Spitzberg und Gänsleite bei Limbach ( )

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Transkript:

Managementplan für das FFH-Gebiet Spitzberg und Gänsleite bei Limbach (6029-372) Teil II Großflächige Salbei-Glatthaferwiesen und Trespen-Halbtrockenrasen am Knock (Reiser 2017)

Herausgeber Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Peterplatz 9, 97070 Würzburg Telefon: 0931-380-00, E-Mail: poststelle@reg-ufr.bayern.de Verantwortlich Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Peterplatz 9, 97070 Würzburg Telefon: 0931-380-00, E-Mail: poststelle@reg-ufr.bayern.de Bearbeiter PLÖG-Consult GmbH & Co.KG Obere Rehwiese 5, 97279 Prosselsheim Telefon: 09386-90161; info@ploeg-consult.de Gültigkeit Dieser Managementplan ist gültig ab xx.xx.20xx. Er gilt bis zu seiner Fortschreibung. Zitiervorschlag PLÖG-Consult GmbH & Co.KG: Managementplan für das FFH-Gebiet Spitzberg und Gänsleite bei Limbach (6029-372), Hrsg. Regierung von Unterfranken Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 2

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis... 3 1 Gebietsbeschreibung... 5 1.1 Kurzbeschreibung und naturräumliche Grundlagen... 5 1.2 Historische und aktuelle Flächennutzungen... 7 1.3 Schutzstatus (Schutzgebiete, gesetzl. geschützte Biotope und Arten)... 8 2 Datengrundlagen, Erhebungsprogramm und -methoden...11 3 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie...13 3.1 Im SDB genannte und im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen...14 3.1.1 LRT 6120 * Trockene, kalkreiche Sandrasen...14 3.1.2 LRT 6210(*) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungs-stadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkens-werten Orchideen)..19 3.1.3 LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe...25 3.2 Im SDB nicht genannte, im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen...33 3.2.1 LRT 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior...33 4 Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie...33 4.1 Im SDB genannte und im Gebiet vorkommende Arten...33 4.2 Im Gebiet vorkommende, im SDB nicht genannte Arten...33 5 Sonstige naturschutzfachlich bedeutsame Biotope und Arten...34 6 Gebietsbezogene Zusammenfassung...36 6.1 Beeinträchtigungen und Gefährdungen...37 6.2 Zielkonflikte und Prioritätensetzung...37 7 Anpassungsvorschläge für Gebietsgrenzen und Gebietsdokumente...38 8 Literatur und Quellen...39 8.1 Verwendete Kartier- und Arbeitsanleitungen...39 8.2 Im Rahmen der Managementplanung erstellte Gutachten und mündliche Informationen von Gebietskennern...39 8.3 Gebietsspezifische Literatur...39 8.4 Allgemeine Literatur...40 Anhang...42 Anhang 1: Abkürzungsverzeichnis...42 Anhang 2: Glossar...43 Anhang 3: Standarddatenbogen...45 3 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Übersichtskarte des Natura 2000-Gebiets im Maßstab 1:5.000 (Auszug aus FinView vom 27.09.2017)... 5 Abb. 2: Klimadaten Station Köslau in den Hassbergen (1961-1990) (PIK 2017)... 6 Abb. 3: Empfohlene Erweiterungsfläche des FFH-Gebietes im Norden mit LRT 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen (rot gestrichelt umrandete Fläche)...38 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Schutzgebiete im FFH-Gebiet... 8 Tab. 2: Allgemeines Bewertungsschema für Lebensraumtypen in Deutschland...11 Tab. 3: Allgemeines Bewertungsschema für Arten in Deutschland...12 Tab. 4: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet...13 Tab. 5: Bewertung der Einzelvorkommen des LRT 6120*...15 Tab. 6: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6120*...15 Tab. 7: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6120*...16 Tab. 8: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6120*...17 Tab. 9: LRT 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen...17 Tab. 10: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6210(*)...21 Tab. 11: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6210(*)...22 Tab. 12: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6210(*)...23 Tab. 13: LRT 6210* Kalk-Trockenrasen mit Orchideen...23 Tab. 14: LRT 6210 Kalk-Trockenrasen...24 Tab. 15: Bewertung der Einzelvorkommen des LRT 6430...25 Tab. 16: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6430...26 Tab. 17: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6430...27 Tab. 18: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6430...28 Tab. 19: LRT 6430 Feuchte Hochstaudenflur...28 Tab. 20: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6510...30 Tab. 21: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6510...31 Tab. 22: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6510...32 Tab. 23: LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen...32 Tab. 24: Arten des Anhanges II im FFH-Gebiet, die nicht im SDB genannt sind...33 Tab. 25: Empfohlene Änderungen der Gebietsdokumente zum FFH-Gebiet...38 Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 4

1 Gebietsbeschreibung 1.1 Kurzbeschreibung und naturräumliche Grundlagen Abb. 1: Übersichtskarte des Natura 2000-Gebiets im Maßstab 1:5.000 (Auszug aus FinView vom 27.09.2017) Lage Das etwa 104,1 ha große FFH-Gebiet befindet sich am Südrand des Maintales im Lkr. Haßberge zwischen den Orten Sand a. Main im Westen und Limbach im Osten. Die Südgrenze wird von der Autobahn A70 gebildet. Das Gebiet bildet mit den beiden Hügeln Spitzberg im Westen und Knock (=Gänsleite) im Südosten den nördlichen Steigerwaldanstieg der Keuper-Schichtstufe südlich der Mainaue. Das FFH-Gebiet liegt im Fränkischen Keuper-Lias-Land. Fast das gesamte Gebiet liegt im Naturraum 115, dem Steigerwald, konkreter dem Naturraum 115-A, dem Steigerwaldtrauf. Am Nordrand befinden sich einige Gebietsteile im Naturraum 137, dem Steigerwaldvorland, konkreter dem Naturraum 137-B, dem Maintal. Entsprechend heterogen zeigen sich die Geologie des Gebietes sowie dessen Böden. Die größten Flächen nehmen Bereiche des für den Steigerwaldtrauf typischen Gipskeupers ein, während im Maintal Flusssande vorherrschen. Die prominenten Erhebungen des FFH-Gebiets, der namensgebende Spitzberg und der Knock (Gänsleite), sind markante Zeugenberge der Keuperstufe, deren Exponiertheit die Voraussetzung für die naturschutzfachlichen Besonderheiten des FFH-Gebiets darstellt. Geologisch liegt das Gebiet in der süddeutschen Schichtstufenlandschaft an den Talhängen des Steigerwaldtraufs im mittleren Keuper. Die Unterhänge werden zumeist von den gipshaltigen Tonsedimenten der Esterienschichten gebildet. Die Magerstandorte liegen meist am Steilanstieg von Spitzberg und Knock und hier teilweise gipshaltigen, und relativ sehr tonhaltigen Steigerwald-Ausbildung des Schilfsandsteines (Wechsellagerung von feinkörnigen Sandsteinen und Tonsteinen) und der teilweise kalkführenden, roten Tonsteine der Lehr- 5 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

bergschichten. Der Gipfel des Spitzberges und das Plateau des Knock, der beiden Zeugenberge, werden von härteren Schichten der dolomitischen Lehrbergbänke im oberen Schichtglied der Lehrbergschichten aufgebaut. In Richtung Mainaue liegen an den nordostexponierten Hängen auch zumeist dünne Überwehungen von kalkhaltigen Flugsanden aus dem Maintal vor. Am Nordostrand des Spitzberges wurde dieses Vorkommen früher sogar in einer kleinen Sandgrube abgebaut. Abb. 2: Klimadaten Station Köslau in den Hassbergen (1961-1990) (PIK 2017) Klimatisch betrachtet gehört das Maintal und Steigerwaldvorland zu den eher warmen und trockeneren Gebieten Bayerns. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt im Umfeld von Bamberg mit 8 bis 9 C 1 C über dem landesweiten Mittel. Die Vegetationsperiode dauert mit 230 bis 240 Tagen gut 10 Tage länger als im Großteil Bayerns. Auch die geringere Anzahl der Frosttage (unter 110 Tage pro Jahr) weist die naturräumliche Untereinheit als wärmeres Gebiet aus. Die Niederschläge fallen im Regenschatten des Steigerwaldes mit durchschnittlich 634 mm (Station Bamberg), gering aus (vgl. Klimaatlas von Bayern, BAYFORKLIM 1996). Dieser Niederschlagswert der Station Bamberg stellt die Situation im FFH-Gebiet realistischer dar als die näher gelegene Station Köslau (Abb. 2) die vom Steigungsregen der Hassberge profitiert und hier mit 724 mm deutlich höhere Werte zeigt. Vegetation Das FFH-Gebiet wird insbesondere im Bereich der beiden Hügel Spitzberg und Knock (=Gänsleite) von einem strukturreichen Vegetationskomplex aus trockenen Salbei- Glatthaferwiesen, hochgrasigen Trespen-Halbtrockenrasen, versaumten Magerrasen, Ackerflächen und Gehölzbeständen wie Feldgehölzen, Feldhecken und Gebüschen geprägt. Insbesondere die Hanglagen werden durch Feldhecken und wärmeliebende Gebüsche (Pruno- Ligustretum) auf Feldrainen gegliedert. Am Nordabhang des Spitzberges sind größere, brachliegende Streuobstwiesenbestände vorhanden. Hier sind auch kleinflächig Sandmagerrasen der Sand-Grasnelken-Schwingelrasen (Armerio-Festucetum) und magere, Grünland- Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 6

