Bayerischer Mittelstandsbericht 2015

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1 Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie Bayerischer Mittelstandsbericht

2 Hinweis zur sprachlichen Gleichbehandlung: Im Interesse einer besseren Lesbarkeit werden die Geschlechter nicht durch ausdrücklich geschlechtsspezifische Personenbezeichnungen benannt. Die gewählte männliche Form schließt eine adäquate weibliche Form gleichberechtigt ein.

3 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 1 Franz Josef Pschierer Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Energie und Technologie Vorwort Der Mittelstand trägt maßgeblich zu Bayerns wirtschaftlicher Spitzenposition in Deutschland bei. Er steht für rund Selbstständige, für über 3,6 Mio. sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sowie mehr als Ausbildungsplätze. Der Mittelstand leistet damit einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität in Bayern. Qualität und Stärke des bayerischen Mittelstands resultieren vor allem aus seiner Vielseitigkeit. Sein Spektrum reicht vom Startup bis zum Traditionsunternehmen, vom klassischen Handwerksbetrieb bis zur High-Tech- Schmiede, vom regionalen Anbieter bis zum international erfolgreichen Wettbewerber. Der Freistaat Bayern unterstützt kleine und mittlere Unternehmen durch seine konsequent mittelstandsfreundliche Politik. Sie zielt auf eine Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen ebenso wie auf den Ausgleich größenbedingter Nachteile durch entsprechende Fördermaßnahmen. Allein im Mittelstandskreditprogramm wurden von 2010 bis 2014 Investitionen in Höhe von rund 4,6 Mrd. Euro unterstützt. Die bayerische Mittelstandspolitik hat dabei die Pflege und Vergößerung des Bestandes sowie die Unterstützung innovativer Strukturen und Unternehmen gleichermaßen im Blick. Angesichts weitreichender Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung, demografischem Wandel und anderer Megatrends ist die Unterstützung des Mittelstands bei notwendigen Anpassungsprozessen ein zentrales politisches Anliegen. Diesem Ziel dienen u. a. die bayerische Außenwirtschaftsförderung und die 2014 gestartete Initiative BAYERN DIGITAL. Die ebenfalls 2014 angelaufene Initiative Gründerland.Bayern stellt einen neuen Meilenstein in der bayerischen Gründerförderung dar. Sie soll dem Gründungsgeschehen wichtige Impulse verleihen und damit die Dynamik des gesamten Mittelstands weiter vergrößern. Der Mittelstand hat seine große Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Bayerns in den zurückliegenden Jahren erneut unter Beweis gestellt und ist gut für die Zukunft gerüstet. Die Bayerische Staatsregierung ist sich der herausragenden Bedeutung kleinerer und mittlerer Unternehmen bewusst und wird auch in Zukunft für eine mittelstandsfreundliche Politik auf Landes-, Bundes- und Europaebene eintreten, denn bessere Rahmenbedingungen für den Mittelstand haben entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftliche Dynamik und den gesellschaftlichen Wohlstand Bayerns.

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5 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3 Vorwort 1 1 Einleitung 9 2 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Mittelstandsdefinitionen KMU-Definition Familienunternehmen-Definition Die Wirtschaftsentwicklung in Bayern Zahl und Entwicklung der Selbstständigen Unternehmens- und Umsatzgrößenstruktur Mittelstand und Außenhandel Der bayerische Mittelstand als Arbeitgeber Der bayerische Mittelstand als Ausbilder Gründungs- und Liquidationsgeschehen in Bayern Gewerbliche Existenzgründungen und Liquidationen in Bayern Gründungsintensität in den forschungsund wissensintensiven Branchen Unternehmensinsolvenzen in Bayern Unternehmensnachfolge in Bayern 75

6 4 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3 Entwicklung nach Wirtschaftszweigen Produzierendes Gewerbe Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Verarbeitendes Gewerbe Energieversorgung Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung sowie Beseitigung von Umweltverschmutzungen Baugewerbe Handel Verkehrs- und Transportgewerbe Gastgewerbe und Tourismus Unternehmensnahe Dienstleistungen Informations- und Kommunikationstechnologie, Medienwirtschaft Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen Personenbezogene Dienstleistungen Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen Kunst, Unterhaltung und Erholung Erbringung von sonstigen Dienstleistungen Entwicklung in ausgewählten Querschnittsbranchen Handwerk Freie Berufe Kultur und Kreativwirtschaft Mittelstand in Bayern Zwischenfazit 127

7 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 5 5 Entwicklung der Rahmenbedingungen für den Mittelstand Veränderung der globalen Rahmenbedingungen Internationalisierung, freier Welthandel und Digitalisierung Energie und Klima Veränderung der europäischen Rahmenbedingungen Internationalisierung und Digitalisierung Energie und Klima Weiterentwicklung des europäischen Binnenmarktes Weitere europäische Rechtsentwicklungen mit besonderer Relevanz für den Mittelstand Entwicklung der Rahmenbedingungen in Deutschland Digitale Agenda Energie und Klima Arbeits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen Fachkräfte und Demografie Steuer- und finanzpolitische Rahmenbedingungen Öffentliches Auftragswesen Bürokratieabbau Verkehrsinfrastruktur Entwicklung der Rahmenbedingungen in Bayern BAYERN DIGITAL Energie und Klima Technologiestandort Bayern Fachkräfte und Demografie Staatsfinanzen Öffentliches Auftragswesen Bürokratieabbau Verkehrsinfrastruktur 153

8 6 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 6 Unterstützung des Mittelstands auf Landesebene Gute Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand Bayerisches Mittelstandskreditprogramm Förderung der Energieeinsparung und der Energieeffizienz sowie von Umweltschutzvorhaben im Mittelstand Bürgschaften Akutkredit Globaldarlehen der LfA Förderbank Bayern Regionalförderung Wagnis-/Beteiligungskapital Börse München Weitere Maßnahmen zur Sicherung der Mittelstandsfinanzierung Stärkung der Innovationskraft des Mittelstands Grundzüge bayerischer Forschungs- und Technologiepolitik Technologietransfer, Netzwerke, Cluster Qualitätsmanagement Außeruniversitäre Forschungsinfrastruktur Designförderung Kompetenzzentrum Neue Materialien Bayerisches Technologieförderprogramm Innovationsgutscheine für kleine Unternehmen/Handwerksbetriebe Technologiespezifische Fachprogramme Bayerisches Energieforschungsprogramm Bayerische Forschungsstiftung Haus der Forschung Unterstützung des Mittelstands auf Auslandsmärkten Bayerische Programme für die Beteiligung an Auslandsmessen Delegationsreisen des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie und Besuche ausländischer Delegationen in Bayern Unternehmerreisen Das Außenwirtschaftszentrum Bayern Fit for Partnership und Solutions Made in Bayern Auslandsrepräsentanzen Informationen zum Angebot der Außenwirtschaftsförderung Hilfestellung bei der Außenhandelsfinanzierung Fachkräfte für den Mittelstand Allianz für starke Berufsbildung in Bayern Verbesserung der Berufsorientierung Jugendlicher Förderprogramme zur Aus- und Weiterbildung in Bayern Fit for Work 182

9 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 7 7 Unterstützung von Existenzgründern auf Landesebene Initiative Gründerland.Bayern Internetportal Gründerland.Bayern Netzwerke Partner vor Ort / Existenzgründerpakt Bayern BayStartUP GmbH Gründerzentren Beratung und Coaching Erstberatung Gründeragenturen Coaching Businessplanwettbewerbe Gründungsförderung an Hochschulen Gründerinitiativen an Schulen Finanzierung und Förderung Unterstützung von Unternehmensnachfolgern auf Landesebene Unternehmensnachfolgeportal Coaching und Beratung Kompetenzzentren Unternehmensnachfolge Nachfolgebörsen Finanzierung und Förderung 200

10 8 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 9 Handwerkspolitik Tourismuspolitik Zusammenfassung und Ausblick 207 Quellen 221

11 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 9 1 Einleitung Einmal in jeder Legislaturperiode hat die Staatsregierung dem Bayerischen Landtag nach Artikel 19 des Mittelstandsförderungsgesetzes 1 Bericht über die Lage der kleinen und mittleren Unternehmen sowie der Freien Berufe zu erstatten. Der vorliegende Mittelstandsbericht 2015 deckt den Zeitraum 2009/2010 bis 2014 ab 2 und geht auf folgende Themen ein: Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern. Für eine vollständige Bestandsaufnahme des bayerischen Mittelstands klärt der Mittelstandsbericht 2015 zu Beginn: Wer oder was ist der Mittelstand. Ausgangspunkt sind daher belastbare Mittelstandsdefinitionen. Die anschließende Bestandsaufnahme liefert zunächst ein Gesamtbild des Mittelstands in Bayern, belegt dessen Leistungen und Erfolge: als Marktteilnehmer, Arbeitgeber, Ausbilder usw. und geht speziell auf das Gründungs- und Nachfolgegeschehen ein (vgl. Kap. 2). Der Bericht löst das Gesamtbild schließlich in Einzelbilder auf: Sie zeigen, wie sich die einzelnen Wirtschaftszeige entwickelt haben (vgl. Kap. 3). Der statistisch determinierte Teil des Mittelstandsberichts 2015 schließt mit den Schlüsselzahlen des bayerischen Mittelstands (vgl. Kap. 4). Entwicklung der Rahmenbedingungen für den Mittelstand. Der Mittelstandsbericht 2015 zeigt zudem auf, wie sich das Umfeld für mittelständische Unternehmen verändert und vor welchen Herausforderungen sie stehen. Dabei geht es um Rahmenfaktoren, die global, europaweit und bundesweit wirken oder insbesondere für den Freistaat Bayern gelten (vgl. Kap. 5). Und es geht darum, wie die Bayerische Staatsregierung auf allen Ebenen daran arbeitet, diese Rahmenbedingungen für den bayerischen Mittelstand optimal zu gestalten. Unterstützung des Mittelstands auf Landesebene. Sie zielt vor allem auf den Ausgleich von Nachteilen, die kleine und mittlere Unternehmen gegenüber Großunternehmen haben. Fördermaßnahmen betreffen Investitionen und Innovationen ebenso wie die Erschließung neuer Märkte oder die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Der Mittelstandsbericht 2015 zeigt auf, welche Hilfen im Berichtszeitraum zu Verfügung standen, welche Effekte sie hatten und mit welcher Unterstützung der bayerische Mittelstand auch in Zukunft rechnen kann (vgl. Kap. 6). 1 Das Mittelstandsförderungsgesetz (MfG) findet auf die Land- und Forstwirtschaft keine Anwendung (vgl. Artikel 24 Abs. 1 MfG). Daher geht der Bericht auf diesen Wirtschaftssektor nicht gesondert ein. 2 Ergänzend berücksichtigt er Entwicklungen im Jahr Soweit statistische Daten für den Berichtszeitraum nicht verfügbar waren, wurden möglichst nahe liegende Vergleichszeiträume herangezogen. Die statistische Abgrenzung erfolgte an Hand der bundesweit anerkannten Größengrenzen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM), Bonn (vgl. Kap. 2.1).

12 10 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Unterstützung von Existenzgründern und Unternehmensnachfolgern auf Landesebene. Eine Besonderheit des Mittelstands ist seine Kraft, sich immer wieder selbst durch Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen zu erneuern. Auch hier bietet die Bayerische Staatsregierung Hilfestellung. Der Mittelstandsbericht 2015 geht darauf ein, welche Maßnahmen im Berichtszeitraum für Gründer (vgl. Kap. 7) und Unternehmensnachfolger (vgl. Kap. 8) zu Verfügung standen, welche Effekte sie hatten und wie die Unterstützung für beide Zielgruppen in Zukunft aussehen wird. Zudem beschäftigt sich jeweils ein eigenes Kapitel mit den Entwicklungen, Maßnahmen und Perspektiven für das Handwerk (vgl. Kap. 9) sowie den bayerischen Tourismus (vgl. Kap. 10). Ausblick. Der bayerische Mittelstand hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Allerdings darf der Mittelstand den Blick für die Herausforderungen und Potenziale der Zukunft nicht verstellen. Damit der bayerische Mittelstand weiterhin auf der Erfolgsspur bleibt, wird die Bayerische Staatsregierung auch in Zukunft den Mittelstand tatkräftig unterstützen (vgl. Kap. 11). Soweit zur Verwirklichung der im Bericht genannten Zielvorstellungen staatliche Ausgaben erforderlich sind, stehen diese unter dem Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel.

13 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 11 2 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Die herausragende Bedeutung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), zu denen u. a. Familienunternehmen, Selbstständige, Angehörige Freier Berufe und Handwerksbetriebe zählen, für die bayerische Volkswirtschaft wird immer wieder betont. Aber wie genau ist ein KMU definiert? Wie lassen sich die Begriffe KMU, Mittelstand und Familienunternehmen voneinander abgrenzen? Und welche volkswirtschaftliche Bedeutung haben KMU bzw. der Mittelstand? Diese grundlegenden Fragen werden in den nachfolgenden Abschnitten erörtert und mit statistischen Zahlen unterlegt. Zunächst aber führt kein Weg daran vorbei, die wesentlichen Begriffe zu definieren und eine Mittelstands- Arbeitsdefinition festzulegen (vgl. Kap. 2.1). Anschließend geht dieses Kapitel anhand volkswirtschaftlicher Kennzahlen kurz auf die Entwicklung der bayerischen Wirtschaft ein (vgl. Kap. 2.2). Auf Basis eines statistischquantitativen Rasters wird im Folgenden die Entwicklung des bayerischen Mittelstands in den Jahren 2009 bis 2014 skizziert. 1 Im Fokus steht dabei die Entwicklung der Selbstständigenzahl/-quote (vgl. Kap. 2.3), der Anzahl und Umsätze der in Bayern ansässigen Unternehmen (vgl. Kap. 2.4) sowie deren Auslandsumsätze (vgl. Kap. 2.5). Über die Rolle der KMU als Arbeitgeber und Ausbilder wird in Kap. 2.6 bzw. 2.7 detailliert berichtet. Einen Schwerpunkt dieses Berichtes bildet die Entwicklung der (technologischen) Existenzgründungen (vgl. Kap. 2.8). Da auch das Thema Unternehmensnachfolge für die mittelständischen Unternehmen von großer Bedeutung ist, beschäftigt sich Kap. 2.9 mit diesem Thema. Die wichtigsten Daten und Fakten, die sog. Schlüsselzahlen des bayerischen Mittelstands, fasst Kap zusammen. Um die absolute Entwicklung und die Positionierung Bayerns besser einordnen zu können, werden die Daten und Fakten oft in Relation zum Bundesdurchschnitt gesetzt. 1 Der Berichtszeitraum des Mittelstandsberichts umfasst den Zeitraum Um einen Anknüpfungspunkt an den Mittelstandsbericht 2010, vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (2010), zu haben, wurde als Ausgangsjahr 2009 zugrunde gelegt. Zudem sei an dieser Stelle schon darauf aufmerksam gemacht, dass in den statistischen Kapiteln 2 4, die u. a. auf Auswertungen des Mikrozensus und der Umsatzsteuerstatistik basieren, nur der Zeitraum betrachtet werden kann, da beide Quellen aktuell erst für das Jahr 2013 vorliegen.

14 12 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 2.1 Mittelstandsdefinitionen Die Begriffe Mittelstand, KMU und Familienunternehmen werden häufig synonym verwendet. Während sich Mittelstand als übergeordneter Begriff verstehen lässt, folgt die Definition von KMU eher quantitativen und die Definition von Familienunternehmen eher qualitativen Kriterien KMU-Definition Eine allseits akzeptierte Definition des Mittelstands existiert nicht. Deswegen wird i. d. R. auch zur Beschreibung des Mittelstands auf allgemein verfügbare quantitative Kriterien für KMU wie etwa Größe des Umsatzes und Anzahl der Beschäftigten als Abgrenzungsmerkmal zurückgegriffen (linker Ast von Abbildung 1: KMU). KMU-Definition nach IfM Bonn. Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) definiert seit 1. Januar 2002 Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz als KMU. Dabei gelten Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten respektive weniger als 1 Mio. Euro Jahresumsatz als kleine Unternehmen. Unternehmen mit bis zu 499 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von bis unter 50 Mio. Euro werden als mittleres Unternehmen bezeichnet, sofern sie kein kleines Unternehmen sind. 1 Eine Inhaberführung bzw. (Konzern-)Unabhängigkeit des KMU wird zwar gefordert, aber nicht anhand eines Kriteriums überprüft. Abbildung 1: Übersicht Mittelstandsdefinitionen Mittelstand KMU (quantitative Definition) i. d. R. = Familienunternehmen (quantitative Definition) Kriterien: Schwellenwerte für Größenmerkmale Definition u. a. nach: IfM Bonn EU-Kommission Kriterien: Schwellenwerte für Unternehmensanteil und/oder Leitung der Inhaber Definition u. a. nach: IfM Bonn Stiftung Familienunternehmen EU-Kommission Quelle: Eigene Darstellung. FHDW

15 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 13 KMU-Definition der EU-Kommission. Gemäß einer Kommissions-Empfehlung 2 wird seit dem 1. Januar 2005 ein Unternehmen in der Europäischen Union (EU) als KMU betrachtet, wenn es a. nicht mehr als 250 Beschäftigte hat, b. entweder nicht mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz oder eine Bilanzsumme von weniger als 43 Mio. Euro hat 3 und c. (weitgehend) unabhängig ist. Zudem differenziert die Europäische Kommission ihre Definition nach Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Hiernach sind Kleinstunternehmen solche mit bis zu neun Mitarbeitern und einem Umsatz bzw. einer Bilanzsumme bis 2 Mio. Euro. Als kleine Unternehmen werden Unternehmen bezeichnet, die bis zu 49 Beschäftigte und einen Umsatz bzw. Bilanzsumme von bis zu 10 Mio. Euro aufweisen. Grundsätzlich muss es sich um ein eigenständiges Unternehmen handeln, d. h. nach der EU-KMU-Definition dürfen 25 % oder mehr seines Kapitals oder seiner Stimmrechte nicht direkt oder indirekt von einem anderen Unternehmen kontrolliert werden. Unternehmen, die zu mehr als 25 % im Eigentum einer Unternehmensgruppierung, z. B. einem Konzern, stehen, sind somit kein KMU. 4 Diese Definition, die heutzutage insbesondere bei der einzelbetrieblichen Förderung maßgeblich ist (vgl. Kap. 6ff.), basiert somit auf vier quantitativen Merkmalen, berücksichtigt aber durch Eigentümerverhältnisse qualitative Merkmale eines Familienunternehmens (vgl. Kap ). Die folgende Tabelle 1 illustriert die KMU- Definitionen des IfM und der EU und zeigt die unterschiedlichen Abgrenzungskriterien für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen. Tabelle 1: KMU-Definition des IfM Bonn und der EU-Kommission IfM Bonn Mitarbeiter und Jahresumsatz EU-Kommission Mitarbeiter und Jahresumsatz oder Bilanzsumme a Kleinstunternehmen < 10 2 Mio. Euro 2 Mio. Euro Kleinunternehmen < 10 < 1 Mio. Euro < Mio. Euro 10 Mio. Euro Mittleres Unternehmen < 500 < 50 Mio. Euro < Mio. Euro 43 Mio. Euro KMU zusammen < 500 < 50 Mio. Euro < Mio. Euro 43 Mio. Euro a Und das Unternehmen darf nicht zu 25 % oder mehr im Besitz (Stimmrechte) eines oder mehrerer Unternehmen stehen, das nicht die KMU-Definition der EU erfüllt. Quelle: IfM Bonn (2015a), S. 1; Europäische Kommission (2006), S. 14; eigene Darstellung. 1 Vgl. IfM Bonn (2015a), S Vgl. Commission of the European Communities (2003), L 124/36ff. 3 Dem Merkmal der Beschäftigtengrößenklasse wird hierbei Vorrang eingeräumt. Nachrangig werden in der EU-KMU-Definition Grenzen für die Umsatz- und Bilanzsumme genannt, wobei die Überschreitung eines dieser beiden Kriterien der Zuordnung zur entsprechenden Unternehmenskategorie nicht entgegensteht. 4 Vgl. Europäische Kommission (2006), S. 14ff.

16 14 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Familienunternehmen-Definition Das Besondere mittelständischer Unternehmen lässt sich nicht allein quantitativ erfassen. Denn unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten ist das mittelständische Unternehmen ein eigentümergeführtes Unternehmen oder eng mit einer Eigentümerfamilie verbunden. Unternehmen und Unternehmer verflechten sich idealtypisch zu einer Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko: einer Einheit von wirtschaftlicher Existenz des Unternehmens, seiner Leitung und der verantwortlichen Mitwirkung dieser Leitung an allen unternehmenspolitisch relevanten Entscheidungen. Definition IfM Bonn. Aus diesem Grund unterliegen die qualitativen Definitionen (vgl. rechter Ast in Abbildung 1: Familienunternehmen) im Gegensatz zu den (überwiegend) quantitativen KMU-Definitionen keinen Größengrenzen. Gemäß der qualitativen Mittelstandsdefinition des IfM Bonn handelt es sich somit um eigentümergeführte Familienunternehmen bzw. Familienunternehmen im engeren Sinne, wenn folgende Annahmen erfüllt sind: Bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienmitglieder halten mindestens 50 % der Anteile eines Unternehmens, und diese natürlichen Personen gehören der Geschäftsführung an. 1 Neben der engen Definition des IfM Bonn gibt es weitere Definitionen mit weniger strengen Kriterien. Beispielsweise werden nach der Definition der Stiftung Familienunternehmen auch bestimmte Unternehmen eingeschlossen, bei denen zwar eine Trennung zwischen Eigentum und Leitung besteht, das Unternehmen aber von einer überschaubaren Anzahl natürlicher Einzelpersonen oder Familien kontrolliert wird. Unternehmen gemäß der Definition der Stiftung Familienunternehmen sind dann Familienunternehmen, wenn maximal drei natürliche Personen mindestens 50 % am stimmberechtigten Kapital eines Unternehmens halten. 2 Definition EU-Kommission. Nach der Empfehlung der EU-Kommission aus dem Jahr 2007 ist ein Unternehmen beliebiger Größe ein Familienunternehmen, wenn: a. sich die Mehrheit der Entscheidungsrechte im Besitz der natürlichen Person(en), die das Unternehmen gegründet hat/haben, der natürlichen Person(en), die das Gesellschaftskapital des Unternehmens erworben hat/haben oder im Besitz ihrer Ehepartner, Eltern, ihres Kindes oder der direkten Erben ihres Kindes befindet, und b. die Mehrheit der Entscheidungsrechte direkt oder indirekt besteht, und/oder c. mindestens ein Vertreter der Familie oder der Angehörigen offiziell an der Leitung bzw. Kontrolle des Unternehmens beteiligt ist. 3 Die Größe des Unternehmens und die Rechtsform sind somit für die Charakterisierung als Familienunternehmen ohne Belang. Allerdings ist die Schnittmenge von Familienunternehmen und KMU naturgemäß sehr groß: Insbesondere bei den Kleinst- und Kleinunternehmen im Sinne der EU-KMU-Definition ist festzustellen, dass diese Unternehmen eigentümergeführte Familienunternehmen sind. 4 Nach der Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird mit einem Anteil von 86 % die Mehrheit der Betriebe ausschließlich vom Eigentümer selbst oder von Mitgliedern der Eigentümerfamilie gelenkt. 5 Eigentümergeführte Betriebe sind dabei besonders häufig in der Gruppe der Kleinstbetriebe zu finden.

17 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 15 Eigentum und Unternehmensleitung. Die qualitativen, also sozioökonomischen Aspekte rund um Eigentum und Unternehmensleitung spielen somit eine große Rolle. Für die Mehrzahl der KMU gilt, dass ihnen nur eine Person als Eigentümer leitend, planend und kontrollierend vorsteht. Sie hat eine unmittelbare Einwirkung auf alle strategisch bedeutsamen Vorgänge und Entscheidungen im Unternehmen. Aus diesem Grund entwickeln sich in mittelständischen Unternehmen im Gegensatz zu Großunternehmen persönlichere Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Führung, die sich nicht nur auf die Art der Organisation und die Kompetenzaufteilung auswirken, sondern auch auf Entgeltstrukturen und Marktstrategien. Festzuhalten ist: KMU sind durch bestimmte Größengrenzen festgelegt (quantitative Mittelstandsdefinition). Familienunternehmen zeichnen sich dagegen durch die besondere Eigentümer- und Leitungsstruktur aus (qualitative Mittelstandsdefinition). Der überwiegende Teil der Familienunternehmen sind KMU und umgekehrt. 6 Arbeitsdefinition Mittelstandsbericht. Bei den nachfolgenden Ausführungen kommt (überwiegend) die KMU-Definition des IfM Bonn zur Anwendung. KMU im Sinne dieser Studie sind somit Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und bis 50 Mio. Euro Jahresumsatz. 2.2 Die Wirtschaftsentwicklung in Bayern Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Bayerns verlief seit dem Schlussjahr des Vorgängerberichts 2009 in der Summe sehr positiv. Kumuliert über den Zeitraum 2009 bis 2014 ist die bayerische Wirtschaft trotz der Finanzund Wirtschaftskrise sowie der Staatsschuldenkrise preisbereinigt um insgesamt 14,9 % gewachsen. Bayern liegt damit nach Baden- Württemberg (16,0 %) an zweiter Stelle der deutschen Länder und weit über dem Bundesdurchschnitt (10,1 %). Ganz besonders deutlich wird die positive Wirtschaftsentwicklung in Bayern, wenn man den Zeitraum von 2008 (vor der Finanz- und Wirtschaftskrise) bis zum aktuellen Jahr 2014 betrachtet. Bayern ist in diesem Zeitraum mit einem Wachstum von 9,7 % deutscher Spitzenreiter und deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 3,9 %. 7 Von der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt. Die bayerische Wirtschaft hat sich sehr schnell von der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt, die sie in die tiefste Rezession der deutschen Nachkriegsgeschichte zog. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2009 um 4,5 %. Zum Vergleich: Das BIP in Deutschland insgesamt schrumpfte um 5,6 %. Im Jahr 2010 stieg das BIP von Bayern preisbereinigt um 4,8 %. Damit ist es im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um 0,7 % stärker gewachsen und konnte bereits im Jahr 2010 auf das Vorkrisenniveau aufschließen. Auch im Jahr 2011 ließ sich ein preisbereinigtes BIP-Wachstum von 5,7 % in Bayern (Deutschland: 3,6 %) erzielen. 1 Vgl. IfM Bonn (2015b), S Vgl. Wallau et al. (2007), S Vgl. Stiftung Familienunternehmen (2015), S. 1. Börsennotierte Unternehmen entsprechen der Definition eines Familienunternehmens, wenn die Person, die das Unternehmen gegründet oder das Gesellschaftskapital erworben hat oder deren Familien oder Nachfahren aufgrund ihres Anteils am Gesellschaftskapital 25 % der Entscheidungsrechte halten. 4 Da die Eigentümer- und Geschäftsführerstruktur der Unternehmen in der amtlichen Statistik nicht ausgewiesen werden kann, kann sie für die statistische Abgrenzung nicht genutzt werden. Deshalb wird für die Ermittlung der Anzahl der Familienunternehmen auf empirische Untersuchungen zurückgegriffen. 5 Vgl. Bechmann et. al. (2011), S In Deutschland existierten Ende 2013 rund Familienunternehmen, die einen Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro erzielten und somit keine KMU im Sinne KMU-Definition waren, 19,1 % dieser großen Familienunternehmen haben ihren Unternehmenssitz in Bayern, vgl. Lamsfuß/Wallau (2013), S Eigene Berechnungen aufbauend auf der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder (2015).

18 16 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Die Auswirkungen der europäischen Staatsschuldenkrise waren dann in den Jahren 2012 und 2013 zu spüren. Die bayerische Volkswirtschaft wuchs im Jahr 2012 um 1,1 % (Deutschland: 0,4 %), im Jahr 2013 um 0,8 % (Deutschland: 0,1 %). Im Jahr 2014 wuchs die bayerische Wirtschaft nochmals um 1,8 %. 1 Gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Diese positive wirtschaftliche Entwicklung Bayerns wirkt sich auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Zahl der Erwerbstätigen bzw. der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2014 deutlich an. Gleichzeitig ging die Zahl der Arbeitslosen bzw. die Arbeitslosenquote nochmals deutlich zurück. So sank die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen von 4,8 % im Jahr 2009 auf 4,5 % im Jahr ging die Arbeitslosenquote dann nochmals deutlich zurück: auf 3,8 %. Auf diesem sehr geringen Niveau verblieb sie dann in den Jahren 2012 bis Bayern lag damit nicht nur deutlich unter der bundesweiten Arbeitslosenquote (2014: 6,7 %). Es weist zudem die niedrigste Arbeitslosenquote im Bundesländervergleich auf. In absoluten Zahlen bedeutet diese Entwicklung, dass die Zahl der Arbeitslosen in den Jahren 2009 bis 2014 um rund Personen gesenkt werden konnte. Waren 2009 (2010) in Bayern rund (knapp ) Personen arbeitslos gemeldet, so waren es im Jahresdurchschnitt 2014 nur noch rund Personen. 3 Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hat sich auch in der ersten Jahreshälfte 2015 fortgesetzt. 4 Viele Regionen Bayerns können bereits Vollbeschäftigung melden. Dies wird zum einen an der steigenden Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen deutlich. So waren 2009 rund gemeldete Arbeitsstellen zu verzeichnen, 2010 rund Im Jahr 2014 stieg die Zahl auf über an. 5 Zum anderen wurde eine Arbeitslosenquote von unter 3 % im Jahresdurchschnitt 2014 in rund einem Drittel und Abbildung 2: Erwerbstätige, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Selbstständige 2004 bis 2013 in Bayern in Tsd Erwerbstätige sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Selbstständige Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2014a); Statistisches Bundesamt ( a).

19 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 17 zur Jahresmitte 2015 sogar in rund der Hälfte der bayerischen Kreise und kreisfreien Städte erreicht. 6 Durch die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist im Betrachtungszeitraum auch die Zahl der Erwerbstätigen, der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Selbstständigen (vgl. Kap. 2.3) deutlich angestiegen (vgl. Abbildung 2). So waren 2013 rund Personen bzw. knapp 5 % mehr erwerbstätig 7 als noch Diese Entwicklung ist vor allem deswegen bemerkenswert, da bundesweit von 2009 bis 2013 die Zahl der Erwerbstätigen nur um 2,5 % wuchs (vgl. Tabelle 2). Auch in der langfristigen Betrachtung ist festzustellen, dass die Zahl der Erwerbstätigen in den letzten zehn Jahren fast konstant bis auf das Jahr 2009 zugenommen hat. Im Jahresdurchschnitt 2013 waren nunmehr rund 6,6 Mio. Menschen in Bayern erwerbstätig. Auch in 2014 und der ersten Jahreshälfte 2015 dürfte durch das gute konjunkturelle Umfeld, insbesondere die starke Binnenkonjunktur, die Zahl der Erwerbstätigen weiter zugelegt haben. Ebenfalls sehr positiv Tabelle 2: Erwerbstätige 2009 und 2013 in Bayern und Deutschland nach Wirtschaftsbereichen Erwerbstätige Land-und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr; Information und Kommunikation Sonstige Dienstleistungen Insgesamt Bayern 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt in (161) (1.967) (1.565) (2.583) (6.277) Horizontalstruktur in % 2,0 (2,6) 31,3 (31,3) 24,9 (24,9) 41,8 (41,2) 100 (100) Frauenanteil in % 36,9 (38,5) 25,4 (25,1) 46,8 (47,4) 61,8 (60,1) 46,2 (45,4) Deutschland 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt in (648) (11.082) (9.735) (17.197) (38.662) Horizontalstruktur in % 1,4 (1,7) 27,7 (28,7) 25,9 (25,2) 44,9 (44,5) 100 (100) Frauenanteil in % 32,5 (34,0) 23,5 (23,3) 45,1 (46,3) 62,0 (60,4) 46,5 (45,8) Quelle: Statistisches Bundesamt (2010a); Statistisches Bundesamt (2014a); Berechnungen FHDW. 1 Vgl. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder (2015), S Die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2012 betrug 3,7 %, im Jahr 2013 und ,8 %, vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015a), Tabelle waren Personen arbeitslos, 2012 waren es Personen, 2013 waren es Personen und Personen, vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015a), Tabelle Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015c), S Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015b), Datenblatt. 6 Bei einer Arbeitslosenquote von unter 3 % wird i. d. R. von Vollbeschäftigung ausgegangen. 7 Vgl. Statistisches Bundesamt (2014a), S. 107; Statistisches Bundesamt (2010a), S Zu den Erwerbstätigen in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zählen gemäß dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) alle Personen, die als Arbeitnehmer (Arbeiter, Angestellte, Beamte, geringfügig Beschäftigte, Soldaten) oder als Selbstständige beziehungsweise als mithelfende Familienangehörige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben beziehungsweise in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis stehen.

20 18 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern entwickelte sich die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern: von 2009 bis 2013 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 4,5 Mio. auf fast 5 Mio. an. 1 Sie bewegt sich auch nach aktuellen Hochrechnungen auf Rekordniveau. 2 Große Bedeutung des industriellen Sektors. Eine differenzierte Analyse zeigt, dass die Zahl der Erwerbstätigen außer im Bereich Land- und Forstwirtschaft in allen Wirtschaftsbereichen in Bayern zugenommen hat (vgl. Tabelle 2). Überproportional wuchs sie im Wirtschaftsbereich Sonstige Dienstleistungen (+6,5 %). 3 Bemerkenswert ist auch der Anstieg der Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe um 5 %. Diese Entwicklung zeichnet sich im Bund genau andersherum ab und zeigt die große Bedeutung des industriellen Sektors im Freistaat, in dem nach wie vor fast ein Drittel der Erwerbstätigen arbeiten. Diese Bedeutung wird auch bei der Betrachtung der Bruttowertschöpfung deutlich: Bayern verfügt über einen im nationalen und internationalen Vergleich hohen Anteil des industriellen Sektors an der Bruttowertschöpfung (2014: 26,5 %; zum Vergleich Deutschland: 22,2 %; Frankreich: 11,2 %; USA (aktuelle Angabe für 2012): 13,0 %). 4 Höherer Frauenanteil. Der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen hat sich im Betrachtungszeitraum um fast einen Prozentpunkt sowohl in Bayern (+0,8 %) als auch in Deutschland (+0,7 %) erhöht. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen zeigt sich das erwartete Bild. Den höchsten Frauenanteil unter den Erwerbstätigen eines Wirtschaftsbereiches weisen die Sonstigen Dienstleistungen auf, den geringsten das Produzierende Gewerbe. 2.3 Zahl und Entwicklung der Selbstständigen Mittelständische Unternehmen werden i. d. R. von ihren Inhabern geführt waren Personen selbstständig tätig (vgl. Abbildung 3). 5 Seit dem Jahr 2004, als im Freistaat Bayern laut Mikrozensus rund Personen selbstständig erwerbstätig waren, stieg die Anzahl der Selbstständigen bis 2011 auf an. Leichter Rückgang. In den beiden darauffolgenden Jahren ist die Zahl der Selbstständigen um 4,0 % auf rund zurückgegangen. Diese Entwicklung war mit einem Jahr Verzögerung auch auf Bundesebene 6 zu beobachten. Eine wesentliche Ursache dafür war neben einer Umstellung in der Statistik 7 die gute konjunkturelle Lage in Bayern, die dazu führte, dass auf der einen Seite einige Selbstständige ihre unternehmerische Tätigkeit beendeten und in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis wechselten und auf der anderen Seite viele abhängig Beschäftigte sich aufgrund ihres sicheren Arbeitsplatzes nicht selbstständig gemacht haben. Auch für 2014 ist wahrscheinlich mit einem weiteren, leichten Rückgang der Selbstständigenzahlen zu rechnen. 8 Ein Drittel Frauen. Unter den Selbstständigen in Bayern wies der Mikrozensus für das Jahr 2013 rund Frauen aus (vgl. Abbildung 3). Dies entsprach einem Anteil von 31,4 %, der geringfügig unter dem bundesdeutschen Frauenanteil an allen Selbstständigen von 32,2 % lag. Im Zeitraum von 2004 bis 2011 war die Zahl der weiblichen Selbstständigen aber überproportional um über 22 % gestiegen. Zum Vergleich: Der Anstieg bei den männlichen Selbstständigen lag im gleichen Zeitraum bei nur rund 11 %. Seit 2012 ist zwar sowohl ein Rückgang der weiblichen als auch der männlichen Selbstständigen in Bayern festzustellen, jedoch fällt der Rückgang bei den männlichen Selbstständigen absolut und relativ stärker aus.

21 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 19 Abbildung 3: Anzahl der Selbstständigen 2004 bis 2013 in Bayern nach Geschlecht in Tsd Insgesamt Männer Frauen Quelle: Statistisches Bundesamt ( a). 1 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2014a), Tabelle Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015f). 3 Der Mikrozensus fasst unter dem Begriff Handel, Gastgewerbe u. Verkehr die Wirtschaftszweige WZ G Handel, WZ H Verkehr und Lagerei, WZ J Information und Kommunikation zusammen. Unter dem Begriff Sonstige Dienstleistungen werden die weiteren Wirtschaftszweige WZ K S zusammengefasst, vgl. Statistisches Bundesamt (2014a), S USA: The World Bank: World Development Indicators, Manufacturing, value added (% of GDP); Frankreich und Vereinigtes Königreich: Eurostat, Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen; Bayern und Deutschland: VGRdL, Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen. 5 Die Zahl der Selbstständigen übersteigt gewöhnlich die Zahl der Unternehmen laut Umsatzsteuerstatistik deutlich (vgl. Kap. 2.4). Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen sind in der Umsatzsteuerstatistik nur Unternehmen mit mehr als Euro Jahresumsatz enthalten. Zum anderen ist der Bereich der Land- und Forstwirtschaft in der Umsatzsteuerstatistik wegen seiner steuerlichen Sonderbehandlung nicht komplett erfasst. Außerdem gibt es Unternehmen, die von mehreren Selbstständigen geführt werden. 6 Auf Bundesebene waren laut Mikrozensus ,405 Mio. Personen selbstständig, ,422 Mio. und ,239 Mio., vgl. Statistisches Bundesamt ( a). 7 Die Ergebnisse von Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung 2013 wurden auf einen neuen Hochrechnungsrahmen umgestellt. Grundlage hierfür sind die aktuellen Eckzahlen der laufenden Bevölkerungsfortschreibung, die auf den Daten des Zensus 2011 (Stichtag 9. Mai 2011) basieren. Um Vergleiche zu den Vorjahresergebnissen zu ermöglichen, wurden auch die Hochrechnungsfaktoren für die Ergebnisse der Jahre 2011 und 2012 neu berechnet. Die Mikrozensus-Hochrechnung für die Jahre vor 2011 basiert auf den fortgeschriebenen Ergebnissen der Volkszählung Im Vergleich zu den fortgeschriebenen Ergebnissen auf Basis der Volkszählung 1987 weist der Zensus 2011 deutlich niedrigere Bevölkerungseckwerte aus. Infolge der Umstellung auf den neuen Hochrechnungsrahmen sind die Mikrozensusergebnisse zum Arbeitsmarkt ab dem Berichtsjahr 2011 mit den Ergebnissen der Vorjahre nur noch eingeschränkt vergleichbar. Die Umstellung auf den neuen Hochrechnungsrahmen zeigt sich in den Ergebnissen von Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung in erster Linie in einem Niveaueffekt, der zu einem Bruch in der Zeitreihe bei den absoluten Werten führt, vgl. Statistisches Bundesamt (2014a). S So sinkt im Jahr 2014 auf Bundesebene die Zahl der Selbstständigen incl. mithelfender Familienangehöriger um 1,2 %, vgl. Statistisches Bundesamt (2015a). S. 1.

22 20 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Vor allem Sonstige Dienstleistungen. Fast jeder zweite Selbstständige im Freistaat (45,9 %) war im Jahr 2013 im Bereich der Sonstigen Dienstleistungen 1 tätig, rund jeder vierte (26,3 %) im Sektor Handel, Gastgewerbe und Verkehr (vgl. Tabelle 3). Damit entfielen auf den sogenannten tertiären Sektor über 70 % aller bayerischen Selbstständigen. Zwei von zehn Selbstständigen (19,5 %) waren im Produzierenden Gewerbe zu finden. 2 Die Anzahl und der Anteil der Selbstständigen im Bereich Land-, Forst-, Fischwirtschaft ging im Beobachtungszeitraum bis 2013 zwar weiter zurück, lag aber nach wie vor deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Unterschieden nach Geschlecht zeigte sich, dass das Produzierende Gewerbe den geringsten Anteil selbstständiger Frauen auswies. Er lag im Jahr 2013 bei nur bei 10,4 %. Ähnlich sah es auch im Bereich Land-, Forst-, Fischwirtschaft aus (14,5 %). Auch in diesen beiden Branchen überwogen die Männer. Ein ganz anderes Bild zeigte sich bei den Sonstigen Dienstleistungen. Hier überstieg der Frauenanteil bei den Selbstständigen in Bayern mit 45,4 % geringfügig (+0,9 Prozentpunkte) den Bundesdurchschnitt. Im Handel, Gastgewerbe und Verkehr entsprachen sich die Werte von Bayern mit 28,4 % und Bund mit 28,1 % weitestgehend. Tabelle 3: Selbstständige 2009 und 2013 in Bayern und Deutschland nach Wirtschaftsbereichen Selbstständige Land-und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr; Information und Kommunikation Sonstige Dienstleistungen Insgesamt Bayern 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt in (75) 144 (137) 194 (199) 339 (346) 739 (757) Horizontalstruktur in % 8,4 (9,9) 19,5 (18,1) 26,3 (26,3) 45,9 (45,7) 100 (100) Frauenanteil in % 14,5 (13,3) 10,4 (9,5) 28,4 (29,1) 45,4 (42,8) 31,4 (30,1) Deutschland 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt in (230) 825 (795) (1.165) (2.025) (4.215) Horizontalstruktur in % 4,9 (5,5) 19,5 (18,9) 25,9 (27,6) 49,7 (48,0) 100 (100) Frauenanteil in % 15,0 (13,0) 10,4 (9,6) 28,1 (29,0) 44,5 (42,8) 32,2 (31,1) Quelle: Statistisches Bundesamt (2010a); Statistisches Bundesamt (2014a); Berechnungen FHDW.

23 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 21 Überdurchschnittliche Selbstständigenquote. Die Selbstständigenquote, d. h. der Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen, lag im Jahr 2013 im Freistaat Bayern bei 11,2 % (vgl. Abbildung 4) und damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 10,7 %. Ihr Verlauf hängt von der Entwicklung der beiden Größen Selbstständige und Erwerbstätige ab. Zwischen 2004 und 2011 schwankte die bayerische Selbstständigenquote nur marginal zwischen 11,9 % und 12,2 %. Dann sank sie bis 2013 um fast einen Prozentpunkt. Dieser Rückgang war zum einen auf die sinkende Zahl der Selbstständigen (vgl. Abbildung 3) zurückzuführen, zum anderen auf die steigende Zahl der Erwerbstätigen (vgl. Kap. 2.2). 4 Während bei den männlichen Erwerbstätigen im Jahr 2013 jeder siebte einer selbstständigen Tätigkeit nachging (Selbstständigenquote: 14,3 %, Bund: 13,6 %), war es bei den Frauen nur rund jede dreizehnte (Selbstständigenquote: 7,6 %, Bund: 7,4 %). Trotz einer Vielzahl von Fördermaßnahmen für Gründungen durch Frauen in den letzten zehn Jahren haben sich die Selbstständigenquoten von Frauen und Männer nicht angenähert. Nach wie vor ist die Selbstständigenquote der Männer in Bayern fast doppelt so hoch wie die der Frauen. Abbildung 4: Selbstständigenquote 2004 bis 2013 in Bayern nach Geschlecht Prozent ,4 11,9 15,6 15,5 15,5 12,2 12,1 12,2 15,2 12,0 15,4 12,1 15,4 12,1 15,4 12,0 14,8 11,6 14,3 11, ,5 8,0 8,0 8,1 8,0 8,0 8,2 8,1 7,9 7, Insgesamt Männer Frauen Quelle: Statistisches Bundesamt ( a); Berechnungen FHDW. 1 Die vier Branchen im Mikrozensus entsprechen folgenden Wirtschaftszweigen (WZ 2008): Land- und Forstwirtschaft = WZ A, Produzierendes Gewerbe = WZ B bis F, Handel, Gastgewerbe u. Verkehr = WZ G bis J, Sonstige Dienstleistungen = WZ K bis U, vgl. Statistisches Bundesamt (2014a), S Vgl. Statistisches Bundesamt (2014a), S Vgl. Statistisches Bundesamt (2010a), S Die Selbstständigenquote sank von 2011 auf 2013 um 6,7 %, die Zahl der Selbstständigen ging im gleichen Zeitraum aber nur um 4,0 % zurück. Die restlichen 2,7 % erklären sich durch den starken Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen.

24 22 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern In der sektoralen Betrachtung der Selbstständigenquote ist festzustellen, dass in der Land-, Forst-, Fischwirtschaft mit 47,7 % die höchste Selbstständigenquote herrschte (vgl. Tabelle 4). Dies bedeutet, dass es in diesem Sektor nur sehr wenige andere Erwerbstätige, i. d. R. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, gab und der landwirtschaftliche Betrieb eher allein mit Familienangehörigen bewirtschaftet wurde. Dagegen betrug die Selbstständigenquote im Produzierenden Gewerbe 7,0 %. Die Selbstständigenquoten 2013 im Bereich Sonstige Dienstleistungen bzw. Handel waren jeweils um 0,9 Prozentpunkte gegenüber 2009 gefallen. Möglicherweise hat hier ein Konsolidierungsprozess zu wirtschaftlich größeren Einheiten stattgefunden. Tabelle 4: Selbstständigenquote 2009 und 2013 in Bayern und Deutschland nach Wirtschaftsbereichen Selbstständige Land-und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr; Information und Kommunikation Sonstige Dienstleistungen Insgesamt Bayern 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt 47,7 (46,6) 7,0 (7,0) 11,8 (12,7) 12,3 (13,4) 11,2 (12,1) Männer 63,4 (65,7) 8,4 (8,4) 16 (17,3) 17,6 (19,2) 14,3 (15,4) Frauen 18,8 (16,1) 2,9 (2,6) 7,2 (7,8) 9,0 (9,5) 7,6 (8,0) Deutschland 2013 (in Klammern 2009) Insgesamt 36,1 (35,5) 7,5 (7,2) 10,7 (12,0) 11,8 (11,8) 10,7 (10,9) Männer 45,5 (46,7) 8,8 (8,4) 14,0 (15,8) 17,3 (17,0) 13,6 (13,8) Frauen 16,7 (13,6) 3,3 (2,9) 6,7 (7,5) 8,5 (8,4) 7,4 (7,4) Selbstständigenquote = Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen in % Quelle: Statistisches Bundesamt (2010a); Statistisches Bundesamt (2014a); Berechnungen FHDW. Mehr ausländische Selbstständige. Der Anteil an allen Selbstständigen in Bayern stieg auf 10,6 % gegenüber 10,3 % im Jahr Im Jahr 2013 waren hier rund Mitbürger, die keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten, als Selbstständige tätig (vgl. Abbildung 5). Die Selbstständigenquote ausländischer Mitbürger betrug im Jahr ,6 %. Sie war damit geringfügig höher als die Selbstständigenquote der deutschen Selbstständigen, die bei 11,2 % lag. In der sektoralen Betrachtung ergaben sich deutliche Unterschiede zu den einheimischen Selbstständigen. Von den selbstständigen ausländischen Mitbürgern waren im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei kaum welche zu finden. Sie waren im Jahr 2013 jeweils zu knapp 40 % im Handel bzw. in den Sonstigen Dienstleistungen tätig. Gegenüber 2009 ist festzustellen, dass die Anzahl der ausländischen Selbstständigen im Bereich Produzierendes Gewerbe, zu dem auch das Baugewerbe zählt, zugenommen hatte.

25 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 23 Abbildung 5: Selbstständige 2013 in Bayern nach Wirtschaftsbereichen und Herkunft Prozent 50 46,6 % 40 38,5 % 39,7 % ,1 % 19,1 % 25,0 % 10 9,2 % 0 1,3 % Land- und Forstwirtschaft; Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr; Information und Kommunikation Sonstige Dienstleistungen Ausländische Selbstständige: Deutsche Selbstständige: Quelle: Statistisches Bundesamt (2015b); Berechnungen FHDW. Zunehmend ältere Selbstständige. Die Mehrheit der Selbstständigen war laut Mikrozensus im Betrachtungszeitraum zwischen 45 und 60 Jahre alt (vgl. Abbildung 6). Allerdings ist bei der Entwicklung der Altersverteilung im Zeitverlauf festzustellen, dass die 60-jährigen oder älteren Selbstständigen in den letzten fünf Jahren sowohl nach Zahl und Anteil zugelegt haben. Dagegen sind Anzahl und Anteil der unter 45-jährigen gesunken. Ursache hierfür ist, dass aufgrund des demografischen Wandels nicht nur die Bevölkerung im Durchschnitt älter wird, sondern auch die Unternehmerschaft. Die sogenannte Babyboomer-Generation nähert sich auch in der Unternehmerschaft dem Ruhestand. Die detaillierte Betrachtung der Selbstständigen im Jahr 2013 nach Alter und Geschlecht (vgl. Abbildung 7) offenbart, dass mittlerweile jeder sechste Selbstständige (rund ) in Bayern in einem Lebensalter ist, wo er sich Gedanken über die Unternehmensnachfolge machen sollte (vgl. Kap. 2.9).

