Logik und Mengenlehre. ... wenn man doch nur vernünftig mit Datenbanken umgehen können will?



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Transkript:

Mengenlehre und Logik: iederholung Repetitorium: Grundlagen von Mengenlehre und Logik 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 1 arum??? arum um alles in der elt muss man sich mit herumschlagen,...... wenn man doch nur vernünftig mit Datenbanken umgehen können will? Datenbankanfragesprachen wie SQL stellen einen "Mix" aus logischen und mengentheoretischen Konzepten dar. ill man wirklich verstehen, was man da tut, wenn man eine Anfrage formuliert, dann muss man diese Grundlagen beherrschen. Die Basis aller Auswerteverfahren für relationale Anfragen bildet die Relationenalgebra, eine spezielle orm von Mengenalgebra mit aussagenlogischen Aspekten. daher: Selbststudium der folgenden olien ist wirklich unerlässlich! 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 2

Mengenlehre Mengenlehre 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 3 Mengenbegriff Der (mathematische) Begriff der Menge ist auch für nahezu alle Gebiete der Informatik von fundamentaler Bedeutung. Ziel dieses Abschnitts: Zusammenfassen der wichtigsten Grundkonzepte der Mengenlehre (die eigentlich als Schulwissen vorausgesetzt werden) "Definition" des Begriffs erfolgt (wie auch in der Mathematik) informell (intuitiv, "naive Mengenlehre"): "Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen." Georg Cantor (1845-1918), Begründer der Mengenlehre 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 4

Darstellung von Mengen, leere Menge zwei ormen der Darstellung von Mengen: explizit: implizit: Aufzählung aller Elemente der Menge { e1, e2,... } mittels eines definierenden Ausdrucks A { x A(x) } z.b.: { 2, 4, 6, 8 } { x x ist gerade natürliche Zahl und x < 10 } Repräsentationen derselben Menge 2 8 4 6 Eine Menge, die kein Element enthält, heisst leere Menge und wird durch die Notation { } (oder auch ) dargestellt. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 5 Reihenfolgeunabhängigkeit, Duplikatfreiheit Bei expliziten Mengenrepräsentation spielt die Reihenfolge der Darstellung keine Rolle ("Mengenelemente haben an sich keine Reihenfolge."). zwei Darstellungen derselben Menge { 2, 4, 6, 8 } { 6, 4, 8, 2 } Auch die Anzahl des Auftretens eines Elements in einer Mengenrepräsentation ist irrelevant ("Mengen enthalten jedes ihrer Elemente nur einmal."). noch eine Darstellung dieser Menge { 2, 2, 4, 8, 8, 8, 6 } 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 6

Elemente und Kardinalität einer Menge Nach Cantors "Definition" besteht eine Menge aus "Objekten". Jedes Objekt in einer Menge wird Element dieser Menge genannt. symbolisch: e B Objekt e ist Element der Menge B Die Anzahl der Elemente einer Menge M wird Mächtigkeit oder Kardinalität von M genannt, symbolisch: M Die leere Menge hat die Kardinalität 0. Vorsicht! Mehrfach dargestellte Elemente einer Menge werden nur je einmal gezählt, d.h. { 1, 2, 1, 4, 2, 7 } = 4 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 7 Vergleichen von Mengen A heisst Teilmenge von B, wenn jedes Element von A auch Element von B ist. A B Zwei Mengen A und B sind gleich, wenn A Teilmenge von B und B Teilmenge von A ist. A = B A heisst echte Teilmenge von B, wenn A Teilmenge von B ist, aber wenn A nicht gleich B ist. A B 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 8

Negative Mengenvergleiche Durchstreichen eines Mengenvergleichsoperators bzw. des Elementoperators bedeutet Negieren der jeweiligen Beziehung: A B A ist nicht Teilmenge von B A = B A und B sind ungleich A B A ist keine echte Teilmenge von B e B e ist kein Element von B 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 9 Potenzmengen Alle Teilmengen einer gegebenen Menge M bilden selbst eine Menge: Ρ (M) Potenzmenge von M Die Potenzmenge jeder Menge M enthält mindestens die leere Menge und M selbst: { } Ρ (M) M Ρ (M) Jede Teilmenge von M ist Element der Potenzmenge von M: A Ρ (M) genau dann, wenn A M Beispiel zur Potenzmengenbildung: M M = { 1, 2 } Ρ (M) = { { }, {1}, {2}, {1, 2} } 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 10