brachen verbreitet. Die Wiesen an den unteren Hanglagen der beiden Hügel und in der Talaue des Stegsgrabens werden zumeist von wechselfeuchten Glatthaferwiesen mit Großem Wiesenknopf und Wiesen-Silge eingenommen. Am Stegsgraben selbst sind kleinflächig feuchte Hochstaudenfluren, Seggenriede sowie Nasswiesenreste vorhanden. Bachbegleitend ist ein schmaler Gallerieauwald aus Baum- und Strauchweiden ausgebildet. Am Westhang des Knock ist der einzige größere Waldbestand des Gebietes vorhanden. Der Bestand besteht aus naturfernen Nadelholzforsten und naturnahen Laubwaldbeständen die von Eiche dominiert werden. 1.2 Historische und aktuelle Flächennutzungen Der Bau der Autobahn A70 am Südrand des heutigen FFH-Gebietes und die daran anschließende Flurbereinigung haben die ökologische Ausstattung des Gebietes bis heute verändert. Durch den Autobahnbau wurde in den natürlichen Verlauf des Stegsgrabens stark eingegriffen. Die Weideflächen im Südwesten südöstlich Kronbergs der Gemeinde Sand a. Main wurden als Ausgleichsflächen festgesetzt und werden seither als reine Schafweiden extensiv genutzt. Die Flurneuordnung Eltmann/Limbach befindet sich aktuell in der Fertigstellungsphase. Durch die Flurneuordnung wurden die Nachteile der Durchschneidung der Flur durch die Autobahn durch neue Wirtschaftswege sowie den Ausbau von vorhandenen Feldwegen kompensiert - das Wegenetz somit wesentlich verbessert und erweitert. Mehrere früher als Acker genutzte Flächen vor allem am Spitzberg und am Knock (=Gänsleite), sind in den letzten Jahren in Grünland umgewandelt worden. Die im letzten Jahrzehnt angelegten Streuobstflächen am Nordhang des Spitzberges liegen heute zumeist brach. Offenlandbewirtschaftung Die beiden am Steigerwaldrand liegenden Zeugenberge Spitzberg und Gänsleite ( Knock ) werden hauptsächlich als extensives Grünland in Form von Mahd und Schafbeweidung (Schwerpunkt Spitzberg) oder Mähweiden genutzt. Teilflächen, insbesondere am Westabfall des Spitzberges liegen auch brach, hier sind Gebüsche, Feldgehölze und Grünlandbrachen entstanden. Eine weitere große Brachfläche ist am Nordabfall des Spitzberges vorhanden. Hier liegt ein stark verbrachter Komplex aus Streuobstwiesen, der teilweise auch schon stärker verbuscht ist, vor. An der Südostseite der Gänsleite ( Knock ) werden Teilflächen durch Pferde beweidet. Nördlich der Autobahn ganz im Südwesten und Süden wird das hier vorliegende Extensivgrünland ausschließlich durch eine Hüte-Schafbeweidung genutzt. Eine kleine, zusammenhängende, forstwirtschaftlich genutzte Waldfläche ist nur am Westhang der Gänsleite vorhanden, an deren Ostrand ein Jüdischer Friedhof liegt. Weitere nenenswerte, größere, wenig bis nicht genutzte Feldgehölze befinden sich am Westhang und Nordosthang des Spitzberges. Insbesondere im Bereich der Talung des Stegsgrabens, zwischen den beiden Hügeln Spitzberg und Gänsleite, werden ackerbaulich genutzt. Weitere, nennenswerte Ackerflächen liegen auch am Mittel- und Unterhangbereich am Nord- und Nordosthang des Spitzberges vor. 7 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

1.3 Schutzstatus (Schutzgebiete, gesetzl. geschützte Biotope und Arten) Schutzgebiete innerhalb der Kulisse des Natura-2000-Gebiets Schutzstatus Name Nummer Landschaftsschutzgebiet Das FFH-Gebiet befindet sich im Landschaftsschutzgebiet innerhalb des Naturparks Steigerwald. Direkt südlich angrenzend befindet sich das Vogelschutzgebiet 6029-471 Oberer Steigerwald sowie ein weiteres FFH-Gebiet 6029-371 Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds. Im Zentrum des FFH-Gebiets 6029-372 liegt das Naturdenkmal Spitzberg. Landschaftsschutzgebiet innerhalb des Naturparks Steigerwald Fläche [Hektar] LSG-00569.01 88.572 Naturpark Steigerwald NP-00014 126.923 Naturdenkmal Spitzberg ND-05422 0,32 Tab. 1: Schutzgebiete im FFH-Gebiet Gesetzlich geschützte Biotope Die folgenden Offenland-Lebensraumtypen unterliegen zugleich dem gesetzlichen Schutz nach 30 BNatSchG i. V. m. Art. 23 des Bayerischen Naturschutzgesetzes: Im SDB des Gebiets genannte Offenland-Lebensraumtypen: LRT 6120* LRT 6210 LRT 6210* LRT 6430 Trockene, kalkreiche Sandrasen Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- Brometalia) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- Brometalia), besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen (*) Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Im SDB des Gebiets bisher nicht genannte Offenland-Lebensraumtypen: Keine Folgende nach 30 BNatSchG i. V. m. Art. 23 des Bayerischen Naturschutzgesetzes gesetzlich geschützte Biotoptypen sind im Gebiet kleinflächig vorhanden: GG00BK GH00BK GL00BK GN00BK VC00BK Großseggenriede außerhalb der Verlandungszone Feuchte und nasse Hochstaudenfluren, planar bis montan Sandmagerrasen Seggenreiche Nasswiesen, Sümpfe Großseggenriede in der Verlandungszone Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 8

VH00BK VK00BK WD00BK WG00BK WA91E0* Großröhrichte Kleinröhrichte Wärmeliebende Gebüsche Feuchtgebüsche Auwälder Gesetzlich geschützte Arten Im SDB waren keine Arten nach Anhang II der FFH-RL gelistet. In den folgenden Tabellen sind die durch Recherchen und während der Kartierung festgestellten gesetzlich geschützten Arten mit dem entsprechenden Schutzstatus dargestellt. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ausgewertet wurden die in der ASK aufgeführten Arten. Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Liste region pulation FFH- EHZ kont. Trend Po- Nachweis Zauneidechse Lacerta agilis IV 2017 Gelbbauchunke Bombina variegata II, IV s - 1988 Dunkler Wiesenknopf- Maculinea [Phengaris] II, IV Ameisenbläuling nausithous 2017 Spanische Flagge Euplagia quadripunctaria II 2017 Es gibt einen historischen Nachweis der Gelbbauchunke im FFH-Gebiet und mehrere im Umfeld. Der aktuellste stammt aus dem benachbarten Abbaugebiet aus dem Jahr 2003. Im Gebiet selbst gibt es aktuell keine artgerechten Laichgewässer. Im August 2017 konnte ein Exemplar des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings auf einer mit Großem Wiesenknopf bestandenen, frischen, Mageren Flachland-Mähwiese südwestlich der Gänsleite nachgewiesen werden. Die Nutzung der Fläche als Fortpflanzungshabitat erscheint möglich. Am Südrand der Gänsleite wurde 2017 ein Individuum der Spanischen Flagge saugend auf Acker-Witwenblume in einer trockenen, Mageren Flachland-Mähwiese am Südhang der Gänsleite festgestellt. Geeignete Fortpflanzungshabitate sind in der Umgebung auf brachliegenden oder extensiv genutzten Waldrandstandorten und Säumen möglich. Nach Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie sind sämtliche in Europa wildlebenden Vogelarten geschützt. Daher werden hier nur die Vogelarten genannt, die in Anhang I Vogelschutzrichtlinie genannt sind oder gemäß Art. 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlinie als Zugvogelarten von Bedeutung sind. Deutscher Name Wissenschaftlicher Name EHZ kont. region Brutvogel Rastvogel Trend Population Nachweis Neuntöter Lanius collurio g - 1986 Wendehals Jynx torquilla s - 1986 9 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Unter naturgucker.de verzeichnet sind darüber hinaus (letzte 5 Jahre): Deutscher Name Wissenschaftlicher Name EHZ kont. region Brutvogel Rastvogel Trend Population Nachweis Dohle Corvus monedula s = 2013 - = abnehmend = = stabil Es handelt sich hierbei um Zugvögel mit rund 50 Tieren. Sonstige Schutzkategorien Es gibt keine weiteren Schutzkategorien. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 10

2 Datengrundlagen, Erhebungsprogramm und -methoden Für die Erstellung des Managementplanes wurden folgende Grundlagen-Daten genutzt: Standarddatenbogen für FFH-Gebiet 6029-372 Spitzberg und Gänsleite bei Limbach (LFU 2004/2016) Bayerische Natura 2000-Verordnung (STMUV 2016) Artenschutzkartierung (ASK), Punktnachweise (LFU 2016) Rote Liste der gefährdeten Tiere Bayerns (LFU 2003) Karte und Informationen über Schutzgebiete (LFU 2014a) Potenzielle natürliche Vegetation (LFU 2014a) Geologische Karte von Bayern, Maßstab 1:25.000 und 1:200.000 (LFU 2011b) Kartieranleitungen für Lebensraumtypen nach Anhang I und Arten nach Anhang II der FFH-RL (vgl. Abschnitt Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. im Literaturverzeichnis) sowie der Bestimmungsschlüssel für Flächen nach 30 BNatSchG i. V. m. Art. 23 BayNatSchG (LFU 2012) Die Schutzgüter (Lebensraumtypen nach Anhang I und Arten nach Anhang II der FFH- Richtlinie im FFH-Gebiet) wurden nach den genannten Anweisungen kartiert und bewertet. Letzteres ist erforderlich, um festzustellen, ob die Schutzgüter in dem von der EU geforderten günstigen Erhaltungszustand sind. Die Bewertung gemäß der drei im Folgenden genannten Stufen ist die Grundlage für die Planung der notwendigen und wünschenswerten Erhaltungsmaßnahmen. Allgemeine Bewertungsgrundsätze und Darstellung des Erhaltungszustandes Die Bewertung des Erhaltungszustandes richtet sich nach den Bewertungsgrundlagen des Standarddatenbogens der EU sowie den in den bayerischen Kartieranleitungen und der Arbeitsanweisung (vgl. Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.) dargestellten Bewertungsmerkmalen. Für die Dokumentation des Erhaltungszustandes der jeweiligen Lebensraumtypen und spätere Vergleiche im Rahmen der regelmäßigen Berichtspflicht gem. Art. 17 FFH-RL ist neben der Abgrenzung eine Bewertung des Erhaltungszustandes erforderlich. Diese erfolgt im Sinne des dreiteiligen Grundschemas der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz der Landes- Umweltministerien (LANA): Kriterium A B C Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen hervorragende Ausprägung gute Ausprägung mäßige bis durchschnittliche Ausprägung Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars lebensraumtypisches Arteninventar vorhanden lebensraumtypisches Arteninventar weitgehend vorhanden lebensraumtypisches Arteninventar nur in Teilen vorhanden Beeinträchtigungen keine/gering mittel stark Tab. 2: Allgemeines Bewertungsschema für Lebensraumtypen in Deutschland 11 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Die Bewertung des Erhaltungszustands gilt analog für die Arten des Anhangs II der FFH-RL: Kriterium A B C Habitatqualität (artspezifische Strukturen) hervorragende Ausprägung gute Ausprägung mäßige bis durchschnittliche Ausprägung Zustand der Population gut mittel schlecht Beeinträchtigungen keine/gering mittel stark Tab. 3: Allgemeines Bewertungsschema für Arten in Deutschland (Beschluss der LANA auf ihrer 81. Sitzung im Sept. 2001 in Pinneberg) Kartierung der Offenland-Lebensraumtypen Arbeitsgrundlagen waren die Kartieranleitungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LFU 2010, 2012), der Bestimmungsschlüssel für Flächen nach 30 BNatSchG i. V. m. Art. 23 BayNatSchG (LFU 2012) sowie die Mustergliederung zur Fertigung von Managementplänen in NATURA 2000-Gebieten (LWF 2004), ergänzt bzw. präzisiert durch Vorgaben der REGIERUNG VON UNTERFRANKEN. Die Erfassung und Bewertung der Lebensraumtypen im Offenland wurde nach der derzeit gültigen bayerischen Methodik in Verbindung mit der Aktualisierung der Biotopkartierung flächendeckend nach den o. g. Kartieranleitungen durchgeführt. Die Kartierung der Offenland-Lebensraumtypen erfolgte in der Zeit vom 30.04.2017 bis 08.08.2017. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 12

