Transformation zur Nachhaltigkeit und die integrierte Lösung verschiedener Umweltprobleme

Ähnliche Dokumente
Suffizienz in der Energiewende: Grenzen der Technik und Folgen für die Wachstumsgesellschaft

Rahmenbedingungen für einen ökologisierten Verkehrssektor

Nachhaltigkeit: Vision und Wirklichkeit

Der Weg zur öko-sozialen Marktwirtschaft: Mehr vom Gleichen oder Neustart in der Energie- und Klimapolitik?

Wie einfache Wahrheiten die Demokratie untergraben: Beispiel Energiewende nach der Kattowitzer Klimakonferenz

Energiewende: Effektivität und Gerechtigkeit

Energiewende, Nachhaltigkeit und Demokratie

Ökonomische Klimaschutz-Instrumente besser verstehen und kommunizieren: Eine Verteidigung gegen ihre Freunde und Kritiker

Das Zwei-Grad-Ziel: Wunsch und Wirklichkeit

Nachhaltigkeitsinstrumente für Klima, Energie, Landnutzung Jenseits von buntem Instrumentenmix und mainstream-ökonomischer Vereinfachung

Erneuerbare- Energien-Recht quo vadis?

Klimagerechtigkeit. Cool Down: 50 Irrtümer über unsere Klima-Zukunft Klimaschutz neu denken, Herder 2009

Grenzen des ökonomischen ls

Instrumentenmix: Ordnungs- und Planungsrecht als (auch) regionales Instrument

Menschenrechte und Umweltschutz

Rechtmäßigkeit des Exports radioaktiver Abfälle des AVR Jülich in die USA

Ökonomische Instrumente und Bewertungen der Biodiversität


The Limits to Growth

Christine Lenz. Eine Analyse auf der Grundlage von Ansätzen der. Neuen Politischen Ökonomie

Raum für neues Denken! Ein umweltpolitischer Laborbericht

Möglichkeiten und Grenzen von Suffizienzpolitik mit dem Ziel Ressourcenschutz

durch das Wachstum einer oder mehrerer Metropolen bestimmt worden. Vielmehr scheint das Wachstum im Rheintal ohne eine signifikante Hierarchie oder

Systemoptimierung oder radikaler Wandel? Beispiel Österreich

Geschichte der Rechts- und Sozialphilosophie

Umweltpolitik in Deutschland

Nachhaltige Ökonomie

Sozio-technische Szenarien und Kernhandlungsfelder für ein nachhaltiges Energiesystem in Österreich

Wechsel ja, Systemsprung nein Weiterentwicklungsbedarf beim EEG

Forschung in Zeiten des Klimawandels

Nutzungsfreie Wälder und Klimaschutz

Peter Hennicke, Susanne Bodach Energierevolution Effizienzsteigerung und erneuerbare Energien als neue globale Herausforderung

Ergebnisdokumentation: C1 Nachhaltiger Konsum: Die Bedeutung der Rebound-Effekte in der Wirtschaft

Innovationen für eine nachhaltige Biomassenutzung in der Oberrheinregion

Suffizienz für ein gutes Leben! Thomas Forbriger Eine Welt Forum Freiburg e.v. 04. Juli 2015

Was ist Nachhaltigkeit?

Degrowth Ziele, Visionen und Herausforderungen

Die Energiewende eine große deutsche Transformation

Global oder lokal? Alternativen anpacken! Ulrich Brand

Nationales Ressourceneffizienzprogramm ProgRess

Ethische, rechtliche, politische und transformative Zugänge am Beispiel von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Welthandel

Klimawandel und Gerechtigkeit

Energiewirtschaft 2030 und Infrastruktur als das vernachlässigte Fundament für den Umbau des Energiesystems

Klimapakt Münchner Wirtschaft

Kollaborative Ökonomie Potenziale für nachhaltiges Wirtschaften

Energiestrategie Österreich

Nachhaltige Entwicklung im Europarecht

Hürden für eine Energiewende in Österreich aus der Perspektive sozio-technischer Transitionen

