weit höher als tatsächliches Risiko auch Ärzte und Pharmazeuten! Risiko am höchsten geschätzt für:

Ähnliche Dokumente
ARZNEIMITTEL IN SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT

Off-Label-Medikamente in der Geburtshilfe. Dr. Ioana-Claudia Lakovschek Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz

Arzneimittel in der Stillzeit

Schmerztherapie in Schwangerschaft und Stillzeit. OA Dr. Gabriele Grögl-Aringer Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin

aktueller Kenntnisstand und Empfehlungen Christof Schaefer

Arzneimittel und Drogen

Arzneimitteltherapie in Schwangerschaft und Stillzeit Fortbildungsveranstaltung der AkdÄ Rostock

Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft

Beratung zur Arzneitherapie in der Schwangerschaft - Aktionsplan AMTS Deutscher Kongress für Patientensicherheit Berlin, 14.6.

Medikamenteneinnahme während der Stillzeit: Weiterstillen, Stillpausen, Abstillen?

Mütterliche Therapie mit Psychopharmaka in der Schwangerschaft

AMTS Schwangerschaft

Arzneimitteltherapie in der Stillzeit Die meisten Medikamente erscheinen in der Milch. Die Frage ist nur, in welcher Menge.

PSYCHIATRIE & SOMATIK IM DIALOG

07/10/2017. Medikamenteneinnahme während der Stillzeit: Weiterstillen, Stillpausen, Abstillen? Inhalt. Aufhänger

Antrag auf Änderung der Verkaufsabgrenzung von Adapalen bei Akne im Gesichtsbereich

Inhaltsverzeichnis. Teil A Medizinische Grundlagen 9

INFORMATION KOMPAKT. Perioperative medikamentöse Schmerztherapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Probleme mit Psychopharmaka im Verlauf der Altersphasen

Aktuelle Aspekte zum Arzneimitteleinsatz in Schwangerschaft und Stillzeit

Rauchen in der Schwangerschaft DIE PERSPEKTIVE EINER HEBAMME

Bipolare Störung und.. die Rolle des Geschlechts. Dr. Johanna Kunze

Methoden zur Untersuchung von Arzneimittelwirkungen in der Schwangerschaft

Arzneimittel in der Schwangerschaft

Arzneimittel in der Stillzeit

GEBRAUCHSINFORMATION: INFORMATION FÜR DEN ANWENDER

HIV und Schwangerschaft

FAKTEN. Migräne. von Stefan Evers. 1. Auflage. Thieme Verlag C.H. Beck im Internet: ISBN

Newsletter. Fortbildungstage des LWL-Forschungsinstitutes Rückblick auf den 8. Fortbildungstag 2016 in der LWL-Klinik Herten

Bewertung relevanter pharmakodynamischer Interaktionen von Antidiabetika

Medikamentöse Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Klinik für Neonatologie Sonja Mücke 19. Januar 2016 U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Psychopharmaka-Verordnung in der Schwangerschaft

Fachvortrag Medikamente im Strassenverkehr Wechselwirkung Medikamente - Alkohol

Prävention der Mutter-Kind- Transmission von HIV

Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit

INHALTSVERZEICHNIS ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 1 1 EINLEITUNG/ZIEL DER DISSERTATION 3 2 LITERATURDISKUSSION 5

2 Schwangerschaft und Entbindung bei psychischer Erkrankung... 7

Psychisch krank und schwanger - geht das?

Analgetika in der Geriatrie ein Überblick. Mag. pharm. Michaela Mandl ahph

Datum: Kontakt: Abteilung: Tel. / Fax: Unser Zeichen: Ihr Zeichen:

Psychopharmakotherapie griffbereit

Nortriptylin Serum HPLC µg/l Spiegel : CYP2D6-Inhibitoren, z.b. Metoprolol A Spiegel : Rauchen

Absetzen von Psychopharmaka-Kombinationen. Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. Jann E. Schlimme M.A.