3 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie Bei den Erhebungen im Offenland wurden etwa 43,17 ha als Offenland-Lebensraumtyp eingestuft. Bezogen auf die gesamte Fläche des FFH-Gebietes entspricht dies rund 41,5 %. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Flächengrößen und Flächenanteile der einzelnen Lebensraumtypen im FFH-Gebiet wieder: FFH- Code Lebensraumtyp nach Anhang I FFH-RL Anzahl Teilflächen Fläche [ha] %-Anteil am Teil-Gebiet 100 %=104,1 ha im SDB genannte Lebensraumtypen 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen 4 0,42 0,4 % 6210* 6210 6430 6510 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien mit bemerkenswerten Orchideen Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Magere Flachlandmähwiesen ((Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) 2 0,64 0,6 % 20 6,81 6,5 % 1 0,05 0,05 % 46 35,25 33,97 % Tab. 4: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet 13 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

3.1 Im SDB genannte und im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen 3.1.1 LRT 6120 * Trockene, kalkreiche Sandrasen Kurzcharakterisierung Der Lebensraumtyp umfasst trockene, oft lückige Rasen auf mehr oder weniger kalkhaltigen Sanden in subkontinental getöntem Klima. Die reinen bis anlehmigen, basenreichen Sandböden sind eiszeitlich oder durch Wind oder Wasser entstanden bzw. verlagert worden. Die bayerischen Vorkommen zeichnen sich durch eine nicht zu dichte Kraut-Grasschicht aus, in der Schafschwingel-Arten (Festuca ovina agg.) vorherrschen und hochwüchsige Wiesengräser keine Rolle spielen. Der Lebensraumtyp ist in Bayern nur fragmentarisch vertreten und umfasst Gesellschaften des Koelerion glaucae und diejenigen Ausbildungen des Armerio-Festucetum trachyphyllae, die durch das Vorkommen (sub-)kontinentaler Arten bereichert sind. Das Vorkommen von Sand-Steinkraut (Alyssum montanum ssp. gmelinii), Nördlicher Mannsschild (Androsace septentrionalis), Duvals Schafschwingel (Festuca duvalii) oder der Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) ist ausreichend, um den Bestand von anderen Sandmagerrasen abgrenzen und zum Lebensraumtyp 6120* zu stellen. Ist dies nicht der Fall, müssen in den genannten Syntaxa ggf. andere typischen Farnund Blütenpflanzen des Lebensraumtyps vorkommen. In allen Fällen muss zusätzlich ein Basenzeiger wie z. B. Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) oder Sichel-Schneckenklee (Medicago falcata) enthalten sein. Der Lebensraumtyp ist reich an Flechtenarten. Im vorliegenden FFH-Gebiet sind auf basenhaltigen Flugsanden des Mains nur Sandmagerasen mit dichter bis vollständig geschlossener Grasschicht und fehlenden, offenen bis halboffenen Standorten und ohne Moos- und Flechtenrasen vorhanden. Es handelt sich vegetationskundlich um Bestände der Sandgrasnelken-Schwingelrasen (Armerio- Festucetum trachyphyllae) mit den Kennarten Sandgrasnelke (Armeria maritima elongata), Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum), und seltener Platterbsen-Wicke (Vicia latyroides), Feld-Beifuß (Artemisia campestris) und Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea). In der lückigen bis teilweise dichten Grasschicht dominieren verschiedene Schwingelarten wie z. B. der Raublättrige Schafschwingel (Festuca brevipila), und Aufrechte Trespe (Bromus erectus). Als Basenzeiger treten regelmäßig Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) und Gewöhnlicher Thymian (Thymus pulegioides) auf. Teilweise sind auch Grasarten der Glatthaferwiesen eingestreut. Vorkommen und Verbreitung in Deutschland und Bayern Trockene, kalkreiche Sandrasen haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordostdeutschland und dort v. a. im Odertal sowie in Mittel- und Ostbrandenburg. Darüber hinaus gibt es Vorkommen z. B. in den Sandgebieten des Mainzer Beckens und in Mainfranken. Repräsentanz-Schwerpunkte der Reliktvorkommen des (sub)kontinental verbreiteten Lebensraumtyps auf mehr oder weniger kalkreichen Sanden sind in Bayern die Naturräumlichen Haupteinheiten Mainfränkische Platten und Fränkisches Keuper-Liasland. Vorkommen und Flächenumfang im FFH-Gebiet Der Lebensraumtyp 6120* wurde im FFH-Gebiet in 4 Einzelvorkommen mit insgesamt 3 Einzelbewertungen nur im Mittelhangbereich am Nord- bis Nordwesthang des Spitzberges erfasst. Insgesamt umfasst er eine Gesamtflächengröße von 0,42 ha. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 14

Bewertung des Erhaltungszustandes Die 4 Einzelvorkommen des LRT 6120* mit insgesamt 3 Einzelbewertungen wurden wie folgt bewertet: Biotopnummer Bewertung Habitatstrukturen Bewertung Arteninventar Bewertung Beeinträchtigungen Gesamtbewertung 6029-1058-001 C B B B 6029-1058-003 C B B B 6029-1058-004 C B C C 6029-1058-005 C B B B Tab. 5: Bewertung der Einzelvorkommen des LRT 6120* Die Bewertung des LRT wird anhand der Bewertungskriterien für die drei Parameter Habitatstrukturen, Arteninventar und Beeinträchtigungen wie folgt vorgenommen: LEBENSRAUMTYPISCHE HABITATSTRUKTUREN Die Bewertung der Habitatstrukturen der einzelnen Teilflächen des LRT erfolgt nach LFU (2010b): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen A B Offen-sandige und halboffene Stellen mit LRTspezifischen Moos- und Flechtenrasen sind in einer Deckung von ab 3a vorhanden und bilden einen engen inneren Zusammen-hang; Lebensraumtypische Krautschicht mit Deckung von mindestens 3a Grasschicht mit lockerem Bestandesschluss, Niedergräser absolut vorherrschend Offen-sandige und halboffene Stellen mit LRTspezifischen Moos- und Flechtenrasen sind in einer Deckung von 2a oder 2b vorhanden; der innere Zusammenhang besteht nur teilweise. Lebensraumtypische Krautschicht mit Deckung von mindestens 3a. Grasschicht mit mäßig dichtem bis dichtem Bestandesschluss. 0 Einzelflächen 0 Einzelflächen C Offen-sandige und halboffene Stellen mit LRTspezifischen Moos- und Flechtenrasen fehlen oder sind nur in einer geringen Deckung von < 2a vorhanden. Ebenfalls C: Lebensraumtypische Krautschicht mit Deckung von < 3a. Grasschicht dicht bis vollständig geschlossen. 4 Einzelflächen Tab. 6: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6120* Im Gebiet kommen nur Bestände mit dichter bis vollständig geschlossener Grasschicht vor. Insbesondere in den verbrachten bis wenig genutzten Sandrasen ist auch eine Verfilzung der Krautschicht erkennbar. In den gemähten Bereichen sind geschlossene Schwingelrasen ohne Moos- und Flechtenrasen dominant. 15 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

CHARAKTERISTISCHE ARTEN Die Kennartengarnitur der Trockenen kalkreichen Sandrasen wird im Gebiet von folgenden Arten gebildet: Sandgrasnelke (Armeria maritima elongata), Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum), Platterbsen-Wicke (Vicia latyroides), Feld-Beifuß (Artemisia campestris), Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea), Raublättrige Schafschwingel (Festuca brevipila), Furchen-Schaf-Schwingel (Festuca rupicola). Die zur Erfassung notwendigen Basenzeiger sind durch das relativ häufige und stete Vorkommen der Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) gewährleistet. Die Bewertung der Artausstattung kann wie folgt vorgenommen werden (Artenlisten s. LfU 2010): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars A B Vorkommen von - einer mit 1 oder - zwei mit 2 oder - einer mit 2 und drei mit 3 oder - mindestens sechs mit 3 bezeichneten Arten; jeweils regelmäßig eingestreut. Vorkommen von - mindestens zwölf mit 3 oder 4 bezeichneten Arten Qualitätszeiger, d. h. mit 1 und 2 bezeichnete Arten sind nur sehr dünn eingestreut oder fehlen gänzlich oder - vier mit 3 bezeichneten Arten 0 Einzelflächen 4 Einzelflächen C Anforderungen an B sind nicht erfüllt 0 Einzelflächen Tab. 7: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6120* Da im Gebiet nur geschlossene Sandgrasheiden vorkommen, fehlen die typischen Arten der Blauschillergrasheiden und die ansonsten typischen Moos- und Flechtenarten vollständig. BEEINTRÄCHTIGUNGEN Der Erhaltungszustand des LRT kann im Hinblick auf die in der Tabelle dargestellten, erkennbaren Beeinträchtigungen wie folgt bewertet werden: Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 16