Elementare Mengenoperatoren Die Mengenlehre kennt drei grundlegende Operationen, mit denen man zwei Mengen verknüpfen kann: Vereinigung A B = { e e A oder e B } Durchschnitt A B = { e e A und e B } Differenz A \ B = { e e A und e B } def def def Beispiele dazu: {1, 2} {2, 3} = {1, 2, 3} {1, 2} {2, 3} = {2} {1, 2} \ {2, 3} = {1} 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 11 Beispiel für Anwendung von Mengenoperatoren A B B A A \ B A B B \ A 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 12

Disjunkte Mengen und Partitionen Zwei Mengen heissen disjunkt, wenn ihr Durchschnitt leer ist: A und B disjunkt genau dann, wenn A B = Eine Zerlegung einer Menge in paarweise disjunkte Teilmengen heisst Partition der Menge: { {1,3}, {2}, {4,5,6} } 1 2 4 ist Partition von {1,2,3,4,5,6} 3 5 6 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 13 Kartesisches Produkt und Tupelbegriff weitere zweistellige Grundoperation der Mengenlehre: A B = { ( a, b ) a A und b B } (kartesisches) Produkt verallgemeinerte Produktbildung für n Mengen (n 2) : A1... An = { ( a1,..., an ) ai Ai } Elemente des Produkts von n Mengen heissen (n)-tupel. spezielle Bezeichnungen für Tupel: n = 2: Paare n = 3: Tripel n = 4: Quadrupel 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 14

Beispiel für Produktbildung bei Mengen B 1 5 A 7 A B (, 1 ) (, 5 ) (, 7 ) (, 1 ) (, 5 ) (, 7 ) (, 1 ) (, 5 ) (, 7 ) (, 1 ) (, 5 ) (, 7 ) 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 15 Relationen Tupelmengen spielen in der Informatik eine besonders wichtige Rolle bei der Modellierung von Beziehungen zwischen Objekten. Tupelmengen werden auch als Relationen bezeichnet. Jede Teilmenge R eines Produkts A 1... A n heisst Relation über A 1,..., A n Relationen werden meist in Tabellenform dargestellt. A 1 = { a, b, c } A 2 = { 1, 2 } A 3 = { %, $ } R a 1 % a 1 $ b 2 $ 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 16

unktionen Eine binäre Relation R A B heisst rechtseindeutig, wenn es für jedes a A höchstens ein b B gibt mit (a, b) R linkseindeutig, wenn es für jedes b B höchstens ein a A gibt mit (a, b) R Rechtseindeutige Relationen werden auch unktionen (bzw. Abbildungen) genannt. Sie dienen als mathematische Modelle eindeutiger Zuordnungen. Eine rechtseindeutige Relation f über A B wird dann als unktion von A nach B bezeichnet. Notation: f : A B statt f A B und f(a) = b statt (a, b) f A heisst Definitionsbereich von f, B wird Bildbereich von f genannt. Statt als Tabelle werden unktionen meist als Pfeildiagramme notiert. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 17 unktion: Beispiel f B 1 5 A 7 f( ) = 5 f( ) = 1 f( ) = 1 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 18

Logik Logik 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 19 Aussagenlogik Lehre von den Aussagen und ihren Verknüpfungen: Aussagenlogik Eine Aussage ist ein sprachliches Gebilde, von dem es sinnvoll ist zu sagen, es sei wahr oder falsch. (Aristoteles, griech. Mathematiker, 384-322 v. Chr.) Beispiele für elementare Aussagen: 5 < 6 8 ist Primzahl Der Mond ist aus Käse. wahr falsch falsch 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 20

