Regionale Unterschiede in der Prävalenz und Pharmakotherapie von Multipler Sklerose

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Transkript:

Regionale Unterschiede in der Prävalenz und Pharmakotherapie von Multipler Sklerose Dr. Gabriele Petersen AGENS Methodenworkshop 2013 in Berlin 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 1

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 2

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 3

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche, demyelinisierende Erkrankung des Nervensystems kontinuierlich Bestandteil der jährlichen Krankheitsauswahl für den Risikostrukturausgleich in der GKV Verlauf*: 1. (ca. 80 %) primär schubförmig-remittierend mit (kompletter oder inkompletter) Rückbildung der Symptome 2. (vor allem im höheren Lebensalter) chronisch-progredient: kontinuierliche Zunahme der Symptome a) (meist) sekundär progredient nach jahrelangem schubförmigem Verlauf b) (selten) primär progredient *Pschyrembel (Medizinisches Wörterbuch) online 20.02.2013 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 4

Prävalenz MS DMSG, Fachliteratur* 1 Erkrankte in Deutschland: 120.000 140.000 81.752 Tsd. Einwohner* 2 0,17 % (2010)? BVA Versicherte in HMG072: 179.980* 3 69.340.578* 4 GKV-Versicherte 0,26 % (2010) * 1 z. B. Hein und Hopfenmüller, 2000 * 2 Statistisches Bundesamt * 3 Risikogruppenanteile Grundlagenbescheid IV/2011 * 4 Info-Dateien Berichtsjahre 2009/2010, letzter Tag Berichtszeitraum HMG072 Multiple Sklerose G35.0 Erstmanifestation einer multiplen Sklerose G35.1 Multiple Sklerose mit vorherrschend schubförmigem Verlauf G35.2 Multiple Sklerose mit primär-chronischem Verlauf G35.3 Multiple Sklerose mit sekundär-chronischem Verlauf G35.9 Multiple Sklerose, nicht näher bezeichnet ------------------------------------------------------------------ G36.- Sonstige akute disseminierte Demyelinisation G37.- Sonstige demyelinisierende Krankheiten des Zentralnervensystems 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 5

Fragestellung? Was ist der Grund für die erhöhte Prävalenz in den Daten des BVA? Kann diese Prävalenz durch weitere Analyse gestützt werden? Ziel der Untersuchung: Analyse der aktuellen Prävalenz unter Berücksichtigung von G35.- Diagnosenstruktur Regionaler Muster Pharmakotherapie 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 6

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 7

Für alle GKV-Versicherten 1. Versichertenstammdaten (Alter, Geschlecht, Versichertentage, Krankenkasse etc.) 2. Abgerechnete Arzneimittel (PZN, Verordnungsdatum etc.) 3. Haupt- und Nebendiagnosen der stationären Versorgung (Entlassungsmonat etc.) 4. Diagnosen der ambulanten Versorgung (Quartal etc.) 5. Ausgaben nach Leistungsbereichen (für Stichprobe, ca. 7%) versichertenbezogen, pseudonymisiert auf Basis der einheitlichen KV-Nummern - Erstmeldung 2010-13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 8

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 9

Jahresprävalenz MS Prävalenz auf Basis der Diagnosen G35.- G35.0 Erstmanifestation einer multiplen Sklerose G35.1 Multiple Sklerose mit vorherrschend schubförmigem Verlauf G35.2 Multiple Sklerose mit primär-chronischem Verlauf G35.3 Multiple Sklerose mit sekundär-chronischem Verlauf G35.9 Multiple Sklerose, nicht näher bezeichnet MS-Jahresprävalenz 2010 : Bundesweit 199.505 Versicherte mit mindestens 1 (gesicherten) Diagnose aus der Gruppe G35.- 69.340.578 Versicherte insgesamt 0,29 % oder 289 / 100.000 0,17 %? Unter alleiniger Berücksichtigung von G35.- ist die berechnete Prävalenz trotzdem deutlich höher als die in der Literatur angegebene 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 10

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- Quartale / Diagnosepersistenz Anzahl der Diagnosequartale je Betroffenem (2010, ambulant & stationär, G35.-) 1 2 3 4 Insgesamt 24.855 17.231 20.985 136.434 199.505 12% 9% 11% 68% 100% Der Anteil an durchgängig vergebenen Diagnosen ist deutlich hoch.? Wie wird kodiert? G35.0 Erstmanifestation einer multiplen Sklerose G35.1 Multiple Sklerose mit vorherrschend schubförmigem Verlauf G35.2 Multiple Sklerose mit primär-chronischem Verlauf G35.3 Multiple Sklerose mit sekundär-chronischem Verlauf G35.9 Multiple Sklerose, nicht näher bezeichnet Unspezifische Diagnosen Spezifische Diagnosen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 11