26 24 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 6: Altersstruktur der Selbstständigen 2009 bis 2013 in Bayern nach Altersklassen in Tsd bis unter 45-jährige 45- bis unter 60-jährige 60- bis unter 65-jährige 65-jährige oder älter Quelle: Statistisches Bundesamt (2010a 2014a); Berechnungen FHDW. Abbildung 7: Altersstruktur der Selbstständigen 2013 in Bayern nach Altersklassen und Geschlecht in Tsd ca Selbstständige über 60 Jahre bis bis bis bis bis und mehr Insgesamt Selbstständige davon Frauen Quelle: Statistisches Bundesamt (2014a); Berechnungen FHDW.

27 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Unternehmens- und Umsatzgrößenstruktur Wie sehr die bayerische Wirtschaft mittelständisch und dabei insbesondere durch viele kleinbetriebliche Unternehmen geprägt ist, belegen die Zahlen der amtlichen Statistik. 1 99,7 % Mittelstand. Legt man die Messlatte Umsatzgröße an, dann gehören 99,7 % der Unternehmen in Bayern zum Mittelstand. Der bundesdeutsche Anteilswert liegt bei 99,6 %. Die aktuellste verfügbare Umsatzsteuerstatistik weist für das Jahr 2013 einen Bestand von rund mittelständischen Unternehmen in Bayern aus (vgl. Abbildung 8). Dabei sind die ganz kleinen (Nebenerwerbs-)Unternehmen 2 und die Freien Heilberufe 3 hier nicht enthalten. Legt man die quantitative Mittelstandsdefinition des IfM Bonn (vgl. Kap. 2.1) zugrunde, so zeigt sich, dass bzw. 89,4 % der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen weniger als 1 Mio. Euro Jahresumsatz erzielten bzw. 10,3 % der Unternehmen haben zwischen 1 Mio. und 50 Mio. Euro Jahresumsatz erwirtschaftet. Nur Unternehmen (0,3 % aller Unternehmen) überschreiten die Grenze von 50 Mio. Euro Jahresumsatz und gehören aus dieser statistischen Perspektive 4 zum Kreis der Großunternehmen. Unter diesen befinden sich sowohl managementgeführte Unternehmen als auch große Familienunternehmen. 5 Einzelunternehmen gängigste Rechtsformen. Von den rund umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen mit Sitz in Bayern hatten im Jahr 2013 mehr als zwei Drittel (69,5 %) die Rechtsform des Einzelunternehmens. Daneben firmierten 12,7 % als Personengesellschaften, 15,2 % als Gesellschaften mit beschränkter Haftung, und 0,3 % wählten die Rechtsform der Aktiengesellschaft. Auf Sonstige Rechtsformen wie Genossenschaften, Betriebe gewerblicher Art von Körperschaften des öffentlichen Rechts oder ausländische Rechtsformen entfielen 2,3 %. Unternehmensbestand gewachsen. Der Unternehmensbestand ist im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2013 um 6,2 % gewachsen. Diese Wachstumsrate liegt im Freistaat damit deutlich über der bundesdeutschen Rate von 3,4 %. Der Gesamtbestand an privatwirtschaftlichen Unternehmen in Bayern nahm zwischen den Jahren 2009 und 2012 laut Umsatzsteuerstatistik kontinuierlich zu blieb er nahezu konstant. 6 Im Jahr 2009 betrug die Zahl der Unternehmen , davon 99,7 % bzw KMU. 1 Die im Rahmen dieses Kapitels durchgeführten Berechnungen beruhen auf den ungerundeten Zahlen der Statistikquellen und nicht auf den in den Tabellen abgebildeten gerundeten Werten. 2 In der Umsatzsteuerstatistik (Voranmeldungen) sind alle Unternehmen mit jährlichen Lieferungen und Leistungen (Umsatz) von mehr als Euro erfasst, die für das Berichtsjahr Umsatzsteuer-Voranmeldungen abgegeben haben. Nicht enthalten sind Jahreszahler, d. h. Unternehmer, die keine Voranmeldung, sondern nur eine jährliche Umsatzsteuererklärung abgeben müssen, und Kleinunternehmer mit jährlichen Umsätzen unter der Besteuerungsgrenze. 3 Unternehmen, die nahezu ausschließlich steuerfreie Umsätze tätigen, z. B. Ärzte und Zahnärzte ohne Labor, Behörden, Versicherungsvertreter, landwirtschaftliche Unternehmen, sind ebenfalls nicht erfasst. Schließlich fehlen auch sämtliche konzernabhängigen Unternehmen, für die die Muttergesellschaft im Rahmen einer sogenannten Organschaft die Versteuerung des Umsatzes übernimmt und die ihren Sitz in einem anderen Bundesland hat. 4 KMU werden nur anhand des Merkmals Umsatzgröße ausgewiesen, da die Umsatzsteuerstatistik keine Beschäftigtenzahlen enthält. 5 In Deutschland existierten Ende 2013 rund Familienunternehmen, die einen Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro erzielten und somit keine KMU im Sinne KMU-Definition waren, 19,1 % dieser großen Familienunternehmen haben ihren Unternehmenssitz in Bayern, vgl. Lamsfuß/Wallau (2013), S Gegenüber 2012 weist die Umsatzsteuerstatistik Unternehmen weniger aus. Differenziert nach Größenklassen ist folgendes Bild festzuhalten: Die Zahl der Kleinunternehmen sank um 995, die Zahl der mittleren (+935) und großen (+27) Unternehmen stieg dagegen an. Auf Bundesebene ging die Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen von 2012 auf 2013 um 0,2 % bzw zurück.

28 26 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 8: Unternehmen 2013 in Bayern nach Umsatzgrößenklassen Anzahl und Anteil Umsatzgrößenklassen in Euro Anzahl Anteil ,3 % ,9% ,4 % 22,1 % ,5 % Mio. 1 Mio. 2 Mio ,7 % 7,7% 4,7 % 2 Mio. 5 Mio ,3 % 5 Mio. 10 Mio ,2 % 10 Mio. 25 Mio ,8 % 25 Mio. 50 Mio ,3 % 50 Mio. und mehr ,3 % Insgesamt Unternehmen Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Berechnungen FHDW. Da sowohl die Zahl der KMU als auch der Großunternehmen im Betrachtungszeitraum nahezu proportional 1 zugenommen hat, betrug der Anteil des Mittelstands in jedem dieser Jahre 99,7 %. 2 Der Anteil der kleinen Unternehmen an allen Unternehmen in Bayern belief sich 2013 auf 89,4 %. Im Jahr 2014 dürfte die Anzahl umsatzsteuerpflichtiger Unternehmen aufgrund des negativen Gründungssaldos (vgl. Kap ) im Freistaat Bayern eher zurückgegangen als gestiegen sein. Umsatzanteil KMU über Bundesdurchschnitt. Alle bayerischen KMU, also Unternehmen mit bis zu 50 Mio. Euro Jahresumsatz, hatten laut Umsatzsteuerstatistik im Jahr 2013 ein Umsatzvolumen von rund 380,1 Mrd. Euro und damit einen Anteil von 39,2 % an allen Umsätzen (vgl. Abbildung 9). Dieser Anteil liegt um 2,3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt (36,9 %). Insgesamt erzielten alle im Freistaat Bayern ansässigen, wirtschaftlich unabhängigen Unternehmen einen umsatzsteuerpflichtigen Gesamtumsatz von 968,7 Mrd. Euro. Hiervon realisierten die Großunternehmen 60,8 %. In den traditionell von größeren Unternehmen gewählten Kapitalgesellschaftsformen GmbH und AG werden über die Hälfte (58,4 %) der Umsätze aller bayerischen Unternehmen erzielt. Über alle Unternehmen gerechnet, erzielten die Unternehmen im Jahr 2013 einen durchschnittlichen Umsatz von rund 1,60 Mio. Euro. Dies liegt etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt von rund 1,77 Mio. Euro. Der Blick auf den durchschnittlichen Umsatz eines KMU in Bayern im Jahr 2013 ergibt ein ähnliches Bild: Er betrug rund Euro, der eines KMU in Deutschland rund Euro. Umsatzentwicklung positiv. Die Umsatzentwicklung aller Unternehmen im Freistaat Bayern in den Jahren 2009 bis 2013 verlief sehr erfreulich. Im Vergleich zur bundesweiten Entwicklung (+17,7 %) konnten die bayerischen Unternehmen ein leicht überproportionales Umsatzwachstum erwirtschaften. Im Zuge der Wirtschaftskrise war der Gesamtumsatz aller Unternehmen im Jahr 2009 zwar auf 817,2 Mrd. Euro gesunken.

29 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 27 Abbildung 9: Umsatz der Unternehmen 2013 in Bayern nach Umsatzgrößenklassen in Mrd. Euro und Anteil Umsatzgrößenklassen in Euro Umsatz in Mrd. Euro Anteil ,4 0,6 % ,6 0,9 % ,2 9,5 % 2,2 % ,5 2,5 % Mio. 1 Mio. 2 Mio. 32,5 39,7 39,2 % 3,4 % 4,1 % 2 Mio. 5 Mio. 61,3 6,3 % 5 Mio. 10 Mio. 50,8 5,2 % 10 Mio. 25 Mio. 75,0 7,7 % 25 Mio. 50 Mio. 61,0 6,3 % 50 Mio. und mehr 588,5 60,8 % Insgesamt setzten die Unternehmen 968,7 Mrd. Euro um. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Berechnungen FHDW. Im Jahr 2010 stieg er aber im Zuge der wirtschaftlichen Erholung um 54,0 Mrd. Euro oder 6,6 % auf 871,2 Mrd. Euro an. Diese positive Entwicklung setzte sich 2011 und 2012 fort. So kletterten die Umsätze aller Unternehmen im Freistaat auf 939,8 Mrd. Euro bzw. 958,7 Mrd. Euro. Im Jahr 2013 konnten die Unternehmen diese nochmals steigern: um rund 10 Mrd. Euro auf nunmehr 968,7 Mrd. Euro. Insgesamt nahmen die Umsätze der bayerischen Unternehmen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2013 nominell um 18,5 % zu. Die kleinen und mittleren bayerischen Unternehmen erwirtschafteten 2013 mit 380,1 Mrd. Euro einen um 14,5 % höheren Umsatz als die KMU des Jahres 2009 (Deutschland: +11,8 %). 1 Die Zahl der Großunternehmen nahm um 15,3 % zu, die der KMU nur um 6,1 %, Die Finanz- und Wirtschaftskrise führte möglicherweise dazu, dass einige Großunternehmen unter die 50 Mio. Euro-Grenze rutschten und deshalb zu den KMU in dem betreffenden Jahr zählten. 2 Auf Basis der Bestandsdaten der Umsatzsteuerstatistik kann nur eine Nettobetrachtung angestellt werden. Der Vergleich unterschiedlicher Bestände lässt keine Schlussfolgerungen über das Ausmaß der Unternehmensentwicklung der KMU und der Großunternehmen zu. Eine Nettozunahme des Bestandes von Großunternehmen kann verschiedene Ursachen haben. So können Großunternehmen z. B. als Neugründung, als Aufspaltung von zwei oder mehr Großunternehmen oder durch Klassenwechsel von einem kleinen oder mittleren Unternehmen in die Umsatzgrößenklasse der Großunternehmen mit 50 Mio. Euro und mehr Jahresumsatz entstanden sein. Das Problem der Klassenwechsler ist sowohl von unten nach oben als auch von oben nach unten gegeben. Es ist zu vermuten, dass insbesondere einige KMU so gewachsen sind, dass sie nunmehr als Großunternehmen gezählt werden. Das Problem der Klassenwechsler kann nur mit Mikrodaten gelöst werden.

30 28 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Alle Branchen mittelständisch geprägt. Den höchsten Anteil an allen kleinen und mittleren Unternehmen der privaten Wirtschaft (WZ A-N, P-S der WZ 2008) 1 im Freistaat Bayern hat mit 18,4 % der Handel (vgl. Tabelle 5). Der Wirtschaftszweig Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 2 folgt an zweiter Stelle mit einem Anteil von 14,4 %. An dritter Stelle liegt das Baugewerbe mit 10,2 %. Die Anteile der kleinen und mittleren bayerischen Unternehmen mit bis zu 50 Mio. Euro Jahresumsatz am Unternehmensbestand einer Branche liegen zwischen 98,2 % im Verarbeitenden Gewerbe und fast 100,0 % im Gastgewerbe, im Bereich Erbringung sonstiger Dienstleistungen sowie in der Land-, Forstund Fischwirtschaft. Alle Branchen sind demnach mittelständisch geprägt.

31 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 29 Tabelle 5: Umsatzsteuerpflichtige Unternehmen 2013 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Alle Unternehmen und KMU Unternehmen Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig Anzahl insgesamt Anteil an Gesamtzahl in % Anzahl KMU Anteil an Anzahl KMU in % KMU- Anteil in % A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei , ,3 99,97 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 534 0, ,1 98,88 C Verarbeitendes Gewerbe , ,0 98,20 D Energieversorgung , ,2 99,72 E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung , ,4 99,34 F Baugewerbe , ,2 99,88 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz , ,4 99,50 H Verkehr und Lagerei , b 3,1 99,47 I Gastgewerbe , ,6 99,96 J Information und Kommunikation , ,0 99,64 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen , ,8 99,39 L Grundstücks- und Wohnungswesen , ,2 99,95 M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen , ,4 99,90 N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen , ,2 99,88 P Erziehung und Unterricht , b 1,2 99,93 Q Gesundheits- und Sozialwesen , ,4 99,40 R Kunst, Unterhaltung und Erholung , ,0 99,94 S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen , ,2 99,96 A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung ,68 a Klassifikation der Wirtschaftszweige Ausgabe b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz (deshalb Differenz in Summe der Einzelwerte und Gesamtsumme) Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Berechnungen FHDW. 1 Da die Bereiche Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung (WZ O der WZ 2008), die Exterritorialen Organisationen und Körperschaften (WZ U der WZ 2008, Vertretungen fremder Staaten, Dienststellen von Stationierungsstreitkräften, internationale und supranationale Organisationen mit Behördencharakter) keinen Unternehmenscharakter aufweisen und damit nicht zu der gewerblichen Wirtschaft oder den Freien Berufen gehören, werden sie in dieser Studie nicht betrachtet. Auch die Privaten Haushalte mit Hauspersonal (WZ T der WZ 2008, z. B. Personal zur Kinderbetreuung) gelten nicht als Unternehmen, weil sie i. d. R. keine Gewinnerzielungsabsicht haben. 2 Zu diesem Wirtschaftszweig (WZ M der WZ 2008) gehören u. a. die Wirtschaftszweige Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung; Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung; Forschung und Entwicklung; Werbung und Marktforschung.

32 30 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern KMU-Umsatzanteile. Den höchsten Umsatzanteil haben die KMU in den Branchen Erziehung und Unterricht, Grundstücks- und Wohnungswesen, Gastgewerbe, Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 1, Land-, Forst-, Fischwirtschaft und Baugewerbe mit Werten zwischen 78,7 % und 84,8 % (vgl. Tabelle 6). Die Anteile der KMU am Branchenumsatz belaufen sich in der Energieversorgung auf 17,0 % und im Verarbeitenden Gewerbe auf 20,4 %. Damit liegen sie unter dem bayerischen Durchschnitt von 39,2 %. Ansonsten sei an dieser Stelle auf die detaillierte Branchenanalyse in Kap. 3 verwiesen. Tabelle 6: Umsätze der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen 2013 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Alle Unternehmen und KMU Umsatz Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig insgesamt in Euro Anteil am Gesamtumsatz in % KMU in Euro Anteil am Umsatz der KMU in % KMU- Anteil in % A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei , ,2 82,7 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden , ,3 70,0 C Verarbeitendes Gewerbe , ,6 20,4 D Energieversorgung , ,9 17,0 E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung , ,0 70,0 F Baugewerbe , ,2 78,8 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz , ,5 42,8 H Verkehr und Lagerei , b 3,2 51,7 I Gastgewerbe , ,2 78,7 J Information und Kommunikation , ,0 39,7 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen , ,5 50,7 L Grundstücks- und Wohnungswesen , ,8 84,8 M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen , ,1 66,9 N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen , ,9 67,3 P Erziehung und Unterricht , b 0,4 83,8 Q Gesundheits- und Sozialwesen , ,3 26,5 R Kunst, Unterhaltung und Erholung , ,0 59,1 S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen , ,9 83,1 A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung ,2 a Klassifikation der Wirtschaftszweige Ausgabe b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz (deshalb Differenz in Summe der Einzelwerte und Gesamtsumme) Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Berechnungen FHDW.

33 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 31 Regionale Unterschiede. Die Verteilung der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen auf die einzelnen Regierungsbezirke offenbart, dass von den insgesamt bayerischen Unternehmen im Regierungsbezirk Oberbayern rund 42 % ansässig sind (vgl. Abbildung 10). Die Unternehmen in diesem Regierungsbezirk sind für über die Hälfte (53,6 %) des Gesamtumsatzes der bayerischen Wirtschaft (968,7 Mrd. Euro) verantwortlich. Unterschieden nach Umsatzgrößenklassen ist in den Regierungsbezirken eine ähnliche Verteilung zwischen kleinen, mittleren und großen Unternehmen festzustellen wie im gesamten Freistaat. In jedem Regierungsbezirk beträgt der Anteil der KMU, d. h. der Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 50 Mio. Euro, mindestens 99,6 %. Betrachtet man die Umsätze der in den einzelnen Regierungsbezirken ansässigen Unternehmen, so zeigt sich ein differenziertes Bild. Im Regierungsbezirk Oberbayern sind besonders umsatzstarke Großunternehmen vertreten. Die dort ansässigen Unternehmen mit Umsätzen von 50 Mio. Euro und mehr erzielten im Jahr 2013 über 70 % der dortigen Umsätze. Damit lag ihr Umsatzanteil deutlich über denen der anderen Regierungsbezirke. Im Regierungsbezirk Niederbayern betrug dagegen der Anteil der Großunternehmen an den Gesamtumsätzen nur rund 37 %. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die KMU in diesem Regierungsbezirk rund 63 % der Umsätze erwirtschafteten. In den anderen Regierungsbezirken entfällt etwa die Hälfte der Umsätze auf große Unternehmen. Diese regionalen Unterschiede in der Struktur der Unternehmen werden auch an den durchschnittlichen Umsätzen deutlich: Ein Unternehmen in Oberbayern erwirtschaftete 2013 einen durchschnittlichen Jahresumsatz von über 2 Mio. Euro, in Niederbayern von rund Euro. 1 Zu diesem Wirtschaftszweig (WZ S der WZ 2008) zählen u. a. Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern; Wäscherei und chemische Reinigung; Friseur- und Kosmetiksalons; Bestattungswesen; Saunas, Solarien, Bäder u. Ä.

34 32 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 10: Anzahl und Umsatz der Unternehmen 2013 in den Regierungsbezirken nach Umsatzgrößenklassen in Anzahl und Mrd. Euro Oberbayern ,9 % 0,3 % 7,3 % 38,1 Mrd. Insgesamt Unternehmen Insgesamt 519,0 Mrd. Euro Umsatz 22,5 % 116,8 Mrd ,7 % 70,2 % 364,1 Mrd. Niederbayern ,0 % 0,2 % 15,7 % 8,4 Mrd. Insgesamt Unternehmen 37,1 % Insgesamt 53,6 Mrd. Euro Umsatz ,8 % 19,9 Mrd. 47,2 % 25,3 Mrd. Oberpfalz ,9 % 0,3 % 10,7 % 6,9 Mrd. Insgesamt Unternehmen 55,2 % Insgesamt 65,5 Mrd. Euro Umsatz 34,1 % 22,3 Mrd ,8 % 36,3 Mrd. Oberfranken ,8 % 0,4 % 11,4 % 6,5 Mrd. Insgesamt Unternehmen 51,2 % Insgesamt 56,5 Mrd. Euro Umsatz 37,4 % 21,1 Mrd ,8 % 28,9 Mrd.

35 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 33 Abbildung 10: Fortsetzung Abbildung 10 Mittelfranken ,8 % 0,3 % 11,7 % 11,2 Mrd. Insgesamt Unternehmen 49,7 % Insgesamt 95,5 Mrd. Euro Umsatz 38,5 % 36,8 Mrd ,9 % 47,5 Mrd. Unterfranken ,9 % 0,3 % 11,1 % 8,4 Mrd. Insgesamt Unternehmen 53,8 % Insgesamt 75,9 Mrd. Euro Umsatz 35,1 % 26,6 Mrd ,8 % 40,9 Mrd. Schwaben ,1 % 0,3 % 12,3 % 12,7 Mrd. Insgesamt Unternehmen 49,8 % Insgesamt 102,7 Mrd. Euro Umsatz 37,8 % 38,9 Mrd ,6 % 51,2 Mrd. Kleine Unternehmen (< 1 Mio. Euro Umsatz) Mittlere Unternehmen (1 Mio. Euro 50 Mio. Euro Umsatz) Große Unternehmen (50 und mehr Mio. Euro Umsatz) Rundungsdifferenzen möglich Nachrichtlich: Insgesamt: Unternehmen mit 968,7 Mrd. Euro Umsatz. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Berechnungen FHDW.

36 34 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 2.5 Mittelstand und Außenhandel Die Öffnung der Märkte innerhalb wie auch außerhalb Europas bietet Unternehmen immer weitreichendere Handlungsspielräume für internationale Aktivitäten und damit Wachstumsperspektiven. Insbesondere Exporte erhöhen die Losgrößen von Unternehmen, was zu Skalenvorteilen führt, Lernkurveneffekte ermöglicht und so die durchschnittlichen Kosten senkt. Auch die Unternehmen in Bayern nutzen diese Chance und engagieren sich in immer weiterem Maße auf ausländischen Märkten. Ausfuhren 2014: 168,9 Mrd. Euro. Im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 führten bayerische Unternehmen nach der Außenhandelsstatistik Waren 1 im Wert von 122,3 Mrd. Euro aus konnten die Exporte laut Außenhandelsstatistik um 17,7 % auf 144 Mrd. Euro gesteigert werden. Nach einem weiteren deutlichen Wachstum der Ausfuhren in 2011 um 11,1 % auf 160 Mrd. Euro erreichten die Ausfuhren bis 2014 immer neue Höchstwerte, allerdings verlangsamte sich das Wachstum betrugen die Ausfuhren der bayerischen Unternehmen in der Summe 168,9 Mrd. Euro. 2 Dieser positive Trend dürfte sich für 2015 und 2016 fortsetzen. So erwartet die Bundesregierung in ihrer Führjahrprognose 2015, dass die Abwertung des Euro die Exportperspektiven zusätzlich verbessert. Für 2015 wird ein Wachstum des Exportvolumens von 4,7 % und 2016 von 4,5 % prognostiziert. Die deutschen Exporte und damit voraussichtlich auch die bayerischen werden somit in beiden Jahren solide zunehmen. 3 Exportquote von 51,2 % im Verarbeitenden Gewerbe. Das Verarbeitende Gewerbe verbucht den Großteil der Exporte in Bayern. Laut Statistik des Verarbeitenden Gewerbes 4 lag die durchschnittliche Exportquote der bayerischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes einschließlich Bergbau im Jahr 2014 bei 51,2 %. Jeder zweite Euro Umsatz wurde hier mit ausländischen Kunden erzielt. Gegenüber 2009 ist die Zahl der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes zwar leicht gesunken 5, aber der Auslandsumsatz 6 stieg nach der Finanz- und Wirtschaftskrise um insgesamt 32,7 % an. Da die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes überproportional auf den Auslandsmärkten gewachsen sind, stieg die Exportquote von 2009 bis 2013 ebenfalls an. Erfasst werden von dieser Statistik jedoch nur Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten. Erfassung des mittelständischen Exports. Der Mittelstand leistet einen hohen Beitrag zu den Exporterfolgen der bayerischen Wirtschaft. Da die Außenhandelsstatistik keine unternehmensspezifischen Daten erfasst 7, lässt sie beispielsweise keine Aussagen darüber zu, wie viele mittelständische Unternehmen exportieren und wie sich der Export des Mittelstands auf die verschiedenen Branchen verteilt. Um dies beziffern zu können, wird im Folgenden die Umsatzsteuerstatistik mittels Sonderauswertung 8 herangezogen. Die Umsatzsteuerstatistik umfasst alle umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen, und somit im Gegensatz zur Statistik des Verarbeitenden Gewerbes 9 auch Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Als KMU gelten Unternehmen mit weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz (vgl. Kap.l 2.1). Auf Grund unterschiedlicher Erhebungsmethoden 10 ist die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Statistiken eingeschränkt. Über exportierende KMU umsatzsteuerpflichtige, in Bayern ansässige Unternehmen erzielten im Jahr 2013 einen Teil ihres Umsatzes auf Auslandsmärkten (vgl. Tabelle 7). Davon waren 97,8 % (68.617) kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz. Vor allem Handel und Verarbeitendes Gewerbe. Mit einem Anteil von 43,3 % entfielen in Bayern im Jahr 2013 die meisten Exportunternehmen auf den Handel. Unter den KMU lag der entsprechende Anteil bei 43,5 %. An zweiter Stelle folgte das Verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil von 19,7 % aller Exportunternehmen bzw. 19,0 % der exportierenden KMU. Die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen machten 7,5 % aller Exportunternehmen und 7,6 % der exportierenden KMU aus.

37 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 35 Der Wirtschaftszweig mit dem größten absoluten Zuwachs an Exportunternehmen war der Handel. Im Handel gab es im Jahr 2013 rund Exportunternehmen mehr als im Jahr 2009 (+4,9 %). Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Zahl der Exportunternehmen insgesamt um 675 bzw. 5,1 %. Insgesamt hat die Zahl der mittelständischen Exportunternehmen um rund zugenommen. Bezogen auf die einzelnen Branchen ist auf Basis der Sonderauswertung der Umsatzsteuerstatistik festzustellen, dass jedes dritte KMU des Verarbeitenden Gewerbes auf Auslandsmärkten aktiv (31,0 %, vgl. Abbildung 11) war. Im Wirtschaftszweig Handel verkaufte mehr als jedes vierte KMU seine Waren im Ausland (26,9 %). In beiden Wirtschaftszweigen war jeweils bei mittelständischen Unternehmen ein Zuwachs zu verzeichnen. Die anderen Branchen verzeichneten eine deutlich geringere Dynamik. Obwohl viele Unternehmen in den vergangenen Jahren den erstmaligen Schritt auf die Auslandsmärkte gewagt haben, besteht somit in vielen Branchen wie auch im Mittelstand insgesamt weiteres Potenzial für den Einstieg in das Auslandsgeschäft. Exportumsatz-Entwicklung sehr positiv. Der Exportumsatz der kleinen und mittleren Unternehmen entwickelte sich nach der Sonderauswertung der Umsatzsteuerstatistik 11 im Freistaat sehr positiv. Aufgrund der Finanzund Wirtschaftskrise war der Exportumsatz der KMU im Jahr 2009 auf 28,02 Mrd. Euro eingebrochen. Bis 2013 legte er um 3,7 Mrd. Euro bzw. 13,1 % zu. 1 Gegenstand der Außenhandelsstatistik ist der grenzüberschreitende Warenverkehr Deutschlands mit dem Ausland, das heißt alle körperlich ein- beziehungsweise ausgehenden Waren sowie elektrischer Strom werden erfasst und nachgewiesen. Dienstleistungen aller Art sind grundsätzlich nicht Gegenstand der Außenhandelsstatistik; Ausnahme: Veredelungsgeschäfte im Zusammenhang mit grenzüberschreitenden Warenbewegungen, vgl. Statistisches Bundesamt (2015e), S Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015h), S Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2015), S Vgl. Statistisches Bundesamt (2014b), S. 7. Die Statistik des Verarbeitenden Gewerbes weist Angaben zum Gesamtund zum Auslandsumsatz von Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden nach Beschäftigtengrößenklassen aus. Der Berichtskreis erfasst Betriebe von Unternehmen mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten sowie produzierende Betriebe mit im Allgemeinen 20 oder mehr Beschäftigten von Unternehmen der übrigen Wirtschaftsbereiche. Die Betriebe sind örtlich getrennte Niederlassungen in Bayern von Unternehmen, die in Bayern oder auch in anderen Bundesländern ihren Sitz haben können. 5 Vgl. Statistisches Bundesamt (2010b), S. 7.; Statistisches Bundesamt (2014b), S Unter Auslandsumsatz wird nach der Statistik des Verarbeitenden Gewerbes der Umsatz mit Abnehmern im Ausland und soweit einwandfrei erkennbar Umsatz mit deutschen Exporteuren zusammengefasst, vgl. Statistisches Bundesamt (2014b), S Mit Hilfe der Außenhandelsstatistik lassen sich zwar neben der absoluten Höhe des Außenhandels auch die Handels partner sowie die Güterströme identifizieren, allerdings werden in der Außenhandelsstatistik keine unternehmensspezifischen Daten erfasst. 8 Die Umsatzsteuerstatistik (Voranmeldungen) des Statistischen Bundesamtes ist die wichtigste amtliche Datenquelle zur Analyse der Exportaktivitäten von Unternehmen in Deutschland nach Größenklassen, vgl. Haunschild et al. (2007), S. 29ff, Holz et al. (2013), S. 17f. Sie ermöglicht die Unterscheidung nach KMU und Großunternehmen sowohl für die Unternehmen insgesamt als auch für einzelne Wirtschaftszweige. Exporte sind in der Umsatzsteuerstatistik nicht direkt erfasst. Durch Auswertung der steuerfreien Lieferungen und Leistungen mit Vorsteuerabzug ist es möglich, Waren- und in Teilen Dienstleistungsexporte (vgl. Holz et al. (2013), S. 7) in der Umsatzsteuerstatistik zu identifizieren. 9 Vgl. Fußnote 4 10 Vgl. ausführlich Holz et al. (2013), S. 5ff. 11 Gegenüber der Außenhandelsstatistik ist das Exportvolumen in der Umsatzsteuerstatistik höher, da im Rahmen der Extrahandelsstatistik bis auf wenige Ausnahmen Warensendungen von weniger als Euro von der Anmeldung befreit sind und im Rahmen der Intrahandelsstatistik Unternehmen befreit sind, deren im Intrahandel getätigte jährliche Versendungen in andere Mitgliedstaaten oder Eingänge aus anderen Mitgliedstaaten jeweils den Wert von Euro im Vorjahr oder im laufenden Jahr nicht überschritten haben, vgl. Holz et al. (2013), S. 5ff.

38 36 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 7: Exportunternehmen 2009 und 2013 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Alle Unternehmen und KMU Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig insgesamt Anzahl Exportunternehmen KMU Anzahl KMU-Anteil in % A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei ,2 99,1 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden ,4 95,3 C Verarbeitendes Gewerbe ,4 94,6 D Energieversorgung ,1 94,7 E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung * 290 * 95,7 F Baugewerbe ,8 98,7 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz ,7 98,4 H Verkehr und Lagerei b 98,8 96,8 I Gastgewerbe * 989 * 99,4 J Information und Kommunikation ,9 98,4 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ,7 93,5 L Grundstücks- und Wohnungswesen ,1 99,6 M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen ,3 99,0 N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen ,6 99,1 P Erziehung und Unterricht b 100,0 99,2 Q Gesundheits- und Sozialwesen ,7 97,5 R Kunst, Unterhaltung und Erholung b 99,5 99,0 S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen ,6 99,6 A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung ,1 97,8 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. a Klassifikation der Wirtschaftszweige Ausgabe b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz (deshalb Differenz in Summe der Einzelwerte und Gesamtsumme) Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015b); Berechnungen FHDW.

39 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 37 Abbildung 11: Anteil der Exportunternehmen in einem Wirtschaftszweig 2009 und 2013 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Alle Unternehmen Prozent KMU Prozent Land- und Forstwirtschaft; 3,7 3,7 Fischerei 3,4 3,4 Bergbau und Gewinnung 20,1 19,5 von Steinen und Erden 24,0 23,1 Verarbeitendes Gewerbe 30,3 29,3 32,2 31,0 Energieversorgung 2,0 1,8 1,5 1,4 Wasserversorgung; 10,8 a Abwasser-/Abfallentsorgung 11,7 11,3 Baugewerbe 5,6 5,5 5,3 5,3 Handel; Instandhaltung 25,2 24,9 und Reparatur von Kfz 27,2 26,9 Verkehr und Lagerei 13,7 13,6 13,8 13,4 b Gastgewerbe 2,3 a 2,5 2,5 Information und 13,9 13,7 Kommunikation 13,2 13,0 Finanz- und Versicherungs- 6,1 5,6 dienstleistungen 6,6 6,2 Grundstücks- und 5,2 5,1 Wohnungswesen 3,3 3,3 Freiberufll., wissenschaftl. 6,0 5,9 u. techn. Dienstleistungen 6,1 6,0 Sonstige wirtschaftlichen 9,7 9,5 Dienstleistungen 8,7 8,6 Erziehung und Unterricht 4,7 4,7 5,0 b 5,0 Gesundheits- und Sozialwesen 4,2 4,1 4,5 4,4 Kunst, Unterhaltung und 4,6 4,6 Erholung 4,4 4,4 b Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 6,0 5,9 6,2 6, a Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015b); Berechnungen FHDW.

40 38 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 2013: KMU exportieren fast 32 Mrd. Euro. Die mittelständischen Exportunternehmen in Bayern erzielten im Jahr 2013 Exportumsätze in Höhe von fast 32 Mrd. Euro (vgl. Tabelle 8). Dies entspricht einem KMU-Anteil an den Exportumsätzen von 15,1 %. Vor allem Verarbeitendes Gewerbe. Die sektorale Betrachtung offenbart, dass das Verarbeitende Gewerbe insgesamt für 81,9 % aller Exportumsätze im Jahr 2013 verantwortlich war. Betrachtet man die Exportumsätze aller KMU, so hatten die des Verarbeitenden Gewerbes daran einen Anteil von 49,1 %. Tabelle 8: Exportumsatz 2009 und 2013 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Alle Unternehmen und KMU Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig insgesamt in Mrd. Euro Exportunternehmen KMU in Mrd. Euro KMU-Anteil in % A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei 0,21 0,28 0,07 0,10 35,3 37,2 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,29 0,18 0,06 0,05 19,5 26,8 C Verarbeitendes Gewerbe 126,59 172,04 12,09 15,55 9,6 9,0 D Energieversorgung 0,09 0,12 0,05 0,09 55,2 69,8 E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung 0,18 0,50 * 0,18 * 36,0 F Baugewerbe 0,95 0,83 0,43 0, ,6 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz 17,87 24,73 8,56 10,53 47,9 42,6 H Verkehr und Lagerei 3,22 3,04 1,58 0,82 b 49,1 27,1 I Gastgewerbe 0,04 0,03 * 0,02 * 75,8 J Information und Kommunikation 3,91 1,52 0,66 0,63 16,8 41,2 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 0,97 0,49 0,12 0,13 12,1 26,1 L Grundstücks- und Wohnungswesen 1,94 0,59 1,51 0,43 77,9 73,6 M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen 4,55 3,35 1,13 1,15 24,9 34,3 N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen 2,14 1,68 1,06 0,84 49,4 50,3 P Erziehung und Unterricht 0,01 0,02 0,01 0,02 b ,1 Q Gesundheits- und Sozialwesen 0,04 0,04 0,03 0,03 74,2 80,4 R Kunst, Unterhaltung und Erholung 0,04 0,04 0,04 0,03 b 98,7 86,2 S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 0,65 0,59 0,42 0,36 65,1 60,5 A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung 163,60 210,07 28,02 31,69 17,1 15,1 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. a Klassifikation der Wirtschaftszweige Ausgabe b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz (deshalb Differenz in Summe der Einzelwerte und Gesamtsumme). Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015b); Berechnungen FHDW.

41 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 39 Das Verarbeitende Gewerbe wies auch die höchste Exportquote, d. h. das Verhältnis Exportumsatz zu Gesamtumsatz, aller Branchen auf (vgl. Abbildung 12). Bezogen auf alle Unternehmen in dieser Branche wurden 44,9 % der Umsätze im Ausland erwirtschaftet, bei den KMU dieser Branche war es noch jeder fünfte Euro (19,9 %). 1 1 Gegenüber der Statistik des Verarbeitenden Gewerbes sind Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten in der Umsatzsteuerstatistik erfasst. Dadurch fällt die auf Basis der Umsatzsteuerstatistik errechnete Exportquote für das Verarbeitende Gewerbe auf Basis der Umsatzsteuerstatistik geringer aus.

42 40 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 12: Exportquote in einem Wirtschaftszweig 2009 und 2013 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Alle Unternehmen Prozent KMU Prozent Land- und Forstwirtschaft; 6,1 2,7 Fischerei 5,1 2,3 Bergbau und Gewinnung 13,9 5,1 von Steinen und Erden 10,4 4,0 Verarbeitendes Gewerbe 42,3 18,8 44,9 19,9 Energieversorgung 0,2 1,1 0,3 1,2 Wasserversorgung; 4,6 a Abwasser-/Abfallentsorgung 9,7 5,0 Baugewerbe 2,3 1,4 1,7 1,2 Handel; Instandhaltung 8,4 8,7 und Reparatur von Kfz 9,5 9,4 Verkehr und Lagerei 15,9 12,5 12,8 6,7 b Gastgewerbe 0,3 a 0,2 0,2 Information und 11,3 4,8 Kommunikation 4,0 4,1 Finanz- und Versicherungs- 8,3 2,4 dienstleistungen 4,2 2,2 Grundstücks- und 5,8 5,3 Wohnungswesen 2,3 2,0 Freiberufll., wissenschaftl. 10,5 4,4 u. techn. Dienstleistungen 7,3 3,8 Sonstige wirtschaftlichen 10,5 9,1 Dienstleistungen 7,7 5,8 Erziehung und Unterricht 1,0 1,0 1,1 1,3 b Gesundheits- und Sozialwesen 0,3 0,6 0,2 0,7 Kunst, Unterhaltung und 0,8 1,3 Erholung 0,6 0,9 b Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 4,9 4,1 4,5 3, Exportquote = Anteil des Exportumsatzes der Exportunternehmen am Umsatz aller Unternehmen eines Wirtschaftszweiges in %. a Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. b Unternehmen bis 25 Mio. Euro Umsatz Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015b); Berechnungen FHDW.

43 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Der bayerische Mittelstand als Arbeitgeber Mehr Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Anzahl aller Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat von im Jahr 2009 auf im Jahr 2014 zugenommen. 1 Dies entspricht einer Steigerung um 3,5 %. Auf Bundesebene betrug die Zunahme der Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im gleichen Zeitraum nur 3,1 % (Bund: 2009: ; ). 2 Im Freistaat Bayern waren laut Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit 3 zum Stichtag 30. Juni 2014 insgesamt Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten inkl. Auszubildenden erfasst. Da in dieser statistischen Quelle der Bereich der selbstständigen Ein-Personen-Unternehmen und der Unternehmen mit ausschließlich nichtversicherten Mitarbeitern nicht enthalten sind, liegt die Zahl der Betriebe ( ) mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten deutlich unter der Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen: (2013) (vgl. Kap. 2.4). Rund Betriebe, d. h. rund 80 % der Betriebe, beschäftigten zum 30. Juni 2014 weniger als 10 sozialversicherungspflichtige Angestellte. Nur rund 900 Betriebe beschäftigten mehr als 500 Mitarbeiter, so dass 99,75 % aller Betriebe in Bayern ( Betriebe) weniger als 500 Beschäftigte haben. 4 Dieses Muster findet sich ebenso auf Bundesebene und auch in der Umsatzsteuerstatistik, nach der neun von zehn Unternehmen unter einer Mio. Euro Jahresumsatz erzielten (vgl. Abbildung 8 in Kap. 2.4). Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Nicht nur die Zahl der Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im Betrachtungszeitraum erfreulicherweise zugenommen, sondern auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (vgl. Kap. 2.2). Während die Unternehmen in der Wirtschafts- und Finanzkrise versucht haben, ihre Kernbelegschaft zu halten, führte die konjunkturelle Erholung (vgl. Kap. 2.2) zu sehr positiven Auswirkungen auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. 1 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2014a), Tabelle Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2014b), Tabelle Eine Ausweisung der Mitarbeiterzahlen auf Unternehmensebene ist mittels der Umsatzsteuerstatistik nicht möglich, da dieses Merkmal nicht erfasst wird. Für aktuelle Zahlen muss auf die betriebsbezogenen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zurückgegriffen werden, die Angaben zu Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liefern. Die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit beruht auf Meldungen der Arbeitgeber, die diese für ihre sozialversicherungspflichtig (SV-)Beschäftigten gemäß Datenerfassungs- und Datenübermittlungsverordnung bei den Krankenkassen als zuständige Sozialversicherungseinrichtungen einzureichen haben. Die Statistik erfasst die Arbeitnehmer am geographischen Ort ihrer Arbeit. Somit werden nur Daten von Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst. Es fehlen also alle Ein-Personen-Betriebe ohne sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (sog. Solo-Selbstständige) sowie Betriebe mit ausschließlich nicht sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weil diese Statistik nur Betriebe, also örtliche Einheiten, nicht jedoch Unternehmen als rechtliche Einheiten erfasst, dürfte sie in stark filialisierten Bereichen, z. B. dem Handel, nur ein unzureichendes Bild der Größenstruktur der Unternehmen wiedergeben. Beispielsweise kann eine Bäckerei aus vielen kleinen Filial-Betrieben bestehen und selber ein mittleres Unternehmen sein. Kleine und mittlere Betriebe werden nur anhand des Merkmals Beschäftigtenanzahl abgegrenzt, weil die Beschäftigungsstatistik keine Umsatzzahlen enthält. 4 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2014a), Tabelle 2.3.

44 42 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der privaten Wirtschaft (WZ A-N, P-S) 1 ist in den Jahren 2009 bis 2014 jeweils zum Stichtag von 4,295 Mio. auf insgesamt 4,815 Mio. angewachsen. 2 Somit wurden in der bayerischen Wirtschaft im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2014 mehr als eine halbe Million neue Jobs geschaffen. 3 Dies entspricht einem Beschäftigungszuwachs von 12,1 %. Zum Vergleich: Der Zuwachs im Bundesdurchschnitt betrug nur rund 10 %. Wie Abbildung 13 zeigt, erfolgte der Arbeitsplatzaufbau in der Privatwirtschaft im Betrachtungszeitraum zum einen kontinuierlich und zum anderen nicht nur in den kleinen und mittleren, sondern auch in den großen Betrieben. In den kleinen und mittleren Betrieben mit bis zu 499 Beschäftigten in Bayern entstanden 11,6 % mehr oder rund neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse im Zeitraum 2009 bis Mittelstand größter Arbeitgeber. Von den insgesamt 4,815 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der privaten Wirtschaft im Jahr 2014 hatten 16,7 % einen Arbeitsplatz in Betrieben mit weniger als 10 Beschäftigten. Insgesamt waren in Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten 75,7 % tätig (vgl. Tabelle 9). 5 Zum Vergleich in Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten waren im Bundesdurchschnitt 78,2 % tätig. Der Mittelstand war und ist in der Summe somit der größte Arbeitgeber im Freistaat. Durch diese positive Entwicklung stieg auch die durchschnittliche Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten je Betrieb. In den Betrieben in Bayern arbeiten 2014 (2009) im Schnitt 14 (13) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Abbildung 13: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2009 bis 2014 in der bayerischen Privatwirtschaft nach Betriebsgrößen Stichtag: Mio ,295 1,020 4,360 4,494 4,621 4,703 4,815 1,021 1,061 1,107 1,133 1, ,268 3,324 3,427 3,505 3,551 3, Große Betriebe (500 und mehr Beschäftigte) Kleine und mittlere Betriebe (bis zu 499 Beschäftigte) Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

45 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 43 Jeder vierte Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft im Verarbeitenden Gewerbe. Das offenbart die sektorale Betrachtung. Rund 1,34 Mio. bzw. 27,8 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind in den industriellen Branchen tätig. Die Wirtschaftsbereiche der unternehmensnahen Dienstleistungen (WZ J, K, L, M und N, vgl. Kap. 3.5) mit rund 1,02 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (21,2 %), Handel mit mehr als sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (14,6 %), und Gesundheits- und Sozialwesen mit rund sozialversicherungspflichtig Beschäftigten folgen (13,4 %) (vgl. Tabelle 9). Die höchste Anzahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in kleinen und mittleren Betrieben ist ebenfalls in diesen Branchen festzustellen. Betrachtet man jedoch die Beschäftigungsanteile der KMU an den Gesamtbeschäftigten einer Branche, bestehen deutliche Unterschiede. So sind z. B. die rund 1,34 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe zu rund 55 % in kleinen und mittleren Betrieben beschäftigt, im Bau- bzw. im Gastgewerbe beispielsweise zu 98 %. 1 Betrachtet man die Betriebe der privaten Wirtschaft und des öffentlichen Diensts zusammen, waren im Jahr 2014 (2009) rund ( ) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in diesen Betrieben tätig. 2 Bundesagentur für Arbeit (2015d), Tabelle 1. 3 Von den insgesamt neuen Beschäftigungsverhältnissen wurden in Betrieben der privaten Wirtschaft (WZ A-N, P-S der WZ 2008) geschaffen. 4 Die Frage, welchen Beitrag der Mittelstand im Vergleich zu Großunternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen leistet, kann anhand der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit nicht beantwortet werden. Auf Basis der Bestandszahlen der Beschäftigungsstatistik lässt sich nur eine Nettobetrachtung anstellen. Der Vergleich unterschiedlicher Bestände lässt keine Schlussfolgerungen über das Ausmaß der Beschäftigtenentwicklung der kleinen und mittleren Betriebe, der Großbetriebe und die Arbeitsplatzdynamik in Form von Neueinstellungen und Entlassungen zu. Beispielsweise würden die Beschäftigten, die in einem Jahr in einem kleinen oder mittleren Betrieb beschäftigt sind, im folgenden Jahr einem Großbetrieb zugerechnet werden, wenn die Zahl der Beschäftigten durch Neueinstellungen so stark gestiegen ist, dass aus einem kleinen oder mittleren Betrieb durch Klassenwechsel in die Beschäftigtengrößenklasse der Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten ein Großbetrieb entstanden ist. Umgekehrt würden die Beschäftigten eines Großbetriebs, der durch Aufspaltung in mehrere kleine Betriebe umstrukturiert wird, in den Vergleichsjahren unterschiedlich zugeordnet. Das Problem der Klassenwechsler ist damit sowohl von unten nach oben als auch von oben nach unten gegeben. Letztendlich wird man dieses Problem der Klassenwechsler aber nur mit Mikrodaten lösen können. 5 Betrachtet man die Betriebe aller Wirtschaftszweige, waren im Jahr ,9 % in Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten angestellt.

