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Transkript:

Funktionen Alexander Grigoryan Universität Bielefeld SS 07

ii

Contents Die reellen Zahlen. Mengen und Operationen auf Mengen................... Abbildungen................................ 5.3 Axiomensystem von reellen Zahlen................... 8.4 Folgerungen aus den Körperaxiomen.................. 0.5 Folgerungen aus den Anordnungsaxiomen................ 3.6 Intervalle.................................. 6.7 Quadratwurzel.............................. 7 Die ganzen Zahlen und vollständige Induktion 9. Natürliche Zahlen............................. 9. Induktionsprinzip............................. 0.3 Ganze Zahlen................................4 Maximum und Minimum......................... 3.5 Rationale Zahlen............................. 4.6 Endliche Folgen.............................. 5.7 Endliche Mengen und Kardinalität................... 7.8 Konstruktion von N, Z, Q unabhängig von R............. 3.9 Zahlensystem: q-adische Darstellung natürlicher Zahlen........ 3.0 Schriftliche Addition und Multiplikation............... 35. Der binomische Lehrsatz......................... 37 3 Die komplexen Zahlen 39 3. Die Menge von komplexen Zahlen.................... 39 3. Eigenschaften von Multiplikation.................... 4 3.3 Konjugation................................ 44 3.4 Betrag................................... 45 3.5 Inverse und Division........................... 47 3.6 Winkel und Winkelfunktionen...................... 48 3.7 Polarkoordinaten............................. 53 3.8 Winkel im Dreieck............................ 54 3.9 Geraden.................................. 56 3.0 Graphen von Funktionen......................... 59 3.0. Lineare Funktion......................... 59 3.0. Transformationen der Ebene................... 6 3.0.3 Quadratische Funktion...................... 63 3.0.4 Hyperbel.............................. 67 iii

iv CONTENTS 3.0.5 Kreis................................ 7 3. Zusammenfassung............................. 73 3.. Operationen mit komplexen Zahlen............... 73 3.. Nullstellen von Polynomen.................... 74 3..3 Geometrie der Ebene....................... 74 3. Skalar- und Kreuzprodukt....................... 77 4 Folgen und Reihen 85 4. Grenzwert einer Folge........................... 85 4. Eigenschaften des Grenzwertes...................... 87 4.3 Grenzwert in R.............................. 9 4.4 Monotone Folgen............................. 94 4.5 Reihen................................... 96 4.6 Zahlensystem: q-adische Brüche..................... 99 4.7 Existenz und Eindeutigkeit von R (Skizze).............. 03 4.8 Cauchy-Folgen............................... 03 4.9 Grenzwert komplexwertiger Folgen................... 07 4.0 Konvergenz komplexwertiger Reihen.................. 09 4. Majorantenkriterium und absolute Konvergenz............. 0 4. Bedingte Konvergenz........................... 4.3 Kommutativ und Assoziativgesetze für die Reihen.......... 4.4 Quotientenkriterium........................... 3 5 Exponentialfunktion 5 5. Exponentialreihe und die Zahl e..................... 5 5. Eigenschaften der Exponentialfunktion................. 8 5.3 Hyperbelfunktionen............................ 5.4 Trigonometrische Funktionen...................... 6 Funktionen einer reellen Variablen 5 6. Stetige Funktionen............................ 6 6. Stetigkeit von Komposition....................... 7 6.3 Zwischenwertsatz............................. 8 6.4 Extremwertsatz............................. 30 6.5 Die Zahl................................. 3 6.6 Numerische Berechnung von..................... 35 6.7 Monotone Funktionen.......................... 36 6.8 Inverse Funktion............................. 37 6.9 Logarithmische Funktion......................... 39 6.0 Inverse trigonometrische Funktionen.................. 40 6. Bogenmaß................................ 4 6. Nullstellen von Polynomen....................... 44

Chapter Die reellen Zahlen.04.7 Mathematik liefert für Anwendungen eine Menge von Regeln, um bestimmte Größe zu berechnen. Aber für die Mathematiker ist die Mathematik eine logische Theorie, wo die neuen Aussagen aus schon bestehenden Aussagen mit Hilfe von logischer Argumentation (Beweis) erhalten sollen. Es muss allerdings etwas am Anfang der Theorie geben. Die axiomatische Konstruktion von Mathematik beginnt mit einer Liste von den Grundbegri en und Axiomen. Die Axiome sind die Aussagen, die man ohne Beweis akzeptiert und die die Eigenschaften der Grundbegri e darstellen. Dazu gehören auch die Regeln von logischer Herleitung, die man in den Beweisen benutzen darf. Die erste bekannte axiomatische Darstellung von Geometrie (und somit auch von ganzer Mathematik) wurde von Euklid durchgeführt. Euklid war ein griechischer Mathematiker, der im ca. 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria lebte. Sein Axiomensystem hatte allerdings einige Lücken. Erst in 899 wurde von D.Hilbert das vollständige Axiomensystem von Geometrie gegeben. Im 0. Jahrhundert wurde von N.Bourbaki ein anderes Axiomensystem entwickelt, die auf dem Begri von reeller Zahl basiert. Die Begri e von Geometrie werden später mit Hilfe von Kartesischen Koordinaten eingeführt. Dieses Axiomensystem von reellen Zahlen wird in diesem Kapitel präsentiert. Aber ganz am Anfang von Mathematik stehen die Mengenlehre und die Mathematische Logik. Im ersten Abschnitt beschäftigen wir uns mit den Begri en der Mengenlehre, obwohl ohne richtige Axiomatisierung. Der Zweck davon ist, die auf der Mengenlehre basierende Sprache der Mathematik zu lernen. Danach führen wir die Axiome von reellen Zahlen ein und gewinnen aus den Axiomen alle wesentlichen Eigenschaften der reellen Zahlen.. Mengen und Operationen auf Mengen Alle Objekte, die man in Mathematik tri t, sind entweder Mengen oder Elemente von Mengen. In axiomatischer Mengenlehre sind diese die Grundbegri e, die man nicht de niert. In dieser Einführung benutzen wir keine axiomatische, sondern naive Mengenlehre, wo wir uns auf unserem intuitiven Verständnis von Objekten verlassen, das aus unserer Erfahrung stammt. Der Begründer der Mengenlehre der deutsche Mathematiker Georg Cantor (845-98), erklärte den Begri von Menge in 895 wie folgt:

CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten,... welche die Elemente von M genannt werden. Elemente von Mengen. Jede Menge M besteht aus bestimmten Objekten, die die Elemente von M heißen. Ist x ein Element von M, so schreibt man x M ( x gehört zu M, x ist in M, x liegt in M, x ist ein Element der Menge M ). Ist x kein Element von M, so schreibt man x = M: Es gibt eine Menge, die keine Elemente besitzt. Diese Menge heißt die leere Menge und wird mit dem Zeichen ; bezeichnet. Eine Menge kann explizit angegeben werden wie folgt. Zum Beispiel, die Menge M, die aus Elementen a; b; c; d besteht, bezeichnet man mit M = fa; b; c; dg (d.h. alle Elementen von M in den geschwungenen Klammern). Das bedeutet, dass die Elemente von M die Buchstaben a; b; c; d sind, und nichts anderes. Noch ein Beispiel: die Menge M = fag besteht nur aus einem Element a. Die Elemente dürfen selber die Mengen sein. Zum Beispiel, die Menge M = f;g besteht aus einem Element ;. Häu g ist eine Menge M durch eine Eigenschaft E von Elementen angegeben, d.h. M besteht genau aus den Elementen x die E erfüllen. In diesem Fall schreibt man M = fx : x erfüllt Eg oder M = fx j x erfüllt Eg : Teilmengen und Inklusion. De nition. Menge A heißt Teilmenge von Menge B wenn aus x A folgt x B: Man schreibt in diesem Fall A B ( A ist eine Teilmenge von B ). Die Beziehung A B zwischen den Mengen A und B heißt Inklusion. Die Aussage aus x A folgt x B schreibt man kurz so auf: x A ) x B; wobei der Pfeil ) bedeutet: impliziert, ergibt, aus... folgt.... Die obige De nition kann man ohne Wörter wie folgt umschreiben: A B, (x A ) x B); (.) Die Menge f;g soll mit der Menge ; nicht verwechselt werden: die erste Menge hat ein Element, während die zweite Menge hat kein Element.

.. MENGEN UND OPERATIONEN AUF MENGEN 3 wobei der Doppelpfeil, bedeutet: genau dann, wenn oder äquivalent. Es folgt aus (.), dass die Inklusion von Mengen transitiv ist, d.h. (A B) ^ (B C) ) A C: wobei das Zeichen ^ bedeutet und. Zwei Mengen A und B sind gleich genau dann wenn A B und B A, d.h. A = B, (A B) ^ (B A) : Durchschnitt und Vereinigung. Jetzt de nieren wir einige wichtigen Operationen auf den Mengen. De nition. Der Durchschnitt der Mengen A und B ist die folgende Menge A \ B = fx : x A ^ x Bg : Die äquivalente De nition ist: x A \ B, x A ^ x B: Die Mengen A und B heißen disjunkt falls A \ B = ;: De nition. Die Vereinigung der Mengen A und B ist die folgende Menge: wobei das Zeichen _ bedeutet oder. Die äquivalente De nition ist: Beispiel. Wir haben immer und A [ B = fx : x A _ x Bg ; x A [ B, x A _ x B A \ A = A = A [ A A \ ; = ;; A [ ; = A: Für alle Mengen A; B; C gelten die folgenden Identitäten. Kommutativgesetze: Assoziativgesetze: A \ B = B \ A A [ B = B [ A: Distributivgesetze: (A \ B) \ C = A \ (B \ C) (A [ B) [ C = A [ (B [ C) : (A \ B) [ C = (A [ C) \ (B [ C) (A [ B) \ C = (A \ C) [ (A \ C)

4 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Subtraktion von Mengen. De nition. Die Di erenzmenge A n B zweier Mengen A; B ist de niert wie folgt: A n B := fx : x A ^ x = Bg : Das Zeichen n heißt Minus oder Mengenminus. Zum Beispiel, A n A = ; und A n ; = A. Komplement. Wählen wir eine Grundmenge X. Die Menge von allen Teilmengen von X heißt die Potenzmenge von X und wird mit P (X) bezeichnet. Nach De nition haben wir: A P (X), A X: Es ist klar, dass wenn A und B Teilmengen von X sind, so sind A [ B, A \ B und A n B auch Teilmengen von X. D.h. die Potenzmenge ist verschlossen bezüglich Operationen [; \; n. De nition. Für jede Menge A X de nieren wir das Komplement A c (bezüglich der Grundmenge X) durch A c = X n A: Äquivalent haben wir: x A c, x = A vorausgesetzt dass immer x X. Für beliebige Mengen A; B X gelten die Formeln von De Morgan: (A \ B) c = A c [ B c (A [ B) c = A c \ B c : Diese Formeln lassen sich als die folgende Regel formulieren: das Komplement der Vereinigung ist der Durchschnitt der Komplementen, und umgekehrt. Kartesisches Produkt. De nition. Für je zwei Mengen A; B de nieren wir kartesisches (direktes) Produkt A B der Mengen A; B wie folgt: A B = f(a; b) : a A; b Bg ; d.h. die Menge A B besteht aus allen geordneten Paaren (a; b) mit a A und b B. Das geordnete Paar (a; b) ist ein neues Objekt, das man aus den Elementen von A und B erstellt. Zwei Paaren (a; b) und (a 0 ; b 0 ) sind gleich genau dann, wenn a = a 0 und b = b 0 :

.. ABBILDUNGEN 5. Abbildungen De nition. Gegeben seien zwei Mengen X; Y. Eine Abbildung f von X nach Y ist eine Zuordnung (Vorschrift, Regel) x 7! y, die jedem Element x X genau ein Element y Y zuordnet. Die Abbildung wird mit f : X! Y oder X f! Y bezeichnet. Das Element y heißt das Bild von x (oder der Wert von f an der Stelle x) und wird mit f (x) bezeichnet. Man bezeichnet die Abbildung auch mit oder mit f : X! Y x 7! f (x) X 3 x 7! f (x) Y: Die Menge X heißt der De nitionsbereich (oder De nitionsmenge) von f, die Menge Y der Wertebereich (oder Zielmenge). Beispiel. Die identische Abbildung Id : X! X wird wie folgt de niert: Id (x) = x für alle x. Sie wird auch mit Id X bezeichnet um den De nitionsbereich X zu betonen. Komposition von Abbildungen. De nition. Gegeben seien zwei Abbildungen X g! Y f! Z; de nieren wir die Komposition (Verkettung, zusammengesetzte Abbildung) f g als eine Abbildung von X nach Z mit (f g) (x) = f (g (x)) : Man kann auch schreiben f g : X! Z; x 7! f (g (x)) : Schematisch kann man die Verkettung so darstellen: Y g % & f X fg! Z Man muss betonen, dass die Komposition f g nur dann wohlde niert ist, wenn der Wertebereich von g im De nitionsbereich for f liegt. Daraus folgt, dass g f nicht unbedingt wohlde niert sein soll, selbst wenn f g wohlde niert ist. Insbesondere kann man nicht erwarten, dass die Komposition kommutativ ist. Aber die Komposition ist immer assoziativ.