Junktoren Zusammengesetzte Aussagen werden mit Hilfe von Junktoren gebildet. (jungere [lat.]: verbinden; Junktor: "Verbinder") Zweistellige Junktoren der Aussagenlogik: Konjunktion "und" (auch: & ) Disjunktion "oder" (auch: ) Implikation "wenn.., dann.. " Äquivalenz "genau dann.., wenn.. " Einstelliger Junktor: Negation "nicht" 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 21 Zusammengesetzte Aussagen ahrheitswerte zusammengesetzer Aussagen lassen sich systematisch aus den ahrheitswerten ihrer Teilaussagen herleiten, z.b.: wahr wahr wahr ( ( 5 < 6 ) ( 6 < 7 ) ) ( 5 < 7 ) wahr wahr Mit einer ganz analogen Konstruktion lässt sich aber auch dieser Aussage der ahrheitswert 'wahr' zuordnen: ( ( 5 < 6 ) ( a b ) ) ( 5 < 7 ) azit: Teilaussagen (wahrer) zusammengesetzter Aussagen müssen nicht unbedingt "etwas miteinander zu tun" haben. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 22

Bedeutung der Junktoren (1) Junktoren sind also syntaktische "erkzeuge", mit denen sich die Bedeutung ("Semantik") von zusammengesetzten Aussagen aus der Bedeutung der Teilaussagen herleiten lässt. ie dies zu geschehen hat, wird i.a. durch sogenannte ahrheitstafeln festgelegt: z.b.: ahrheitstafel für Konjunktion A B A B : wahr : falsch wie folgt zu lesen: enn A wahr ist und B falsch, dann hat die Aussage A B den ahrheitswert falsch. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 23 Bedeutung der Junktoren (2) ahrheitstafeln der anderen zweistelligen Junktoren: A B A B A B A B A B A B gewöhnungsbedürftig! ahrheitstafel der Negation: A A 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 24

true und false Zur Aussagenlogik gehören zudem zwei "primitive" Aussagen, die immer wahr bzw. immer falsch sind: true false true (engl.): "wahr" false (engl.): "falsch" Gesetze der Aussagenlogik, die mit 'true' und 'false' arbeiten: A A false A A true A false false A true A A true true A false A 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 25 Parametrisierte Aussagen in der Prädikatenlogik Grundgedanke der Prädikatenlogik: Einführung parametrisierter Aussagen, in denen "variable" Teilausdrücke durch beliebige Objekte eines zu modellierenden "Individuenbereichs" ersetzt werden können "N ist eine Primzahl" Individuenbereich: natürliche Zahlen Variablen "X ist kleiner als Y" Individuenbereich: reelle Zahlen Erst nach dem Ersetzen der Variablen durch "konkrete" Elemente aus dem Individuenbereich kann ein ahrheitswert festgestellt werden:? "N ist eine Primzahl" N 4 N 5 falsch wahr 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 26

ormeln als parametrisierte Aussagen In der Prädikatenlogik heissen (parametrisierte) Aussagen ormeln. Es gibt atomare ormeln, die sich nicht weiter in Teilformeln zerlegen lassen, und zusammengesetzte ormeln, die aus Teilformeln aufgebaut sind. ormale Notation für atomare ormeln: ist_primzahl ( N ) Prädikat Parameter Zweistellige Prädikate dürfen auch in Infixnotation verwendet werden: X ist_kleiner_als Y bzw. X < Y Parameter Prädikat 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 27 Zusammengesetzte ormeln ormeln lassen sich mit Hilfe der Junktoren der Aussagenlogik zu neuen ormeln kombinieren: ist_primzahl(n) N < 10 N 11 N 7 falsch wahr Zusätzlich bietet die Prädikatenlogik sogenannte Quantoren zum Bilden von Aussagen, die für manche bzw. für alle Individuen gelten sollen: Existenzquantor N: ( ist_primzahl(n) N < 10 ) Es gibt Primzahlen, die kleiner als 10 sind. wahr Allquantor N: ( ist_primzahl(n) N < 10 ) Alle Primzahlen sind kleiner als 10. falsch 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 28