46 44 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 9: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2014 in Bayern nach Wirtschaftszweigen und Betriebsgrößen Stichtag: Klassifikation a Wirtschaftszweig Einheit Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte A B Land- und Forstwirtschaft; Fischerei Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Anzahl Anteil Anzahl Anteil C Verarbeitendes Gewerbe Anzahl Anteil D Energieversorgung Anzahl Anteil E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung Anzahl Anteil F Baugewerbe Anzahl Anteil G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz Anzahl Anteil H Verkehr und Lagerei Anzahl Anteil I Gastgewerbe Anzahl Anteil J K L M N O Information und Kommunikation Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil P Erziehung und Unterricht Anzahl Anteil Q Gesundheits- und Sozialwesen Anzahl Anteil R Kunst, Unterhaltung und Erholung Anzahl Anteil S T U A-N P-S b Erbringung von sonstigen Dienstleistungen Private Haushalte Exterritoriale Organisationen und Körperschaften Keine Zuordnung möglich Insgesamt Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil ,3 * * , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,2 * * , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,2 81 0,8 * * * * , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,8 0 0, ,0 0 0, , ,6

47 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 45 in Betrieben mit... sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und mehr Insgesamt 0 0,0 0 0, , ,8 * * , , , , , ,3 * * , , , , , , ,3 0 0, ,5 0 0, , ,0 0 0,0 * * , ,9 * * , , , , , ,8 * * , , , , , , ,4 0 0,0 * * 0 0, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,0 KMU nach EU-Definition ,0 * * , , , , , , , , , , , , , , , , , ,0 * * * * , ,8 KMU nach IfM-Definition ,0 * * , ,1 * * , , , , , ,2 * * , , , , , , , ,0 * * * * , ,7 * Zahlenwert geheim zu halten. a Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008). b Beschäftigte können aufgrund von Geheimhaltung nicht zugeordnet werden aus WZ B, E und L. Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

48 46 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Beschäftigungszuwachs vor allem bei unternehmensnahen Dienstleistungen. Zum 30. Juni 2014 waren insgesamt in der Privatwirtschaft rund sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr in Bayern tätig als im Jahr Dabei sind in allen Branchen neue Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Ausnahme: Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (WZ S). Die größten Beschäftigungszuwächse wurden mit rund in Wirtschaftsabschnitten der unternehmensnahen Dienstleistungen (WZ J, K, L, M, N) und mit über neuen Arbeitsplätzen im Gesundheits- und Sozialwesen verzeichnet. Tabelle 10: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2009 und 2014 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Stichtag: Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Anzahl 2009 Anzahl 2014 Differenz A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden C Verarbeitendes Gewerbe D Energieversorgung E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung F Baugewerbe G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz H Verkehr und Lagerei I Gastgewerbe J Information und Kommunikation K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen L Grundstücks- und Wohnungswesen M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung P Erziehung und Unterricht Q Gesundheits- und Sozialwesen R Kunst, Unterhaltung und Erholung S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen T Private Haushalte U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften Keine Zuordnung möglich Insgesamt A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

49 Der beschäftigungsstärkste Wirtschaftsabschnitt des Verarbeitenden Gewerbes wuchs im Zeitraum 2009 bis 2014 mit rund Beschäftigten. Ferner stieg die Beschäftigtenzahl im Handel ( ) im Beobachtungszeitraum deutlich an (vgl. Tabelle 10). Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 47

50 48 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 2.7 Der bayerische Mittelstand als Ausbilder Kleine und mittlere Betriebe übernehmen eine bedeutende Rolle für den Ausbildungsmarkt. Vier Fünftel aller Ausbildungen. Gemäß der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) 1 war im Jahr 2014 von den rund Auszubildenden in der bayerischen Privatwirtschaft der weitaus größte Teil, rund 80,9 % bzw. rund , in kleinen und mittleren Betrieben beschäftigt (vgl. Abbildung 14). 2 Die übrigen 19,1 % wurden in Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten ausgebildet. Bemerkenswert ist zudem, dass fast jeder fünfte Auszubildende in einem Betrieb mit weniger als 10 Beschäftigten ausgebildet wird (vgl. Tabelle 11). Abbildung 14: Auszubildende 2009 bis 2014 in der bayerischen Privatwirtschaft nach Betriebsgrößen Stichtag: Hundert-Tsd ,2 39,6 245,7 40,7 235,8 235,2 236,2 235,6 39,4 42,2 43,7 44, ,2 204,5 196,2 192,9 192,3 190, Große Betriebe (500 und mehr Beschäftigte) Kleine und mittlere Betriebe (bis zu 499 Beschäftigte) Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

51 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 49 Rückgang der Ausbildungszahlen. Dieser ist seit 2009 deutlich festzustellen. So registrierte die Bundesagentur für Arbeit im Freistaat im Jahr 2009 noch rund in einem Ausbildungsverhältnis 3 stehende Personen unabhängig vom Ausbildungsjahr. Von diesen Personen wurden damals 84,1 % in Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten ausgebildet. Im Jahr 2014 waren es nur noch rund Auszubildende. 4 Während die großen Betriebe die Zahl ihrer Ausbildungsverhältnisse sogar im Betrachtungszeitraum erhöhen konnten, gingen die Ausbildungsverhältnisse in kleinen und mittleren Betrieben um rund 10 % zurück. Über die genauen Ursachen kann nur gemutmaßt werden. Der einsetzende demografische Wandel führt dazu, dass immer weniger junge Menschen die Schule abschließen. Zudem führt der höhere Anteil der Abiturienten dazu, dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung anstreben. Diese Faktoren können den Rückgang der Gesamtzahl der Ausbildungsverhältnisse erklären. Ferner haben die größeren Betriebe in den letzten Jahren anscheinend ihre Bemühungen um die Zielgruppe der Auszubildenden deutlich verstärkt und vermehrt Ausbildungsplätze angeboten. Verarbeitendes Gewerbe größter Ausbilder. Blickt man dabei auf die Branchen, so ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mehr als jeder vierte der rund Auszubildenden in der Privatwirtschaft (26,5 %) absolviert seine Ausbildung in einem Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes. Die Wirtschaftsbereiche Handel mit rund Auszubildenden und das Gesundheits- und Sozialwesen mit rund Auszubildenden sind ebenfalls sehr ausbildungsintensiv (vgl. Tabelle 11). Differenziert nach Wirtschaftszweigen zeigt sich zudem, dass in sieben Branchen trotz der allgemein rückläufigen Tendenz, die Zahl der Ausbildungsverhältnisse von 2009 auf 2014 gesteigert werden konnte. Insbesondere die Betriebe in den Wirtschaftszweigen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie Gesundheits- und Sozialwesen erhöhten ihre Auszubildendenzahl. Dagegen wurden im Vergleich zu 2009 deutlich weniger junge Menschen 2014 in den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Gastgewerbe, Handel und sonstige Dienstleistung ausgebildet (vgl. Tabelle 12). 1 Die Ausbildungsstatistik der BA bildet nur einen Ausschnitt der Ausbildungsverhältnisse ab. So befinden sich noch weitere Personen in außerbetrieblicher Ausbildung, z. B. in vollzeitschulischer Berufsausbildung in öffentlichen und privaten berufsbildenden Schulen. Zudem werden über die Bundesagentur für Arbeit nur die Ausbildungsverhältnisse von Personen erfasst, welche sich vorab als ausbildungssuchend gemeldet haben. 2 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015d), Tabelle 2. Betrachtet man die Betriebe der privaten und der öffentlichen Wirtschaft zusammen so waren im Jahr 2014 von den Auszubildenden in kleinen und mittleren Betrieben beschäftigt. Der Anteil der kleinen und mittleren Betriebe an allen Auszubildenden beträgt 80,7 %. 3 Auszubildende mit Ausbildungsvertrag (nach dem Personengruppenschlüssel der Bundesagentur für Arbeit) sind Personen, die aufgrund eines Ausbildungsvertrages nach dem Berufsbildungsgesetz eine betriebliche Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf durchlaufen. Nicht enthalten sind Anlernlinge, Praktikanten und Volontäre. 4 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015d), Tabelle 2.

52 50 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 11: Auszubildende in Betrieben 2009 und 2014 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Stichtag: Klassifikation a Wirtschaftszweig Einheit Auszubildende A B Land- und Forstwirtschaft; Fischerei Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Anzahl Anteil Anzahl Anteil C Verarbeitendes Gewerbe Anzahl Anteil D Energieversorgung Anzahl Anteil E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung Anzahl Anteil F Baugewerbe Anzahl Anteil G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz Anzahl Anteil H Verkehr und Lagerei Anzahl Anteil I Gastgewerbe Anzahl Anteil J K L M N O Information und Kommunikation Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil P Erziehung und Unterricht Anzahl Anteil Q Gesundheits- und Sozialwesen Anzahl Anteil R Kunst, Unterhaltung und Erholung Anzahl Anteil S T U A-N P-S b Erbringung von sonstigen Dienstleistungen Private Haushalte Exterritoriale Organisationen und Körperschaften Keine Zuordnung möglich Insgesamt Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil , ,8 20 1,3 29 5, , , , , , , , , ,7 70 1, , , , ,2 * * 0 0,0 * * , , ,6 * * , , , , , , , , , , , , , , , , ,5 * * 0 0,0 0 0, , ,4 46 2, , , , , , , , , , , , , , , ,8 99 6, ,7 0 0,0 0 0,0 0 0, , ,3

53 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 51 in Betrieben mit... sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und mehr Insgesamt KMU nach EU-Definition KMU nach IfM-Definition 0 0,0 0 0, , , ,0 0 0,0 * * * * * * , , , , , , , , , ,0 * * * * , ,7 * * , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,4 0 0, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,5 * * * * , ,3 * * 183 3, , , , ,6 0 0,0 0 0, ,0 * * * * 0 0,0 * * * 100,0 0 0,0 0 0,0 0 0,0 0 0,0 * 100,0 * * * * , , , , , , , , , ,9 * Zahlenwert geheim zu halten. a Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008). b 225 Auszubildende können aufgrund von Geheimhaltung nicht zugeordnet werden aus WZ B, E und R. Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

54 52 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 12: Auszubildende in Betrieben 2009 und 2014 in Bayern nach Wirtschaftszweigen Stichtag: Nr. der Klass. a Wirtschaftszweig Auszubildende Anzahl 2009 Anzahl 2014 Differenz A Land- und Forstwirtschaft; Fischerei B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden C Verarbeitendes Gewerbe D Energieversorgung E Wasserversorgung; Abwasser-/ Abfallentsorgung F Baugewerbe G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz H Verkehr und Lagerei I Gastgewerbe J Information und Kommunikation K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen L Grundstücks- und Wohnungswesen M Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen N Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung P Erziehung und Unterricht Q Gesundheits- und Sozialwesen R Kunst, Unterhaltung und Erholung S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen T Private Haushalte U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften 22 * Keine Zuordnung möglich 45 * Insgesamt A-N P-S Insgesamt ohne Öffentliche Verwaltung * Zahlenwert geheim zu halten. a Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008). Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015d); Berechnungen FHDW.

55 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 53 Dass die Nachfrage nach Ausbildungsstellen sinkt, verdeutlicht auch der Berufsbildungsbericht. 1 In allen Jahren des Betrachtungszeitraumes übersteigt das Angebot an Lehrstellen seitens der Unternehmen die Nachfrage (vgl. Tabelle 13). In Folge dessen hat sich die Zahl der unbesetzten Stellen von 2009 bis 2013 fast verdoppelt. Tabelle 13: Ausbildungsstellenmarkt 2009 bis 2013 in Bayern Jahr (jeweils Ende September) Angebot a an Lehrstellen Nachfrage b nach Lehrstellen Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge unversorgte Bewerber unbesetzte Stellen a Angebot = Neu abgeschlossene Verträge + unbesetzte Stellen. b Nachfrage = Neu abgeschlossene Verträge + unversorgte Bewerber. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung ( ). 1 Vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung ( ).

56 54 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Zwar konnte in Bayern die Anzahl der jährlich neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach dem Berufsbildungsbericht von 2009 bis 2011 erhöht werden, allerdings sank sie bis 2013 wieder unter das Niveau von 2009 (-1,6 %). Dies hatte zur Folge, dass viele Stellen, vermutlich vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen, nicht besetzt werden konnten. Mit dem Problem steht der Freistaat nicht alleine da. Auch in Deutschland insgesamt übersteigt das Angebot an Lehrstellen die Nachfrage immer stärker: Gab es 2009 rund unbesetzte Stellen, so waren es 2013 schon Die Zahl der neu von 2009 bis 2013 bundesweit abgeschlossen Ausbildungsverträge ist sogar um 6 % (auf ) gesunken. 1 Die Analyse der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Sektoren zeigt, dass der Bereich Industrie und Handel auf konstant hohem Niveau liegt und bezogen auf den Betrachtungszeitraum ein kleines Plus von 1,5 % an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnen konnte. In allen anderen Sektoren ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Jahr 2009 zurück. Den größten Rückgang verzeichnete mit 6,4 % der Bereich Handwerk (vgl. Tabelle 14). Tabelle 14: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2009 bis 2013 in Bayern nach Bereichen Jahr (jeweils Ende September) Insgesamt davon: Industrie und Handel Handwerk Freie Berufe Sonstige Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung ( ).

57 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gründungs- und Liquidationsgeschehen in Bayern Neue Unternehmen, die in den Markt eintreten, erfüllen zwei wichtige Funktionen innerhalb einer Ökonomie: Erneuerung und Wachstum. Unabhängig davon, ob Gründungen Imitationen oder Innovationen hervorbringen, beleben sie den Wettbewerb, sorgen für Anpassungsleistungen der Konkurrenten bzw. für den Marktaustritt schwächerer Unternehmen und fördern damit den Strukturwandel. Zudem schaffen Unternehmensgründungen sehr häufig neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze. Marktaustritte (Liquidationen) sind in der Marktwirtschaft die Kehrseite der Medaille. Fluktuation ist im Prinzip nicht ungewöhnlich. Sie ist vielmehr notwendig, um wettbewerbsfähige Marktstrukturen herauszubilden und zu erhalten. Unterschiedliche Erhebungsmethoden. Eine Datenbasis, die das Existenzgründungsund Liquidationsgeschehen umfassend abbilden könnte, gibt es in Deutschland bislang nicht. Vielmehr liegen unterschiedliche Datenquellen vor, die sich in ihrer Erhebungsgrundlage, ihrem Erhebungsdesign, aber auch ihrem Verständnis, was Gründungen sind, deutlich voneinander unterscheiden (vgl. Methodenkästen). Aus diesem Grunde wird in diesem Mittelstandsbericht zunächst das gewerbliche Existenzgründungs- und Liquidationsgeschehen nach dem Berechnungsschema des IfM Bonn 2 dargestellt (vgl. Kap ). Anschließend erfolgt die Fokussierung auf die technologieorientierten Gründungen (vgl. Kap ), die mittels Sonderauswertung des Mannheimer Unternehmerpanels 3 analysiert werden Gewerbliche Existenzgründungen und Liquidationen in Bayern Jahresdurchschnittlich rund Existenzgründungen im Zeitraum Insgesamt war das Gründungsgeschehen seit 2004 mit Ausnahme der Krisenjahre 2009/10, in denen wegen schlechter wirtschaftlicher Lage mehr gegründet wurde tendenziell rückläufig. Nach dem Gründungsboom in dem Jahr 2004, in denen die Zahl der gewerblichen Existenzgründer über betrug, folgte ein mehrjähriger Abwärtstrend im Gründungsgeschehen, der 2009/2010 gestoppt wurde. Allerdings setzte sich der Abwärtstrend dann ab 2011 fort erreichte die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen in Bayern den niedrigsten Stand und lag erstmals unter der Marke (vgl. Abbildung 15). Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen um 9,7 % zurückgegangen (Deutschland: -8,3 % 4 ). 1 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2014), S Vgl. Günterberg (2011), S. 131ff. 3 Vgl. Bersch (2014), S. 7ff. 4 Vgl. IfM Bonn (2015c), S. 1f.

58 56 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Methodische Hinweise zur Existenz- und Liquidationsstatistik des IfM Bonn Auf Basis des Datenmaterials der Gewerbeanzeigenstatistik wird nach der Methode des IfM Bonn die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen und Liquidationen geschätzt. In der Gewerbeanzeigenstatistik sind neben Neugründungen auch Umwandlungen, Zuzüge und Übernahmen aufgeführt. Die Neugründungen untergliedern sich in Betriebsgründungen (darunter Hauptniederlassungen und Zweigniederlassungen) sowie sonstige Gründungen (darunter Kleingewerbetreibende und Nebenerwerbsgründungen). Die Übernahmen untergliedern sich wiederum in Rechtsformwechsel, Gesellschaftereintritt und Erbfolge/Kauf/ Pacht. Auf den ersten Blick läge der Schluss nahe, die Neugründungen aus der Gewerbestatistik mit tatsächlichen Existenzgründungen gleichzusetzen. Allerdings ist nach der Definition des IfM Bonn unter einer tatsächlichen Existenzgründung die Gründung eines neuen Unternehmens (bzw. der Übernahme eines bestehenden Unternehmens) zu verstehen, das eine Existenz neu trägt (und somit nicht dem Nebenerwerb dient). Somit zählen die in der amtlichen Gewerbeanzeigenstatistik ausgewiesenen Nebenerwerbsanmeldungen nach der Methode des IfM Bonn nicht zu den Existenzgründungen. Im Jahr 2014 (2009) wurden (47.738) Nebenerwerbsgründungen in Bayern angemeldet. Nach der Methode des IfM Bonn zählen zu den gewerblichen Existenzgründungen die Betriebsgründungen einer Hauptniederlassung, echte Gründungen eines Kleingewerbes (lt. Schätzung des IfM Bonn 90 % der Kleingewerbegründungen; die restlichen 10 % erfolgen rein aus steuerlichen oder beschaffungspolitischen Motiven und werden deshalb als unechte Gründungen nicht berücksichtigt) sowie Übernahmen aus Erbfolge, Kauf und Pacht. Somit stellen etwa die Hälfte der Gewerbeanmeldungen gewerbliche Existenzgründungen im Sinne der Definition des IfM Bonn dar. Darüber hinaus sind in den nachfolgenden Existenzgründungszahlen nicht die Gründungen im Bereich der Freien Berufe erfasst, da diese keine Gewerbeanmeldungen benötigen. Nach Berechnungen des IfM Bonn haben im Jahr 2013 (2012) im Bereich der Freien Berufe insgesamt (10.700) Personen in Bayern eine selbstständige Tätigkeit begonnen stieg die Zahl auf an. In einem analogen Verfahren wird aus den Gewerbeabmeldungen die Zahl der gewerblichen Liquidationen berechnet. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015d); Günterberg (2011), S. 131ff.; IfM Bonn (2015d), S. 1. Drei große Einflussfaktoren auf das Gründungsgeschehen sind festzustellen. Zum einen die Förderungen von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit, die konjunkturelle Lage, zu der sich das Gründungsgeschehen antizyklisch verhält, sowie die Gründungen von Bürgern aus den EU-Beitrittsländern. Verschärfung der Förderungsbedingungen erreichte die Zahl der mit Überbrückungsgeld und Existenzgründungszuschuss (Ich-AG) geförderten Existenzgründungen ihren Höhepunkt. Nach Beschränkung des Förderzugangs auf die Empfänger von Arbeitslosengeld I im Jahr 2005 brach die Zahl der geförderten Gründungen aus der Arbeitslosigkeit jedoch deutlich ein. Die Zusammenführung des Über-

59 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 57 Abbildung 15: Gewerbliche Existenzgründungen, Liquidationen und Gründungssaldo 2004 bis 2014 in Bayern in Tsd ,1 78,4 77,7 61,9 24,2 66,9 66,7 70,4 66,8 67,3 64,3 11,5 11,0 3,7 3,0 70,8 74,3 69,7 62,2 60,6 60,1 8,6 13,7 9,5 58,1 56,6 53,6 52,0 51,3 48,4 1,4 1,6-3, Existenzgründungen Liquidationen Saldo Rundungsdifferenzen möglich Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d). brückungsgeldes und des Existenzgründungszuschusses zum neuen Förderinstrument Gründungszuschuss ab August 2006 ging zudem mit einer gewissen Verschärfung der Förderbedingungen einher. 1 Dies trug zu einem weiteren Rückgang der Inanspruchnahme der Fördermaßnahmen bis 2007 bei. Zum 28. Dezember 2011 erfolgte die Umstellung beim Gründungszuschuss von einem Rechtsanspruch auf eine sogenannte Ermessensleistung mit modifizierten Förderbedingungen. Dies hatte im Jahr 2012 starke Auswirkungen auf die Zugangszahlen von aus der Arbeitslosigkeit geförderten Gründungen und damit auf das gesamte Gründungsgeschehen. So wurde der Gründungszuschuss, der vor der Umstellung in Bayern jährlich rund Mal in Anspruch genommen wurde, nur noch in Fällen im Jahr 2012 in Bayern gewährt (4.240) und 2014 (5.813) stiegen die Förderzahlen wieder leicht an. 2 Abhängigkeit von Konjunktur. Der Rückgang der Gründungzahlen insgesamt ist jedoch nicht allein durch die Änderungen der Bedingungen für die Förderungen der Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit gekennzeichnet, sondern spiegelt auch die konjunkturelle Entwicklung wider, zu der sich das Gründungsgeschehen antizyklisch verhält. 1 Zudem besteht für Personen, die erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II sind und beabsichtigen, aus der Arbeitslosigkeit heraus eine selbstständige Tätigkeit aufzunehmen und diese hauptberuflich auszuüben die Möglichkeit, Einstiegsgeld zu beantragen. Allerdings wird dieses Instrument nur in geringen Fallzahlen in Bayern in Anspruch genommen. So wurde 2014 (2009) nur in 237 Fällen (682) das Einstiegsgeld gewährt, vgl. Bundesagentur für Arbeit (2015e), Tabelle Bayern, Bundesagentur für Arbeit (2009), S Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2013), Tabelle Bayern; Bundesagentur für Arbeit (2014c), Tabelle Bayern, Bundesagentur für Arbeit (2015e), Tabelle Bayern. Die Förderung wird auch für eine Gründung im Bereich der Freien Berufe gewährt, eine Aufteilung zwischen geförderten gewerblichen und freiberuflichen Gründungen ist nicht möglich.

60 58 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern In Krisenzeiten ist die Selbstständigkeit für viele die einzige Erwerbsalternative. Dies war zuletzt in steigenden Existenzgründungszahlen während und kurz nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 zu beobachten. Die verschlechterte Arbeitsmarktlage und die unsicheren Beschäftigungsperspektiven für abhängig Beschäftigte führten 2009 und 2010 wieder zu einer Zunahme der Gründungen insgesamt (vgl. Abbildung 15) und aus der Arbeitslosigkeit: So wurde in Bayern im Jahr 2010 (2009) der Gründungszuschuss an Existenzgründer (24.536) mal gewährt gingen die geförderten Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit leicht zurück. Dies ist u. a. auf die verschärften Förderbedingungen beim Existenzgründerzuschuss sowie auf die wirtschaftliche Erholung zurückzuführen. Die sich daran anschließende gute konjunkturelle Entwicklung führte zu einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt (vgl. Kap. 2.2). In wirtschaftlich guten Zeiten wagen weniger Personen den Schritt in die Selbstständigkeit, viele bevorzugen abhängige Beschäftigungsverhältnisse. Uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die negative Entwicklung der Existenzgründungszahlen ist zudem teilweise auf die Auswirkungen der seit dem 1. Januar 2014 geltenden uneingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgaren und Rumänen zurückzuführen, die nunmehr ohne Beschränkungen eine abhängige Beschäftigung in Deutschland aufnehmen können. So ist beispielsweise die Zahl der Gründer von Kleinunternehmen mit bulgarischer oder rumänischer Staatsangehörigkeit 2014 deutlich eingebrochen und bestehende Firmen wurden teilweise aufgelöst. 1 Vorher seit dem Beitritt am 1. Januar 2007 durften sie in Deutschland nur als Selbstständige tätig sein. Übrigens galt Gleiches für die Staatsbürger der Länder im Rahmen der EU-Osterweiterung 2004, die erst nach einer siebenjährigen Übergangszeit die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit erhielten. Letztgenannter Grund hat, wie die Analyse nach Gründungsart offenbart, vor allem die Zahl der Kleingründungen in den Jahren eingeschränkter Arbeitnehmerfreizügigkeit nach oben getrieben. So betrug die Zahl jährlich neu gegründeter Kleinunternehmen in den Jahren 2009 bis 2011 noch über Sie ging dann aufgrund der uneingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bürger aus den Staaten der EU-Osterweiterung 2004 dann 2012 und 2013 zurück sank die Zahl der Kleingewerbegründungen gegenüber dem Vorjahr 2013 nochmals um 13,4 %, Hauptursache dürfte hier die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bürger aus Bulgarien und Rumänien gewesen sein. Insgesamt verringerte sich 2014 im Vergleich zum Jahr 2009 die Zahl der Kleingewerbegründungen um bzw. 37,8 %, auf etwas über (vgl. Abbildung 16). Die Analyse nach Gründungsart offenbart zudem, dass im Jahr 2014 rund Betriebe neu gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. 2 Zwar ist auch hier ein Rückgang gegenüber dem Jahr 2009 von rund 23 % festzustellen, aber dieser ist deutlich geringer als bei den Kleingewerbegründungen. Die Zahl der Existenzgründungen durch Übernahmen 3 ging im Betrachtungszeitraum um 19 % zurück.

61 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 59 Abbildung 16: Gewerbliche Existenzgründungen 2009 bis 2014 in Bayern nach Gründungsart Übernahme durch Erbfolge, Kauf, Pacht Kleingewerbegründung Gründung mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d). Gewerbliche Liquidationen Immer weniger Unternehmen verlassen den Markt wurde mit rund der niedrigste Wert der gewerblichen Marktaustritte gezählt (vgl. Abbildung 17). Somit setzte sich der seit 2007 währende Abwärtstrend der Liquidationszahlen 4 fort. Ebenfalls Abhängigkeit von Konjunktur. Ein Grund für die rückläufige Anzahl der Liquidationen nach 2007 dürfte zunächst die gute konjunkturelle Lage bis in die erste Hälfte des Jahres 2008 sein. Zur Zeit der Finanz- und Wirtschaftskrise hatte man mit zunehmenden Liquidationszahlen gerechnet. Diese Befürchtung bewahrheitete sich jedoch nicht. Ähnlich wie bei den Gründungen dürfte hier eine Rolle gespielt haben, dass die Selbstständigkeit gerade in Krisenzeiten für viele die einzige Erwerbsalternative ist. Aufgrund der verschlechterten Lage am Arbeitsmarkt waren attraktive Alternativen zur Selbstständigkeit in Form hatten Personen mit bulgarischer bzw. rumänischer Staatsangehörigkeit eine Neugründung angemeldet, 2014 waren es nur noch 4.735, gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Aufgaben von Personen mit bulgarischer bzw. rumänischer Staatsangehörigkeit von im Jahr 2013 auf im Jahr 2014, vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014), S. 9; Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015d), S Hierbei handelt es sich um eine Gründung eines Betriebes durch eine juristische Person, eine Gesellschaft ohne Rechtspersönlichkeit (Personengesellschaft) oder eine natürliche Person. Bei einer natürlichen Person, die eine Hauptniederlassung anmeldet, ist Voraussetzung, dass sie entweder in das Handelsregister eingetragen ist oder aber eine Handwerkskarte besitzt oder mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigt. 3 Hierunter fallen der Kauf oder die Pacht eines Unternehmens und der Eintritt der Erbfolge. 4 Eine Liquidation ist die Abwicklung der Geschäfte eines aufgelösten Unternehmens durch Einzug der Forderungen und Verkauf (Verflüssigung) der übrigen Vermögensteile. Das nach Bezahlung der Verbindlichkeiten verbleibende Vermögen erhält der Unternehmer bzw. wird unter den Gesellschaftern verteilt. Die Liquidation ist ein formal-rechtlicher Vorgang, der für die einzelnen Rechtsformen unterschiedlich geregelt ist. In der Liquidationsstatistik nach der Methode des IfM Bonn zählen Unternehmensübergaben durch Vererbung, Verkauf oder Verpachtung ebenfalls zu den Liquidationen, in diesen Fällen bleibt das Unternehmen erhalten.

62 60 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 17: Gewerbliche Liquidationen 2009 bis 2014 in Bayern nach Gründungsart Übergabe durch Vererbung, Verkauf, Verpachtung Kleingewerbeaufgabe Unternehmensaufgabe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d). einer abhängigen Beschäftigung 2009 und 2010 relativ knapp, so dass nur wenige Selbstständige ihr Unternehmen freiwillig aufgegeben haben. Bedingt durch die deutlich geringeren Gründungszahlen in den vergangenen Jahren und der guten konjunkturellen Lage traten in den Jahren 2011 bis 2014 auch immer weniger Unternehmen aus dem Markt aus. Differenziert man die rund Liquidationen nach der Gründungsart, zeigt sich, dass im Jahr 2014 rund Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung ihr Gewerbe aufgaben. 1 Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang von 5,6 %. Die Zahl der Kleinunternehmensaufgaben 2 sowie der Betriebsübergaben 3, die im Jahr 2014 abgemeldet wurden, lagen etwa auf Vorjahresniveau (vgl. Abbildung 17). Über den Zeitraum 2009 bis 2014 ist zu erkennen, dass die Mehrheit der Liquidationen im Bereich der Kleingewerbeunternehmen stattfand und diese Zahl deutlich um 15,7 % zurückging. Gründungssaldo Gründungen und Liquidationen 2009 bis 2014: Saldo positiv. Im Berichtszeitraum 2009 bis 2014 machten sich in Bayern insgesamt rund Personen selbstständig. Im gleichen Zeitraum wurden rund Unternehmen abgemeldet, so dass im Berichtszeitraum Unternehmen mehr gegründet als liquidiert wurden. Das heißt: Der Gründungsüberschuss der Saldo aus Gründungen und Liquidationen ist positiv. Dieser positive Überschuss führte in der Vergangenheit auch zu einem Anwachsen des Unternehmensbestandes bis 2013 (vgl. Kap. 2.4). Im Jahr 2013 wies Bayern mit den besten Gründersaldo aller Flächenländer auf. Im Jahr 2014 wiesen alle Bundesländer (Ausnahme: Berlin) einen negativen Gründersaldo auf. 4 Der bayerische Gründungssaldo war 2014 das erste Mal negativ (-2.951). 5

63 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 61 Positiver Saldo bei den Gründungen mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung. Wie oben ausgeführt, sind im Bereich Kleingründungen die Gründungszahlen 2014 stark zurückgegangen, gleichzeitig sind aber die Liquidationen dieser Gründungsart auf ähnlichem Niveau geblieben. Deshalb ist der Gründungssaldo in diesem Segment im Jahr 2014 stark negativ (-7.387) (vgl. Abbildung 18). D. h. dieses Segment ist durch eine Vielzahl von Marktaustritten und deutlich weniger Markteintritten gekennzeichnet. Anders sieht es bei den Betrieben aus, deren Rechtsform und Beschäf- tigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Hier ist im gesamten Beobachtungszeitraum ein positiver Gründungssaldo festzustellen, auch wenn dieser im Zeitverlauf geringer geworden ist. Analog ist i. d. R. ein positiver Saldo bei den Übernahmen festzustellen. Konnten diese beiden Gründungsarten in den Jahren 2012 und 2013 den negativen Gründungssaldo bei den Kleingewerbegründungen mehr als ausgleichen, gelang dies im Jahr 2014 verursacht u. a. durch die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit der Bürger aus Bulgarien und Rumänien nicht mehr. Abbildung 18: Gründungssaldo 2009 bis 2014 in Bayern nach Gründungsart Übernahme durch Vererbung, Verkauf, Verpachtung (An- minus Abmeldungen) Kleingewerbegründung minus -aufgabe Unternehmensgründung minus -aufgabe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d). 1 Eine Betriebsaufgabe ist die vollständige Aufgabe eines Betriebes, der von einer juristischen Person oder einer Gesellschaft ohne Rechtspersönlichkeit (Personengesellschaft) oder einer natürlichen Person geführt wurde. Bei einer natürlichen Person ist Voraussetzung, dass sie entweder in das Handelsregister eingetragen ist oder zuletzt mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigt hat. 2 Vollständige Aufgabe einer Hauptniederlassung eines Kleingewerbetreibenden (Nicht-Kaufmann/-frau). Das Kleinunternehmen war nicht im Handelsregister eingetragen und beschäftigte keine Arbeitnehmer. 3 Diese Position umfasst Verkauf oder Verpachtung eines Unternehmens und den Antritt der Erbfolge. 4 Auf Bundesebene ist bereits seit 2012 der Gründungsaldo negativ. Differenziert nach Bundesländern war festzustellen, dass 2013 neben Bayern als einzigem Flächenland nur Berlin, Bremen und Hamburg einen positiven Saldo aufwiesen, vgl. IfM Bonn (2015e), S Vergleichbar stellt sich auch die Situation in Deutschland dar. Demnach sind im Jahr 2014 die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen ( ) deutlich und die der gewerblichen Liquidationen ( ) in geringem Umfang zurückgegangen sind. Der Saldo liegt deutschlandweit bei , vgl. IfM Bonn (2015c), S. 1.

64 62 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gründungs- und Liquidationsgeschehen auf Regierungsbezirksebene. Bei der Analyse des Gründungsgeschehens auf Regierungsbezirksebene ist eine ähnliche Verteilung wie bei dem Unternehmensbestand (vgl. Kap. 2.4) festzustellen. Im Regierungsbezirk Oberbayern fanden über 40 % aller bayerischen gewerblichen Existenzgründungen statt. Dieser Regierungsbezirk war auch der einzige, der einen positiven Gründungssaldo 2014 aufwies (vgl. Abbildung 19). Dazu beigetragen haben dürfte vor allem die Metropolregion München, da hier ähnlich wie in Berlin und Hamburg ein verstärktes Gründungsgeschehen in den letzten Jahren zu beobachten war. Positiver Gründungssaldo bei den substanzhaltigen Gründungen in allen Regierungsbezirken. In allen Regierungsbezirken ist zwar ein negativer Gründungssaldo bei den Kleinbetriebsgründungen festzustellen, aber auch ein positiver bei den substanzhaltigen Gründungen und den Übernahmen (vgl. Abbildung 20). Da bis auf Oberbayern der negative Saldo der Kleinbetriebsgründungen überwiegt, entsteht in den anderen sechs Regierungsbezirken insgesamt ein negativer Gründungssaldo. Abbildung 19: Gewerbliche Existenzgründungen, Liquidationen und Gründungssaldo 2014 in Bayern nach Regierungsbezirken Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben Existenzgründungen Liquidationen Saldo Rundungsdifferenzen möglich Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d).

65 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 63 Abbildung 20: Gründungssaldo 2014 in Bayern nach Regierungsbezirken und Gründungsart Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben Übernahme durch Vererbung, Verkauf, Verpachtung (An- minus Abmeldungen) Kleingewerbegründung minus -aufgabe Unternehmensgründung minus -aufgabe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung Rundungsdifferenzen möglich Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d). Branchen. Analysiert man die Zahl der Gründungen sektoral, so zeigen sich große Unterschiede. Die meisten der rund Existenzgründungen fanden 2014 im Baugewerbe statt. Mehr als jedes fünfte Unternehmen (20,9 %) wurde in diesem Jahr in dieser Branche gegründet. Vor allem Personen aus Osteuropa gründeten ihre Unternehmen hier überproportional. Im Wirtschaftsbereich Handel entstanden knapp Unternehmen (17,2 %). Gaststätten (12,6 %) und die Wirtschaftszweige der unternehmensnahmen Dienstleistungen folgen (vgl. Abbildung 21). Von den insgesamt Liquidationen des Jahres 2014 entfiel rund jede fünfte auf Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Handel. Es folgen das Baugewerbe (19,4 %), das Gastgewerbe (11,9 %) und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (11,7 %). Insgesamt weist die Hälfte der Branchen einen positiven Gründungssaldo aus. Branchen mit dem höchsten positiven Gründungssaldo sind die freiberuflichen Dienstleistungen (+480). Auch im Bereich Energie ist ein positiver Saldo festzustellen (+349). Ein Grund für den relativ hohen positiven Gründungssaldo im Energiebereich ist, dass Besitzer von Solaranlagen, auch wenn sie Privatpersonen sind, beim Betrieb einer Solaranlage von 3 kw und mehr ein Gewerbe anmelden müssen (vgl. Kap ). Branchen, in denen mehr Marktaustritte als Neugründungen vorkommen, sind der Handel (-2.076), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (-1.025) und Verkehr und Lagerei (-800). Insbesondere im Handel ist festzustellen, dass viele kleine (Online-)Händler schließen und eine gewisse Konzentration zu größeren Einheiten mit einer Mindestverkaufsfläche stattfindet.

66 64 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 21: Gewerbliche Existenzgründungen, Liquidationen und Gründungssaldo 2014 in Bayern nach Wirtschaftsbereichen Land- und Forstwirtschaft; Fischerei Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Verarbeitendes Gewerbe Energieversorgung Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung Baugewerbe Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Freiberuflliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen Kunst, Unterhaltung und Erholung Öffentl. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers.; Erbringung von sonst. Dienstleistungen Existenzgründungen Liquidationen Saldo Rundungsdifferenzen möglich Quelle: Eigene Berechnungen gemäß IfM-Berechnungsschema (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, 2015d).

67 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gründungsintensität in den forschungs- und wissensintensiven Branchen 2014: wieder steigende Gründungsintensität. Seit dem Jahr 2004 ist nach aktuellen Sonderauswertungen 1 des ZEW die Entwicklung der Gründungsintensitäten 2 in Bayern sowohl für alle Gründungen als auch für die in den forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen 3 und die in den nicht forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen 4 (vgl. Abbildung 22) tendenziell rückläufig. So sank die Gründungsintensität von 46,4 im Jahr 2009 auf 45,4 im Jahr Im Jahr 2013 wurden nach Berechnungen des ZEW nur noch 28,9 Unternehmen pro Personen im erwerbsfähigen Alter gegründet. Die für das Jahr 2014 vorgenommene Hochrechnung der Gründungszahlen deutet womöglich auf eine Trendumkehr hin. Die Gründungsintensität stieg zum ersten Mal seit 2010 auf 30,8, liegt aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Insgesamt ging die Gründungsintensität im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2014 damit um ein Drittel zurück. Unterbrochen wird dieser sinkende Trend der bayerischen Gründungsintensität durch eine markante Spitze im Gründungsaufkommen 2009, der zum einen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise (vgl. Kap ) und zum anderen durch die Einführung der Unternehmergesellschaft (UG) 5 hervorgerufen wurde. Die Gründungsintensität bei den nicht forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen, die rund 85 % aller Gründungen ausmacht, folgte dieser Entwicklung. Sie ging von 39,5 (38,5) im Jahr 2009 (2010) auf 24,6 im Jahr 2013 bzw. 25,8 im Jahr 2014 zurück. Bei der Gründungsintensität in den forschungsund wissensintensiven Wirtschaftszweigen, die rund 15 % aller Gründungen in Bayern ausmachen, ist ebenfalls ein Rückgang festzustellen. Betrug die Gründungsintensität im Jahr 2009 (2010) noch 7,1 (6,5), so sank sie im Jahr 2013 auf 4,4. Im Jahr 2014 so die Hochrechnung des ZEW stieg sie wieder an: auf 4,9. 1 Aufbauend auf der Studie Existenzgründungsgeschehen in Bayern im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr, Technologie (vgl. Egeln et al., 2012) werden Auszüge für den Mittelstandsbericht mittels Sonderauswertungen des ZEW aktualisiert. 2 Die Gründungsintensität ist definiert als Anzahl der Gründungen pro Personen im erwerbsfähigen Alter (18 bis einschließlich 64 Jahre). Die Angaben zur Bevölkerung basieren auf den Informationen der Regionalstatistik des Statistischen Bundesamtes. Zugrunde gelegt wird jeweils die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes zum eines Jahres. Die Gründungsintensität kann als Maß für die Ausschöpfung des Gründungspotenzials in einer Gebietseinheit angesehen werden. 3 Die forschungs- und wissensintensiven Branchen bestehen zum einen aus den forschungsintensiven Branchen des Verarbeitenden Gewerbes (FuE-Industrie), die im Durchschnitt mehr als 2,5 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aufwenden und zum anderen aus den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, die einen besonderen Technologiebezug oder überdurchschnittliche Akademikeranteile an den Beschäftigten aufweisen, vgl. Egeln et al. (2012), S Die nicht forschungs- und wissensintensiven Branchen sind zum einen die nicht technologieintensiven Wirtschaftszweige der Industrie. Diese umfassen das gesamte Verarbeitende Gewerbe von der Nahrungsmittel- über die Textilbis hin zur Metallverarbeitung, mit Ausnahme der Wirtschaftszweige, die unter die Spitzentechnik oder Hochwertige Technik fallen. Zum anderen gehören die folgenden Dienstleistungsbranchen zu den nicht forschungs- und wissensintensiven Branchen: Leasingfirmen, Zentralbanken und Kreditinstitute, Gebäudereinigungen oder Entsorgungsunternehmen zählen zu den sonstigen unternehmensnahen Dienstleistern. Konsumnahe Dienstleistungen umfassen z. B. das Gastgewerbe, Anbieter von Kultur, Sport und Unterhaltung sowie Friseure, Reinigungen, Versicherungen und mit Finanzdienstleistungen verbundene Tätigkeiten. Weitere Branchen sind das Bau- und Ausbaugewerbe (von Hoch- und Tiefbau über Heizungsinstallation bis zu Malereibetrieben) sowie der distributive Dienstleistungsbereich: Handel (Kraftfahrzeug-, Groß- und Einzelhandel). Nicht in die Untersuchung einbezogen wurden Unternehmen im Agrarsektor, im Bergbau, in der Energie-und Wasserversorgung, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im öffentlichen Sektor, vgl. Egeln et al. (2012), S Die Zunahme der Gründungen im Jahr 2009 und die weitere Entwicklung auf einem höheren Niveau im Jahr 2010 müssen im Zusammenhang mit der Einführung der Unternehmergesellschaft (UG) im November 2008 gesehen werden. Die UG ist eine Variante der GmbH mit erleichterten Regeln für die Errichtung eines Unternehmens, vgl. ausführlich Egeln et al. (2012), S. 13f.

68 66 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Methodische Hinweise zur Gründungstatistik des Mannheimer Unternehmenspanels Das Mannheimer Unternehmenspanel weist im Vergleich zu den anderen Quellen zum Gründungsgeschehen i. d. R. den niedrigsten Wert an Existenzgründungen aus, weil es sich vornehmlich auf wirtschaftsaktive und im Handelsregister eingetragene Unternehmen bezieht und nur Neugründungen, nicht aber Übernahmen und Beteiligungen erfasst. Das zugrundeliegende Rechercheverfahren impliziert, dass vornehmlich Kleingewerbetreibende, landwirtschaftliche Betriebe und Freiberufler untererfasst werden. Die besondere Stärke des Mannheimer Unternehmenspanels liegt aber in der differenzierten Branchenschlüsselung gegründeter Unternehmen. Nur auf dieser Datengrundlage sind derzeit verlässliche Aussagen zur Entwicklung der volkswirtschaftlich besonders wertvollen technologieorientierten Gründungen möglich. Quelle: Vgl. ausführlich Bersch (2014), S. 7ff. Gründungen in forschungs- und wissensintensiven Branchen relativ konstant. Der Rückgang der Gründungsintensitäten ist dabei zwar auch beeinflusst von der kontinuierlich steigenden Zahl von Erwerbsfähigen in Bayern (Nenner-Größe der Maßzahl) 1, geht aber überwiegend auf entsprechende Veränderungen der Gründungszahlen (Zähler-Größe) zurück. So wurden nach Berechnungen des ZEW zwischen 2004 und 2009 in Bayern jahresdurchschnittlich rund Unternehmen gegründet. Der Jahresdurchschnitt sank im Zeitraum 2010 bis 2014 auf eine jährliche Gründungszahl von knapp , was einem Rückgang von knapp 13 % entspricht. Bei den forschungsund wissensintensiven Wirtschaftszweigen fiel die Zahl der pro Jahr gegründeten Unternehmen von im Zeitraum auf im Zeitraum Das entspricht einem Rückgang von nur 3 %. Somit blieb die Zahl der Gründungen in den forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen doch relativ konstant. Abbildung 22: Gründungsintensitäten 2004 bis 2014 in Bayern Gründungen pro Erwerbsfähige Gesamt nicht forschungsund wissensintensive Wirtschaftszweige forschungs- und wissensintensive Wirtschaftszweige Quelle: ZEW (2015).

69 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 67 Gründungsgeschehen auf Regierungsbezirksebene In allen Regierungsbezirken Bayerns zeigt sich jeweils auch der für das Bundesland als Ganzes festzustellende Trend (vgl. Abbildung 23). Höchste Gründungsintensität in Oberbayern. Im gesamten Betrachtungszeitraum seit dem Jahr 2004 liegt der Regierungsbezirk Oberbayern i. d. R. bis auf die Jahre 2008 und 2009 deutlich an der Spitze hinsichtlich der Maßzahl Gründungsintensität. 2 Im Vergleich zum Durchschnitt der Gründungsintensitäten der anderen Regierungsbezirke allerdings ohne Oberfranken zeigt Oberbayern Gründungsintensitäten, die zwischen 35 % und 40 % höher ausfallen. Diese relative Gründungsstärke Oberbayerns ist auf die großen Gründungsaktivitäten im Umland von München zurückzuführen. Durchaus beachtlich sind auch die Steigerung der Gründungszahlen und damit der Gründungsintensitäten in Oberfranken in den Jahren 2008 bis Oberfranken hat in diesem Zeitfenster mit Oberbayern vergleichbare Gründungsintensitäten vorzuweisen. Dies bedeutet in absoluten Zahlen, dass in Oberbayern in den Jahren 2004 bis 2009 durchschnittlich Unternehmen pro Jahr gegründet wurden. In der Zeit von 2010 bis 2014 waren es jahresdurchschnittlich Unternehmen. Dies entspricht rund 45 % aller Gründungen in Bayern. Abbildung 23: Gründungsintensitäten über alle Branchen 2004 bis 2014 in Bayern nach Regierungsbezirken Gründungen pro Erwerbsfähige Oberbayern 40 Niederbayern 36 Oberpfalz 32 Oberfranken 28 Mittelfranken 24 Unterfranken Schwaben Anmerkung: Werte für 2014 Hochrechnung des ZEW, für den Regierungsbezirk Oberfranken derzeit nicht möglich. Quelle: ZEW (2015). 1 Im Jahr 2009 liegt den Berechnungen des ZEW eine Zahl von 7,87 Mio. Personen im erwerbsfähigen Alter (18 bis einschließlich 64 Jahre) zugrunde. Diese Zahl stieg kontinuierlich bis 2013 auf 9,23 Mio. Personen an. Ursachen für die Entwicklung sind die innerdeutsche und ausländische Zuwanderung in den Freistaat. 2 Da sich die Gebietseinheiten dieser regionalen Kategorien in ihrer Größe unterscheiden, ist es nicht sinnvoll, zu Vergleichszwecken absolute Gründungszahlen heranzuziehen. Größere Gebietseinheiten haben fast zwangsläufig mehr Gründungen, weil es dort auch mehr Personen gibt, die ein Unternehmen gründen können. Um die Gründungszahlen zwischen Regionen vergleichen zu können, werden sie normiert. Dies geschieht vornehmlich dadurch, dass die absoluten Gründungszahlen der untersuchten Regionen auf den Bestand der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter der verglichenen Gebietseinheiten bezogen werden.

70 68 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Forschungs- und wissensintensive Branchen Auf die Gründungen in diesen Wirtschaftszweigen des Industrie und Dienstleistungssektors in Bayern richten sich ambitionierte Wachstumshoffnungen. Dabei werden die Gründungen in den forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen hier separiert nach denen in den Industrie-Branchen 1, die im Durchschnitt mehr als 2,5 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aufwenden, und denen in den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, die einen besonderen Technologiebezug oder überdurchschnittliche Akademikeranteile an den Beschäftigten aufweisen. Von den im Zeitraum 2010 bis 2014 pro Jahr gegründeten Unternehmen in den forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen entfallen 285 (6,4 %) auf die forschungsintensiven Industriebranchen und (93,6 %) auf die wissensintensiven Dienstleistungen. Forschungsintensive Industriebranchen auf Regierungsbezirksebene. Große Unterschiede hinsichtlich des Gründungsgeschehens in den forschungsintensiven Industriebranchen lassen sich zwischen den bayerischen Regierungsbezirken nur schwer ausmachen (vgl. Abbildung 24). Wegen der kleinen Fallzahlen an Gründungen in einigen Regierungsbezirken (durchschnittlich weniger als 300 Gründungen pro Jahr im Zeitraum 2010 bis 2014) hat eine einzelne Gründung ein vergleichsweise hohes Gewicht für das gesamte Gründungsgeschehen in diesem Wirtschaftszweig. Insgesamt hat sich aber die absolute Zahl der Gründungen in diesem Bereich seit 2010 positiv entwickelt. Eine geringfügige Veränderung der Gründungszahlen in einem Regierungsbezirk kann dadurch sehr große Ausschläge der Intensitätslinie generieren. Abbildung 24: Gründungsintensität in forschungsintensiven Industrien 2004 bis 2014 in Bayern nach Regierungsbezirken Gründungen pro Erwerbsfähige 0,7 0,6 0,5 Oberbayern Niederbayern Oberpfalz 0,4 0,3 Oberfranken 0,2 Mittelfranken Unterfranken 0,1 Schwaben 0, Anmerkung: Werte für 2014 Hochrechnung des ZEW, für den Regierungsbezirk Oberfranken derzeit nicht möglich. Quelle: ZEW (2015).

71 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 69 Die relativen Positionen der Regierungsbezirke hinsichtlich der Gründungsintensität der forschungsintensiven Industrie verändern sich von Jahr zu Jahr. Gleichwohl sind einige Trends festzustellen. Von 2005 bis 2009 war ein stetiger Aufstieg Oberfrankens hinsichtlich des Gründungsintensitäten-Vergleichs zwischen den Regierungsbezirken festzustellen. In den Jahren 2009 und 2010 hat Oberfranken sogar die Spitzenwerte erreicht, bevor die Gründungsintensität, d. h. die Gründungen pro Personen im erwerbsfähigen Alter, hier deutlich sank. Dagegen finden sich die entsprechenden Gründungsintensitäten des Regierungsbezirks Oberbayern i. d. R. im oberen Bereich der Skala. Zudem fallen die Schwankungen der Oberbayern-Kurve wegen der vergleichsweise hohen Fallzahlen deutlich geringer aus. Forschungsintensive Industriebranchen in der Region. Die Gründungen in forschungsintensiven Industrien, zu denen u. a. Pharmazie und Luft- und Raumfahrt zählen, weisen in Teilen Oberfrankens (Bayreuth/Forcheim) sowie weiträumig im Großraum München 2 und Teilen Schwabens (Kaufbeuren/Ostallgäu) eine besonders hohe Intensität auf. Eine ganze Reihe weiterer ebenso markanter Konzentrationen befinden sich in Rosenheim, Deggendorf, Berchtesgardener Land, Bamberg und Aschaffenburg (vgl. Abbildung 25). Anders als für das Gründungsgeschehen insgesamt, sind für den forschungsintensiven Industrie-Bereich keine markanten Konzentrationen auf die Oberzentren festzustellen. Abbildung 25: Gründungsintensität in forschungsintensiven Industrien in Bayern auf Kreisebene im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014 Gründungen je Personen im erwerbsfähigen Alter < 0,20 0,20-0,23 0,24-0,26 0,27-0,32 0,33-0,42 > 0,42 Quelle: ZEW (2015). 1 Die forschungsintensive Industrie besteht wiederum aus den Bereichen Spitzentechnologie und Hochwertige Technologie im Verarbeitenden Gewerbe. In der Spitzentechnik vereinen sich Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes, die eine durchschnittliche Forschungs- und Entwicklungsintensität (FuE-Intensität) von über 7 % aufweisen. Die Spitzentechnik schließt somit Unternehmen ein, die z. B. pharmazeutische Grundstoffe, Datenverarbeitungsgeräte oder Mess- und Navigationsinstrumente produzieren. Die Hochwertige Technik umfasst die Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes mit einer durchschnittlichen FuE-Intensität von 2,5 % bis 7 %. Hierzu zählt unter anderem die Herstellung von Maschinen, Motoren, Kraftfahrzeugen und verschiedenen chemischen Erzeugnissen, vgl. Egeln et al. (2012), 126f. 2 Hierzu zählen München, Starnberg, Miesbach, Fürstenfeldbruck und Bad Tölz-Wolfratshausen.