6 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Satz. (Assoziativgesetz für Komposition) Die folgende Identität (f g) h = f (g h) (.) gilt für je drei Abbildungen X h! Y g! Z f! U: Beweis. Bemerken wir zunächst, dass die beiden Verkettungen (f g) h und f (g h) wohlde niert sind und von X nach U abbilden. Für jedes x X gilt und analog woraus die Identität (.) folgt. ((f g) h) (x) = (f g) (h (x)) = f (g (h (x))) (f (g h)) (x) = f ((g h) (x)) = f (g (h (x))) ; Das Assoziativgesetz erlaubt uns die Verkettung dreier Abbildungen zu de nieren wie folgt: f g h := (f g) h: Quantoren. Unterhalb benutzen wir die folgenden Symbolen (Quantoren): 8 bedeutet für alle, für jedes, 9 bedeutet es existiert, es gibt mindestens ein, für mindestens ein. Das Zeichen 8 stammt aus dem umgedrehten Buchstabe A (Alle) und heißt Allquantor. Das Zeichen 9 stammt aus dem umgedrehten E (Existiert) und heißt Existenzquantor. Das Zeichen 9! (Existenzquantor mit dem Ausrufezeichen) bedeutet: es gibt genau ein. Umkehrabbildung. Gegeben seien zwei Abbildungen X f! Y g! X. Dann sind die beiden Kompositionen f g und g f wohlde niert und f g : Y! Y ; g f : X! X: De nition. Die Abbildung g heißt die Umkehrabbildung ( oder die inverse Abbildung) von f, falls f g = Id Y und g f = Id X : (.3) In diesem Fall ist f auch die Umkehrabbildung von g. Existiert die Umkehrabbildung von f, so bezeichnet man sie mit f ; d.h..04.7 f f = Id Y und f f = Id X : De nition. Für jede Abbildung f : X! Y und für jedes y Y, die Menge fx X : f (x) = yg

.. ABBILDUNGEN 7 heißt das Urbild von y. De nition. Eine Abbildung f : X! Y heißt bijektiv falls das Urbild von jedem y Y genau ein Element enthält, d.h. 8y Y 9!x X mit f (x) = y: Die Abbildung f heißt surjektiv falls das Urbild von jedem y Y nicht leer ist, d.h. 8y Y 9x X mit f (x) = y: Die Abbildung f heißt injektiv falls das Urbild von jedem y Y höchstens ein Element enthält, d.h. f (x ) = f (x ) ) x = x Es ist klar, dass f ist bijektiv, f ist surjektiv und injektiv. Satz. Eine Abbildung f : X! Y hat eine Umkehrabbildung genau dann, wenn f bijektiv ist. In diesem Fall ist die Umkehrabbildung eindeutig bestimmt. Beweis. Hat f eine Umkehrabbildung g, so gilt (.3), d.h. und 8y Y f (g (y)) = y (.4) 8x X g (f (x)) = x: (.5) Es folgt aus (.4), dass das Urbild von jedem y Y nicht leer ist, da es g (y) enthält. Somit ist f surjektiv. Zeigen wir jetzt, dass f auch injektiv ist. Angenommen, dass f (x ) = f (x ) für x ; x X, es folgt aus (.5), dass x = g (f (x )) = g (f (x )) = x ; so dass f injektiv ist. Es folgt, dass f bijektiv ist. Umgekehrt, ist f bijektiv, so de nieren wir die Abbildung g : Y! X wie folgt: für jedes y Y gibt es genau ein x X mit f (x) = y, so setzen wir g (y) = x. Dann gelten (g f) (x) = g (f (x)) = g (y) = x und (f g) (y) = f (g (y)) = f (x) = y; so dass (.3) gilt. Somit hat f die Umkehrabbildung g. Ist f bijektiv, so ist die Abbildung g, die (.5) erfüllt, eindeutig bestimmt. Somit ist die Umkehrabbildung f eindeutig bestimmt. Satz.3 Gegeben seien zwei bijektive Abbildungen X g! Y f! Z: Die folgende Identität gilt für die Umkehrabbildungen (f g) = g f :

8 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Beweis. O ensichtlich ist f g eine Abbildung von X nach Z, und g f eine Abbildung von Z nach X, was aus dem folgenden Diagramm klar ist: Nach dem Satz. erhalten wir und analog X g Y f Z: g f (f g) = g f (f g) = g f f g = g (Id Y g) = g g = Id X (f g) g f = f f = Id Z : Somit ist g f die Umkehrabbildung von f g:.3 Axiomensystem von reellen Zahlen Hier de nieren wir axiomatisch die Menge von reellen Zahlen. De nition. Eine Menge R heißt die Menge von reellen Zahlen und ihre Elemente heißen reelle Zahlen falls die folgenden vier Gruppen von Axiomen (insgesamt vierzehn Axiome) erfüllt sind. I. Axiome der Addition. Es gibt eine Abbildung (Operation) R R (x; y)! R 7! x + y die Addition heißt und die folgenden Bedingungen erfüllt:. (Das Nullelement) Es existiert eine Zahl 0 R, so dass für alle x R x + 0 = 0 + x = x:. (Das Negative) Für jedes x R existiert ein eine Zahl x R (das Negative von x), so dass x + ( x) = ( x) + x = 0: 3. (Assoziativgesetz für +) Für alle x; y; z R gilt (x + y) + z = x + (y + z) : 4. (Kommutativgesetz für +) Für alle x; y R gilt x + y = y + x:

.3. AXIOMENSYSTEM VON REELLEN ZAHLEN 9 Die Zahl x + y heißt die Summe von x; y. Eine Menge K (statt R), wo die Operation Addition de niert ist und die Axiome -3 erfüllt, heißt (additive) Gruppe. Soll auch das Axiom 4 erfüllt werden, so heißt die Gruppe K kommutativ. II. Axiome der Multiplikation. Es gibt eine Abbildung (Operation) R R (x; y)! R 7! x y die Multiplikation heißt und die folgenden Bedingungen erfüllt:. (Das Einheitselement) Es existiert eine Zahl Rnf0g, so dass für alle x R x = x = x:. (Das Inverse) Für jedes x R n f0g existiert eine Zahl x R (das Inverse von x), so dass x x = x x = : 3. (Assoziativgesetz für ) Für alle x; y; z R gilt (x y) z = x (y z) : 4. (Kommutativgesetz für ) Für alle x; y R gilt x y = y x: 5. (Distributivgesetz) Für alle x; y; z R gilt (x + y) z = x z + y z: Die Zahl x y heißt das Produkt von x; y. Man schreibt auch xy anstatt x y. Eine Menge K (statt R), wo die Operationen Addition und Multiplikation de niert sind und die obigen Axiome erfüllen, heißt Körper. Die ersten zwei Gruppen von Axiomen heißen Körperaxiome. Deshalb ist R ein Körper. Es gibt auch andere Beispiele von Körper, die wir später besprechen. III. Anordnungsaxiome. Auf R ist Ungleichung < de niert: für je zwei Elemente x; y R ist x < y entweder wahr oder falsch (wobei x < y und y > x äquivalent sind). Die Ungleichung erfüllt die folgenden Bedingungen, für alle x; y; z R:. (Vergleichbarkeit) Es gilt genau eine der folgenden Relationen: x < y oder y < x oder x = y:. (Transitivität) x < y ^ y < z ) x < z 3. (Beziehung zur Addition) x < y ) x + z < y + z

0 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN 4. (Beziehung zur Multiplikation) x > 0 ^ y > 0 ) x y > 0: Falls eine Relation < auf einer Menge K de niert ist und die Anordnungsaxiome - erfüllt, so heißt sie (totale) Ordnung und die Menge K heißt (total) geordnet. Die Axiome 3 und 4 etablieren die Beziehung zwischen der Ordnung und den Körperoperationen. Ein Körper K der auch die Anordnungsaxiome erfüllt, heißt angeordneter Körper. Somit ist R ein angeordneter Körper. Wir de nieren auch die unechte Ungleichung: x y (oder y x) gilt genau dann, when es entweder x < y oder x = y gilt, d.h. IV. Vollständigkeitsaxiom. x y, x < y _ x = y: Seien A; B nicht leere Teilmengen von R mit der Eigenschaft Dann existiert eine Zahl c R so dass 8a A 8b B gilt a b: 8a A 8b B gilt a c b: Man sagt, dass die Zahl c die Mengen A und B trennt. Man stellt die reellen Zahlen dar als die Punkte auf einer waagerechten Gerade. Die Punkte am links sind immer kleiner als die Punkte am rechts. Die Vollständigkeitsaxiom bedeutet folgendes: liegt die ganze Menge A links von B, so existiert ein Punkt c zwischen A und B. Man kann es auch so vorstellen, dass die Gerade keine Lücke enthält. Bemerkung. Die Existenz der Menge R, die alle Axiome von reellen Zahlen erfüllt, wird später kurz besprochen..4 Folgerungen aus den Körperaxiomen Folgerungen aus den Axiomen der Addition. Jetzt zeigen wir, wie man aus den Axiomen die üblichen algebraischen Regeln bzw die weiteren Eigenschaften von reellen Zahlen gewinnt. [] Das Nullelement ist eindeutig bestimmt. Seien 0 und 0 0 zwei Nullelemente. Nach De nition erfüllen 0 und 0 0 die folgenden Identitäten, für alle x R: x + 0 = 0 + x = x und x + 0 0 = 0 0 + x = x: 5.04.7

.4. FOLGERUNGEN AUS DEN KÖRPERAXIOMEN Einsetzen in der ersten Identität x = 0 0 ergibt und in der zweiten Identität x = 0 ergibt 0 0 + 0 = 0 0 + 0 = 0 0 0 + 0 0 = 0 0 + 0 = 0; woraus 0 0 = 0 o ensichtlich folgt. [] Das Negative von x R ist eindeutig bestimmt. Seien y und z zwei Negative von x. Nach De nition erfüllen y und z die folgenden Identitäten: x + y = y + x = 0 und Es folgt nach Axiom I. und nach Axiomen I.3 und I. woraus y = z folgt. [3] Es gelten und x + z = z + x = 0: y + (x + z) = y + 0 = y y + (x + z) = (y + x) + z = 0 + z = z; 0 = 0 ( x) = x; für alle x R. Da nach Axiom I. gilt 0 + 0 = 0, so sehen wir, dass 0 die De nition von 0 erfüllt. Nach [] beschließen wir, dass 0 = 0: Bezeichnen wir mit y das Negative von x, d.h. y erfüllt ( x) + y = y + ( x) = 0: (.6) Da nach De nition von x gilt x + ( x) = ( x) + x = 0; so folgt es, dass die Identitäten (.6) für y = x erfüllt sind. Nach der Eindeutigkeit des Negatives erhalten wir, dass das Negative von ( x) gleich x ist. [4] Für jede a; b R hat die Gleichung x+a = b eine eindeutige Lösung x = b+( a) : Die Zahl x = b + ( a) erfüllt die Gleichung, weil x + a = (b + ( a)) + a = b + (( a) + a) = b + 0 = b: Andererseits folgt es aus der Gleichung x + a = b, dass (x + a) + ( a) = b + ( a) ; x + (a + ( a)) = b + ( a) ; x = b + ( a) : Die Summe b + ( a) wird auch mit b a bezeichnet und heißt die Di erenz von b und a. Die Abbildung (Operation) (a; b) 7! b a heißt Subtraktion.

CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Die Beweise der folgen- Folgerungen aus den Axiomen der Multiplikation. den Eigenschaften [5] [8] sind analog zu [] [4]. [5] Das Einheitselement ist eindeutig bestimmt. [6] Das Inverse von x R n f0g ist eindeutig bestimmt. [7] Es gelten = und (x ) = x, für alle x R n f0g. [8] Für jede a R n f0g und b R hat die Gleichung a x = b eine einer eindeutige Lösung x = a b. Das Produkt a b heißt der Quotient von b und a und wird mit b=a oder b a bezeichnet. Die Abbildung (Operation) (a; b) 7! b=a heißt Division. Insbesondere gilt a = =a. Folgerungen aus dem Distributivgesetz. [9] x 0 = 0 x = 0 für alle x R Da 0 + 0 = 0, so erhalten wir aus dem Axiom II.5 Mit Hilfe von [4] erhalten wir [0] x y = 0, x = 0 _ y = 0: x 0 = x (0 + 0) = x 0 + x 0: x 0 = x 0 + ( x 0) = 0: Ist x = 0 oder y = 0, so ist x y = 0 nach [9]. Beweisen wir, dass x y = 0 ergibt x = 0 oder y = 0. Nehmen wir an, dass x 6= 0: Lösen der Gleichung x y = 0 bezüglich y mit Hilfe von [8] ergibt y = x 0, woraus y = 0 nach [9] folgt. [] ( ) x = x Mit Hilfe von Axiomen II., II.5, I. erhalten wir x + ( ) x = x + ( ) x = ( + ( )) x = 0 x = 0; wobei die letzte Identität nach [9] gilt. Somit erfüllt ( ) x die De nition des Negatives von x, und nach [] beschließen wir, dass ( ) x = x: [] ( ) ( x) = x Wir haben nach [] und [3], dass ( ) ( x) = ( x) = x: [3] (x + y) = x y (siehe Aufgaben). [4] x ( y) = (x y) Nach [] und Axiomen II.3, II.4 erhalten wir x ( y) = x (( ) y) = ( ) (x y) = (x y) : [5] ( x) ( y) = x y: Insbesondere ( ) ( ) = :

.5. FOLGERUNGEN AUS DEN ANORDNUNGSAXIOMEN 3 Einsetzen in [4] ( x) statt x ergibt Für x = y = erhalten wir ( x) ( y) = (( x) y) = ( (x y)) = x y: ( ) ( ) = = : [6] Bezeichnen wir := + und x := x x. Dann gilt für alle x; y R (siehe Aufgaben). (x + y) = x + x y + y Bemerkung. Obwohl wir die Zahl de niert haben, es ist noch nicht klar ob von 0 und abweicht (bemerken wir, dass 6= 0 nach Axiom II. gilt). Die Körperaxiome allein implizieren die Existenz von Zahlen außer 0 und nicht. Zum Beispiel, betrachten wir die Menge K = f0; g, die aus zwei Elementen 0 und besteht, und de nieren Addition und Multiplikation in K mit 0 + 0 = 0; 0 + = + 0 = ; + = 0 und 0 0 = 0 = 0 = 0; = : Dann werden alle Axiome von Addition und Multiplikation erfüllt, so dass K ein Körper ist (siehe Aufgaben). Dieser Körper with mit F bezeichnet. In F gilt o ensichtlich = 0! Dass in R gilt 6= 0 ist eine Folgerung von Anordnungsaxiomen unterhalb..5 Folgerungen aus den Anordnungsaxiomen Eine Zahl x R heißt positiv falls x < 0 und negativ falls x < 0. Das Axiom III. ergibt, dass jede Zahl x R entweder positiv, oder negativ, oder Null ist. [7] x < y ^ y z ) x < z Ist y < z, so folgt das aus dem Axiom III.. Ist y = z so ist die Implikation trivial. [8] x y ^ y z ) x z Im Fall x = y = z ist die Implikation trivial. Im Fall x < y oder y < z folgt sie aus [7]. [9] x y ^ y x ) x = y Nach Axiom III. gilt immer eine der Möglichkeiten x < y, x > y, x = y. Da x < y im Widerspruch zu y x steht und x > y im Widerspruch zu x y, so bleibt es nur die Möglichkeit x = y. [0] x y ) x + z y + z Im Fall x < y folgt aus dem Axiom III.3, dass x + z < y + z, im Fall x = y erhalten wir x + z = y + z.

4 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN [] x y ^ a < b ) x + a < y + b Mit Hilfe von [0] und Axiom III.3 erhalten wir woraus x + a < y + b nach [7] folgt. x + a y + a = a + y < b + y = y + b; [] Die Summe von positiven Zahlen ist positiv, und die Summe von negativen Zahlen negativ. Falls x > 0 und y > 0, so erhalten wir nach [], dass x + y > 0 + 0 = 0: Der Fall von negativen x; y ist analog. [3] x y ^ a b ) x + a y + b Im Fall x < y oder a < b erhalten wir aus [], dass x + a < y + b, im Fall x = y und a = b gilt x + a = y + b: [4] Die folgenden Äquivalenzen gelten: x < y, y x > 0, x > y (.7) und x y, y x 0, x y : (.8) Addieren ( x) zu den beiden Seiten von x < y ergibt nach Axiom III.3 x < y, x + ( x) < y + ( x), 0 < y x: Analog erhalten wir x > y, ( x) + y > ( y) + y, y x > 0 Der Beweis von (.8) ist analog. [5] Für alle x R gelten x negativ, x positiv, (.9) x positiv, x negativ. (.0) Setzen wir in (.7) y = 0 und erhalten x < 0, x > 0, was äquivalent zu (.9) ist. Setzen wir in (.8) x = 0 und erhalten was äquivalent zu (.0) ist. 0 < y, 0 > y; [6] Sind die Zahlen x und y gleichzeitig positiv oder negativ, so ist x y positiv. Ist eine Zahl von x; y positiv und andere negativ, so ist x y negativ.

.6. INTERVALLE 5 Im Fall x; y > 0 ergibt das Axiom III.4, dass x y > 0. Im Fall x; y < 0 erhalten wir nach [5] dass x und y positiv sind, und nach [5] und Axiom III.4 x y = ( x) ( y) > 0: Im Fall x < 0 und y > 0, erhalten wir nach [5] x > 0 und nach [4] und Axiom III.4 (x y) = ( x) y > 0; woraus nach [5] folgt x y < 0. Der Fall x > 0 und y < 0 ist analog. [7] Für alle x R n f0g gilt x x > 0. Da x 6= 0, so ist x entweder positiv oder negativ (Axiom III.), und in den beiden Fällen gilt x x > 0 nach [6]. [8] > 0 und < 0: Nach Axiom II. haben wir 6= 0 und =. Da > 0 nach [7], so folgt es, dass > 0. Es folgt aus [5], dass < 0. De nieren wir jetzt die Zahlen := +, 3 := +, 4 := 3 + usw. Es folgt aus > 0 mit Hilfe von Axiom III.3, dass >, 3 >, 4 > 3, d.h. [9] Ist x > 0, so ist x > 0. Ist x < 0 so ist x < 0. 0 < < < 3 < 4 < ::: : (.) Da x x = > 0, so nach [9] ist x nicht Null, und nach [6] sind die beiden Zahlen x und x gleichzeitig positiv oder negativ, was zu beweisen war. [30] Sei x < y. Für alle a > 0 gilt a x < a y, und für alle a < 0 gilt a x > a y. Siehe Aufgaben. [3] Falls 0 < x < y und 0 < a < b, so gilt a x < b y. Siehe Aufgaben. [3] Für alle x > y > 0 gilt x < y. Da y < x und x ; y positiv nach [9] sind, so erhalten wir mit Hilfe von [30], dass x y < x x und Nach Axiomen II.3, II., II. erhalten wir und x y y < x x y : (.) x y y = x y y = x = x x x y = y : Somit impliziert (.), dass x < y : Insbesondere erhalten wir aus (.) und [3], dass > > 3 > > ::: > 0: 4

6 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN.04.7.6 Intervalle De nition. Für je zwei reelle Zahlen a; b mit a b de nieren wir die Intervalle wie folgt: (a; b) = fx R : a < x < bg o enes Intervall (a; b] = fx R : a < x bg halbo enes (linkso enes) Intervall [a; b) = fx R : a x < bg halbo enes (rechtso enes) Intervall [a; b] = fx R : a x bg abgeschlossenes Intervall Die Zahlen a; b heißen die Grenzen des Intervalles. Satz.4 Jedes Intervall I mit den Grenzen a < b ist nicht leer. Beweis. Zeigen wir, dass c := (a + b) ein Element von (a; b) ist, so dass I 6= ;. Da > 0 und + = + = ( + ) = = ; so erhalten wir c = a + b < b + b = + b = b = b: Analog gilt c > a, woraus c I folgt. De nieren wir die erweiterte Menge von reellen Zahlen R = R [ f+; g ; wobei + und die neuen Elemente sind, die Unendliche heißen, und erweitert die Anordnungsrelation < auf R wie folgt: für alle a R gilt immer < a < +: Die obige De nition von Intervall gilt auch im Fall wenn die Grenzen a; b die Elemente von R sind. Zum Beispiel, für a R, haben wir [a; +) = x R : a x < + = fx R : x ag ( ; a] = x R : < x a = fx R : x ag [a; +] = x R : a x + = [a; +) [ f+g : Auch gelten ( ; +) = R und [ ; +] = R. Satz.4 gilt auch in diesem Fall. Ein Intervall mit den Grenzen a; b heißen beschränkt, falls a; b R und unbeschränkt, falls mindestens eine von a; b unendlich ist.

.7. QUADRATWURZEL 7.7 Quadratwurzel Satz.5 Für jede nichtnegative Zahl a 0 existiert genau eine nichtnegative Zahl x R mit x = a: De nition. Die eindeutige nichtnegative Zahl x mit x = a heißt die Quadratwurzel aus a und wird mit p a bezeichnet. Beweis. Im Fall a = 0 erhalten wir trivial x = 0. Sei a > 0. Betrachten wir die Mengen A = x [0; ) : x a (.3) und B = y [0; ) : y a : (.4) Die beiden Mengen sind nicht leer, da A enthält x = 0 und B enthält y = a +, weil (a + ) = a + a + > a: Für alle x A und y B gilt x y, da sonst aus x > y folgt x > y, was im Widerspruch zur x a y steht. Nach dem Vollständigkeitsaxiom erhalten wir die Existenz einer Zahl c zwischen A und B, d.h. x c y für alle x A und y B: (.5) Wir werden beweisen, dass c = a: Dafür reicht es zu zeigen, dass die anderen Fälle c < a und c > a unmöglich sind. Zuerst nehmen wir an, dass c > a. Insbesondere gilt c > 0. Wir zeigen, dass es eine Zahl " gibt mit 0 < " < c (.6) und (c ") > a: Dann erhalten wir einen Widerspruch, da nach (.4) die Zahl y = c soll, was nach (.5) unmöglich ist. Da (c ") = c c" + " c c"; so reicht es " so zu wählen, dass " die folgende Ungleichung erfüllt: was äquivalent zu c c" > a; " in B liegen " < c a : (.7) c Da c > a, so ist die Zahl d := c a positiv. Die Bedingungen (.6) und (.7) sind c äquivalent zu " (0; c) \ (0; d) : Der Schnitt (0; c) \ (0; d) ist gleich (0; m), wobei c; c < d m = min (c; d) = d; c d :

