Regulierung des Übergangs in den Ruhestand



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Transkript:

Regulierung des Übergangs in den Ruhestand Regulierung des Umbruchs Umbruch der Regulierung? Zweiter Workshop des Verbundes Sozioökonomische Berichterstattung, Göttingen 9.-10.3.2006

These Die rentenrechtlichen Rahmenbedingungen (=Regulierungen) beeinflussen nachhaltig das Alter des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben bzw. das Alter des Rentenzugangs.

Themen 1 Die Unterscheidung von Alters-, Perioden- und Kohorteneffekten gemäß der demographischen Theorie 2 Wichtige Etappen der Rentengesetzgebung: Eine gewichtete Chronologie 3 Empirische Ergebnisse zu den Veränderungen im Rentenzugangsgeschehen: - Das Rentenzugangsalter - Die Höhe der Rentenansprüche 4 Ergebnisse auf der Mikroebene mit Daten des SOEP 5 Methodische Probleme bei der Analyse auf Kohortenebene

Problemstellung (1) Wie kann staatliche Politik (hier: Rentenpolitik) analytisch in ein Verhältnis zu ökonomischen und sozialstrukturellen Veränderungen (hier: Arbeitsmarktsituation) und individuellen Erwerbsverläufen (hier: Pensionierung/ Verrentung) gesetzt werden?

Der Alterseffekt beim Rentenzugang Der Alterseffekt kennzeichnet spezifische Alterstufen, in denen sich eine Personengruppe auch im Kohortenvergleich zu einem bestimmten Zeitpunkt normalerweise in einem bestimmten (Übergangs-)Status befindet. Beim Rentenzugang wird das Rentenzugangsalter maßgeblich durch die Rentengesetzgebung determiniert.

Der Periodeneffekt Der Periodeneffekt kennzeichnet konjunkturelle Erscheinungen (z.b. Beschäftigungsentwicklungen auf dem Arbeitsmarkt), die zwar Auswirkungen auf alle Kohorten haben, diese aber in unterschiedlicher Weise aufgrund der jeweiligen verschiedenen Lebensphasen treffen können.

Registrierte Arbeitslosigkeit (Quote), Erwerbstätige und Arbeitsvolumen in Westdeutschland von 1970 bis 2002 (Angaben in 1.000 und in %) 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 1970 Erwerbstätige/Jahresarbeitsvolumen 1972 1974 1976 1. Ölkrise 2. Ölkrise Deutsche Einheit 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 Arbeitslosen- bzw. Erwerbslosenquote Erwerbstätige (Jahresdurchschnitte in 1.000) Jahresarbeitsvolumen (in Mio. Stunden) Arbeitslosenquoten (in %) Erwerbslosenquote (in %) 1998 2000 2002 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

Der Kohorteneffekt Durch den Kohorteneffekt werden beispielsweise Einstellungs- und Verhaltensänderungen innerhalb einer Kohorte, aber auch zwischen Kohorten in gleichen Altersstufen deutlich (Stichwort: Wertewandel).

Entwicklung der Rentenzugänge in Westdeutschland zwischen 1960 und 2000 nach Geschlecht (Angabe in absoluten Zahlen sowie als Index (1960=100)) 500.000 450.000 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 Absolute Zahlen Index 300 250 200 150 100 50 0 0 1960 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Männer (absolut) Frauen (absolut) Männer (Index: 1960=100) Frauen (Index: 1960=100)

Wesentliche Etappen der Rentengesetzgebung Rentenreform 1957 (Expansion des Sozialstaates) Rentenreform 1972 (Expansion des Sozialstaates) Gesetzliche Neuregelungen in den 1980er Jahren Rentenreform 1992 (Reduktion des Sozialstaates) Gesetzliche Neuregelungen in Ostdeutschland Weitere gesetzliche Neuregelungen in den 1990er Jahren Rentenreform 1999 (Reduktion des Sozialstaates) Rentenkorrekturgesetz Rentenstrukturreform 2001 (Reduktion des Sozialstaates) Renten-Nachhaltigkeitsgesetz (Reduktion des Sozials.)