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- Diagnosekombinationen ICD G35.1 G35.2 G35.3 G35.1 & G35.2 G35.1 & G35.3 G35.2 & G35.3 G35.1 & G35.2 & G35.3 ohne spezifische Diagnose (nur G35.0 oder G35.9) mit (mindestens einer) spezifischen Diagnose N 65.857 14.525 13.023 11.960 10.686 5.242 4.160 74.052 125.453 199.505 N_Stichp 4.456 1.021 890 770 746 396 284 5.022 8.563 13.585 Anteile_Voll 33% 7% 7% 6% 5% 3% 2% 37% 63% 100% Anteile_Stich 33% 8% 7% 6% 5% 3% 2% 37% 63% 100% MEAN_Alter 43,9 56,1 55,6 48,0 50,2 57,0 52,8 51,2 48,3 49,4 Leistungsausgaben (für Stichprobe) SUM LA 58.636.518 9.042.398 10.403.728 11.226.749 11.531.174 5.702.177 5.291.004 36.479.036 111.833.748 148.312.784 MEAN LA 13.159 8.856 11.690 14.580 15.457 14.399 18.630 7.264 13.060 10.917 STD LA 9.871 10.200 10.197 10.907 12.091 12.707 12.700 11.020 10.687 11.167 alle Über ein Drittel der Patienten mit MS haben nur unspezifische Diagnosen, die entsprechenden Leistungsausgaben betragen im Durchschnitt die Hälfte von den Leistungsausgaben für die Patienten mit spezifischen Diagnosen. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 12

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- N = 125.453 (63 %) 13.060 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 13

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- 382 167 Geschlechterverhältnis und Altersstruktur entsprechen den Angaben in der Fachliteratur* *DMSG online 04.03.2013 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 14

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- 15,9 % 14,2 % Eine Hospitalisierung erfolgt bei einem akuten Krankheitsschub. Unter der Annahme, dass durchschnittlich alle zwei Jahre ein Schub auftritt und davon nicht jeder ein stationär zu behandelnder Notfall ist, erscheint die Höhe der Hospitalisierungsrate plausibel. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 15

Zwischenfazit Unter alleiniger Berücksichtigung von G35.- ist die berechnete Prävalenz trotzdem deutlich höher als die in der Literatur angegebene. Der Anteil an durchgängig im Jahr vergebenen Diagnosen ist deutlich hoch. Das Durchschnittsalter mit 49,4 liegt etwas über den Angaben in der Literatur (ca. 44). Über ein Drittel der Patienten mit MS haben nur unspezifische Diagnosen, die entsprechenden Leistungsausgaben betragen im Durchschnitt die Hälfte von den Leistungsausgaben für die Patienten mit spezifischen Diagnosen. Der Frauenanteil entspricht mit ca. 70 % den Angaben in der Literatur. Die Hospitalisierungsquote beträgt durchschnittlich 14,7 %. Männer sind etwas häufiger im Krankenhaus als Frauen. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 16

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- Rohe Prävalenz der MS [je 100.000 Versicherte] 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 17

Analyse der Diagnosenstruktur G35.- Regionale Verteilung der Alters- und geschlechtsstandardisierten Prävalenz der MS [je 100.000 Versicherte] West-Ost-Gefälle bei der Prävalenz 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 18

Ost-West-Unterschiede: Kohorteneffekte? Der West-Ost-Unterschied zieht sich durch alle Altersgruppen. Es ist kein Kohorten-Effekt sichtbar. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 19

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 20

Wirkstoffe zur Behandlung der MS Therapieform Wirkstoff ATC-Kode Schubtherapie (akuter Krankheitsschub) Basistherapie (Langzeitkontrolle) Eskalationstherapie (bei Refraktärität gegenüber Basistherapie bzw. schwerem Schub mit hochgradiger funktioneller Beeinträchtigung) Methylprednisolon Dexamethason Prednisolon Interferon beta-1a Interferon beta-1b Glatirameracetat Azathioprin (Immunglobuline) Fingolimod Natalizumab Mitoxantron (Cyclophosphamid) H02AB04 H02AB02 H02AB06 L03AB07 L03AB08 L03AX13 L04AX01 J06BA01/02 L04AA27 L04AA23 L01DB07 L01AA01 Die Analyse der Arzneimittel-Verordnungen orientiert sich an den Leitlinien zur Therapie*. *DGN / KKNMS Leitlinie zur Diagnose und Therapie der MS Online-Version, Stand: 17.07.2012 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 21

Anteil MS-Patienten mit Pharmakotherapie 49 % und insgesamt 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 22