8 CHAPTER. DIE REELLEN ZAHLEN Da m > 0, so ist das Intervall (0; m) nicht leer nach dem Satz.4, und wir erhalten die Existenz von " (0; m). Somit ist der Fall c > a ausgeschlossen. Jetzt nehmen wir an, dass c < a, und zeigen, dass es ein " gibt mit und 0 < " < (.8) (c + ") < a; was zum Widerspruch zu (.3) und (.5) führt. Da (c + ") = c + c" + " c + (c + ) "; so reicht es " so zu wählen, dass " die folgende Ungleichung erfüllt: was äquivalent zu c + (c + ) " < a; " < a c c + : (.9) Da a c > 0, so erhalten wir wie oberhalb die Existenz von ", das die beiden Bedingungen (.8) und (.9) erfüllt, was beweist, dass c < a unmöglich ist. Somit erhalten wir c = a; was die Existenz der Lösung von x = a beweist. Für die Eindeutigkeit müssen wir noch zeigen, dass für x; y 0 x = y ) x = y: Ist x 6= y so gilt x < y oder x > y. Im ersten Fall erhalten wir x < y und im zweiten Fall x > y, woraus x = y folgt. Korollar.6 Für jedes a > 0 hat die Gleichung x = a genau zwei reellen Lösungen: x = p a und x = p a. Beweis. Ist x > 0, so haben wir die einzige Lösung x = p a nach dem Satz.5. Ist x < 0, so ist x > 0 und ( x) = x = a. Somit gilt x = p a und x = p a. Es ist klar, dass die beiden Werte x = p a die Gleichung x = a erfüllen. Mit Hilfe von Quadratwurzel löst man Quadratgleichungen mit reellen Koe zienten a 6= 0; b; c. ax + bx + c = 0 (.0) Satz.7 Die Gleichung (.0) hat eine reelle Lösung genau dann, wenn d := b 4ac 0: Ist d > 0, so hat (.0) zwei reelle Lösungen x = b p d : (.) a Ist d = 0, so hat (.0) genau eine reelle Lösung x = b a : Der Beweis ist in Aufgaben. Der Wert d = b Gleichung (.0). 4ac heißt die Diskriminante der

Chapter Die ganzen Zahlen und vollständige Induktion. Natürliche Zahlen In diesem Abschnitt de nieren wir den Begri von natürlichen Zahlen. Man erwartet, dass die Menge N von natürlichen Zahlen eine Teilmenge von R ist, die folgenden Eigenschaften erfüllt: N x N ergibt x + N. Jedoch bestimmen these diese zwei Eigenschaften die Menge N nicht eindeutig. Zum Beispiel, die ganze Menge R erfüllt sie. Um eine vollständige De nition von N zu geben, führen wir den folgenden Begri ein. De nition. Eine Menge S R heißt induktiv falls x S ) x + S: Zum Beispiel, die ganze Menge R ist induktiv. Auch die Intervalle (a; +) und [a; +) sind induktive Mengen, während die beschränkten Intervalle nicht induktiv ist. De nition. Die Menge N ist der Durchschnitt von allen induktiven Mengen die enthalten. Die Elemente von N heißen natürliche Zahlen. Bezeichnen wir mit F die Menge von allen induktiven Mengen S mit. Die De nition von N lässt sich wie folgt ausdrücken: Satz. Die Menge N ist induktiv und enthält. x N, x S 8S F: (.) Beweis. Da S für alle S F, so erhalten wir nach (.), dass N. Da jedes S F induktiv ist, so erhalten wir für alle S F x N =) x S =) x + S; 9

0CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION woraus folgt x + N. Somit ist N ist induktiv. Folglich ist N die kleinste induktive Menge mit, d.h. N F und N S für jedes S F. Für jedes n N heißt die natürliche Zahl n + der Nachfolger von n. Beispiel. Das Intervall [; +) ist eine induktive Menge mit. Es folgt, dass N [; +): Insbesondere ist die kleinste natürliche Zahl. Da N, daraus folgt auch := + N; 3 := + N usw. bis 9 := 8+ N. Die Zahl zehn = 9 + wird auch mit 0 bezeichnet, aber diese Bezeichnung hat mit Stellenwertsystem zu tun und wird später eingeführt.. Induktionsprinzip Häu g braucht man eine Aussage beweisen, die von einem natürlichen Parameter n abhängt. Dafür benutzt man das folgende Induktionsprinzip. Satz. (Induktionsprinzip) Sei A (n) eine von n N abhängige Aussage, die die folgenden Bedingungen erfüllt: (i) (Induktionsanfang) A () ist wahr; (ii) (Induktionsschritt) für jedes n N gilt A (n) ) A (n + ) (d.h. wahr, so ist A (n + ) auch wahr). ist A (n) Dann ist A (n) wahr für alle n N. Beweis. Bezeichnen wir mit S die Menge von allen n N, für die A (n) wahr ist, d.h. S = fn N : A (n) ist wahrg : Nach dem Induktionsanfang gilt S, und nach dem Induktionsschritt gilt 0.05.7 n S ) n + S; d.h. S ist induktiv. Nach De nition von N erhalten wir N S, woraus folgt, dass A (n) wahr für alle n N ist. Die Beweismethode, die auf dem Induktionsprinzip basiert, heißt die vollständige Induktion. Im Induktionsschritt nennt man A (n) die Induktionsvoraussetzung und A (n + ) die Induktionsbehauptung. Der folgende Satz wird mit Hilfe von vollständiger Induktion bewiesen. Satz.3 Für je zwei natürliche Zahlen n; m gilt (a) n + m N (b) nm N Beweis. (a) Wählen wir ein m N und beweisen per Induktion nach n, dass n + m N: Bezeichnen wir mit A (n) die Aussage, dass n + m N.

.. INDUKTIONSPRINZIP (i) Induktionsanfang. A () ist die Aussage, dass +m N. Da N eine induktive Menge ist und m N, so folgt es daraus, dass m + N, was zu beweisen war. (ii) Induktionsschritt. Die Induktionsvoraussetzung A (n) ist: n + m N, die Induktionsbehauptung A (n + ) ist: (n + ) + m N. Ist A (n) wahr, d.h. n + m N, so gilt auch (n + m) + N und somit (n + ) + m = (n + m) + N; d.h. A (n + ) ist wahr. Nach dem Induktionsprinzip beschließen wir, dass A (n) für alle n N gilt. (b) Wählen wir ein m N und beweisen wir per Induktion nach n, dass nm N. (i) Induktionsanfang für n =. Ist n = so gilt nm = m N. (ii) Induktionsschritt von n nach n +. Ist es schon bekannt, dass nm N, dann gilt nach (a) (n + ) m = nm + m N da die beiden Zahlen nm und m natürlich sind. Satz.4 Für alle n; m N mit n > m gilt n m N. Beweis. Beweisen wir zunächst diese Behauptung für m =, d.h. Das letztere ist äquivalent zur folgenden Aussage n > ) n N: (.) A (n) = (n = _ n N) für alle n N, die wir per Induktion nach n beweisen. (i) Induktionsanfang. A () ist wahr, da n =. (ii) Induktionsschritt. A (n + ) ist wahr, da (n + ) = n N. Beweisen wir jetzt, dass für alle n; m N mit n > m gilt n m N. Bezeichnen wir B (m) = (8n N mit n > m gilt n m N) und beweisen per Induktion nach m, dass B (m) für alle m N gilt. (i) Induktionsanfang für m =.

CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION B () bedeutet: für jedes n > gilt n N, was genau (.) ist. (ii) Induktionsschritt von m nach m +. Angenommen, dass B (m) wahr ist, beweisen wir B (m + ), d.h. n N und n > m + ) n (m + ) N: Da n > m, so erhalten with nach der Induktionsvoraussetzung, dass n m N. Nach n > m + erhalten wir n m > und somit nach (.) gilt (n m) N. Es bleibt nun zu bemerken, dass n (m + ) = n + ( ) (m + ) = n + ( m) + ( ) = (n m) ; woraus n (m + ) N folgt..3 Ganze Zahlen Bezeichnen with mit Z die Vereinigung von f0g, N, und von den Negativen von N, d.h. Z := f0g [ N \ ( N) : Die Elemente von Z heißen die ganze Zahlen und Z heißt die Menge von ganzen Zahlen. O ensichtlich haben wir x Z und x > 0, x N: Satz.5 Für alle x; y Z sind x + y, x y, xy auch in Z. Beweis. Da x y = x + ( y) und ( y) Z, es reicht zu beweisen, dass xy und x + y ganze Zahlen sind. Ist x = 0 oder y = 0, so ist die Aussage trivial. Sonst gibt es natürliche Zahlen n; m mit x = n und y = m. Im Fall x = n und y = m sind xy und x + y Elemente von N nach dem Satz.3. Betrachten wir jetzt den Fall x = n und y = m. Dann nm N und xy = n ( m) = nm Z. Beweisen wir, dass x + y = n m eine ganze Zahl ist. Im Fall n = m gilt n m = 0 Z. Im Fall n > m gilt n m N nach dem Satz.4. Im Fall n < m gilt m n N und somit n m = (m n) Z. Die anderen Fälle von den Vorzeichen in x = n und y = m werden analog betrachtet. Korollar.6 Für x; y Z ist die Bedingung x > y äquivalent zu x y+: Folglich, für jedes n Z enthält das Intervall (n; n + ) keine ganze Zahl. Beweis. Sei x > y. Da x y Z und x y > 0, erhalten wir x y N. Da die kleinste natürliche Zahl ist, folgt x y und damit x y +. Die Implikation in der Rückrichtung ist o ensichtlich: x y + und y + > y ergeben x > y. Ist m eine ganze Zahl im Intervall (n; n + ), so gilt m > n und somit m n+, was im Widerspruch zu m < n + steht.

.4. MAXIMUM UND MINIMUM 3.4 Maximum und Minimum Sei S eine nicht-leere Teilmenge von R. De nition. Ein Element m S heißt das Maximum von S falls für alle x S gilt x m. In diesem Fall wird m mit max S bezeichnet. Ein Element m S heißt das Minimum von S falls für all x S gilt x m. In diesem Fall wird m mit min S bezeichnet Z.B. für ein abgeschlossenes Intervall S = [a; b] mit reellen a < b gilt max S = b und min S = a. Zeigen wir, dass ein o enes Intervall S = (a; b) weder Maximum noch Minimum hat (und in diesem Fall max S und min S werden nicht de niert). Sei m = max S. Da m S, so gilt a < m < b. Nach dem Satz.4 ist das Intervall (m; b) nicht leer, sei c (m; b). Dann liegt c auch in (a; b) und c > m, so dass m kein Maximum von S ist. Analog beweist man, dass S kein Minimum hat. De nition. Sei S eine nicht-leere Teilmenge von R. Eine Zahl a R heißt untere Schranke von S falls a x für alle x S. Die Menge S heißt nach unten beschränkt falls es eine untere Schranke von S gibt. Sonst heißt S (nach unten) unbeschränkt. Eine Zahl b R heißt obere Schranke von S falls b x für alle x S. Die Menge S heißt nach oben beschränkt, falls es eine obere Schranke von S gibt. Sonst heißt S (nach oben) unbeschränkt. Z.B., für das Intervall (a; b) mit a < b ist a eine untere Schranke und b eine obere Schranke; somit ist (a; b) nach oben und nach unten beschränkt. Das Intervall (a; +) ist nach unten beschränkt und nach oben unbeschränkt. Das Intervall ( ; b) ist nach oben beschränkt und nach unten unbeschränkt. Die ganze Menge R ist nach oben und nach unten unbeschränkt. Existiert max S, so ist max S eine obere Schranke von S. Analog ist min S eine untere Schranke von S. Die Existenz von einer oberen (bzw unteren) Schranke reicht generell für die Existenz des Maximums (bzw Minimums) nicht, was das Beispiel von S = (a; b) zeigt..05.7 Satz.7 Sei S eine nicht-leere Teilmenge von Z. Ist S nach oben beschränkt, so existiert max S. Ist S nach unten beschränkt, so existiert min S. Insbesondere existiert min S für jede nicht-leere Teilmenge von N. Beweis. Sei S nach oben beschränkt. Bezeichnen wir mit B die Menge von oberen Schranken von S. Da für jedes a S und b B gilt a b, so erhalten wir nach dem Vollständigkeitsaxiom die Existenz von c R zwischen S und B, d.h. a c b 8a S 8b B: (.3) Da nach (.3) c keine obere Schranke von S ist, so existiert ein n S mit n > c. Beweisen wir, dass n = max S. Da n + > c, so erhalten wir nach (.3), dass n + > a für alle a S. Da n + und a ganze Zahlen sind, so folgt es nach dem Korollar.6, dass n + a +, d.h. n a, was bedeutet, dass n = max S.

4CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Die Existenz von min S wird analog bewiesen. Die Teilmengen von N sind immer nach unten von beschränkt, woraus die letzte Aussage folgt. Beispiel. Mit Hilfe von dem Satz.7 zeigen wir, dass N nach oben unbeschränkt ist (während min N = und somit N nach unten beschränkt ist). Angenommen, dass N nach oben beschränkt ist, so erhalten wir nach dem Satz.7 dass m = max N existiert. Aber dann auch gilt m + N und somit m kein Maximum ist. Analog zeigt man, dass Z nach unten und nach oben unbeschränkt ist. Satz.8 (Archimedisches Prinzip) Für jedes x R existiert genau ein n Z mit n x < n + : (.4) Die Zahl n wird mit [x] (x in den eckigen Klammern) bezeichnet und heißt die Gaußklammer von x: Der Wert von n heißt auch der Ganzzahlanteil von x. Zum Beispiel, = 0 und =. Für x Z gilt [x] = x: Beweis. Fixieren wir ein x R und betrachten die Menge S = fk Z : k xg : Zeigen wir zunächst, dass diese Menge nicht leer ist. Nehmen wir das Gegenteil an, dass S leer ist. Dann gilt k > x für alle k Z, d.h. x eine untere Schranke von Z ist, was nicht möglich ist. Da S nicht-leer ist und nach oben von x beschränkt, so erhalten wir nach dem Satz.7, dass S das Maximum hat. Setzen wir n = max S. Da n S, erhalten wir nach De nition von S, dass n x. Da n + > n = max S und deshalb n + = S, erhalten wir, dass n + > x. Damit erfüllt n die Bedingungen (.4). Um die Eindeutigkeit von n zu beweisen, nehmen wir zunächst das Gegenteil an, dass es noch ein n 0 Z gibt mit n 0 x < n 0 + : Daraus folgt, dass n + > n 0 und somit nach Korollar.6 n n 0. Analog beweist man, dass n n 0, woraus n = n 0 folgt..5 Rationale Zahlen Eine rationale Zahl ist ein Quotient von ganzen Zahlen, d.h. eine reelle Zahl der Form a mit a; b Z, b 6= 0. b Die Menge von allen rationalen Zahlen wird mit Q bezeichnet, so dass n a o Q = b : a; b Z; b 6= 0 : O ensichtlich gelten die Inklusionen N Z Q R; (.5) wo alle Inklusionen echt sind. Da 0 < <, so ist keine ganze Zahl. Da Q, so sehen wir, dass Q n Z und die Inklusion Z Q echt ist. Die Inklusion Q R ist echt da p keine rationale Zahl ist (siehe Aufgaben), d.h. p R n Q. Der Ausdruck a b mit a; b Z heißt auch ein Bruch. Die Zahl a heißt der Zähler und b - der Nenner des Bruches.

.6. ENDLICHE FOLGEN 5 Satz.9 Die Menge Q ist ein angeordneter Körper. Beweis. Wir müssen nur zeigen, dass Q bezüglich der Operationen Addition und Multiplikation abgeschlossen ist, die Negativen und Inversen von rationalen Zahlen auch in Q liegen, und 0, Q. Dann gelten alle Axiome der Addition, Multiplikation und Ordnung automatisch, da Q eine Teilmenge von R ist. Die obigen Aussagen folgen aus dem Satz.5 und den folgende Identitäten und a b + c d a b = ad + bc = ; bd a b ; a b a b c d = ac bd = b a ; die in den Aufgaben bewiesen werden. Zum Beispiel, für rationale Zahlen a und c mit ganzen a; b; c; d ist ihre Summe b d auch rational, da sie gleich ad+bc ist und die Zahlen ad + bc und bd ganz nach dem bd Satz.5 sind. Bemerken wir, dass Q nicht vollständig ist, d.h., die Vollständigkeitsaxiom in Q nicht gilt. In der Tat impliziert die Vollständigkeitsaxiom die Existenz von Quadratwurzel p a für jedes a 0, aber es gibt kein p in Q..6 Endliche Folgen Für ganze Zahlen n; m Z mit m n bezeichnen wir mit fm; :::; ng die Menge fm; :::; ng := fk Z : m k ng = Z \ [m; n] : De nition. Eine endliche Folge ist eine Abbildung a : fm; :::; ng! R: Man bezeichnet den Wert a (k) auch mit a k und die Folge a mit fa k g n k=m oder kurz mit fa kg : Alle Zahlen a k heißen die Glieder oder die Elemente der Folge a. Für jede endliche Folge fa k g n k= de nieren wir die Summe P n k= a k von Elementen dieser Folge per Induction nach n wie folgt: ist n = dann setzen wir P n k= a k = a ; ist P n k= a k schon de niert, so setzen wir Xn+ a k = k=! nx a k + a n+ : (.6) k= Man schreibt auch nx a k = a + ::: + a n : k=

6CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Die folgenden Eigenschaften der Summe P n k= a k lassen sich per Induktion beweisen: nx c a k = k= nx (ca k ) k= und nx a k + k= nx b k = k= nx (a k + b k ) (siehe Aufgaben). Analog de niert man das Produkt Q n k= a k der Folge fa k g n k= mit: Q k= a k = a k= Q n+ k= a k = ( Q n k= a k) a n+ : Man schreibt auch ny a k = a ::: a n : k= 09.05.7 Betrachten wir die Folge fa k g n k= mit a k = a R für alle k und de nieren wir die Potenzen von a mit ny a n = a = a {z ::: a} ; k= a ist n mal für alle n N. Äquivalent kann man die Potenzen a n direkt per Induktion de nieren: a = a und a n+ = a n a für alle n N: (.7) Man beweist per Induktion die folgenden Identitäten: a n a m = a n+m ; (a n ) m = a nm ; (a b) n = a n b n (.8) (siehe Aufgaben). Ist a 6= 0, so de niert man die Potenzen a n auch für nicht-positive ganze n wie folgt: a 0 := und a n := a n für n < 0: Die Identitäten (.8) gelten in diesem Fall auch für alle n; m Z: De nieren wir die Fakultät n! (n mit dem Ausrufezeichen) wie folgt: 0! = und für n N ny n! = k = ::: n: heißt auch Faktorielle k=

.7. ENDLICHE MENGEN UND KARDINALITÄT 7.7 Endliche Mengen und Kardinalität De nition. Seien X; Y zwei nicht-leere Mengen. Die Menge X heißt gleichmächtig (oder äquivalent) zu Y falls es eine bijektive Abbildung f : X! Y gibt. In diesem Fall schreibt man X Y: Die leere Menge ; ist nach De nition gleichmächtig zu sich selbst, d.h. ; ;: Satz.0 Die Gleichmächtigkeit von Mengen hat die folgenden Eigenschaften: X X (Re exivität) X Y ) Y X (Symmetrie) X Y ^ Y Z ) X Z (Transitivität). Beweis. Der Fall mit leeren Mengen ist trivial, so nehmen wir an, dass alle Mengen X; Y; Z nicht leer sind. Da die Identitätsabbildung Id X : X! X bijektiv ist, haben wir X X. Gilt X Y; so existiert eine bijektive Abbildung f : X! Y. Nach dem Satz. ist die Umkehrabbildung f : Y! X wohlde niert und bijektiv, woraus Y X folgt. Existieren die bijektiven Abbildungen f : X! Y und g : Y! Z, so ist die Verkettung g f : X! Z bijektiv nach dem Satz.3, woraus X Z folgt. Für jedes n N bezeichnen wir mit E n die folgende Menge E n := f; :::; ng = fk N : k ng ; und E 0 = ;: Es ist klar, dass E n E m für n m. Auch gilt nach Korollar.6 E n+ = E n [ fn + g : De nition. Eine Menge S heißt endlich falls S E n für ein n N [ f0g. Gibt es solches n nicht, so heißt S unendlich. Für n = 0 bedeutet S E 0 dass S eine leere Menge ist. Für n N bedeutet S E n die Existenz einer Bijektion f : E n! S, d.h. man kann die Menge S mit den Zahlen ; :::; n aufzählen. De nition. Gilt S E n ; so sagen wir: die Anzahl von Elementen von S ist n, oder die Kardinalität von S ist n. Man bezeichnet die Kardinalität von S mit card S oder mit jsj (Betrag von S). Z.B., für die Menge S = fa; bg gilt card S = ; da diese Menge zu E = f; g gleichmächtig ist. Wir beweisen einige Eigenschaften von endlichen Mengen und Kardinalitäten. Aber zunächst zeigen wir, dass die Kardinalität wohl-de niert ist, d.h. S E n und S E m mit verschiedenen Zahlen n; m unmöglich sind. Satz. Sind m; n natürliche Zahlen mit m > n, so gibt es keine injektive Abbildung von E m nach E n : Insbesondere sind E m und E n gleichmächtig genau dann, wenn m = n:

8CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Die Aussage von Satz. heißt das Schubfachprinzip: sind m Objekten zwischen n Schubfächern verteilt, wobei m > n, so gibt es ein Schubfach mit mindestens zwei Objekten. Es gibt viele interessante Anwendungen von diesem Prinzip. Im Beweis benutzen wir den Begri von disjunkter Vereinigung. De nition. Seien A; B zwei Mengen. Die disjunkte Vereinigung A t B wird als die Vereinigung A [ B de niert, vorausgesetzt A \ B = ;: Im Fall A \ B 6= ; wird A t B nicht de niert. BehauptungDisjunkte Vereinigung hat die folgende Eigenschaft: ist A A 0 und B B 0 so gilt A t B A 0 t B 0 ; (.9) vorausgesetzt dass A \ B = ; und A 0 \ B 0 = ;. Beweis. Seien f : A! A 0 und g : B! B 0 bijektive Abbildungen. De nieren wir die Abbildung F : A t B! A 0 t B 0 wie folgt: F (x) = f (x), falls x A; g (x) ; falls x B: Dann ist F bijektiv, woraus (.9) folgt. Vor dem Beweis des Satzes. beweisen wir ein Lemma. Lemma. Für jedes n N und für jedes a E n+ gilt E n+ n fag E n : (.0) Beweis. Induktion nach n. Für n = ist (.0) o ensichtlich, dass für a = E n fag = f; g n fg = fg = E und für a = E n fag = f; g n fg = fg fg = E : Induktionsschritt von n nach n +. Angenommen sei (.0), beweisen wir, dass für jedes a E n+ E n+ n fag E n+: (.) Ist a = n +, so gilt E n+ n fn + g = E n+ E n+ : Ist a < n +, so liegt a in E n+. Nach Induktionsvoraussetzung haben wir (.0), woraus mit Hilfe von (.9) folgt E n+ n fag = (E n+ n fag) t fn + g E n t fn + g = E n+ :