Quantifizierung in natürlicher Sprache und Logik Schwierigkeiten beim ormulieren von Sachverhalten mit Quantoren und Variablen: Variablen müssen zuerst eingeführt und quantifiziert werden, bevor die eigentliche Aussage folgen kann. Beispiel: Jede Primzahl ist kleiner als 10.! ür jedes N gilt: enn N Primzahl ist, dann ist N kleiner als 10. N: ( ist_primzahl(n) N < 10 ) 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 29 Gebunden - frei, offen - geschlossen Quantoren binden jeweils eine Variable innerhalb der quantifizierten ormel. X: ( p(x) X > 2 ) X ist (durch ) gebunden Variablen, die nicht von einem Quantor gebunden werden, heissen frei. p(y) X: q(x,y,z) Y und Z sind frei ormeln ohne freie Variablen heissen geschlossen, ansonsten offen. gleichzeitig frei und gebunden X: ( p(x) q(a,x) ) X: ( p(x) q(y,x) ) r(f(a)) p(a,b) (X > Y) X: ( Y: X < Y ) geschlossen offen geschlossen offen 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 30

Prädikate, ormeln und Relationen Prädikate können als Relationsnamen aufgefasst werden. Alle Kombinationen von Individuen, die eine ormel wahr machen, wenn man sie für die Parameter der ormel einsetzt, bilden eine Tupelmenge (= Relation). ist_echter_teiler_von(x, Y) X 2 2 3 2 4 3 2 5... Y 4 6 6 8 8 9 10 10... 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 31 Terme als zusätzliche Ausdrucksmittel der Prädikatenlogik weitere Erweiterung der Aussagenlogik: Einführen von Ausdrücken, die bestimmte Objekte des gerade betrachteten "eltausschnitts" (des Individuenbereichs) bezeichnen: Terme Es gibt atomare und zusammengesetzte Terme. Atomare Terme bezeichnen ein bestimmtes Objekt direkt, zusammengesetzte Terme verwenden eine unktion, die zunächst angewendet werden muss, um das bezeichnete Individuum zu identifizieren. "Rainer Manthey" Terme dozent("informationssysteme", "S02/03") Individuum unktion 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 32

Atomare Terme Es gibt nur zwei Arten von atomaren ("unzerlegbaren") Termen: Konstanten Variablen Konstanten sind Zeichen oder Zeichenreihen, die immer genau ein Individuum ("Objekt") aus dem gerade betrachteten Individuenbereich bezeichnen, z.b.: 'IX' die Zahl neun "George. Bush" den Präsidenten der USA Variablen bezeichnen ebenfalls zu jedem Zeitpunkt genau ein Individuum, aber diese Bedeutung kann sich ändern je nachdem, mit welcher Bedeutung die Variable gerade belegt worden ist: X 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 33 Zusammengesetzte Terme und unktoren ormale Notation für zusammengesetzte Terme: wurzel ( N ) unktor Parameter Zweistellige unktoren dürfen auch in Infixnotation verwendet werden: summe(x, Y) bzw. X + Y Parameter unktor Die Bezeichnung 'unktor' für den Namen einer unktion wird auch unktionssymbol oder Operator genannt. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 34

Atomare ormeln vs. zusammengesetzte Terme Es ist nicht leicht, atomare ormeln und zusammengesetzte Terme rein syntaktisch zu unterscheiden: <unktor>(<parameterliste>) Term <Prädikat>(<Parameterliste>) ormel Ob dieses syntaktische Gebilde ein Term oder eine ormel ist, hängt davon ab, ob das Symbol 'magic' ein unktor ist (eine unktion bezeichnet) oder ein Prädikat ist (eine Relation bezeichnet): magic(1, 2 2, 3 3)? 'ist_professor("rainer Manthey") ist eine atomare ormel, weil sie keine andere ormel enthält, sondern nur einen Term als Parameter. 'produkt(3, 42)' ist aber ein zusammengesetzter Term, weil er weitere Terme als Parameter enthält. 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 35 Bedeutung von Termen und ormeln Term ormel unktion Relation a vater a b ist_vater_von ormel b Term vater(a) Objektbezeichner true ist_vater_von(a,b) Aussage über Objekte 2002 Prof. Dr. Rainer Manthey Informationssysteme 36