72 70 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Wissensintensive Dienstleistungen auf Regierungsbezirksebene. Wegen der vielfach höheren Fallzahlen verlaufen die Kurven der Gründungsintensitäten für Gründungen in den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen ziemlich glatt. Die Entwicklung der Gründungsintensitäten in diesem Bereich ist von einem leichten Abwärtstrend zwischen 2004 und 2008 gekennzeichnet, im Jahr 2009 stiegen die Zahlen aus den oben skizzierten Gründen an (vgl. Abbildung 26). Besonders stark waren diese Zunahmen in den Regierungsbezirken Oberfranken, Unterfranken und Schwaben. Nach 2009 ist der Bereich wissensintensive Dienstleistungen von einem deutlichen Rückgang der Gründungszahlen bis 2013 gekennzeichnet. Erst 2014 zog die Gründungsintensität wieder leicht an. Von den absoluten Zahlen lagen die Gründungen in diesen Branchen wieder auf dem Niveau von Die Gründungsintensität 2014 ist allerdings gegenüber 2011 niedriger, weil die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter gleichzeitig deutlich gestiegen ist. Die Gründungsintensitäten für den Bereich wissensintensive Dienstleistungen des Regierungsbezirks Oberbayern liegen im gesamten Betrachtungszeitraum deutlich über denen der anderen Regierungsbezirke. Sie fallen i. d. R. doppelt so hoch aus. Abbildung 26: Gründungsintensität in wissensintensiven Dienstleistungen 2009 bis 2014 in Bayern nach Regierungsbezirken Gründungen pro Erwerbsfähige Oberbayern 6 Niederbayern 5 Oberpfalz 4 Oberfranken 3 Mittelfranken 2 Unterfranken 1 Schwaben Anmerkung: Werte für 2014 Hochrechnung des ZEW, für den Regierungsbezirk Oberfranken derzeit nicht möglich. Quelle: ZEW (2015).

73 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 71 Wissensintensive Dienstleistungen in der Region. Für Gründungen in den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, wozu u. a. auch der Softwarebereich zählt, gibt es offenbar anders als bei der forschungsintensiven Industrie deutlicher abgegrenzte, regionale Schwerpunktzentren. Dazu gehört zunächst der Großraum München. Aber auch in den anderen Regionen Bayerns finden sich sehr hohe Gründungsintensitäten, vor allem in den Oberzentren, die in der Regel auch Hochschulen beheimaten: Coburg, Regensburg, Passau, Bamberg, Würzburg, Rosenheim, Aschaffenburg sowie Weiden in der Oberpfalz (vgl. Abbildung 27). High-Tech-Sektor Der sog. High-Tech-Sektor 1, der aufgrund seiner überdurchschnittlichen Innovationsneigung häufig im Zentrum des öffentlichen Interesses steht, setzt sich aus der forschungsintensiven Industrie und einem Teilbereich der wissensintensiven Dienstleistungen den sog. technologieorientierten Dienstleistungen zusammen. Gründungsanteil über Bundesdurchschnitt. Der Anteil der High-Tech-incl. Softwaregründungen an allen Gründungen war sowohl im Zeitraum von 2005 bis 2009 als auch von 2010 bis 2014 in Bayern um fast einen Prozentpunkt höher als in Deutschland insgesamt (vgl. Abbildung 28). Der Anteil der High- Tech-incl. Softwaregründungen an allen Gründungen ist sogar von jahresdurchschnittlich 7,5 % ( ) auf 8,1 % ( ) gestiegen. Auch im Vergleich zum Bundesdurchschnitt lag er im Zeitraum von 2005 bis 2009 als auch von 2010 bis 2014 in Bayern um fast einen Prozentpunkt höher. An dieser Stelle ist vor dem Hintergrund der absolut sinkenden Zahlen der Gründungen anzumerken, dass auch die absolute Zahl der Gründungen in der High-Tech-Branche seit Jahren rückläufig ist. Abbildung 27: Gründungsintensität in wissensintensiven Dienstleistungen in Bayern auf Kreisebene im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014 Gründungen je Personen im erwerbsfähigen Alter < 2,49 2,49-3,28 3,29-3,82 3,83-5,32 > 5,32 Quelle: ZEW (2015). Innerhalb Bayerns ist der Anteil der High-Tech- Gründungen ohne Software leicht zurückgegangen ist, der Anteil der Software-Gründungen an allen Gründungen dagegen ist auf knapp 2 % gestiegen. 1 Gemäß der Einordnung von ZEW, NIW und Fraunhofer ISI zählen zum High-Tech-Sektor zum einen die Spitzen- (mehr als 7 % FuE-Intensität) und Hochwertige Technologie (2,5 % 7 % FuE-Intensität) im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Technologieorientierten Dienstleistungen. Technologieintensive Dienstleister (TDL) sind Unternehmen, die sich z. B. auf Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaft oder der Medizin spezialisiert haben sowie Architektur-, Ingenieurbüros oder Fernmeldedienste. Diese Branchengruppe gehört ebenso zum Dienstleistungsbereich des High-Tech-Sektors wie Softwareentwicklung oder Webdesign (zusammengefasst unter Software ), vgl. Egeln; Gottschalk (2014), S. 47.

74 72 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 28: Anteil der High-Tech- und Softwaregründungen an allen Gründungen in Bayern nach Regierungsbezirken im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2009 und 2010 bis 2014 Prozent Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben Bayern Gesamt Deutschland Hightech ohne Software ( ) Hightech ohne Software ( ) Software ( ) Software ( ) Quelle: ZEW (2015). Vor allem Regierungsbezirk Oberbayern. Differenziert nach Regierungsbezirken lag der Regierungsbezirk Oberbayern mit einem Anteil von fast 10 % High-Tech-Gründungen pro Jahr weit vor den anderen Regierungsbezirken. Mit Ausnahme der Regierungsbezirke Oberfranken und Niederbayern lag der Anteil der High-Tech-Gründungen ohne Software aber in allen Regierungsbezirken über dem Bundesdurchschnitt. Oberfranken holte allerdings auf: Die High-Tech-Gründungen ohne Software und die Software-Gründungen sind gestiegen. Niederbayern verzeichnete eine deutliche Zunahme bei den Software-Gründungen.

75 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Unternehmensinsolvenzen in Bayern Deutlicher Rückgang. Ähnlich wie die Liquidationen (vgl. Kap ) sind die Unternehmensinsolvenzen 1 bereits zwischen 2004 und 2008 zurückgegangen. Der Rückgang reflektiert mutmaßlich wiederum vor allem das damalige Konjunkturhoch. Die Wirtschafts- und Finanzkrise machte sich 2009 in einem Anstieg der unfreiwilligen Marktaustritte in Folge von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bemerkbar. Seit 2010 sinkt die Zahl der Insolvenzen. Aufgrund der guten konjunkturellen Erholung in den Jahren 2011 bis 2014 sank die Zahl der insolventen Unternehmen kontinuierlich auf unter im Jahr 2014 (vgl. Abbildung 29). 2 Für das Jahr 2015 ist mit einem weiteren Rückgang der Unternehmensinsolvenzen auf unter zu rechnen. 3 Abbildung 29: Unternehmensinsolvenzen 2004 bis 2014 in Bayern Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015e), S Eine Insolvenz bezeichnet eine dauerhafte Zahlungsunfähigkeit oder die Überschuldung eines Unternehmens. Mit der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gehen die Verwaltungs- und Verfügungsrechte des bisherigen Unternehmers auf den Insolvenzverwalter über. Die Insolvenz ist ein formal-rechtlicher Vorgang mit z. T. unterschiedlichen Regelungen für einzelne Rechtsformen. Eine Unternehmensaufgabe geht damit nicht zwangsläufig einher. 2 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015e), S Wie das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015f), S. 1 mitteilte, ging die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im 1. Quartal 2015 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 1,5 % zurück. 4 Die Zahl der Insolvenzen stammt aus der Statistik über beantragte Insolvenzverfahren, die Informationen über die Anzahl der eröffneten oder mangels Masse abgewiesenen Insolvenzverfahren sowie über die Anzahl der Verfahren, in denen ein gerichtlicher Schuldenbereinigungsplan angenommen wurde, liefert. Es werden ohne es gesondert ausweisen zu können sowohl Insolvenzen aus dem gewerblichen Bereich als auch aus dem Bereich der Freien Berufe erfasst.

76 74 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 30: Insolvenzquoten von Unternehmen 2004 bis 2014 in Bayern und Deutschland Insolvenzquote a in Prozent ,3 8,7 12,1 7,9 11,0 7,8 9,3 6,8 9,2 5,9 10,4 6,9 10,1 6,6 9,4 5,8 8,7 5,4 8,0 5,0 7,4 4, b Insolvenzquote (Bayern) Insolvenzquote (Deutschland) a Insolvenzen je Unternehmen (nach Umsatzsteuerstatistik [Voranmeldungen]). b 2014 berechnet mit geschätzten Unternehmenszahlen (2013er Unt.Anz). Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015e), S. 10; Statistisches Bundesamt (2015c), S. 3; Statistisches Bundesamt (2015d), S. 9. Die Insolvenzquote, d. h. die Anzahl der Insolvenzen 1 je Unternehmen in Bayern, sank seit 2009 kontinuierlich auf unter 5 % im Jahr Wie Abbildung 30 zeigt, liegt diese Quote wie auch in den Vorjahren deutlich unter der bundesweiten Insolvenzquote von 7,4 %.

77 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Unternehmensnachfolge in Bayern Die Unternehmensübergabe ist eine große, wenn nicht die größte Aufgabe für einen Unternehmer Unternehmen pro Jahr. Im Freistaat Bayern standen und stehen in den Jahren 2011 bis 2015 rund Unternehmen mit rund Arbeitsplätzen zur Übergabe an. Bezogen auf ein Jahr heißt dies, dass durchschnittlich in rund Unternehmen mit rund Arbeitsplätzen die Übergabe stattgefunden hat bzw. stattfinden wird. Dies wurde im Rahmen einer Kurzstudie 2 ermittelt, aufbauend auf der oben skizzierten Verteilung der Selbstständigen in Bayern nach Altersklassen (vgl. Kap. 2.3), des Unternehmensbestandes im Jahr 2009 in den einzelnen Regierungsbezirken (vgl. Kap. 2.4) sowie weiterer Statistiken. Für die nächsten Jahre ist ein weiterer Anstieg der Unternehmensnachfolgen zu erwarten. Zum einen ist seit 2009 die Zahl der Unternehmen gestiegen (vgl. Kap. 2.4) und zum anderen kommt derzeit die Generation der sog. Babyboomer auch als Selbstständige ins Rentenalter. Die aktuellen Schätzungen des IfM Bonn prognostizieren für die Jahre , dass in Bayern rund Unternehmen mit über Arbeitsplätzen vor einem Generationenwechsel stehen. Diese Zahl dürfte die realen Verhältnisse eher noch unterschätzen. Dies ist daran zu sehen, dass der Anteil der Selbstständigen, die 60 Jahre und älter sind, in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Waren es bei der skizzierten Kurzstudie im Jahr 2009 noch bzw. im Jahr Selbstständige über 60 Jahre, so stieg deren Zahl im Jahr 2013 schon auf (vgl. Kap. 2.3). Altersgründe. Der häufigste Grund für eine anstehende Unternehmensnachfolge in einem Familienunternehmen ist klassischerweise das Alter des Unternehmers. Betrachtet man die Verteilung der Selbstständigen in Bayern nach Altersklassen, so waren zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie rund der Selbstständigen 60 Jahre und älter. Dies entspricht einem Anteil von 15,2 % an allen Selbstständigen. 3 Spätestens ab dem 60. Lebensjahr, besser aber ab dem 55. Lebensjahr, sollte sich ein Unternehmer über seine Nachfolge im Unternehmen also Gedanken machen. Fortführung des Lebenswerks. Diese Selbstständigen gehen i. d. R. davon aus, dass ihr Lebenswerk weitergeführt wird. In diesem Zusammenhang stellt sich aber die Frage nach der Attraktivität einer Übernahme aus familieninterner oder -externer Sicht. Ausschlaggebend für einen Unternehmensnachfolger ist, dass er mit dem übernommenen Unternehmen seinen Lebensunterhalt verdienen kann. 4 1 Die Zahl der Insolvenzen stammt aus der Statistik über beantragte Insolvenzverfahren, die Informationen über die Anzahl der eröffneten oder mangels Masse abgewiesenen Insolvenzverfahren sowie über die Anzahl der Verfahren, in denen ein gerichtlicher Schuldenbereinigungsplan angenommen wurde, liefert. Es werden ohne es gesondert ausweisen zu können sowohl Insolvenzen aus dem gewerblichen Bereich als auch aus dem Bereich der Freien Berufe erfasst. 2 Vgl. Wallau/Stadler/Boerger (2012). 3 Neben den aus Altersgründen ausscheidenden Familienunternehmern können noch zwei andere statisch erfassbare Gründe dazu führen, dass in Familienunternehmen eine Unternehmensnachfolge ansteht. Hierbei handelt es sich um todesfall- oder krankheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Unternehmen vor dem 60. Lebensjahr. 4 In der Vergangenheit wurde hierfür mangels besserer Daten pauschal ein Jahresumsatz von mindestens Euro angesetzt. Mittlerweile liegen Informationen der Bundesbank zu den Gewinnen der Unternehmen differenziert nach Rechtsform und Umsatzgrößenklassen vor, die wesentlich besser geeignet sind, die Attraktivität eines Unternehmens zu bestimmen. Demnach gilt ein Familienunternehmen als für die Übernahme geeignet, wenn es mindestens einen nachhaltigen Jahresgewinn erwirtschaftet. Hierzu wurde die Höhe eines durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens zuzüglich des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung (rund Euro) zugrunde gelegt. In Anlehnung hieran wurde für die nachfolgenden Berechnungen ein nachhaltig erwirtschafteter Mindestgewinn von Euro festgelegt. Hierzu wurde ein Fünfjahresdurchschnittwert der Renditen laut Bundesbankstatistik differenziert nach Rechtsformen zugrunde gelegt.

78 76 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Betrachtet man die Umsatzgrößenverteilung dieser Unternehmen, die zur Übergabe anstehen (vgl. Abbildung 31), so fällt auf, dass zu ihnen relativ wenige mit einem Jahresumsatz unter Euro gehören. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von beispielsweise unter Euro dürfte es schwerfallen, einen Mindestgewinn von Euro zu erwirtschaften und so für einen Nachfolger attraktiv zu sein. 1 Erhalt von Arbeitsplätzen. Von der Übergabe sind, wie bereits gesagt, rund Arbeitsplätze betroffen. Fast 50 % dieser Arbeitsplätze liegen bei den schätzungsweise rund Unternehmen mit mehr als 5 Mio. Euro Jahresumsatz, bei denen 2011 bis 2015 die Nachfolge anstand bzw. ansteht. Abbildung 31: Zur Übergabe anstehende Unternehmen und Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Bayern in den Jahren 2011 bis 2015 nach Umsatzgrößenklassen bis über über Mio. über 1 Mio. 2 Mio. über 2 Mio. 5 Mio. über 5 Mio Insgesamt Unternehmen mit Beschäftigten Zur Übergabe anstehende Unternehmen ( ) Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen Quelle: Wallau/Stadler/Boerger (2012), S. 15f.

79 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 77 Handel, Verkehr, Gastgewerbe. Das sind die Branchen, in denen zusammengenommen die meisten der rund Nachfolgen vollzogen wurden bzw. werden, gefolgt vom Produzierenden Gewerbe (vgl. Abbildung 32). Mehr als ein Drittel der von der Unternehmensnachfolge betroffenen Arbeitsplätze liegen im Produzierenden Gewerbe. Rund Arbeitsplätze sind von Nachfolgen bei unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen betroffen. Abbildung 32: Zur Übergabe anstehende Unternehmen und Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Bayern in den Jahren 2011 bis 2015 nach Wirtschaftszweigen Produzierendes Gewerbe Handel, Verkehr, Gastgewerbe Unternehmensbezogene Dienstleistungen Personenbezogene Dienstleistungen Zur Übergabe anstehende Unternehmen ( ) Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen Quelle: Wallau/Stadler/Boerger (2012), S. 17f. 1 Im Rahmen der Kurzstudie wurde überprüft, wie sich die Zahl der Unternehmen und der betroffenen Arbeitsplätze verändert, wenn der Mindestgewinn auf Euro gesenkt wird. Im Ergebnis ist festzustellen, dass schätzungsweise weitere Unternehmen in den Jahren 2011 bis 2015, überwiegend Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis Euro, nunmehr die Mindestgewinnhürde schaffen. Da es sich dabei vor allem um Kleinstunternehmen handelt, die häufig keine oder nur einen Angestellten haben, erhöht sich die Zahl der von der Übergabe betroffenen Arbeitsplätze nur geringfügig.

80 78 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Vor allem Regierungsbezirk Oberbayern. Hier, im größten Regierungsbezirk, standen bzw. stehen im angegebenen Zeitraum mit rund 40 % der Unternehmensnachfolgen am meisten Firmenübergaben an. In Oberfranken im Vergleich dazu die wenigsten. Hier mussten bzw. müssen sich etwa Unternehmen mit Mitarbeitern auf eine Unternehmensnachfolge einstellen. In den anderen fünf Regierungsbezirken liegen die Größenordnungen zwischen und Übergaben mit durchschnittlich betroffenen Mitarbeitern pro Regierungsbezirk (vgl. Abbildung 33). Abbildung 33: Zur Übergabe anstehende Unternehmen und Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Jahren 2011 bis 2015 nach Regierungsbezirken Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben Insgesamt Unternehmen mit Beschäftigten Zur Übergabe anstehende Unternehmen ( ) Anzahl der Mitarbeiter, in den zur Übergabe anstehenden Unternehmen Quelle: Wallau/Stadler/Boerger (2012), S. 19f.

81 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 79 3 Entwicklung nach Wirtschaftszweigen Im Folgenden wird die Entwicklung der Unternehmen und ihres Umsatzes in den einzelnen Wirtschaftszweigen (bis auf WZ-2-Steller-Ebene) analysiert. Dabei geht es i. d. R. um die Daten der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen und einen Vergleich der Umsätze der Jahre 2013 und Die Analyse führt jeweils die Daten aller Unternehmen der Branche sowie der KMU 2 in dieser Branche auf Produzierendes Gewerbe Das Produzierende Gewerbe umfasst die Wirtschaftszweige Verarbeitendes Gewerbe, dem sowohl Industrieunternehmen als auch Unternehmen des produzierenden Handwerks angehören, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Energieversorgung, Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen sowie das Baugewerbe. Die Unternehmen des Produzierenden Gewerbes setzten fast jeden zweiten Euro (49,6 %) um, konkret erwirtschafteten sie im Jahr 2013 insgesamt 480,5 Mrd. Euro, der Umsatz aller bayerischen Unternehmen betrug im gleichen Zeitraum 968,7 Mrd. Euro. Über dem Landesdurchschnitt. Die Anzahl der Unternehmen im Produzierenden Gewerbe hat deutlich über dem bayerischen Landesdurchschnitt zugenommen. Sie stieg von 2009 bis 2013 um insgesamt um 15,7 % an, während im Landesdurchschnitt der Unternehmensbestand um 6,2 % wuchs. Ähnlich verhielt es sich bei der Umsatzentwicklung. Während die Umsätze aller bayerischen Unternehmen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2013 nominell um 18,5 % zulegten, konnten die Unternehmen des Produzierenden Gewerbes ein Umsatzwachstum von 22,4 % erzielen. Fast jeden zweiten Euro erwirtschaftet. Insgesamt waren im Jahr 2013 im Freistaat Bayern rund Unternehmen im Produzierenden Gewerbe tätig (vgl. Tabelle 15). 4 Bezogen auf den Gesamtunternehmensbestand von (vgl. Kap. 2.4) entspricht dies einem Anteil von 22,0 %. 1 Die Daten in den nachfolgenden Abschnitten Kap. 3.1 bis Kap. 3.6 beruhen auf der Umsatzsteuerstatistik 2009 und 2013 (Voranmeldung), vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a), S. 1ff.; Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011), S. 1ff., sowie einer Sonderauswertung der Umsatzsteuerstatistik 2009 für KMU bis 50 Mio. Euro. 2 In einigen Teilbranchen wurden aufgrund der sehr geringen Zahl von Großunternehmen die Zahl und / oder die Umsätze differenziert nach Größenklassen vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung aus Geheimhaltungsgründen gesperrt. 3 Die im Rahmen dieses Kapitels durchgeführten Berechnungen beruhen auf den ungerundeten Zahlen der Statistikquellen und nicht auf den in den Tabellen abgebildeten gerundeten Werten. 4 Im Mittelstandsbericht 2010, vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (2010), S. 32f. wurde das Produzierende Gewerbe ohne das Baugewerbe (vgl. Kap ) berichtet. Ohne das Baugewerbe waren im Produzierenden Gewerbe Unternehmen tätig, die insgesamt 431,5 Mrd. Euro umsetzten. Davon waren KMU, die einen Gesamtumsatz von 89,9 Mrd. Euro erzielten. Der Unternehmensbestand wuchs um 24,5 %, der Umsatz um 22,5 %.

82 80 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern KMU: ein Viertel aller Umsätze. 99,3 % der Unternehmen des Produzierenden Gewerbes waren KMU mit weniger als 50 Mio. Euro Umsatz. Diese erwirtschafteten allerdings nur 26,7 % der Umsätze dieser Branche im Jahr Die rund Großunternehmen vereinten im Jahr ,3 % des im Produzierenden Gewerbe erwirtschafteten Umsatzes auf sich. Der durchschnittliche Umsatz eines Unternehmens im Produzierenden Gewerbe stieg von rund 3,42 Mio. Euro auf rund 3,62 Mio. Euro. Bei KMU erfolgte eine Zunahme von rund Euro auf Euro. Nachfolgend wird die unterschiedliche Entwicklung der fünf Teilbranchen des Produzierenden Gewerbes erläutert. Tabelle 15: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Produzierenden Gewerbe 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ B F Produzierendes Gewerbe Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU ,7 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 392,7 480,5 87,9 22,4 KMU 104,3 128,5 24,2 23,2 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

83 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Im Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden waren im Jahr 2013 in Bayern insgesamt 534 Unternehmen tätig, allesamt aus dem Unterabschnitt Gewinnung von Steinen und Erden. Sie erzielten einen Gesamtumsatz von 1,7 Mrd. Euro (vgl. Tabelle 16). Davon erwirtschafteten die 528 KMU 1,2 Mrd. Euro. Zwischen 2009 und 2013 sank die Gesamtzahl der Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig um 4,3 %, ebenso der gesamte Branchenumsatz (-18,2 %). Die KMU dieser Branche konnten sich gegen diesen Abwärtstrend stellen und hatten 2013 einen um 6,5 % höheren Umsatz als die KMU des Jahres Tabelle 16: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Bergbau 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,5 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,1 1,7-0,4-18,2 KMU 1,1 1,2 0,1 6,5 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

84 82 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Verarbeitendes Gewerbe Das Verarbeitende Gewerbe ist das Herzstück der bayerischen Wirtschaft. Ihm gehören sowohl die Industrieunternehmen als auch die Unternehmen des verarbeitenden Handwerks an. Insgesamt waren im Jahr 2013 im Freistaat Bayern rund Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig tätig, die einen Gesamtumsatz von 383,4 Mrd. Euro erzielten. 1 Dies entspricht fast 40 % des erwirtschafteten Gesamtumsatzes aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Freistaat. KMU: 20 % der Umsätze. 98,2 % der Unternehmen waren KMU mit weniger als 50 Mio. Euro Umsatz. Sie erzielten gut 20 % der Umsätze dieser Branche im Jahr 2013 (vgl. Tabelle 17). Rund 750 Großunternehmen vereinten 2013 alleine rund 80 % des im Verarbeitenden Gewerbe erwirtschafteten Umsatzes auf sich, obwohl sie nur etwa 2 % der Unternehmen in diesem Wirtschaftssektor ausmachen. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes sind die meisten (mittelständischen) Unternehmen folgenden Bereichen zuzuordnen: Herstellung von Metallerzeugnissen (6.698, davon KMU), Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (6.540, davon KMU), Herstellung von sonstigen Waren (4.185, davon KMU) und dem Maschinenbau (3.192, davon KMU). Umsatzstarke Teilbranchen. Bezogen auf den erwirtschafteten Umsatz in den Teilbranchen des Verarbeitenden Gewerbes ergibt sich ein anderes Bild. So werden rund 21 % des Umsatzes des Verarbeitenden Gewerbes durch 578 Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen erbracht (2013: rund 80,5 Mrd. Euro). Weitere wichtige umsatzstarke Teilbranchen sind die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten (rund 52,5 Mrd. Euro), der Maschinenbau (rund 40 Mrd. Euro), der Sonstige Fahrzeugbau (rund 31,3 Mrd. Euro) sowie das Nahrungs- und Futtermittelgewerbe (rund 28,8 Mrd. Euro). Allein diesen fünf Teilbranchen des Verarbeitenden Gewerbes lassen sich über 60 % des Branchenumsatzes zuordnen. Betrachtet man nur den durch KMU im Jahr 2013 erzielten Umsatz, so stellt sich ein anderes Bild dar. Hier sind die umsatzstärksten Bereiche der Maschinenbau (10,7 Mrd. Euro), die Herstellung von Metallerzeugnissen (10,4 Mrd. Euro) und das Nahrungs- und Futtermittelgewerbe (10,0 Mrd. Euro). Insgesamt geringere Zahl von Unternehmen. Die Entwicklung der einzelnen Teilbranchen des Verarbeitenden Gewerbes verlief zum Teil sehr unterschiedlich. Die Gesamtzahl der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe ist zwischen 2009 und 2013 insgesamt leicht gesunken (-1,0 %). Während die Anzahl der am Markt aktiven mittelständischen Unternehmen um 1,3 % zurückging, stieg die Zahl der Großunternehmen von 622 auf 774 (+24,4 %). 2 Anscheinend ist es einigen Unternehmen in diesem Fünfjahreszeitraum gelungen, so stark zu wachsen, dass sie mittlerweile einen Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro haben. In Teilbranchen höhere Zahl der Unternehmen. Während wie oben ausgeführt der Gesamtbestand der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe von 2009 bis 2013 um 1,0 % zurückging, wuchs die Zahl der Unternehmen in einigen Teilbranchen zum Teil sehr deutlich. Darunter insbesondere: Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (+31,6 %), Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen (+31,0 %), Herstellung von Möbeln (+9,4 %), Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+5,3 %) sowie Maschinenbau (+5,2 %). Die größten Unternehmensbestandsrückgänge hatten das Tabakgewerbe (-28,6 %) 3, die Herstellung von Papier, Pappe etc. (-13,8 %), die Herstellung von Druckerzeugnissen etc. (-9,3 %) und die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (-8,4 %) zu verzeichnen. Die Entwicklung bei den KMU verlief im Wesentlichen analog. KMU: 21,3 % Umsatzwachstum. In allen Teilbranchen war über den Fünfjahreszeitraum eine positive Umsatzentwicklung zu beobachten. Insgesamt konnte der Branchenumsatz im Verarbeitenden Gewerbe um 28,1 % gesteigert werden. Die mittelständischen Unternehmen realisierten ein Umsatzwachstum von 21,3 %. Besonders positiv fiel die Umsatzentwicklung in folgenden Bereichen aus: Kokerei und Mineralölverarbeitung (+72,3 %),

85 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 83 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+48,2 %), Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen (+46,2 %), Herstellung von Textilien (+45,9 %) sowie Maschinenbau (+43,0 %). Ein nur sehr geringes Umsatzwachstum kennzeichnete die Bereiche Getränkeherstellung (+0,2 %), Verlags- und Druckgewerbe (+4,4 %), Sonstiger Fahrzeugbau (+4,4 %) sowie Herstellung von Papier (+6,0 %). KMU erzielten bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+44,7 %), Metallerzeugnissen (+40,5 %), Gummi- und Kunststoffwaren (+36,5 %) sowie Möbeln (+35,4 %) die höchsten Umsatzzuwächse. 1 Der Durchschnittsumsatz über alle Unternehmen berechnet betrug ,93 Mio. Euro. Der Durchschnittumsatz der KMU beträgt 1,85 Mio. Euro. 2 Eine Nettozunahme des Bestandes von Großunternehmen kann grundsätzlich verschiedene Ursachen haben. So können Großunternehmen z. B. als Neugründung, als Aufspaltung von zwei oder mehr Großunternehmen oder durch Klassenwechsel von einem kleinen und mittleren Unternehmen in die Umsatzgrößenklasse der Großunternehmen mit 50 Mio. Euro und mehr Jahresumsatz entstanden sein. Das Problem der Klassenwechsler ist sowohl von unten nach oben als auch von oben nach unten gegeben. Es ist zu vermuten, dass Klassenwechsel von unten nach oben häufiger stattfinden als von oben nach unten, so dass einige KMU nunmehr als Großunternehmen gezählt werden. 3 Allerdings ist hier anzumerken, dass die Zahl der Unternehmen von sieben auf fünf zurückging.

86 84 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 17: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Gewerbekennzahl (WZ 2008) Wirtschaftszweig Unternehmen Insgesamt Anzahl Veränderung absolut Veränderung in % /2009 C Verarbeitendes Gewerbe ,0 10 Herstellung von Nahrungs-und Futtermitteln ,4 11 Getränkeherstellung ,0 12 Tabakverarbeitung ,6 13 Herstellung von Textilien ,9 14 Herstellung von Bekleidung ,8 15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen ,3 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) ,7 17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus ,8 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern ,3 19 Kokerei und Mineralölverarbeitung ,1 20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen ,0 21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen ,6 22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren ,0 23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden ,0 24 Metallerzeugung und -bearbeitung ,6 25 Herstellung von Metallerzeugnissen ,3 26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ,1 27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen ,1 28 Maschinenbau ,2 29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ,3 30 Sonstiger Fahrzeugbau ,1 31 Herstellung von Möbeln ,4 32 Herstellung von sonstigen Waren ,8 33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen ,0

87 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 85 Gewerbekennzahl (WZ 2008) Wirtschaftszweig Anzahl Unternehmen KMU Veränderung absolut Veränderung in % /2009 C Verarbeitendes Gewerbe ,3 10 Herstellung von Nahrungs-und Futtermitteln ,6 11 Getränkeherstellung ,2 12 Tabakverarbeitung * * 13 Herstellung von Textilien ,4 14 Herstellung von Bekleidung 947 * 15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen ,0 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) ,7 17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus ,5 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 19 Kokerei und Mineralölverarbeitung * ,4 20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen ,9 21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen ,8 22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren ,4 23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 24 Metallerzeugung und -bearbeitung * ,3 25 Herstellung von Metallerzeugnissen ,1 26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ,4 27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen ,7 28 Maschinenbau ,4 29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ,6 30 Sonstiger Fahrzeugbau ,1 31 Herstellung von Möbeln ,6 32 Herstellung von sonstigen Waren ,8 33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen *

88 86 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 17: Fortsetzung Gewerbekennzahl (WZ 2008) Wirtschaftszweig in Euro Umsatz Insgesamt Veränderung absolut Veränderung in % /2009 C Verarbeitendes Gewerbe ,1 10 Herstellung von Nahrungs-und Futtermitteln ,0 11 Getränkeherstellung ,2 12 Tabakverarbeitung * * 13 Herstellung von Textilien ,9 14 Herstellung von Bekleidung ,9 15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen ,9 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) ,2 17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus ,0 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern ,4 19 Kokerei und Mineralölverarbeitung ,3 20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen ,1 21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen ,4 22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren ,0 23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 24 Metallerzeugung und -bearbeitung * * ,9 25 Herstellung von Metallerzeugnissen ,1 26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ,6 27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen ,2 28 Maschinenbau ,0 29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ,2 30 Sonstiger Fahrzeugbau ,4 31 Herstellung von Möbeln ,1 32 Herstellung von sonstigen Waren ,7 33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen ,2

89 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 87 Gewerbekennzahl (WZ 2008) Wirtschaftszweig Anzahl Umsatz KMU Veränderung absolut Veränderung in % /2009 C Verarbeitendes Gewerbe ,3 10 Herstellung von Nahrungs-und Futtermitteln ,7 11 Getränkeherstellung ,1 12 Tabakverarbeitung * * 13 Herstellung von Textilien ,7 14 Herstellung von Bekleidung * 15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen ,8 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) ,3 17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus ,6 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 19 Kokerei und Mineralölverarbeitung * ,8 20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen ,6 21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen * 22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren ,5 23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 24 Metallerzeugung und -bearbeitung * * ,9 25 Herstellung von Metallerzeugnissen ,5 26 Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ,8 27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen ,6 28 Maschinenbau ,4 29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ,7 30 Sonstiger Fahrzeugbau ,8 31 Herstellung von Möbeln ,4 32 Herstellung von sonstigen Waren ,9 33 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

90 88 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Energieversorgung Im Bereich der Energieversorgung ist die Zahl der Unternehmen im Beobachtungszeitraum um 133,3 % auf nunmehr über Unternehmen angestiegen (vgl. Tabelle 18). Die Sonderentwicklung ist durch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) verursacht, das dazu führte, dass viele private Solarstromproduzenten (Hauseigentümer) ein Gewerbe für ihre Photovoltaikanlage anmeldeten und damit Unternehmer wurden. 1 KMU: Zunahme um 134,1 %. Ein Indiz hierfür ist, dass die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig um (+134,1 %) anstieg. Zum Vergleich stieg die Zahl der Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz nur um 9,1 %. Durch diese Entwicklung hat der Mittelstandsanteil am Unternehmensbestand von 99,4 % im Jahr 2009 auf 99,7 % im Jahr 2013 zugenommen. KMU: Umsatzplus von 17 %. Die stark steigende Zahl der Unternehmen führte allerdings nicht zu einem Umsatzwachstum. Vielmehr war in der Energiebranche im Fünfjahreszeitraum ein Umsatzrückgang um 11,5 % festzustellen. Zwar erwirtschafteten die KMU 2013 einen um 57,1 % höheren Umsatz als 2009, allerdings ging der Umsatz bei den Großunternehmen vermutlich durch diverse Kraftwerksstilllegungen stark zurück. Durch diese diametrale Entwicklung stieg zwar der Mittelstandsanteil am Umsatz von 9,6 % auf 17,0 %, trotzdem ist dieser KMU-Anteil am Gesamtumsatz der geringste Wert aller Branchen (vgl. Tabelle 6 in Kap. 2.4) Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung sowie Beseitigung von Umweltverschmutzungen Im Wirtschaftszweig Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung sowie Beseitigung von Umweltverschmutzungen waren im Jahr 2013 rund Unternehmen aktiv. Während der Unternehmensbestand insgesamt von 2009 bis 2013 nur marginal wuchs (+0,5 %), stiegen die Umsätze um 29,3 % auf 5,1 Mrd. Euro an (vgl. Tabelle 19). Tabelle 18: Unternehmens- und Umsatzentwicklung in der Energieversorgung 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ D Energieversorgung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 46,7 41,3-5,4-11,5 KMU 4,5 7,0 2,5 57,1 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW. 1 Laut Bundesumweltministeriums ist davon auszugehen, dass bei Betreibern von Solaranlagen, mit einer Leistung von unter 3 KW, die auf Grund des Energieeinspeisungsgesetzes subventioniert werden, keine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, derartige Anlagen aus dem Gewerberecht auszuklammern und sie dem Bereich der bloßen Vermögensverwaltung zuzuordnen. Allerdings können die privaten Solarstromproduzenten ein Gewerbe für ihre Photovoltaikanlage anmelden.

91 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 89 Tabelle 19: Unternehmens- und Umsatzentwicklung in der Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ E Wasserversorgung; Abwasser-/Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,5 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 4,0 5,1 1,2 29,3 KMU 3,2 3,6 0,4 13,7 WZ E 36 Wasserversorgung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,4 1,5 0,1 6,9 KMU * 1,1 WZ E 37 Abwasserentsorgung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,2 0,1-0,1-46,4 KMU * * WZ E 38 Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; Rückgewinnung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU * 883 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,3 3,5 1,1 47,6 KMU * 2,3 WZ E 39 Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU 73 * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,1 0,1 0,0 68,3 KMU 0,1 * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

92 90 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern KMU: Umsatzwachstum von 13,7 %. Die KMU konnten dabei ein Umsatzwachstum von 13,7 % realisieren. Haupttreiber für dieses Umsatzwachstum waren die Unternehmen aus den Bereichen Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen, Rückgewinnung sowie Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung. Hier konnten die Unternehmen ihren Umsatz von 2009 bis 2013 um 47,6 % bzw. 68,3 % erhöhen. Dagegen halbierte sich fast der Umsatz im Bereich Abwasserentsorgung, in dem auch die Anzahl der tätigen Unternehmen um knapp 9 % zurückging Baugewerbe Im Freistaat Bayern waren 2013 rund Unternehmen im Baugewerbe aktiv, d. h. rund jedes zehnte bayerische Unternehmen. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von rund 49 Mrd. Euro (vgl. Tabelle 20). Dies entspricht einem Umsatzanteil von rund 5 % am gesamten in Bayern im Jahr 2013 erzielten Umsatz. KMU Anteil 99,9 %. Mit einem Anteil an allen Unternehmen von 99,9 % dominieren die kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 50 Mio. Euro Umsatz das Baugewerbe. Diese KMU erzielten 78,8 % des Branchenumsatzes. Zur allgemein stark kleinbetrieblichen Struktur des Baugewerbes trägt insbesondere auch die Vielzahl der Handwerksgewerke bei, die dieser Branche zuzurechnen sind. 1 Die steigende Zahl der Unternehmen im Baugewerbe und das deutlich höhere Umsatzwachstum lassen auf ein Erstarken der Unternehmen schließen. So stieg der durchschnittliche Umsatz eines Unternehmens im Baugewerbe von rund Euro auf rund Euro an. Bei den KMU war eine ähnliche Entwicklung bei den Umsätzen feststellen, der durchschnittliche Umsatz der KMU stieg von rund Euro auf rund Euro an. Höchstes Umsatzwachstum im Hochbau. Bei einer detaillierten Betrachtung des Baugewerbes zeigt sich, dass neun von zehn Unternehmen dem Bereich Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe zuzurechnen sind. In diesem Teilbereich ist auch die absolute Zahl der Unternehmen um über im Beobachtungszeitraum gestiegen. Die relative Entwicklung in den Segmenten Hoch- und Tiefbau verlief sowohl bei der Anzahl der Unternehmen als auch beim Umsatz sogar noch etwas positiver. Das höchste Umsatzwachstum in diesem Wirtschaftsbereich erzielten Hochbauunternehmen. Hier kletterte der Gesamtumsatz zwischen 2009 und 2013 um 35,5 %. Die kleinen und mittleren Hochbauunternehmen erzielten im Jahr 2013 einen um 28,4 % höheren Umsatz als im Jahr Wirtschaftliche Entwicklung äußerst positiv. Die wirtschaftliche Entwicklung in der Baubranche war von 2009 bis 2013 bedingt durch die Konjunkturpakete, die allgemeine konjunkturelle Erholung und die Niedrigzinsphase, die verstärkt Bauinvestitionen auslöste, äußerst positiv. Die Gesamtzahl der Unternehmen stieg zwischen 2009 und 2013 um 7,0 %, die Umsätze legten sogar um 20,9 % zu. Die kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 50 Mio. Euro Umsatz hatten im Jahr 2013 sogar einen um rund 23,9 % höheren Umsatz als im Jahr Zum Vergleich: das landesweite Wachstum aller bayerischen KMU betrug beim Umsatz 14,5 % (vgl. Kap. 2.4).

93 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 91 Tabelle 20: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Baugewerbe 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ F Baugewerbe Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU ,0 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 40,6 49,0 8,5 20,9 KMU 31,2 38,6 7,5 23,9 WZ F 41 Hochbau Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU ,4 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 11,2 15,2 4,0 35,5 KMU 7,2 9,2 2,0 28,4 WZ F 42 Tiefbau Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU ,4 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 3,5 4,4 0,8 23,5 KMU 2,3 2,7 0,4 18,7 WZ F 43 Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU ,9 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 25,8 29,5 3,7 14,2 KMU 21,8 26,8 5,0 23,0 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW. 1 Auf die Entwicklung im Handwerk wird in Kap gesondert eingegangen.

94 92 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3.2 Handel In der Umsatzsteuerstatistik des Jahres 2013 sind rund im Handel tätige Unternehmen erfasst. Fast jedes fünfte Unternehmen (18,5 %) in Bayern ist dieser Branche zuzurechnen. Die Handelsunternehmen erzielten im Jahr 2013 insgesamt einen Umsatz von rund 261 Mrd. Euro. Damit leistet der Handel einen Beitrag von 26,9 % zum bayerischen Gesamtumsatz und ist nach dem Verarbeitenden Gewerbe (vgl. Kap ) der zweitumsatzstärkste Wirtschaftszweig. KMU-Anteil 99,5 %. Da von den rund Handelsunternehmen nur rund 550 Unternehmen einen Umsatz über 50 Mio. Euro im Jahr 2013 erzielten, ist der Handel ebenfalls ein mittelständisch geprägter Wirtschaftszweig (vgl. Tabelle 21). So liegt der Anteil der KMU in dieser Branche mit 99,5 % nur leicht unter dem bayerischen Durchschnitt von 99,7 %. Allerdings vereinen die rund 550 Großunternehmen rund 57,2 % des Branchenumsatzes auf sich, auf die KMU entfallen im Umkehrschluss rund 42,8 %. Rückgang der Handelsunternehmen. Die Anzahl der mittelständischen Unternehmen war im Handel in den vergangenen fünf Jahren rückläufig. Ausgehend von Unternehmen im Jahr 2009 nahm die Anzahl der Handelsunternehmen um insgesamt 3,0 % auf Unternehmen ab. Da die Zahl der Großunternehmen gestiegen ist, ging der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen um 3,1 % zurück. Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung in den Teilbranchen. Während im Einzel- und Großhandel ein Rückgang der Unternehmensanzahl festzustellen war, stieg die Zahl der Unternehmen in der Teilbranche Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sogar um 3,9 % an. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung könnte der harte Wettbewerb im Einzel- und Großhandel sein, der zu einer Konzentration bzw. Bildung größerer Einheiten führte. Während die Zahl der Unternehmen im Handel insgesamt rückläufig war, stieg der Gesamtumsatz der Branche um 22,9 % an. Von diesem Wachstum profitierten die KMU in allen Teilbranchen aber nur unterproportional. Sie erzielten 2013 einen Jahresumsatz, der um 13,6 % höher war als der Jahresumsatz der KMU des Jahres KMU: stärkstes Umsatzwachstum im Groß- und Einzelhandel. Besonders positiv war die Umsatzentwicklung bei den Unternehmen im Großhandel (+24,2 %; KMU: 15,3 %), die von der Internationalisierung der Warenströme sowie der konjunkturellen Erholung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise profitieren konnten. Aber auch im Einzelhandel, der von der starken Binnenkonjunktur der letzten Jahre und der steigenden Anzahl der Erwerbstätigen (vgl. Kap. 2.2) profitieren konnte, lag die Umsatzentwicklung der Unternehmen insgesamt mit +23,0 % (KMU: 15,5 %) deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Umsatzwachstum der bayerischen Unternehmen von 18,5 %.

95 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 93 Tabelle 21: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Handel 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 212,2 260,8 48,6 22,9 KMU 98,3 111,7 13,4 13,6 WZ G 45 Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU ,9 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 30,6 36,1 5,5 18,0 KMU 19,4 20,6 1,3 6,5 WZ G 46 Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 108,8 135,2 26,4 24,2 KMU 40,7 46,9 6,2 15,3 WZ G 47 Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU ,7 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 72,8 89,6 16,8 23,0 KMU 38,3 44,2 5,9 15,5 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

96 94 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3.3 Verkehrs- und Transportgewerbe Bayern ist eine Drehscheibe des europäischen wie auch des außereuropäischen Transports. Dazu tragen Straßen, Schienen- und Wasserwege 1, Umschlagterminals und Flughäfen bei. Domäne des Mittelstands. Die Umsatzsteuerstatistik des Jahres 2013 weist für diese Branche rund Unternehmen mit einem Umsatz von 23,7 Mrd. Euro aus. Dies entspricht 2,4 % des erwirtschafteten Gesamtumsatzes in Bayern. Diese Branche ist ebenfalls eine Domäne des Mittelstands. Dies zeigt der Blick auf die Einteilung der Unternehmen. Aufgrund der sehr geringen Zahl von Großunternehmen und KMU mit einem Jahresumsatz zwischen 25 und 50 Mio. Euro werden vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung aus Geheimhaltungsgründen nur die Daten für KMU mit bis zu 25 Mio. Euro Jahresumsatz ausgewiesen (vgl. Tabelle 22). Trotzdem ist ersichtlich, dass fast sämtliche Unternehmen in dieser Branche dem Mittelstand zuzuordnen sind. Umsatzwachstum in der Gesamtbranche. Insgesamt ging zwar die Anzahl der Unternehmen von 2009 auf 2013 leicht zurück, aber die Umsätze konnten um über 17 % gesteigert werden. Die Unternehmen profitierten in den vergangenen Jahren vom rasanten Wachstum des Welthandels und des Online-Handels sowie von steigenden internationalen Reisetätigkeiten. Allerdings verlief in den einzelnen Sparten des Verkehrs- und Transportgewerbes die Entwicklung zwischen 2009 und 2013 sowohl im Hinblick auf den Unternehmensbestand als auch den Umsatz recht unterschiedlich. Ausländische Konkurrenz für Speditionen. Im Segment Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen, wozu auch die Speditionen gehören, war in Bayern trotz Rückgang der Zahl der Unternehmen von rund auf rund eine Umsatzsteigerung um 1,3 Mrd. Euro zu verzeichnen. Von dieser Umsatzsteigerung erzielten die KMU 0,9 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Internationalisierung des Güterkraftverkehrsmarktes und der mit der EU-Osterweiterung verbundenen Marktöffnung für vergleichsweise kostengünstigere Anbieter aus Ost-und Südosteuropa sehen sich deutsche Transportund Logistikdienstleister allerdings einem hohen internationalen Wettbewerb ausgesetzt. 2 Zusätzlicher Druck auf den deutschen und auch den bayerischen Transportmarkt entstand und besteht nach wie vor auch durch die Russland-Sanktionen der EU. Hierdurch entfielen und entfallen zum einen viele Aufträge für das deutsche Transportgewerbe; zum anderen aber auch viele Transporte aus den EU-Beitrittsstaaten nach Russland mit der Folge, dass die hierfür vormals benötigten Lkw nun zusätzlich auf den nationalen Markt drängen. Auch im deutschen Binnenverkehr nimmt laut Angaben des Bundesamtes für Güterverkehr der Wettbewerb durch ausländische Güterkraftverkehrsunternehmen weiter zu. Grund ist neben dem anhaltenden Personal- und Sozialkostengefälle die Wettbewerbsverzerrung durch die Energiesteuer auf Dieselkraftstoff sowie die Entwicklung der Kabotageverkehre in der EU. 3 Laut Angaben des Bundesverbandes Güterverkehr und Logistik (BGL) sinkt der Marktanteil deutscher Lkw gemessen an gefahrenen Mautkilometern seit Jahren kontinuierlich von ca. 65 % im Jahr 2010 auf nur noch ca. 60 % im Jahr Demgegenüber konnten Lkw aus den EU-Beitrittsstaaten ihren Marktanteil seit 2007 von 18,4 % auf 28,3 % in 2014 ausbauen. Umsatzrückgang bei Binnenschifffahrt. Ein starker Rückgang sowohl bei der Zahl der Unternehmen als auch bei den Umsätzen war bei den bayerischen Unternehmen in der Binnenschifffahrt festzustellen. Obwohl das Transportaufkommen im Jahr 2013 wieder gestiegen ist, von 223,2, Mio. t im Jahr 2012 auf 226,9 Mio. t, und obwohl auch für das Jahr 2014 ein weiterer Anstieg um 2,3 % erwartet wurde, konnten die bayerischen Binnenschiffer von dieser Entwicklung nicht profitieren.

97 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 95 Tabelle 22: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ H Verkehr und Lagerei Zahl der Unternehmen Insgesamt ,1 KMU a Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 20,2 23,7 3,5 17,1 KMU 12,6 12,3 a WZ H 49 Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU ,8 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 7,9 9,1 1,3 16,0 KMU 5,5 6,3 0,9 15,7 WZ H 50 Schifffahrt Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,8 0,3-0,4-56,4 KMU * * 1 So wurden in Bayern 2013 in der Binnenschifffahrt insgesamt 7,7 Mio. t Güter umgeschlagen. Beim Schiffsgüterumschlag konnte die bayernhafen Gruppe 2014 mit 4,03 Mio. t nach 3,6 Mio. t im Vorjahr einen erheblichen Zuwachs verzeichnen. 2 Im Zeitraum 2008 bis 2013 reduzierte sich laut Angaben des Bundesamtes für Güterverkehr die von deutschen Fahrzeugen im In- und Ausland erbrachte Verkehrsleistung im grenzüberschreitenden Güterfernverkehr um rund 24,7 Mrd. tkm bzw. rund 37 % von 67,4 Mrd. tkm auf 42,7 Mrd. tkm. 3 Diese wiesen in den letzten Jahren ein zweistelliges Wachstum auf. Deutschland als mit Abstand größtes Aufnahmeland für Kabotage in der EU verzeichnete im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Kabotageleistungen gebietsfremder Güterkraftverkehrsunternehmen von fast 20 %.

98 96 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 22: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ H 51 Luftfahrt Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,3 0,3 0,0-5,4 KMU * * WZ H 52 Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU ,0 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 11 13,4 2,3 20,9 KMU 5,9 6,9 1,0 16,9 WZ H 53 Post-, Kurier- und Expressdienste Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,3 0,6 0,3 72,2 KMU 0,3 * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. a Aus Geheimhaltungsgründungen werden nur KMU bis 25 Mio. Euro Umsatz ausgewiesen. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW. Weitgehend konstante Umsätze in der Luftfahrtbranche. Unterschiedliche Umsatzentwicklungen in weiteren Teilbranchen. In der Luftfahrtbranche blieben die Umsätze trotz steigender Unternehmenszahlen weitgehend konstant. Einzig in der Teilbranche Post-, Kurier- und Expressdiensten wuchsen sowohl der Unternehmensbestand (+28,7 %) als auch die Umsätze deutlich (+72,2 %). In dieser Teilbranche sind allerdings oft sehr kleine Unternehmen tätig. So liegt der durchschnittliche Umsatz dieser Unternehmen bei rund Euro.