Wenn Sie sich nach 6 Wochen nicht besser oder gar schlechter fühlen, wenden Sie

Angiotensin-I/II-Antagonisten und deren Kombinationsprodukte: Gegenanzeigen und Hinweise für die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Anhang III. Änderungen der relevanten Abschnitte der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und der Packungsbeilage

Gebrauchsinformation Roter Ginseng Extrakt Hartkapseln

Inhalt. Inhalt. Adressen... 16

Inhaltsverzeichnis. Teil A Grundlagen der Arzneimittelkunde 7

Pharmakologische Behandlung bipolarer Störungen bei (jungen) Erwachsenen. Behandlungsverzögerung. Erste Symptome früh, Diagnose spät.

Pharmazeutische Biologie Genetik

Zum Risiko vorgeburtlicher Schädigungen

Pharmakotherapie bipolarer Störungen

Anhang III. Änderungen der relevanten Abschnitte der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und der Packungsbeilage

Erkrankungen in der Schwangerschaft

Psychische Erkrankungen während der Peripartalzeit

Medikamente im Alter. Benomed 20. Oktober Sündenbock für eine AZ Verschlechterung? Andreas Stuck, Prof. Dr. med.

Abschlußklausur Spezielle Pharmakologie WS 1999/2000

Wortlaut der für die Packungsbeilage vorgesehenen Angaben

Block 2. Medikamentenkunde Teil 1. Übersicht Block 2. Psychopharmaka. Anxioly7ka Hypno7ka. An7depressiva. Phasenprophylak7ka. An7demen7va.

Andere Umstände in der psychiatrischen Praxis vom professionellen Umgang mit schwangeren und stillenden psychisch kranken Müttern

Schwangerschaft bei CED

Inhaltsverzeichnis. 1 Anatomie/Physiologie. 2 Beratung zum Krankheitsbild. Vorwort... V. Abkürzungsverzeichnis...

ACE-Hemmer und deren Kombinationsprodukte: Gegenanzeigen und Hinweise für die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Gebrauchsinformation: Information für den Anwender

Bekanntmachung über die Registrierung und Zulassung von Arzneimitteln

Medikamentös induzierte Gewichtszunahme

Therapeutisches Drug Monitoring bei Antiepileptika

Arzneimittel und Mikronahrstoffe

Datum: Kontakt: Abteilung: Tel. / Fax: Unser Zeichen: Ihr Zeichen:

Empfehlungen zu: Therapie rheumatischer Erkrankungen Familienplanung, Schwangerschaft und Stillzeit

OTC-Arzneimittel und StraSSenverkehr

Therapeutic Drug Monitoring - im Wandel der Zeit. Cédric Wernli, MSc Eidg. Dipl. Apotheker Dipl. biomed. Analytiker HF

Folsäure-CT 5 mg wird angewendet zur - Behandlung von Folsäuremangelzuständen, die diätetisch nicht behoben werden können.

Familienplanung und Sexualität nach Transplantation: Schwangerschaften nach Transplantation

Vortrag Schwangerschaft Schwangerschaft und Geburt Nicht immer nur Mutterglück Dr. med. Suzanne von Blumenthal

Inhaltsverzeichnis. 1 Anatomie und Physiologie. 2 Beratung zum Krankheitsbild Kopfschmerz. Vorwort... V. Abkürzungsverzeichnis...

Adapalen. Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht

Doxylamin zur Behandlung von Schlafstörungen bei Kindern

Präsenzveranstaltungen und E- learning für Studierende der Gesundheits- und Pflegeberufe

MYCOPHENOLAT-HALTIGE ARZNEIMITTEL LEITFADEN FÜR ANGEHÖRIGE DER GESUNDHEITSBERUFE

Bedeutung von Nebenwirkungen

Zolpidem in der stillzeit

Schwangere Frauen mit Epilepsie: klinischer Verlauf

Leitfaden für Ärzte. für Valproat entwickelte Risikominimierungsmaßnahmen

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Canemes einnehmen.