Abschlusstagung des Projekts Mentalitäten und Verhaltensmuster im Kontext der Energiewende in NRW

Wachstums(w)ende Betriebswirtschaftliche Perspektiven auf die Postwachstumsökonomie

HendrikSander. Auf dem Weg zum grünen. Die Energiewende nach Fukushima

Ordnung in einer arbeitsteiligen Wirtschaft

GELEBTE NACHHALTIGKEIT IM GASTGEWERBE. Stefan Fauster, Drumlerhof

Lernbereich Globale Entwicklung eine pädagogische Antwort auf globale Entwicklungs- und Zukunftsfragen?!

Emissionshandel ist Mittel der Wahl

Grand Designs der Nachhaltigkeitspolitik

100% EE-Versorgung Jochen Flasbarth Präsident, Umweltbundesamt Villa Post in Hagen,

Wettbewerbsvorteile durch internationale Wertschöpfung

Europawahl 2019: Parteien und Positionen zur Energiepolitik

Jutta Knopf, Esther Hoffmann, Rainer Quitzow, Maja Rotter Nachhaltigkeitsstrategien in Politik und Wirtschaft: Treiber für Innovation und Kooperation?

Klimaschutz in der Agrarpolitik

Bedeutung und Perspektiven von Indikatoren als Instrument der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie

Gesellschaftliche Transformation im Klimawandel: Herausforderungen für die Anpassungsforschung

Ein neues EU Governance System Anforderungen aus zivilgesellschaftlicher Sicht

Europa-Kompetenz in allen Themenfeldern stärken Einige Anregungen zur Nutzung des TERRA Themenbandes Europa (Ausgabe 2016) in anderen Inhaltsfeldern

Bedeutung einer Nachhaltigkeitsstrategie im globalen Wettbewerb

Masterplan 100% Klimaschutz für die Hansestadt Rostock

Studienverlaufsplan. Für Studierende mit Beginn des Studiums im WS 2012/13

Energiewende für die Politik? Kanton Luzern konkret!

Cyberstalking und Cybercrime

Lokale Agenda Strausberg Fortschreibung 2017 Beiträge zur Energiewende und zum Klimaschutz

Norman Laws. Biodiversität. Gesellschaft, Politik, Wirtschaftssystem. Kl Nomos

Die Zukunft des Wachstums

Entwicklung des Modells: Multistakeholder-Prozess mit 70 Experten aus 40 Organisationen

SWP. Klimawandel, Energiewende und Energieeffizienz. Möglichkeiten einer europäisch orientieren Energiepolitik

Eine integrierte Politik der Ressourcen- schonung für Umwelt und Wirtschaft

Herausforderungen zur Entwicklung eines Governance Systems für die Entwicklung erneuerbarer Energien bis 2030

Energieeffizienz in Deutschland auf einen Blick

Landnutzungswandel in ländlichen Räumen

Die Energiewende Gründe und Perspektiven

Thomas Göllinger. Systemisches Innovations- und Nachhaltigkeitsmanagement

Regionaler Dialog Energiewende

Politics vs Markets. How German Power Prices hit the Floor Journal of World Energy Law & Business, 9(2), ,

Strom, Wärme, Verkehr Das technologische Potential von Wasserstoff

Umweltbewusstseinsstudie 2016

Warum kooperiert der Staat?

Moralisches Handeln von Unternehmen

Von. Prof. Dr. Andreas Seeliger

Abteilung Stadtund Regionalentwicklung

Inhaltsverzeichnis. Abkürzungsverzeichnis 19

gws Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbh

August-Dicke-Schule, Schützenstraße 44, Solingen Kernlehrplan Politk/ Wirtschaft

Erhöhte Effizienz - Wirkung und Gegenwirkung. FONA GREEN ECONOMY KONFERENZ Berlin,

Juni 2012 Schlossmuseum - Südflügel, Schlossberg 1, 4020 Linz

Fokus Berlin: Anforderungen an die Energieversorgung in einer Metropolregion

Politik der Nachhaltigkeit

Suffizienz Leitbild für Kommunen auf dem Weg zu einer Selbstversorgung mit Erneuerbaren Energien?

