5. Vrlesung (Rehabilitatins- )psychlgische Fragen Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten im Masterprgramm Rehabilitatinspsychlgie GH Franke im SSe 2013
Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten im Masterprgramm Rehabilitatinspsychlgie Prf. Dr. habil. G.H. Franke Hchschule Magdeburg-Stendal Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften Rehabilitatinspsychlgie M.Sc. Gabriele.franke@hs-magdeburg.de 5. Vrlesung (Rehabilitatins- )psychlgische Fragen Diese Vrlesung ist eine mdifizierte, überarbeitete und erweiterte Versin des Studienbriefes Gutachtenerstellung und Kmmunikatin vn Prf. Dr. habil. C. Salewski, 2013, FernUniversität Hagen, Fakultät für Kultur- und Szialwissenschaften swie der weiterhin im jeweiligen Literaturverzeichnis zitierten Literatur GHF 5. VL GA 2013 2
Literatur Böttcher, A., Nedpil, N., Bsisnki, H.A.G. & Saß, H. (2011). Mindestanfrderungen für Schuldfähigkeitsgutachten. Sexulgie, 14, 28-35. Kröber, H.-L. (2009). Darstellung der Aktenlage. Frensische Psychiatrie, Psychlgie, Kriminlgie, 3, 76-77. Pryer, R.T. & Ortner, T.M. (2010). Praxis der psychlgischen Gutachtenerstellung. Schritte vm Deckblatt bis zum Anhang. Bern: Huber. SDL-BIBO: SP 56-133 Salzgeber, J. (2011). Familienpsychlgische Gutachten: rechtliche Vrgaben und sachverständiges Vrgehen. München: Beck. SDL- BIBO: SP 56-85 GHF 5. VL GA 2013 3
Literatur Westhff, K. & Kluck, M.-L. (2008). Psychlgische Gutachten schreiben und beurteilen. Heidelberg: Springer. SDL-BIBO: http://dx.di.rg/10.1007/978-3-540-46842-4 Westhff, K., Terlinden-Arzt, P. & Klüber, A. (2000). Entscheidungsrientierte psychlgische Gutachten für das Familiengericht. Berlin: Springer. SDL-BIBO: SP 56-27 Zuschlag, B. (2002). Das Gutachten des Sachverständigen. Göttingen: Hgrefe. SDL-BIBO: SP 56-53 GHF 5. VL GA 2013 4
Psychlgische Fragen Der Gutachtenauftrag wird in Frm einer gutachterlichen Fragestellung erteilt, die es durch einen diagnstischen Przess zu beantwrten gilt Da die autraggebenden Instanzen gerade keinen psychlgischen Sachverstand besitzen, sndern diesen vn der psychlgischen DiagnstikerIn erwarten, ist es zunächst erfrderlich, die gutachterliche Fragestellung daraufhin zu prüfen, b sie aus psychlgischer Sicht prinzipiell beantwrtet werden kann der b sie eventuell verändert werden muss GHF 5. VL GA 2013 5
Psychlgische Fragen Nach dieser Klärung ist in den allermeisten Fällen die Frmulierung psychlgischer Fragen der Hypthesen erfrderlich, durch die die gutachterliche Fragestellung in Knstrukte und Knzepte übersetzt wird, die mit psychlgischen Mitteln peratinalisiert und diagnstiziert werden können GHF 5. VL GA 2013 6
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung Die gutachterliche Fragestellung ist, wenn sie vn Gerichten der anderen Behörden in Auftrag gegeben wird, schriftlich fixiert In anderen Fällen kann ein Gutachtenauftrag auch mündlich erflgen, s dass es keinen festgelegten Wrtlaut der gutachterlichen Frage gibt In jedem Fall muss die psychlgische Sachverständige vr Übernahme des Gutachtenauftrags die Fragestellung srgfältig daraufhin untersuchen, b sie durch sie bearbeitet werden kann GHF 5. VL GA 2013 7
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: beantwrtbar und eindeutig? Kriterien zur Prüfung der gutachterlichen Fragestellung haben Westhff et al. (2000) der Pryer und Ortner (2010) vrgelegt: Zunächst muss geklärt werden, auf welchen Sachverhalt sich die gutachterliche Frage bezieht und b die Fragestellung dazu geeignet ist, mit den zur Verfügung stehenden psychlgischen Mitteln beantwrtet zu werden Eine Fragestellung wie etwa Wird der Angeklagte sein in diesem Jahr begnnenes Fernstudium mit Auszeichnung beenden? ist nicht zu beantwrten, weil es generell kein psychdiagnstisches Instrumentarium gibt, das ein Ereignis in weiter Zukunft vrhersagen kann GHF 5. VL GA 2013 8