99 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gastgewerbe und Tourismus Nach der Umsatzsteuerstatistik boten im Jahr 2013 rund Unternehmen in Bayern gastronomische Dienstleistungen für inund ausländische Gäste an (vgl. Tabelle 23). Da nur sehr wenige Großunternehmen im Gastgewerbe vertreten sind, ist dieser Wirtschaftszweig nahezu hundertprozentig mittelständisch geprägt (KMU-Anteil im Jahr 2013: 99,96 %, vgl. Tabelle 5 in Kap. 2.4). Tabelle 23: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Gastgewerbe 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ I Gastgewerbe Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU ,2 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 12,0 15,5 3,5 29,0 KMU 10,1 12,2 2,1 20,5 WZ I 55 Beherbergung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 4,6 6,3 1,7 36,6 KMU * 4,8 WZ I 56 Gastronomie Zahl der Unternehmen Insgesamt ,1 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 7,4 9,2 1,8 24,2 KMU * 7,4 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

100 98 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gastgewerbe: KMU-Umsatz-Anteil von 78,7 %. Die Unternehmen im Gastgewerbe setzten 2013 insgesamt 15,5 Mrd. Euro um, dies sind ca. 1,6 % des in Bayern erwirtschafteten Gesamtumsatzes. Durch die geringe Anzahl an Großunternehmen erwirtschafteten die KMU hieran einen Anteil von 78,7 %. Da neben dem Gastgewerbe auch andere Branchen (insbesondere der Einzelhandel) in erheblichem Maße vom Tourismus profitieren, wird die Gesamtwertschöpfung der Tourismusbranche diesen Wert deutlich übersteigen. Anbieterrückgang und Umsatzwachstum. Die Zahl der mittelständischen Anbieter gastronomischer Dienstleistungen sank von 2009 bis 2013 um 3,2 %. Gleichzeitig stieg der Umsatz um 20,5 %. Insgesamt ist eine Konzentration zu größeren Einheiten in dieser Branche festzustellen. Die großen bayerischen Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz profitierten stärker von den positiven Marktentwicklungen als die KMU. So sank der Umsatzanteil, der auf KMU mit bis zu 50 Mio. Euro Umsatz entfällt, von 84,2 % im Jahr 2009 auf 78,7 % im Jahr Der durchschnittliche Umsatz eines (mittelständischen) Unternehmens im Gastgewerbe kletterte von rund Euro ( ) auf rund Euro ( Euro). Mehr Gäste. Ein Grund für dieses Umsatzwachstum sind die seit Jahren tendenziell steigenden Gäste- und Übernachtungszahlen in Bayern. So besuchten nach den Monatserhebungen im Tourismus 1 im Jahr 2014 knapp 32,5 Mio. Gäste den Freistaat, davon rund 7,9 Mio. aus dem Ausland (vgl. Tabelle 24). Zwischen 2009 und 2014 stieg die Zahl der Gäste um insgesamt 23,2 % an. Bei den ausländischen Gästen fiel der Anstieg noch stärker aus (+37,0 %). Auch die Zahl der Gästeübernachtungen stieg stetig an und erreichte 2014 mit über 85 Mio. Übernachtungen einen neuen Höchststand. Gegenüber 2009 ist dies eine Steigerung von 13,4 %. Auch hier wuchsen die Übernachtungen ausländischer Gäste überproportional (+36,4 %). Der Anstieg der Anzahl ausländischer Übernachtungen in den Jahren 2009 bis 2014 illustriert eindrucksvoll die gestiegene Attraktivität Bayerns als international anerkannte Tourismusregion. Entwicklung im Beherbergungsgewerbe ähnlich. Auch im Beherbergungsgewerbe reduzierte sich die Anzahl der Unternehmen bei gleichzeitigem Umsatzwachstum. Allerdings sank die Zahl der Unternehmen von 2009 bis 2013 stärker (-6,0 %). Gleichzeitig konnte aber ein sehr großes Umsatzwachstum von 36,6 % erzielt werden.

101 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 99 Tabelle 24: Gästeankünfte und -übernachtungen 2009 bis 2014 in Bayern Zeitraum Gästeankünfte insgesamt Veränderung von Gästen aus dem Ausland Veränderung Anzahl in % Anzahl in % , , , , , , , , , ,6 2014/ ,2 37,0 Gästeübernachtungen insgesamt Veränderung von Gästen aus dem Ausland Veränderung Anzahl in % Anzahl in % , , , , , , , , , ,1 2014/ ,4 36,4 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015g), S. 1f.; Berechnungen der FHDW. 1 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015g), S. 1f.

102 100 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3.5 Unternehmensnahe Dienstleistungen Unternehmensnahe Dienstleistungen werden vorwiegend von Unternehmen nachgefragt. Der Wirtschaftsbereich der unternehmensnahen Dienstleistungen umfasst den Bereich der Information und Kommunikation (WZ J), der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (WZ K), Dienstleistungen im Bereich des Grundstücks- und Wohnungswesens (WZ L) sowie den Bereich der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen (WZ M) und von sonstigen wirtschaftlichen (WZ N) Dienstleistungen. KMU: Umsatzwachstum von 4 %. Die Umsatzsteuerstatistik wies im Jahr 2013 insgesamt rund Unternehmen in diesen fünf Wirtschaftszweigen aus, die einen Gesamtumsatz von 143,0 Mrd. Euro erzielten (vgl. Tabelle 25). Das entspricht einem Anteil von 14,8 % des in Bayern insgesamt erwirtschafteten Umsatzes. Die Aufschlüsselung des Umsatzes und der Anzahl der unternehmensnahen Dienstleister zeigt, dass die mittelständischen Unternehmen (mit weniger als 50 Mio. Euro Umsatz) insgesamt ca. 61,5 % des in dieser Branche erwirtschafteten Umsatzes auf sich vereinten. Insgesamt stieg die Anzahl der Unternehmen von 2009 bis 2013 um rund bzw. 9,0 % an. Auch die Entwicklung der Anzahl mittelständischer Unternehmen verlief ähnlich. Trotz der steigenden Unternehmenszahl stagnierte der Umsatz in der Summe. Nur die KMU konnten ein Wachstum von 4,0 % erzielen, das aber deutlich unter der gesamtwirtschaftlichen Umsatzwachstumsrate von 18,5 % bzw. der Umsatzwachstumsrate der KMU von 14,7 % lag. Daher sank der durchschnittliche Umsatz eines Unternehmens im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen von rund Euro auf rund Euro. Ebenfalls sank der durchschnittliche Umsatz der KMU von rund Euro auf Euro. Da der Begriff Unternehmensnahe Dienstleistungen sehr heterogene Dienstleistungen zusammenfasst, wird die Entwicklung der einzelnen Wirtschaftszweige in den nachfolgenden Abschnitten detailliert analysiert. Tabelle 25: Unternehmens- und Umsatzentwicklung bei den unternehmensnahen Dienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ J N Unternehmensnahe Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 143,2 143,0-0,2-0,1 KMU 84,6 88,0 3,4 4,0 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

103 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Informations- und Kommunikationstechnologie, Medienwirtschaft Die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche (IKT) gewinnt durch die beständig zunehmende Vernetzung der Gesellschaft sowie einer steigenden Bedeutung des Internets und der elektronischen Datenverarbeitung für Unternehmen weiterhin an Bedeutung. Allerdings ist auch in dieser Branche eine große Heterogenität festzustellen. Nach der aktuellen Wirtschaftszweigsystematik (WZ 2008) umfasst sie sowohl das Verlagswesen, Film und Fernsehen sowie Rundfunkveranstalter als auch die Telekommunikation und die Informationsdienstleistungen einschließlich dazugehöriger Dienstleistungen. KMU-Anteil von 99,6 %. Laut Umsatzsteuerstatistik 2013 waren rund umsatzsteuerpflichtige Unternehmen diesem Wirtschaftszweig zugeordnet. Im Jahr 2013 erwirtschafteten diese Unternehmen 38,6 Mrd. Euro Umsatz bzw. 4,0 % des bayerischen Gesamtumsatzes (vgl. Tabelle 26). Mit einem Anteil von 99,6 % an mittelständischen Unternehmen ist die IKT-Branche eine ebenfalls typische Mittelstandsdomäne. Die Mittelständler erwirtschafteten im Jahr ,6 % des in dieser Branche erzielten Umsatzes. Die restlichen 60,4 % des Umsatzes entfielen auf die wenigen Großbetriebe der Branche. Unterschiedliche Entwicklungen in Teilbranchen. Ein Blick auf Teilbranchen des Wirtschaftszweiges offenbart, dass im Unterabschnitt Verlagswesen aufgrund der Digitalisierung sowohl die Zahl der Unternehmen als auch die Umsätze deutlich gesunken sind. 1 Eine ähnlich negative Entwicklung ist im Bereich Informationsdienstleistungen festzustellen. In den Unterabschnitten Herstellung, Verleih und Vertrieb von Filmen und Fernsehprogrammen; Kinos; Tonstudios und Verlegen von Musik sowie Rundfunkveranstalter ist die Zahl der Unternehmen zwar zurückgegangen, allerdings konnte in diesen Branchen ein Umsatzwachstum erzielt werden. Positiv dagegen ragen die Teilbranchen Telekommunikation und Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie heraus. Hier sind sowohl ein deutlicher Anstieg der Unternehmenszahl als auch ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum festzustellen. Umsatzwachstum der KMU auf 15,3 Mrd. Euro. Die Branche hat sich bezogen auf den gesamtem wie auch den mittelständischen Umsatz positiv entwickelt. Ausgehend von 13,6 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2009 nahm der mittelständische Umsatz auf 15,3 Mrd. Euro im Jahr 2013 zu. Die Anzahl der Unternehmen in dieser Branche ist nicht in dem gleichen Maße gestiegen, so dass der Durchschnittsumsatz der Unternehmen gestiegen ist. 1 Eine ähnliche Entwicklung ist auch im Wirtschaftszweig 18.1 Verlags- und Druckgewerbe, der zum Verarbeitenden Gewerbe zählt, festzustellen. In diesem Unterabschnitt sank die Zahl der Unternehmen von im Jahr 2009 auf im Jahr Der Umsatz stiegt von 5,2 Mrd. Euro auf 5,5 Mrd. Euro an, so dass eine gewisse Konzentration zu größeren Einheiten im Verlags- und Druckgewerbe stattfand.

104 102 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 26: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Telekommunikation und Informationsdienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ J Telekommunikation und Informationsdienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,5 KMU ,4 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 34,6 38,6 3,9 11,4 KMU 13,6 15,3 1,7 12,9 WZ J 58 Verlagswesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,7 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 9,0 6,7-2,3-25,7 KMU 2,9 2,7-0,2-7,4 WZ J 59 Herstellung, Verleih und Vertrieb von Filmen und Fernsehprogrammen; Kinos; Tonstudios und Verlegen von Musik Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU ,3 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,7 2,9 0,2 6,5 KMU 1,3 1,4 0,1 4,5 WZ J 60 Rundfunkveranstalter Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU * 77 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 3,1 4,3 1,2 37,6 KMU * 0,2

105 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 103 Tabelle 26: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ J 61 Telekommunikation Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU * 307 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 5,9 7,8 1,9 33,0 KMU * 0,3 WZ J 62 Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU ,0 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 11,5 14,8 3,2 28,0 KMU 7,2 8,9 1,7 23,9 WZ J 63 Informationsdienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU ,0 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,3 2,0-0,3-12,2 KMU 1,7 1,8 0,1 4,2 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

106 104 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 27: Unternehmens- und Umsatzentwicklung bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,5 KMU ,6 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 11,7 11,5-0,2-2,2 KMU 4,9 5,8 0,9 18,2 WZ K 64 Erbringung von Finanzdienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,6 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 8 9,5 1,4 17,6 KMU 3,4 4,6 1,2 35,0 WZ K 65 Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU * 27 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,1 0,9-0,2-15,8 KMU * 0,2 WZ K 66 Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten Zahl der Unternehmen Insgesamt ,4 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,6 1,0-1,5-59,0 KMU * * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

107 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Dem Wirtschaftsbereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen wurden im Jahr 2013 rund Unternehmen zugeordnet, die einen Umsatz von 11,5 Mrd. Euro erzielten (vgl. Tabelle 27). Während die Anzahl der Unternehmen um 3,5 % gewachsen ist, schrumpfte der Gesamtumsatz der Branche um 2,2 %. Ursache hierfür dürfte die zurückgehende Zahl der Großunternehmen sein, da der Umsatz der KMU deutlich gewachsen ist (+18,2 %). Innerhalb dieses Wirtschaftsabschnittes wuchs der Unterabschnitt Erbringung von Finanzdienstleistungen, zu dem rund 30 % der Unternehmen mit 82,6 % des Umsatzes der Gesamtbranche gehören, sehr dynamisch. In den anderen beiden Unterabschnitten gingen sowohl die Zahl der Unternehmen als auch die Umsätze zum Teil deutlich zurück Grundstücks- und Wohnungswesen Im Dienstleistungsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen waren 2013 über Unternehmen am Markt aktiv. Der Anteil der KMU in dieser Branche betrug 99,95 %. Zwar wuchs die Anzahl der mittelständischen Unternehmen von 2009 bis 2013 um 5,8 %, aber die Branche hatte deutliche Umsatzeinbrüche hinzunehmen (vgl. Tabelle 28). So sank der Branchenumsatz von über 33,2 Mrd. Euro auf 25,6 Mrd. Euro (-22,8 %). Der Umsatz der KMU sank ebenfalls deutlich von 28,5 Mrd. Euro auf 21,7 Mrd. Euro (-23,6 %). Tabelle 28: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Grundstücks- und Wohnungswesen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ L Grundstücks- und Wohnungswesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU ,8 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 33,2 25,6-7,6-22,8 KMU 28,5 21,7-6,7-23,6 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

108 106 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen Die Branche Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen besteht aus sieben Teilbereichen (vgl. Tabelle 29). Gemäß Umsatzsteuerstatistik erwirtschafteten die Unternehmen, überwiegend KMU (99,9 %), in dieser Branche im Jahr 2013 einen Umsatz von über 45,7 Mrd. Euro. Zwar stieg der Unternehmensbestand im Beobachtungszeitraum um fast 9 % an. Der Umsatz der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen erhöhte sich von 2009 bis 2013 aber nur um 5,6 %. Gegenüber anderen Branchen fällt somit das Umsatzwachstum in dieser Branche weniger dynamisch aus. Sehr heterogene Teilbereiche. Umsatzmäßig wird diese Dienstleistungsbranche dominiert vom Segment der Verwaltung und Führung von Unternehmen/Unternehmensberatung, gefolgt von den Architektur- und Ingenieursbüros etc. Letzt genannter Sektor verzeichnete auch von 2009 bis 2013 mit fast 30 % das höchste Umsatzwachstum, gefolgt von der Sparte sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten mit +27,5 %. Mit einem Umsatzplus von 15,8 % folgt die Rechts- und Steuerberatung sowie die Wirtschaftsprüfung. Die Umsätze des Sektors Werbung und Marktforschung stiegen um 14,6 %, allerdings ging im Gegensatz zu den anderen Sparten die Anzahl der Unternehmen zurück (-12,8 %). Tabelle 29: Unternehmens- und Umsatzentwicklung bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU ,8 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 43,2 45,7 2,4 5,6 KMU 26 30,5 4,5 17,4 WZ M 69 Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 6,6 7,7 1,0 15,8 KMU * 7,3

109 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 107 Tabelle 29: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ M 70 Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,5 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 20,7 18,1-2,6-12,4 KMU 7,5 8,5 1,0 13,7 WZ M 71 Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische u. chemische Untersuchung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,1 KMU ,1 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 9 11,7 2,7 29,8 KMU 7 8,6 1,6 22,7 WZ M 72 Forschung und Entwicklung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,4 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,3 1,5 0,3 21,2 KMU * 1 WZ M 73 Werbung und Marktforschung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU ,8 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 3,7 4,3 0,5 14,6 KMU 2,5 2,7 0,1 5,9 WZ M 74 Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten Zahl der Unternehmen Insgesamt ,5 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,5 1,9 0,4 27,5 KMU * *

110 108 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 29: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ M 75 Veterinärwesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,5 0,5 0,0 10,4 KMU 0,5 * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen Die fünfte Teilbranche der unternehmensnahen Dienstleister, die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, besteht ebenfalls aus unterschiedlichen Teilsparten (vgl. Tabelle 30). Insgesamt setzten die über Unternehmen in dieser Branche ,7 Mrd. Euro um. Über zwei Drittel der Umsätze (67,3 %) wurden von KMU erzielt, die 2013 einen Anteil von 99,9 % am Unternehmensbestand der Branche hatten. KMU: Umsatzwachstum von 25,5 %. Insgesamt entwickelte sich die Branche von 2009 bis 2013 positiv, so vergrößerte sich der Unternehmensbestand um rund 23 %. Auch der Umsatz bei den KMU wuchs in einem ähnlichen Maße (+25,5 %). Von den einzelnen Sparten der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verzeichnete die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften (vor allem die Zeitarbeitsbranche) von 2009 bis 2013 das höchste Umsatzwachstum (+65,6 %), gefolgt von der Sparte Gebäudebetreuung und Garten- und Landschaftsbau (+34,7 %) sowie den Reisebüros, Reiseveranstaltern und der Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen (+28,5 %). Die Sparte Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien steigerte ihren Umsatz seit 2009 immerhin um 12,3 %. Dagegen verlor die Sparte Vermietung von beweglichen Sachen im selben Zeitraum fast ein Fünftel ihres Umsatzes (-18,1 %). Im Hinblick auf den Unternehmensbestand bildet der Bereich Gebäudebetreuung, Gartenund Landschaftsbau das größte Segment in dieser Branche. Wird der Umsatz als Kriterium zugrunde gelegt, liegt die Sparte Vermietung von beweglichen Sachen an erster Stelle und die Sparte Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen an zweiter Stelle.

111 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 109 Tabelle 30: Unternehmens- und Umsatzentwicklung bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU ,0 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 20,4 21,7 1,3 6,2 KMU 11,6 14,6 3,0 25,5 WZ N 77 Vermietung von beweglichen Sachenchung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,1 KMU ,3 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 8,8 7,2-1,6-18,1 KMU 3,9 3,8-0,0-1,2 WZ N 78 Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften Zahl der Unternehmen Insgesamt ,1 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,1 3,4 1,4 65,6 KMU * 2,3 WZ N 79 Reisebüros, Reiseveranstalter u. Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,4 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,2 1,5 0,3 28,5 KMU * * WZ N 80 Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU 730 * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,5 0,6 0,1 12,3 KMU 0,5 *

112 110 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 30: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ N 81 Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,7 3,7 1,0 34,7 KMU * * WZ N 82 Erbringung von wirtschaftl. Dienstleistungen für Unternehmen u. Privatpersonen a. n. g. Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU ,4 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 5,1 5,2 0,1 2,8 KMU 2,4 3,4 1,0 42,5 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

113 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Personenbezogene Dienstleistungen Ähnlich wie der Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen ist auch der Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen sehr heterogen. Er umfasst die Wirtschaftsabschnitte Erziehung und Unterricht (WZ P), Gesundheits- und Sozialwesen (WZ Q), Kunst, Unterhaltung und Erholung (WZ R) sowie Erbringung von sonstigen, überwiegend persönlichen Dienstleistungen (WZ S). In diesen Wirtschaftszweigen zusammen waren im Jahr 2013 rund personennahe Dienstleister tätig. Dies entspricht 12,9 % aller bayerischen Unternehmen (vgl. Tabelle 31). Aufgrund der sehr geringen Zahl von Großunternehmen und KMU mit einem Jahresumsatz zwischen 25 und 50 Mio. Euro werden vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung aus Geheimhaltungsgründen nur die Daten für KMU mit bis zu 25 Mio. Euro Jahresumsatz ausgewiesen. Trotzdem ist ersichtlich, dass fast sämtliche Unternehmen in dieser Branche dem Mittelstand zuzuordnen sind. Durchschnittlicher Umsatz Euro. Der Gesamtumsatz aller personenbezogenen Dienstleister betrug im Jahr ,6 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anteil von 4,1 % am Gesamtumsatz aller bayerischen Unternehmen in Höhe von 968,7 Mrd. Euro. Der Unternehmensbestand ist maßgeblich durch kleine Unternehmen geprägt, der durchschnittliche Umsatz über alle Unternehmen betrug im Jahr 2013 (2009) rund Euro ( Euro). Die Entwicklung der Branche verlief in den vergangenen Jahren in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich. Insgesamt ging die Anzahl der personenbezogenen Dienstleister in Bayern im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2013 um 1,6 % zurück, gleichzeitig stieg der Branchenumsatz um 18,6 %. Tabelle 31: Unternehmens- und Umsatzentwicklung bei personenbezogenen Dienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ P S Personenbezogene Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU a Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 33,4 39,6 6,2 18,6 KMU 19,4 20,9 a a Aus Geheimhaltungsgründungen werden nur KMU bis 25 Mio. Euro Umsatz ausgewiesen. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

114 112 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Erziehung und Unterricht Im Bereich Erziehung und Unterricht 1 waren 2013 rund Unternehmen tätig, die einen Gesamtumsatz von 1,6 Mrd. Euro erwirtschafteten (vgl. Tabelle 32). Insgesamt ist die Branche durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt, so lag im Jahr 2013 der durchschnittliche Umsatz bei etwas über Euro. Die Entwicklung in den Jahren 2009 bis 2013 war sowohl in Bezug auf die Anzahl der Unternehmen als auch das Umsatzwachstum positiv Gesundheits- und Sozialwesen Das Thema Gesundheit durchdringt alle Lebensbereiche. So ist es nicht verwunderlich, dass der Wirtschaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen eine Wachstumsbranche darstellt. Über 40 % Umsatzwachstum von 2009 bis 2013 dokumentieren dies eindrucksvoll. Auch die Zahl der Unternehmen ist von auf im Betrachtungszeitraum gestiegen (+6,7 %). Haupttreiber dieser Entwicklung ist der Unterabschnitt Gesundheitswesen 2 (vgl. Tabelle 33). KMU: Umsatzanteil zurückgegangen. Auch in dieser Branche sind KMU mit einem Anteil von 99,4 % am Unternehmensbestand dominant, allerdings beträgt der Umsatzanteil nur 26,5 %. Gegenüber 2009 ist dieser Anteil zurückgegangen, da sowohl die Zahl der Großunternehmen als auch deren Umsätze stärker gestiegen sind. Tabelle 32: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ P Erziehung und Unterricht Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU a Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,4 1,6 0,2 15,3 KMU 1,4 1,4 a a Aus Geheimhaltungsgründungen werden nur KMU bis 25 Mio. Euro Umsatz ausgewiesen. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

115 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 113 Tabelle 33: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Gesundheits- und Sozialwesen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ Q Gesundheits- und Sozialwesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,7 KMU ,6 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 13,2 18,5 5,3 40,2 KMU 4,3 4,9 0,7 15,4 WZ Q 86 Gesundheitswesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU ,8 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 9,8 13,9 4,1 41,4 KMU 3,3 3,6 0,4 11,9 WZ Q 87 Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,8 KMU * 202 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,7 2,9 1,1 66,8 KMU * 0,7 WZ Q 88 Sozialwesen (ohne Heime) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU * 726 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,7 1,8 0,1 6,0 KMU * 0,6 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW. 1 Dieser Wirtschaftszweig umfasst u. a. Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen und Hochschulen sowie Sport- und Freizeitunterricht. 2 Hierunter fallen u. a. die Tätigkeiten von Akut- und Langzeitkrankenhäusern, Allgemein- oder Fachkliniken, Heilund Pflegeanstalten, Rehazentren, praktischen Ärzten bzw. Fachärzten sowie Zahnärzten und Kieferorthopäden.

116 114 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Kunst, Unterhaltung und Erholung Die Branche Kunst, Unterhaltung und Erholung besteht aus vier Unterabschnitten. Gemäß Umsatzsteuerstatistik erwirtschafteten die Unternehmen, überwiegend KMU (99,94 %), in dieser Branche im Jahr 2013 einen Umsatz von 6,4 Mrd. Euro (vgl. Tabelle 34). Dies entspricht einem Anteil am Gesamtumsatz aller Unternehmen in Bayern von 0,7 %. Im Hinblick auf die Unternehmenszahl dominiert der Unterabschnitt Kreative, künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten 1, gefolgt von dem Bereich Erbringung von Dienstleistungen des Sports, der Unterhaltung und der Erholung 2. Letzterer verzeichnete auch 2013 mit 2,8 Mrd. Euro den höchsten Umsatz und von 2009 bis 2013 mit rund 28,2 % das höchste Umsatzwachstum. Mehr Unternehmen und Umsatz. Sowohl der Unternehmensbestand als auch die Umsätze stiegen im Beobachtungszeitraum an. Die Zahl der Unternehmen wuchs insgesamt um 641 bzw. 3,6 %, der Umsatz um fast eine Mrd. Euro bzw. 16,9 %. Die zunehmende Anzahl der Unternehmen ist fast vollständig den KMU zuzurechnen, die eine Umsatzsteigerung von 11,6 % realisierten. Tabelle 34: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Kunst, Unterhaltung und Erholung 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ R Kunst, Unterhaltung und Erholung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU ,6 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 5,5 6,4 0,9 16,9 KMU 3,4 3,8 0,4 11,6

117 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 115 Tabelle 34: Fortsetzung Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ R 90 Kreative, künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 1,1 1,2 0,1 8,6 KMU * * WZ R 91 Bibliotheken, Archive, Museen, botanische und zoologische Gärten Zahl der Unternehmen Insgesamt ,5 KMU 164 * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,1 0,1 0,0-0,3 KMU 0,1 * WZ R 92 Spiel-, Wett- und Lotteriewesen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,3 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,1 2,3 0,2 10,8 KMU * 0,6 WZ R 93 Erbringung von Dienstleistungen des Sports, der Unterhaltung und der Erholung Zahl der Unternehmen Insgesamt ,0 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,2 2,8 0,6 28,2 KMU * * * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW. 1 In diesen Unterabschnitt fällt u. a. die Produktion und Förderung von und die Teilnahme an Liveauftritten, Veranstaltungen oder Ausstellungen sowie die Bereitstellung künstlerischer, kreativer oder technischer Fachkenntnisse für die Herstellung von Kunstwerken und die Durchführung von Liveauftritten. 2 Dieser Bereich umfasst die Erbringung von Dienstleistungen des Sports, der Unterhaltung und der Erholung, hierzu zählen u. a. der Betrieb von Sportanlagen wie Schwimmbäder und Bowlingbahnen, die Sportvereine sowie die Fitnesszentren.

118 116 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Erbringung von sonstigen Dienstleistungen In der Umsatzsteuerstatistik des Jahres 2013 sind rund Unternehmen mit der Erbringung von sonstigen Dienstleistungen beschäftigt. 1 Diese Unternehmen erzielten im Jahr 2013 insgesamt einen Umsatz von rund 13 Mrd. Euro (vgl. Tabelle 35). Da in dieser Branche nur 16 Unternehmen einen Umsatz über 50 Mio. Euro im Jahr 2013 erzielten, ist sie, wie alle Dienstleistungsbranchen ebenfalls, ein mittelständisch geprägter Wirtschaftszweig. Der Anteil der KMU liegt mit 99,96 % über dem Landesdurchschnitt von 99,7 %. Weniger KMU. Die Anzahl der Unternehmen war in dieser Branche allerdings in den vergangenen fünf Jahren rückläufig. Ausgehend von rund Unternehmen im Jahr 2009 nahm die Anzahl der Dienstleistungsunternehmen um insgesamt fast 7,0 % auf rund Unternehmen ab. Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung in den Teilbranchen. Insbesondere im Unterabschnitt Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen 2, dem fast 93 % der Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig angehören, sind überproportional viele Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden. 1 Dieser Abschnitt umfasst die Tätigkeiten von Interessenvertretungen, die Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern und eine Vielzahl von in dieser Klassifikation anderweitig nicht erfassten persönlichen und anderen Dienstleistungen. Der Wirtschaftszweig WZ S 94 Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport) wurde im Mittelstandsbericht 2010 nicht zum Bereich der gewerblichen Wirtschaft gezählt. 2 Hier sind insbesondere Dienstleistungen von Wäschereien und chemischen Reinigungen, Kosmetik- und Friseursalons, Bestattungsunternehmen, Saunas, Solarien, Bäder u. Ä. erfasst.

119 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 117 Tabelle 35: Unternehmens- und Umsatzentwicklung im Wirtschaftszweig Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 2013 gegenüber 2009 in Bayern Alle Unternehmen und KMU Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 WZ S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,9 KMU ,9 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 13,3 13,0-0,3-1,9 KMU 10,4 10,8 0,4 4,3 WZ S 94 Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport) Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 2,3 2,3 0,0 1,6 KMU * 0,9 WZ S 95 Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern Zahl der Unternehmen Insgesamt ,2 KMU * * Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 0,5 0,5 0,0 1,3 KMU * * WZ S 96 Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen Zahl der Unternehmen Insgesamt ,6 KMU ,6 Umsatz der Unternehmen in Mrd. Euro Insgesamt 10,5 10,2-0,3-2,8 KMU 9,2 9,4 0,1 1,3 * Nachweis nicht möglich, weil die Veröffentlichung aus Gründen der Geheimhaltung von Einzelangaben nicht gestattet ist. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2011, 2015a, 2015c); Berechnungen FHDW.

120 118 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 3.7 Entwicklung in ausgewählten Querschnittsbranchen In diesem Kapitel werden die Querschnittsbranchen des Handwerks, der Freien Berufe sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft behandelt. Diese Branchen zeichnen sich durch ihre wirtschaftspolitische Bedeutung insbesondere im Mittelstand aus. In der Umsatzsteuerstatistik sind sie nicht explizit aufgeführt. Stattdessen setzen sie sich aus Teilen anderer Wirtschaftsbereiche zusammen, sodass sich die folgenden Informationen mit einem oder mehreren der zuvor dargestellten Wirtschaftsabschnitte überschneiden können. Ergänzend wurde auf andere (amtliche) Statistikquellen zurückgegriffen, um diese Querschnittsbranchen abbilden zu können Handwerk Die Handwerksunternehmen sind ein wichtiges Standbein des Mittelstands in Bayern. 1 Für den Freistaat Bayern wird für das Jahr 2013 eine Zahl von rund selbstständigen Handwerksunternehmen im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Gewerbe (Anlagen A und B1) ausgewiesen. 2 In diesen Unternehmen waren insgesamt Personen tätig (vgl. Tabelle 36). Mehr Umsatz, Betriebe, Mitarbeiter. Der von den Handwerksunternehmen erwirtschaftete Umsatz lag 2013 bei 96,3 Mrd. Euro und damit 7,4 % über dem Umsatz des Jahres Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Anzahl der Handwerksbetriebe um rund Dies entspricht einem Plus von 1,7 %. Auch die Zahl der tätigen Personen konnte um knapp (+3,3 %) gesteigert werden. Die Zuwachsraten bei Umsätzen, Betrieben und Mitarbeitern bewegten sich jeweils über dem Bundesdurchschnitt. Weniger Auszubildende. Die Zahl der Auszubildenden in Handwerksbetrieben lag zum Ende des Jahres 2013 bei rund Das waren 13,8 % weniger als im Jahr Auch wenn der Rückgang im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt geringer ist, erkennt man daran jedoch die Probleme der bayerischen Handwerksunternehmen, die junge Generation für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Unterschiedliche Entwicklungen in den Gewerken. Die einzelnen Gewerke entwickelten sich bezogen auf Umsätze, tätige Personen und Auszubildende zwischen 2009 und 2013 unterschiedlich (vgl. Tabelle 37). Außer im Nahrungsmittelgewerbe und bei den personenbezogenen Dienstleistungen 3 stieg die Zahl der tätigen Personen. Besonders stark war die Beschäftigtenzunahme mit +7,3 % im Baugewerbe. Bei den Umsätzen konnten bis auf das Kraftfahrzeuggewerbe (-1,6 %) alle Wirtschaftszweige ein Wachstum verzeichnen. Dabei war in der Gruppe Handwerke für den gewerblichen Bedarf 4 das höchste Umsatzwachstum mit 20,6 % festzustellen. Trotz i. d. R. positiver Beschäftigten- und Umsatzentwicklung ging die Zahl der Auszubildenden in allen Handwerksbereichen zurück. Besonders stark sind im Vergleich zu 2009 die Ausbildungszahlen in den Handwerksberufen des Nahrungsmittelgewerbes (-37,3 %) und der personenbezogenen Dienstleistungen (-22,5 %) gesunken.

121 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 119 Tabelle 36: Entwicklung des Handwerks 2013 gegenüber 2009 in Bayern und Deutschland Veränderung absolut 2013/2009 Veränderung in % 2013/2009 Bayern Handwerkswirtschaft a Unternehmen ,7 Tätige Personen b ,3 Umsätze (in Mrd. Euro) 89,65 96,31 6,66 7,4 Handwerks- und Lehrlingsrolle c Handwerksbetriebe (31.12.) d ,3 Auszubildende (31.12.) e ,8 Deutschland Handwerkswirtschaft a Unternehmen ,2 Tätige Personen b ,5 Umsätze (in Mrd. Euro) 464,05 493,60 29,55 6,4 Handwerks- und Lehrlingsrolle c Handwerksbetriebe (31.12.) d ,4 Auszubildende (31.12.) e ,9 a Selbstständige Handwerksunternehmen (Anlage A+B1) mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und/oder steuerpflichtigem Umsatz. b Tätige Personen umfassen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die geringfügig Beschäftigten und die tätigen Inhaber. c Amtliche Handwerksberichterstattung. d Alle Anlagen A, B1, B2 und AeT. e Anlagen A+B1. Quelle: Bayerischer Handwerkstag e. V. (Hrsg.) (2014), S. 6f.; Berechnungen FHDW 1 Als Datenbasis für diesen Abschnitt dient die Publikation des Bayerischen Handwerkstags e. V. (Hrsg.) (2014), S. 1ff. Seit dem Jahr 2008 liegen erstmals Ergebnisse einer registergestützten Handwerkszählung vor. Die Handwerkszählung stellt Informationen über selbstständige Handwerksunternehmen des zulassungspflichtigen (Anlage A) und des zulassungsfreien Handwerks (Anlage B1) zur Verfügung. In die registerbasierte Handwerkszählung werden Unternehmen einbezogen, die am des Berichtsjahres sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und/oder im Berichtsjahr steuerbaren Umsatz aus Lieferungen und Leistungen hatten. Nicht in die Handwerkszählung einbezogen werden handwerkliche Nebenbetriebe und innerbetriebliche handwerkliche Abteilungen. 2 Für die Handwerksunternehmen im sog. zulassungsfreien handwerksähnlichen Gewerbe (Anlage B2) liegen keine Länderdaten vor. 3 Private Dienstleister sind Friseure, Schuhmacher, Uhrmacher, Damen- und Herrenschneider, Fotografen, Textilreiniger, Kosmetiker. 4 Zum Gewerblichen Bedarf zählen Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Landmaschinenbauer, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger, Informationstechniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller.

122 120 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Tabelle 37: Branchenentwicklung im bayerischen Handwerk 2013 gegenüber 2009 Gewerbe-/Ausbildungsgruppen Tätige Personen b Umsatz (nom.) Auszubildende Bauhauptgewerbe 7,3 10,9-1,1 Ausbaugewerbe 5,3 4,6-7,1 Gewerblicher Bedarf 4,9 20,6-16,7 Kraftfahrzeuggewerbe 3,7-1,6-6,0 Nahrungsmittelgewerbe -3,0 7,1-37,3 Gesundheitsgewerbe 4,6 12,4-0,7 Personenbezogene Dienstleistungen -4,3 4,9-22,5 Handwerk a insgesamt 3,3 7,4-13,8 a Selbstständige Handwerksunternehmen (Anlage A+B1) mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und/oder steuerpflichtigem Umsatz. b Tätige Personen umfassen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die geringfügig Beschäftigten und die tätigen Inhaber. Quelle: Bayerischer Handwerkstag e. V. (Hrsg.) (2014), S. 12ff.; Berechnungen FHDW Freie Berufe Insgesamt entwickelten sich die Freien Berufe in Bayern im Betrachtungszeitraum äußerst positiv. So kletterte die Zahl der Erwerbstätigen in Freien Berufen von rund Anfang 2010 auf rund Anfang 2015 (vgl. Abbildung 34). Dies entspricht einem Zuwachs von 19,0 % (Bund: 17,5 %). Darin enthalten sind sowohl die Selbstständigen als auch die sozialversicherungspflichtig Beschäftigen und Auszubildenden. Vor allem Heilberufe und Berater. Den größten Anteil an den selbstständigen Freiberuflern haben die Freien Heilberufe mit 34,6 %. Fast jeder vierte Selbstständige ist im Bereich der freien rechts-, wirtschaftsund steuerberatenden Berufe tätig (vgl. Abbildung 35). Knapp jeder siebte Selbstständige in den Freien Berufen ist Arzt oder Zahnarzt. 18,1 % mehr Selbstständige. Die Zahl der Selbstständigen stieg seit Beginn des Jahres 2010 von rund um 18,1 % auf rund am Zum Vergleich: Der bundesweite Zuwachs betrug für denselben Zeitraum nur 17,5 %. Besonders viele zusätzliche Selbstständige gab es im Bereich der freien technischen und naturwissenschaftlichen Berufe.

123 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 121 Abbildung 34: Erwerbstätige in Freien Berufen 2010 und 2015 in Bayern Insgesamt ca Erwebstätige Insgesamt ca Erwebstätige Selbstständige a ,7 % Selbstständige a ,9 % Auszubildende b ,7 % Auszubildende b ,9 % Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte c ,3 % Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte c ,3 % 1. Januar Januar 2015 a Stand: und b Stand: und (inkl. Auszubildende in kaufmännischen und technischnaturwissenschaftlichen Berufen c Zum und zum (ohne Auszubildende) Quelle: Institut für Freie Berufe (2015). Abbildung 35: Struktur der Selbstständigen in Freien Berufen in Bayern, Stand: Freie technische und naturwissenschaftliche Berufe ,9 % Freie Kulturberufe 21,7 % Insgesamt ca Selbstständige 34,6 % Freie Heilberufe ,7 % Freie rechts-, wirtschafts- und steuerberatende Beruf Quelle: Institut für Freie Berufe (2015).

124 122 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Überproportional viele neue Arbeitsplätze. Auch die Zunahme von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne Auszubildende) in den Freien Berufen in Bayern ist beachtlich: Deren Zahl stieg im Betrachtungszeitraum von auf an, was einer Steigerung von 20,8 % entspricht. Damit schufen die freiberuflichen Unternehmer in Bayern überproportional viele neue Arbeitsplätze. Der entsprechende Zuwachs belief sich bundesweit auf nur 15,4 %. Allerdings sank die Zahl der Auszubildenden deutlich: von auf (-9,3 %). Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt betrug der Rückgang nur 2,4 %. Unter dem Strich ist die Summe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten plus Auszubildenden im Bereich Freie Berufe in Bayern aber von auf gestiegen. Beschäftigtenzuwachs: vor allem Architektur- und Ingenieurbüros und Veterinärund Sozialwesen. Drei von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im Gesundheitswesen bzw. Apotheken beschäftigt ( ). Weitere große Arbeitgeber sind Architektur- und Ingenieurbüros (73.529) sowie Unternehmen im Bereich der Hardwareund Softwareberatung (73.490, vgl. Tabelle 38). Überproportional wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Betrachtungszeitraum in diesen Bereichen: Architekturund Ingenieurbüros (50,0 %), Veterinär- und Sozialwesen (40,8 %), Markt- und Meinungsforschung (24,8 %) und Hardware- und Softwareberatung (24,1 %).

125 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 123 Tabelle 38: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (inkl. Auszubildende) nach Wirtschaftsklassen in Freien Berufen 2009 und 2014 in Bayern, Stand Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Wirtschaftszweig Anzahl 2009 Anzahl 2014 Veränderung in % 2014/2009 Freiberufliches Gesundheitswesen; Apotheken Freiberufliche Tätigkeiten im Veterinär- und Sozialwesen , ,8 Rechtsberatung ,4 Wirtschaftsprüfung u. Steuerberatung ,8 Markt- und Meinungsforschung a ,8 Unternehmens- und Public-Relationsberatung a ,7 Forschung und Entwicklung ,3 Techn., phys. u. chem. Untersuchung ,2 Hardware- und Softwareberatung a ,1 Architektur- und Ingenieurbüros ,0 Erwachsenenbildung u. Unterricht; Schulen ,0 Künstlerische, schriftstellerische, unterhaltende, kulturelle u. ä. frei ,9 beruflichetätigkeiten b Sonstige freiberufliche Dienstleistungen c ,3 Insgesamt (gerundet) ,4 a Eine Differenzierung nach Freiberuflern und gewerblich Tätigen ist hier leider nicht möglich. b In dieser Kategorie enthalten sind u. a. die Wirtschaftsklassen Darstellende Kunst, künstlerisches und schriftstellerisches Schaffen, Design-Ateliers. c In dieser Kategorie enthalten sind die Wirtschaftsklassen Übersetzen und Dolmetschen, sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten, Erbringung von sonstigen Informationsdienstleistungen. Quelle: Institut für Freie Berufe (2015).

126 124 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Kultur und Kreativwirtschaft Die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) ist ein Wirtschaftsbereich, der in den vergangenen Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen hat. Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich 1 orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und / oder medialen Verbreitung von kulturellen / kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen. 2 Zur Kultur- und Kreativwirtschaft werden elf Teilmärkte bzw. -branchen gezählt (vgl. Abbildung 36): Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Darstellende Kunst, Architekturmarkt, Designwirtschaft und Pressemarkt. Zusätzlich sind die beiden Teilmärkte Werbemarkt sowie Software/Games-Industrie als sogenannte Kreativbranchen mit einbezogen. 3 7,8 % aller bayerischen Selbstständigen. Von rund Selbstständigen im Jahr 2009 stieg diese Zahl innerhalb von drei Jahren um 3,8 % an, so dass im Jahr 2012 in der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft rund Selbstständige tätig waren. 4 Dies entspricht einem Anteil von 7,8 % an allen bayerischen Selbstständigen (vgl. Tabelle 39). Umsatzsteigerung von 4,3 %. Der absolute Umsatz der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft konnte im Zeitraum von 2009 bis 2012 um 4,3 % auf 30,6 Mrd. Euro gesteigert werden. Jedoch war die Wachstumsdynamik geringer als die der Gesamtwirtschaft Bayerns und Deutschlands. So sank der Anteil der Kultur- und Kreativwirtschaft am Umsatz der Gesamtwirtschaft Bayerns von 3,6 % (2009) auf 3,2 %. Dieser Wert liegt aber immer noch etwas höher als der Bundesdurchschnitt von 2,5 %. Der durchschnittliche Umsatz je Unternehmen in dieser Branche liegt bei Euro. Diese Kleinteiligkeit ist in allen oben aufgezählten elf Teilmärkten festzustellen. Rund 97 % aller in Bayern im Jahr 2011 gemeldeten Selbstständigen und Unternehmen aus diesem Wirtschaftsbereich können der Gruppe der Kleinstunternehmen im Sinne der EU-KMU-Definition (vgl. Kap. 2.1) mit einem Umsatz von maximal 2 Mio. Euro jährlich zugerechnet werden. 5 Abbildung 36: Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft Sonstige Musikwirtschaft Software-/Games-Industrie Buchmarkt Werbemarkt Kunstmarkt Pressemarkt Filmwirtschaft Designwirtschaft Rundfunkwirtschaft Architekturmarkt Markt für darstellende Künste Quelle: Prognos AG et al. (2009), S. 34.

127 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 125 Tabelle 39: Kultur- und Kreativwirtschaft 2012 in Bayern im Vergleich zu Deutschland Bayern Deutschland Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern Absolute Angaben 2012 Anteil an der KKW an der Gesamtwirtschaft in Bayern Absolute Angaben 2012 Anteil an der KKW an der Gesamtwirtschaft Deutschlands Anzahl der Selbstständigen ,8 % ,6 % sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Erwerbstätige (Summe Selbstständige + sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) ,3 % ,0 % ,8 % ,5 % Umsätze (in Mrd. Euro) 30,6 3,2 % 143,3 2,5 % Quelle: In Anlehnung an Prognos AG (2014a), S. 9. Zunahme der Beschäftigten um 8,4 %. Deutlich stärker als die Zahl der Selbstständigen und die Umsätze wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Betrachtungszeitraum von 2009 bis 2012 stieg deren Zahl um rund auf knapp Dies entspricht einem Zuwachs von 8,4 % (vgl. Abbildung 37). Insgesamt waren somit in der Kultur- und Kreativwirtschaft Erwerbstätige tätig. Unterschiedliche Entwicklungen der Teilmärkte. Die 11 Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft sahen sich jedoch unterschiedlichen Trends und strukturellen Herausforderungen ausgesetzt. 6 So verzeichnete beispielsweise die bayerische Musikwirtschaft im Zeitraum 2009 bis 2012 bei sinkenden Erwerbstätigenzahlen (-2,5 % bzw Erwerbstätige) ein starkes Umsatzwachstum in Höhe von 40,7 %. Die Software- und Games-Industrie wies als umsatzstärkster Teilmarkt (ca. 8,0 Mrd. Euro im Jahr ) einen Umsatzrückgang von 12,1 % im gleichen Zeitraum auf. 1 Zu diesem Kreis der Unternehmen gehören demnach alle marktwirtschaftlichen Unternehmen, die mehrwertsteuerpflichtig sind oder die einfach mit Kunst, Kultur und Kreativität Geld verdienen wollen. Nicht zu diesem Kreis zählen all jene Unternehmen, Einrichtungen oder sonstigen vereinsartigen Formen, die sich weitgehend nicht durch den Markt finanzieren, sondern durch öffentliche Finanzierung getragen, durch Gebührenfinanzierung unterhalten oder durch gemeinnützige Gelder bzw. private Geldgeber gefördert werden. 2 Vgl. Wirtschaftsministerkonferenz (2009), S. 1f. 3 Vgl. Prognos AG et al. (2009), S. 34. In den Bereich Sonstige können ggf. neue wirtschaftliche Aktivitäten eingebunden werden. 4 Diese und nachfolgende Daten basieren auf dem Datenreport zur Kultur- und Kreativwirtschaft und Künstler- und Kulturberufen in Bayern, welcher im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie erstellt wurde, vgl. Prognos AG (2014a). 5 Vgl. Prognos AG (2014a), S Vgl. Prognos AG (2014a), S. 16 u Die Software- und Games-Industrie erzielt dabei die höchsten Umsätze für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern. Mit einem größeren Abstand folgen der Pressemarkt, der Werbemarkt, die Rundfunkwirtschaft und die Designwirtschaft.

128 126 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gleichzeitig stieg aber in diesem Teilmarkt im Verlauf der Jahre 2009 bis 2012 die Erwerbstätigkeit um rund auf nunmehr rund Erwerbstätige an. Die Software-/ Games-Industrie ist damit der mit Abstand größte Teilmarkt in der Kultur- und Kreativwirtschaft mit knapp 30 % aller Erwerbstätigen. Zu den Branchen, die in den Jahren von 2009 bis 2012 sowohl auf eine positive Entwicklungsbilanz in den Bereichen Umsatz als auch Erwerbstätige blicken, zählen insbesondere die Designwirtschaft (Umsatzplus von 19,5 % und Anstieg der Erwerbstätigen um ca bzw. 12,0 %), der Architekturmarkt (Umsatzplus von 20,4 % und Anstieg der Erwerbstätigen um ca bzw. 11,1 %) sowie der Werbemarkt mit einem Umsatzanstieg von 21,9 % und einer Zunahme der Erwerbstätigen um ca. 850 bzw. um 3,7 %. Rückläufige Umsatzentwicklungen sind neben den Teilmärkten Software und Games im Buchmarkt (-3,5 %) ersichtlich, wobei sich die Anzahl der Erwerbstätigen in diesem Teilsegment auch positiv entwickelte (+1,8 %). Abnehmende Erwerbstätigenzahlen kennzeichnen hingegen insbesondere den Pressemarkt ( Erwerbstätige bzw. -11,5 %), der wegen der zunehmenden Digitalisierung einem wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt ist. Dies betrifft vorrangig Zeitungen, aber auch Zeitschriften. Abbildung 37: Anzahl der Selbstständigen sowie der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Kulturund Kreativwirtschaft in den Jahren 2009 bis Ist-Wert 2011 Ist-Wert 2012 Ist-Wert 2013* Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Selbstständige * Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Datenreports zur Kultur- und Kreativwirtschaft und Künstler- und Kulturberufen in Bayern konnten die 2013-Zahlen nur geschätzt werden. Quelle: Prognos AG (2014a), S. 11.