.7. ENDLICHE MENGEN UND KARDINALITÄT 9 Beweis von dem Satz.. Die Bedingung m > n impliziert, dass E n+ E m. Soll eine injektive Abbildung f : E m! E n mit m > n existieren, so ist die Beschränkung fj En+ eine injektive Abbildung von E n+ nach E n. Deshalb reicht es zu beweisen, dass es keine injektive Abbildung E n+! E n gibt. Diese Aussage beweisen wir per Induktion nach n. Induktionsanfang für n = : Es gibt nur eine Abbildung f : E! E und zwar mit f () = f () =. Somit ist f nicht injektiv. Induktionsschritt von n nach n +. Sei f : E n+! E n+ eine injektive Abbildung. Setzen with a = f (n + ) : Da f injektiv ist, so gilt f (k) 6= a 8k E n+ : Somit ergibt die Beschränkung von f auf E n+ eine injektive Abbildung E n+! E n+ n fag : (.) Nach Lemma. haben wir (.0), d.h. es gibt eine bijektive Abbildung E n+ n fag! E n : (.3) Die Komposition zweier injektiven Abbildungen (.) und (.3) ergibt eine injektive Abbildung E n+! E n ; was nach der Induktionsvoraussetzung nicht möglich ist. Somit ist das Schubfachprinzip bewiesen. Beweisen wir jetzt, dass E m E n, m = n: Der Fall m = 0 oder n = 0 ist o ensichtlich. Seien m; n N. Ist m = n so ist E m = E n. Sei E m E n. Dann gibt es eine injektive (sogar bijektive) Abbildung E m! E n. Nach dem Schubfachprinzip erhalten wir m n. Da es auch eine injektive Abbildung E n! E m gibt, so erhalten wir analog n m, woraus n = m folgt. Satz.3 Eine Teilmenge S einer endlichen Menge M ist endlich, und card S card M: Beweis. Sei n = card M. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass M = E n, und beweisen per Induktion nach n, dass jede Teilmenge S von E n endlich ist und card S n. Induktionsanfang. Ist n = 0; so ist jede Teilmenge S von E 0 leer und somit endlich mit card S = 0. Induktionsschritt von n nach n +. Angenommen sei, dass jede Teilmenge T von E n endlich ist und card T n. Beweisen wir, dass jede Teilmenge S E n+ endlich ist und card S n +. Betrachten wir zwei Fälle. Gilt S E n, so ist S endlich nach Induktionsvoraussetzung, und card S n < n + :

30CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Gilt S 6 E n, so enthält S die Zahl n +. Die Menge S 0 = S n fn + g ist eine Teilmenge von E n und somit nach Induktionsvoraussetzung ist S 0 endlich und card S 0 n. In anderen Wörter S 0 E m für ein m n. Dann erhalten wir mit Hilfe von (.9) S = S 0 t fn + g E m t fm + g = E m+ ; woraus die Endlichkeit von S folgt, und auch card S = m + n + : Es folgt aus dem Satz.3, dass für jede zwei endliche Mengen A; B auch A \ B, A n B, B n A endlich sind..05.7 Satz.4 Seien A; B zwei endliche Mengen. Dann ist auch A [ B endlich. Sind A und B zusätzlich disjunkt, so gilt card (A t B) = card A + card B: (.4) Beweis. Die Vereinigung A [ B lässt sich als eine disjunkte Vereinigung darstellen: A [ B = (A n B) t (A \ B) t (B n A) (siehe Aufgabe 8(c) mit X = A [ B). Deshalb reicht es zu beweisen, dass eine disjunkte Vereinigung zweier Mengen endlich ist. Seien jetzt A; B zwei disjunkte endliche Mengen mit card A = n und card B = m, d.h. A E n und B E m : (.5) Betrachten wir die Menge E 0 m = fn + ; :::; n + mg : O ensichtlich gilt E m E 0 m (mit Bijektion k 7! n + k) und somit B E 0 m. Die Mengen E n und E 0 m sind disjunkt, woraus folgt, dass woraus folgt A t B E n t E 0 m = f; :::; ng [ fn + ; :::; n + mg = E n+m ; A t B E n+m : (.6) Insbesondere ist A t B endlich. Die Identität (.4) folgt aus (.6). Bemerkung. Es folgt aus dem Satz.4, dass für jede Teilmenge S einer endlichen Menge M gilt card (M n S) = card M card S; da M = S t (M n S) : Bemerkung. Für beliebige endliche Mengen A und B gilt (siehe Aufgaben). card (A [ B) = card A + card B card (A \ B)

.8. KONSTRUKTION VON N, Z, Q UNABHÄNGIG VON R 3 Satz.5 Die Menge N ist unendlich. Beweis. Sei N endlich, so dass es eine Bijektion f : N! E n gibt, wobei n N. Wählen wir ein m > n, z.b. m = n +. Dann ist die Beschränkung f auf E m eine injektive Abbildung von E m nach E n, was nach dem Schubfachprinzip unmöglich ist..8 Konstruktion von N, Z, Q unabhängig von R Wir haben die Theorie mit den Axiomen von reellen Zahlen angefangen. Hier besprechen wir kurz andere Konstruktionen, wenn man mit den natürlichen und ganzen Zahlen anfängt und nur danach die reellen Zahlen de niert. Für Konstruktion der Menge N von natürlichen Zahlen gibt es mindestens zwei verschiedene Methoden. In der ertsen Methode fängt man mit der Mengenlehre an und de niert zunächst Kardinalzahlen als Äquivalenzklassen von gleichmächtigen Mengen. Dann de niert man endliche Menge als eine Menge die zu keiner echten Teilmenge gleichmächtig ist. Die natürlichen Zahlen (inklusive Null) lassen sich als die Kardinalzahlen von endlichen Mengen de nieren. Zum Beispiel, de nieren wir 0 als die Kardinalzahl von ;, d.h. 0 := j;j. Um zu de nieren, benutzen wir die Potenzmenge A = P (;), die aus einem Element ; besteht, d.h. A = f;g. Dann setzen wir := jaj. Warum existieren die höheren Zahlen? Betrachten wir die Potenzmenge B = P (A) = f;; Ag ; die aus zwei Elementen besteht, und setzen := jbj. Dann betrachten wir die Potenzmenge C = P (B) = f;; f;g ; fag ; Bg ; die aus vier Elementen besteht, und setzen wir 4 := jcj, usw. Mit Hilfe von weiteren Potenzmengen können wir beliebig große endliche Mengen konstruieren und somit Existenz von beliebig großen natürlichen Zahlen zeigen. Allerdings muss man weiter die Operationen in N mit Hilfe von Mengenoperationen de nieren und alle notwendige Eigenschaften beweisen. Z.B. man de niert die Summe von Kardinalzahlen als jaj + jbj = ja [ Bj ; vorausgesetzt, dass die Mengen A und B disjunkt sind. Danach de niert man die negativen Zahlen und die Operationen in Z. In der zweiten Methode wird die Menge N axiomatisch mit Hilfe von Peano- Axiomen de niert. Eine Menge N heißt die Menge von natürlichen Zahlen und die Elementen von N heißen natürliche Zahlen, falls es eine Abbildung F : N! N gibt, die die folgenden Axiome erfüllt:. F ist injektiv (d.h. F (n) = F (m) ) n = m).. Es gibt ein Element N das nicht zum Bild von F gehört (d.h. F (n) 6= für alle n N). 3. Sei M eine Teilmenge von N mit den folgenden Eigenschaften:

3CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION (a) M; (b) n M ) F (n) M: Dann gilt M = N. Die Zahl F (n) heißt der Nachfolger von n und entspricht zu n + : Das dritte Axiom ist genau das Induktionsprinzip. Man de niert die Addition und Multiplikation von natürlichen Zahlen per Induktion wie folgt:. n + := F (n). n + F (m) := F (n + m) 3. n := n 4. n F (m) := (n m) + m: Die Ungleichheit ist wie folgt de niert: n < m genau dann, wenn m = n + k für ein k N. Weiter werden die üblichen Eigenschaften von Addition, Multiplikation und Ungleichheit bewiesen. Ist Z schon de niert, so de niert man die Brüche p q als Paaren (p; q) von ganzen Zahlen mit q 6= 0: Die zwei Brüche p p0 und heißen äquivalent, falls pq 0 = qp 0. q q 0 Die Menge von Äquivalenzklassen von Brüchen bezeichnet man mit Q, und die Elementen von Q heißen die rationalen Zahlen. Jede Zahl n Z kann auch als Element von Q betrachten werden mit Hilfe der Zuordnung n 7! n: Man de niert die Summe und das Produkt von Brüchen mit a. + c = ad+cb b d bd. a b c d = ac bd : Auch de niert man die Ungleichheit auf Q: für positive b und d gilt a c b d genau dass, wenn ad bc: Für negativen Werten von den Nennern gibt es eine o ensichtliche Modi kation. Man zeigt, dass die Operationen +; und die Relation auch für Äquivalenzklassen wohlde niert sind und mit den Operationen +; bzw mit der Relation auf Z kompatibel sind. Die so de nierte Menge Q ist ein angeordneter Körper. Aber Q erfüllt das Vollständigkeitsaxiom nicht. Die Menge R bildet man weiter mit Hilfe von dem Begri von Grenzwert, was wir später besprechen..9 Zahlensystem: q-adische Darstellung natürlicher Zahlen Ein Zahlensystem ist eine Methode von bequemer Darstellung von Zahlen. Im Alltag benutzt man die dezimale Darstellung. In Rechnern wird ein anderes Zahlensystem angewandt das Dualsystem. In diesem Abschnitt besprechen wir Darstellung

.9. ZAHLENSYSTEM: Q-ADISCHE DARSTELLUNG NATÜRLICHER ZAHLEN33 natürlicher Zahlen in einem q-adischen Zahlensystem, wobei q > eine xierte natürliche Zahl ist, die die Basis des System heißt. Für Dezimalsystem ist q = zehn, für Dualsystem q =. Bezeichnen wir mit Z + die Menge von nichtnegativen ganzen Zahlen, d.h. Z + = N [ f0g : Satz.6 Sei q > eine natürliche Zahl. Für jedes x N existieren genau ein n Z + und genau eine Folge fa k g n k=0 von ganzen Zahlen a k f0; :::; q g mit a n 6= 0 derart, dass x = nx a k q k (= a 0 + a q + ::: + a n q n ) : (.7) k=0 De nition. Die Identität (.7) heißt die Darstellung von x im q-adischen Zahlensystem (= das Zahlensystem zur Basis q). Die Identität (.7) wird in Kurzform wie folgt geschrieben: x = a n a n :::a 0 oder x = (a n a n :::a 0 ) q : (mit dem Produkt nicht zu verwechseln). Die Zahlen f0; :::; q g heißen q-adische Zi ern. Die Zahl a k heißt der Zi ernwert an der Stelle k, und q k heißt der Stellenwert an der Stelle k. Die Zi er a n an der höchstwertigen Stelle n mußimmer positiv sein. Die gängigsten Basen sind q = (Dualsystem), q = zehn := 9 + (Dezimalsystem) und q = sechzehn := zehn + 6 (Hexadezimalsystem). Im Dualsystem gibt es nur zwei Zi ern 0 und. Die Zahlen ; ; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9 werden im Dualsystem wie folgt dargestellt: ; 0 ; ; 00 ; 0 ; 0 ; ; 000 ; 00 ; z.b. 0 = 0 + + = + 4 = 6: Die Zi ern im Dezimalsystem sind 0; ; ; :::; 9. Im Hexadezimalsystem sind die Zi ern 0; ; :::; 9; A; B; C; D; E; F, wobei die Buchstaben die Zi ern zwischen zehn und fünfzehn bezeichnen. Zum Beispiel, es gilt C3F hex = F + 3 q + C q hex = 5 + 3 6 + 6 dez = 335 dez: Der Satz.6 bedeutet, dass jede natürliche Zahl sich im q-adischen System eindeutig darstellen lässt. Für den Beweis brauchen wir das folgende Lemma. Lemma.7 ( Ganzzahlige Division) Sei q > eine natürliche Zahl. Für jedes x Z existiert genau ein y Z und ein r f0; :::; q g mit x = qy + r: (.8)

34CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Diese Darstellung heißt die ganzzahlige Division von x durch q. Die Zahl y heißt der Quotient und r heißt der Rest der ganzzahligen Division. h i x Beweis. Für die Existenz setzen wir y = (=die Gaußklammer von x ), so dass q q Es folgt, dass und somit Setzen wir y x q < y + : qy x < qy + q; 0 x qy < q: r := x so dass (.8) erfüllt ist. Die Zahl r ist ganz und erfüllt 0 r < q, woraus folgt qy; r f0; :::; q g : Für die Eindeutigkeit nehmen wir an, dass es noch eine solche Darstellung gibt. Daraus folgt, dass x = qy 0 + r 0 r r 0 = q (y y 0 ) : Ist y 6= y 0, z.b. y > y 0, so gilt y y 0 und q (y y 0 ) q während r r 0 q : Somit ist y = y 0 und dann auch r = r 0 : Im nächsten Beweis benutzen wir die folgende Variante des Induktionsprinzips (siehe Aufgaben). Sei A (n) eine von n N abhängige Aussage, die die folgenden Bedingungen erfüllt: (i) A () ist wahr; (ii) für jede natürliche Zahl n > gilt folgendes: ist A (k) wahr für alle natürliche k < n, so ist A (n) auch wahr. Dann ist A (n) wahr für alle n N. Induktionsschritt für diese Version des Induktionsprinzips ist von < n nach n, im Gegenteil zum kanonischen Induktionsschritt von n nach n. Beweis von dem Satz.6. Zunächst beweisen wir per Induktion nach x N die Existenz der q-adischen Darstellung (.7). Bezeichnen wir mit A (x) die Aussage, dass eine q-adische Darstellung von x existiert. Induktionsanfang für x = : (.7) ist erfüllt mit n = 0 und a 0 =. Induktionsschritt von < x nach x bedeutet folgendes: angenommen, dass A (y) für alle y < x gilt, zu beweisen, dass A (x) gilt. So, nehmen wir an, dass es für jedes y N mit y < x eine q-adische Darstellung gibt, und beweisen wir die Existenz der q-adischen Darstellung für x:

.0. SCHRIFTLICHE ADDITION UND MULTIPLIKATION 35 Wir benutzen die ganzzahlige Division von x durch q, d.h. die Identität (.8). Ist y = 0 so ist x = a 0 mit a 0 = r die q-adische Darstellung von x. Sonst gilt y < x und nach Induktionsvoraussetzung hat y eine q-adische Darstellung y = mx b k q k : k=0 Einsetzen in (.8) ergibt eine q-adische Darstellung von x wir folgt: x = r + qy = r + q = r + = r + mx b k q k+ k=0 m+ X b l l= m+ q l X = a 0 + a l q l = l= mx b k q k k=0 nx a l q l ; wobei a 0 = r, a l = b l für l, und n = m +. Beweisen wir jetzt die Eindeutigkeit der q-adischen Darstellung (.7), auch per Induktion nach x. Für x < q gibt es nur eine Darstellung x = a 0 mit n = 0 (ist n so gilt x a n q n q). Sei x q. Dann n und wir haben wobei x = a n q n + ::: + a q + a 0 = q a n q n + ::: + a + a0 = qy + a 0 ; l=0 y = a n q n + ::: + a : (.9) Da x = qy + a 0 die ganzzahlige Division ist, so sind y und a 0 eindeutig bestimmt. Da y < x, so ist die q-adische Darstellung (.9) von y eindeutig bestimmt nach der Induktionsvoraussetzung, woraus folgt, dass der Wert von n und alle Zi ern a ; :::; a n auch eindeutig bestimmt sind. Die q-adische Darstellung von reellen Zahlen (Kommazahlen) wird später besprochen..0 Schriftliche Addition und Multiplikation Wir besprechen kurz schriftliche Addition und Multiplikation mit Hilfe von q-adischer Darstellung. Betrachten wir zwei natürliche Zahlen im q-adischen System und x = (a n :::a 0 ) q = y = (b m :::b 0 ) q = nx a k q k k=0 mx b k q k : k=0

36CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Ist n > m so erweitern wir die Folge fb k g m k=0 zu fb kg n k=0 indem wir b k = 0 für alle k > m setzen. Im Fall n < m erweitern wir analog fa k g n k=0. So, ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass n = m. Die schriftliche Addition basiert auf der o ensichtlichen Identität nx nx nx x + y = a k q k + b k q k = (a k + b k ) q k ; d.h. k=0 k=0 x + y = k=0 nx c k q k ; (.0) wobei c k = a k + b k. Gilt c k q für alle k; so erhalten wir schon die q-adische Darstellung von x + y: x + y = (c n :::c 0 ) q : Gibt es ein k mit c k q, so setzen wir k=0 l = min fk : c k qg : Ganzzahlige Division von c l durch q ergibt wobei r f0; :::; q gilt c l = dq + r; g and d N (übrigens ist d = da c l = a l + b l < q). Somit c l q l = rd l + dq l+ ; und man ersetzt zwei Glieder in der Summe (.0) wie folgt: c l q l durch rq l c l+ q l+ durch (c l+ + d) q l+ so dass der Wert der Summe bleibt unverändert und der Koe zient vor q l schon q ist. Dieses Verfahren heißt Übertrag von d von der Stelle l nach der Stelle l +. Dann holt man Überträge in den höheren Stellen wieder bis alle Koe zienten q sind. Für dieses Verfahren braucht man die Additionstabelle im Voraus zu erstellen, d.h. alle Summen a + b mit den Zi ern a; b f0; :::; q g im Voraus zu wissen. Die schriftliche Multiplikation basiert auf der Identität!! nx mx x y = a k q k b l q l = k=0 nx m=0 k=0 l=0 mx a k b l q k+l : (.) Um a k b l berechnen zu können braucht man zunächst die Multiplikationstabelle für alle Produkte a b mit den Zi ern a; b f0; :::; q g. Diese Tabelle wird mit Hilfe der Identität ax ab = b = b + {z ::: + } b k= a mal

.. DER BINOMISCHE LEHRSATZ 37 erstellt. Die Doppelsumme (.) lässt sich wir folgt umformen: x y = NX c j q j ; j=0 wobei c j Z +. Dann benutzt man Überträge wie oberhalb um alle Koe zienten q zu machen..05.7. Der binomische Lehrsatz Für alle a; b R gilt die Identität (a + b) = a + ab + b ; was direkt aus den Axiomen von Addition und Multiplikation folgt. Multiplizieren dieser Identität weiter mit a + b ergibt (a + b) 3 = a 3 + 3a b + 3ab + b 3 : Hier beweisen wir eine ähnliche Identität für (a + b) n für beliebige n N. Da die Summe a + b auch Binom heißt, so heißt diese Identität binomische Formel oder binomischer Lehrsatz. Für ganze Zahlen n k 0 de nieren wir den Binomialkoe zient n = k wobei n! = ::: n für n N und 0! =. Es folgt aus (.), dass n n = : k n k Z.B. wir haben usw. n = n 0 n = n k durch n! (n k)!k! ; (.) = n! 0!n! = ; n!! (n )! = n n!! (n )! n (n ) = ; Satz.8 (Binomischer Lehrsatz) Für alle a; b R und n N gilt (a + b) n = nx k=0 n a n k b k : (.3) k

38CHAPTER. DIE GANZEN ZAHLEN UND VOLLSTÄNDIGE INDUKTION Beweis. Wir benutzen die folgende Identität: für alle n k gilt n n n + + = : (.4) k k k (siehe Aufgaben). Wir beweisen (.3) per Induction nach n. Induktionsanfang: für n = ist (.3) äquivalent zu (a + b) = a + b: Induktionsschritt von n nach n + : (a + b) n+ = (a + b) (a + b) n nx n = (a + b) k k=0 a n k b k (Induktionsvoraussetzung) nx n nx n = a n k+ b k + a n k b k+ k k k=0 k=0 nx n Xn+ n = a n l+ b l + a n l+ b l (Wechsel l = k + ) l l l=0 l= nx n nx n = a n+ + a n l+ b l + a n l+ b l + b n+ l l l= l= nx n n = a n+ + + a n l+ b l + b n+ l l l= nx n + = a n+ + a n l+ b l + b n+ (.4) l l= Xn+ n + = a n l+ b l ; l l=0 was zu beweisen war. und Z.B., es folgt aus (.3), dass (a + b) 5 = (a + b) 4 = 4X k=0 4 a 4 k b k = a 4 + k 4 a 3 b + = a 4 + 4a 3 b + 6a b + 4ab 3 + b 4 5X k=0 5 a 5 k b k = a 5 + k 5 a 4 b + 5 a 3 b + = a 5 + 5a 4 b + 0a 3 b + 0a b 3 + 5ab 4 + b 5 : 4 a b + 5 a b 3 + 3 4 ab 3 + b 4 3 5 ab 4 + b 5 4

Chapter 3 Die komplexen Zahlen 3. Die Menge von komplexen Zahlen Die Produktmenge R := R R heißt die Ebene. Die Elemente von der Ebene sind die Paaren (x; y) von reellen Zahlen, und sie werden auch Punkte genannt. Die Zahlen x und y heißen die (kartesischen) Koordinaten oder Komponenten von dem Punkt (x; y) R. Man stellt die Ebene als Produkt von zwei Geraden (=zwei Kopien von R) dar: eine ist waagerecht und heißt die x-achse, und andere ist senkrecht und heißt die y-achse. y Achse y (x,y) x x Achse In der Ebene R werden Addition und Multiplikation de niert wie folgt. De nition. Die Menge C von komplexen Zahlen ist die Ebene R mit den folgenden Operationen + und : (x; y) + (x 0 ; y 0 ) = (x + x 0 ; y + y 0 ) (x; y) (x 0 ; y 0 ) = (xx 0 yy 0 ; xy 0 + yx 0 ) : Die Elemente von C heißen komplexe Zahlen. Beispiel. Für komplexe Zahlen z = (4; ) und w = (3; ) gilt z + w = (4; ) + (3; ) = (7; 3) und z w = (4; ) (3; ) = (4 3 ; 4 + 3) = (0; ) : 39

40 CHAPTER 3. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN 0 zw 8 6 4 0 z+w w z 4 6 8 0 Satz 3. Die Addition von komplexen Zahlen erfüllt alle Axiome von Addition: Kommutativ- und Assoziativgesetze, Existenz von Nullelement und Negative. Beweis. Kommutativ- und Assoziativgesetze für komplexe Zahlen sind die Identitäten z + z = z + z und (z + z ) + z 3 = z + (z + z 3 ) 8z ; z ; z 3 C: Da Addition komplexer Zahlen komponentenweise de niert ist, so folgen diese Identitäten direkt aus den Axiomen der Addition in R. Das Nullelement ist (0; 0) ; da Das Negative für z = (x; y) ist (x; y) + (0; 0) = (0; 0) + (x; y) = (x; y) : z := ( x; y) ; da z + ( z) = 0: Die Menge C hat auch das Einheitselement (; 0), da (x; y) (; 0) = (; 0) (x; y) = (x; y) : Die Existenz von Inverse und andere Eigenschaften der Multiplikation werden später bewiesen. Für die komplexen Zahlen der Form (x; 0) gelten die Regeln (x; 0) + (x 0 ; 0) = (x + x 0 ; 0) (x; 0) (x 0 ; 0) = (xx 0 ; 0) : Wir identi zieren jede reelle Zahl x mit der komplexen Zahl (x; 0) und somit betrachten die Menge R als eine Teilmenge von C. Wichtig ist, dass die Operationen Addition und Multiplikation in R und C übereinstimmen. Die komplexe Zahl (x; 0) wird einfach mit x bezeichnen. Insbesondere wird das Nullelement (0; 0) mit 0 bezeichnet, und das Einheitselement (; 0) einfach mit. Die komplexe Zahl (0; ) ist besonders wichtig und wird mit i bezeichnet. Die Zahl i = (0; ) heißt die imaginäre Einheit. Nach De nition haben wir i = (0; ) (0; ) = ( ; 0) =

3.. DIE MENGE VON KOMPLEXEN ZAHLEN 4 so that i = : Diese Identität ist eine von Motivationen die Menge von reellen Zahlen zu erweitern, da es in R keine Zahl x mit x = gibt. y i 0 x.05.7 Bemerken wir, dass für alle a R und (x; y) C, a (x; y) = (a; 0) (x; y) = (ax; ay) ; and analog woraus folgt (x; y) a = (xa; ya) = (ax; ay) ; (x; y) = (x; 0) + (0; y) = x + y (0; ) = x + yi = x + iy: Somit kann jede komplexe Zahl in der Form x + yi (oder x + iy) dargestellt werden. Diese Darstellung heißt die kartesische oder algebraische Form der komplexen Zahl. Z.B., wir haben 0 = 0 + 0i, = + 0i; i = 0 + i. yi x+yi i 0 x Für jede komplexe Zahl z = x + iy heißt die Komponente x Realteil und y Imaginärteil von z. Man schreibt: x = Re z und y = Im z; so dass z = Re z + i Im z:

