Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft auf dem Prüfstand
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- Eva Krämer
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1 Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft auf dem Prüfstand Matthias Dieter Thünen-Institut für Forstökonomie 300 Jahre Nachhaltigkeit Festveranstaltung des DFWR und der FNR e. V. 16. April 2013 in Berlin Matthias Dieter
2 Gliederung 1. Einführung 1.1 Nachhaltigkeitskonzepte 1.2 Nachhaltigkeitsdefinition 1.3 Nachhaltigkeitsverständnis 2. Nachhaltigkeitsbewertung 2.1 Betrachtungsebene Wald 2.2 Betrachtungsebene Gesellschaft 3. Sicherung von Nachhaltigkeit 4. Zusammenfassung und Ausblick Seite 2 Matthias Dieter
3 Nachhaltigkeitskonzepte 1713 Carlowitz 1775 Weimarer Forstordnung 19. Jh. Cotta /Hartig Forstliche Nachhaltigkeit MCPFE Pan-europ. Kriterien - SFM MCPFE aktualisiert 1987 Brundtland MCPFE in Strasbourg 1992 Rio UN-Weltgipfel Nachhaltige Entwicklung UN Commission on Sustainable Development CSD UN-Walddeklaration Agenda 21 Folgekonferenzen (NY, JB, Rio) EU Nachhaltigkeitsstrategie DE Nachhaltigkeitsstrategie Heutige Nachhaltigkeitskonzepte Quelle: Eva Meier, Thünen-Institut für Forstökonomie Seite 3 Matthias Dieter
4 Nachhaltigkeitsdefinitionen Eine allgemein gültige Definition gibt es nicht! Definition der Brundtland-Kommission 1987 Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen." Aber: Bedürfnisse folgender Generationen? => Potentiale erhalten auch unter veränderten Rahmenbedingungen (z. B. Klimawandel) Aber: Abwägung bei konkurrierenden Bedürfnissen? Welche Potentiale sollen vorrangig erhalten bleiben? Nachhaltigkeit ist nicht Eigenschaft, sondern Anspruch (Uwe Eduard Schmidt) Seite 4 Matthias Dieter
5 Generationengerechtigkeit Nachhaltigkeitsverständnis Verteilungsgerechtigkeit Seite 5 Matthias Dieter
6 Paneuropäische Nachhaltigkeitsbewertung von Forstwirtschaft Seite 6 Matthias Dieter
7 Quantitative paneuropäische Indikatoren für SFM *) N = 35 Kriterium 1 Forstliche Ressourcen und ihr Beitrag zum globalen Kohlenstoffkreislauf Waldfläche Holzvorrat Altersstruktur und/oder Durchmesserverteilung Kohlenstoffvorrat Kriterium 2 Gesundheit und Vitalität der forstlichen Ökosysteme Ablagerung von Luftschadstoffen Bodenzustand Nadel-/Blattverlust Nichtholzprodukte Natürlichkeitsgrad Waldschäden *) SFM: Sustainable Forest Management Kriterium 3 Produktive Funktionen der Wälder (Holz- und Nicht-Holz- Funktionen Holzzuwachs und -einschlag Rundholz Dienstleistungen Kriterium 4 Biologische Diversität in forstlichen Ökosystemen Wälder mit Bewirtschaftungsplänen Baumartenzusammensetzung Verjüngung Eingebürgerte Baumarten Totholz Genetische Ressourcen Landschaftsmuster Gefährdete Waldarten Geschützte Wälder Seite 7 Matthias Dieter Kriterium 5 Schutzfunktion der Wälder (insbesondere Bodenund Wasserschutz Schutzwälder - Boden, Wasser und andere Ökosystemfunktionen Schutzwälder - Infrastruktur und bewirtschaftete natürliche Ressourcen Kriterium 6 Andere sozioökonomische Funktionen Forstbetriebe Beitrag des Waldsektors zum BIP Nettoerlös Ausgaben für Dienstleistungen Arbeitnehmer im Waldsektor Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz Holzverbrauch Holzhandel Energie aus Holzressourcen Zutritt zu Erholungszwecken Kulturelle und spirituelle Werte
8 Nachhaltigkeitsbewertung nach Regionen in Europa Skala: bis Kriterium Russland Nordeuropa Mittel- Westeuropa darin:- Deutschland Mittel- Osteuropa Süd- Westeuropa Süd- Osteuropa Forstliche Ressourcen, globaler Kohlenstoffspeicher Gesundheit und Vitalität Produktive Funktionen Biodiversität Schutzfunktionen Sozio-ökonomische Funktionen Mittelwert 3,1 3,3 3,2 3,3 2,8 3,0 2,2 Quelle: FOREST EUROPE, UNECE and FAO (2011): State of Europe s Forests 2011, eigene Auswertung Seite 8 Matthias Dieter
9 Indikatorvergleich Deutschland mit Mittel-Westeuropa insgesamt (nur Abweichungen dargestellt) 4.3 Naturnähe 4.8 Bedrohte Arten in Wäldern Kohlenstoffvorräte 3.3 Nicht-Holz-Produkte D unter dem Durchschnitt 4.7 Landschaftsbild 6.5 Arbeitskräfte im Sektor 3.2 Rohholzproduktion 6.4 Staatliche Zahlungen 6.6 Arbeitssicherheit D über dem Durchschnitt 4.1 Baumartenzusammensetzung Quelle: FOREST EUROPE, UNECE and FAO (2011): State of Europe s Forests 2011, eigene Auswertungen Seite 9 Matthias Dieter
10 Indikatoren der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie I. Generationsgerechtigkeit: Ressourcenschonung Klimaschutz Erneuerbare Energien Flächeninanspruchnahme Artenvielfalt Staatsverschuldung Wirtschaftliche Zukunftsversorgung Innovation Bildung II. Lebensqualität Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Mobilität Landbewirtschaftung Luftqualität Gesundheit und Ernährung Kriminalität III. Sozialer Zusammenhalt Beschäftigung Perspektiven für Familien Gleichstellung Integration IV. Internationale Verantwortung Entwicklungszusammenarbeit Märkte öffnen Quelle: StBA Seite 10 Matthias Dieter
11 Ausgewählte Beispiele für Beiträge der Forstwirtschaft zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie I. Generationsgerechtigkeit: Ressourcenschonung Klimaschutz Erneuerbare Energien Artenvielfalt Staatsverschuldung Holznutzung hat einen hohen fiskalischen Effekt (~4) und trägt damit zum Abbau der Staatsverschuldung bei. II. Lebensqualität Die Artenvielfalt im Wald ist seit 1990 etwa konstant. Holz hält 2010 einen Anteil an der Endenergiebereitstellung aus erneuerbaren Energien von ca. 40 %. Seite 11 Matthias Dieter Mit 120 Mio. t CO 2 Speicherung und Substitution pro Jahr leisten Waldwirtschaft und Holznutzung einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. III. Sozialer Zusammenhalt Beschäftigung IV. Internationale Verantwortung Märkte öffnen 100 m³ Holznutzung schafft bzw. sichert 1 Arbeitsplatz in Vollzeitäquivalent.