129 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Mittelstand in Bayern Zwischenfazit Mittelstandsanteil 99,7 %. Im Freistaat Bayern sind im Jahr 2013 rund der rund Unternehmen dem Mittelstand zuzurechnen. Der Mittelstandsanteil liegt bei 99,7 % und entspricht damit dem Bundesdurchschnitt. KMU-Gesamtumsatz 380,1 Mrd. Euro. Die in Bayern ansässigen Unternehmen erzielten im Jahr 2013 einen steuerpflichtigen Gesamtumsatz von 968,7 Mrd. Euro. Hiervon realisierten die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU mit bis zu 50 Mio. Euro Jahresumsatz) ein Umsatzvolumen von rund 380,1 Mrd. Euro (39,2 %). Handel, Dienstleistungen, Baugewerbe. Den höchsten Anteil an allen kleinen und mittleren Unternehmen der privaten Wirtschaft im Freistaat Bayern hat mit 18,4 % der Handel. Der Wirtschaftszweig Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen folgt an zweiter Stelle mit einem Anteil von 14,4 %. An dritter Stelle liegt das Baugewerbe mit 10,2 %. Die Analyse der einzelnen Wirtschaftszweige zeigte, dass grundsätzlich alle Branchen mittelständisch geprägt sind. Die Anteile der kleinen und mittleren bayerischen Unternehmen mit bis zu 50 Mio. Euro Jahresumsatz am Unternehmensbestand einer Branche liegen zwischen 98,2 % im Verarbeitenden Gewerbe und fast 100,0 % im Gastgewerbe, im Bereich Erbringung sonstiger Dienstleistungen sowie in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft. Eine Aufschlüsselung der Umsätze der kleinen und mittleren Unternehmen nach Branchen zeigt ein etwas anderes Bild. Die meisten Umsätze werden von KMU im Handel erwirtschaftet (29,5 %). An zweiter Stelle liegt das Verarbeitende Gewerbe mit 20,6 %, gefolgt vom Baugewerbe mit 10,2 % Freie Berufe, Handwerk, Kultur- und Kreativwirtschaft. Auch in diesen Querschnittsbranchen sind im Berichtszeitraum die Zahl der Unternehmen, die Umsätze bzw. die in den Branchen Beschäftigten gestiegen. Über exportierende KMU. Dies entspricht 97,8 % der insgesamt Exportunternehmen in Bayern im Jahr Knapp zwei Drittel der exportierenden KMU stammen aus den Wirtschafszweigen Handel und Verarbeitendes Gewerbe. Alle in Bayern ansässigen kleinen und mittleren Exportunternehmen erzielten 2013 Exportumsätze in Höhe von knapp 32 Mrd. Euro. Rund die Hälfte davon erwirtschafteten kleine und mittlere Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. Anstieg Investitionen bei großen Industriebetrieben stärker als bei KMU. Die Industriebetriebe in Bayern investierten Mrd. Euro, davon 8,8 Mrd. in Maschinen und Betriebsausstattungen. 1 Gegenüber 2009 eine Erhöhung um 25 %. 2 Die Investitionen von Industriebetrieben in Bayern, die zu Unternehmen mit 20 und weniger als 500 Beschäftigten gehören, lag im Jahr 2013 bei 3,7 Mrd. Euro, gegenüber 2009 eine Erhöhung von 22,3 %. 3 1 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014b), S Im Jahr 2009 wurden rund 8,8 Mrd. Euro investiert, vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2010), S Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014b), S. 7; Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2010), S. 7.

130 128 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Da die großen Industriebetriebe überproportional mehr investierten sank der Anteil der industriellen KMU an den Investitionen gegenüber 2009 um 0,8 % auf 33,9 %. 75,7 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mitte des Jahres 2014 waren 75,7 % der rund 4,815 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in bayerischen Betrieben der Privatwirtschaft in kleinen und mittleren Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten tätig. Die durchschnittliche Betriebsgröße 2014 (2009) lag bei 14 (13) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 80,9 % der Auszubildenden. Rund Personen standen am 30. Juni 2014 in Bayern in einem Ausbildungsverhältnis in der Privatwirtschaft. Davon wurden rund Personen in Betrieben mit weniger als 500 Beschäftigten ausgebildet. Dies entspricht einem Anteil von 80,9 %. Jahresdurchschnittlich rund Existenzgründungen im Zeitraum Im Berichtsraum wurden insgesamt rund gewerbliche Unternehmen in Bayern gegründet. Im gleichen Zeitraum wurden rund Unternehmen abgemeldet, so dass im Zeitraum Unternehmen mehr gegründet als liquidiert wurden. Das heißt: Der Gründungsüberschuss war im Berichtszeitraum trotz tendenziell rückläufiger Salden positiv, wodurch die Zahl der Unternehmen in Bayern insgesamt anstieg. Steigende Gründungsintensitäten im Jahr Obwohl die Gründerintensität, d. h. Gründungen bezogen auf Erwerbsfähige, im Berichtszeitraum tendenziell abnahm, stieg sie im Jahr 2014 sowohl bei den Gründungen in den nicht forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen als auch in den forschungsund wissensintensiven Wirtschaftszweigen wieder leicht an Unternehmensübergaben pro Jahr. Im Freistaat Bayern standen und stehen in den Jahren 2011 bis 2015 rund Unternehmen mit rund Arbeitsplätzen zur Übergabe an. Abbildung 38 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Bedeutung des Mittelstands in Bayern. Abbildung 38: Schlüsselzahlen des bayerischen Mittelstands 0,3 % 39,2 % 33,9 % 24,3 % 19,1 % 99,7 % 60,8 % 66,1 % 75,7 % 80,9 % Unternehmen (2013) Umsatz (2013) Investitionen in Industriebetrieben (2013) SV-Beschäftigte in Betrieben (2014) Auszubildende in Betrieben (2014) KMU bzw. kleine und mittlere Betriebe Großunternehmen bzw. Großbetriebe Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2015a); Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014b); Bundesagentur für Arbeit (2015d). Berechnungen FHDW.

131 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 129 Entwicklung der Rahmenbedingungen 5 für den Mittelstand Günstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sind die Voraussetzung, dass mittelständische Unternehmen entstehen und wachsen können. Die Rahmenbedingungen für den bayerischen Mittelstand sind ein Bündel aus Landes- und Bundes-, darüber hinaus aber auch aus europäischen und globalen Bedingungsfaktoren. Kap. 5 gibt einen Überblick über die wichtigsten Veränderungen von mittelstandrelevanten Einflussfaktoren auf den angesprochenen vier Ebenen in den letzten Jahren. 5.1 Veränderung der globalen Rahmenbedingungen Die Entwicklung der globalen Rahmenbedingungen wurde vor allem von zwei globalen Megatrends geprägt: Internationalisierung der Wirtschaft Energie und Klima Internationalisierung, freier Welthandel und Digitalisierung Internationalisierung. Internationalisierung bedeutet weit mehr als Handel mit Gütern und Dienstleistungen. Es geht auch um die internationale Ausrichtung ganzer Wertschöpfungsketten, außerdem um das Thema Direktinvestitionen sowie internationale Finanzierungsfragen. Dazu kommen der Aufbau und die Nutzung internationaler Forschungsnetzwerke sowie eine internationale Ausrichtung der Gründerszene. Die Internationalisierung der Wirtschaft ist und bleibt eine der prägenden Zukunftsherausforderungen für Deutschland und Bayern zur Sicherung von Wachstum und Wohlstand. Beachtliches Außenhandelsvolumen. Wenige andere Länder sind wirtschaftlich so mit anderen Regionen der Welt verbunden wie Deutschland im Allgemeinen und Bayern im Speziellen. Die Hälfte der bayerischen Industriearbeitsplätze hängt vom Export ab. Das Handelsvolumen (Summe aller Im- und Exporte) Bayerns stieg im Berichtszeitraum von 276,7 Mrd. Euro in 2010 auf 319 Mrd. Euro in 2014 (+15,3 %). Hilfestellungen beim Eintritt in neue Märkte. Gerade KMU stehen hierbei vor besonderen Herausforderungen (vgl. Kap. 6.3). Wichtig ist die frühzeitige Sensibilisierung dieser Unternehmen für das Thema Internationalisierung und die anschließende Identifizierung und Erschließung von Chancen, nicht zuletzt auch in Zukunftsmärkten jenseits der traditionellen westlichen Handelspartner und der bereits etablierten Schwellenländer. Insbesondere in den aufholenden Industrieländern haben sich neue und dynamisch wachsende Märkte mit großen Absatzmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen entwickelt. 1 Freier Welthandel und offene Märkte. Beide sind für ein rohstoffarmes und stark exportorientiertes Industrieland wie Bayern der Schlüssel zu Wohlstand und Wachstum. Voraussetzungen für freien Welthandel und offene Märkte sind internationale Abkommen, die Handelshemmnisse abbauen. 1 Der Anteil der aufholenden Industrieländer an den weltweiten Importen stieg von 13 % im Jahr 2000 auf 25 % im Jahr 2012, vgl. IW Consult (2015), S. 11.

132 130 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Auf der 9. WTO-Ministerkonferenz auf Bali im Dezember 2013 konnten Maßnahmen zur umfassenden Erleichterung von Zollverfahren vereinbart werden. Mit einer Einigung zu den noch offenen weiteren Doha-Themen (sog. Post-Bali Arbeitsprogramm ) ist aber in naher Zukunft nicht zu rechnen. Aus diesem Grund sind die diversen Freihandelsabkommen, für die die EU die ausschließliche Zuständigkeit besitzt, der beste Weg, um Handelsbarrieren mit wichtigen Partnern in der Welt abzubauen und den Handel mit diesen zu erleichtern (vgl. Kap. 5.2). Digitalisierung. Digitalisierung bringt die Welt dank Internet, und Videokonferenzen noch enger zusammen. Räumliche Entfernungen spielen eine immer geringere Rolle. Digitalisierung durchdringt alle Wirtschaftsbereiche und Wertschöpfungsketten und treibt den Strukturwandel in Europa voran. Am Umgang mit den digitalen Möglichkeiten wird sich die Zukunftsfähigkeit einzelner Unternehmen und ganzer Branchen entscheiden. Dies gilt insbesondere für die Digitalisierung der Produktion ( Industrie 4.0 ). Laut einer vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Auftrag gegebenen Studie 1 wird das zusätzliche Potenzial an Wertschöpfung in Deutschland durch die digitale Transformation innerhalb der nächsten zehn Jahre mit bis zu 425 Mrd. Euro beziffert. Die Integration digitaler Technologien in Autos, Flugzeuge, Haushaltsgegenstände oder in Gebäude geht mit großer Dynamik voran. Alle Unternehmen müssen sich der Digitalisierung stellen: Fast jeder zweite deutsche Betrieb richtet sich darauf ein, dass neue Technologien künftig das eigene Geschäftsmodell infrage stellen werden. Die digitalen Technologien entwickeln sich rasant: Die Übertragungsgeschwindigkeiten steigen im mobilen Bereich und werden durch den Standard 5G weitere Fortschritte machen. Der Festnetzbereich bewegt sich hin zu Bandbreiten im Gigabitbereich Energie und Klima Klimawandel. Mit dem Kyoto-Protokoll wurde auf internationaler Ebene erstmals ein rechtsverbindliches Instrument geschaffen, in dem sich die Industrieländer zu konkreten Minderungen ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet haben. Nach mehrjährigen Verhandlungsrunden einigten sich die 195 Mitgliedstaaten der UN-Klimarahmenkonvention auf der Klimakonferenz in Doha, Katar 2012 ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll auszuhandeln. Um die angestrebte Begrenzung des Anstiegs der Erdtemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad Celsius noch zu erreichen, soll im Dezember 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris ein neues Abkommen ( Pariser Übereinkommen ) für die Zeit nach 2020 verabschiedet werden. Neben der notwendigen deutlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen machen die Endlichkeit fossiler Energieressourcen und der steigende Energiebedarf in der Welt die Gestaltung der künftigen Energieversorgung zu einer Schlüsselaufgabe des 21. Jahrhunderts. Die Energieversorgung muss auf eine neue, nachhaltige Grundlage gestellt werden. Ein Meilenstein war die Einführung des Smartphones vor acht Jahren. Mobile Anwendungen und Apps haben seitdem viele Branchen verändert. In den nächsten 30 Jahren wird sich die Leistung von Mikrochips noch einmal vertausendfachen. Die Leistung von Speichern und der Informationsübertragung wird sich drastisch verbessern.

133 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Veränderung der europäischen Rahmenbedingungen Auch die Europapolitik reagiert auf die oben skizzierten Megatrends. Hinzu kommt der demografische Wandel, von dem alle Mitgliedstaaten der EU, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, betroffen sind. In Deutschland wird die Bevölkerungszahl bei gleichzeitigem Anstieg des Durchschnittsalters signifikant schrumpfen. Vor diesem Hintergrund wird die Zahl der (potenziellen) Erwerbspersonen in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen, den Unternehmen werden Fachkräfte fehlen. Daneben hat die EU sich in der letzten Amtszeit von Kommissionspräsident Barroso ( ) insbesondere der Weiterentwicklung des Binnenmarktes angenommen. Dabei waren für den Mittelstand besonders die Regulierung des Finanzmarkts, die Weiterentwicklung der Berufsanerkennungsrichtlinie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und die Neuerungen im Vergaberecht relevant. Hinzu kamen die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie für einen grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr und weitere europäische Rechtsentwicklungen. Somit geht ein beträchtlicher Teil der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die mittelständische bayerische Wirtschaft mittlerweile auf die europäische Ebene zurück Internationalisierung und Digitalisierung Internationalisierung. Aufgrund der ins Stocken geratenen WTO-Verhandlungen strebt die EU eine neue Generation von Freihandelsabkommen an, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und damit Wachstum und Beschäftigung in Europa zu stärken. Diese sollen möglichst breit und umfassend angelegt sein. So sollen sie nicht nur tarifäre Fragen umfassen, sondern auch Regelungen zu Dienstleistungen, zum Abbau nichttarifärer Handelsbarrieren und anderen handelsrelevanten Aspekten. Bei diesen geht es um Investitionen oder Fragen des Wettbewerbs. Da Nordamerika Bayern wichtige Exportmärkte und Investitionsstandorte bietet, kann gerade die bayerische Wirtschaft von Freihandelsabkommen mit den USA (Transatlantic Trade and Investment Partnership TTIP 2 ) und Kanada (Comprehensive Economic and Trade Agreement CETA 3 ) profitieren. Wenn der Handel mit den USA und Kanada einfacher wird, kommt das auch dem Mittelstand zugute. Digitale Agenda. Länder wie Südkorea und Japan sind in Sachen Digitalisierung heute Vorreiter. Die EU-Kommission hat im Mai 2010 mit der Digitalen Agenda ein umfassendes Paket von Maßnahmen und Gesetzesvorschlägen vorgestellt und im Jahr 2012 angepasst. Ziel ist ein digitaler Binnenmarkt für Inhalte und Dienste mit 500 Mio. Konsumenten. Die Agenda sieht sieben vorrangige Aktionsbereiche für eine digitale Wirtschaft und Gesellschaft vor. Durch ein geeignetes regulatorisches Umfeld will die Kommission die Breitbandversorgung verbessern. Öffentliche Infrastrukturen sollen digitale Dienste wie elektronische Identitätsnachweise ermöglichen. Digitale Kompetenzen und digitale Arbeitsplätze werden gefördert, Maßnahmen zur Cybersicherheit getroffen. Mit der Agenda ist auch eine Reform des Urheberrechts verbunden. Die Kommission wird Pilotprojekte für die Cloud-Nutzung im öffentlichen Raum starten. Zudem ist eine Strategie für die Elektronikindustrie vorgesehen. 1 Vgl. Roland Berger Strategy Consultants GmbH / Bundesverband der deutschen Industrie e. V. (2015). 2 Die Verhandlungen zu TTIP wurden im Jahr 2013 aufgenommen. Bis Ende 2014 haben insgesamt 7 Verhandlungsrunden stattgefunden. Mit einem Abschluss der Verhandlungen ist frühestens im Laufe des Jahres 2016 zu rechnen. 3 Die Verhandlungen zu CETA wurden im Jahr 2009 aufgenommen und konnten im August 2014 abgeschlossen werden. Das Ratifizierungsverfahren wird nach Abschluss der Rechtsförmlichkeitsprüfung und der Übersetzung der Vertragstexte in alle EU-Amtssprachen voraussichtlich im Herbst 2016 beginnen.

134 132 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Energie und Klima Energiewende und Klimaschutz. Als Vorreiter im Klimaschutz haben sich die EU-Mitgliedstaaten das Ziel gesetzt, bis 2020 die Treibhausgasemissionen um mindestens 20 % gegenüber 1990 zu reduzieren. Gleichzeitig soll die Energieeffizienz um 20 % erhöht und ein Anteil von 20 % erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch erreicht werden. Für die Zeit danach hat der Europäische Rat Ende Oktober 2014 folgende Entscheidungen getroffen: Bis 2030 sollen in der EU der Ausstoß von Treibhausgasemissionen um mindestens 40 % gegenüber 1990 reduziert, der Energieverbrauch um 27 % gesenkt und die erneuerbaren Energien auf mindestens 27 % ausgebaut werden. Diese frühzeitige Festlegung gibt den Unternehmen Planungssicherheit, insbesondere bei Entscheidungen zur Energieeffizienz, zum Klimaschutz und zur Energieversorgung. Die Umsetzung der europäischen Vorgaben auf nationaler Ebene hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Unternehmen. Dies betrifft z. B. konkrete Energieeffizienzvorgaben oder die Pflicht, Energieaudits durchzuführen, wie es die EU-Energieeffizienz-Richtlinie vorsieht Weiterentwicklung des europäischen Binnenmarktes Neben verschiedenen anderen Themen wie z. B. der Aufstellung des mehrjährigen Finanzrahmens ( ) oder auch der Weiterentwicklung der europäischen Energie- und Klimapolitik hatte sich die letzte Europäische Kommission ( ) insbesondere der Weiterentwicklung des Binnenmarktes angenommen. In diesem Zusammenhang sind für den Mittelstand v. a. die Regulierung des Finanzmarkts, die Weiterentwicklung der Berufsanerkennungsrichtlinie, die Neuerungen im Vergaberecht und die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie von Bedeutung Finanzmarktregulierung Basel III-Regelungen. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat am 16. Dezember 2010 sein neues Regelwerk, Basel III genannt, veröffentlicht und im Laufe der Jahre ergänzt und überarbeitet. Im Januar 2013 wurden die endgültigen Regeln zur Liquidity Coverage Ratio veröffentlicht. Die Verabschiedung der Basel III-Regelungen sowie die Umsetzung auf EU-Ebene durch die sog. Kapitaladäquanzrichtlinie (Capital Requirements Directive, CRD IV) waren für die Finanzierung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland elementar. Sie finanzieren sich in erster Linie über Bankkredite. Im Mittelpunkt dieser Regelungen stand die Verschärfung der qualitativen und quantitativen Eigenkapitalanforderungen auf Seiten der Banken. Zielsetzung war, durch eine höhere Eigenkapitalausstattung sowie eine qualitative Verbesserung der Eigenkapitalkomponenten die Sicherheit und Stabilität von Kreditinstituten zu erhöhen: Banken können Verluste so durch Eigenkapital auffangen. Diese höheren Eigenkapitalanforderungen für Banken haben aber nicht nur Auswirkungen auf die Sicherheit und Stabilität von Kreditinstituten. Sie haben auch mittelbaren Einfluss auf die Kreditvergabebereitschaft und die Konditionengestaltung und damit auf die Finanzierungsfähigkeit der Banken für den Mittelstand insgesamt. Abgemilderte Eigenkapitalanforderungen für Mittelstandsfinanzierung. Am 1. Januar 2014 traten in der Europäischen Union wesentliche Teile der überarbeiteten Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD IV) sowie der dazugehörigen Verordnung (Capital Requirements Regulation, CRR) zur Umsetzung der Basel III-Regeln in Kraft. Kern des Gesetzespakets ist eine schrittweise Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen für Kreditinstitute bis Um allerdings den Krediterfordernissen mittelständischer Betriebe Rechnung zu tragen, wurde in den finalen Gesetzestext der CRR ein Korrekturfaktor eingefügt. Durch diesen Mittelstandsfaktor wird die durch die Basel III-Regelungen erfolgende pauschale Eigenkapitalerhöhung für KMU-Kredite wieder ausgeglichen. Problematisch ist, dass der KMU-Korrekturfaktor einem Prüfungsvorbehalt unterliegt. Damit besteht die Gefahr, dass dieser nach einer Überprüfung durch die Europäische Kommission beziehungsweise die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA bis Mitte 2016 wieder gestrichen wird. Hierdurch würden die Eigenkapitalanforderungen für Kredite an KMU

135 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 133 steigen. Eine derartige Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen hätte Auswirkungen auf die Konditionengestaltung und die Kreditvergabebereitschaft der Banken im KMU-Bereich. Die Folge wären eine regulierungsbedingte Verteuerung und Verknappung von Mittelstandskrediten. Aus Sicht der mittelständisch geprägten Wirtschaft in Deutschland ist der Erhalt des Korrekturfaktors für KMU-Kredite daher von zentraler Bedeutung. Länderarbeitsgruppe Basel III. Bayern oblag im Rahmen der von der Wirtschaftsministerkonferenz eingerichteten Länderarbeitsgruppe Basel III die Federführung. Unter der Leitung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie hatten sich die Länder einstimmig dafür ausgesprochen, den KMU-Faktor dauerhaft beizubehalten bzw. Risiken im Rahmen der Eigenkapitalunterlegung privilegiert anzurechnen. Diese länderübergreifende Position wurde gegenüber der Bundesregierung und auf Brüsseler Ebene zum Ausdruck gebracht. Europäische Bankenunion. Des Weiteren wurde im vergangenen Jahr die Errichtung der Europäischen Bankenunion abgeschlossen. Eine ihrer Säulen ist ein Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism): Die Gruppe der systemrelevanten Institute wird von der Europäischen Zentralbank direkt beaufsichtigt. Die große Zahl der nicht systemrelevanten Banken unterliegt weiterhin der Kontrolle durch die nationalen Aufsichtsbehörden. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da den kleinen und mittleren Instituten besonderes Gewicht für die Finanzierung des Mittelstands zukommt. Unverhältnismäßige aufsichtlich bedingte Belastungen würden sich negativ auf die Mittelstandsfinanzierung auswirken. Die Bayerische Staatsregierung hat sich dezidiert gegen eine Ausweitung der EZB-Aufsicht auf die Gruppe der nicht systemrelevanten Institute sowie gegen zu hohe Belastungen durch eine Vereinheitlichung der Anzeige- und Meldevorschriften ausgesprochen Berufsanerkennungsrichtlinie Anerkennung von Berufsqualifikationen. Die Hürden für den beruflichen Wechsel in einen anderen EU-Mitgliedstaat sollen weiter sinken, um mehr Mobilität zu ermöglichen. Dies ist für die Sicherung des Fachkräftebedarfs insbesondere auch angesichts des demografischen Wandels von besonderer Bedeutung. Grundlage dafür ist die Richtlinie 2013/55/EU vom 20. November 2013 zur Änderung der Richtlinie 2005/36/EG 1 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen und die Verordnung (EU) Nr. 1024/2012 über die Verwaltungszusammenarbeit mit Hilfe des Binnenmarkt- Informationssystems ( IMI-Verordnung ). Richtlinie und Verordnung sollen dazu beitragen, die Verfahren erneut zu modernisieren und weiter zu vereinfachen. Darüber hinaus soll für einzelne Berufe ein Europäischer Berufsausweis eingeführt werden. Die Vorbereitungen zur Umsetzung dieser Richtlinie, die bis zum 18. Januar 2016 in nationales Recht umgesetzt werden muss, laufen bereits. Transparenz. In Bezug auf reglementierte Berufe soll mehr Transparenz geschaffen werden. Außerdem sollen mitgliedstaatliche Reglementierungen überprüft werden. Dafür hat die Kommission am 2. Oktober 2013 auf der Grundlage von Art.59 der oben genannten Richtlinie eine Mitteilung zur Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs (sog. Transparenzinitiative ) verabschiedet. In Deutschland sind 154 Berufe (darunter 41 Handwerksberufe) reglementiert. 1 Die Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. September 2005 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen wurde bis 20. Oktober 2007 in nationales Recht umgesetzt. In den jeweiligen Fachgesetzten wurden Regelungen zur Anerkennung festgelegt mit dem Ziel, einen Beitrag zur Flexibilität der Arbeitsmärkte zu leisten, eine weitergehende Liberalisierung der Erbringung von Dienstleistungen herbeizuführen, einen stärkeren Automatismus bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen zu fördern und die Verwaltungsverfahren zu vereinfachen.

136 134 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Als erster grundsätzlich begrüßenswerter Schritt wurde von der Kommission in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten eine Datenbank der in der Europäischen Union reglementierten Berufe eingerichtet. 1 Die Datenbank schafft die für eine Tätigkeit im EU-Ausland erforderliche Transparenz, da jedermann darin recherchieren kann, ob der von ihm ausgeübte Beruf im jeweiligen Zielland reglementiert ist und an welche Ansprechpartner er sich dort wenden kann. In einem zweiten Schritt folgt die schrittweise Überprüfung der mitgliedstaatlichen Reglementierungen. Meistervorbehalt. Dies verfolgt die Bayerische Staatsregierung wie auch die Bundesregierung im Bereich Handwerk mit großer Beunruhigung. Ziel: den Meistervorbehalt in seiner derzeitigen Form erhalten. Der Bundesrat hat dementsprechend auch auf Antrag Bayerns hin am 29. November 2013 einen kritischen Beschluss gefasst (BR-Drs. 717/13) und der Europäischen Kommission übermittelt. Die Bayerische Staatsregierung setzt sich gemeinsam mit der Bundesregierung zur Sicherung der bestehenden Qualitätsstandards im Handwerk sowie der dualen Ausbildung intensiv und mit Nachdruck für den Erhalt des Meistervorbehalts gegenüber der Europäischen Kommission ein Novellierung des Vergaberechts Vollständig überarbeitetes Regelwerk. Der europäische Gesetzgeber hat mit dem Paket zur Modernisierung des europäischen Vergaberechts ein vollständig überarbeitetes Regelwerk für die Vergabe öffentlicher Aufträge und Konzessionen vorgelegt. Die dafür maßgeblichen neuen EU-Vergaberichtlinien sind am 17. April 2014 in Kraft getreten. Sie sind bis zum 18. April 2016 in deutsches Recht umzusetzen. Das neue Regelwerk umfasst drei Richtlinien: Richtlinie über die öffentliche Auftragsvergabe Richtlinie über die Vergabe von Aufträgen in den Bereichen Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie der Postdienste Richtlinie über die Konzessionsvergabe Die Novellierung des EU-Vergaberechts hat insbesondere zum Ziel, die Vergabeverfahren zu vereinfachen und zu flexibilisieren, die elektronische Vergabe zu erweitern sowie den Zugang für KMU zu den Vergabeverfahren zu verbessern. Außerdem sollen strategische Aspekte künftig stärker in den Vergabeverfahren berücksichtigt werden können. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur besseren Erreichung der Europa-2020-Ziele vor allem im sozial- und umweltpolitischen Bereich geleistet werden Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr. Ziel der Europäischen Dienstleistungsrichtlinie (Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt) ist es, den grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr zu stärken und zur Vollendung des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes beizutragen. Bayern hat die Vorgaben der Richtlinie in 2009 umgesetzt (vgl. Mittelstandsbericht 2010). Dazu wurden insbesondere rechtliche Beschränkungen abgebaut sowie Verfahren und Formalitäten vereinfacht, um die Aufnahme und Ausübung von Dienstleistungen zu erleichtern. Einheitliche Ansprechpartner und Dienstleistungsportal Bayern. Vor allem Existenzgründer profitieren durch zahlreiche Maßnahmen, u. a. durch ein gut etabliertes Netz von Beratungsstellen, den sog. Einheitlichen Ansprechpartnern. Sie informieren und beraten die Unternehmen zu allen Formalitäten für die Aufnahme und Ausübung einer Dienstleistung. Zudem können erforderliche Verwaltungsverfahren über sie abgewickelt werden. Einheitliche Ansprechpartner gibt es in jedem Mitgliedstaat der EU. In Bayern sind aktuell 33 dieser Anlaufstellen bei Kammern und einigen Kommunen eingerichtet. Seit 2012 stehen sie auch allen inländischen Unternehmen zur Verfügung. Zudem wurde das Dienstleistungsportal Bayern eingerichtet, das Dienstleister über Formalitäten informiert und eine sichere elektronische Kommunikation mit Kammern und Behörden ermöglicht. Bayern plant derzeit mit den anderen Ländern und dem Bund im

137 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 135 Projekt EA 2.0 Verbesserungen der Nutzerfreundlichkeit des Einheitlichen Ansprechpartners sowie den Ausbau seines Beratungsangebots Weitere europäische Rechtsentwicklungen mit besonderer Relevanz für den Mittelstand Mittelständische Unternehmen sind bei ihren Aktivitäten im Binnenmarkt durch weitere Maßnahmen der Europäischen Kommission betroffen. Hierzu zählen insbesondere die Modernisierung des Beihilferechts, die Förderung im Rahmen der Regional- und Strukturpolitik, Entlastungen durch Bürokratieabbau sowie eine gemeinsame Konzeption zur Infrastrukturentwicklung in der EU Beihilferecht Zulässigkeit staatlicher Förderung. Das Beihilferecht gibt auch für den Mittelstand den europarechtlichen Rahmen vor, innerhalb dessen die staatliche Förderung von Unternehmen zulässig ist. Es erfasst die staatliche Förderung in allen Wirtschaftsbereichen (z. B. Energie, Umwelt, Risikokapital, Forschung, Entwicklung und Innovation, Breitband oder Medien). Modernisierung beihilferechtlicher Verfahren. Im Rahmen der Modernisierung des EU-Beihilferechts wurden die maßgeblichen Rechtsgrundlagen überarbeitet, anhand derer die Europäische Kommission die Zulässigkeit staatlicher Fördermaßnahmen bewertet. Dieser Prozess wurde bis auf ein erläuterndes Dokument zum Beihilfebegriff am 1. Juli 2014 abgeschlossen. Die Kommission hat sich in der Modernisierungsinitiative das Ziel gesetzt, das beihilferechtliche Verfahren zu vereinfachen und zu straffen, den Mitgliedstaaten für Fälle mit geringeren Auswirkungen auf den Binnenmarkt mehr Verantwortung zu übertragen und sich selbst auf die Fälle mit besonders starken Auswirkungen zu konzentrieren. Auch mittels des Beihilferechts soll so nachhaltiges Wachstum im Binnenmarkt befördert werden. Im Ergebnis wurden vor allem in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung, die die Rechtsgrundlage für eine Vielzahl bayerischer Förderprogramme ist, bestehende Spielräume vergrößert und weitere Fördertatbestände geschaffen. Für alle Förderempfänger, d. h. auch den bayerischen Mittelstand, ergeben sich schnellere Förderungen und weniger Bürokratie, wenn sich Projekte in diesem Rahmen gestalten lassen und langwierige Genehmigungsverfahren vermieden werden können Regional- und Strukturpolitik EU-Förderung in Bayern. Die beiden EU- Finanzierungsinstrumente der Strukturpolitik sind der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie der Europäische Sozialfonds (ESF). Aus beiden werden in Bayern mittelstandsrelevante Maßnahmen gefördert, sowohl in der vergangenen Förderperiode als auch in der neuen Förderperiode Die Europäische Strukturpolitik war in den vergangenen vier Jahren durch den nahenden Abschluss der alten sowie durch die Neuverhandlungen zur Förderperiode geprägt. Der ESF als Instrument der Arbeitsmarktförderung finanziert schwerpunktmäßig Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen. In der Förderperiode hatte er in Bayern ein Volumen von 310 Mio. Euro, in der kommenden Förderperiode stehen in Bayern ca. 298 Mio. Euro aus dem ESF zur Verfügung. Mit dem Operationellen Programm Bayern Perspektiven in Bayern Perspektiven in Europa sollen in den kommenden Jahren in insgesamt vierzehn Förderaktionen Gesamtinvestitionen in Höhe von 600 Mio. Euro angestoßen werden. Weiterführende Informationen zum Operationellen Programm sind auf folgender Webseite zusammengefasst: Zu einzelnen Maßnahmen mit Mittelstandsbezug vgl. Kap. 6 und 7. 1 Die Datenbank kann unter abgerufen werden.

138 136 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 39: EFRE-Fördergebiet im Ziel Investitionen in Wachstum und Beschäftigung in Bayern EFRE-Schwerpunktgebiet Sonstiges EFRE-gefördertes Gebiet EFRE-Fördergebiet, nur Förderbereich 3 Klimaschutz Stand: Oktober 2014 Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Der EFRE unterstützt Investitionen durch Unternehmen, staatliche Stellen, Kommunen und andere Maßnahmenträger in Bayern. Eine bedeutende Maßnahmengruppe ist die KMU-Förderung in strukturschwachen Regionen. In der Förderperiode hatte das bayerische EFRE-Programm Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (RWB) ein Mittelvolumen von rund 576 Mio. Euro. In der kommenden Periode stehen für das Programm Investitionen in Wachstum und Beschäftigung (IWB) rund 495 Mio. Euro zur Verfügung. Entwicklungen der EFRE-Förderung. Hinsichtlich des EFRE ergaben sich in den Jahren im Einzelnen folgende Entwicklungen: Was die ablaufende Förderperiode angeht, so ist das bayerische RWB-Programm weitgehend umgesetzt. Es konnten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln seit 2007 etwa Investitionen gefördert werden, die sich auf insgesamt knapp 1,8 Mrd. Euro belaufen.1 Für die Periode wurden im Jahr 2013 mit dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU und den EU-Strukturfondsverordnungen die wesentlichen Rahmenbedingungen für das IWB-Programm festgelegt. Die Staatsregierung hat sich intensiv in diesen Prozess eingebracht. Ziel war es, auch für die neue Strukturfondsperiode ausreichende Handlungsspielräume zu sichern, um den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt durch Ausgleich der wichtigsten regionalen Ungleichgewichte in Bayern stärken zu können. Mit dem IWB-Programm Bayern sollen in den kommenden Jahren in insgesamt fünfzehn Maßnahmengruppen Gesamt investitionen in Höhe von 1,3 Mrd. Euro angestoßen werden. Mindestens 60 % der EU-Mittel werden dabei im EFRE-Schwerpunktgebiet zum Einsatz kommen. Dieses Schwerpunktgebiet wurde durch transparente und objektive Kriterien auf Landkreis ebene neu abgegrenzt (vgl. Abbildung 39). Weiterführende Informationen zum Operationellen Programm, insbesondere die Ansprechpartner für konkrete Fördermaßnahmen, sind auf folgender Webseite zusammengefasst: Förderung grenzübergreifender Vorhaben. Des Weiteren werden KMU in der Strukturfondsperiode erstmals auch im Rahmen des EFRE-Ziels Europäische Territoriale Zusammenarbeit Fördergelder für grenzübergreifende Vorhaben beantragen können. Alle drei grenzübergreifenden INTERREG V A Programme mit bayerischer Beteiligung beinhalten in der Programmperiode Prioritätsachsen zur Forschungs- und Innovationsförde-

139 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 137 rung mit einer Unterstützungsmöglichkeit für KMU mit einem Volumen von insgesamt rund 51 Mio. Euro. 2 Weitere Informationen zu den INTERREG Programmen stehen unter zur Verfügung. Regionalfördergebiete. Weiterhin wurden im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) die Regionalfördergebiete bis zum Jahr 2020 neu festgelegt. Grundlage dafür waren die im Jahr 2013 von der Europäischen Kommission erlassenen Leitlinien für Regionalbeihilfen. Aufgrund der europäischen Vorgaben musste Deutschland eine drastische Reduzierung seiner Fördergebiete in Kauf nehmen. Dem Freistaat ist es aber im Rahmen der innerdeutschen Verteilung nach harten Verhandlungen gelungen, für die bayerischen Grenzgebiete zur Tschechischen Republik C-Fördergebiete 3 im Umfang von Einwohnern zu sichern. Zwei Drittel der bisherigen C-Gebiete in den ostbayerischen Grenzlandkreisen bleiben damit erhalten. Ein Anwachsen des Fördergefälles zu den angrenzenden tschechischen Höchstfördergebieten konnte dort verhindert werden. Wo in einem Grenzlandkreis nicht alle Gemeinden C-Gebiet bleiben konnten, wurden nahezu alle weiteren Gemeinden zumindest in das D-Fördergebiet 4 aufgenommen (vgl. Abbildung 40). Damit wird es dem Freistaat trotz zum Teil deutlicher Einschränkungen weiterhin möglich sein, auch über die Unternehmensförderung eine aktive Regionalpolitik für den Mittelstand zu gestalten, gerade in den strukturschwächeren und vom demografischen Wandel betroffenen Gebieten. Abbildung 40: Fördergebiete der bayerischen Regionalförderung gültig ab C-Fördergebiet der GRW D-Fördergebiet der GRW Vorranggebiet der BRF Räume mit besonderem Handlungsbedarf Sonstiges Fördergebiet Ausschlussgebiet wirtschaftsstarker Raum Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. 1 Einen Überblick über den Stand Umsetzungsstand des Programms zum 31. Dezember 2013 gibt die Jahresinfo zum Operationellen EFRE-Programm in Bayern, abrufbar unter 2 Für Bayern-Tschechien (Prioritätsachse Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation ) stehen 17,9 Mio. Euro, für Bayern-Österreich (Prioritätsachse Verbreiterung und Verbesserung der grenzübergreifenden F&E&I-Kapazitäten ) stehen 19,2 Mio. Euro und für Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein (Prioritätsachse Wettbewerbsfähigkeit, Innovation, Beschäftigung & Bildung ) stehen 13,8 Mio. Euro EFRE-Mittel zur Verfügung. 3 In den sog. C-Gebieten gelten für die Regionalförderung besondere beihilferechtliche Bestimmungen (z. B. erhöhte Förderhöchstsätze). 4 In den sog. D-Gebieten gelten zwar keine besonderen beihilferechtlichen Bestimmungen, es ist aber der Einsatz von GRW-Bundesmitteln möglich.

140 138 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Bürokratieabbau Maßnahmen auf EU-Ebene. Ein Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen stellt die staatliche Bürokratie dar. EU-Richtlinien und -Verordnungen verursachen heutzutage ungefähr die Hälfte der bürokratischen Belastungen der deutschen bzw. der bayerischen Unternehmen. Entsprechend unterstützte die Bayerische Staatsregierung die Arbeit der 2007 bis 2014 tätigen Hochrangigen Gruppe im Bereich Verwaltungslasten sowie weitere Maßnahmen zum Bürokratieabbau auf EU-Ebene. Im Dezember 2012 hat die Europäische Kommission unter dem damaligen Präsidenten Barroso ein Programm zur Gewährleistung der Effizienz und Leistungsfähigkeit der Rechtsetzung, das sog. REFIT (Regulatory Fitness) Programm, verabschiedet. Ziel ist ein einfacher, klarer, stabiler EU-Rechtsrahmen, der weniger Kosten für die Betroffenen verursacht, vor allem durch: Vorschläge zur Vereinfachung des Rechts und zum Bürokratieabbau Überprüfung des bestehenden Rechts im Hinblick auf seine Effizienz und Leistungsfähigkeit (Evaluierungen und übergreifende sog. Eignungstests ) Aufhebung existierender Vorschriften, die nicht mehr notwendig sind Rücknahme von Vorschlägen, die im Gesetzgebungsverfahren keine Fortschritte machen Im Jahr 2013 dominierte vor allem die Umsetzung der im Dezember 2012 vorgestellten Agenda. Am 2. Oktober 2013 legte die Kommission in ihrer Mitteilung Effizienz und Leistungsfähigkeit der Rechtsetzung (REFIT): Ergebnisse und Ausblick erste Resultate dieser Überprüfung vor. Darin enthalten waren auch die Ergebnisse der Konsultationen zu den zehn für KMU am stärksten belastenden EU-Rechtsakten. Erste Folgemaßnahmen hat die Kommission in ihrem Arbeitsprogramm für das Jahr 2014 aufgegriffen. Hauptprioritäten der neuen EU-Kommission. Bei den europäischen Institutionen gab es im Jahr 2014 wichtige Veränderungen. Im Mai 2014 wurde das neue Europäische Parlament gewählt. Am 1. November 2014 trat die neue Europäische Kommission unter Leitung von Jean Claude Juncker ihr Amt an. Die neue Kommission hat angekündigt, die Verbesserung der Rechtsetzung und des Bürokratieabbaus zu einer ihrer Hauptprioritäten zu machen. Erstmals in der Geschichte der EU ist hierfür mit Frans Timmermans ein Erster Vizepräsident zuständig. Dieser soll dafür Sorge tragen, dass die EU-Gesetzgebungsvorschläge dem Subsidiaritätsprinzip entsprechen und verhältnismäßig sind. Der Bürokratieabbau soll außerdem in Zusammenarbeit mit den anderen Institutionen der EU und den Mitgliedstaaten vorangebracht werden. Die Europäische Kommission hat hierzu am 19. Mai 2015 ihre neue Agenda zur besseren Rechtsetzung vorgestellt. Stoiber-Gruppe. Eine der ersten Maßnahmen der Kommission war, dass Dr. Edmund Stoiber von Kommissionspräsident Juncker zum Sonderbeauftragten für bessere Rechtsetzung ernannt wurde. Er soll insbesondere aufzeigen, wie kleine und mittelständische Unternehmen weiter von Bürokratie entlastet werden können. Die von ihm von 2007 bis 2014 geleitete Hochrangige Gruppe im Bereich Verwaltungslasten (allgemein als Stoiber-Gruppe bekannt) hat im Herbst 2014 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Die Stoiber-Gruppe verfolgte das Ziel, die Verwaltungslasten in 13 vorrangigen Bereichen um ein Viertel zu verringern. Hierzu wurden 72 Rechtsakte untersucht, die rund 124 Mrd. Euro Verwaltungskosten bei den Unternehmen verursachen. Der im Jahr 2014 vorgelegte Abschlussbericht zeigt, dass bei diesen Rechtsakten ein Bürokratieabbau von schätzungsweisen 27 % erzielt werden konnte. Dies entspricht mehr als 33,4 Mrd. Euro jährlich an Einsparungen für Unternehmen. Für Deutschland beträgt das Entlastungsvolumen rund 6,5 Mrd. Euro, für Bayern rund 1,1 Mrd. Euro. Eine wesentliche Entlastung geht dabei z. B. davon aus, dass elektronische Rechnungen nun bei der

141 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 139 Mehrwertsteuerberechnung anerkannt und Kleinstunternehmen von Rechnungslegungsregeln freigestellt werden. Bayern hat sich auch nachdrücklich dafür eingesetzt, dass Handwerker von der Verpflichtung befreit werden, Fahrzeuge mit elektronischen Fahrtenschreibern auszustatten, sofern sie nur in einem Umkreis von weniger als 100 km aktiv sind. Small Business Act. Mit dem Small Business Act für Europa (SBA) hatte die Europäische Kommission einen Grundstein für mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen in Europa gelegt. Sein Ziel ist, den Mittelstand u. a. durch Bürokratieabbau zu entlasten. Der SBA wurde am 25. Juni 2008 von der Kommission veröffentlicht und vom EU-Ministerrat im Dezember 2008 politisch angenommen. Im Februar 2011 wurde er überarbeitet (Fortschrittsbericht). Beim SBA handelt es sich um den ersten umfassenden politischen Rahmen der EU und der Mitgliedstaaten für die KMU. Seit seiner Annahme im Juni 2008 wurden mithilfe von Maßnahmen zur Stärkung der KMU in einer Reihe von Bereichen beträchtliche Fortschritte erzielt. So hat sich beispielsweise in den meisten EU-Mitgliedstaaten der für die Gründung eines Unternehmens erforderliche Zeit- und Kostenaufwand beträchtlich verringert. Auch ist es durch gestraffte Online-Verfahren und die Möglichkeiten einer gemeinsamen Angebotsabgabe für KMU deutlich einfacher geworden, sich um öffentliche Aufträge zu bewerben. In das bis Dezember 2014 laufende Konsultationsverfahren zum SBA 2.0 hat sich die Bayerische Staatsregierung teilweise auch mit kritischen Vorschlägen aktiv eingebracht. Er soll in den kommenden Jahren neue Impulse setzen. Neben den bereits bestehenden vier Säulen Zugang zu Finanzmitteln, Marktzugang/Internationalisierung, Unternehmensgründung und Bessere Regulierung wurde die fünfte Säule Ausbildung und Qualifizierung von Unternehmern und Mitarbeitern beschlossen, um die KMU-Politik der EU noch stärker zu machen Verkehrsinfrastruktur Leistungsfähige und gut vernetzte Infrastrukturen sind von zentraler Bedeutung für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand in der Europäischen Union. Deshalb wurde auf europäischer Ebene eine Konzeption zur Infrastrukturentwicklung entwickelt: Die sog. transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V). Die Leitlinien zur Festlegung der TEN-V-Politik wurden von 2009 bis 2013 einer umfassenden Revision unterzogen. Die neue Verordnung (EU) dazu ist Ende 2013 in Kraft getreten. Verkehrsträgerübergreifende Korridore. Nach der neuen Konzeption umfasst das TEN-V verkehrsträgerübergreifende (multimodale) Korridore im Unterschied zu den früheren Vorrangigen Vorhaben, die fast ausnahmslos internationale Schienenverbindungen waren. Darüber hinaus ist das TEN-V-Netz zweilagig aufgebaut: Es besteht aus einem Gesamtnetz und einem Kernnetz. Das Kernnetz soll bis 2030, das Gesamtnetz bis 2050 vollendet sein. Grenzüberschreitende Verbindungen verbessern. Das Gesamtnetz setzt sich aus allen Verkehrsträgern sowie der Infrastrukturen für See- und Luftfahrt zusammen und soll die Erreichbarkeit aller Regionen mit grenzüberschreitenden Verkehrswegen gewährleisten. Das Kernnetz als Teil des Gesamtnetzes enthält die strategisch wichtigsten Knoten und Verbindungen (große Städte, Häfen, Flughäfen) und soll vor allem grenzüberschreitende Verbindungen innerhalb der EU verbessern. 2 Korridore durch Bayern. Im Kernnetz wurden 9 Korridore definiert, die die wichtigsten Langstreckenverkehre bzw. -routen abbilden. Diese Korridore werden durch jeweils einen EU-Koordinator besonders betreut. Von den 9 Korridoren verlaufen 6 Korridore durch Deutschland. Bei den 6 durch Deutschland verlaufenden Korridoren handelt es sich um die Korridore Nord-Ostsee, Skandinavien- Mittelmeer, Atlantik, Rhein-Donau, Rhein-Alpen und Orient-östliches Mittelmeer. Bayern wird im Bereich der Schiene von den beiden Korridoren Rhein-Donau sowie Skandinavien- Mittelmeer durchquert.

142 140 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Bayerische Staatsregierung unterstützt europäisches Verkehrssystem. Die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung unterstützen die Intermodalität des geplanten europäischen Verkehrssystems. Das vorhergesagte Verkehrswachstum kann ein Verkehrsträger allein nicht bewältigen. Ziel muss sein, die Leistungsfähigkeit und Effizienz aller Verkehrsträger zu sichern und durch eine optimale Vernetzung dafür zu sorgen, dass sie im Gesamtsystem ihre jeweiligen Stärken zum Einsatz bringen können. Denn eine vernachlässigte Infrastruktur wird zum Risiko und zur Belastung für Wachstum und Beschäftigung.

143 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Entwicklung der Rahmenbedingungen in Deutschland Das nationale Umfeld prägt mittelständische Arbeitsbedingungen in besonderem Maße. Das betrifft vor allem klassische Dauerthemen wie Unternehmensbesteuerung oder die Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung sowie Bürokratieabbau. Darüber hinaus wirken sich aber auch aktuelle arbeitsmarkt-, sozialund auch verkehrspolitische Entscheidungen auf die Unternehmenspraxis aus, nicht zu vergessen die Art und Geschwindigkeit, in der die Bundespolitik auf gesellschaftliche oder technologische Herausforderungen reagiert Digitale Agenda Leistungsstarke Volkswirtschaft ausbauen. Die Bundesregierung will die Chancen der Digitalisierung nutzen, um Deutschlands Rolle als innovative und leistungsstarke Volkswirtschaft in der Europäischen Union und der Welt auszubauen. Daher hat das Bundeskabinett am 20. August 2014, aufbauend auf Einzelmaßnahmen der Vorjahre, die Digitale Agenda beschlossen. Sie ist in die europäische Agenda eingebettet und auf drei Kernziele ausgerichtet: Stärkere Erschließung des Innovationspotenzials in Deutschland für weiteres Wachstum und Beschäftigung Unterstützung beim Aufbau flächendeckender Hochgeschwindigkeitsnetze und die Förderung digitaler Medienkompetenz für alle Generationen, zur Verbesserung des Zugangs und der Teilhabe Verbesserung der Sicherheit und den Schutz der IT-Systeme und Dienste, um Vertrauen und Sicherheit im Netz für Gesellschaft und Wirtschaft stärker zu gewährleisten Energie und Klima Sichere, bezahlbare, umweltverträgliche Energieversorgung. Dies ist das Leitbild deutscher Energiepolitik und die Basis für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland. Entsprechend der im Jahr 2011 getroffenen Entscheidung der Bundesregierung wird Deutschland bis Ende 2022 schrittweise aus der Nutzung der Kernenergie aussteigen. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch soll bis 2050 auf 60 % und der Anteil am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80 % steigen, der Primärenergieverbrauch gleichzeitig um 50 % gegenüber 2008 sinken. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2050 mindestens 80 % der jährlichen Treibhausgasemissionen gegenüber dem Jahr 1990 eingespart werden. Energiesparen, Energieeffizienz, erneuerbare Energien. Zukunftsgerechte Energiepolitik erfordert konsequentes Energiesparen, die Steigerung der Energieeffizienz sowie den kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien. Dies bedeutet für den Mittelstand Investitionen in klimafreundliche, energieeffiziente Technologien, energetische Sanierungsmaßnahmen, die Suche nach Einsparpotenzialen und die Umsetzung neuer Verfahren. Eine stark gestiegene EEG-Umlage und die Einleitung eines Beihilfeverfahrens gegen Deutschland durch die Europäische Kommission machten eine Reform des Erneuerbaren Energien-Gesetzes (EEG) dringend notwendig. Mit der Novelle im Sommer 2014 konnte erfreulicherweise der Kostenanstieg durch die EEG-Umlage wirksam gebremst werden. Zudem wurden erste Schritte in Richtung einer besseren Marktintegration der erneuerbaren Energien umgesetzt.