Merkmal Wertstufe Ausprägung Anzahl A keine oder geringe Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger wie Arten des Arrhenatherion oder der nährstoffliebenden Ruderalgesellschaften fehlend oder nur punktuell eingestreut (Deckung < 2a). - Fehlen bestandsfremder Hochgräser(insb. Calamagrostis epigejos!) und Hochstauden - bei nutzungsabhängigen Ausprägungen des LRT sachgerechte Durchführung der bestandserhaltenden Pflege - keine weiteren oder nur geringe Beeinträchtigungen vorhanden. 0 Einzelflächen Beeinträchtigungen B deutlich erkennbare Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger des Arrhenatherion oder der nährstoffliebenden Ruderalgesellschaften regelmäßig eingestreut mit Deckung 2a; - LRT-fremde Hochgräser und Hochstauden im Bestand vorhanden - Brache in einem jungem Stadium, Sukzessionsprozesse wie Verfilzung, Verhochstaudung oder Verbuschung haben erkennbar eingesetzt. 3 Einzelflächen C starke Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger des Arrhenatherion oder der nährstoffliebenden Ruderalgesellschaften decken mehr als > 2a; - LRT-fremde Hochstauden und Hochgräser decken ab 2b; - Brache im fortgeschrittenen Stadium, Sukzessionsprozesse wie Verfilzung, Verhochstaudung oder Verbuschung bewirken Abbau der LRT-typischen Grasmatrix. - den LRT verändernde Nutzungsumwidmungen (z. B. starker Freizeitdruck mit Tritt- bzw. Reliefschäden, junge Aufforstungen). 1 Einzelfläche Tab. 8: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6120* In den meisten Biotopflächen sind regelmäßig LRT-fremde Hochgräser der Glatthaferwiesen wie Knäulgras oder Glatthafer eingestreut. Durch eine fehlende regelmäßige Mahd oder durch Mulchen in der Biotopfläche 6029-1058-001 ist auch eine Verfilzung, Ruderalisierung und Verhochstaudung erkennbar. Durch die Pflanzung von Streuobstbäumen auf dieser Fläche ist zudem ein Nährstoffeintrag durch Laubfall als Beeinträchtigung zu nennen (Beeinträchtigung B). In der länger schon brachliegenden Biotopfläche 6029-1058-004 sind neben einer Verfilzung und Verhochstaudung bereits erste Verbuschungstendenzen erkennbar. Auch der Anteil LRT-fremder Hochgräser ist schon deutlich höher als in den restlichen Teilflächen (Beeinträchtigung C). Teilweise tritt auch Wiesen-Fuchsschwanz auf. ERHALTUNGSZUSTAND GESAMT Erhaltungszustand Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars Beeinträchtigungen A 0,00 ha (0 %) 0,00 ha (0 %) 0,00 ha (0 %) B 0,00 ha (0 %) 0,42 ha (100%) 0,32 ha (76,19 %) C 0,42 ha (100%) 0,00 ha (0 %) 0,10 ha (23,81 %) Tab. 9: LRT 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen 17 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

(Erhaltungszustände in ha und in % der Gesamtfläche des LRT) 0 % (0 ha) der Fläche des Lebensraumtyps wurden mit A bewertet (hervorragend), 76,2 % (0,32 ha) mit B (gut) und 23,8 % (0,1 ha) mit C (mittel bis schlecht). Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 18

3.1.2 LRT 6210(*) Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) Kurzcharakterisierung Der Lebensraumtyp umfasst Kalk-Trockenrasen auf natürlich waldfreien Standorten sowie die sekundär, durch extensive Beweidung oder Mahd entstandenen Kalk- Halbtrockenrasen. Es handelt sich um sehr artenreiche Rasengesellschaften submediterraner bis subkontinentaler Prägung. Die meist süd- bis westexponierten wärmebegünstigten Standorte sind niederschlagsarm. Brachgefallene Bestände zeigen oft Übergänge zu thermophilen Säumen, die in der Regel ebenfalls zum Lebensraumtyp gehören. Die prioritäre Ausprägung des Lebensraumtyps ist charakterisiert durch das Vorkommen spezieller Orchideenarten. Im Gebiet liegen die Kalk-Trockenrasen zumeist als typische, relativ hochgrasige, aber zumeist mäßig dichte bis lückige Trespen-Halbtrockenrasen (Mesobromion) mit viel Aufrechter Trespe und Schaf-Schwingel (zumeist Festuca rupicola) in der Grasschicht vor. Als typische Trockenrasenarten der Keuper-Heiden sind insbesondere die Karthäuser-Nelke, das Schopfige Kreuzblümchen, die Stengellose Kratzdistel, die Frühlings-Segge und der Wundklee zu nennen, typische Kalkzeiger fehlen fast vollständig, dafür sind auch vereinzelt Arten der bodensaueren Magerrasen wie Heide-Nelke und Platterbsen-Wicke eingestreut. Die artenreichsten Ausbildungen sind zumeist auf den gemähten Beständen wie z. B. am Knock zu finden. Daneben kommen mit Schafen in Hütebeweidung genutzte Flächen und Mähweiden hinzu, die mittlere Artenzahlen aufweisen. Bei nur sporadischer Beweidung oder in Brachen sind die Kalk-Trockenrasen entweder stark versaumt oder weisen auch schon bis zu kniehohe, lückige Verbuschungsstadien mit Schlehe (Spitzberg) auf - sie sind eher als artenarm anzusprechen. Zwei Flächen wurden als prioritäre Kalk-Trockenrasen angesprochen. Sie liegen auf sehr flachgründigen, einmal schafbeweideten (Spitzberg) und einmal gemähten Standorten (Knock). Sie besitzen hohe Artenzahlen und Vorkommen der Orchideenarten Bocks- Riemenzunge, Brand-Knabenkraut und Kleines Knabenkraut. Vorkommen und Verbreitung in Deutschland und Bayern Kalk-Trockenrasen und -Halbtrockenrasen sind mit ihren Untertypen in weiten Teilen Deutschlands verbreitet. Sie fehlen in den küstennahen Bereichen Nord- und Nordwestdeutschlands sowie einigen Mittelgebirgen mit saurem Untergrund (z. B. Schwarzwald, Bayerischer Wald, Erzgebirge). Nach Süden und v. a. im Umfeld der Alpen nimmt ihr Artenreichtum zu. Der Lebensraumtyp hat in Bayern seine Schwerpunkte in den Naturräumlichen Haupteinheiten Mainfränkische Platten, Schwäbische und Fränkische Alb sowie Schwäbisch-Bayerische Voralpen. Vorkommen und Flächenumfang im FFH-Gebiet Der Lebensraumtyp 6210* wurde im FFH-Gebiet in 22 Einzelvorkommen mit insgesamt 22 Einzelbewertungen schwerpunktmäßig auf den Plateaubereichen, und an den ost-, südbis westexponierten Oberhangflächen des Spitzberges und des Knock (=Gänsleite) erfasst. Nur im Südwesten liegt im südexponierten Unterhangbereich des Kronberges ein beweideter Kalk-Trockenrasen als schmales Band entlang des Waldrandes vor. Insgesamt umfasst er eine Gesamtflächengröße von 7,45 ha, wobei davon 0,64 ha die prioritäre Ausbildung mit Orchideen umfasst. Vereinzelt sind kartografisch nicht trennbare Lebensraumtypkomplexe mit dem Lebensraumtyp 6510 (Magere Flachland-Mähwiesen) vorzufinden. 19 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Bewertung des Erhaltungszustandes Die 2 Einzelvorkommen des prioritären LRT 6210* mit insgesamt 2 Einzelbewertungen wurden wie folgt bewertet: Bewertung Habitatstrukturen: Bewertung Arteninventar: Bewertung Beeinträchtigungen: Gesamtbewertung: 2 x B 2 x A 1 x A, 1 x B 1 x A, 1 x B Die 20 Einzelvorkommen des LRT 6210 mit insgesamt 20 Einzelbewertungen wurden wie folgt bewertet: Bewertung Habitatstrukturen: Bewertung Arteninventar: Bewertung Beeinträchtigungen: Gesamtbewertung: 15 x B, 5 x C 14 x B, 6 x C 13 x A, 3 x B, 4 x C 16 x B, 4 x C Die Bewertung des LRT wird anhand der Bewertungskriterien für die drei Parameter Habitatstrukturen, Arteninventar und Beeinträchtigungen wie folgt vorgenommen: LEBENSRAUMTYPISCHE HABITATSTRUKTUREN Die Bewertung der Habitatstrukturen der einzelnen Teilflächen des LRT erfolgt nach LFU (2010b): Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 20

Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen A B Lebensraumtypische Kräuter und Zwergsträucher mit Deckung von mindestens 3b Grasschicht mit lockerem Bestandesschluss, mit auffallend hohem Anteil an Niedergräsern (z. B. kleinwüchsige Carex-Arten). Trockene Ausbildungen (Xerobromion) enthalten eng zusammenhängende, miteinander verbundene, (halb)offene, steinige Boden-stellen mit LRT-spezifischer Moos- und Flechtenvegetation. Lebensraumtypische Kräuter und Zwergsträucher mit Deckung von mindestens 3a Grasschicht mit mäßig dichtem Bestandesschluss, Niedergräser vorhanden und regelmäßig eingestreut. In trockenen Ausbildungen (Xerobromion) sind (halb)offene, steinige Bodenstellen mit LRT-spezifischer Moos- und Flechtenvegetation noch regelmäßig vorhanden, ihr innerer Zusammenhang besteht nur teilweise. 0 Einzelflächen 17 Einzelfläche C Lebensraumtypische Kräuter und Zwergsträucher mit Deckung < 3a Grasschicht mit dichtem Bestandesschluss, Niedergräser fehlend oder nur in geringer Beimengung. In trockenen Ausbildungen (Xerobromion) nur unregelmäßig-kleinflächiges, meist zusammenhangloses Auftreten der offenen und halboffenen steinigen Bodenstellen. 5 Einzelflächen Tab. 10: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6210(*) Im Gebiet herrschen lückige bis mäßig dichte Bestände mit regelmäßig eingestreuten Niedergräsern (Schaf-Schwingel) vor. In Brachen und unterbeweideten Flächen dominieren verfilzte Bereiche mit dichtem Bestandesschluss (Aufrechte Trespe). CHARAKTERISTISCHE ARTEN Die Kennartengarnitur der Kalkmagerrasen wird im Gebiet von folgenden Arten gebildet: Grundsätzlich stehen die Kalk-Halbtrockenrasen den mageren Salbei-Glatthaferwiesen recht nahe und besitzen als Grundausstattung ein ähnliches Arteninventar wie diese. Es sind dies z. B. Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) und Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus). Die Trennarten der Halbtrockenrasen sind Karthäuser Nelke (Dianthus carthusianorum), Schopfiges Kreuzblümchen (Polygala comosa), Stängellose Kratzdistel (Cirsium acaule), Arznei-Tymian (Thymus pulegioides), Wund-Klee (Anthyllis vulneraria), Frühlings-Segge (Carex caryopyllea) und seltener Nickendes Leinkraut (Silene nutans) und Färber-Ginster (Genista tinctoria). Arten der bodensaueren Magerrasen sind z. B.Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und Platterbsen- Wicke (Vicia latyroides). In wenig genutzten, verbrachten und versaumten Ausbildungen treten auch viele thermophile Saumarten wie z. B. Hügel-Erdbeere (Fragaria viridis), Behaartes Veilchen (Viola hirta), Gold-Aster (Aster linosyris) und Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria) auf. In der prioritären Ausbildung findet sich eine große Anzahl von Orchideen. Die häufigste Orchidee ist dabei die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum), die auf beiden Vorkommensflächen am Spitzberg und Knock jeweils mit über 100 Individuen vertreten ist. Als zweite Orchideenart ist das Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata), das auf diesen Flächen oft mit 20-50 Exemplaren vorzufinden ist. Als weitere Orchidee ist hier das Kleine Knabenkraut (Orchis morio) zu nennen, das am Knock teilweise Bestände mit über 150 blühenden Individuen pro Fläche aufbaut. 21 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Die Bewertung der Artausstattung kann wie folgt vorgenommen werden (Artenlisten s. LfU 2010): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars A B Vorkommen von - einer mit 1 oder - mindestens drei mit 2 oder - zwei mit 2 und vier mit 3 oder - mindestens acht, regelmäßig eingestreuten, mit 3 bezeichneten Arten. Vorkommen von - mindestens 25 mit 3 oder 4 oder - mindestens fünf mit 3 oder - zwei mit 2 oder - einer mit 2 und drei mit 3 bezeichneten Arten. artenarme Ausprägungen (z.b. Keuper-Mergelheiden der Tab. 8): - Vorkommen von mindestens 20 mit 3 oder 4 bezeichneten Arten 2 Einzelflächen (nur 6210*) 14 Einzelflächen C Anforderungen an B sind nicht erfüllt 6 Einzelflächen Tab. 11: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6210(*) Nur der prioritäre LRT 6210* konnte beim Kriterium Arten in allen zwei Biotopflächen mit A bewertet werden. Typische Arten der Kalk-Trockenrasen der Kalkstandorte fehlen weitestgehend, was typisch für Keuperheiden ist. Wenig beweidete und verbrachte Halbtrockenrasen sind oft relativ artenarm an Kennarten der Kalk-Trockenrasen und werden von Aufrechter Trespe dominiert. BEEINTRÄCHTIGUNGEN Der Erhaltungszustand des LRT kann im Hinblick auf die in der Tabelle dargestellten, erkennbaren Beeinträchtigungen wie folgt bewertet werden: Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 22

Merkmal Wertstufe Ausprägung Anzahl A keine oder geringe Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger wie Arten des Arrhenatherion, Ruderalarten und Neophyten fehlend oder nur punktuell und vereinzelt eingestreut (Deckung < 2a). - bei nutzungsabhängigen Ausprägungen des LRT sachgerechte Durchführung der bestandserhaltenden Nutzung oder Pflege - auch sonst keine oder nur geringe Beeinträchtigungen feststellbar. 14 Einzelflächen Beeinträchtigungen B deutlich erkennbare Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger des Arrhenatherion, Ruderalarten oder Neophyten regelmäßig eingestreut mit Deckung 2a; - Tendenz zur Versaumung und/oder zur Ausbreitung von Brachegräsern infolge unzureichender oder zu später Mahd bzw. infolge von Unterbeweidung; - Brache in einem jungem Stadium, Verfilzung oder Verbuschung haben erkennbar eingesetzt. 4 Einzelflächen C starke Beeinträchtigungen: - Nährstoffzeiger des Arrhenatherion, Ruderalarten oder Neophyten ab einer Deckung von 2b vorhanden - Brache in einem fortgeschrittenen Stadium, Sukzessionsprozesse wie Verfilzung, Verhochstaudung oder Verbuschung bewirken den Bestandsabbau der LRT-typischen Grasmatrix. - den LRT verändernde Nutzungsumwidmungen (z. B. starker Freizeitdruck mit Trittschäden, junge Aufforstungen). 4 Einzelflächen Tab. 12: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6210(*) In den meisten Teilflächen sind nur geringe Beeinträchtigungen vorhanden (A). In unterbeweideten Flächen sind regelmäßig Hochgräser der Glatthaferwiesen wie Knäulgras, oder Glatthafer eingestreut. Durch eine fehlende Mahd nach dem Weidegang ist auch eine beginnenden Verfilzung, Ruderalisierung und Versaumung und der Aufwuchs einzelner Sträucher erkennbar (B). Am Gipfelkreuz des Spitzberges mit Informationstafeln und Sitzbank sind lokal auch stärkere Trittschäden mit vegetationslosen Stellen vorhanden, die durch Freizeitnutzungen entstehen. In stark unterbeweideten Flächen und Brachen herrscht die Grasmatrix vor und es ist eine starke Verfilzung, Versaumung und Verbuschung der Flächen mit bis zu kniehoher Schlehe vorhanden (C). ERHALTUNGSZUSTAND GESAMT Erhaltungszustand Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars Beeinträchtigungen A 0,00 ha (0 %) 0,64 ha (100 %) 0,37 ha (57,81 %) B 0,64 ha (100 %) 0,00 ha (0 %) 0,27 ha (42,19 %) C 0,00 ha (0%) 0,00 ha (0 %) 0,00 ha (0 %) Tab. 13: LRT 6210* Kalk-Trockenrasen mit Orchideen (Erhaltungszustände in ha und in % der Gesamtfläche des LRT) 23 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Erhaltungszustand Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars Beeinträchtigungen A 0,00 ha (0 %) 0,00 ha (0 %) 3,64 ha (53,45 %) B 4,59 ha (67,40 %) 5,11 ha (75,04 %) 2,65 ha (38,91 %) C 2,22 ha (32,60%) 1,70 ha (24,96 %) 0,52 ha (7,64 %) Tab. 14: LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (Erhaltungszustände in ha und in % der Gesamtfläche des LRT) 57,8 % (0,37 ha) der Fläche des prioritären Lebensraumtyps wurden mit A bewertet (hervorragend), 42,2 % (0,27 ha) mit B (gut) und 0 % (0,00 ha) mit C (mittel bis schlecht). 0,0 % (0,00 ha) der Fläche des Lebensraumtyps wurden mit A bewertet (hervorragend), 92,2 % (6,28 ha) mit B (gut) und 7,8 % (0,53 ha) mit C (mittel bis schlecht). Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 24

3.1.3 LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Kurzcharakterisierung Der Lebensraumtyp umfasst die feuchten Hochstaudenfluren und Hochgrassäume auf nährstoffreichen Standorten an Fließgewässerufern, an durchströmten Altarmen, Waldrändern und im Bereich der Waldgrenze in Gebirgen. Meist handelt es sich um ungenutzte oder nur selten gemähte Streifen entlang von Fließgewässern oder Wäldern. Bereichsweise können sich die Hochstaudenfluren auch flächig vom Fließgewässer- oder Waldrand ausdehnen. Vegetationsbestände brachgefallener Grünlandflächen mit noch deutlichem Grünlandcharakter gehören nicht zum Lebenraumtyp Feuchte Hochstaudenfluren. Kennzeichnende Pflanzen sind z. B. das Mädesüß oder der Blutweiderich. Im FFH-Gebiet kommt der Lebensraumtyp nur sehr kleinflächig innerhalb eines Feuchtlebensraumkomplexes am Uferrand des ephemer wasserführenden Stegsgrabens (Seebach) vor. Es handelt sich um eine typische von Mädesüß dominierte feuchte Hochstaudenflur des Valeriano-Filipenduletum (Baldrian-Mädesüßgesellschaft), die derzeit keiner Nutzung unterliegt. Die mäßig artenreiche Hochstaudenflur wird neben Mädesüß (Filipendula ulmaria) von typischen Hochstaudenarten feuchter bis nasser Standorte wie Kohldistel (Cirsium oleratium), Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) und einem geringen Anteil an nitrophytischen Hochstauden wie Brennnessel (Urtica dioica) geprägt. Als Störzeiger der Brachen tritt das Landreitgras (Calamagrostis epigejos) randlich stärker in Erscheinung. Vorkommen und Verbreitung in Deutschland und Bayern Feuchte Hochstaudenfluren sind in ihren verschiedenen Ausbildungen nahezu deutschlandweit verbreitet und kommen bis in den Bereich oberhalb der alpinen Waldgrenze vor. Sie sind ursprüngliche Heimat vieler unserer heutigen Wiesenpflanzen. Der Lebensraumtyp Feuchte Hochstaudenfluren kommt in ganz Bayern vor. In vielen FFH-Gebieten Unterfrankens ist der Flächenanteil allerdings eher gering. Vorkommen und Flächenumfang im FFH-Gebiet Der Lebensraumtyp 6430 wurde im FFH-Gebiet in 1 Einzelvorkommen mit insgesamt 1 Einzelbewertung nur am Mittellauf des ephemeren Baches Stegsgraben erfasst. Insgesamt umfasst er eine Gesamtflächengröße von nur 0,05 ha. Bewertung des Erhaltungszustandes Das 1 Einzelvorkommen des LRT 6430 mit insgesamt 1 Einzelbewertung wurde wie folgt bewertet: Biotopnummer Bewertung Habitatstrukturen Bewertung Arteninventar Bewertung Beeinträchtigungen Gesamtbewertung 6029-1071-001 B B B B Tab. 15: Bewertung der Einzelvorkommen des LRT 6430 Die Bewertung des LRT wird anhand der Bewertungskriterien für die drei Parameter Habitatstrukturen, Arteninventar und Beeinträchtigungen wie folgt vorgenommen: 25 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

