WORKSHOP 1 HELP! PATENSCHAFTEN FÜR KINDER MIT PSYCHISCH BELASTETEN UND ERKRANKTEN ELTERN

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Transkript:

WORKSHOP 1 HELP! PATENSCHAFTEN FÜR KINDER MIT PSYCHISCH BELASTETEN UND ERKRANKTEN ELTERN Basel

HELP! For Families Patenschaften für Kinder mit psychisch erkrankten oder belasteten Eltern Franza Flechl, Systemische Paar- und Familientherapeutin, Dipl. Sozialpädagogin, HELP! For Families, Basel Christina Ochsner, Patin von 2 Patenkindern, Pilates-Trainerin in eigener Praxis

Bericht über eine Patenschaft im Gesundheitsmagazin PULS, Sept.2015 Christina Ochsner seit November 2014 zusammen mit ihrem Mann eine Patenschaft mit einem Geschwisterpaar http://www.srf.ch/gesundheit/gesundheitswesen/hilfe-fuer-kinder-psychisch-kranker-eltern HELP! For Families Patenschaften, Basel 2

Inhalt der Präsentation Ausgangslage: Kinder mit psychisch erkrankten Eltern und deren Belastung Besonderheit: zwischen professioneller Hilfe und Freiwilligentätigkeit Organisation der Patenschaften Gemeinsamkeiten/ Herausforderungen in den Patenschaften Prävention und Kindesschutz Aktueller Stand im Patenschaftsangebot Interview/ Gespräch mit der Patin Christina Ochsner HELP! For Families Patenschaften, Basel 3

Ausgangslage: Kinder sind in vielerlei Hinsicht belastet. Desorientierung und Angst: Sie können Erkrankung nicht einordnen und nicht verstehen. Tabuisierung: Sie dürfen nicht über die Erkrankung sprechen. Schuldgefühle, Hilflosigkeit: Sie glauben, dass sie etwas falsch gemacht haben. Stigmatisierung, Scham: Sie erleben Ausgrenzung und Abwertung. Einsamkeit, Isolierung: Sie fühlen sich alleingelassen und ziehen sich zurück. Parentifizierung: Sie übernehmen Verantwortungen, die nicht ihrem Alter angemessen sind. Sie tragen ein 2-4 fach erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. HELP! For Families Patenschaften, Basel 4

Daher zählt für die betroffenen Kinder verstärkt: Möglichkeit über belastende und über freudige Dinge sprechen zu können. jemand der zuhört und dem sie sich anvertrauen können. Erwünscht und geliebt zu sein und darin Konstanz zu erfahren. sich selbst als stark und fähig zu erleben und Erfolgserlebnisse zu erfahren. sich auf andere verlassen zu können. Erweiterung ihres sozialen Umfelds. HELP! For Families Patenschaften, Basel 5

Patenschaften als Unterstützung betroffener Kinder Mit einer Patenschaft erhalten die Kinder: Eine vertraute, verlässliche und verfügbare Bezugsperson (Resilienzforschung). «Raum für sich»: belastende fam. Begebenheiten keine Rolle spielen. «Meine Insel» Besonderheiten des Angebots: Freiwilligenhilfe mit professioneller Begleitung. Ergänzung zu anderen Unterstützungsformen, nicht als Massnahme gedacht. niederschwellig & flexibel für Eltern Loslösung vom professionellen Hilfesystem. Bisher einziges Angebot in der Schweiz für Kinder psych. Erkrankter Eltern. HELP! For Families Patenschaften, Basel 6

Wer sind die Familien? Wer die Paten? Betroffene Familien: vorwiegend alleinerziehende Mütter, eingebettet in ein Helfernetz Kinder sind zwischen 0-18 Jahre (jüngstes Kind war 1,5 Jahre, das ältere 14) Krankheitsbilder der Eltern vorwiegend Depression, Zwangserkrankung, Persönlichkeitsstörungen und Traumatisierung Paten: Menschen die sich ehrenamtlich engagieren, aktuell im Alter von zwischen 26 und 70 Einzelpersonen, Paare mit eigenen oder ohne Kindern Erfahrung mit Kindern (privat oder beruflich) vorwiegend aus sozial-/ heilpädagogischen und therapeutischen Berufen HELP! For Families Patenschaften, Basel 7

