Psychische Erkrankungen im Wochenbett: Stillen? Dr. med. Michael Scheele Mitglied der Nationalen Stillkommission SAFE-Mentor

Ähnliche Dokumente
Rebonding bei Stillschwierigkeiten. Dr. med. Michael Scheele Mitglied der Nationalen Stillkommission SAFE-Mentor

Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf die Schwangerschaft und die Zeit danach

Vortrag Schwangerschaft Schwangerschaft und Geburt Nicht immer nur Mutterglück Dr. med. Suzanne von Blumenthal

Die Bedeutung der sicheren Bindung. Chancen und Risiken der kindlichen Entwicklung

Kinderwunsch Und. SchwangerschaFt. Mit Ms. Wertvolle Informationen und Tipps für MS-Patienten

Heilpraktikerinnen für Psychotherapie. Gudrun Jay-Bößl Katharina Sylvester-Thyrann. Burnout-Prävention Kurztherapie bei Krisen Traumatherapie

Leben mit einer bipolaren Partnerin

Leben mit Luftnot bei COPD

"We can birth!" Geburtsvorbereitung reloaded! Wir stärken die Beziehung der werdenden Mütter und Väter zu sich selbst und zu der betreuenden Hebamme.

Evaluation zur Wochenbett-Krisenhilfe 2016

aus körperpsychotherapeutischer Sicht

SalutogeneKommunikation mit langwierig Erkrankten

Selbstmitgefühl als wichtige persönliche Ressource in Zeiten hoher Belastung. Lic. phil. Susanne Käch, eidg. anerkannte Psychotherapeutin

Bindung und Gefühle. Übersicht. Affekte nach Paul Ekman. Karl Heinz Brisch

Postnatale Depressionen und andere psychische Probleme

Regulationsstörungen Schlafstörungen

Kein Stress mit Diabetes

Psychotherapie bei postpartaler Depression

Fatigue - die ständige Müdigkeit

WIE GENERATIONEN SICH FINDEN WARUM DIESES THEMA?

FACHSTELLE FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE

ERL DAS SCHRECKLICHE LEBEN? TEIL 2: DIALEKTISCH-BEHAVIORALE THERAPIE BERNHARD MEYER

Bindung. Definition nach John Bowlby:

Transgenerationale Weitergabe von traumatischen Beziehungserfahrungen -

Modul 4 Krisenbewältigung für Pflegende

Was aber, wenn die Dinge nicht ganz so gut laufen? Die Schwangerschaft verändert den Körper... 3 Mögliche Belastungen und Zweifel...

Übersicht Referat. Bedeutung von Krebs. Bedeutung von Krebs. Todesursachen. Psychologische Unterstützung bei Krebs (leider) ein Zukunftsfeld

Soziale Unterstützung der Mutter im Wochenbett

Private Pflegearbeit und Erwerbsarbeit: Wie lässt sich das vereinbaren?

Vorwort von Gerhard Roth Einleitung: Was wollen w ir?... 15

Informationen und Übungen Herzintelligenz / HeartMath. Herzlich willkommen

Palliative Betreuung am Lebensende

Bewältigungsstrategien

Depressionen Welche Rolle spielen sie im Arbeitskontext? Deutsche DepressionsLiga e.v. Thomas Müller-Rörich

Sabine Scheidegger, dipl. Ergotherapeutin BSc Uta Dietz, dipl. Ergotherapeutin FH

eine Hochrisikopopulation: Biographien betroffener Persönlichkeiten

Bindung und Bildung: Die Bedeutung der kindlichen Bindungsentwicklung für den Lernprozess

«zurück Übersicht vor»

pfiegimuri HOSPIZ-BETTEN WEIL DAS STERBEN ZUM LEBEN GEHÖRT

Informationsbroschüre Stillen

Der kleine und feine Unterschied zu den Berufsgruppen... Fehler! Textmarke nicht definiert. Der Psychiater:... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Regulationsstörungen Schlafstörungen

Empfehlungen für das Wochenbett

NHALT. 1 DER START INS LEBEN: Lassen Sie Ihr Baby Ihre Liebe spüren 26. Vorwort zur Neuausgabe 13 Einleitung 16

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche Bedürfnisse und Krankheitsbewältigung

Welche Unterstützung brauchen Menschen mit Demenz und ihre Angehörige?

Herzinsuffizienz. Modul 6: Gefühle betreffend HI managen

EIN BLICKWECHSEL KANN IHR LEBEN VERÄNDERN

«Engagement mit Leidenschaft»

Leben ist Bewegung. Bewegung ist Leben

Systemische Beratung Coaching Traumatherapie

Schlafstörungen Wie komme ich zu meinem verdienten Ruheschlaf? 25. Februar 2014 Dr. med. Andres Ricardo Schneeberger, Co-Chefarzt 1

Wichtig für Mama und Baby. Das tut uns beiden gut!