LEBENSRAUMTYPISCHE HABITATSTRUKTUREN Die Bewertung der Habitatstrukturen der einzelnen Teilflächen des LRT erfolgt nach LFU (2010b): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen A B C Die Hochstauden bilden gut durchmischte und gestufte Vegetationsbestände An der Bestandsbildung der Hochstaudenflur sind mindestens drei Arten beteiligt; zugleich zeigen die Bestände eine Stufung des Vertikalprofils. Die Hochstauden bilden Vegetationsbestände, die wenigstens abschnittsweise durchmischt sind und eine Stufung der Vertikalstruktur aufweisen An der Bestandsbildung der Hochstaudenflur sind zwei Arten beteiligt; zugleich zeigen die Bestände abschnittsweise eine Stufung des Vertikalprofils. Die Hochstauden bilden geschlossene, mehr oder weniger einschichtige Monodominanzbestände mit einheitlicher Vertikalstruktur Die Hochstaudenflur wird im Wesentlichen von einer Art aufgebaut, die Schichtung der Hochstaudenflur ist durch die Wuchsform dieser Art im Wesentlichen festgelegt. 0 Einzelflächen 1 Einzelfläche 0 Einzelflächen Tab. 16: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6430 Die Bestände werden vor allem durch Mädesüß und Rohrglanzgras aufgebaut und zeigen zumeist eine Stufung in der vertikalen Struktur. CHARAKTERISTISCHE ARTEN Die Kennartengarnitur der Hochstaudenfluren wird im Gebiet von folgenden Arten gebildet: Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Echtem Baldrian (Valeriana officinalis), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Große Brennnessel (Urtica dioica), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Waldsimse (Scirpus sylvaticus), Behaartes Weidenröschen (Epilobium hirsutum), Beinwell (Symphytum officinale). Die Bewertung der Artausstattung kann wie folgt vorgenommen werden (Artenlisten s. LfU 2010): Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 26

Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars A B C Vorkommen von - einer mit 1 oder - mindestens zwei mit 2 oder - einer mit 2 und vier mit 3 oder - mindestens sechs mit 3 bezeichneten Arten. Vorkommen von - mindestens 10 mit 3 oder 4 oder - mindestens vier mit 3 oder - einer mit 2 und zwei mit 3 bezeichneten Arten. Anforderungen an B sind nicht erfüllt 0 Einzelflächen 1 Einzelfläche 0 Einzelflächen Tab. 17: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6430 Im Gebiet liegt ein Bestand mit durchschnittlicher Artenzahl vor. BEEINTRÄCHTIGUNGEN Der Erhaltungszustand des LRT kann im Hinblick auf die in der Tabelle dargestellten, erkennbaren Beeinträchtigungen wie folgt bewertet werden: 27 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Merkmal Wertstufe Ausprägung Anzahl A keine oder geringe Beeinträchtigungen: - nitrophytische Hochstauden (in den Artentabellen mit N! gekennzeichnet!), außerdem nicht genannte Stauden wie Urtica dioica, Aegopodium podagraria, Galium aparine, Chaerophyllum aureum und Chaerophyllum temulum decken < 2b. - lichtbedürftige Hochstaudenfluren werden nicht beschattet; - Wasserhaushalt am Wuchsort nicht erkennbar beeinflusst; - keine weiteren erkennbaren Beeinträchtigungen. 0 Einzelflächen Beeinträchtigungen B deutlich erkennbare Beeinträchtigungen: - nitrophytische Hochstauden (in den Artentabellen mit N! gekennzeichnet!) decken 2b oder 3a; - Beschattungseinflüsse bei lichtbedürftigen Hochstaudenfluren vorhanden und tendenziell zunehmend; - Wasserhaushalts am Wuchsort erkennbar beeinflusst (Senkung der Boden-Mittelwasserstände bis max. 2 dm), auffälliges Auftreten nässemeidender Nitrophyten und/oder Austrocknungszeiger. - sonstige Beeinträchtigungen. 1 Einzelfläche C starke Beeinträchtigungen: - nitrophytische Hochstauden (in den Artentabellen mit N! gekennzeichnet!) decken > 3a (Achtung: ab Deckung 5 kein LRT!) - LRT-gefährdende Beschattung vorhanden - starke Veränderungen des Wasserhaushalts am Wuchsort (Senkung der Boden-Mittelwasserstände über 2 dm), starke Ausbreitung nässemeidender Nitrophyten und/oder Austrocknungszeiger. - sonstige LRT-gefährdende Beeinträchtigungen. 0 Einzelflächen Tab. 18: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6430 Als Beeinträchtigung ist insbesondere das randliche Einwandern des Landreitgrases als Beeinträchtigung zu nennen. ERHALTUNGSZUSTAND GESAMT Erhaltungszustand Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars Beeinträchtigungen A 0,00 ha (0 %) 0,00 ha (0,00 %) 0,00 ha (0,00 %) B 0,05 ha (100 %) 0,05 ha (100 %) 0,05 ha (100 %) C 0,00 ha (0,00%) 0,00 ha (0,00%) 0,00 ha (0,00 %) Tab. 19: LRT 6430 Feuchte Hochstaudenflur (Erhaltungszustände in ha und in % der Gesamtfläche des LRT) 100 % (0,05,ha) der Fläche des Lebensraumtyps wurden mit B (gut) bewertet. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 28

3.1.4 LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Kurzcharakterisierung Zum Lebensraumtyp gehören artenreiche, extensive Mähwiesen des Flach- und Hügellandes. Die Wiesen, die dem Arrhenatherion zugeordnet sein müssen, sind blütenreich, in guten Ausbildungen wenig gedüngt und meist nicht vor der Hauptblütezeit der Gräser gemäht. Dieser Lebensraumtyp umfasst Grünlandbestände von trockenen Ausbildungen wie der Salbei-Glatthaferwiese bis zu frischen bis feuchten Untertypen mit z. B. dem Großen Wiesenknopf. Sie kommen auf basenreichen bis basenarmen Standorten vor. Beweidete Grünlandbestände können ebenfalls zum Lebensraumtyp gehören, wenn ein früherer Mahdeinfluss noch nachvollziehbar ist. Im FFH-Gebiet herrschen flächenmäßig die trockenen, artenreichen Salbei- Glatthaferwiesen (Arrhenateretum salvietosum) vor. Als Übergänge zu den Kalk- Trockenrasen sind auch sehr magere und trockene Bestände mit viel Aufrechter Trespe in der Graschicht (Arrhenateretum brometosum) und vielen Trockenzeigern (z. B. Knolliger Hahnenfuß, Karthäuser-Nelke, Kleiner Wiesenknopf) vorhanden. Lokal sind auch Elemente von Sandmagerrasen eingestreut. Diese Ausbildungen sind ausgesprochen reich an krautigen Pflanzenarten von kurzer Lebensdauer, die eine ungünstige Jahreszeit (Winter oder Trockenzeit) als Samen im Boden überdauern (=Therophyten). Die Vorkommen reichen von reinen Mähwiesen, über viele Mähweiden mit Schafbeweidung bis zu einzelnen Brachen. Einige dieser Wiesentypen sind aus ehemaligen Ackerflächen entstanden, was oft an einem erhöhten Anteil von Ruderalarten wie Gewöhnlicher Rainfarn (Tanacetum vulgare) oder dem erhöhten Anteil an Wiesen-Löwenzahn oder Rotklee und untypischer Wiesenstruktur erkennbar ist. An den Unterhängen, feuchteren Senken und Talungen finden sich weitere Typen der Glatthaferwiesen. Oft handelt es sich um feuchte bis wechselfeuchte Glatthaferwiesen mit den Wechselfeuchtezeigern Großer Wiesenknopf und Wiesensilge (Arrhenateretum silaietosum und Arrhenatheretum sanguisorbetosum). Diese Bestände werden zumeist gemäht. Nährstoffreichere Ausbildungen dieser Bestände beinhalten auch den Wiesen-Fuchsschwanz als Obergras. Vereinzelt treten im Unterhangbereich typische Glatthaferwiesen ohne Feuchte- und Trockenzeiger auf (Arrhenateretum typicum). Vorkommen und Verbreitung in Deutschland und Bayern Magere Flachland-Mähwiesen kommen in fast allen Teilen Deutschlands vor. In Norddeutschland, insbesondere in den küstennahen Bereichen sind sie jedoch weniger verbreitet und artenärmer ausgebildet als in Süddeutschland. Der Lebensraumtyp kommt in ganz Bayern vor. In vielen Regionen ist er jedoch aufgrund von Grünlandintensivierung oder Nutzungsaufgabe rückläufig. Vorkommen und Flächenumfang im FFH-Gebiet Der Lebensraumtyp 6510 wurde im FFH-Gebiet in 46 Einzelvorkommen mit insgesamt 50 Einzelbewertungen schwerpunktmäßig an den Mittel- und Unterhängen von Spitzberg und Knock und den kleinen Talungen erfasst. Insgesamt umfasst er eine Gesamtflächengröße von 35,25 ha. Dabei sind vereinzelt kartografisch nicht trennbare Komplexe mit anderen Typen von magerem Grünland (GE00BK, GB00BK, GT6210) vorzuzfinden. 29 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Bewertung des Erhaltungszustandes Die 46 Einzelvorkommen des LRT 6510 mit insgesamt 50 Einzelbewertungen wurden wie folgt bewertet: Bewertung Habitatstrukturen: Bewertung Arteninventar: Bewertung Beeinträchtigungen: Gesamtbewertung: 8 x A, 30 x B, 12 x C 28 x A, 22 x B 21 x A, 18 x B, 11 x C 13 x A, 29 x B, 9 x C Die Bewertung des LRT wird anhand der Bewertungskriterien für die drei Parameter Habitatstrukturen, Arteninventar und Beeinträchtigungen wie folgt vorgenommen: LEBENSRAUMTYPISCHE HABITATSTRUKTUREN Die Bewertung der Habitatstrukturen der einzelnen Teilflächen des LRT erfolgt nach LFU (2010b): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen A B C Lebensraumtypische Kräuter mit Deckung von mindestens 3b nur bei Glatthaferwiesen: Dabei sollten die Mittel- und Untergräser eine Deckung von zu-sammen > 2b einnehmen, die Kräuter und Gräser müssen gut durchmischt sein (andernfalls B!). Lebensraumtypische Kräuter mit Deckung von 3a nur bei Glatthaferwiesen: Noch deutliche Anteile der Mittel- und Niedergräser (Deckung zusammen > 2a) an der von Obergräsern beherrschten Grasschicht bei gut durchmischter Krautschicht (andernfalls C!). Lebensraumtypische Kräuter mit Deckung unter 3a nur bei Glatthaferwiesen: stark vorherrschende Obergräser in oft schon auffallend hoher Produktivität; geringer oder fehlender Anteil an beigemischten Unter- und Mittelgräsern (Deckung zusammen < 2a) in der Grasschicht. 8 Einzelflächen 30 Einzelflächen 12 Einzelflächen Tab. 20: Bewertung der Habitatstrukturen des LRT 6510 Die trockenen Salbei-Glatthaferwiesen sind zumeist hochrasig, aber nur mäßig dicht ausgebildet. Sie beinhalten auch viele Mittel- und Untergräser sowie eine sehr gut ausgebildete Krautschicht. Die feuchteren Ausbildungen mit Großem Wiesenknopf, Wiesensilge und teilweise Wiesen-Fuchschwanz weisen dichtere Strukturen auf. Die Obergräser dominieren, Mittel- und Untergräser sind jedoch noch in nennenswerten Anteilen vorhanden. In mageren Brachen sind Aufrechte Trespe dominant, die Kräuter und Untergräser treten zurück. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 30