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: beantwrtbar und eindeutig? Weiterhin spielen bei einem Ereignis wie Fernstudium beenden eine Reihe vn Faktren eine Rlle, die psychdiagnstisch nicht zu erfassen sind (zukünftige Lernbedingungen, Krankheiten, Interessenverschiebungen etc.). Die gutachterlichen Kmpetenzen müssen reflektiert werden, um sicherzustellen, dass die beauftragte Sachverständige tatsächlich über das ntwendige Expertenwissen verfügt Auch muss die Eindeutigkeit der Fragestellung sichergestellt sein, auf die sich die gutachterliche Tätigkeit beziehen sll GHF 5. VL GA 2013 9
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: ffen? Ein weiteres Merkmal einer aus psychlgischer Sicht bearbeitbaren Fragestellung ist ihre ffene Frmulierung. Offen meint dabei, dass in der Frmulierung nch keine Antwrten vrweggenmmen werden ( z.b.: zu prüfen, dass der Vater besser zur Erziehung geeignet ist als die Mutter ) In diesem Fall ist die Gutachterin vn vrne herein in den Hypthesen eingeschränkt, die den gutachterlichen Przess leiten, und kann daher die Begutachtung nicht sachgerecht durchführen GHF 5. VL GA 2013 10
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: ffen? In einem diagnstischen Przess, der den Regeln der Wissenschaftlichkeit entspricht, müssen alle Arten vn Hypthesen möglich sein Damit einher geht auch, dass für die Untersuchung ausreichende Freiräume bestehen müssen, s dass alle relevanten Persnen und Situatinen in die Begutachtung einbezgen werden können GHF 5. VL GA 2013 11
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Hinweise auf Bedingungen des Einzelfalls? Westhff et al. (2000) geben den Hinweis, auch zu prüfen, inwieweit die Fragestellung bereits auf Besnderheiten des vrliegenden Einzelfalls verweist Diese Hinweise auf die Besnderheiten des Falles sllten GutachterInnen bei der Planung der diagnstischen Strategie nutzen, hne sich, dabei in den Möglichkeiten der Hypthesengenerierung einschränken zu lassen GHF 5. VL GA 2013 12
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: ethische Verantwrtbarkeit? Die ethische Verantwrtbarkeit der Fragestellung kann durch eine vrwegnehmende, einschränkende Fragefrmulierung gemindert sein Sie kann auch dadurch eingeschränkt sein, dass der Auftrag s frmuliert ist, dass die Bearbeitung negative Knsequenzen für die beteiligten Persnen nach sich ziehen könnte Die Übernahme eines hypthetischen Auftrags wie Es sll untersucht werden, b Frau X. aufgrund ihrer Charakterschwäche als Mutter ungeeignet ist nimmt eine Vrverurteilung und Stigmatisierung der Persn in Kauf und verletzt das Gebt der Objektivität GHF 5. VL GA 2013 13
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Mdifikatin der gutachterlichen Fragestellung? Eine gutachterliche Fragestellung, die aus psychlgischer Sicht nicht eindeutig, einschränkend der ethisch bedenklich ist, muss mit der auftraggebenden Instanz geklärt und eventuell mdifiziert werden Ist dies nicht möglich, muss der Auftrag abgelehnt werden Die mdifizierte Fragestellung sllte möglichst schriftlich fixiert werden, denn sie leitet das ganze flgende gutachterliche Handeln und muss daher für alle Beteiligten (auftraggebende Instanz, Gutachterinnen und Gutachter, zu begutachtende Persnen) gleichermaßen Verbindlichkeit besitzen GHF 5. VL GA 2013 14
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Mdifikatin der gutachterlichen Fragestellung? Ein besnderer Fall liegt vr, wenn sich im Verlauf der Begutachtung Sachverhalte ergeben, die eine Erweiterung der ursprünglichen Fragestellung sinnvll der ntwendig erscheinen lassen Ergibt sich etwa bei der Erstellung eines familienrechtlichen Gutachtens die Situatin, dass ein begründet erscheinender Verdacht des sexuellen Missbrauchs geäußert wird, dann muss abgewgen werden, b dieser neue Aspekt in die Begutachtung einbezgen wird Auch in diesem Fall muss mit der auftraggebenden Instanz, hier dem Gericht, abgeklärt werden, dass der Gutachtenauftrag entsprechend erweitert wird GHF 5. VL GA 2013 15