Was verträgt unsere Erde noch?

WIFO ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG. Policy Brief: Analysen zur österreichischen Energiebilanz 2017.

Regionalforum Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen des Biosphärenreservates Vessertal-Thüringer Wald

Transkript:

Transformation zur Nachhaltigkeit und die integrierte Lösung verschiedener Umweltprobleme Prof. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A., Leipzig/Berlin & Universität Rostock, Juristische Fakultät & Wissenschaftscampus Phosphorforschung Rostock mail@sustainability-justice-climate.eu www.sustainability-justice-climate.eu

Beispiel Klimaschutz/ Nachhaltigkeit >>> Nachhaltigkeit = dauerhaft und global durchhaltbare Lebens- und Wirtschaftsweisen >>> Nachhaltigkeit und Wandel wessen Wandel? Bsp. Klimaschutz: EU wirklich Vorreiter? Pariser Temperaturgrenze: Nullemissionen in 10-20 J. absolute Emissionshöhe pro Kopf Problemverlagerung Fossile aus dem Markt? nicht nur beim Strom, auch bei Wärme, Verkehr, stofflichen Nutzungen umweltpolitische Verengung auf Klima Biodiv, Böden, N-Kreisläufe, P-Kreisläufe usw. Synergien bei fossilem Phasing-Out

Technik vs. Suffizienz >>> Frage nach der Nachhaltigkeitsstrategie Art. 2 Abs. 1 PA rein technisch durch EE, Effizienz, CCS, Atom, Aufforst.? (Wachstum, Arbeit, bequem) Problemausmaß (Mythos Entkopplung) Defekte der technischen Wege: u.a. Bsp. EE manche Probleme kaum technisch lösbar (Fleisch) andere Umweltprobleme Rebound-Effekte also auch Suffizienz (Verhaltensänderungen) nötig; Wachstums-Implikationen?

Methodik der Verhaltens- und Governance-Forschung Ökonomik, Soziobiologie, Psychologie, Soziologie, Ethnologie, Kulturwissenschaft usw. parallel auswerten Motivation nicht direkt beobachtbar Befragungen/ Interviews (quantitative/ qualitativ) bei vielen Fragen unvermeidlich (!) stark verzerrt Experimente: ebenfalls bei vielen Fragen unvermeidlich (!) verzerrt, unterkomplex, zu hypothetisch Motive sogar den Handelnden selbst oft nicht ganz klar zusätzlich daher teilnehmende Beobachtung (formell und informell) nötig weitere Kontrollschritte: Soziobiologie, historische/ ethnologische Vergleiche, Selbstbeobachtung führt zu Identif. von Steuerungsproblemen und sodann zur Prüfung der Effektivität von Steuerungsinstrumenten

Transformationsbedingungen (a) Verschränkung von Einzelmensch und Strukturen hohes Wissen/ Bewusstsein = oft irreführend vielmehr komplexes Wechselspiel der Akteure relevante Faktoren (quer dazu liegend: Biologie, Kultur inkl. Wirtschaftssystem, Geographie) Eigennutzen (trotz Kooperation; inkl. Systemzwängen ) technisch-ökonomische Pfadabhängigkeiten Kollektivgutproblem tradierte (falsche) Werthaltungen (z.b. Wachstumslogik) ------------------------------- Normalitätsvorstellungen Gefühle (u.a. massive Lücke Einstellung/ Verhalten und Einstellung/ Einstellung und kognitive Dissonanzen)

