG i. V. m. 93 (2) NWG 3. Ausgleichsleistungen für Bewirtschaftungserschwernisse in der Landwirtschaft möglich in Form des Nds. Kooperationsmodells (freiwillige Vereinbarungen) 4. Ergänzung der ordnungsrechtlichen Beschränkung der Bodennutzung der WSG-Verordnung durch freiwillige Vereinbarungen des Kooperationsmodell mit der Möglichkeiten zur Vereinfachung im Vollzug

1. Entscheidungsfindung Faktoren, die in die Entscheidungsfindung einfließen 5. Schlag- oder Bewirtschaftungseinheit bezogene Aufzeichnung von Düngebedarf und Nährstoffzufuhr WSG-VO und SchuVO 6. umfassender Katalog und verbindliche Vorschriften zu Handlungen und Anlagen im WSG mit Freistellungsmöglichkeiten 7. Ausweisung zum WSG als Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit 8. WSG-Verfahren ist fachlich und endet mit politischem Beschluss durch die Vertretungen der Kommunen

2. Rechtliche Grundlagen Festsetzung von Wasserschutzgebieten - 51 WHG Bei Erfordernis des Wohls der Allgemeinheit können Wasserschutzgebiete durch Rechtsverordnung festgesetzt werden. Einteilung in Zonen - W 101 DVGW Besondere Anforderungen in Wasserschutzgebieten - 52 WHG Verbot oder Beschränkungen bestimmter Handlungen, Verpflichtung von Eigentümern und Nutzungsberechtigten mit den Möglichkeiten Entschädigung und Ausgleich

2. Rechtliche Grundlagen Festsetzungsverfahren Rechtsetzung Verfahrensrecht ergänzend zum WHG in 91 (1) NWG in Verbindung mit 73 VwVfG geregelt Rechtsweg Normenkontrollklage beim Oberverwaltungsgericht (OVG)

2. Rechtliche Grundlagen Schutzbedürftigkeit Besorgnis einer nicht unwesentlichen Beeinträchtigung des Wasservorkommens nach seiner chemischen Beschaffenheit oder hygienisch oder geschmacklichen Eignung für Trinkwasserzwecke Schutzwürdigkeit Das Wasservorkommen ist nach Güte, Menge und Brauchbarkeit für die öffentliche Wasserversorgung geeignet, bedarf des Schutzes Wohl der Allgemeinheit Schutzfähigkeit Prüfung des Umfangs der Betroffenheit für die bestehenden Nutzungen und gibt es zumutbare Alternativen zur örtlichen Wasserversorgung

2. Rechtliche Grundlagen Salzlast der Weser Bundeswasserstraße Bundesstraße Siedlung Trinkwasserschutzgebiet Köhler Berge in Nienburg Landwirtschaft Industriegebiet Altlast Bahnlinie

3. Ablauf des Verfahrens und Beteiligung Drei Phasen des Verfahrens Abb. 2 Voruntersuchungen und strategische Vorüberlegungen Erstellung der Antragsunterlagen Behördliches Schutzgebietsverfahren Durchführung WVU Abstimmung UWB Beratung GLD Durchführung WVU Prüfung UWB Beratung GLD Durchführung UWB Prüfung/Nacharbeiten WVU Stellungnahme GLD

3. Ablauf des Verfahrens und Beteiligung Projektablaufplan für das Rechtsetzungsverfahren Abb. 4 2 Wochen 2 Monate Ladefrist möglichst 1 Monat Gesamtdauer: ca. 14 Monate

3. Ablauf des Verfahrens und Beteiligung Beteiligung der Öffentlichkeit Kap. 4.7 1. Im Vorfeld der Antragstellung - Verwertung von Ortskenntnissen der Nutzer - Einbindung auf Arbeitsebene - Förderung der Akzeptanz für das WSG 2. Information der Nutzergruppen - Gesamtveranstaltung vor dem Start des Anhörungsverfahrens - Alternativ: Zielgruppeninformation, z. B. Kooperations-Landwirte 3. Information der Öffentlichkeit - Presse und Internet

4. Zusammenarbeit Frühzeitige Einbindung der Wasserbehörde bereits vor Antragstellung Kooperative Zusammenarbeit von Wasserbehörde und Wasserversorger während des Schutzgebietsverfahrens Wasserschutzgebiet wird in der Praxis gelebt Ausreichende Kontrolle der Schutzgebietsauflagen durch UWB und Beteiligung in den Kooperationen

5. Fazit Umfassender Schutz der Trinkwassergewinnung durch WSG Vorrangiges Ziel ist in Niedersachsen die Ausweisung auf Antrag Abwägung der Vor- und Nachteile einer Schutzgebietsausweisung mit der Perspektive auf die Langfristigkeit des vorsorgenden Schutzes Einführung eines Projektmanagements mit frühzeitiger Einbindung der Wasserbehörde und des GLD Erarbeitung von qualitativ aussagekräftigen Unterlagen erleichtern den Einstieg und die Durchführung des Verfahrens Frühzeitige Beteiligung und Information der Nutzergruppen

Vielen Dank für Ihr Interesse! WW Nienburg, hist. Brunnenhaus