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung Ist die Frmulierung der gutachterlichen Fragestellung abgeklärt, erflgt als nächster Schritt in der Gutachtenerstellung die Übersetzung der gutachterlichen Fragestellung in prüfbare psychlgische Fragen der Hypthesen Die Frmulierung der psychlgischen Fragen ist das Kernstück der diagnstischen Tätigkeit und setzt substantielle psychlgische Kenntnisse und Fertigkeiten vraus GHF 5. VL GA 2013 16
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Basisannahmen? Vier ntwendige Annahmen zur Übersetzung der Ausgangsfrage in psychlgische Fragen (Westhff & Kluck, 2008, S. 17) : 1) Individuelles Verhalten lässt sich aufgrund vn Zusammenhängen zwischen definierten Variablen beschreiben, erklären, vrhersagen und beeinflussen 2) Diese Zusammenhänge können unter definierten Bedingungen empirisch festgestellt werden 3) Die Art und Stärke der empirisch geprüften Zusammenhänge zwischen den ausgewählten Variablen gelten auch für den vrliegenden Einzelfall 4) Es muss zur Bearbeitung der Fragestellung der Ausprägungsgrad der Variablen festgestellt werden, der nach einer geeigneten Regel weiterverarbeitet wird GHF 5. VL GA 2013 17
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Anfrderungsprfil? Diese Annahmen sind auf der Metaebene frmuliert. In der knkreten Arbeit am Einzelfall besteht eine der zentralen Frderung an die psychlgischen Sachverständigen darin, begründet zu entscheiden, welche Variablen bei der vrliegenden Prblemstellung herangezgen werden müssen, um relevante Zusammenhänge aufzudecken Das Vrgehen dabei sllte vn der Orientierung an einem Anfrderungsprfil geleitet sein Das Anfrderungsprfil ist smit der Bezugsrahmen, innerhalb dessen die Frmulierung der psychlgischen Fragen und ihre Operatinalisierung erflgt GHF 5. VL GA 2013 18
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Anfrderungsprfil? Bei Begutachtungen im beruflichen Bereich zum Beispiel ergibt sich das Anfrderungsprfil aus den Merkmalen der spezifischen Tätigkeit Die Fähigkeiten der begutachteten Persn werden entsprechend dieser Merkmalsbereiche erfasst und anschließend mit dem Anfrderungsprfil verglichen In familienrechtlichen Fragen ergibt sich das Anfrderungsprfil aufgrund der Orientierung am Knzept des Kindeswhls und den Kriterien, die üblicherweise zur Bestimmung des Kindeswhls herangezgen werden Die Variablen, die bei der Orientierung am Anfrderungsprfil im Einzelfall herangezgen werden, sind vielfältig und können aus unterschiedlichen Bereichen stammen. GHF 5. VL GA 2013 19
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: verhaltensrelevante Variablen? Die Verhaltensgleichung vn Westhff und Kluck (2008) ist die beste Strukturierung dieser Variablen in Gruppen. Sie bezieht sich dabei auf die Gleichung, nach der Verhalten durch flgende Arten vn Variablen (und deren Wechselwirkungen) bedingt ist: Umgebungs- (z.b. finanzielle Situatin, Whnsituatin) und Organismusvariablen (z.b. körperliche Belastbarkeit, Behinderungen) Kgnitive Variablen (z.b. Intelligenz, besndere Begabungen) Emtinale Variablen (z.b. Frustratinstleranz, Bindungen) Mtivatinale Variablen (z.b. Ziele, Erwartungen) Sziale Variablen (z.b. sziale Kmpetenz, Nrmen) GHF 5. VL GA 2013 20
Verhaltensgleichung V = f (U, O, K, E, M, S) Verhalten ist eine Funktin flgender Gruppen vn Variablen U = Umgebungsvariablen = nicht-psychlgische Variablen O = Organismusvariablen = nicht-psychlgische Variablen K, E, M, S = Psychlgische Variablen Und deren Wechselwirkungen GHF 5. VL GA 2013 21
