Medizinische Qualität im Universitätsspital das Engagement des kantonalen Gesundheitsdirektors



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Transkript:

Medizinische Qualität im Universitätsspital das Engagement des kantonalen Gesundheitsdirektors Pierre-Yves Maillard, Präsident GDK H+ 21.11.08 Hotel Kreuz, Bern

Der Massnahmenkatalog Strategieplan Leistungsvertrag und seine Evaluation Balanced Scorecard (Tableau de Bord Hospitalier, TBH) Handhabung von Zwischenfällen und Risikomanagement (internes Kontrollsystem) Verwaltung von Beschwerden 2

Strategieplan Der (vom Grossen Rat zu genehmigende) Strategieplan für das CHUV ist von grundlegender Bedeutung, weil er die Vision (Know-how im Dienst der Patienten) und die Grundwerte des CHUV (Kompetenz, Empathie, Kreativität und Verantwortung) formuliert. Er setzt Prioritäten für die 5 übergeordneten Strategieprogramme (u.a. bessere Betreuung älterer Menschen), 5 Exzellenzzentren und 8 vorrangigen Bereiche für Verbesserungen (u.a. Kontinuität der Behandlungen und Begleitung der Patienten) 3

Leistungsvertrag und seine Evaluation Für den Leistungsvertrag gelten die gleichen Performance- und Qualitätsindikatoren wie die, die von der Leitung des CHUV im Rahmen der Balanced Scorecards (Tableaux de Bord Hospitaliers) gewählt wurden Dadurch lassen sich die Ziele des Universitätsspitals in Echtzeit festsetzen und verfolgen 4

Balanced Scorecard (Tableau de Bord Hospitalier, TBH) Das CHUV gab sich 2007 ein Balanced Scorecard (Tableau de Bord Hospitalier), das Indikatoren in 4 Hauptbereichen umfasst: Finanzen Patienten und andere Partner Prozesse Personal Das Balanced Scorecard wird vierteljährlich ausgewertet 5

Ziele der Balanced Scorecard Messen, führen, verbessern Operative Ziele in Echtzeit verfolgen -> Abweichungen erkennen und entsprechend reagieren, Durchschnittswerte verbessern Informationen zugänglich machen Erreichte Ziele und Resultate kommunizieren Ziele und Resultate verfolgen / Führungskontrolle Strategie umsetzen Die Strategie der KS-CHUV als operative Ziele formulieren und in der Praxis umsetzen Operative Ziele auf Strategie und Prioritäten ausrichten 6

Methodik der Balanced Scorecard Strategie entwickeln BSC Strategieziele festlegen Indikatoren ausarbeiten operative Planung Operative Ziele ausarbeiten Umsetzung planen Resultate auswerten 7

Strukturierung der Indikatoren Finanzen: Aufenthaltsdauer (AD), Budget, Produktion, Privatpatienten Patienten und Partner: Patientenzufriedenheit, Belegsärzte, Haftungsfälle, Marktanteile bei strategischen Aktivitäten Prozesse: Auslastungsgrad Infrastrukturen, Wartezeiten, medizinische Ergebnisse, Austrittsqualität Personal: Belegung, Dienstalter, Mitarbeiterzufriedenheit, Know-how (Publikationen usw.) 8

Medizinische Ergebnisse Auf zentraler Ebene: Makroindikatoren Potentiell vermeidbare Rehospitalisationen (Wiedereintritte) Potentiell vermeidbare Reoperationen Nosokomiale Infektionen Dekubitus (Wundliegen) Auf Abteilungsebene: Mikroindikatoren Ergebnisse pro Spezialität 9

Vorteile des Ansatzes Multidimensionales System Interne / externe Sichtweise Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit Pflegezugang, Wirksamkeit und Resultate In Echtzeit T + 6 Wochen Auffächerbar Nach Einrichtung und Abteilung 10

Erwarteter Nutzen der Balanced Scorecard Steigerung von Transparenz und Führbarkeit Balanced Scorecard in Echtzeit Qualitätsverbesserung Strategische und operative Planung Zufriedenheit von Patienten und Partnern / Marktanteile Wartezeiten / medizinische Ergebnisse Mitarbeiterzufriedenheit Effizienzsteigerung Ressourcennutzung / Auslastungsgrad Internes + externes Benchmarking 11

Beispiel Balanced Scorecard: Mittlere Aufenthaltsdauer (AD) 12

Beispiel Balanced Scorecard Bettenbelegung 13

Beispiel Balanced Scorecard: unangemessene Bettenbelegung 14

Beispiel Balanced Scorecard: Auslastung Operationssäle 15

Beispiel Balanced Scorecard: Wartezeiten bei Notfällen 16

Beispiel Balanced Scorecard: Wartezeiten bei Wahleingriffen 17

Beispiel Balanced Scorecard : Anteil potentiell vermeidbarer Rehospitalisationen (Wiedereintritte) 18

Beispiel Balanced Scorecard: Patientenzufriedenheit 19

Handhabung von Zwischenfällen und Risikomanagement Meldepflicht für alle tatsächlichen oder potentiellen Zwischenfälle Analyse und Reaktion durch das Büro für Risikomanagement, das 10 Fachkommissionen koordiniert Spitalhygiene, Biosafety, Hämovigilanz, Materiovigilance, Pharmacovigilance, INCA (Kastastrophenplan), Infrastruktur, Arbeitsgesundheit, physische Sicherheit, Informatiksicherheit Aktuell Integration des Risikomanagements und des internen Kontrollsystems (gemäss Schweizer Auditstandards mit systematischer Risikoanalyse) 20

Beschwerdemanagement Einheitliche Behandlung von Beschwerden, unabhängig von der Instanz, an die sie gerichtet wurden Koordination mit Risikomanagement Persönliches Follow-up durch den Departementsvorsteher bei schwerwiegenden Beschwerden und ernsthaften Problemen 21

Schlussfolgerungen Gesundes Misstrauen bei Qualitätszertifikaten, die dem Messen und der Verbesserung der wesentlichen Resultate eines Spitals kein Gewicht beimessen Die Zertifizierung ist ein Geschäft Viele Kunden bezahlen für eine formale Akkreditierung ohne Mehrwert 22

Schlussfolgerungen /2 Indikatoren zu medizinischen Ergebnissen oder zur Patientenzufriedenheit, die der Zusammensetzung der Patientenbasis oder der Schwere der Fälle nicht Rechnung tragen, sind wenig aussagekräftig Der Prozentsatz von Problemen oder Komplikationen hängt von der Schwere der Fälle, dem Alter der Patienten und ihrer Komorbidität ab Die Patientenzufriedenheit steht in direktem Zusammenhang zu den Ängsten der Patienten und der Schwere der Krankheit 23

Schlussfolgerungen /3 Aus der Sicht des Vorsteher des Gesundheitsdepartements Strategiepläne, Leistungsverträge, Ziele für die Spitalleitung und Indikatoren sind aufeinander abzustimmen: Alle Akteure müssen die gleiche Sprache sprechen und sich für die gleichen Prioritäten einsetzen 24

Schlussfolgerungen /4 Aus der Sicht des GDK-Präsidenten: Es ist wichtig, landesweit pro Spitaltyp einige von den Spitälern veröffentlichte Indikatoren (Zugang, Leistungen, Hygiene) zu verwenden und einige solide und tatsächliche vergleichbare (d.h. die Schwere der Fälle berücksichtigende) Indikatoren einzuführen wie beispielsweise Potentiell vermeidbare Rehospitalisationen (Wiedereintritte) Potentiell vermeidbare Reoperationen 25