Verschärfung der Warnungen um die Anwendung in der Schwangerschaft zu verhindern

Psychopharmaka - Definition

Medikation in der Schwangerschaft und Stillzeit

TDM= therapeutisches Drug Monitoring

MYCOPHENOLAT-MOFETIL (MMF)-/ MYCOPHENOLSÄURE (MPA)-HALTIGE ARZNEIMITTEL LEITFADEN FÜR PATIENTEN. Information über die Risiken für das ungeborene Baby

imedication Identifizierung und Überwachung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen

Spielen Gene beim Einsatz von Arzneimitteln eine Rolle?

rund 200 ausgewählte Wirkstoffe

Impfen in der Schwangerschaft ein Paradigmenwechsel

Transkript:

Allgemeine Aspekte Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit Kontraindiziert! Kontraindiziert? Dr. Sigrun Gundl Arzneimittelinformation, Landesapotheke Salzburg s.gundl@salk.at 1 2 Allgemeine Aspekte Risiko von maternalen Erkrankungen für Ungeborenes 85% aller dt. Schwangeren nehmen mindestens einmal Medikamente ein; in Stillzeit noch mehr 50 % der Schwangerschaften ungeplant retrospektive Bewertung Contergan 1960er Jahre Therapeutischer Nihilismus Diabetes: Fehlbildungen, Frühgeburten, Mortalität, Makrosomie Hypertonie: Frühgeburten, Mortalität Bakt. Infektionen: Fehl- und Frühgeburten Asthma: Geburtsgewicht, Frühgeburten, Mortalität 3 4 Risiko Erkrankungen für Mutter Risikoannahme bakt. Infektionen: bis zu Sepsis Depressionen: Rückfälle Hypertonie: Nieren- u. Leberversagen, Schlaganfall, Gehirnblutungen weit höher als tatsächliches Risiko auch Ärzte und Pharmazeuten! Risiko am höchsten geschätzt für: Nikotin, Alkohol, Sedativa, Antidepressiva, Thalidomid Informationsquellen: Beipack, Arzt, Apotheker, Internet 5 6 1

Tatsächliche Teratogene? Basisrisiko für grobstrukturelle Fehlbildungen weniger als 30 Arzneistoffe Tragische Fehlentscheidungen? ca. 3 % Chromosomal/genetisch bedingt: 25 % Mütterliche Erkrankungen: 4 % Chemische/physikalische Ursachen: 4 % Multifaktoriell/unbekannt: 65 % Wilson 73, Bonari 2005 7 8 Verlaufsformen nach entwicklungstoxischer Schädigung Relevante Parameter embryonaler und fetaler Toxizität Normale Entwicklung Abort Fehlbildung Organfunktionsstörung Wachstumshemmung Zeitraum und Dauer der Exposition Dosis (Dosis Wirkungsbeziehung) Genetische Disposition Maternale Erkrankung 9 10 Beratungssituationen Informationsmöglichkeiten Prospektiv = Therapieempfehlung Retrospektiv = Risikoeinschätzung Kausal = Zusammenhang mit Symptomen oder Fehlbildung wegen Produkthaftung häufig irreführend Fachinformation, Beipackzettel Fachbücher (Schaefer, Briggs, Hale) Datenbanken (embryotox, reprotox, lactmed) Beratungszentren (Embryonaltoxikologie Berlin, Reprotox Ravensburg) Originalpublikationen 11 12 2