K, E, M, S = psychlgische Variablen K = Kgnitive Variablen E = Emtinale Variablen M = Mtivatinale Variablen S = Sziale Variablen UND = deren Wechselwirkung Westhff und Kluck (2008) GHF 5. VL GA 2013 22
Umgebungsvariablen Finanzielle Situatin Whnsituatin Verkehrsverbindung Kmmunikatinsbedingungen Zur Verfügung stehende Zeit GHF 5. VL GA 2013 23
Organismusvariablen Allgemeine körperliche Belastbarkeit Ernährungsweise Alter (-sunterschiede) Beeinträchtigungen Behinderungen Krankheiten, auch defekt abgeheilte Abhängigkeit vn Drgen Besnderheiten (anatmische, physilgische, des Hrmn- der Nervensystems, der Sinnesrgane, des Kreislaufs, des Skeletts, der Muskulatur, der Haut) Medikamentöse Behandlung GHF 5. VL GA 2013 24
Kgnitive Variablen Allgemeine Intelligenz Intelligenzstruktur Knzentratin Gedächtnis Kreativität Künstlerische Begabungen GHF 5. VL GA 2013 25
Kgnitive Variablen Arbeitsstil Gewissenhaftigkeit Kulturtechniken: Schreiben, Lesen, Grundrechenarten Kenntnisse in Sprachen, EDV, Maschineschreiben, Stengraphie Fachkenntnisse GHF 5. VL GA 2013 26
Emtinale Variablen Emtinale Belastbarkeit Umgang mit Belastungen Verhalten bei Frustratinen Umgang mit Gefühlen Relativ überdauernde Gefühle, z.b. der Liebe, Schuld, Angst, Minderwertigkeit Emtinale Bindungen GHF 5. VL GA 2013 27
Mtivatinale Variablen Mtive, z.b. Leistungsmtiv, Machtmtiv Interessen Werte der Wertvrstellungen Ziele Überzeugungen Erwartungen Entscheidungsverhalten Aktivität Extraversin GHF 5. VL GA 2013 28
Sziale Variablen Sziale Intelligenz bzw. Kmpetenz Einstellungen, Erwartungen, Vrurteile, Steretype Nrmen Pflichten, Verpflichtungen Einflüssen vn bedeutsamen Anderen GHF 5. VL GA 2013 29
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Einbezug der verfügbaren Wissensbestände? Bei der Entscheidung, welche der Variablen mit welchem Gewicht in die Frmulierung der psychlgischen Fragen einbezgen werden sllen, müssen alle verfügbaren psychlgischen und anderen Wissensbestände einbezgen werden. Wenn als ein familienrechtlicher Gutachtenauftrag die Erfassung der relevanten Bindungen eines Kindes beinhaltet, dann muss die juristische Bedeutung des Bindungsknzepts ebens wie der aktuelle Stand der psychlgischen Therienbildung in diesem Bereich bekannt sein. GHF 5. VL GA 2013 30
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Einbezug der verfügbaren Wissensbestände? Die Sachverständige muss wissen, wie Bindung entsteht, welchen altersabhängigen Veränderungen der Ausdruck vn Bindungen unterwrfen ist (Organismusvariable), welchen kulturellen Nrmen Bindung unterliegt (sziale Variable) der b sie durch Intelligenz beeinflusst wird (kgnitive Variable) Weiterhin müssen begründete Annahmen dazu vrliegen, welche Verhaltensweisen vn Kindern und Bindungspersnen auf eine (ausreichend) gute Bindung hinweisen Nur bei Einbezug dieser Wissensbestände können dann die für den Einzelfall relevanten Zusammenhänge definiert werden, anhand derer auf das Vrhandensein vn Bindung und ihre Intensität geschlssen werden kann GHF 5. VL GA 2013 31
Psychlgische Fragen Prüfung der gutachterlichen Fragestellung: Einbezug der verfügbaren Wissensbestände? Die Frmulierung der psychlgischen Fragen ist smit eng an die Operatinalisierung der Variablen im Sinne eines Untersuchungsplans geknüpft Es werden sinnvllerweise ausschließlich slche Variablen in die psychlgischen Fragen aufgenmmen, für die es psychdiagnstische Erfassungsmethden gibt Weiterhin muss nachvllziehbar sein, auf welcher theretischen Grundlage die psychlgischen Fragen basieren, um die Transparenz des diagnstischen Vrgehens zu gewährleisten Dies ist besnders dann wichtig, wenn unterschiedliche theretische Psitinen zu einem psychlgisches Knstrukt existieren GHF 5. VL GA 2013 32