Mittlere DDD (p.a.) Anteil MS-Patienten mit Pharmakotherapie Mittlere DDD nach Therapieform und Alter (Frauen mit Pharmakotherapie, 2010) 400 350 300 250 Eskalationstherapie Schubtherapie Basistherapie 200 150 100 50 0 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 23

Durchschnittliche DDD* *Defined Daily Dose 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 24

Durchschnittliche DDD* nach Diagnosekombinationen ICD G35.1 G35.2 G35.3 G35.1 & G35.2 G35.1 & G35.3 G35.2 & G35.3 G35.1 & G35.2 & G35.3 ohne spezifische Diagnose (nur G35.0 oder G35.9) mit (mindestens einer) spezifischen Diagnose alle Für die Versicherten mit MS wird die Zahl der verordneten Tagesdosen (DDD) berechnet. MEAN_DDD 252 104 135 259 238 119 210 92 215 170 (Schub) 86 52 70 103 109 71 114 36 84 66 (Basis) 152 50 62 141 114 45 86 53 120 95 (Eskalation) 14 3 4 15 15 3 10 3 11 8 N mit Rx 45.475 4.685 5.294 8.092 6.701 1.886 2.361 22.449 74.494 96.943 % mit Rx 69% 32% 41% 68% 63% 36% 57% 30% 59% 49% *Defined Daily Dose 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 25

Durchschnittliche DDD nach Diagnosekombinationen Anteil Rx: 59 % Anteil Rx: 30 % 215 DDD Im Vergleich haben die Patienten mit spezifischen Diagnosen deutlich höhere DDD. Der Patientenanteil mit Arzneimitteltherapie ist doppelt so hoch. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 26

Anteil der MS-Patienten mit Pharmakotherapie (an allen MS-Patienten) - Regionale Verteilung Osten durchschnittlich: 50,2 % Westen durchschnittlich: 48,3 % Tendenz: Im Osten erhalten mehr MS- Patienten eine Arzneimittel-Therapie 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 27

Durchschnittliche DDD der MS-Patienten mit Pharmakotherapie - regionale Verteilung West-Ost-Gefälle bei den DDD Tendenz: Im Osten erhalten MS-Patienten weniger Arzneimittel 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 28

Regionale Verteilung Im Osten ist der Anteil der MS-Patienten, die eine Arzneimitteltherapie erhalten, tendenziell höher. Die durchschnittliche DDD der MS-Patienten mit Pharmakotherapie ist jedoch geringer. Mehr erhalten weniger. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 29

Übersicht Fragestellung Datenbasis Prävalenz Pharmakotherapie Schlussfolgerungen 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 30

Zusammenfassung I Die Daten des BVA entsprechen in ihrer Zusammensetzung den Angaben in der Fachliteratur (Geschlechterverhältnis, etc.). Auch bei engeren Aufgreifkriterien ist jedoch eine gegenüber den bisherigen Referenzdaten erhöhte Prävalenz sichtbar. Bezüglich der Prävalenz von Multipler Sklerose ist ein deutliches West-Ost- Gefälle zu beobachten. Etwa ein Drittel der MS-Patienten hat nur unspezifische Diagnosen, die keine bestimmte Verlaufsform der MS anzeigen. Sie erhalten im Durchschnitt zwei Drittel weniger DDD und verursachen weniger Ausgaben. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 31

Zusammenfassung II 49 % aller MS-Patienten erhalten eine Pharmakotherapie mit spezifischen Wirkstoffen. Der Anteil nimmt mit zunehmendem Alter ab. Im Osten ist der Anteil der MS-Patienten, die eine Pharmakotherapie erhalten, höher als im Westen. Die durchschnittliche DDD, die diese Patienten erhalten, ist allerdings deutlich geringer als im Westen. 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 32

Schlussfolgerungen Die bisher verfügbaren Daten scheinen das epidemiologische Ausmaß der Erkrankung deutlich zu unterschätzen. Die regionalen Unterschiede bei der Prävalenz als auch beim Verordnungsverhalten sind epidemiologisch nicht eindeutig zu erklären und weisen auf deutliche Unterschiede in der medizinischen Versorgung hin. Allerdings werden die Ost-West- Unterschiede im Arzneimittelverbrauch bei GKV-Versicherten an anderer Stelle gegensätzlich beschrieben.* Hier sind weitere Untersuchungen notwendig. Wünschenswert ist wegen des hohen Anteils an unspezifischen Diagnosen eine bessere Kodierqualität. *Barmer GEK Arzneimittelreport 2012 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 33

Danksagung Dr. Dirk Göpffarth PD Dr. Volker Arndt Rüdiger Wittmann Referat VII 2, Risikostrukturausgleich Bundesversicherungsamt 13. März 2013 Bundesversicherungsamt Friedrich-Ebert-Allee 38 53113 Bonn 34