Originalpublikationen Off-label-use Tierexperimente Einzelfallberichte Epidemiologische Studien Zu kleine Fallzahlen Einfluss der mütterlichen Erkrankung (z.b. Hypertonie, Krebs, Diabetes) Bias bei retrospektiven Ansätzen; Publikationsbias Fehlende Randomisierung und Standardisierung Klassische Studien aus ethnischen Gründen nicht durchführbar Immer Einzefallentscheidungen Dt. Rechtssprechung: (verpflichten unter bestimmten Bedingungen zum Off-Label-Use) Einsatz von Arzneimitteln dann nicht rechtswidrig, wenn das für Schwangere nicht zugelassene Medikament nach dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand: hinreichend wirksam und unbedenklich ist und eine gleichwertige therapeutische Alternative nicht zur Verfügung steht (Schaefer 2007) 13 14 Zusammenfassung Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit Risikoabwägung maternale Erkrankung / embryonales Risiko Einschätzung, Expositionszeit, bekanntes Risiko, bekannte Teratogene Schwangerschaft Unterschiede retrospektive und prospektive Bewertung 15 16 Phasen der Schwangerschaft Teratogene Arzneistoffe Substanz Hauptsymptome bzw. vorwiegend betroffene Organe Antiepileptika Neuralrohrdefekte, Herz-, Gaumen-, urogenitale-, Extremitätenfehlbildungen, (CMZ, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon, VS) Gesichtsdysmorphien VS: Hinweise auf mentale Entwicklungsrisiken Cumarinderivate Hypoplastische Nase, Extremitätenfehlbildungen Diethylstilbestrol Zervix- und Scheidenkarzinome - bei Töchtern exponierter Mütter Misoprostol nach versuchter Aborteinleitung: Möbius-Sequenz, Extremitäten Mycophenolat-Mofetil Ohren, Gaumen Penicillamin Cutis laxa (selten) Retinoide Ohr-, Gaumen-, Gesichts-, ZNS-, Herz-, Skelettfehlbildungen, (Acitretin, Isotretinoin, Etretinat) Intelligenzdefizite auch ohne erkennbare äußere Fehlbildungen möglich Thalidomid Vitamin A Zytostatika Extremitätenfehlbildungen Bei Dosen >>25.000 IE/Tag: Ohr-, ZNS-, Herz-, Skelettfehlbildungen multiple Fehlbildungen Cave: Alle anderen Medikamente sind nicht unbedingt sicher, viele sind formal unzureichend untersucht!! Bildquelle: Mutschler 200117 18 3