Beispiel Mindestanfrderung für Schuldfähigkeitsgutachten (Böttcher et al., 2011, S. 28, ff.) Zusammenfassung Dieser Artikel ist das erste Knsensuspapier einer interdisziplinären Arbeitsgruppe vn Juristen, frensischen Psychiatern, Rechtspsychlgen und Sexualmedizinern über Minimalanfrderungen an die Schuldfähigkeitsbegutachtung gem. 20, 21 StGB. Diese leitlinienartigen Ausführungen fkussieren exemplarisch auf die Begutachtung vn Prbanden mit Persönlichkeitsstörungen und Paraphilien. Schlüsselwörter: Schuldfähigkeitsbegutachtung, Persönlichkeitsstörungen, Sexualstraftäter, Paraphilien GHF 5. VL GA 2013 33
Beispiel Mindestanfrderung für Schuldfähigkeitsgutachten (Böttcher et al., 2011, S. 28, ff.) Schlüsselwörter: Schuldfähigkeitsbegutachtung, Persönlichkeitsstörungen, Sexualstraftäter, Paraphilien http://www.rechtswerterbuch.de/recht/s/schuldfaehigkeit/ http://de.wikipedia.rg/wiki/schuldunf%c3%a4higkeit GHF 5. VL GA 2013 34
Inhaltliche Mindestanfrderung für Schuldfähigkeitsgutachten (Böttcher et al., 2011) 1) Vllständigkeit der Explratin, insbesndere zu den deliktund diagnsespezifischen Bereichen (z.b. ausführliche Sexualanamnese bei sexueller Devianz und Sexualdelikten, detaillierte Darlegung der Tatbegehung) 2) Benennung der Untersuchungsmethden. Darstellung der Erkenntnisse, die mit den jeweiligen Methden gewnnen wurde. Bei nicht allgemein üblichen Methden der Instrumenten: Erläuterung der Erkenntnismöglichkeiten und deren Grenzen 3) Diagnsen unter Bezug des zugrunde liegenden Diagnsesystems (i.d.r. ICD-10 der DSM IVTR). Bei Abweichung vn diesen Diagnsesystemen: Erläuterung, warum welches andere System verwendet wurde GHF 5. VL GA 2013 35
Inhaltliche Mindestanfrderung für Schuldfähigkeitsgutachten (Böttcher et al., 2011) 4) Darlegung der differentialdiagnstischen Überlegungen 5) Darstellung der Funktinsbeeinträchtigungen, die im Allgemeinen durch die diagnstizierte Störung bedingt werden, sweit diese für die Gutachtensfrage relevant werden könnten 6) Überprüfung, b und in welchem Ausmaß diese Funktinsbeeinträchtigungen bei dem Untersuchten bei Begehung der Tat vrlagen 7) Krrekte Zurdnung der psychiatrischen Diagnse zu den gesetzlichen Eingangsmerkmalen GHF 5. VL GA 2013 36
Inhaltliche Mindestanfrderung für Schuldfähigkeitsgutachten (Böttcher et al., 2011) 8) Transparente Darstellung der Bewertung des Schweregrades der Störung 9) Tatrelevante Funktinsbeeinträchtigung unter Differenzierung zwischen Einsichts- und Steuerungsfähigkeiten 10) Darstellung vn alternativen Beurteilungsmöglichkeiten GHF 5. VL GA 2013 37
Weiterführende Literatur Brk, S. & Ferster, K. (2004). Psychiatrische Begutachtung bei prblematischem Spielverhalten. Sucht, 50, 368-373. Kröber, H.-L. (2001). Die Beeinflussung der Schuldfähigkeit durch Alkhlknsum. Sucht, 47, 341-349. Lamberti, G. (2009). Der Beitrag der klinischen Neurpsychlgie bei der Begutachtung vn Affekttätern. Zeitschrift für Neurpsychlgie, 20, 219-225. Nedpil, N. (2008). Schuldfähigkeitsbegutachtung und frensisch-psychiatrische Risikeinschätzungen bei Persönlichkeitsstörungen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychlgie und Psychtherapie, 56, 89-100. GHF 5. VL GA 2013 38
Weiterführende Literatur Schwitzgebel, P. & Rösler, M. (2002). Frensischpsychiatrische Aspekte des Cannabisknsums. Sucht, 48, 346-356. Urbanik, F., Hardegger, J., Rssegger, A. & Endrass, J. (2009). Neurbilgischer Determinismus: Fragwürdige Schlussflgerungen über menschliche Entscheidungsmöglichkeiten und frensische Schuldfähigkeit. Zeitschrift für Neurpsychlgie, 20, 179-191. Winkler, K.-R. (2008). Drgenabhängigkeit und Drgenknsum unter strafrechtlichen und verkehrsrechtlichen Gesichtspunkten. Sucht, 53, 90-101. GHF 5. VL GA 2013 39