Herzschwäche und Depression

Gesundheitsförderung für pflegende Angehörige/Pflegekräfte In Kontakt sein zu Menschen mit Demenz Marte Meo (aus eigener Kraft)

Sich entspannen. Learning Unit: Relax and wellbeing Reading & Writing Level B1 GER_B R

Vorwort. 1 Welche Probleme können nach einer Geburt auftreten? 15

WHO/UNICEF-Initiative

Depression. Krankheitsbild und Ursachen. 1 Copyright by HEXAL AG, 2008

Depression entschlossen behandeln aber wie?

KRISE ALS CHANCE. Christine Calabrese Oberärztliche Leitung/ Akutambulanz (ZDK)

SYTEMISCHE SELBST-INTEGRATION. Dr. med. Ero Langlotz. Psychiater, Systemtherapeut

Früherkennungszentrum für seelische Störungen

STRATEGIEN GEGEN BURNOUT

S"llen und S"llförderung Folienvorschläge zur Basisfortbildung

Julia Heid Kathrin Skibka Ladies Only Festival Achtsamkeit to go

Stress. Newsletter - Ausgabe Februar Praxis für Craniosacral Therapie und Funktionelle Osteopathie Integration (FOI)

DR. ARZT MUSTER Facharzt für Frauenheilkunde & Geburtshilfe

Universitätsklinikum Regensburg PSYCHOONKOLOGIE. Krebs und Psyche wie kann psychoonkologische Unterstützung helfen? Manja Girbig, Dipl.-Psych.

Department für Frauengesundheit Mutter-Kind-Zentrum. Informationsbroschüre Stillen

Der frühe Verlust. Bewältigung und Hilfe bei Fehl-, Totgeburt und Plötzlichem Kindstod. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage

Bindungen im Lebenslauf. Frühjahrstrimester 2017 Prof. Dr. Kerstin Dietzel

Vernachlässigung des Bedürfnisses nach Schutz und Sicherheit

Gerontopsychiatrische Fachberatung in Hausarztpraxen. Über die Wirksamkeit der Leistungen für Menschen mit Demenz und deren pflegende Angehörige

+ Was erwartet Sie? Vom Schuldgefühl zur Verantwortung Angehörige im Spannungsfeld von Kontrolle und Hilflosigkeit

Arbeitsausfälle und Einschränkungen durch psychische Erkrankungen

Elternberatung des Landes Steiermark im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag Veranstaltungen

Pflegenden Angehörigen helfen, die Auswirkungen von Krebs zu bewältigen. Laurel Northouse PhD, RN, FAAN University of Michigan

«Darüber reden hilft!»

Vom Problem - Bewusstsein zum Selbst - Bewusstsein

DIE KRAFT DES HUMORS Humor am Krankenbett

Erfolgreicher Stillbeginn Leipzig, 28. März Gitte Nicklisch, IBCLC Stillbeauftragte Vivantes Humboldt-Klinikum Berlin

Palliative Care. LUKS Sursee. Kompetenz, die lächelt.

Mentales Training Blog

Unterstützung von Angehörigen von Menschen mit Behinderungen

Psychosoziale Pflege und Betreuung. Spitex Zürich Limmat Spitex Zürich

Baby-friendly Hospitals: Informationen für Mütter und Eltern. Quelle: Fotolia

Krebs und Psyche wie Krankheit die Psyche verändert

LEIDEN UND LEIDENSGESCHICHTEN

Mit Angehörigen ins Gespräch kommen

Krankheitsbewältigung

Herzlich willkommen. zum Themenabend. Schlaf doch endlich!

Fragebogen für Angehörige von Schlaganfallpatienten ID: MZP: T0

Kindern Grenzen setzen wie geht das liebevoll und feinfühlig?