Die Rentenreform 1957 (Expansion) Einführung der dynamischen Rente (Kopplung an die Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter) Lohnersatzfunktion Altersrente wegen Arbeitslosigkeit: Angleichung der Regelungen der Arbeiterrentenversicherung an die der Angestellten Einführung des Altersruhestandes für Frauen ab dem 60. Lebensjahr

Entwicklung der Rentenzugangsarten von westdeutschen Männern zwischen 1960 und 2000 (Angaben in %) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1960 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Altersrenten für langjährig Versicherte Altersrenten wegen Arbeitslosigkeit Regelaltersrenten Altersrenten für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige

Entwicklung der Rentenzugangsarten von westdeutschen Frauen zwischen 1960 und 2000 (Angaben in %) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1960 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Altersrenten für langjährig Versicherte Altersrenten wegen Arbeitslosigkeit Regelaltersrenten Altersrenten für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige Altersrente für Frauen

Rentenreform 1972 (Expansion) Einführung der Rente nach Mindesteinkommen Einführung einer flexiblen Altersgrenze ( Verrentungsfenster zwischen 63 und 67 Jahren) Vorziehen der Altersrenten für Behinderte, Berufs- und Erwerbsunfähige auf das vollendete 62. Lebensjahr

Gesetzliche Neuregelungen in den 1980er Jahren (Expansion) Haushaltsbegleitgesetz 1984 Vorruhestandsgesetz (VRG; 1984-1988)/ Gesetz zur Erleichterung des Übergangs vom Arbeitsleben in den Ruhestand (ab 58 Jahre) Altersteilzeitgesetz (AtG; 1988-1992) Die sogenannte 59-Regelung (12 Monate) Die sogenannte 57-Regelung (32 Monate)

Entwicklung der Teilnehmerzahl an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Ältere zwischen 1980 und 2001 in Westdeutschland (Angaben in 1.000) 160 140 Angaben in 1.000 132 145 152 145 135 139 120 111 112 110 100 85 80 60 45 58 64 63 66 40 32 20 0 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Vorruhestandsgeld Altersübergangsgeld Altersteilzeit (AtG) 105c AFG (bis Ende 1997) bzw. 428 SGB III

Entwicklung des Rentenzugangs wegen Arbeitslosigkeit bzw. des Zugangs zur Altersrente wegen Schwerbehinderung, Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit in die gesetzliche Rentenversicherung in Westund Ostdeutschland zwischen 1960 und 2001 (Angaben in absoluten Zahlen) 180.000 160.000 Rentenzugänge wegen Arbeitslosigkeit in Westdeutschland Rentenzugänge wegen Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000

Rentenreform 1992 (Reduktion) Nettoanpassung der Renten Erhöhung der Altersgrenzen bei Altersrente für langjährig Versicherte, Altersrente wegen Arbeitslosigkeit, Altersrente für Frauen Einführung einer Rentenformel mit versicherungsmathematischen Abschlägen bei vorzeitiger Inanspruchnahme Anrechnungszeiten für Kinderbetreuung, AL Ausbildungszeit: von max. 13 auf 7 Jahre gekürzt

Rentenreform 1999 (verabschiedet am 16.12.1997) (Reduktion) Einführung eines demographischen Faktors in der Rentenanpassungsformel (Berücksichtigung der ängeren Bezugsdauer aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung; Standardrente von 70% auf 64 % im Jahr 2030) Neuregelung der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit (Abschaffung der sogen. Konkreten Betrachtungsweise) Anhebung der Anerkennung der Kindererziehungszeiten von 75 % auf 100 % des Durchschnittentgelts Anhebung der Mehrwertsteuer (von 15 auf 16 %)