CHARAKTERISTISCHE ARTEN Die Kennartengarnitur der artenreichen, mageren Flachland-Mähwiesen wird im Gebiet von folgenden Arten gebildet: Das Grundgerüst an Gräsern wird vom Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Aufrechter Trespe (Bromus erectus) bestimmt. Weiterhin komplettieren Mittelund Untergräser, wie Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Schafschwingel (Festuca ovina agg.) den meist lockeren Aufbau der Wiesen. Bei den trockenen Ausbildungen finden sich folgende Kräuter: Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) und Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Karthäuser Nelke (Dianthus carthusianorum), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor) und andere Magerkeitszeiger wie sehr viel Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), sowie Knöllchen Steinbrech (Saxifraga granulata). In den wechseltrockenen bis wechselfeuchten Varianten kommen Arten wie Großer Wiesenknopf (Sanguisora officinals), Wiesen-Silge (Silaum silaus) bis vereinzelt Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) vor. In zu Sandmagerrasen überleitenden Beständen sind auch Arten wie Hasenklee (Trifolium arvense) zu finden. Nenneswerte Anteile an Beweidungszeigern wie Weißklee (Triflium repens) und Odermennig (Agrimonia eupatoria) sind nur im Südwesten auf einer regelmäßigen Schafweide zu beobachten. Die Bewertung der Artausstattung kann wie folgt vorgenommen werden (Artenlisten s. LfU 2010): Merkmal Wertstufe Kriterien Anzahl Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars A B C Vorkommen von (jeweils regelmäßig eingestreut): - mindestens drei mit 2 oder - zwei mit 2 und sechs mit 3 oder - mindestens zwölf mit 3 bezeichneten Arten. Vorkommen von (jeweils regel-mäßig eingestreut): - mindestens 25 mit 3 und 4 oder - einer mit 2 und mindestens vier mit 3 oder - mindestens sieben mit 3 bezeichneten Arten. Anforderungen an B sind nicht erfüllt 28 Einzelflächen 22 Einzelflächen 0 Einzelflächen Tab. 21: Bewertung der charakteristischen Arten des LRT 6510 Die Bestände sind im FFH-Gebiet zumeist als sehr artenreich bis artenreich anzusprechen, was vor allem auch aus der Standortsvielfalt und den vielen standörtlichen Übergängen zwischen trockenen Keuperstandorten, feuchteren Unterhängen und Talungen sowie teilweise leichten Flugsandaufwehungen und der großflächig extensiven Wiesennutzung der Flächen zu erklären ist. BEEINTRÄCHTIGUNGEN Der Erhaltungszustand des LRT kann im Hinblick auf die in der Tabelle dargestellten, erkennbaren Beeinträchtigungen wie folgt bewertet werden: 31 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

Merkmal Wertstufe Ausprägung Anzahl A keine oder geringe Beeinträchtigungen: - Nitrophyten wie z. B. Anthriscus sylvestris, Heracleum sphondylium, Lolium multiflorum, Lolium perenne, Phleum pratense, Rumex crispus, Rumex obtusifolius, Silene dioica, Taraxacum officinale und Trifolium repens fehlend oder nur punktuell und vereinzelt eingestreut (Ranunculus repens, Poa trivialis, Silene dioica werden nur in Glatthaferwiesen als Nitrophyten gewertet). - keine oder nur geringe sonstige Beeinträchtigungen feststellbar. 21 Einzelflächen Beeinträchtigungen B deutlich erkennbare Beeinträchtigungen: - Nitrophyten des Wirtschaftsgrünlands sind regelmäßig eingestreut und decken < 2a; - Tendenz zur Verhochstaudung und/oder zur Ausbreitung von bracheverträglichen Hochgräsern infolge unzureichender oder zu später Mahd; - Brache in einem jungen Stadium, Sukzessionsprozesse wie Verfilzung oder Verbuschung haben erkennbar eingesetzt. - Auftreten einzelner Neophyten. 18 Einzelflächen C starke Beeinträchtigungen: - Nitrophyten des Wirtschaftsgrünlands decken > 2a - Brache in einem mittleren bis fortgeschrittenen Stadium, Sukzessionsprozesse wie Verfilzung, Verhochstaudung oder Verbuschung bewirken den Bestandsabbau der LRTtypischen Grasmatrix. - Verfremdung durch Ruderalisierung oder Einsaat; - den LRT verändernde Nutzungsumwidmungen. - Neophyten in Herden auftretend 11 Einzelflächen Tab. 22: Bewertung der Beeinträchtigungen des LRT 6510 In den meisten Flächen treten nur geringe oder keine Beeinträchtigungen auf. Deutlich erkennbare Beeinträchtigungen sind zumeist auf Wiesenflächen, die aus ehemaligen Ackerflächen entstanden sind, in Form eines höheren Anteiles an Ruderalarten und eingestreuten Nitrophyten des Wirtschaftsgrünlandes festzustellen. Starke Beeinträchtigungen sind zumeist in brachliegenden Flächen durch Verfilzung und Verhochstaudung zu finden und nur vereinzelt an Unterhängen durch eine höhere Deckung an Stickszoffzeigern des Wirtschaftsgrünlandes. ERHALTUNGSZUSTAND GESAMT Erhaltungszustand Vollständigkeit der lebensraumtypischen Habitatstrukturen Vollständigkeit des lebensraumtypischen Arteninventars Beeinträchtigungen A 12,01 ha (34,07 %) 26,73 ha (75,83 %) 20,35 ha (57,73 %) B 19,08 ha (54,13 %) 8,52 ha (24,17 %) 9,64 ha (27,35 %) C 4,16 ha (11,80%) 0,00 ha (0,00%) 5,26 ha (14,92 %) Tab. 23: LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Erhaltungszustände in ha und in % der Gesamtfläche des LRT) Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 32

44,8 % (15,79 ha) der Fläche des Lebensraumtyps wurden mit A bewertet (hervorragend), 47,3 % (16,66 ha) mit B (gut) und 7,9 % (2,80 ha) mit C (mittel bis schlecht). 3.2 Im SDB nicht genannte, im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen 3.2.1 LRT 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior Beschreibung Der Auwald liegt als schmaler (einreihiger Baumbestand) bis mäßig breiter gewässerbegleitender Galeriewald (teilweise mehrreihig), teilweise als Strauchweidensaum vor. In der Baumschicht dominieren Bruch- und Fahlweide (Stockauschlag), daneben sind vereinzelt Eiche, Feldahorn und Kirsche eingemischt. Die zumeist dichte Strauchschicht wird von Strauchweiden und über weite Strecken von Schlehe und Weißdorn eingenommen. Der Unterwuchs wird zumeist von Brennessel gebildet. Durch Schafbeweidung sind Teilabschnitte im Süden und in der Mitte der Strauchschicht aufgelichtet. Vorkommen im Gebiet Eine Erfassung und Bewertung dieses LRT ist nicht Gegenstand dieses Managementplans, da er als Schutzgut nicht auf dem Standarddatenbogen gelistet ist. 4 Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie 4.1 Im SDB genannte und im Gebiet vorkommende Arten Im Standarddatenbogen des FFH-Gebiets sind keine Arten aufgeführt. 4.2 Im Gebiet vorkommende, im SDB nicht genannte Arten Folgende nicht im SDB genannte Anhang-II-Arten wurden im FFH-Gebiet nachgewiesen: FFH- Code Artname 1061 Maculinea [Phengaris] nausithous (Dunkler Wiesenknopf- Ameisenbläuling) *1078 Euplagia quadripunctaria (Spanische Flagge) 1193 Bombina variegata (Gelbbauchunke) Populationsgröße und -struktur sowie Verbreitung im FFH-Gebiet Nachweis eines Tieres im Rahmen der Biotop- und Lebensraumtypenkartierung 2017 Nachweis eines Tieres im Rahmen der Biotop- und Lebensraumtypenkartierung 2017 Vorkommen bis 2003 nachgewiesen, daher Restvorkommen im Gebiet nicht ausgeschlossen Tab. 24: Arten des Anhanges II im FFH-Gebiet, die nicht im SDB genannt sind (keine Bewertungen) 33 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