12 Sicherung der Nachhaltigkeit Bedeutung der Holznutzung PB 1: Holz und andere Erzeugnisse (72 %) PB 2: Schutz und Sanierung (5 %) PB 3: Erholung und Umweltbildung (4 %) PB 4: Leistungen für Dritte (12 %) PB 5: Hoheitliche Tätigkeiten (7 %) PB: Produktbereich Aufwand Holzeinschlag und Rücken * 29 % des Gesamtaufwands Gesamtaufwand (432 /ha Hbfl) Hbfl: Holzbodenfläche Quelle: eigene Auswertung auf Basis TBN 2011, über alle Eigentumsarten, hochgerechnet TBN: Testbetriebsnetz * Tätigkeiten im PB1, die auch andere Waldleistungen begründen: Walderneuerung Waldpflege Waldschutz Walderschließung Seite 12 Matthias Dieter
13 Sicherung der Nachhaltigkeit Bedeutung der Holznutzung Erträge aus Holzverkauf Gesamtertrag (503 /ha Hbfl) PB 1: Holz und andere Erzeugnisse 88 % des Gesamtaufwands PB 2: Schutz und Sanierung PB 3: Erholung und Umweltbildung PB 4: Leistungen für Dritte PB 5: Hoheitliche Tätigkeiten Quelle: dito Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist die Holzproduktion Voraussetzung zahlreicher anderer Leistungen und garantiert damit eine umfassende Nachhaltigkeit. Die Kosten für diese Waldleistungen tragen zu einem Großteil die Holzkäufer. Seite 13 Matthias Dieter
14 Perspektive Holzproduktion - Nadelholzanteil Quelle: FGR Quelle: BWI 2; IS 08 - Nadelholz ist die Hauptsäule des Betriebserfolges in der Forstwirtschaft. - Der Nadelholzanteil in den jungen Altersklasse nimmt stark ab. => Die produktiven und sozio-ökonomischen Funktionen der Wälder sind langfristig gefährdet und damit auch ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland. Seite 14 Matthias Dieter
15 Perspektive Holzproduktion Einschlagsniveau Quelle: Forest Europe, UNECE, FAO enquiry on Pan- European Quantitative Indicators Quelle: Kroiher, Oehmichen, 2010 Jährlicher Verlust in FFH-Gebieten: ~ 1 Mio. m³ Quelle: Schmack, Aichholz, Hartebrodt, Nutzungseinschränkungen im Wald nehmen zu. Nutzungsverzicht durch Nachlieferung an Totholz: > 20 % Verlust an Potential - Ausgleichende Maßnahmen (Produktivitätssteigerung) sind nicht zu erkennen. => Die produktiven und sozio-ökonomischen Funktionen der Wälder sind mittel- bis langfristig gefährdet und damit auch ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in D. Seite 15 Matthias Dieter
16 Perspektive Holzproduktion Sicherung der Nachfrage Umsatzrenditen ausgewählter Wirtschaftbereiche 2010 = 100 % - Die Gewinne auf dem Rohholzmarkt sind zunehmend ungleich verteilt. - Bei dauerhaft hohen Holzpreisen sind Standortverlagerungen zu erwarten. Sie führen zu geringeren Erträgen in der Forstwirtschaft (Mengen- und Preisrückgänge) => Mittel- bis langfristig sind einige der produktiven und sozio-ökonomischen Funktionen der Wälder und damit auch ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland nur zu erhalten, wenn das Cluster Forst und Holz wettbewerbsfähig bleibt. Seite 16 Matthias Dieter
17 Zusammenfassung und Ausblick Zukunft Die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland ist im europäischen Durchschnitt leicht überdurchschnittlich. Ihr Beitrag zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist hoch. Mittel- bis langfristig ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland gefährdet. Ohne Förderung würden sich damit zahlreiche Indikatoren von Nachhaltigkeit auf Ebene Wald und Gesellschaft verschlechtern. Inwiefern dauerhafte Förderung allerdings als nachhaltig anzusehen ist hängt von der Bewertung der damit sichergestellten Waldleistungen und der alternativen Verwendung der Steuermittel ab. Seite 17 Matthias Dieter
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt Dir. und Prof. PD Dr. Matthias Dieter Thünen-Institut für Forstökonomie Leuschnerstrasse 91 Tel D Hamburg Fax: Internet: Seite 18 Matthias Dieter
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