Rentenkorrekturgesetz (19.12.1998) (Reduktion) Abschaffung des demographischen Faktors (dafür in 2000 und 2001 nur Anpassung der Renten in Höhe der Inflationsrate des jeweiligen Vorjahres) Aussetzung der Regelungen zu den Erwerbsminderungsrenten Erweiterung des Versichertenkreises (arbeitnehmerähnliche Selbständige, geringfügig Beschäftigte etc.) Entlastung der RV für versicherungsfremde Leistungen ( Öko-Steuer )

Haushaltssanierungsgesetz (1999) (Reduktion) Reduzierung der Rentenanpassung 2000 und 2001 auf die Inflationsrate (2001 dann doch nicht mehr) Niedrigere Bemessung von Beiträgen für Arbeitslosenhilfeempfänger und Wehr- und Zivildienstleistende

Rentenstrukturreform 2001 (Reduktion) 1) Das Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (auch Altersvermögensgesetz (AvmG) genannt ) 2) Das Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (auch Altersvermögensergänzungsgesetz (AvmEG) genannt)

1) Altersvermögensgesetz (AvmG) Förderung der privaten (kapitalgedeckten) Altersvorsorge der Versicherten ( Riester-Rente ) Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge Einführung einer bedarfsorientierten Grundsicherung im Alter sowie bei Erwerbsminderung (GSiG) seit 1.1.2003

2) Altersvermögensgesetz (AvmG) neue Rentenanpassungsformeln (modifizierte Bruttoanpassung (2001-2010; ab 2011) (Neu-)Definition des Rentenniveaus Hinterbliebenensicherung (einschl. Regelungen zum Rentensplitting unter Ehegatten) Ausbau der eigenständigen Alterssicherung der Frauen rentenrechtliche Absicherung von diskontinuierlichen Erwerbsbiographien jüngerer Versicherter

Gesetz zur Reform der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit (1.1.2000) Einführung einer zweistufigen Erwerbsminderungsrente (Restarbeitsvermögen in h) Mittelfristige Abschaffung des Berufsschutzes Fortbestehen der konkreten Betrachtungsweise Grundsätzliche Gewährung als Zeitrente Reform der Altersrente für Schwerbehinderte, Berufsunfähige oder Erwerbsunfähige sowie der davon abgeleiteten Hinterbliebenenrente

Das Renten-Nachhaltigkeitsgesetz (11.03.2004) Einführung eines Nachhaltigkeitsfaktors ((1 - RQt- 1/RQt-2) * @ + 1) Einfügung einer Niveausicherungsklausel (einschl. Maßnahmen) Einführung einer Berichtspflicht der Bundesregierung Anhebung der Altersgrenze für den frühestmöglichen Beginn der vorzeitigen Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit

Das Alterseinkünftegesetz (AltEinkG) Aufgeben der bisherigen Niveausicherungsklausel des 154 Abs. 3 SGB VI für das (Netto-) Standardrentenniveau (67 % nach Riester-Rechnung ) Übergang zur nachgelagerten Besteuerung

Durchschnittliches Verrentungsalter von westdeutschen Männern zwischen 1960 und 2000 (Angaben in Jahren) 66 64 62 60 58 insgesamt Altersrenten Erwerbsminderungsrenten 62,4 60,1 56 54 52 52,6 50 1960 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000

Durchschnittliches Verrentungsalter von westdeutschen Frauen zwischen 1960 und 2000 (Angaben in Jahren) 66 64 62 60 62,8 61,0 58 56 54 52 50 insgesamt Altersrenten Erwerbsminderungsrenten 50,5 1960 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000

25 20 15 10 5 0 Entwicklung der altersspezifischen Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen zwischen 1973 und 2001 in Westdeutschland (Angaben in %) Angaben in % 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre insgesamt