5 Sonstige naturschutzfachlich bedeutsame Biotope und Arten Der Managementplan beschränkt sich auf die im Standarddatenbogen des Gebietes gelisteten Schutzgüter nach den Anhängen I und II der FFH-Richtlinie. Neben diesen Schutzgütern kommen weitere naturschutzfachlich bedeutsame Biotope und Arten im FFH-Gebiet vor (vgl. Abschnitt 1.3). Auch diese sind für den Charakter und die Wertigkeit des Gebietes relevant und sollten beim Gebietsmanagement berücksichtigt werden. Differenzierte und flächenhafte Aussagen hierzu sind jedoch zum Teil mangels Kartierungen nicht möglich, so dass der Managementplan hierzu in der Regel keine weitergehenden Aussagen macht. Rote Liste Arten Im FFH-Gebiet nachgewiesene Arten der Roten Listen aus ASK und eigenen Erhebungen: Deutscher Name Amphibien Rote Liste Status Bayern Wissenschaftlicher Name Deutschland Nachweis im Gebiet Gelbbauchunke Bombina variaegata 2 2 1988 Grasfrosch Rana temporaria V 1988 Teichmolch Lissotriton vulgaris V 2002 Heuschrecken Wiesengrashüpfer Chorthippus dorsatus V 1988 Verkannter Grashüpfer Chorthippus mollis 3 1990 Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor 3 1990 Rotleibiger Grashüpfer Omocestus haemorrhoidalis 3 1988 Westlliche Beißschrecke Platycleis albipunctata 3 1988 Gemeinde Sichelschrecke Phaneroptera falcata 3 1990 / 2017 Heidegrashüpfer Stenobothus lineatus 3 1990 Käfer Südlicher Wanderläufer Badister meridionalis D D 1998 Kurzgewölbter Laufkäfer Carabus convexus V 3 1998 Cymindis humeralis 3 3 1998 Harpalus ardosiacus D 1998 Großer Schnellläufer Harpalus dimidiatus 3 V 1998 Sand Schnellläufer Harpalus subcylindricus D D 1998 Herzhals-Grabläufer Pterostichus macer 3 1998 Tag- und Nachtfalter Magerrasen- Perlmutterfalter Boloria dia 3 2003 / 2017 Rundaugen Mohrenfalter Erebia medusa V V 2003 / 2017 Brauner Feuerfalter Lycaena tityrus 3 2003 / 2017 Schlüsselblumen- Würfelfalter Hamearis lucina 3 3 1993 / 2017 Brombeer Zipfelfalter Callophrys rubi V V 2001 Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 34

Kronwicken-Dickkopffalter Erynnis tages V 2001 / 2017 Malven-Würfelfalter Pyrgus malvae V 2001 / 2017 Pflanzen Breitblättriges Knabenkraut Dactylorizha majalis 3 1984 Pracht-Nelke Dianthus superbus 3 1985 Bocks-Riemenzunge Himantoglossum hircinum 2 3 2011 / 2017 Brand-Knabenkraut Orchis ustulata 3 2 1984 / 2017 Echtes Salomonssiegel Polygonatus odoratum V 1982 Bei den Erfassungen wurden zusätzlich nachgewiesen: Pflanzen Kleines Knabenkraut Orchis morio 2 2 2017 Platterbsen-Wicke Vicia latyroides 3 2017 35 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

6 Gebietsbezogene Zusammenfassung Das etwa 104,1 ha große FFH-Gebiet befindet sich im Landkreis Haßberge am Südrand der Mainaue zwischen Sand a. Main und Limbach im Anstieg zum Steigerwald. Bei den Erhebungen im Offenland wurden etwa 43,17 ha als Offenland-Lebensraumtyp eingestuft. Bezogen auf die gesamte Fläche des FFH-Gebietes entspricht dies rund 41,6 %. Es handelt sich um die vier folgenden FFH-Lebensraumtypen: LRT 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen (0,42 h), auf kalkreichen Flugsanden des Mains am Nordosthang des Spitzberges. Rund dreiviertel des Bestandes werden im Erhaltungszustand als gut (B) und ein Viertel als mittel bis schlecht (C) beurteilt. LRT 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (7,45 ha), wobei davon 0,64 ha als prioritäre Ausbildung mit bermerkenswerten Orchideen (Bocks- Riemenzunge, Brand-Knabenkraut, Kleines Knabenkraut) angesprochen werden müssen, auf den Keuperhängen des Spitzberges und Knock sowie am Südrand des Kronberges. Einen hervorragenden Erhaltungszustand erreichen hier nur ca. 5 % der Bestände, einen guten Erhaltungszustand jedoch über 88 %. Bestände mit schlechtem Erhaltungszutand sind nur mit rund 7 % vertreten. LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe (0,05 ha) am Stegsgraben (=Seebach). Der einzige Kleinbestand im Gebiet weist einen guten Erhaltungszustand auf. LRT 6510 Magere Flachlandmähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) (35,25 ha) nehmen den größten Anteil ein und sind als trockene Ausbildung der Salbei- Glatthaferwiesen, über eine typische und eine wechselfeuchte Ausbildung mit Großem Wiesenknopf über die gesamte Fläche des Gebietes verteilt. Erfreulicherweise weisen hier fast 45 % der Fläche einen hervorragenden Gesamt-Erhaltungszustand auf und weitere 47 % einen guten Zustand. Nur rund 8 %, insbesondere Brachen, mussten im Erhaltungszustand als schlecht (C) beurteilt werden. Insbesondere die guten Erhaltungszustände der Naturnahen Kalk-Trockenrasen und Mageren Flachland-Mähwiesen und das relativ großflächige Vorkommen unterstreichen die naturschutzfachlich hohe Bedeutung des Gebietes im Lebensraumverbund Maintal. Im SDB sind keine FFH-Anhang II Arten aufgelistet. Aus der ASK und aus den Erhebungen vor Ort konnten drei Arten des Anhang II ermittel werden. Es handelt sich um zwei Schmetterlingsarten, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling und die Spanische Flagge, sowie die Gelbbauchunke. Da für die beiden Schmetterlingsarten im Gebiet potentielle Fortpflanzungshabitate in ausreichender Größe vorhanden sind, kann hier zumindest vom Vorkommen von Kleinpopulationen ausgegangen werden. Eine Aufnahme in den SDB muss jedoch noch geprüft werden. Insgesamt sind 31 Tier- und Pflanzenarten der Roten Listen Bayerns und/oder Deutschlands aus dem Gebiet bekannt. Als ein weiterer FFH-Lebensraumtyp kommt in Kleinbeständen der Auenwald mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (LRT 91E0*, ca. 1,6 ha) als Galeriewald entlang des Stegsgrabens im Gebiet vor. Da dieser LRT nicht im SDB gelistet ist, wurde hier auf eine Bewertung und Maßnahmenplanung verzichtet. Als weitere geschützte Biotope wurden rund 13,4 ha mit naturnahen Gehölzbeständen, mageren sonstigen Wiesenbeständen und Feuchtbiotopen wie Großseggenrieder, Röhrichte und eine Nasswiese im Rahmen der bayerischen Biotopkartierung erfasst. Von den restlichen rund 46 ha werden im FFH-Gebiet größere Flächen als Ackerland und als Wald genutzt, daneben sind auch Wirtschaftsgrünland (Wiesen und Weiden), Brachflächen und Verkehrsflächen (befestigte und unbefestigte Feldwege) vorhanden. Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 36

6.1 Beeinträchtigungen und Gefährdungen Nennenswerte Beeinträchtigungen von FFH-Lebensraumtypen können nur auf einem relativ geringen Flächenanteil, aber in allen vier Offenland-Lebensraumtypen beobachtet werden. So weisen nur ca. 3,4 ha (9,6%) der FFH-Lebensraumflächen aufgrund von Beeinträchtigungen einen schlechten Gesamt-Erhaltungszustand (C) auf. Für alle Lebensraumtypen stellen die häufigsten Beeinträchtigungen eine Verbrachung, Versaumung, Verfilzung oder Ruderalisierung der Vegetation dar. Die Ursache liegt insbesondere in einer Nutzungsaufgabe oder einer zu extensiven oder unangepassten Nutzung oder Pflege der Flächen. Neben einer oft unzureichenden Schaf-Beweidung der Kalk- Trockenrasen mit fehlender Nachmahd am Spitzberg liegen hier auch einige Bereiche vollständig brach. In stark unterbeweideten Flächen und Brachen herrscht die Grasmatrix vor und es ist eine starke Verfilzung, Versaumung und Verbuschung der Flächen mit bis zu kniehoher Schlehe vorhanden (C). Am Gipfelkreuz des Spitzberges mit Informationstafeln und Sitzbank sind lokal auch stärkere Trittschäden mit vegetationslosen Stellen vorhanden. Bei den Mageren Flachland-Mähwiesen sind deutlich erkennbare Beeinträchtigungen zumeist auf Wiesenflächen am Spitzberg, die aus ehemaligen Ackerflächen entstanden sind, in Form eines höheren Anteils an Ruderalarten und eingestreuten Nitrophyten des Wirtschaftsgrünlandes festzustellen. Starke Beeinträchtigungen sind hier zumeist in brachliegenden Flächen durch Verfilzung und Verhochstaudung zu finden und nur vereinzelt an Unterhängen (z.b. am Knock) durch eine höhere Deckung an Stickstoffzeigern des Wirtschaftsgrünlandes. Kleinflächig ergeben sich lokal Gefährdungen für die Mageren Flachland-Mähwiesen und Kalk-Trockenrasen am Südosthang des Knock (=Gänsleite) durch eine Pferdebeweidung ohne Nachmahd. Neben größeren, fast vegetationslosen Stellen durch hohe Trittbelastung, ist gleichzeitig auch ein vermehrter Aufwuchs an Schlehe und eine Ruderalisierung der Flächen erkennbar. Eine Aufnahme als FFH-Lebensraumtyp konnte auf diesen Flächen nicht mehr erfolgen. Bei einer Ausweitung der so praktizierten Pferdebeweidung muss mit einer Gefährdung weiterer Flächen, die als Lebensraumtyp eingestuft wurden, gerechnet werden. 6.2 Zielkonflikte und Prioritätensetzung Es sind keine Zielkonflikte absehbar. Eine Priorisierung von Maßnahmen ist aktuell nicht notwendig. 37 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) Stand: September 2017

7 Anpassungsvorschläge für Gebietsgrenzen und Gebietsdokumente Offenland Eine Einbeziehung einer direkt an der Nordgrenze angrenzende Sandmagerrasenfläche (LRT 6120*) südwestlich der Kirche Maria Limbach (ca. 900 m²), mit sehr guter Ausprägung wird empfohlen. Abb. 3: Empfohlene Erweiterungsfläche des FFH-Gebietes im Norden mit LRT 6120* Trockene, kalkreiche Sandrasen (rot gestrichelt umrandete Fläche) Auf Basis der Kartierergebnisse werden die in folgender Tabelle aufgeführten Änderungen im Standarddatenbogen und nachfolgend die Anpassung der gebietsweisen Konkretisierungen der Erhaltungsziele empfohlen: Code Schutzgut Empfehlung LRT 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior 1061 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea [Phengaris] nausithous) keine Aufnahme in SDB keine Aufnahme in SDB 1078 Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) keine Aufnahme in SDB 1193 Gelbbauchunke (Bombina variegata) keine Aufnahme in SDB Tab. 25: Empfohlene Änderungen der Gebietsdokumente zum FFH-Gebiet Stand: September 2017 Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) 38