Transformationsbedingungen (b) Glücksforschung führt nicht zu anderen Ergebnissen uneindeutige Befunde vor allem komparativer Glücks-Charakter deskriptiven Befund nicht mit rechtem Glück verwechseln unplausibel, imaginäre postkapitalistische Menschen nur kooperativ (verstanden als altruistisch) zu sehen: komplexes Verhaltensbild auch ohne Kapitalismusbezug bekannt biologische Ursprünge des Menschen schiefe historische Reminiszenzen in vorkapitalistische Zeit Menschen selbst vielfältig in Unternehmensinteressen verstrickt Produktivität von Konkurrenz für maximale altruistische Kooperation = zurück in die Steinzeit? >>> Wandel dennoch möglich, aber nicht bei allen Faktoren und meist evolutionär statt revolutionär

Transformationsbedingungen (c) Wissen und Werte (Bildung: wer? Zeit? wie wirksam?) Kollektivgutprobleme und Pfadabhängigkeiten Eigennutzen: Wechselspiel (Problemdruck, Frieden, Gesundheit, Wirtschaftlichkeit, Migration, Glück) schwieriger: Normalitätsvorstellungen (Vorbilder, ausprobieren, Verbündete, Preise, Transparenz), emotionale Strukturen, latenter Egoismus >>> Akteure im Wechselspiel und Vorbilder >>> warum die Unternehmen oder die Verbraucher allein nicht als Akteure reichen

Grenzen für Konsumenten/ Unternehmen Politikziele nicht sinnvoll freiwillig auf Ebene eines Unternehmens herunterbrechbar Motivationslage: umfassender Wandel zur Nachhaltigkeit nur im Wechselspiel wahrscheinlich Vermeidung von Haftungsfällen reicht nicht Eingrünen des Business as usual reicht nicht schwieriger Übergangsprozess dreifache Verlagerungsproblematik >>> Wechselspiel aller Akteure nötig sonst Henne-Ei

Nachhaltigkeitspolitik: Steuerungsprobleme Friktionen des klassischen Ansetzens bei einzelnen Produkten, Anlagen, Tätigkeiten Zielstrenge Vollzug Rebound inkl. Wohlstandseffekte räumliche, sektorale, umweltproblembezogene Verlagerung Abbildbarkeit ergo: Mengensteuerung via Caps oder Preise aber Missverständnisse über ökon. Instrumente (Elastizitäten, Kosteneffizienz, Prozente)

Nachhaltigkeitspolitik: Instrumente D endlich echter Vorreiter wie bei Eurokrise? Mengensteuerung als integrierter europäischer Ansatz für diverse Nachhaltigkeitsfragen? Cap für Fossile und Fläche, geographisch und sachlich breit, mit strengen/ langfristigen Zielen, als gut fassbare Steuerungsgröße adressiert diverse Motivationsfaktoren und Steuerungsprobleme internationale Kooperation: Standards gegen Geld Grenzausgleich für Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz Sozialausgleich Flankierungen nötig: u.a. Technologieförderung, Information, Verbote Wirkungen werthaltige inländische Produktion ermöglicht Effizienz, erneuerbare Ressourcen, Suffizienz (ggf. Aufforstung) verknüpfte Umweltprobleme angehen

Eigene neue Texte (Auswahl) 1. Wir können uns ändern: Gesellschaftlicher Wandel jenseits von Kapitalismuskritik und Revolution, Oekom 2017 2. Kurzschluss: Wie einfache Wahrheiten die Demokratie untergraben, Ch. Links Verlag 2017 3. Jahrhundertaufgabe Energiewende: Ein Handbuch, Taschenbuch, Ch. Links Verlag 2014 (auch über Zentralen für pol. Bildung = kostenloser Download über Instituts-Homepage) 4. Theorie der Nachhaltigkeit: Ethische, rechtliche, politische und transformative Zugänge am Beispiel von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Welthandel, 3. Aufl., Nomos 2016 5. Globalisierung, Freihandel und Umweltschutz in Zeiten von TTIP: Ökonomische, rechtliche und politische Perspektiven, Metropolis 2016 (Hg. mit H. Unnerstall & B. Garske)