Verbinde dich mit der Erde

Psychotherapie mit Migranten. Psychoanalytische Aspekte

Essstörungen LSSH. Vortragsveranstaltung Dr. Regina Kostrzewa

Transkript:

Psychische Erkrankungen im Wochenbett: Stillen? Dr. med. Michael Scheele Mitglied der Nationalen Stillkommission SAFE-Mentor dr.scheele@t-online.de

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

2.Annehmen der vorläufigen, lebensnotwendigen Abhängigkeit des Neugeborenen von Liebe, Nahrung und Pflege rund um die Uhr Einem anderen Menschen rund um die Uhr zu dienen, begründet ein starkes Abhängigkeitsgefühl Erschöpfung, Müdigkeit, Versagensgefühle kommen hinzu. Mutter und Kind von Otto Dix Notwendig sind Ruhe und Zeit sowie eine liebevolle und verständnisvolle Unterstützung ( man überschätzt sich in der Wochenbettzeit. )

5. Erfahrungen mit der Milchbildung und die Entscheidung für oder gegen das Stillen Versagens- und Verletzungsgefühle Unbewusste Gefühle sind nicht kontrollierbar. Gelassenheit, Entschlossenheit und unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeiten von Mutter und Kind helfen bei der Begleitung. Schluss mit dem Muss! Pablo Picasso

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

Symptome einer Wochenbettdepression (PPD) diese Welt der Losigkeit : Schlaflos, appetitlos, rastlos, antriebslos, mutlos, freudlos. Irgendwann bist du so erschöpft, dass du nichts mehr tun kannst. Eigentlich. Du zwingst dich zu jedem Handgriff. Den Abendbrottisch decken ist eine Herkulesaufgabe. Zu jeder einzelnen Handlung, zu jeder einzelnen, musst du dich überreden. Aufstehen. Zum Bad gehen. Duschen. Abtrocknen Die Tage vergehen. Irgendwie vergehen die Tage und nichts ändert sich.

B. Sauer 2005

B. Sauer 2005

Empfehlung auf einer Webseite zum Stillen Trotz psychischer Erkrankung stillen? Denn erfolgreiches Stillen vermindert Ihr Risiko für Depressionen und reduziert auch die Auswirkungen einer Depression auf Ihr Baby. Und neben seinen vielen positiven gesundheitlichen Konsequenzen für Sie und Ihr Kind, fördert das Stillen auch die Mutter-Kind-Bindung und bietet Ihrem Baby Befriedigung und Stimulation für alle Sinne. Das beim Stillen ausgeschüttete Hormon Oxytocin steigert Ihr Vertrauen sowie Ihre Liebes- und Muttergefühle. Außerdem hilft es Ihnen auch Stress abzubauen und reduziert Aggressionen, Ängste und Depressionen.

Was bedeutet Stillen für das Kind, wenn es nicht feinfühlig ist? Stillen ist auch körperliche und gefühlsmäßige Nähe! Es werden dabei bewusste und unbewusste Gefühle, wie Zwiespältigkeit, Angst, Ablehnung und Stress vermittelt, vergleichbar der Zeit in der Gebärmutter. (Beispiel Margret S. Mahler 1975)

Breastfeeding difficulties and supports and risk of postpartum depression in a cohort of womenwho have given birth in Calgary: a prospective cohort study 1. Kathleen H. Chaput, PhD, 2. Alberto Nettel-Aguirre, PhD, PStat, 3. Richard Musto, MD, 4. Carol E. Adair, PhD, 5. Suzanne C. Tough, PhD 10.9778/cmajo.20150009 cmajo March 21, 2016 vol. 4 no. 1 E103-E109 Für Frauen, die Stillprobleme hatten und gleichzeitig eine positive Erfahrung mit Stillberatung machten, senkte sich das Risiko für eine postpartale Depression signifikant. Damit ist eine positive Erfahrung mit Stillberatung nicht nur hilfreich, um das Stillproblem zu beseitigen, um das es vordergründig geht, sondern trägt gleichzeitig präventiv zur mütterlichen psychischen Gesundheit bei.

Was wünschen sich Mütter mit PPD hinsichtlich des Stillens? - Zwiespalt, stillen zu wollen, aber (wegen des PPDbedingten schlechten AZ) nicht zu können. Dennoch übten Angehörige und Professionelle großen Druck aus zu stillen. - Bedürfnis, dass früher zum Abstillen geraten wird. - Wunsch, dass die anhaltende Bewältigung der PPD vom Umfeld akzeptiert wird (Verarbeitung z. B. traumatischer Geburtserlebnisse oder der verlorenen Lebenszeit mit ihrem Kind) C. Lehne, C. Schröder 2013

Keine Alternative zum Stillen? Das psychische Wohlbefinden von Mutter und Kind ist mindestens genauso wichtig wie der Schutz vor Infektionen oder die Vorbeugung von Neurodermitis! A. Rohde 2004

Entscheidend sollte das Gefühl der Mutter sein! Stillprobleme aufgrund der Medikation sind zu beachten, z.b.: SSRI führen zu einer signifikant später einsetzenden Laktation B. Sauer 2005

Fallschilderung Depression 2002

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! dr.scheele@t-online.de