schwache Teratogene Risiko < 1:1.000 exponierter Feten Fetotoxische Arzneistoffe Substanz Hauptsymptome bzw. vorwiegend betroffene Organe Glucocorticoide (systemisch) Gaumenspalten Risiko kann nicht ausgeschlossen werden Carbimazol = Methimazol Choanalatresie, tracheo-ösophageale Fisteln, Aplasia cutis Trimethoprim/Co-trimoxazol Neuralrohrdefekte Risiko kann nicht ausgeschlossen werden Lithium Ebstein-Anomalie (Herz) Cave: Alle anderen Medikamente sind nicht unbedingt sicher, viele sind formal unzureichend untersucht!! Substanz ACE-Hemmer, AT-II-Antag. Aminoglykoside Androgene Benzodiazepine Cumarinderivate Ergotamine Immunsuppressiva Lithium Opioide/Opiate Radioiod Psychopharmaka Tetracycline Zytostatika Hauptsymptome bzw. vorwiegend betroffene Organe Nieren, Oligohydramnion, Anurie, Gelenkskontrakturen, Schädelhypoplasie Nach parenteraler Applikation: Innenohr und Nieren Maskulinisierung weiblicher Feten Langzeittherapie / hohe Dosierung kurz vor Geburt: Atemdepression, Anpassungsstörungen, Floppy-Infant Hirnblutungen bei wehenbereitem Uterus: fetale Hypoxie Knochenmarkdepression Floppy-Infant-Syndrom (Lethargie, Trinkschwäche, Tachypnoe, Tachykardie, Zynose, Muskelhypotonie), Hypothyreose Nach Langzeittherapie oder Anwendung kurz vor oder während der Geburt: Entzugssymptome in therapeutischer Dosis: Schilddrüsenhypoplasie oder aplasie Anpassungsstörungen, bei SSRI serotonerge Symptomatik Bei Einnahme nach SSW 15: Gelbfärbung der Milchzähne Knochenmarksdepression 19 Cave: Alle anderen Medikamente sind Dr. nicht S. Gundl unbedingt sicher, viele sind formal unzureichend untersucht 20!! Retinoide Isotretinoin, Acitretin, Tretinoin Antiepileptika Valproinsäure, Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital Fehlbildungsrisiko bis zu 35 % Ohren, Gesicht, Gaumen, Herz, Thymus, ZNS, Augen, mentale Entwicklungsretardierung (auch ohne äußerlich erkennbare Fehlbildungen) Spontanabortrisiko erhöht Halbwertszeiten beachten! Isotretinoin (z.b. Ciscutan ) 29 168 Stunden 4 Wo vor SS absetzen Acitretin (z.b. Neotigason ) 80 100 Tage 2 Jahre vor SS absetzen Herzfehlbildungen (-1.8%; Schardein 2000) Lippen/Gaumenspalten (-1.7%; Schardein 2000) Neuralrohrdefekte Spina bifida bei VPA and CBZ (0.8-1.5%) Urogenitale Anomalien Hypospadie Muskuloskeletale Anomalien Klumpfuß etc. Risiko wahrscheinlich nur 2 3 fach erhöht! Monotherapie!!! Dosis Risiko Relation Folsäure präkonzeptionell ev. Lamotrigin 21 22 Cumarin-Antikoagulantien Acenocoumarol, Phenprocoumon, Warfarin ACE Hemmer, AT-II II-Antagonisten Bsp. Captopril, Enalapril, Candesartan, Eprosartan, Losartan 2 3 faches Risiko für Fehlbildungen 2 3 fach erhöhtes Fehlgeburtsrisiko Cave: zerebrale Blutungen während der Geburt Cumarin Embryopathie: hypoplastische, flache Nase; verkürzte Extremitäten; Augen- und Ohrendefekte; IUGR, Entwicklungsretardierung Offenbar kein erhebliches Cumarinembryopathie - Risiko, wenn vor SSW 8 abgesetzt wird (ENTIS 2006) Mittel der Wahl: Heparin Schwere Organschäden im 2. und 3. Trimenon Nierenfunktionsschäden des Feten Anurie des Neugeborenen Erstes Trimenon: erhöhtes FB Risiko diskutiert jedoch nicht bestätigt Therapiealternativen: α-methyldopa, Metoprolol, Dihydralazin 23 24 4

Allgemeine Empfehlungen zur Beratung Schwangerer Arzneimittel und Stillzeit Strenge Indikationsstellung Nur gut erprobte, altbewährte Arzneimittel Möglichst kurz, niedrig, jedoch therapeutische Dosis Übergang in die Muttermilch? Auswirkungen auf den Säugling? Auswirkungen auf die Muttermilch? Auswirkungen auf die Mutter? Monotherapie Nicht-medikamentöse Optionen? Behandlung so wählen, dass keine Stillunterbrechung erforderlich ist! 25 27 Übergang in die Muttermilch Übergang in die Muttermilch Molekulargröße Proteinbindung Fettlöslichkeit ph Wert Halbwertszeit Orale Bioverfügbarkeit Humane Daten Mögliche Auswirkungen Abschätzhilfe: RID (relative infant dose): Dosis via Muttermilch/kg 28 29 Mögliche Symptome beim Säugling Mögliche Auswirkungen auf die Muttermilch? dünnere Stuhlkonsistenz bei Antibiotika Sedierung bei Analgetika, Narkotika, Sedativa, AD, AE Übererregbarkeit, Unruhe bei Antihistaminika Cave: Alter des Säuglings Dosis und Dauer der Therapie Genetischer Metabolismus Trinkverhalten Hormone: Milch weniger MCP, Domperidon: Milch mehr Geschmacksveränderungen 30 31 5