Organisation einer Patenschaft Treffen: 1 Halbtag pro Woche, plus 1 WE pro Monat Einbindung des Kindes in den Lebensalltag der Paten Schulung und regelmässiges Coaching der Paten Mindestens 2 STAO/ Jahr mit Mutter/Kind/Paten Erfahrungsaustausch/ Intervision Paten (5 Abende/ Jahr) PatInnen erhalten Spesenpauschalen Kontakt zwischen Paten und Müttern ist sehr individuell Ablösung der Patenschaft von HELP! nach 3 Jahren Weiterführung der Patenschaft so lange als möglich erwünscht, bisher werden alle abgelösten PS weitergeführt! HELP! For Families Patenschaften, Basel 8

Erfahrungswerte in den Patenschaften Von der «künstlichen» Beziehung zur «gewachsenen» Beziehung dauert es ca. 1 Jahr Kooperation mit den Eltern läuft besser als erwartet- deutliche Entlastung, dass noch jemand Sorge um ihr Kind trägt - befürchtete Konkurrenz bei den Müttern ist nicht eingetreten Mütter erleben es als Erweiterung «Patin ist anwesend, auch wenn sie gar nicht da ist» Patin wird zum Fixpunkt vom Kind, aber auch für die Mütter Vertrauen seitens Eltern und Paten erstaunlich schnell geschaffen eigene Entscheidung der Mütter und institutionelle Ansprechpartner, wirkt sich positiv aus Erfahrungen und Wirkung bei den Kindern: Kommen aus der «sozialen Isolation» heraus (Fussballclub, Akrobatik etc.) Erleben evtl. das erste mal Verlässlichkeit, sie sind wichtig Können mitreden, wenn es um tolle Erlebnisse geht, stärkt ihren Selbstwert lernen vermehrt eigene Bedürfnisse kennen und zu äussern «Patenschaft macht Angst weg» Zitat eines Patenkindes HELP! For Families Patenschaften, Basel 9

Herausforderungen es kann Wartezeiten geben bis richtige Passung gefunden ist Zusammenarbeit und Austausch mit dem Helfernetz Freiwilligkeit der Eltern Angebot richtet sich an Betroffene in BS (Finanzierung BL relativ schwierig) Anfragen seitens KESB: Wege suchen wie eine PS dennoch niederschwellig möglich sein kann, da es keine Massnahme sein kann Eltern tabuisieren ihre Erkrankung und/ oder sie kennen z.t. ihre Diagnose nicht Eltern reden mit den Kindern NICHT über die Krankheit (Desorientierung) Patenakquise ist schwieriger als erwartet, es ist ein verantwortungsvolles und zeitintensives Engagement HELP! For Families Patenschaften, Basel 10

Zum Schutz des Kindes: Schriftliche Verpflichtungserklärung für Paten und Eltern Vorgehen im Verdachtsfall Standards, welche auf Empfehlungen der Fachstelle Prävention Limita und Opferhilfe Triangel beruhen (z.b. Duschen, Umziehen, Toilette, Schlafen, etc.) Deklaration unserer Haltung hält Schwelle tiefer, bisher keine Vorfälle! Liebes Patenkind Wenn du dich einmal bei der Patenfamilie nicht wohl fühlst, dann sag dies bitte deinen Eltern oder Franza Flechl. 061 386 92 18 HELP! For Families Patenschaften, Basel 11

Aktuelle Situation 17 Patenschaften sind aktiv Mehr als 20 wurden vermittelt, ein Drittel musste vorzeitig beendet werden, die meisten seitens der Paten «Patenschaften» ist als weiteres Angebot bei HELP! For Families etabliert (LV mit Kanton seit 2016) Weitere Kinder können angemeldet werden Laufend weitere Patinnen und Paten gesucht HELP! For Families Patenschaften, Basel 12

Fragen und Diskussionsrunde mit dem Publikum HELP! For Families Patenschaften, Basel 13