Wirtschaftliche Beteiligung von Bürgern und öffentlicher Hand an Onshore- Windprojekten Rechtliche Fragen. Prof. Dr. Michael Rodi

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Transkript:

Wirtschaftliche Beteiligung von Bürgern und öffentlicher Hand an Onshore- Windprojekten Rechtliche Fragen Prof. Dr. Michael Rodi Workshop im IKEM 9. Februar 2017

Gründe für eine Partizipation der Allgemeinheit - Steigerung der Akzeptanz - Internalisierung externer Effekte: Fehler bei fossiler Energiegewinnung von Anfang an vermeiden! - Kompensation Betroffener (Lärm und Landschaftsbild) - Abschöpfung ungerechtfertigter Renten? - Anreiz für die Kommunen Vorranggebiete auszuweisen Seite 2

Eigentümer der (Ewigkeits-)Rechte an der Ernte der Erträge aus EE Geschädigte ÖH (Kommune / Land) Bürger WEA- Vorhabenträger (Investor+Betreiber) Stromnachfrager 1 2 n Landeigentümer Seite 3

Instrumente für eine Partizipation der Allgemeinheit - Regulierung von privaten Rechtsbeziehungen (Kompensationsmechanismen WEA/LE zu Geschädigten oder Zwangsbeteiligung oder Preisregulierung LE WEA oder Abspaltung eines Rechts auf Windnutzung) - Integration in das Vergabeverfahren - Ausschreibung bzw. Versteigerung - Dito mit Planung und Vorbereitung der Infrastruktur - Zeitliche Befristung mit Rückfall an Staat - Die öffentliche Hand als Vorhabenträger (Kommunen oder staatliche Energiegesellschaften) - Abschöpfung durch Abgaben (Belastung LE oder WEA) Seite 4

Regelung zwischen Privaten - Kompensationsregime Ansatz: WEA kompensieren betroffene Nachbarn Verfassungsrecht: Art. 12 WEA verhältnismäßige Ausgestaltung denkbar Europarecht: keine Diskriminierung unproblematisch Bewertung: - Nur denkbar in administrativer Umsetzung - Betrifft nur einen Teilaspekt der Problemstellung Beteiligung der Allgemeinheit an der Wertschöpfung bleibt ausgeblendet Seite 5

Regelung zwischen Privaten Zwangs beteiligung Ansatz: Modell M-V nach dänischem Vorbild Verfassungsrecht: erheblicher Eingriff in die Berufsfreiheit WEA Rechtfertigung unter Aspekt Akzeptanzsteigerung nicht unproblematisch Europarecht: keine Diskriminierung unproblematisch Bewertung: - Angemessene Ausgestaltung des Beteiligungsrechtsverhältnisses probl. - Betrifft nur einen Teilaspekt der Problemstellung keine umfassende Beteiligung an der Wertschöpfung Seite 6

Regelung zwischen Privaten Preisregulierung LE Ansatz: Pachteinnahmen der Landeigentümer werden beschränkt (z.b. 150% der bisherigen Einnahmemöglichkeit); ergänzend wohl ein Kontrahierungszwang nötig Verfassungsrecht: erheblicher Eingriff in Eigentumsfreiheit LE - verhältnismäßige Ausgestaltung denkbar angesichts zentraler Stellung LE für Energiewende Europarecht: keine Diskriminierung unproblematisch Bewertung: - Isoliert wenig sinnvoll (Erhöhung Gewinne WEA) - Wichtiges Element zur Ergänzung anderer Regelungsoptionen (s.u.) Seite 7

Regelung zwischen Privaten Eigentumsrecht Wind Ansatz: Abspaltung des Rechts auf Windnutzung vom Grundeigentum Entstehung eines eigenen Rechts Verfassungsrecht: erheblicher Eingriff in Eigentumsfreiheit LE rechtliche Unsicherheit, ob hier nicht finanzieller Ausgleich nötig (wohl nicht als entschädigungspflichtige Teilenteignung, aber als ausgleichspflichtige Inhalts- und Schrankenbestimmung) Europarecht: keine Diskriminierung unproblematisch; zum int. Investitionsschutz Jelena Bäumler Bewertung: - Isoliert wenig sinnvoll, da als solches nicht gemeinschaftsdienlich - Zuordnung zur öffentlichen Hand? - Integration in Abschöpfungsmodelle? Seite 8

Die öffentliche Hand als Vorhabenträger Ansatz: Bundesländer (etwa Landesenergiegesellschaften) werden Vorhabenträger; Ausschreibung von Bau- und Wartungsarbeiten - Weiterübertragung (durch Länder!) auf Kommunen denkbar - Zusätzlich wohl Kontrahierungszwang und Preisregulierung LE nötig bzw. Übertragung von Windernterechten Verfassungsrecht: Erheblicher Eingriff in Berufsfreiheit WEA (Berufswahlfreiheit?); fraglich, ob das zur Förderung eines überragend wichtigen Gemeinschaftsgutes zwingend erforderlich Europarecht: öffentliche Unternehmen i.s.v. Art. 106 AEUV Bewertung: - pos. Bewertung aus institutionenökonomischer Sicht (Beckers/Ott) - pol. Wille zur Umsetzung fraglich Seite 9

Fortentwicklung des Ausschreibungsansatzes Ansatz: Ausschreibung (bei Zuschussbedarf) oder Versteigerung von Winderntekonzessionen (Kombinationsverfahren denkbar) - sinnvoll wohl nur temporäre Vergabe (20 Jahre?); Nachfolgeregelung wie 46 EnWG oder Übergang auf den Staat? - Kombination mit Preisregulierung und Kontrahierungszwang LE? - evtl. infrastrukturelle Vorbereitung durch öff. Hand (wie Offshore) - Eintrittsrecht von Kommunen denkbar (Entschädigung WEA) - Kombination mit Kompensationsfonds denkbar (Finanzierung durch Steuergelder?) Verfassungsrecht: Art. 12 WEA verhältnism. Ausgestaltung denkbar Europarecht: allenfalls Eintrittsrecht der Kommunen probl.; im Übrigen muss die Ausgestaltung der Konzessionierung diskriminierungsfrei sein Bewertung: rechtlich gangbar; ökonomisch und politisch: tbd Seite 10

Abgabenlösungen Sonderabgaben Steuern Ressourcennutzungsgebühr Verleihungsgebühr Grundsteuer Gewerbesteuer Wind als Gegenstand eines öffentlichen Bewirtschaftungs regimes? Recht auf Windernte? Hoher Steuersatz im Rahmen einer Flächennutzungssteuer Verbesserung der Stellung der Standortkommune Dauerhafte Partizipation des Staates Einmalige Partizipation des Staates Dauerhafte Partizipation des Staates Echte Abschöpfung kaum möglich Seite 11

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Michael Rodi Universität Greifswald Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Finanzrecht, Umwelt- und Energierecht