Mögliche Auswirkungen auf die Mutter? Psychiatrische Medikation Bakterielle Infektionen. Zytostatika Radionuklide Problematisch in der Stillzeit Individuelle Entscheidung über Stilleinschränkungnkung Kombinationstherapie mit mehreren Psychopharmaka oder Antiepileptika jodhaltige Kontrastmittel, Expektoranzien und großflächige jodhaltige Desinfektion 32 33 Abstillen/Stillpause nicht erforderlich bei Allgemeine Empfehlungen zur Beratung Stillender Lokalanästhesie Narkose Tetrazyklinen, Sulfonamiden und Co-trimoxazol Glucocorticoiden in hoher Dosis Pille Heparin, NMH oralen Antikoagulantien, z.b. Phenprocoumon (Vit. K-Prophylaxe beim Säugling!) Bromocriptin u.a. Ergotaminderivaten in Einzeldosen Impfungen (außer Polio-Lebendimpfung) Strenge Indikationsstellung Nur gut erprobte, altbewährte Arzneimittel Möglichst kurz, niedrig, jedoch therapeutische Dosis Kindliches Alter, Reife? Beobachtung des Sgl. Monotherapie Alkoholfrei Einnahmezeitpunkt Nicht-medikamentöse Optionen? 34 35 Alternativmedizin Kontraindiziert? Vorsicht? Phytopharmaka kritische Bewertung der Drogenherkunft Zulassungsstatus Meiden: Pyrrolizidinalkaloide; Uterusstimulierende Arzneidrogen Tagestrinkmenge: max. 3 Teelöffeln Teemischung Homöopathie, Schüssler Salze Keine Daten für SST, jedoch keine unerwünschten Auswirkungen bekannt Cave bei giftigen Ausgangsstoffen (Atropin etc.) Ganzheitliche homöopathische Analyse vom Experten!! Kein Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit! teratogen + fetotoxisch, FAS Dosis?! EtOH Konzentration Fetus / Säugling / Mutter! 36 Arzneidroge Bärentraubenblätter Chinarinde Ingwerwurzelstock Kava-Kava-Wurzelstock Keuschlammfrüchte Laxanzien Aloe, Ricinus, Faulbaum, Rhabarber, Sennes, etc. Nelkenöl Pyrrolizidinalkaloide Beinwell, Boretsch, Huflattich, Pestwurz Rauwolfiawurzel Rohpapain Salbei Süßholzwurzel (Cave: Glycyrrhizin) Wacholderbeeren bzw. äth. Öl Zimt Grund nicht ausreichend untersucht Evtl. embryotoxische und teratogene Effekte üblicher Dosierung (unter 6g/Tag) kein Problem nicht ausreichend untersucht mögliche gesteigerte Uteruskontraktion Darmbewegungen evtl. Uteruskontraktionen starke Kontraktionen hepatotoxisch evtl. mutagene Nebenwirkung evtl. embryotoxisch, teratogen und abortiv äö oder alkoholische Extrakte Krämpfe hormonelle Störungen mögliche abortive Wirkung (Cave Dosis) theoretisch fetale Hypoglykämie Anwendung als Gewürze problemlos! 37 6

Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit Psychopharmaka Schulmedizin in SST für häufige Indikationen Antidepressiva Sertralin, Citalopram, Amitriptylin, Nortriptylin Cave: Anpassungsstörungen Neuroleptika Flupentixol, Fluphenazin, Promethazin, Haloperidol, Quetiapin, Risperidon, ggf. Olanzapin Antidepressiva Sertralin, Citalopram, ev. Paroxetin Amitriptylin, Nortriptylin Neuroleptika Flupentixol, Fluphenazin, Haloperidol, Quetiapin, Risperidon, Olanzapin Benzodiazepine kurzzeitig Cave: Atemdepression, Entzugssymptome, Floppy-Infant Benzodiazepine kurzzeitig Lormetazepam, Temazepam!! Einzelfall individuell beurteilen!! 38 40 Analgetika Bakt. Infektionen / Antibiotika Paracetamol (ev. mit Codein) Ibuprofen, Diclofenac (bis SSW 28) (Codein, Tramadol) Paracetamol (ev. mit Codein) Ibuprofen (Codein, Tramadol) Penicilline Cephalosporine ggf. Makrolide Penicilline Cephalosporine Makrolide Cave: Sedierung beim Kind dünnere Stuhlkonsistenz bei gestillten Säuglingen möglich 41 42 Übelkeit Allergie Antihistaminika Antihistaminika Loratadin Loratadin Metoclopramid Metoclopramid Cetirizin Cetirizin Clemastin Cave: Sedierung beim Kind Cave: Sedierung, Unruhe und Agitiertheit beim Kind nicht auszuschließen 43 44 7

Antiasthmatika Literatur β 2 -Sympathomimetika Glucocorticoide inhalierbare: Budesonid ggf. systemisch Prednison, Prednisolon, Methylprednisolon Reserve: Theophyllin Cromoglicinsäure β 2 -Sympathomimetika Glucocorticoide inhalierbare: Budesonid ggf. systemisch Prednison, Prednisolon, Methylprednisolon Reserve: Theophyllin Cromoglicinsäure Briggs et al. Drugs in Pregnancy and Lactation. 8.Edition, Lippincott, Williams & Wilkins, Philadelphia 2008 Bonari et al. Use of antidepressants by pregnant women: evaluation of perception of risk, efficacy of evidence based counseling and determinants of decision making. Arch Womens Ment Health. 2005 Nov;8(4):214-20. Gendron et al. Health care providers' requests to Teratogen Information Services on medication use during pregnancy and lactation. Eur J Clin Pharmacol. 2009 May;65(5):523-31. Lim et al. MotherSafe: review of three years of counselling by an Australian Teratology Information Service. Aust N Z J Obstet Gynaecol. 2009 Apr;49(2):168-72. Malm H et al. Prescription of hazardous drugs during pregnancy. Drug Saf. 2004;27(12):899-908. Malm H et al. Prescription drugs during pregnancy and lactation--a Finnish register-based study. Eur J Clin Pharmacol. 2003 Jun;59(2):127-33. McKenna et al. What over-the-counter preparations are pregnant women taking? A literature review. J Adv Nurs. 2006 Dec;56(6):636-45. Mutschler. Arzneimittelwirkungen. 8. Aufl. Wiss.Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2001 Rösch et al. Aetiology of congenital malformations analysis of malformation registry data compared with the Kalter & Warkany study (Abstract). Reprod Toxicol 2003; 17: 503. Schaefer et al. Vitamin K antagonists and pregnancy outcome. A multi-centre prospective study. Thromb Haemost 2006; 95: 949 57. Schaefer et al. Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit. 8.Aufl. Elsevier, München 2012 Schaefer. Off-Lable-Use von Medikamenten in der Schwangerschaft. Frauenarzt 2007, 48:1 Werler et al. Use of over-the-counter medications during pregnancy. Am J Obstet Gynecol. 2005 Sep;193(3 Pt 1):771-7. Wilson. Embryotoxicity of drugs to man. In: Wilson JD, Frazer FC (Hrg.). Handbook of teratology, Vol. 1, pp. 309 55. New York: Plenum Press, 1977. 45 47 Fachbücher, Datenbanken Deutsch: Schaefer et al. Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. 8. Aufl. Elsevier, München 2012 Rhode, Schaefer. Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit, 3. Aufl. Thieme, 2009 Embryotox www.embryotox.de Englisch: Briggs et al. Drugs in Pregnancy and Lactation. 9.Ed., Lippincott, Philadelphia 2011 Hale. Medication and Mothers Milk, 15th edition; Hale Publishing, Amarillo, 2012 Lactmed http://toxnet.nlm.nih.gov/cgi-bin/sis/htmlgen?lact 48 8