Versichertenrenten westdeutscher Männer mit einem Rentenbeginn vor dem 66. Lebensjahr nach Kohorten (Angaben in absoluten Zahlen) 450.000 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 1904 1906 1908 1910 1912 1914 1916 1918 1920 1922 1924 1926 1928 1930 1932 1934 Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Altersrente für langjährig Versicherte Altersrente wegen Arbeitslosigkeit Regelaltersrenten Altersrente für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige

Versichertenrenten westdeutscher Männer mit einem Rentenbeginn vor dem 66. Lebensjahr nach Kohorten (Angaben in %) 100% 80% 24,8 60% 40% 20% 0% 1904 1906 1908 1910 1912 1914 1916 1918 1920 1922 1924 1926 1928 1930 1932 1934 Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Altersrente für langjährig Versicherte Regelaltersrenten Altersrente für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige Altersrente wegen Arbeitslosigkeit

Entwicklung der durchschnittlichen Zahl der Versichertenjahre bei Rentenzugang zwischen 1960 und 2001 in Westdeutschland nach Abbildung 2.3.3: Geschlecht Zahl der Versichertenjahre Index (1960=100) 45 116,8 107,6 40 39,6 35 34,0 30 120 100 80 25 23,7 20 25,4 60 15 40 10 5 20 0 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 0 Versichertenjahre der Männer Versichertenjahre der Frauen Indexentwicklung bei den Männern (1960=100) Indexentwicklung bei den Frauen (1960=100)

Entwicklung der durchschnittlichen Entgeltpunkte aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung pro Versichertenjahr von Frauen in Westdeutschland nach ausgewählten Kohorten (Angaben in absolut)

Entwicklung der durchschnittlichen Höhe der Versichertenrenten zwischen 1960 und 2000 in Westdeutschland nach Rentenart (Männer; Angaben in DM) 2.500 2.000 Angaben in DM pro Monat 1.943 2.121 2.153 1.700 1.551 1.662 1.726 1.500 1.430 1.309 1.000 829 1.099 962 500 237 344 270 513 423 633 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Versichertenrenten insgesamt Regelaltersrenten Altersrente für langjährig Versicherte Altersrente für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige Altersrente wegen Arbeitslosigkeit

Entwicklung der durchschnittlichen Höhe der Versichertenrenten zwischen 1960 und 2000 in Westdeutschland für Frauen nach Rentenart (Angaben in DM) 1.600 Angaben in DM pro Monat 1.400 1.200 1.277 1.239 1.000 800 600 491 553 620 837 672 974 856 901 400 200 105 139 134 172 187 210 312 320 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Versichertenrenten insgesamt Regelaltersrenten Altersrente für langjährig Versicherte Altersrente für Schwerbehinderte, Berufs- oder Erwerbsunfähige Altersrente wegen Arbeitslosigkeit

Hypothese 1: Der vorzeitige (unfreiwillige) Ausschluss älterer Beschäftigter aus dem Arbeitsmarkt hat sich in Westdeutschland aufgrund der Verschlechterung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen zwischen 1985 und 1996 (sowie den jeweils darauf folgenden Jahren) verschärft. Neben einem generellen Anstieg des Arbeitslosigkeitsniveaus sind auch zunehmend Hochqualifizierte infolge des Kohorteneffekts und Personen mit einer bisher kontinuierlichen Erwerbsbiographie am Ende ihres Erwerbslebens von Arbeitslosigkeit betroffen.