144 142 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Im Bereich der Energieeffizienz und des Klimaschutzes hat die Bundesregierung am 3. Dezember 2015 zwei wichtige Vorhaben beschlossen: Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) hat sie eine umfassende Strategie auf den Weg gebracht. Deren Ziel ist, den Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um 20 % zu senken und bis 2050 zu halbieren. Der NAPE umfasst Sofortmaßnahmen, die größtenteils bereits ab 2015 greifen, sowie weiterführende Arbeitsprozesse. Alle Maßnahmen des NAPE folgen einem gemeinsamen Grundsatz: Informieren Fördern Fordern. Nähere Informationen unter DE/Themen/Energie/Energieeffizienz/nape, did= html. Das Bundeskabinett hat das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 gebilligt, um sicherzustellen, dass Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 reduziert. Das Aktionsprogramm umfasst ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das von allen Sektoren weitere Anstrengungen verlangt. Weitergehende Informationen unter service/publikationen/downloads/details/ artikel/aktionsprogramm-klimaschutz Arbeits- und sozialpolitische Rahmenbedingungen Entscheidender Einfluss. Der gesetzliche Rahmen im Bereich Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik hat entscheidenden Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen in Bayern. Diesen Rahmen gibt vor allem die Bundespolitik vor. Beispiele mit klarem Mittelstandsbezug: ElterngeldPlus. Es wurde zum 1. Januar 2015 eingeführt als ein Angebot an Eltern, die früher in den Beruf zurückkehren möchten. Das ElterngeldPlus wird grundsätzlich wie das Elterngeld berechnet, beträgt aber maximal die Hälfte des Elterngeldbetrags. Dafür wird es für den doppelten Zeitraum gezahlt. Zusätzlich wird das ElterngeldPlus unter bestimmten Voraussetzungen durch einen Partnerschaftsbonus ergänzt, der eine partnerschaftliche Aufteilung von Beruf und Familienverantwortung unterstützen soll. Gerade für mittelständische Unternehmen ergeben sich durch diese Unterstützungsmaßnahmen einerseits organisatorische Herausforderungen bei Mitarbeitern, die Elterngeld in Anspruch nehmen. Andererseits entstehen aber auch neue Chancen zur Mitarbeiterbindung und verbesserter Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Regelungen zum ElterngeldPlus sowie zum Partnerschaftsbonus gelten für Eltern, deren Kinder ab 1. Juli 2015 geboren werden. Gesetzliche Rentenversicherung. Ihre finanzielle Tragfähigkeit wurde in den vergangenen Jahren durch verschiedene Reformmaßnahmen stabilisiert. Dazu zählen z. B. die im Jahr 2012 begonnene schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters vom 65. auf das 67. Lebensjahr oder die Modifizierung der Rentenanpassungsformel. Der Rentenbeitragssatz konnte auch deshalb von 19,9 % im Jahr 2010 auf zuletzt 18,7 % ab dem 1. Januar 2015 gesenkt werden. Er soll nach Prognosen der Bundesregierung trotz der demografischen Herausforderung bis zum Jahr 2020 nicht über 20 % ansteigen. Seit dem 1. Juli 2014 können Versicherte nach 45 Beitragsjahren übergangsweise bereits ab dem 63. Lebensjahr eine abschlagsfreie Rente beziehen (Rückkehr zur bisherigen Altersgrenze von 65 Jahren ab dem Jahrgang 1964). Diese Maßnahme

145 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 143 beinhaltet allerdings Anreize für einen früheren Rentenbezug und belastet die gesetzliche Rentenversicherung erheblich, was sich mittelfristig wiederum beitragssteigernd auswirken dürfte. Die Rente mit 63 entzieht den mittelständischen Unternehmen zudem dringend benötigte erfahrene Fachkräfte. Weitere mittelstandsrelevante Maßnahmen. Dazu zählen einige Vorhaben, die eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Mittelstand erwarten lassen: So sichert beispielsweise das Tarifeinheitsgesetz die Funktionsweise der Tarifautonomie. Außerdem kann die vorgesehene Schaffung von besseren Möglichkeiten, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten ( Flexi-Rente ) die Fachkräfteversorgung im Mittelstand verbessern. Bei anderen Projekten, die bereits umgesetzt sind oder die noch in dieser Legislaturperiode realisiert werden sollen, besteht die Gefahr von hohen bürokratischen Belastungen und einer Beeinträchtigung des unternehmerischen Spielraums im Mittelstand. Beispielhaft zu nennen sind: Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns Einführung einer Geschlechterquote 1 Regulierung von Werkverträgen und Leiharbeit Gesetzliche Maßnahmen zur Förderung von Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen (Equal Pay) Schaffung eines Rechtsanspruchs für Teilzeitbeschäftigte auf Rückkehr in Vollzeit Fachkräfte und Demografie Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des daraus hervorgehenden langfristigen Fachkräftebedarfs der Wirtschaft ist eine qualifizierte Zuwanderung, insbesondere aus dem europäischen Ausland, ein möglicher Baustein zur langfristigen Sicherung der Bedarfe der Wirtschaft (vgl. auch Kap. 6.4). Fachkräftezuwanderung. 2 Für Nicht-EU-Bürger, die nach Deutschland kommen wollten, um zu arbeiten, waren die rechtlichen Rahmenbedingungen über viele Jahre hinweg außerordentlich restriktiv. Dies hat sich insbesondere in den letzten drei Jahren deutlich geändert, u. a. durch die Einführung der Blauen Karte EU 3 (Gesetz zur Umsetzung der Hochqualifizierten-Richtlinie der Europäischen Union; in Kraft seit 1. August 2012), die Neufassung der Beschäftigungsverordnung zum 1. Juli 2013 (Öffnung des Arbeitsmarkts in Mangelberufen für Bewerber von außerhalb der EU mit mittlerer Qualifikation. Der Zugang von Nichtakademikern zum deutschen Arbeitsmarkt wird mittels Positivliste oder im Rahmen von Vermittlungsabsprachen der Arbeitsverwaltung gesteuert), einen erleichterten Arbeitsmarktzugang für Asylbewerber und Geduldete seit Dezember Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen darf nicht mit unverhältnismäßigem Aufwand für die Wirtschaft verbunden sein. 1 Bei der gesetzlich vorgesehenen Evaluation der Wirtschaftlichkeit des Gesetzes zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen und seines Erfüllungsaufwandes sind die entsprechenden Regelungen auf den Prüfstand zu stellen. 2 In Anlehnung an: Bundesministerium des Innern (2015). 3 Die Blaue Karte EU ist ein zunächst befristeter Aufenthaltstitel, der bis zu vier Jahre gültig ist, wenn der Arbeitsvertrag eine entsprechende oder auch eine längere Laufzeit vorsieht. Eine Verlängerung ist möglich. Liegt die Dauer des Arbeitsvertrages unter vier Jahren, wird die Blaue Karte EU für die Dauer des Vertrages zuzüglich dreier Monate ausgestellt. Als Inhaber der Blauen Karte EU in Deutschland kann man unter bestimmten Voraussetzungen einen unbefristeten Aufenthaltstitels (nationale Niederlassungserlaubnis) erhalten.

146 144 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Aufenthaltstitel. Wer nicht Staatsangehöriger eines Mitgliedstaates der EU, des europäischen Wirtschaftsraums oder der Schweiz ist und dauerhaft in Deutschland bleiben möchte, benötigt dazu eine Erlaubnis: den sog. Aufenthaltstitel. Es gibt neben dem Visum für die Einreise und dem anschließenden Aufenthalt für den längerfristigen Aufenthalt im Bundesgebiet vier Aufenthaltstitel: Aufenthaltserlaubnis, Niederlassungserlaubnis, Erlaubnis zum Daueraufenthalt-EU und seit 2012 auch die Blaue Karte EU. Der Aufenthaltstitel Blaue Karte EU richtet sich an Angehörige von Nicht-EU-Staaten, die entweder zum Zweck einer hochqualifizierten Beschäftigung nach Deutschland kommen wollen, sich bereits mit einem anderen Aufenthaltstitel, z. B. zum Studium, in der Bundesrepublik aufhalten oder mit einer Blauen Karte EU aus einem anderen EU-Mitgliedstaat einreisen möchten. Eine Blaue Karte EU kann erhalten, wer die folgenden Voraussetzungen erfüllt: ein abgeschlossenes Hochschulstudium einen Arbeitsvertrag oder ein verbindliches Arbeitsplatzangebot mit einem bestimmten jährlichen Mindestbruttogehalt. Das Mindestbruttogehalt ändert sich jährlich und liegt 2015 bei Euro. In sog. Mangelberufen beispielsweise Naturwissenschaftler, Mathematiker, Ingenieure, Humanmediziner sowie Informations- und Kommunikationstechnologen ist die geforderte Gehaltsgrenze niedriger. Sie liegt im Jahr 2015 bei Euro. Grundsätzlich muss in diesem Fall jedoch die Bundesagentur für Arbeit prüfen, ob die Arbeitsbedingungen mit denen von inländischen Arbeitnehmern vergleichbar sind. Der Zustimmung der Bundesagentur bedarf es unter anderem nicht, wenn der Hochschulabschluss in Deutschland erworben wurde. Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Die gleichwertige Beschäftigung von Zuwanderern entsprechend ihrer Qualifikation ist ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität der Bundesrepublik als Zuwanderungsland. Möglich wird diese u. a. durch die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, abhängig von Branche, Qualifizierungsstufe und Herkunftsland. Mit dem am 1. April 2012 in Kraft getretenen Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen des Bundes (sog. Anerkennungsgesetz) wurde erstmalig ein allgemeiner und umfassender Rechtsanspruch auf Überprüfung der Gleichwertigkeit eines ausländischen Berufsabschlusses mit einem deutschen Referenzberuf geschaffen. Eine ganz wesentliche Neuerung ist die Erweiterung der Verfahren auf Qualifikationen bzw. Staatsangehörige aus Ländern außerhalb der Europäischen Union, den sog. Drittstaaten. Außerdem sind hier auch beruflich qualifizierte Fachkräfte in nicht reglementierten Ausbildungsberufen einbezogen. Die Anerkennung ist bei den nicht reglementierten Berufen zwar nicht Bedingung für die Berufsausübung, sie kann jedoch die Chancen auf eine adäquate Beschäftigung und den beruflichen Aufstieg erhöhen. Zudem ermöglicht sie z. B. den Zugang zu Meisterfortbildungen. Das Anerkennungsgesetz enthält mit dem Berufsqualifikationsgesetz (BQFG) ein neues Bundesgesetz. Es regelt die Verfahren und Kriterien für die Prüfung der Gleichwertigkeit von ausländischen Berufsqualifikationen mit dem jeweiligen deutschen Referenzberuf. Das BQFG ist insbesondere für alle rund 330 Ausbildungsberufe im dualen System anwendbar. Ansonsten ist es nur dann von Belang, wenn die beruflichen Fachgesetze keine Anerkennungsregelungen enthalten. Das Anerkennungsgesetz enthält darüber hinaus Anpassungen und Änderungen in den berufsrechtlichen Fachgesetzen, z. B. der Handwerksordnung, der Bundesärzteordnung und dem Krankenpflegegesetz.

147 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 145 Parallel dazu haben die Länder in enger Abstimmung durch eigene Anerkennungsgesetze ebenfalls entsprechende umfassende Rechtsansprüche für die durch Landesrecht geregelten Berufe, wie z. B. Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Ingenieure und Architekten geschaffen. Ein weiteres Handlungsfeld in diesem Zusammenhang ist der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Basierend auf dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) soll entsprechend der DQR weiter umgesetzt werden. Berufliche sowie (Hoch-)Schul-Abschlüsse sollen entsprechend ihrer jeweiligen Kompetenzniveaus den acht Stufen des DQR zugeordnet werden. Ziel des DQR ist, Qualifikationen auf europäischer als auch auf nationaler Ebene leichter vergleichen zu können Steuer- und finanzpolitische Rahmenbedingungen Wettbewerbsfähiges Unternehmenssteuerrecht. Die steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen sind ein bedeutsamer Standortfaktor. Attraktive Steuersätze in Verbindung mit einem transparenten, unbürokratischen Besteuerungsverfahren sind letztlich das, was ein wettbewerbsfähiges Unternehmenssteuerrecht ausmacht. Es soll die Handlungsfähigkeit gerade der vielen mittelständischen Unternehmen nicht einschränken. Akzente in der Steuerpolitik. Sie sind nicht zuletzt eine Frage der finanziellen Spielräume. Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die im Jahr 2009 ihren Höhepunkt erreichte, hat den Konsolidierungsbedarf in den öffentlichen Haushalten stark erhöht. Die notwendige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bestimmte daher in den Jahren 2010 bis 2014 auch die Steuerpolitik. Die erfolgreiche Haushaltskonsolidierung sichert der Politik den notwendigen finanziellen Handlungsspielraum, den Unternehmen auch langfristig attraktive Standortbedingungen bieten zu können. Der Freistaat Bayern ist hier mit der Tilgung von Altschulden und dem Ziel des schuldenfreien Staatshaushalts 2030 Vorreiter. Haushaltskonsolidierung und Wirtschaftswachstum werden so zu zwei Seiten derselben Medaille. Es ist ein großer Erfolg der bayerischen Politik, dass Steuererhöhungen verhindert werden und gezielte Verbesserungen für kleine und mittlere Unternehmen erreicht werden konnten. Hierzu gehört etwa die Verdoppelung des Höchstbetrages beim Verlustrücktrag auf 1 Mio. Euro (bzw. 2 Mio. Euro bei Ehegatten) oder auch die unbefristete Anhebung der Ist-Besteuerungsgrenze bei der Umsatzsteuer auf bundeseinheitlich Euro. Beide Maßnahmen leisten einen spürbaren Beitrag zur Stärkung der Liquidität in mittelständischen Unternehmen. Hinzu kommt eine milliardenschwere Bürokratiekostenentlastung infolge umsatzsteuerrechtlicher Erleichterungen bei der elektronischen Rechnungsstellung, die mit dem Steuervereinfachungsgesetz 2011 beschlossen wurden. Von großer Bedeutung für den Mittelstand ist die Reform der erbschaftsteuerlichen Verschonung des Unternehmensvermögens, die aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 17. Dezember 2014 erforderlich wurde. Mittelständisch- und familiengeprägte Unternehmensstrukturen sind ein wichtiger Faktor des deutschen Erfolgsmodells. Arbeitnehmertreue und Standorttreue sind hier wesentliche Bestandteile der langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie. Bayern wird die Gespräche zur Reform der Erbschaftsteuer weiterhin positiv begleiten und sich für eine maßvolle Erbschaftsteuerreform einsetzen. Ziel muss es sein, die erfolgreiche Unternehmens- und Unternehmerlandschaft in Deutschland zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern Öffentliches Auftragswesen Realistische Chance für KMU. Die Grundsätze des fairen Wettbewerbs, der Transparenz und Gleichbehandlung liegen im besonderen Interesse mittelständischer Bieterunternehmen. Auch kleine und mittlere Unternehmen müssen eine realistische Chance beim Wettbewerb um einen öffentlichen Auftrag erhalten. Von entscheidender Bedeutung sind der Zugang zum Wettbewerb und eine echte Zuschlagschance durch die geeigneten Rahmenbedingungen. Gerade hohe Auftragsvolumina können kleine und mittelständische Unternehmen schnell überfordern und von der Abgabe eines Angebots abschrecken.

148 146 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) enthält die zentralen Vorschriften für großvolumige Auftragsvergaben, die bestimmte von der EU festgelegte Schwellenwerte überschreiten. Bereits bisher ist der öffentliche Auftraggeber nach den Bestimmungen des GWB daher verpflichtet, Aufträge in Fach- und Teillose aufzuteilen. Darüber hinaus können kleinere und mittlere Unternehmen Bietergemeinschaften bilden und Subunternehmer einbeziehen, um sich um größere Aufträge zu bewerben. Um die neuen EU-Vergaberichtlinien (vgl. Kap ) in nationales Recht umzusetzen, wird der Bund auch die Vorschriften des GWB und weitere vergaberechtliche Bestimmungen bis April 2016 neu strukturieren und ändern. Ziel dieser Vergabemodernisierung wird es u. a. sein, für kleine und mittlere Unternehmen einen verbesserten Zugang zu öffentlichen Aufträgen zu schaffen. Der Bund will daher den im GWB bereits verankerten Grundsatz beibehalten, nach dem Aufträge grundsätzlich in Lose aufzuteilen sind. Der Bund plant ferner, kleinen und mittleren Unternehmen den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu erleichtern. Soweit öffentliche Auftraggeber einen Mindestumsatz zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verlangen, will der Bund hierfür eine Höchstgrenze setzen. Die anstehenden Gesetzgebungsmaßnahmen bieten die Gelegenheit, die besonderen Interessen des Mittelstands umfassend zu berücksichtigen. Bayern wird diesen Prozess konstruktiv begleiten und die Interessen der mittelständischen Wirtschaft insbesondere über den Bundesrat einbringen Bürokratieabbau Kosten. Die Bundesregierung betrachtet das Thema Bürokratieabbau als eine Daueraufgabe. Im Jahr 2006 beschloss sie das Regierungsprogramm Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung, in dem sie sich verpflichtete, die Bürokratiekosten aus Informationspflichten bis Ende 2011 um 25 % zu senken. Mit Hilfe des Statistischen Bundesamtes führte die Bundesregierung 2006 zunächst eine Bestandsmessung der Kosten aus gesetzlichen Informationspflichten für Unternehmen durch, um den als Ausgangspunkt für nachprüfbare Kostensenkungen festzulegen. Dafür wurde das international anerkannte Standardkosten-Modell (SKM) genutzt. Ergebnis: Unternehmen waren in Deutschland mit rund 49 Mrd. Euro jährlich durch bundesrechtliche Informationspflichten belastet. Diese Kosten sollten spürbar gesenkt werden um 25 % netto, also rund 12 Mrd. Euro. Dieses Netto- Abbau-Ziel wurde 2013 auch erreicht. Aufwand. Eines der Ziele des Programms Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung ist, die Entwicklung des bürokratischen Aufwands der Wirtschaft dauerhaft niedrig zu halten. Hierfür wurde der Bürokratiekostenindex (BKI) als Folge des am 28. März 2012 vom Bundeskabinett beschlossenen Arbeitsprogramms Bessere Rechtsetzung eingeführt. Er zeigt über die Zeit an, wie sich die Bürokratiekosten der Wirtschaft in Abhängigkeit von neuen gesetzlichen Regelungen verändern. Der BKI wurde erstmalig für den Berichtsmonat Mai 2012 ermittelt und war bis Ende 2012 leicht auf 100,27 angestiegen. Im Berichtsjahr 2013 hat sich der BKI nur marginal um 0,04 Punkte auf 100,31 erhöht. Im Berichtsjahr 2014 ist der BKI um 0,18 Punkte auf 100,13 zurückgegangen, so dass die bürokratischen Lasten der Wirtschaft aufgrund von Informationspflichten im Laufe des Jahres 2014 verringert und notwendige neue Belastungen aus den beiden letzten Jahren zum großen Teil kompensiert werden konnten. Erfüllungsaufwand. Die Erfahrungen der ersten Jahre des Bürokratieabbaus zeigten aber auch, dass Bürokratiekosten aus Informationspflichten nur einen kleinen Teil der Folgekosten bundesrechtlicher Regelungen darstellen. So hätten z. B. bei einer gesetzlichen Reduzierung von Industrieemissionen lediglich die Kosten für die Übermittlung der gemessenen Emissionswerte an die Behörde ausgewiesen werden müssen (Informationspflicht), nicht jedoch die Kosten für den Umbau der Industrieanlage zur Reduzierung der Emissionen selbst. Mit dem sog. Erfüllungsaufwand werden seit 2011 nun auch diese Kostenfolgen

149 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 147 bundesgesetzlicher Regelungen transparent gemacht. Das Programm Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung wurde damit wesentlich erweitert, entsprechend auch 2011 das Mandat des Normenkontrollrates. Während im Jahr 2012 insgesamt der Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft per Saldo um etwa 102 Mio. Euro gesunken war, stieg der laufende Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft 2013 per Saldo um etwa Mio. Euro jährlich an ist für die Wirtschaft der laufende Erfüllungsaufwand um etwa 10,3 Mrd. Euro gestiegen. Vor allem die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns verursachte diesen starken Anstieg. Eckpunkte zur weiteren Entlastung. Das Bundeskabinett hat Mitte 2014 das Arbeitsprogramm Bessere Rechtsetzung 2014 beschlossen. Ziel der Bundesregierung ist, den bestehenden bürokratischen Aufwand für Bürger, Unternehmen und Verwaltungen weiter zu verringern. Hierzu hat die Bundesregierung am 11. Dezember 2014 Eckpunkte zur weiteren Entlastung der mittelständischen Wirtschaft von Bürokratie beschlossen. Diese Eckpunkte enthalten 21 Maßnahmen, u. a. aus den Bereichen Steuer und Bilanzrecht, Entlastung von Start-ups und jungen Gründern sowie Reduzierung von Statistik und Informationspflichten. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die sog. Bürokratiebremse nach dem Prinzip One in, one out. Kern dieses Ansatzes ist es, dass in gleichem Maße Belastungen abgebaut werden, wie durch neue Regelungsvorhaben zusätzliche Belastungen entstehen. Die Bundesregierung hat am 25.März 2015 den Gesetzesentwurf zur Entlastung der mittelständischen Wirtschaft von Bürokratie (Bürokratieentlastungsgesetz) beschlossen, der die Umsetzung einiger dieser Eckpunkte und weitere Maßnahmen umfasst Verkehrsinfrastruktur Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist das Rückgrat eines starken und dynamischen Wirtschaftsstandortes Deutschland. Sie ist zudem zentrale Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung, gerade auch im Mittelstand. Bundesverkehrswegeplan. Verkehrsinvestitionen sind dorthin zu lenken, wo sie den größten Nutzen für Bürger und Wirtschaft versprechen. Wichtigstes Steuerungsinstrument hierfür ist der Bundesverkehrswegeplan (BVWP), in dem auf Basis von Verkehrsprognosen sowie ökonomischen, ökologischen und raumordnerischen Bewertungsverfahren der zukünftige Bedarf an Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen ermittelt wird. Vom BVWP erfasst sind die Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasser, sofern sie in Bundeszuständigkeit fallen. Der letzte BVWP stammt aus dem Jahr Seit 2012 arbeitet das Bundesverkehrsministerium an dem Entwurf eines neuen BVWP, dem sog. BVWP Im BVWP 2015 wird dem Erhalt und Ersatz des Bestandsnetzes Vorrang gegeben. Bei der Einstufung von Ausund Neubau-Vorhaben ist die zentrale Herausforderung die Priorisierung der zukünftigen Verkehrsinvestitionen: Besonders dringliche überregionale Projekte kommen in die Kategorie Vordringlicher Bedarf Plus. 1 Bayerische Projektanmeldungen beim Bund eingereicht. Der Bayerische Ministerrat hat am 12. März 2013 die Projektanmeldungen im Bereich Straße, Schiene und Wasserstraße für den BVWP 2015 beschlossen: Bayern hat 398 Teilprojekte aus dem Bereich Straßenbau, 30 Bahnprojekte und 2 Projekte aus dem Bereich Wasserstraße beim Bund eingereicht. Welche der angemeldeten Projekte letztendlich in den BVWP 2015 aufgenommen werden und wie diese Projekte priorisiert werden, legt der Bund im Rahmen einer bundesweiten Bewertung aller Projekte fest. 1 Solche Projekte sollen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt des Geltungszeitraums des BVWP 2015 umgesetzt werden können. Um in diese Spitzenkategorie mit ihrer großer Umsetzungswahrscheinlichkeit zu gelangen, müssen die angemeldeten Projekte nicht nur ein hohes Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweisen sowie Engpässe bzw. hohe Verkehrsbelastungen beseitigen, sondern dürfen auch keine hohe Umweltbetroffenheit zur Folge haben.

150 148 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 5.4 Entwicklung der Rahmenbedingungen in Bayern Der Bayerischen Staatsregierung sind die Rahmenbedingungen für mittelständische Unternehmen im Freistaat ein vordringliches Anliegen. Dafür bringt sie sich nicht nur in EU- und Bundesgesetzesvorhaben ein, sondern schafft auch mit landesweiten Initiativen zusätzliche Spielräume BAYERN DIGITAL Bayern ist einer der führenden IKT- und Industriestandorte, daher kann eine Durchdringung der Anwenderbranchen durch IKT erhebliche Wachstumschancen realisieren. Übergang in die digitale Welt. Ziel der Strategie von BAYERN DIGITAL ist, den Übergang in die digitale Welt zu erleichtern unter besonderer Beachtung der Rahmenbedingungen im Freistaat. Basis ist eine Breitbandversorgung, für die Bayern aufbauend auf ein Vorläuferprogramm mit über erfolgreichen Förderprojekten und Bandbreiten bis zu 50 Mbit/s für die Jahre 2014 bis 2018 ein Finanzvolumen von 1,5 Mrd. Euro bereitstellt. Ziel des Freistaats ist, bis 2018 flächendeckend Hochgeschwindigkeitsnetze zu schaffen und das modernste Breitband zum Standard zu machen. Zudem werden mit einem großen Maßnahmenpaket Forschung und Entwicklung in den Schlüsselfeldern Industrie 4.0, Vernetzte Mobilität und IT-Sicherheit für den direkten Nutzen des bayerischen Mittelstands vorangetrieben. Weitere Handlungsfelder mit Mittelstandsbezug werden z. B. in Einzelhandel, Tourismus und Handwerk entwickelt. Maßnahmen zur Förderung digitaler Gründer z. B. der Aufbau von spezialisierten Gründerzentren und maßgeschneiderten Finanzierungslösungen ergänzen BAYERN DIGITAL Energie und Klima Energieversorgung. Nach dem schweren Reaktorunglück von Fukushima im März 2011 hat die Bayerische Staatsregierung mit dem Energiekonzept Energie Innovativ den bayerischen Weg in der Energiewende bekräftigt. Gerade für Bayern sind die Herausforderungen groß, da bislang mehr als 50 % des Stroms aus Kernenergie erzeugt wurden. Übergeordnetes Ziel der bayerischen Energiepolitik ist die Gewährleistung einer bezahlbaren, sicheren und umweltverträglichen Energieversorgung. Darin liegt eine wichtige Grundlage für Wachstum, Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität. Erneuerbare Energien. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien wurden in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, die sehr erfolgreich waren. Bayern nimmt bundesweit die Spitzenposition bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ein. Im Jahr 2013 stammten bereits 31,6 Terawattstunden des Stroms aus erneuerbaren Energien. Die energiebedingten CO 2 -Emissionen pro Einwohner und Jahr sollen bis 2020 deutlich unter 6 Tonnen liegen. Konjunkturbedingt schwankt der Wert derzeit um 6 Tonnen. In Bayern liegen die energiebedingten CO 2 -Emissionen damit zwar um ein Drittel unter dem Bundesdurchschnitt, jedoch bedarf es weiterer Anstrengungen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Staatsregierung hat sich im Klimaschutzprogramm Bayern 2050, das Ziel gesetzt, die jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2030 auf unter 5 Tonnen pro Einwohner zu senken. Chance für den Mittelstand. Die Energiewende ist eine große Chance für den Wirtschafts- und Industriestandort Bayern. Dies gilt gerade für den Mittelstand. Neue Geschäftsfelder und Wachstumschancen, wie z. B. im Bereich der Energieeffizienz und beim Einsatz neuer Technologien und Dienstleistungen, können erschlossen werden.

151 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 149 Bezahlbarkeit und Zuverlässigkeit. Der Umbau der Energieversorgung ist eine Herausforderung hinsichtlich der Bezahlbarkeit und Verlässlichkeit der Energieversorgung. Bayern hat die Reform des EEG und die damit verbundene Begrenzung des Kostenanstiegs durch die EEG-Umlage erfolgreich mitgestaltet und bringt sich weiterhin für eine bessere Marktintegration der erneuerbaren Energien und für die Umstellung des Fördersystems auf ein Ausschreibungsmodell ein. Die Stromversorgung in Bayern war bisher sehr zuverlässig. Mit dem Kernenergieausstieg fallen jedoch sehr große Teile der gesicherten Kraftwerksleistung in Bayern weg. Die Gewährleistung einer störungs- und schwankungsfreien Stromversorgung rückt daher immer stärker in den Mittelpunkt. Versorgungssicherheit rund um die Uhr ist für den Wirtschafts- und Industriestandort Bayern mit seinem hochinnovativen Mittelstand von zentraler Bedeutung. Im Vorfeld weitreichender Entscheidungen auf Bundesebene, wie z. B. eine grundlegende Reform des Strommarktes, führte das Bayerische Wirtschaftsministerium von November 2014 bis Februar 2015 mit dem Energiedialog Bayern einen gesamtgesellschaftlichen Konsultationsprozess durch, in dem zahlreiche Anregungen und Forderungen für die bayerische energiepolitische Position erarbeitet wurden Technologiestandort Bayern Innovationsführerschaft. Der Freistaat Bayern verfügt über eine exzellente Forschungslandschaft, innovative Unternehmen, hervorragend qualifizierte Mitarbeiter und eine aktive Technologie-Gründerszene. Ziel bayerischer Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik ist, Bayern eine Spitzenposition im Wettbewerb um die Innovationsführerschaft in Deutschland und Europa dauerhaft zu sichern. sind auf Partner angewiesen, die ihre Forschungsanstrengungen mit externem Sachverstand unterstützen. Gerade die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft bieten ein breites Spektrum für die Auftragsforschung an. Des Weiteren sind die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) durch ihre anwendungsorientierte Forschungsarbeit wichtige Kooperationspartner besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, vor allem in der Region. Aber auch das Deutsche Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt DLR mit seinem bayerischen Standort in Oberpfaffenhofen gibt wichtige Impulse z. B. für die Robotik und Produktionstechnik, die auf viele Unternehmen und Branchen in Bayern wirken. Zukunftsoffensive Elektromobilität. Ein aktuelles Beispiel für den Anspruch der Technologieführerschaft ist die Zukunftsoffensive Elektromobilität, die die Bayerische Staatsregierung bereits Ende 2008 gestartet hat. Die Zukunftsoffensive hat eine industrie- und technologiepolitische Ausrichtung, die der Sicherung von Wertschöpfung und Beschäftigung im Zeitalter der Elektromobilität höchste Priorität einräumt. Konkretisiert wurde diese im Mai 2010 durch eine Fünf-Punkte-Strategie Elektromobilität mit den Schwerpunkten Unterstützung von Forschung und Entwicklung sowie von Demonstrationsvorhaben. So wurden im Berichtszeitraum, neben dem neu errichteten E Drive-Center als Bayerischem Technologiezentrum für elektrische Antriebstechnik, mehrere Fraunhofer- und Hochschulstandorte ausgebaut und die Bayerischen Modellregionen für Elektromobilität etabliert. Forschungsinfrastruktur und Förderprogramme. Zu den wesentlichen Rahmenbedingungen des Innovationsstandorts Bayern gehören dabei eine leistungsfähige Forschungsinfrastruktur sowie mittelstandsfokussierte Förderprogramme, um die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Industrie zu stärken. Insbesondere mittelständische Unternehmen

152 150 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Fachkräfte und Demografie Zukunftsherausforderung. Fachkräftegewinnung bleibt eine der größten Zukunftsherausforderungen für die bayerische Wirtschaft. Hintergrund dafür sind das stetige Wirtschaftswachstum und die damit einhergehende wachsende Nachfrage nach Fachkräften in Verbindung mit dem demografischen Wandel. Dank einer gestiegenen Erwerbsbeteiligung die durchschnittliche Erwerbstätigenquote lag in Deutschland im Jahr 2010 bei 71 % und im Jahr 2013 bei 73,3 % sowie der hohen (Binnen-)Zuwanderung der letzten Jahre 1 konnte der demografische Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bislang ausgeglichen werden. Dies zeigen auch die Arbeitsmarktberechnungen, die zu deutlich positiveren Prognosen kommen als noch vor einigen Jahren. 2 Diese Prognosen setzten allerdings voraus, dass die Erwerbsquote weiter steigt und die Zuwanderung auf einem hohen Niveau anhält. Qualifikationen, Regionen, Branchen. Trotzdem wird die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften für die bayerische Wirtschaft in Zukunft noch größere Bedeutung haben. Bereits heute treten bei bestimmten Qualifikationen und in einigen Regionen und Branchen Arbeitskräfteengpässe auf. Insbesondere die mittelständischen Unternehmen einschließlich zahlreicher Kleinbetriebe des Handwerks, des Handels und des Gewerbes sind hiervon betroffen, weil sie aufgrund ihrer Betriebsgrößen zwangsläufig nur über ein weniger ausdifferenziertes Personalmanagement verfügen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, stellt das Wirtschaftsministerium mittelständischen Unternehmen und dem Handwerk in Bayern einen Fachkräftewegweiser mit Checklisten und Informationen für effektive Lösungen zur Verfügung (vgl. Kap. 6.4). Auch hinsichtlich der Qualifikation der benötigten Arbeitskräfte bestehen deutliche Unterschiede. So wird für Bayern im Jahr 2030 der überwiegende Teil der benötigten Fachkräfte aus dem Bereich der beruflich Qualifizierten kommen. 3 Im Bereich der Berufsausbildung machen sich dabei die ersten geburtenschwachen Jahrgänge bemerkbar. Es gibt seit einigen Jahren mehr Lehrstellen als Bewerber. Ausbildungsplätze bleiben daher teilweise unbesetzt. Ein geändertes Bildungsverhalten mit einem deutlichen Trend zur Akademisierung verstärkt dies. Um dem entgegenzuwirken, hat die Bayerische Staatsregierung die Allianz für starke Berufsbildung in Bayern (vgl. Kap. 6.4) initiiert. Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Auch die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen leistet einen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Das bayerische Anerkennungsgesetz ist am 1. August 2013 in Kraft getreten. Es ergänzt das Anerkennungsgesetz des Bundes (vgl. Punkt 5.3.4) und den darin geregelten allgemeinen und umfassenden Rechtsanspruch auf Überprüfung der Gleichwertigkeit eines ausländischen Berufsabschlusses mit einem deutschen Referenzberuf für die im Freistaat Bayern landesrechtlich geregelten Berufe. Nach den Erhebungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung und des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2013 bayernweit Anträge auf Anerkennung der Gleichwertigkeit mit bundesrechtlich geregelten Berufen und ab 1. August 2013 auch mit landesrechtlich geregelten Berufen gestellt. Mehr als drei Viertel aller Anträge wurden auf Anerkennung eines reglementierten Referenzberufes (überwiegend aus dem Bereich der medizinischen Gesundheitsberufe) gestellt. Dies dürfte vor allem darin begründet sein, dass bei reglementierten Berufen eine erfolgreiche Anerkennung der Berufsqualifikation die Voraussetzung zur Ausübung des Berufes in Deutschland ist. Bei den nicht reglementierten Berufen geht es am häufigsten um die Anerkennung von Berufsabschlüssen kaufmännischer Berufe, gefolgt von Berufen der Gruppe Mechatronik, Energie und Elektro. Erweiterung des Hochschulzugangs. Darüber hinaus spielt die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung eine wichtige Rolle für die Deckung zukünftiger Bedarfe. In Bayern können auch qualifizierte Berufstätige studieren. Zum Wintersemester 2009/2010 wurden die Zugangsmöglichkeiten

153 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 151 erheblich erweitert. So wird nunmehr folgenden Personen der allgemeine Hochschulzugang eröffnet, sofern ein Beratungsgespräch an der Hochschule absolviert wurde: Meistern Absolventen einer gleichgestellten beruflichen Fortbildungsprüfung Absolventen einer Fachschule oder Fachakademie Darüber hinaus wird beruflich Qualifizierten der fachgebundene Hochschulzugang eröffnet, wenn nach erfolgreichem Abschluss einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung und anschließender in der Regel mindestens dreijähriger hauptberuflicher Berufspraxis jeweils in einem dem angestrebten Studiengang fachlich verwandten Bereich die Hochschule die Studieneignung festgestellt hat. Dies kann sie nach Wahl der Hochschule entweder in einem besonderen Prüfungsverfahren oder durch ein nachweislich erfolgreich absolviertes Probestudium von mindestens einem Jahr tun. Vor Durchführung des Prüfungsverfahrens oder vor Aufnahme des Probestudiums findet ein Beratungsgespräch an der Hochschule statt. Die Zahl der Studienanfänger entwickelte sich im Berichtszeitraum sehr positiv: Im Jahr 2009 begannen knapp 520 Personen ein Studium, 2010 waren es schon 850 und im Jahr 2014 knapp Ein Hindernis bei der Durchlässigkeit liegt noch darin, dass das akademische bzw. das berufliche Bildungssystem kein einheitliches Nachweisverfahren für erbrachte Leistungen verwenden. Es wird daher eine Vergleichbarkeit und Anerkennung zwischen beruflichen und hochschulischen Bildungsleistungen angestrebt. Fachkräftesicherung. In den Unternehmen ist der Umbau der Altersstruktur bereits Tatsache: einer wachsenden Zahl älterer Mitarbeiter stehen immer weniger Jüngere gegenüber. Damit verändern sich auch sozioökonomische Strukturen. Die Zukunft steht und fällt allerdings mit einer ausreichenden Zahl an gut qualifizierten Fachkräften. Ziel muss es daher sein sicherzustellen, dass der Mittelstand bei der Bewältigung dieser neuen Zukunftsaufgabe durch das Engagement der Wirtschaftsverbände, der Kammern und der Wirtschaftspolitik flankiert wird. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, um einem Fachkräftemangel entgegenzusteuern: u. a. durch Erhöhung der Erwerbstätigkeit bestimmter Personengruppen, Vermeidung von Abwanderung, Förderung unternehmerischer Initiative. Besonders wichtig bei der langfristigen Mobilisierung des inländischen Arbeitskräftepotenzials ist, alle Bevölkerungsgruppen für die Bedeutung lebenslangen Lernens und für mehr Beteiligung an Weiterbildungen zu sensibilisieren Staatsfinanzen Solide Finanzen. Sie sind ein Markenzeichen des Freistaates Bayern. Mit der höchsten Investitionsquote unter den westlichen Flächenländern sowie der niedrigsten Zinsausgabenquote und Pro-Kopf-Verschuldung bundesweit ist Bayern ein Vorbild für solide Finanzpolitik. Diese vorbildliche Politik wird auch im laufenden Staatshaushalt konsequent fortgeführt: Mit dem Doppelhaushalt 2015/2016 hat der Bayerische Landtag den zehnten und elften Haushalt in Folge ohne neue Schulden im allgemeinen Haushalt beschlossen. Gleichzeitig wird die Schuldentilgung im allgemeinen Haushalt mit insgesamt über einer Mrd. Euro fortgesetzt. Die hohen Investitionsausgaben des Freistaates im Doppelhaushalt 2015/2016 in Höhe von rund 12 Mrd. Euro belegen, dass solide Finanzen und zukunftsgerichtete Investitionen kein Widerspruch sind. Sie bilden vielmehr die Grundlage für weiteres Wachstum im Freistaat. 1 Vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015). 2 Vgl. Prognos AG (2014b). 3 Vgl. IHK -Fachkräftemonitor Bayern: Online-Tool des Bayerischen Industrie- und Handelskammertag BIHK e. V., abrufbar unter:

154 152 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Öffentliches Auftragswesen Wirtschaftlichstes Angebot. Das wirtschaftlichste Angebot erhält den Zuschlag und damit nicht notwendigerweise das billigste. Im Interesse einer mittelstandsfreundlichen Ausgestaltung der Vergabeverfahren prüfen die öffentlichen Auftraggeber im Einzelfall, ob neben dem Preis auch weitere Zuschlagkriterien wie Qualität, Wartung etc. herangezogen werden können. Dies ist gerade für die bayerischen Unternehmen wichtig, die sich durch hohe Qualität ihrer Produkte und Leistungen auszeichnen. Zur Unterstützung der öffentlichen Auftraggeber hat das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie eine im Jahre 2014 aktualisierte Neufassung des Leitfadens Das wirtschaftlichste Angebot erstellt. Begrenzte Anforderungen. Die Bayerische Staatsregierung ist bestrebt, die vergaberechtlichen Anforderungen an die Bieter auf das notwendige Maß zu begrenzen. Tariftreueund Vergabegesetze anderer Länder haben zu einer erheblichen Verkomplizierung der Vergabeverfahren geführt. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind auf Bieterseite vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Staatsregierung plant daher kein bayerisches Vergabe- und Tariftreuegesetz, das den Mittelstand belastet. Ein Mehr an Vorschriften und damit an Bürokratie lehnt sie ab Bürokratieabbau Mehr Wirtschaftsfreundlichkeit und Eigenverantwortung. Bürokratieabbau und Deregulierung auf Landesebene sind seit jeher Kernanliegen der Bayerischen Staatsregierung. Sie sollen die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Bayern stärken und den Bürgern wie auch den Unternehmen mehr Eigenverantwortung ermöglichen. Die staatlichen Aufgaben wurden konsequent auf den Prüfstand gestellt. Aufgrund der Prüfung aller neuen bayerischen Gesetze und Rechtsverordnungen durch die Zentrale Normprüfstelle in der Staatskanzlei auf zwingende Erforderlichkeit wird zudem neue Bürokratie von Anfang an weitest möglich verhindert und das Landesrecht insgesamt stark ausgedünnt. Im Dezember 2014 gab es landesrechtliche Gesetze und Verordnungen knapp 140 weniger als am Ende der letzten Legislaturperiode. Seit 2000 wurde ein gutes Drittel der bayerischen Gesetze und Verordnungen aufgehoben. 5-Jahres-TÜV. Im Rahmen des regelmäßigen 5-Jahres-TÜV zur Überprüfung des Gesamtbestands der landesrechtlichen Gesetze und Verordnungen werden zudem alle bestehenden Vorschriften des Landesrechts, die seit längerem nicht mehr geändert wurden, auf ihre Notwendigkeit hin untersucht. Nach 2006 führte die Staatsregierung 2011 zum zweiten Mal einen 5-Jahres-TÜV zur Überprüfung des Gesamtbestands der landesrechtlichen Gesetze und Verordnungen durch. Sunset -Beschlüsse. Konsequent dereguliert wurden und werden auch die bayerischen Verwaltungsvorschriften unter anderem durch die vollständige turnusmäßige Überprüfung des Bestands an Verwaltungsvorschriften und zwei sogenannte Sunset -Beschlüsse, jeweils 2007 und 2008: Sämtliche nicht in der Datenbank BAYERN-RECHT enthaltenen Verwaltungsvorschriften traten an Stichtagen außer Kraft ( Sunset ). Dies reduzierte den Bestand an Verwaltungsvorschriften um etwa 50 %. Paragraphenbremse. In der laufenden Legislaturperiode 2013/2018 stehen Deregulierung und Bürokratieabbau ganz oben auf der Agenda der Staatsregierung. Mit Einführung der seit Dezember 2013 geltenden Paragraphenbremse soll es grundsätzlich keine neuen Gesetze, Verordnungen oder (seit 2015) auch Verwaltungsvorschriften in Bayern geben. Jede Änderung des Landesrechts muss gesondert gerechtfertigt werden, auch für unverzichtbare Vorschriften gilt das Prinzip des one in, one out. Das heißt: Mit jeder neuen Regulierung muss eine gleichwertige Vorschrift wegfallen. In Zweifelsfällen entscheidet der Normprüfungsausschuss über die Einhaltung der Paragraphenbremse.

155 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Verkehrsinfrastruktur Ein gut ausgebautes, funktionstüchtiges Verkehrsnetz ist für einen modernen Wirtschaftsstandort im Herzen Europas elementar. Dies gilt insbesondere auch für den bayerischen Mittelstand. Dabei orientiert sich die bayerische Verkehrspolitik an einer prognostizierten deutlichen Zunahme der Verkehrsleistung: Die Verkehrsleistung des motorisierten Personenverkehrs in Bayern wird bis zum Jahr 2025 um 22,5 % ansteigen (Basisjahr 2007). Bei der Güterverkehrsleistung in Bayern wird mit einer Steigerung von über 53 % gerechnet. 1 Erhaltung und Weiterentwicklung des Straßennetzes. Das bayerische Netz der Bundesfern- und Staatsstraßen ist rund Kilometer lang. Neben der bedarfsgerechten Weiterentwicklung hat in den vergangenen Jahren die Erhaltung des vorhandenen Straßennetzes deutlich an Bedeutung zugenommen. Die Haushaltsmittel für die Bestandserhaltung wurden deutlich erhöht. Die Erhaltung hat mittlerweile Vorrang vor Neu- und Ausbaumaßnahmen. Eine Schlüsselrolle im Bereich der Erhaltung kommt hier den Brückenbauwerken zu. Unabhängig von notwendigen Grundinstandsetzungsmaßnahmen wird die Tragfähigkeit vieler dieser Bauwerke künftig nicht mehr den steigenden Anforderungen infolge der Zunahme des Schwerverkehrs und der damit einhergehenden stärkeren Belastung genügen. In Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium hat die Bayerische Straßenbauverwaltung deshalb ein Konzept für die Ertüchtigung des Bauwerkbestandes entwickelt, um so eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur sicherzustellen. Intelligenter Straßenverkehr. Fester Bestandteil der Straßeninfrastruktur sind heute ein intelligentes Verkehrsmanagement sowie intelligente Verkehrssysteme. Mit ihrem Einsatz lassen sich auftretende Verkehrsüberlastungen spürbar reduzieren und die Effizienz der Verkehrsabläufe optimieren. Die Straße wird auch in Zukunft die Hauptlast in unserem Verkehrssystem tragen müssen. Sie wird das steigende Verkehrsaufkommen jedoch nicht alleine bewältigen können. Ein Ausbau und die bestmögliche Vernetzung aller Verkehrsträger sind unerlässlich, um die notwendige Mobilität für Menschen und Wirtschaft dauerhaft zu sichern. Damit die erforderlichen verkehrsträgerübergreifenden Transportund Reiseketten funktionieren und genutzt werden, ist ein umfassender und verlässlicher digitaler Informationsaustausch über das Verkehrsangebot unverzichtbar. Bahnland Bayern. Auf der Schiene fährt der Freistaat unter der Marke Bahnland Bayern. Bayerns Schienennetz ist mit über Kilometern Länge und über Bahnhöfen und Haltepunkten das größte in Deutschland. Seit dem 1. Januar 1996 sind die Länder für die Bestellung ihres Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) zuständig. Inzwischen werden SPNV- Leistungen regelmäßig durch förmliche Ausschreibungen neu vergeben. Seit der Übernahme der Aufgabenträgerschaft für den SPNV konnten in Bayern maßgebliche Erfolge erzielt werden. So wurde z. B. das Nahverkehrsangebot um knapp 50 % auf derzeit 121 Mio. Zug-Kilometern jährlich ausgeweitet. Dazu kommen dichtere Takte, längere Betriebszeiten, die Eröffnung von 60 neuen Haltepunkten, insgesamt 22,6 Mio. Zughalte pro Jahr und optimierte Anschlussverbindungen durch den Bayern- Takt. Darüber hinaus sind zur weiteren Verdichtung des Stationsnetzes im Rahmen einer Stationsoffensive für die nächsten Jahre neue Halte in Bayern geplant. 1 Vgl. Intraplan Consult GmbH (2010), S. 43, 104.

156 154 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) ist für Bayern besonders die Neubaustrecke zwischen Erfurt und Ebensfeld herauszuheben, die Ende 2017 in Betrieb genommen werden soll. Damit wird sich die Fahrdauer zwischen München und Berlin auf unter 4 Stunden reduzieren. Verlagerung von Individualverkehr auf öffentlichen Verkehr. Die Verlagerung von Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr ist insbesondere in den Ballungszentren ein herausragendes Thema: Für die Region München und ganz Südbayern hat die Bayerische Staatsregierung deshalb im März 2010 ein umfassendes Entwicklungskonzept für den Bahnknoten München beschlossen. Das Bahnknoten- Konzept ermöglicht in sinnvollen Schritten eine zukunftsfähige Ausgestaltung der S-Bahn und des gesamten Schienenpersonennahverkehrs. 1 Für die gesamte Metropolregion Nürnberg ist der Ausbau des S-Bahn-Ergänzungsnetzes Nürnberg eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte. Es ist ein entscheidender Impuls, um die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Mittelfranken zu steigern und die Mobilität in der Region zu verbessern. Die Streckenlänge des S-Bahn-Netzes Nürnberg verdreifachte sich in den letzten Jahren mit Inbetriebnahme des S-Bahn- Ergänzungsnetzes von 67 km auf 224 km. Im erweiterten S-Bahn-Netz hat der Freistaat 26 % zusätzliche Verkehrsleistung (Zug-Kilometer) bestellt. Bis heute wurden 40 Regionalbahnstationen zu S-Bahn-Stationen umgebaut. Rund 85 % der Stationen sind barrierefrei zugänglich. In Augsburg realisiert die Stadtwerke Augsburg Verkehrs-GmbH derzeit die Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof Augsburg sowie ergänzende Maßnahmen im bestehenden Straßenbahnnetz. Versorgung des ländlichen Raums. Während in den Verdichtungsräumen eine besondere Herausforderung für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) darin besteht, ausreichend Kapazitäten für die Mobilitätsnachfrage zur Verfügung zu stellen, geht es im ländlichen Raum darum, auch bei sinkender Nachfrage eine gute Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sicherzustellen. Gerade für den Personenverkehr ist die Straße hier auch zukünftig die wichtigste Infrastruktur. ÖPNV und ländlicher Raum. Der allgemeine ÖPNV findet im ländlichen Raum ausschließlich auf der Straße statt, insbesondere über Busverkehre. Der Freistaat Bayern unterstützt die kommunalen Aufgabenträger bei der Erfüllung dieser Aufgabe unter anderem durch die Gewährung von Zuweisungen für Zwecke des ÖPNV in einer Größenordnung von rund 50 Mio. Euro pro Jahr. Zunehmend wirkt sich der demografische Wandel unter anderem durch Änderungen in der Alters- und Bevölkerungsstruktur auf den öffentlichen Personennahverkehr in den ländlichen Räumen Bayerns aus. Um die ländlichen Räume weiter als attraktiven Standort zum Wohnen und Arbeiten zu erhalten, stellt der Freistaat den kommunalen Aufgabenträgern des allgemeinen ÖPNV in den Jahren 2012 bis 2016 zusätzlich jährlich bis zu 2 Mio. Euro für die Einrichtung nachfrageorientierter Angebotsformen des öffentlichen Personennahverkehrs zur Verfügung. Um auch der Bevölkerung auf dem Land weiterhin leistungsfähige öffentliche Mobilitätsleistungen anzubieten, liegt ein Lösungsansatz darin, die bestehenden ÖPNV-Systeme um bedarfsorientierte Bedienformen wie z. B. Rufbusse zu ergänzen. So gewährte der Freistaat Bayern z. B. für das 2014 geschaffene flächendeckende Anrufbussystem mit 18 Linien im Landkreis Tirschenreuth (BAXI) eine Anschubfinanzierung.