4 CHAPTER 3. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN O ensichtlich ist z reell genau dann, wenn Im z = 0: Komplexe Zahlen z mit Re z = 0 heißen imaginär. In der kartesischen Form sehen die Rechenregeln von komplexen Zahlen wie folgt aus: (x + iy) + (x 0 + iy 0 ) = (x + x 0 ) + i (y + y 0 ) und (x + iy) (x 0 + iy 0 ) = (xx 0 yy 0 ) + i (xy 0 + x 0 y) : Man addiert und multipliziert die Ausdrücke x + iy und x 0 + iy 0 genau so, wie die reellen Zahlen, aber mit der zusätzlichen Regel i = : Beispiel. Für z = 4 + i und w = 3 + i gilt z + w = (4 + i) + (3 + i) = 7 + 3i und zw = (4 + i) (3 + i) = (4 3 ) + (4 + 3) i = 0 + i: 3. Eigenschaften von Multiplikation Satz 3. Multiplikation von komplexen Zahlen erfüllt die Kommutativ-, Assoziativ-, und Distributivgesetze, d.h. für alle z ; z ; z 3 C gelten die folgenden Identitäten: (a) z z = z z (Kommutativgesetz) (b) (z z ) z 3 = z (z z 3 ) (Assoziativgesetz) (c) (z + z ) z 3 = z z 3 + z z 3 (Distributivgesetz) Somit gelten in C alle Axiome von Addition und Multiplikation außer Existenz von Inverse, was später bewiesen wird. Beweis. Setzen wir z k = x k + iy k wobei x k, y k R. (a) Wir haben nach De nition z z = (x + iy ) (x + iy ) = (x x y y ) + i (x y + y x ) und z z = (x + iy ) (x + iy ) = (x x y y ) + i (x y + y x ) ; so dass z z = z z nach dem Kommutativgesetz in R. (c) Wir haben z z 3 = (x x 3 y y 3 ) + i (x y 3 + y x 3 ) und z z 3 = (x x 3 y y 3 ) + i (x y 3 + y x 3 ) ;

3.. EIGENSCHAFTEN VON MULTIPLIKATION 43 woraus folgt z z 3 + z z 3 = x x 3 y y 3 + x x 3 y y 3 +i (x y 3 + y x 3 + x y 3 + y x 3 ) = (x + x ) x 3 (y + y ) y 3 +i ((x + x ) y 3 + (y + y ) x 3 ) = (z + z ) z 3 ; wobei wir das Distributivgesetz in R benutzt haben, (b) Jetzt beweisen das Assoziativgesetz (z z ) z 3 = z (z z 3 ) : (3.) Bemerken wir zunächst, dass das (3.) im folgenden speziellen Fall gilt: wenn jede Zahl z k entweder reell oder imaginär ist. Zum Beispiel, sind alle z ; z ; z 3 reell, so gilt (3.) nach dem Assoziativgesetz in R. Sind alle z ; z ; z 3 imaginär, d.h. z k = iy k, so haben wir und (z z ) z 3 = (iy iy ) iy 3 = (y y ) iy 3 = i ((y y ) y 3 ) = i (y y y 3 ) z (z z 3 ) = iy (iy iy 3 ) = iy (y y 3 ) = i (y (y y 3 )) = i (y y y 3 ) ; woraus (3.) wieder folgt. Im Fall wenn z reell ist und z ; z imaginär, erhalten wir und (z z ) z 3 = (x iy ) iy 3 = i (x y ) iy 3 = (x y ) y 3 = x y y 3 z (z z 3 ) = x (iy iy 3 ) = x (y y 3 ) = x (y y 3 ) = x y y 3 ; so dass (3.) erfüllt ist. Analog beweist man (3.) für alle andere Kombinationen von reellen und imaginären Zahlen z ; z ; z 3 : Im allgemeinen Fall von z k C schreiben wir z = a + a mit a = x ; a = iy z = b + b mit b = x ; b = iy z 3 = c + c mit c = x 3 ; c = iy 3 ; d.h. P z = a k ; k= Nach dem Distributivgesetz gilt P z = P b l ; z 3 = c m : l= m= z z = P a k k= l= P P b l = k= l= P (a k b l ) und P (z z ) z 3 = P (a k b l ) k= l= P m= c m = P P P (a k b l ) c m : k= l= m=

44 CHAPTER 3. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN Analog erhalten wir P z (z z 3 ) = P P a k (b l c m ) : k= l= m= Nach dem speziellen Fall des Assoziativgesetzes gilt (a k b l ) c m = a k (b l c m ) ; woraus (3.) folgt. 3.3 Konjugation Für komplexe Zahlen gibt es eine neue Operation die Konjugation. De nition. Für jede komplexe Zahl z = x + iy C de nieren wir die Konjugierte z durch z = x iy = Re z i Im z : O ensichtlich gilt z = z für alle z R und z = z für alle z C. Satz 3.3 Für Konjugation gelten die folgenden Identitäten, für alle z; w C: (a) z + z = Re z (b) zz = (Re z) + (Im z) (c) z + w = z + w (Additivität) (d) zw = z w (Multiplikativität) Beweis. (a) + (b) Setzen wir z = x + iy. Dann gilt z = x iy und z + z = (x + iy) + (x iy) = x = Re z und zz = (x + iy) (x iy) = x + y + i (xy xy) = x + y : (c) + (d) Sei w = u + iv. Für die Summe haben wir z + w = (x + u) + i (y + v) = (x + u) i (y + v) = (x iy) + (u iv) = z + w: Für das Produkt gilt zw = (x + iy) (u + iv) = (xu yv) + i (xv + yu) ; und z w = (x iy) (u iv) = (xu vy) i (xv + yu) = zw was zu beweisen war.

3.4. BETRAG 45 3.4 Betrag Erinnern wir uns den Begri des Betrages von reellen Zahlen: für x R setzen wir x; x 0; jxj := x; x < 0: Es folgt, dass Betrag die folgenden Eigenschaften erfüllt (siehe Aufgaben): jxj = x jx + yj jxj + jyj jxyj = jxj jyj. De nition. Für jede komplexe Zahl z = x + iy de nieren wir den Betrag jzj als die einzige nicht negative reelle Zahl mit jzj = zz ; oder, äquivalent, jzj = p zz : Nach dem Satz 3.4 ist zz eine nicht negative reelle Zahl, so dass p zz wohlde niert ist. Für z R stimmt diese De nition des Betrages mit dem De nition des Betrages für reellen Zahlen überein, da in diesem Fall z = z. Nach dem Satz 3.3 gilt für x = x + iy die Identität jzj = q (Re z) + (Im z) = p x + y ; (3.) Insbesondere gilt jzj 0, und jzj = 0 genau dann, wenn z = 0: Es folgt aus (3.), dass jzj = jzj und jre zj jzj und jim zj jzj ; Satz 3.4 Der Betrag hat die folgenden Eigenschaften, für alle z; w C: (a) jzwj = jzj jwj (Multiplikativität) (b) jz + wj jzj + jwj (Dreiecksungleichung) Beweis. (a) Nach Multiplikativität der Konjugation erhalten wir jzwj = zw zw = zw z w = (zz) (w w) = jzj jwj = (jzj jwj) ; woraus jzwj = jzj jwj folgt.

46 CHAPTER 3. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN (b) Bemerken wir zunächst, dass Da Re z jzj, so erhalten wir weiter jz + wj = (z + w) (z + w) = zz + z w + wz + w w = jzj + z w + z w + jwj = jzj + Re (z w) + jwj : jz + wj jzj + jz wj + jwj = jzj + jzj jwj + jwj = (jzj + jwj) ; woraus die Dreiecksungleichung folgt. Für beliebige Punkte a; b R = C de nieren wir den Abstand d (a; b) zwischen a und b wie folgt: d (a; b) = ja bj : Man kann d als eine Abbildung von C C nach R betrachten. Insbesondere gilt d (a; 0) = jaj so dass jaj der Abstand zwischen z und 0 ist. 3.05.7 Korollar 3.5 Der Abstand hat die folgenden Eigenschaften: d (a; a) = 0 und d (a; b) > 0 für a 6= b (Positivität); d (a; b) = d (b; a) (Symmetrie); d (a; b) d (a; c) + d (c; b) für alle a; b; c C (Dreiecksungleichung). Beweis. Die Positivität und Symmetrie sind trivial, die Dreiecksungleichung wird wie folgt bewiesen: d (a; b) = ja bj = j(a b) + (b c)j ja bj + jb cj = d (a; b) + d (b; c) ; wobei wir die Dreiecksungleichung für den Betrag benutzt haben (Satz 3.4). Bemerkung. Für a = (a ; a ) und b = (b ; b ) gilt q d (a; b) = ja bj = (a b ) + (a b ) : Die Dreiecksungleichung lässt sich wie folgt umformulieren: q (a b ) + (a b ) q (a c ) + (a c ) + q (c b ) + (c b ) ; für alle reelle a k ; b k ; c k. De nition. Ein Dreieck ist eine Folge fa; b; cg von drei verschiedenen Punkten von R. Die Punkte a; b; c werden Ecken des Dreiecks genannt. Beispiel. Für das Dreieck mit den Ecken a = (; ) ; b = (5; ) ; c = (3; 3) ;

3.5. INVERSE UND DIVISION 47 bestimmen wir die Abstände zwischen den Ecken: q d (a; b) = ( 5) + ( ) = p 0 q d (a; c) = ( 3) + ( 3) = p 5 q d (b; c) = (5 3) + ( 3) = p 5 y 3 c G? 5 a G? 5? G0 b 0 0 3 4 5 x 3.5 Inverse und Division Das Inverse von z C ist eine komplexe Zahl z mit zz = z z = : Im nächsten Satz beweisen wir die Existenz von Inverse und somit Existenz von Division von komplexen Zahlen. Somit erfüllt C alle Axiome von Addition und Multiplikation so dass C ein Körper ist. Satz 3.6 (a) Jedes z C n f0g hat das Inverse wie folgt: Es gilt auch z = jzj z : (3.3) z = jzj : (b) Für alle a; b C mit a 6= 0 hat die Gleichung aw = b eine eindeutige Lösung w = a b, was mit b bezeichnet wird. Es gelten die Identitäten: a Beweis. (a) Wir haben b a = jaj ab und jzj z z = jzj (zz) = jzj jzj = ; b a = jbj jaj : (3.4)

48 CHAPTER 3. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN so dass jzj z das Inverse von z ist. Es folgt aus (3.3), dass z = jzj jzj = jzj jzj = jzj ; was zu beweisen war. (b) Die Gleichung aw = b ist äquivalent zu a woraus w = a b folgt. Da a = jaj (aw) = a b; a, so erhalten wir w = jaj ab: Auch gilt b = a b = a a jbj = jbj : jaj Beispiel. Berechnen wir 4 3i : + i Man kann die Formel (3.4) benutzen oder, äquivalent, den Nenner und Zähler mit der Konjugierte des Nenners multiplizieren: (4 3i) ( 4 3i = + i ( + i) ( 3.6 i) = i) i 5 = 5 i: 5 Winkel und Winkelfunktionen De nition. De nieren wir den Einheitskreis S mit S = fz C : jzj = g = (x; y) R : x + y = : Z.B., die Punkte ; ; i; i sind Elemente von S. Auch der Punkt 53 + 45 i liegt in S. De nition. Die Elemente von S heiß en Polarwinkel oder einfach Winkel. Motivation für diese De nition von Winkel ist wie folgt. Normalerweise unter Winkel versteht man eine Figur aus zwei Halbgeraden mit gleichem Anfangspunkt. Die Winkel lassen sich messen, z.b. mit einem Winkelmesser.