Erwerbslosenquoten von westdeutschen Männern zwischen 45 und 69 Jahren in den Jahren 1985 und 1996 nach Daten des SOEP (Angaben in %; Längsschnittgewichtung) 25 Erwerbslosenquote in % 21,8 1985 1996 20 15 10 8,7 10,1 10,2 6,6 5 0 4,6 4,5 3,7 2,7 1,6 1,6 0,0 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 45-69 Alter in Jahren

Erwerbslosenquoten von westdeutschen Frauen zwischen 45 und 69 Jahren in den Jahren 1985 und 1996 nach Daten des SOEP (Angaben in %; Längsschnittgewichtung) 20 18 Erwerbslosenquote in % 18,6 1985 1996 16 14 12 11,9 10 8,9 8 6 7,0 7,3 6,4 6,3 4 2,7 3,8 2 0 0,8 0,0 0,2 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 45-69 Alter in Jahren

Weitere ausgewählte Ergebnisse zu Hypothese 1: Während sich die Erwerbslosenquote der Männer ohne bzw. mit einfachem Schulabschluss zwischen 1985 und 1996 nur verdoppelte, erhöhte sich die Erwerbslosigkeit der Männer mit (Fach-)Hochschulreife von 1,0 % auf 7,8 %. Bei den Frauen sind bei einer strukturell abweichenden Ausgangslage Angleichungsprozesse an die qualifikationsbezogenen Erwerbslosenquoten der Männer festzustellen. Einen weiteren wichtigen Hinweis auf die Ausgliederungsprozesse aus dem Arbeitsmarkt bilden die Angaben zum Erwerbsstatus im Jahr des Rentenzugangs. Auch hier stieg die Quote der erwerbslosen Männer von 18,4 % (im Zeitraum 1985/88) auf 33,7 % (im Zeitraum 1996/99) sowie der erwerbslosen Frauen von 6,2 % auf 19,0 % an.

Weitere ausgewählte Ergebnisse zu Hypothese 1: Die Analyse der Gründe für das Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt begründen schließlich die Annahme, dass die stark zugenommenen Ausgliederungsprozesse aus dem Arbeitsmarkt bei den Männern zu einem sehr großen Teil als unfreiwillig (=Kündigung durch den Arbeitgeber) gewertet werden müssen. Auch wenn Männer in den 1990er Jahren sogar auf eine insgesamt kontinuierlichere Erwerbsbiographie als noch in den 1980er Jahren zurückblicken ( Dauer der Betriebszugehörigkeit in der letzten Stelle ), waren sie am Ende ihres Erwerbslebens zunehmend von mehrfachen Phasen der Arbeitslosigkeit betroffen ( mehrfacher Stellenwechsel ). Die Erwerbsbiographien der Frauen waren dagegen schon in den 1980er Jahren durch ein hohes Maß erwerbsbiographischer Diskontinuitäten geprägt.

Hypothese 2: Ehrenamtliches Engagement weist auch am Ende des Erwerbslebens trotz der Diskussionen um Individualisierung und Pluralisierung der Lebensstile Älterer (einschließlich veränderter Wertvorstellungen und Einstellungen) einen signifikanten Zusammenhang zur Erwerbsbeteiligung auf; d.h. die Integration in den Arbeitsmarkt erhöht auch im Alter die Chance, ehrenamtlich engagiert zu sein.

Ausgewählte Ergebnisse zu Hypothese 2: Arbeitslose Männer und Frauen weisen abgesehen von Personen in der Stillen Reserve in fast allen betrachteten Jahren die jeweils geringste ehrenamtliche Beteiligung auf. Während bei den älteren Männern in allen Erwerbsgruppen das Engagement zwischen dem ersten und zweiten Untersuchungszeitraum abnahm, zeigt sich gleichzeitig eine zunehmende Teilhabe älterer erwerbtätiger bzw. nicht erwerbstätiger Frauen sowie der Frauen im Ruhestand. Im Jahr 1999 zeigt sich, dass die ehrenamtliche Beteiligung der Männer signifikant von der Erwerbstätigkeit beeinflusst ist. So waren die erwerbstätigen älteren Männer mit 21,7 % deutlich häufiger engagiert als die nicht erwerbstätigen und erwerbslosen mit durchschnittlich 15,4 %.

Ausgewählte Ergebnisse zu Hypothese 2: Während das Engagement der nicht erwerbstätigen bzw. erwerbslosen Männer wiederum vom Status Rentner abhing (Rentner waren mit 17,0 % signifikant häufiger ehrenamtlich engagiert als Nicht-Rentner mit 10,7 %), spielte auch bei den Erwerbstätigen die vorausgegangene Erwerbslosigkeit eine Rolle. Diejenigen, die im Jahr 1996 und 1999 erwerbstätig waren und in der Zwischenzeit auch nicht erwerbslos geworden sind, waren mit 23,1 % markant häufiger ehrenamtlich tätig als Personen, die zwar auch in den beiden Jahren erwerbstätig waren, dazwischen aber mindestens zu einem Befragungszeitpunkt zu den Erwerbslosen zählten (8,1 %).

Hypothese 3: Im Sinne der Aktivitätsthese wird davon ausgegangen, dass Erwerbsbeteiligung und ehrenamtliches Engagement zu einer höheren Lebenszufriedenheit führen. Demnach handelt es sich bei beobachtbaren gesellschaftlichen Ausschlussprozessen aus Erwerbsarbeit bzw. ehrenamtlichem Engagement nicht im Sinne von Lebensstilkonzepten um selbst gewählte alltägliche Verhaltensweisen, sondern diese müssen als vertikale und horizontale soziale Ungleichheit interpretiert werden, wobei ein direkter Zusammenhang zwischen Arbeitsmarktausschluss und einer geringeren Beteiligung an ehrenamtlichem Engagement besteht.

Entwicklung der subjektiven Einschätzung der Lebenszufriedenheit älterer Männer und Frauen in Westdeutschland zwischen 1985 und 1988 sowie zwischen 1996 und 1999 (Angabe von Mittelwerten) M ittelwerte der Lebenszufriedenheit Männer Frauen 7,60 7,40 7,20 7,37 7,30 7,32 7,28 7,22 7,24 7,12 7,08 7,00 6,80 6,95 6,92 6,79 6,78 6,72 6,72 6,84 6,84 6,60 6,40 6,20 1985 1986 1987 1988 1996 1997 1998 1999

Ausgewählte Ergebnisse zu Hypothese 3: Es zeigt sich in 1985 und 1996 ganz deutlich, dass Erwerbs- bzw. Arbeitslose im Vergleich zu den Erwerbstätigen bzw. Nichterwerbstätigen jeweils am unzufriedensten mit ihrer gegenwärtigen Lebenssituation sind. Auffällig ist allerdings, dass die Lebenszufriedenheit unter den älteren (Erwerbs-)Personen zwar zwischen 1996/99 insgesamt deutlich zurückging, die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der arbeitslosen bzw. erwerbslosen Männer aber in diesem Zeitraum ein wesentlich höheres Niveau erreichte. Im Sinne der Aktivitätsthese zeigt sich, dass die gesellschaftliche Teilhabe in Form von Erwerbsarbeit bzw. ehrenamtlichem Engagement bei älteren (Erwerbs-)Personen einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit aufweisen. Wohl nicht zuletzt aufgrund des besonderen Personenkreises, der sich ehrenamtlich engagiert, liegen dabei die Zufriedenheitswerte der Gruppe der ehrenamtlich Tätigen in der Regel noch über denen der Erwerbstätigen.

Methodische Probleme bei der Analyse auf Kohortenebene: Zeitreihen erst ab 1984/1985 möglich Panelmortalität bzw. Ausfälle in einzelnen Jahren Geringe Fallzahlen bei Kohortenbetrachtungen (keine Betrachtung von bestimmten Einzeljahren im Längsschnitt möglich) Schwierigkeiten bei der Variablenkonstruktion (Rentner; Geburtstag) Ein Vergleich bestimmter Variablen im Zeitvergleich nicht möglich (z.b. bezüglich Abfindungen vom Betrieb) Veränderungen von Itemausprägungen (z.b. Grund des Ausscheidens aus der letzten Stelle )

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