157 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 155 Optimierung im Fokus. Sowohl die finanziellen Ressourcen als auch der Flächenverbrauch begrenzen die Ausbaumöglichkeiten der Verkehrsinfrastruktur. Daher ist der Fokus zunehmend auf die optimierte Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und die Beseitigung oder Umgehung von Engpässen zu richten. Durch die Weiterentwicklung der Verkehrsinformationsdienste und www. bayernfahrplan.de für den Individual- bzw. öffentlichen Verkehr und der Vernetzung der verschiedenen Verkehrsinformationen wird die Optimierung der Verkehrsträgersysteme insgesamt gefördert. Kombinierter Güterverkehr. Mit der zunehmenden Globalisierung wird der Güterverkehr weiter zunehmen. Deshalb gilt es, einen möglichst großen Teil des Verkehrswachstums auf Schiene und Wasserstraße zu verlagern und diese optimal auszulasten. Der Kombinierte Verkehr leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Straßennetzes. Dabei geht es um einen möglichst reibungslosen Übergang zwischen Straße, Schiene und Wasserstraße. Bayern verfügt im deutschlandweiten Vergleich mit ca. 20 Standorten über eines der leistungsfähigsten Netze im Bereich der Umschlagbahnhöfe und Güterverkehrszentren. Neben den großen Standorten in München und Nürnberg haben sich bezogen auf die Umschlagmenge vor allem Regensburg und Hof etabliert. Anfang 2015 wurde am Standort Burghausen das neueste Terminal in Betrieb genommen. Maßnahmen zur Angebotsverbesserung werden durch die Staatsregierung zurzeit in München-Riem, Regensburg, Augsburg und Hof unterstützt. Wasserstraßen. Der Bereich Wasserstraße hat sich in Bayern stetig weiterentwickelt: Das Gütertransportaufkommen auf der Wasserstraße Donau hat sich seit der Eröffnung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992 mehr als verdoppelt. Mit einer weiteren Zunahme des Güterverkehrs im Donauraum ist zu rechnen. Neben dem Gütertransport hat die Donau auch für die Hotelschifffahrt große Bedeutung. Um die Vorteile der Wasserstraße auch für die angrenzenden Regionen zu erschließen, wurden Häfen und Güterländen errichtet. Diese zukunftsweisenden Investitionen fördert der Freistaat Bayern durch die Gewährung von Zuschüssen in erheblicher Höhe. Am 27. Februar 2013 hat das Bayerische Kabinett bzgl. des Donauausbaus zwischen Straubing und Vilshofen beschlossen, den Hochwasserschutz auf der Gesamtstrecke entsprechend der sogenannten Variante A, einem Ausbau ohne Stauwehr, durchzuführen. 2 Der Mainausbau wurde ebenfalls weiter verfolgt: Von der gesamten 300 Kilometer langen Mainstrecke von Aschaffenburg bis Bamberg wurden die Arbeiten bis Wipfeld bei Volkach fortgesetzt. Bis 2016 soll Bamberg erreicht und der Mainausbau abgeschlossen sein. 1 Zu dem Bahnknoten-Konzept München gehört u. a. die Neufahrner Kurve, mit deren Bau im Oktober 2014 begonnen wurde und die erstmals eine direkte und stündliche Schienenanbindung des Münchner Flughafens aus Regensburg, Landshut, Moosburg und Freising ermöglicht. Mit dem Lückenschluss zwischen Erding und dem Flughafen München sowie der Walpertskirchner Spange soll die Ausbaustrecke München Mühldorf Freilassing mit dem Flughafen München verbunden werden. Im Zielzustand können so Regionalzüge aus Regensburg, Landshut und Freising über den Flughafen bis Mühldorf und Salzburg durchgebunden werden. Für diese Projekte laufen derzeit die Planungen. 2 Flussbaulich wird die Donau unter Zurückstellung des Abschnittes zwischen der Isarmündung und der Mühlhamer Schleife ebenfalls nach Variante A ausgebaut. Auf dem Abschnitt zwischen der Isarmündung und der Mühlhamer Schleife soll auf den Bau eines Stauwehres und eines Stichkanals verzichtet werden. Momentan befindet sich der 1. Teilabschnitt Straubing Deggendorf im Planfeststellungsverfahren.

158 156 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Luftverkehr. Auch luftseitig ist Bayern mit den beiden internationalen Verkehrsflughäfen München und Nürnberg, dem regionalen Verkehrsflughafen Memmingen sowie 23 Verkehrslandeplätzen hervorragend angebunden. Der Verkehrsflughafen München ist eine Luftverkehrsdrehscheibe von europäischem Rang und damit ein wichtiger Standortvorteil für ganz Bayern. Seit seinem Bestehen am neuen Standort im Erdinger Moos verzeichnet der Flughafen eine überdurchschnittliche Verkehrsentwicklung. Zur Weiterentwicklung plant die Flughafen München GmbH den Bau einer dritten Start- und Landebahn. Dadurch soll die Kapazität von derzeit maximal 90 Bewegungen/Stunde um etwa ein Drittel auf mindestens 120 Bewegungen/Stunde gesteigert werden. Der Verkehrsflughafen München ist mit über Beschäftigten bei rund 550 am Flughafen tätigen Unternehmen und Behörden eine der größten Arbeitsstätten Bayerns und Motor für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie ein wichtiger Ausbildungsstandort. Die Fortsetzung der dynamischen Entwicklung des Verkehrsflughafens München wird durch einen Ausbau der landseitigen Anbindung des Flughafens an das Schienen- und Straßennetz unterstützt.

159 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 157 Unterstützung des Mittelstands 6 auf Landesebene Die kleinen und mittleren Unternehmen leisten, wie in Kap. 2 dargestellt, Beachtliches: Sie bieten und schaffen viele Arbeitsplätze, bilden die meisten Auszubildenden aus, erwirtschaften fast die Hälfte der Umsätze. Dazu trägt auch die Unterstützung der Staatsregierung bei. 6.1 Gute Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand Gute Finanzierungsbedingungen sind für die mittelständischen Unternehmen von zentraler Bedeutung, um sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Der Finanzierungsbedarf der Unternehmen ist dabei so unterschiedlich wie ihre Produkte und Dienstleistungen. Die Förderprogramme und -angebote tragen dem Rechnung. Mittelständischen Unternehmen wird die Aufnahme von Fremdkapital durch zinsgünstige oder zinsverbilligte Angebote der LfA Förderbank Bayern sowie durch Risikoentlastungsinstrumente von LfA und Bürgschaftsbank erleichtert. Eigenkapitalprogramme ergänzen und erweitern die Unterstützungsmöglichkeiten. Sie verbreitern die Kapitalbasis der Unternehmen. Abgerundet wird das Angebot durch die bewährte Regionalförderung Bayerisches Mittelstandskreditprogramm Das Mittelstandskreditprogramm (MKP) bildet seit Jahrzehnten eine wesentliche Säule der bayerischen Mittelstands- und Existenzgründungsförderung. Wesentlichen die Rationalisierung, Modernisierung und Erweiterung bestehender Betriebe der Industrie, des Handwerks, des Handels, des Hotel- und Gaststättengewerbes, des Dienstleistungsgewerbes sowie von Angehörigen der Freien Berufe. Startkredit. Gründungsvorhaben werden über den mit Haushaltsmitteln subventionierten, besonders zinsgünstigen Startkredit gefördert. Existenzgründer (bis zu fünf Jahre nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit) können mit seiner Hilfe 40 % der förderfähigen Aufwendungen finanzieren (Darlehenshöchstbetrag: Euro). Durch einen ergänzenden Startkredit 100 der LfA Förderbank Bayern können bis zu 100 % der förderfähigen Aufwendungen finanziert werden (Darlehenshöchstbetrag: 10 Mio. Euro). Investivkredit. Wachstumsvorhaben werden über den mit Haushaltsmitteln subventionierten, ebenfalls zinsgünstigen Investivkredit gefördert. Bestehende Unternehmen können damit 40 % der förderfähigen Aufwendungen finanzieren (Darlehenshöchstbetrag: Euro). Durch einen ergänzenden Investivkredit 100 der LfA Förderbank Bayern lassen sich bis zu 100 % der förderfähigen Aufwendungen finanzieren (Darlehenshöchstbetrag: 10 Mio. Euro). Im Rahmen des MKP gewährt der Freistaat Bayern über die LfA Förderbank Bayern zinsgünstige Darlehen an Existenzgründer, mittelständische Unternehmen und Angehörige Freier Berufe. Gefördert werden neben der Gründung selbstständiger Existenzen im

160 158 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Haftungsfreistellung oder Bürgschaft. Kreditnehmer, deren bankübliche Sicherheiten nicht ausreichen, können eine anteilige Haftungsfreistellung oder Bürgschaft beantragen. Programm-Verbesserungen. Das Bayerische Mittelstandskreditprogramm unterliegt einem laufenden Monitoring und wird so auch im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 permanent an die sich ändernden Finanzierungsbedürfnisse der mittelständischen Wirtschaft in Bayern angepasst. So übernahm es vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise zu Beginn des Berichtszeitraums erhöhte Risiken. Es hat sich in den Krisen- und Folgejahren als wichtiges Darlehensinstrument für den bayerischen Mittelstand bewährt. Zuletzt hat der Freistaat Bayern das Bayerische Mittelstandskreditprogramm Ende 2014 deutlich verbessert. Existenzgründer können nunmehr über das dritte Jahr ihrer Existenz hinaus zwei weitere Jahre lang die besonders zinsgünstigen Darlehen der Existenzgründerförderung in Anspruch nehmen. Zudem wurde der Kreis möglicher Antragsteller deutlich ausgeweitet. Weitere Verbesserungen kommen sowohl Existenzgründern als auch bereits bestehenden Unternehmen zugute, wie z. B. eine weitere Flexibilisierung bei der Anpassung der Darlehen an den Bedarf der Unternehmen sowie die Bereitstellung von langen Darlehenslaufzeiten auch bei Betriebsübernahmen. Investitionen von rund 4,6 Mrd. Euro. Nicht zuletzt aufgrund der fortgesetzten Programmverbesserungen bildete das Bayerische Mittelstandskreditprogramm auch in den zurückliegenden fünf Jahren einen wesentlichen Baustein der bayerischen Mittelstandsförderung: Im Berichtszeitraum wurden Darlehen in Höhe von insgesamt rund 1,4 Mrd. Euro zugesagt (vgl. Tabelle 40). Damit wurden Investitionen in Höhe von rund 4,6 Mrd. Euro zur Schaffung von über neuen Arbeitsplätzen unterstützt. Größter Nutznießer des Bayerischen Mittelstandskreditprogramms war dabei wie bereits in früheren Berichtsperioden auch das Handwerk mit einem Anteil von knapp 30 % des insgesamt zugesagten Darlehensvolumens. Mehr als Existenzgründungen. In den Jahren 2010 bis 2014 begleitete das Bayerische Mittelstandskreditprogramm mehr als Existenzgründungen. Für sie wurden Darlehen in Höhe von insgesamt rund 0,5 Mrd. Euro zugesagt. Damit hat das Programm Investitionen in Höhe von rund 1,7 Mrd. Euro zur Schaffung von über neuen Arbeitsplätzen unterstützt. Einen Überblick zur Verteilung der Anzahl der Vorhaben, des Darlehens- und Investitionsvolumens sowie der Arbeitsplatzeffekte nach Wirtschaftszweigen und zur regionalen Inanspruchnahme liefert die folgende Abbildung: Tabelle 40: Bayerisches Mittelstandskreditprogramm 2010 bis 2014 Vorhaben Darlehen in Mio. Euro Investitionen in Mio. Euro neue Arbeitsplätze gesicherte Arbeitsplätze Bayern gesamt , , Bayern Existenzgründung , , Quelle: LfA Förderbank Bayern.

161 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 159 Abbildung 41: MKP-Bilanz 2010 bis 2014 nach verschiedenen Kriterien Sonstige Dienstleistungen Industrie Sonstige Dienstleistungen Industrie , Handwerk 385,6 Handwerk Freie Berufe Anzahl der Vorhaben Freie Berufe 199,2 Darlehen in Mio. Euro 412,3 Hotel-/Gaststättengewerbe Handel Hotel-/Gaststättengewerbe 98,7 258,6 Handel Sonstige Dienstleistungen Industrie Sonstige Dienstleistungen Industrie 327,1 918 Freie Berufe 1.102,1 679,0 Investitionen in Mio. Euro 1.268,2 Handwerk Freie Berufe Neue Arbeitsplätze Handwerk Hotel-/Gaststättengewerbe 324,0 920,1 Handel Hotel-/Gaststättengewerbe Handel Sonstige Dienstleistungen Freie Berufe Hotel-/Gaststättengewerbe Gesicherte Arbeitsplätze Industrie Handwerk Handel Schwaben Darlehen in Mio. Euro nach Regierungsbezirken Unterfranken Mittelfranken Oberfranken 127,0 175,1 265,5 82,9 127,2 161,9 500,2 Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Quelle: LfA Förderbank Bayern.

162 160 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Ergänzungsfinanzierung Investivkredit 100 Pro Mit dem 2010 gestarteten Investivkredit 100 Pro bietet die LfA Förderbank Bayern eine günstige Ergänzungsfinanzierung, mit der der Finanzierungsanteil des MKP-Investivkredits auf bis zu 100 % aufgestockt werden kann. Investitionen von rund 167 Mio. Euro. Der Investivkredit 100 Pro ist mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Förderperiode finanziert (Antragsstellung war bis 31. März 2015 möglich) und steht im Einklang mit dem bayerischen EFRE-Programm Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (vgl. Kap ). Er fördert innovative Wachstumsinvestitionen, insbesondere Verfahrens- oder Prozessinnovationen. Förderfähig sind kleine und mittlere Unternehmen sowie Freiberufler in den drei ostbayerischen Regierungsbezirken Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern, die die Fördervoraussetzungen des MKP-Investivkredits erfüllen. Sie können Darlehen mit verbilligten Zinssätzen und einer Laufzeit von 5 bis 20 Jahren bei Bedarf mit 70 %iger Haftungsfreistellung für die Hausbank in Anspruch nehmen. Der Darlehensmindestbetrag ist dabei auf Euro festgelegt, der Darlehenshöchstbetrag beträgt Euro. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 wurden mehr als 500 Darlehen in Höhe von über 74 Mio. Euro zugesagt und damit Investitionen von rund 167 Mio. Euro unterstützt Förderung der Energieeinsparung und der Energieeffizienz sowie von Umweltschutzvorhaben im Mittelstand In den letzten Jahren hat das Thema Klimaschutz und Energie an Bedeutung gewonnen. Die Bayerische Staatsregierung hat mit ihrem Energiekonzept aus dem Jahr 2011 den Umbau der Energieversorgung beschlossen. Mit dem Klimaschutzprogramm Bayern 2050 hat die Staatsregierung zudem die Bedeutung der Minderung von Treibhausemissionen unterstrichen. Wichtige Ansätze im Rahmen der bayerischen Energie- und Klimapolitik sind konsequente Energieeinsparung, noch effizientere Energiegewinnung und -verwendung sowie kontinuierlicher Ausbau der erneuerbaren Energien. Die LfA unterstützt dies mit dem Investivkredit Energie sowie dem Ökokredit und dem Ökokredit Pro. Neues Darlehensprodukt Investivkredit Energie Seit Juli 2012 bietet die LfA Förderbank Bayern den Investivkredit Energie an, eine Finanzierungsmöglichkeit für kleine und mittlere gewerbliche Unternehmen sowie freiberuflich Tätige für Maßnahmen, die die Energieeffizienz in diesen Bereichen steigern sollen: effizientere Maschinen/Anlagen Wärme-/Kälterückgewinnung stromsparende Beleuchtung Strom- und Spitzenlastmanagementsysteme Darlehenszusagen in Höhe von 114,4 Mio. Euro. Angeboten werden Darlehenslaufzeiten von 5 bis 20 Jahren. Bei nicht ausreichenden Sicherheiten ist eine 50 %ige Haftungsfreistellung möglich. Alternativ kann bei nicht ausreichender Absicherung eine LfA-/Staatsbürgschaft bzw. eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank Bayern GmbH beantragt werden. Der Finanzierungsanteil des Darlehens am förderfähigen Vorhaben beträgt bis zu 100 %. Der Darlehenshöchstbetrag beläuft sich auf 2 Mio. Euro. Es können Vorhaben mit förderfähigen Kosten zwischen Euro und 12,5 Mio. Euro gefördert werden. Nicht förderfähig sind Vorhaben, die eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten. In dem neuen Darlehensprogramm sind im Zeitraum Darlehenszusagen in Höhe von 114,4 Mio. Euro erteilt worden.

163 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 161 Ökokredit und Ökokredit Pro Mit dem Ökokredit ermöglicht die LfA Förderbank Bayern kleinen und mittleren gewerblichen Unternehmen sowie freiberuflich Tätigen zinsverbilligte Kredite für Maßnahmen auf folgenden Gebieten: Allgemeine Energieeinsparung, sofern nicht im Investivkredit Energie förderfähig Nutzung erneuerbarer Energien Im Ökokredit Pro werden Umweltschutzinvestitionen auf folgenden Gebieten gefördert: Abwasserreinigung Luftreinhaltung Lärm- und Erschütterungsschutz Abfallwirtschaft Boden- und Grundwasserschutz Alle Vorhaben müssen einen Umweltschutzeffekt erzielen, d. h. zu wesentlichen umweltschutzrelevanten Verbesserungen, Energieeinsparungen oder Ressourcenschonung führen, um gefördert werden zu können. Darlehenszusagen in Höhe von 308,2 Mio. Euro. Angeboten werden Darlehenslaufzeiten von 5 bis 20 Jahren. Bei nicht ausreichenden Sicherheiten ist eine teilweise Haftungsfreistellung möglich. Alternativ kann bei nicht ausreichender Absicherung eine LfA-/Staatsbürgschaft bzw. eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank Bayern GmbH beantragt werden. Der Finanzierungsanteil des Darlehens am förderfähigen Vorhaben beträgt bis zu 100 %. Der Darlehenshöchstbetrag beläuft sich auf 2 Mio. Euro. Es können Vorhaben mit förderfähigen Kosten zwischen Euro und 12,5 Mio. Euro gefördert werden. Nicht förderfähig sind Vorhaben, die eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten. Aus den Darlehensprogrammen Ökokredit und Ökokredit Pro sind im Zeitraum Darlehenszusagen in Höhe von 308,2 Mio. Euro erteilt worden Bürgschaften Kreditnehmer müssen für Bankkredite in aller Regel über ausreichende Sicherheiten verfügen. Um den Finanzierungsspielraum auch derjenigen Unternehmen zu erweitern, die selbst nicht genügend Sicherheiten aufbringen können, besteht die Möglichkeit, Bürgschaften der Bürgschaftsbank Bayern GmbH oder der LfA Förderbank Bayern zu beantragen. Bürgschaftsbank Bayern: Bürgschaften von 370 Mio. Euro. Die Bürgschaftsbank Bayern GmbH ist eine Selbsthilfeeinrichtung der gewerblichen Wirtschaft. Gesellschafter sind die Kreditgarantiegemeinschaften des Handels, Handwerks, Hotel- und Gaststättengewerbes und des Gartenbaus, die wiederum im Wesentlichen von den jeweiligen Kammern und Verbänden sowie Kreditinstituten getragen werden. Verbürgt werden Investitions- und Betriebsmittelfinanzierungen für die vorgenannten Branchen mit einer Risikoübernahme gegenüber Hausbanken oder auch Leasinggesellschaften von 70 % bzw. 80 %. Der Bürgschaftsbetrag ist auf 1,25 Mio. Euro begrenzt. Ein Großteil des Risikos tragen dabei der Bund und der Freistaat Bayern in Form von Rückbürgschaften. Die Bürgschaftsbank Bayern GmbH hat im Zeitraum Bürgschaften mit einem Bürgschaftsvolumen von 370 Mio. Euro übernommen. LfA: Bürgschaften von über 392,5 Mio. Euro. Mittelständischen Unternehmen, deren Tätigkeitsfeld nicht von der Bürgschaftsbank Bayern GmbH abgedeckt wird oder deren Bürgschaftsbedarf den Betrag von 1,25 Mio. Euro übersteigt, kann durch Bürgschaften der LfA Förderbank Bayern geholfen werden. Die Bürgschaft darf den Betrag von 5 Mio. Euro und die Haftung des Bürgen von 80 % des Kreditbetrags nicht überschreiten. Im Zeitraum übernahm die LfA Bürgschaften mit einem Bürgschaftsbetrag von über 392,5 Mio. Euro.

164 162 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Akutkredit Mittelständische Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die in vorübergehende Liquiditäts- und Rentabilitätsschwierigkeiten geraten sind, können unter bestimmten Voraussetzungen von der LfA Förderbank Bayern mit dem Akutkredit unterstützt werden. Förderfähig sind Umschuldungen kurzfristiger Verbindlichkeiten, Betriebsmittel zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit sowie Investitionen zur Anpassung an geänderte Umfeldbedingungen. Darlehen in Höhe von rund 39,8 Mio. Euro. Als wesentliche Voraussetzung für einen Akutkredit ist von den betreffenden Unternehmen ein tragfähiges Gesamtkonsolidierungskonzept vorzulegen, das eine nachhaltige Verbesserung der betrieblichen Situation erwarten lässt und Beiträge des Darlehensnehmers und der Hausbank enthält. Im Berichtszeitraum ( ) sagte die LfA Förderbank Bayern 276 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von rund 39,8 Mio. Euro zur Sicherung von rund Arbeitsplätzen zu Globaldarlehen der LfA Förderbank Bayern Die Globaldarlehen der LfA Förderbank Bayern verbreitern die Finanzierungsbasis des bayerischen Mittelstands und tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern sowie Arbeitsplätze in Bayern zu schaffen und zu e r- halten. Sie werden den Geschäftsbanken als spezielle Kontingente für den Mittelstand zur Verfügung gestellt. Über diese Kontingente können sie zinsgünstige Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen ausreichen. Gewährleistet wird dies dadurch, dass die Geschäftsbanken den Refinanzierungsvorteil, den sie durch die zinsgünstigen Globaldarlehen der LfA Förderbank Bayern erhalten, bei ihren Darlehen an die Unternehmen weitergeben müssen. Im Ergebnis können die Hausbanken dadurch an die jeweilige Bonität und Besicherung angepasste Einzeldarlehen an kleine und mittlere Unternehmen zu günstigeren Konditionen vergeben als dies bei eigener Refinanzierung der Fall wäre. Globaldarlehen in Höhe von Mio. Euro. Die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Globaldarlehen der LfA Förderbank Bayern unterliegt generell starken Schwankungen. Im Berichtszeitraum (2010 bis 2014) wurden Globaldarlehen in Höhe von durchschnittlich rund 225 Mio. Euro pro Jahr und damit insgesamt Mio. Euro zugesagt Regionalförderung Die Regionalförderpolitik verfolgt das grundgesetzlich verankerte Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen. Sie hat damit die Aufgabe, strukturschwache Regionen nachhaltig zu unterstützen und an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung anzukoppeln. Gleichzeitig stärkt eine gezielte Regionalförderung das gesamtwirtschaftliche Wachstum und erleichtert den notwendigen Strukturwandel. Die Bayerische Regionalförderung umfasst Zuwendungen für Investitionen gewerblicher Unternehmen sowie für Investitionen in die wirtschaftsnahe touristische Infrastruktur. Gewerbliche Wirtschaft: über Investitionsvorhaben. Im Zeitraum wurden über Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft einschließlich des gewerblichen Tourismus mit Zuschüssen von mehr als 910 Mio. Euro gefördert (davon über 100 Mio. Euro aus EFRE-Mitteln). Durch das Investitionsvolumen von rund 6,8 Mrd. Euro konnten neue Arbeitsplätze geschaffen und rund bestehende Arbeitsplätze gesichert werden. Die folgende Tabelle 41 zeigt, dass annähernd 98 % der Förderfälle auf kleine und mittlere Unternehmen entfielen, insgesamt erhielten sie rund 89 % der Investitionszuschüsse. Wirtschaftsnahe Infrastruktur: Zuschüsse von über 70 Mio. Euro. Im gleichen Zeitraum wurde die wirtschaftsnahe Infrastruktur in Bayern mit Zuschüssen in Höhe von über 70 Mio. Euro gefördert (davon über 12 Mio. Euro aus EFRE-Mitteln). Mit Hilfe dieser Fördermittel konnten Investitionen für öffentliche Tourismuseinrichtungen mit einem Gesamtvolumen von 150 Mio. Euro realisiert werden. Die Stärkung der touristischen Infrastruktur kommt insbesondere auch dem Mittelstand zugute.

165 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 163 Tabelle 41: Regionale Wirtschaftsförderungsprogramme gewerbliche Wirtschaft (einschließlich Tourismus) 2010 bis 2014 Investitionsvolumen Investitionszuschüsse Zahl der Fälle Mio. Euro in % Mio. Euro in % absolut in % Betriebe mit Beschäftigten Förderung nach Betriebsgrößenklassen bis ,20 42,94 439,67 48, , ,15 36,08 297,56 32, , ,57 10,25 80,77 8, , und mehr 736,91 10,73 92,96 10, ,92 Summe 6.865, , Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Wagnis-/Beteiligungskapital Stellen Investoren einem nicht-börsennotierten Unternehmen (wirtschaftliches) Eigenkapital zur Verfügung, so bezeichnet man dieses als Wagnis- oder Beteiligungskapital. Mögliche Finanzierungsanlässe sind z. B. die Gründung und/oder der Aufbau eines Unternehmens, die Entwicklung neuer Produkte, die Erschließung neuer Märkte, Akquisitionsfinanzierungen oder die Regelung einer (externen) Unternehmensnachfolge. Für Beteiligungsfinanzierungen in Frage kommen dabei grundsätzlich fast alle Arten von Unternehmen, z. B. Start-ups, Mittelstands- bzw. Familienunternehmen, aber auch Konzerntöchter. So verschiedenartig die genannten Unternehmen und Finanzierungsanlässe sind, so heterogen sind auch die kapitalgebenden Investoren (z. B. Business Angels, Venture Capital-Gesellschaften, Corporate Venture Capital-Gesellschaften, Mittelständische Beteiligungsgesellschaften, Private Equity-Gesellschaften, staatliche Beteiligungsgesellschaften), von denen jeder wieder individuelle z. B. regionale, technologische oder anlassbezogene Finanzierungsschwerpunkte hat. 1 Ergänzend zu den EU- und Bundesprogrammen finanziert bzw. unterstützt der Freistaat folgende Beteiligungsangebote in Bayern. Business Angels / Netzwerke Eine immer wichtigere Rolle im Kapitalmarkt für innovative junge Unternehmen spielen Business Angels. Die privaten Investoren bringen neben dem Kapital handfeste Unterstützung durch ihre Expertise, Erfahrung und Kontakte mit. Viele Business Angels haben ihr eigenes Unternehmen oder auch mehrere Firmen bereits erfolgreich aufgebaut. Co- und Side-Investment. Business Angels investieren oft früher als Venture-Capital-Geber und sind flexibler in den Finanzierungsbedigungen. Oft sind sie als Ko-Investor aber auch entscheidend für eine erfolgreiche Finanzierungsrunde mit weiteren Eigenkapital-Gebern. Die Investment-Spanne reicht von einigen zehntausend Euro bis in Millionenhöhe, vor allem wenn sich ein Business Angel- bzw. Investoren-Konsortium bildet. Zudem gibt es Möglichkeiten für Business Angels, das eigene Investment durch staatliche Fördermaßnahmen bzw. Partner zu unterstützen. Bayern Kapital, KfW, 1 Einen Überblick über die in Deutschland tätigen Beteiligungsgesellschaften bietet z. B. der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (

166 164 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern High-Tech Gründerfonds und der European Angels Fund etwa bieten Co- und Side-Investment für Business Angels-Finanzierungen an. Finanzierungsnetzwerk BayStartUP. Für Gründer ist es oft schwierig, passende Business Angels zu identifizieren und anzusprechen. Kontakte vermittelt daher das bayerische Finanzierungsnetzwerk BayStartUP (vgl. Kap 7.3.2). Es ist mit rund 200 Business Angels und circa 100 institutionellen Investoren eines der größten in Deutschland. Durch direktes Matching und Veranstaltungen werden Gründer und passende Kapitalgeber in Kontakt gebracht. Bayern Kapital Bayerische Existenzgründer im Hochtechnologiebereich werden seit 1995 von der Bayern Kapital GmbH, einer 100%igen Tochter der LfA als Wagniskapitalgeber in der Seed- und Startup-Phase begleitet ( Aus jeweils speziell strukturierten Fonds wird das Beteiligungskapital in das junge Unternehmen investiert. Die enge Zusammenarbeit mit privaten Venture-Capital-Gesellschaften und Business Angels sowie Business Coaches verschaffen den Beteiligungsnehmern Zugang zu zusätzlichem Kapital, aber auch zu unternehmerischem Know-how und Marktkontakten. Insgesamt hat Bayern Kapital bislang rund 230 Firmen mit über 200 Mio. Euro finanziert. Dies entspricht seit 2009 einer Zunahme um rund 45 neue, innovative Firmen. Neue Fondsgeneration: Volumen von 85 Mio. Euro. Im Rahmen der Existenzgründerinitiative Gründerland.Bayern wird Bayern Kapital dieses Engagement fortsetzen und ausbauen. Um die erfolgreichen Angebote auch weiterhin zur Verfügung stellen zu können, wird ab 2015 eine neue Fondsgeneration im Gesamtvolumen von 85 Mio. Euro aufgelegt. Wachstumsfonds Bayern Während sich die Situation bei der Frühphasenfinanzierung, insbesondere auch durch die öffentlichen Instrumente (High Tech-Gründerfonds, Bayern Kapital), wieder verbessert hat, besteht die gravierendste Angebotslücke heute v. a. für Folgefinanzierungen. Sie sind erforderlich, wenn nach dem Nachweis der technologischen Machbarkeit die weitere Entwicklung und das Wachstum der Unternehmen finanziert werden muss: z. B. die Expansion in neue Absatzmärkte. Fondsvolumen von 100 Mio. Euro. Um diesem Engpass entgegenzuwirken, wurde Anfang 2015 zusätzlich zu den bestehenden Angeboten bei Bayern Kapital der Wachstumsfonds Bayern im Umfang von 100 Mio. Euro aufgelegt. Der Fonds investiert gemeinsam mit privaten Wagniskapitalgebern (VC-Gesellschaften, Corporate-VCs, Family Offices, Business Angels) als Ko-Investor. Gemeinsam mit den privaten Investoren kann so voraussichtlich rund 250 Mio. Euro an Wachstumskapital für Start-ups in Bayern mobilisiert werden. Innovative bayerische Start-ups können auf diese Weise mehr und größere Finanzierungen erhalten. Der Fonds ist dabei offen für alle Branchen und Technologiefelder. LfA/EIF-Dachfonds Vor dem Hintergrund eines deutlich zurückgehenden Wagniskapitalangebots in Deutschland hat die LfA Förderbank Bayern gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) im Jahr 2009 auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums die sog. LfA/EIF-Fazilität aufgelegt. Dabei handelt es sich um einen Dachfonds für Investitionen in private Wagniskapitalfonds, die ihren Sitz oder eine Niederlassung in Bayern haben und u. a. in junge bayerische Technologieunternehmen investieren. 33,2 Mio. Euro für 18 Wagniskapitalfonds. Ziel ist es, mehr Wagniskapitalfonds in Bayern eine erfolgreiche Kapitalakquise zu ermöglichen und so das private Wagniskapitalangebot zugunsten junger bayerischer Start-ups zu stärken. Die LfA/EIF-Fazilität wird zu je 50 % aus Mitteln der LfA und des EIF finanziert. Sie hatte ein Start-Volumen von 50 Mio. Euro und wurde inzwischen auf 150 Mio. Euro

167 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 165 aufgestockt. Zum 30. September 2014 haben 18 Wagniskapitalfonds insgesamt 33,2 Mio. Euro aus der Fazilität erhalten. Die finanzierten Fonds haben ihrerseits 85 Mio. Euro in 30 bayerische Unternehmen investiert. Staatliche Rückgarantien und Mittelständische Beteiligungsgesellschaften Zur Förderung von Beteiligungskapitalinvestitionen in kleine und mittlere Unternehmen in Bayern bieten der Bund und der Freistaat für bestimmte Beteiligungen Teilrisikoentlastungen in Form staatlicher Rückgarantien an. Diese werden vor allem von den sog. Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGen), in Bayern von der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbh, genutzt. In Bayern müssen Anträge bei der Bayerischen Garantiegesellschaft (BGG) gestellt werden, die ihrerseits einen Teil des Risikos trägt. BayBG: Engagement bei 500 Unternehmen. Die BayBG bietet Beteiligungen in den Varianten offen, still sowie offen/still kombiniert. Damit ermöglicht sie jungen und mittelständischen Unternehmen z. B. die Umsetzung von Gründungs-, Wachstums- und Innovationsvorhaben, Gesellschafterwechsel und familienexterne Unternehmensnachfolgelösungen. Dabei investiert die BayBG zwischen Euro und 7 Mio. Euro je Unternehmen. Aktuell ist die BayBG bei rund 500 bayerischen Unternehmen engagiert. Kapital für Handwerk, Handel und Gewerbe (KHHG) Seit 2012 bietet daneben die BayBG mit Kapital für Handwerk, Handel und Gewerbe erstmals auch etablierten kleineren Mittelständlern der gewerblichen Wirtschaft stille Beteiligungen von Euro bis Euro an. Zielgruppe sind etablierte Handwerks-, Handelsund Gewerbebetriebe, die seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind. EFRE-Risikokapitalfonds Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat Ende 2007 in Kooperation mit der BayBG und der S-Refit AG zwei sog. EFRE-Risikokapitalfonds im Umfang von zusammen 30 Mio. Euro initiiert. Die Fonds speisen sich je zur Hälfte aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und aus Mitteln der beiden Beteiligungsgesellschaften. Im Investitionsfokus stehen insbesondere innovative kleine und mittlere Unternehmen, v. a. in den strukturschwächeren Regionen Bayerns. Bis Ende 2014 haben bereits mehr als 40 bayerische KMU insgesamt rund 24,5 Mio. Euro Beteiligungskapital erhalten. Aktuell ist das Bayerische Wirtschaftsministerium dabei, gemeinsam mit privaten Beteiligungsgesellschaften drei weitere EFRE-Risikokapitalfonds im Umfang von zusammen 50 Mio. Euro aufzulegen. Beteiligungskapital für Existenzgründer Für gewerbliche bayerische Unternehmen in der Existenzgründungs- und Existenzfestigungsphase bietet die LfA Förderbank Bayern seit 1997 typisch stille Beteiligungen der BayBG an. Die Beteiligungen in Höhe von Euro bis Euro dienen der Mitfinanzierung des Betriebsmittel- und Investitionsbedarfs der Zielunternehmen. Seit Programmbeginn wurden mehr als 350 Unternehmen mit insgesamt rund 32 Mio. Euro finanziert. In den Jahren 2010 bis 2014 haben mehr als 60 Unternehmen insgesamt mehr als 8 Mio. Euro Beteiligungskapital erhalten.

168 166 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Unternehmensbeteiligungsgesellschaften Zur Verbesserung der Eigenkapitalversorgung des deutschen Mittelstands hat der Gesetzgeber im Jahr 1986 das Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG) verabschiedet. Danach können sich Kapitalbeteiligungsgesellschaften als Unternehmensbeteiligungsgesellschaften anerkennen lassen, wenn sie die im Gesetz genannten Voraussetzungen u. a. hinsichtlich Rechtsform, Eigentümerstruktur, Unternehmensgegenstand und Anlagegrenzen erfüllen. Mit der Anerkennung einher geht die Befreiung der Gesellschaft von der Gewerbesteuer, Erleichterungen bei den Regelungen über den Eigenkapitalersatz sowie das Recht, den Begriff Unternehmensbeteiligungsgesellschaft in der Firma zu führen. Zuständig für die Anerkennung und Beaufsichtigung von Unternehmensbeteiligungsgesellschaften in Bayern ist das Bayerische Wirtschaftsministerium. Im Berichtszeitraum wurde das UBGG an die Anforderungen des neu geschaffenen Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) angepasst Börse München Die Börse München ist ein wesentlicher Bestandteil des Finanzplatzes Bayern. Privatanleger können hier mehr als Wertpapiere aus 60 Ländern unter garantierter Bestausführung ihrer Orders handeln. m:access. Die Börse München konzentriert sich mit ihrem Marktsegment m:access auf kleine und mittlere Unternehmen und ermöglicht ihnen den Zugang zum Kapitalmarkt. Das am 1. Juli 2005 gestartete Marktsegment m:access der Börse München vermeidet einerseits die hohen regulatorischen Zugangsvoraussetzungen, die der Regulierte Markt den Unternehmen auferlegt. Anderseits hebt sich m:access deutlich vom Freiverkehr der Börse ab. Grund dafür sind die auf mittelständische Unternehmen zugeschnittenen Zulassungsvoraussetzungen. Der Finanz- und Verwaltungsaufwand für Emittenten und Emissionsbegleiter ist auf ein für die aufgeführten Unternehmensgruppen sinnvolles Maß angepasst. Der Anlegerschutz wird durch pragmatische Transparenz- und Publizitätserfordernisse und die vollständige Einbindung des Segments in die Börsenorganisation gewährleistet. Aus diesen Gründen hat sich das Segment seit seiner Einführung auch gut entwickelt: von den 59 dort derzeit notierten Unternehmen sind 32 im Berichtszeitraum neu hinzugekommen. Die Börse München rechnet bis Ende 2015 mit über 65 gelisteten Unternehmen. m:access bonds. Seit Ende 2010 können mittelständische Unternehmen an der Börse München mit Hilfe von Corporate Bonds Fremdkapital zu attraktiven Bedingungen über das Segment m:access bonds aufnehmen. gettex. Am 19. Januar 2015 wurde das neue zusätzliche Market Maker basierte Handelsmodell unter der Bezeichnung gettex eingeführt. Auf gettex können Privatanleger über Wertpapiere handeln darunter auch die m:access-titel.

169 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Weitere Maßnahmen zur Sicherung der Mittelstandsfinanzierung Zur Sicherung der Mittelstandsfinanzierung ist eine strategische, faire und verlässliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hausbanken unerlässlich. Die öffentliche Unterstützung wirkt hierbei flankierend und trägt so zu einer stabilen Mittelstandsfinanzierung bei. Finanzierungsveranstaltungen. In diesem Sinne hat das Bayerische Wirtschaftsministerium im Berichtszeitraum auf einer Reihe von Veranstaltungen über die Möglichkeiten der Mittelstandsfinanzierung und der Mittelstandsförderung informiert und Finanzierungsveranstaltungen der Kammern der gewerblichen Wirtschaft und des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes unterstützt. Task Force. Seit 1996 unterstützt die LfA Förderbank Bayern mit einem Team von Fachleuten Rat suchende mittelständische Betriebe in Bayern. Die Task-Force-Mitarbeiter erstellen Situationsanalysen, erarbeiten mit den Unternehmen die Schwachstellen und zeigen mögliche Auswege auf. Je nach Lage des Einzelfalles begleitet die Task Force auch Unternehmen bei Bankgesprächen oder hilft dabei, geeignete Förderprodukte zu beantragen. Runder Tisch Bayern. Der sog. Runde Tisch Bayern unterstützt kleine und mittlere bayerische Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen bei der Analyse von Schwachstellen. In diesem Rahmen kann der Einsatz einer Unternehmensberatung mit maximal 10 Tagewerken zu einem Tagessatz von 160 Euro gefördert werden. Dadurch soll ein Betrag geleistet werden, um ihre Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. Die KfW Bankengruppe und die LfA Förderbank Bayern finanzieren das Beratungsprogramm. Neutrale Vermittlung. Das Bayerische Wirtschaftsministerium wird bei schwierigen Kreditfällen als neutraler Vermittler zu Rate gezogen, etwa dann, wenn es darum geht, gegenseitiges Vertrauen wieder herzustellen oder zukunftsweisende Fortführungsstrategien zu entwickeln.

170 168 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 6.2 Stärkung der Innovationskraft des Mittelstands Gezielte Maßnahmen der bayerischen Forschungs- und Technologiepolitik stärken die Innovationskraft der mittelständischen Unternehmen Grundzüge bayerischer Forschungsund Technologiepolitik Für ein rohstoffarmes Land wie Bayern sind Forschung und Innovation die Schlüssel, um Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand zu sichern. Übergreifendes Ziel bayerischer Forschungs- und Technologiepolitik ist es, Bayern eine Spitzenposition im Wettbewerb um die Innovationsführerschaft dauerhaft zu sichern. Bayern muss sich weltweit mit der Spitzengruppe der leistungsfähigsten Länder messen. Die Staatsregierung hat sich das Ziel gesetzt, gemeinsam mit der bayerischen Wirtschaft den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am BIP bis zum Jahr 2020 auf 3,6 % zu steigern (2012: 3,2 %). Den strategischen Rahmen bilden das Gesamtkonzept für eine Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik der Bayerischen Staatsregierung (Mai 2011) sowie die Regierungserklärung Bayern die Zukunft (12. Nov. 2013). Zentrale Handlungsfelder der Forschungsund Technologiepolitik. Eine exzellente Forschungslandschaft, innovative Unternehmen, hervorragend qualifizierte Mitarbeiter und eine aktive Technologie-Gründerszene machen Bayern für die besten Köpfe attraktiv und schaffen ein kreatives Umfeld, soziale Sicherheit, Wohlstand und zukunftssichere, hochwertige Arbeitsplätze. Zentrale Handlungsfelder der Forschungs- und Technologiepolitik sind dabei: Förderung des Technologie- und Wissenstransfers sowie der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, z. B. durch Stärkung der Cluster als Instrument zur Innovationsförderung Unterstützung von Unternehmensgründungen und Förderung einer Gründerkultur, umgesetzt v. a. durch eine neue Initiative für Existenzgründer (Gründerland.Bayern; vgl. Kap. 7.1) Stärkung der Rahmenbedingungen für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Unternehmen, u. a. durch Hinwirken auf eine steuerliche FuE-Förderung in mittelständischen Unternehmen Verbesserung der Chancen auf Fördermittel von Bund und EU sowie Förderung der Internationalisierung in Wissenschaft und Wirtschaft Förderung von Schlüsseltechnologien. Die Erfolge Bayerns in Forschung und Technologie beruhen auf einer breit angelegten Förderung von Schlüsseltechnologien und der zugrunde liegenden Wissenschaftszweige. Sie wiederum schaffen die notwendigen Voraussetzungen für viele Anwendungsfelder. Innovative mittelständische Unternehmen zu stärken, ist dabei ein Schwerpunkt. Bayern soll Spitzenpositionen auf den Feldern der Zukunft einnehmen, insbesondere bei: Digitalisierung, Information und Kommunikation Gesundheit und Ernährung Natürliche Ressourcen und Neue Materialien Energie und Umwelt Mobilität und vernetzte Infrastruktur Luft- und Raumfahrt Optimierung der Rahmenbedingungen und der Infrastruktur, v. a. der Ausbau von Forschungseinrichtungen (z. B. Fraunhofer- und Max-Planck-Institute)

171 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Technologietransfer, Netzwerke, Cluster Bayern Innovativ Die 1995 von der Bayerischen Staatsregierung initiierte Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer mit Sitz in Nürnberg intensiviert die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Aktive Kooperationsnetzwerke initiieren Innovationen insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Das Tätigkeitsfeld von Bayern Innovativ fokussiert sich heute auf eine Vielzahl an Technologien und Branchen, die zukunftsorientiert von besonderer Bedeutung für Bayerns Mittelstand sind. Initiierung von Kooperationen. Der Erfolg der Bayern Innovativ GmbH findet sichtbaren Niederschlag darin, dass seit der Gründung im Jahr 1995 zahlreiche Experten und potenzielle Partner aus den verschiedensten Bereichen zielgerichtet zusammengeführt werden konnten. Neue Kooperationen initiiert die Bayern Innovativ GmbH insbesondere durch folgende Aktivitäten: Kooperations-Plattformen: Konzeption und Organisation von Kongressen, Symposien, One-on-One-Meetings, Kooperationsforen und Cluster-Treffs bei Firmen und Instituten Aufbau des Geschäftsfeldes Kultur- und Kreativwirtschaft zur Vernetzung technologischer Neuerungen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen Organisation von Gemeinschaftsständen für Firmen und wissenschaftliche Institute auf internationalen High-Tech-Messen in Deutschland Aufbau und inhaltliche Gestaltung technologie- und branchenspezifischer Informationen in deutscher und englischer Sprache: E-Letter, Newsletter, Internetportale, Mediathek, Internet-Kongress-TV Konzeption und Organisation von Kooperationsinitiativen und Netzwerken EU-Kooperationsbüro. Darüber hinaus fungiert das EU-Kooperationsbüro der Bayern Innovativ GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie als Nationale Kontaktstelle für Horizont Damit bietet es Hilfestellung bei der Teilnahme von KMU und Forschungsinstitutionen bei Horizont 2020, durch Situationsanalysen und persönliche Antragsberatung. Cluster-Offensive Wichtige Unterstützung erhält die bayerische Wirtschaft durch die Cluster-Offensive, mit der die Staatsregierung in zentralen Schlüsselbranchen die Netzwerkbildung zwischen Unternehmen und zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen fördert. Die Cluster- Offensive ist mit den einzelnen Clustern breit aufgestellt und umfasst traditionelle Branchen der bayerischen Wirtschaft sowie High-Tech- Industrien ( Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Standortwettbewerb. Die Clusterpolitik soll die Dynamik, Innovationskraft und letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft im internationalen Standortwettbewerb erhöhen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren von den Clusteraktivitäten sowie der Vermittlung von Innovationsimpulsen, Kontakten und Know-how, da sie häufig nicht über eigene Strategie- und Entwicklungsabteilungen verfügen. Sie vernetzen Hersteller, Zulieferer, Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in ihrer Branche, stoßen Leitprojekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft an und akquirieren Projektfördermittel, führen Fachveranstaltungen und Kooperationsforen durch und unterstützen den Mittelstand in Zusammenarbeit mit der bayerischen Außenwirtschaftsförderung, neue Märkte zu erschließen.

172 170 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Vernetzung von über Clusterakteuren. Die einzelnen Cluster haben eine große Breitenwirkung im bayerischen Mittelstand erzielt: Auf bislang über Veranstaltungen mit Teilnehmern trafen und vernetzten sich über Clusterakteure (davon aus im Wesentlichen mittelständischen Unternehmen). Außerdem haben sie bislang Projekte im Volumen von 485 Mio. Euro angestoßen Qualitätsmanagement Die zunehmende Globalisierung und Dynamisierung der Märkte, steigende Anforderungen an die Flexibilität der Wirtschaftsteilnehmer und ein hoher Kostendruck haben ihre Spuren hinterlassen. Sie fordern einen immer dynamischeren Wandel der Betriebsstrukturen und -organisationen. EU-Vorschriften. Die EU-Kommission hat im Rahmen der Revision des Neuen Konzeptes 2008 übergreifende Vorschriften erlassen, die u. a. die produktbezogenen Pflichten der Wirtschaftsakteure in der EU neu regeln. Wirtschaftsakteure in diesem Sinne sind Hersteller, Bevollmächtigte, Importeure und Händler. Damit wird ein einheitlicher Rahmen mit allgemeinen Grundsätzen und Musterbestimmungen für die Vermarktung von sicheren Produkten auf dem europäischen Binnenmarkt gesetzt, der in den Folgejahren schrittweise in allen zugehörigen sektoriellen Richtlinien und Verordnungen umgesetzt wurde. Genormte Managementsysteme und harmonisierte EU-Normen. Mit genormten Managementsystemen und Normung allgemein sind aber nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte, sondern auch rechtliche Aspekte der EU Produktpolitik eng verbunden. Denn in der EU in Verkehr gebrachte Produkte müssen den einschlägigen geltenden Rechtsvorschriften der Gemeinschaft entsprechen, und diese beruhen in zunehmendem Maße auf genormten Managementsystemen und harmonisierten EU-Normen. Damit soll effektiv und effizient ein hohes Niveau beim Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit und beim Verbraucher- und Umweltschutz gewährleistet sowie ein fairer Wettbewerb auf dem europäischen Gemeinschaftsmarkt sichergestellt werden. Arbeitskreis Europäische Normung und Qualitätssicherung. Managementsysteme von Grund auf aufzubauen oder ein bestehendes System an die Erfordernisse des Marktes oder die Entwicklung der Normung anzupassen, stellt kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten hat das Bayerische Wirtschaftsministerium deshalb 1993 den Arbeitskreis Europäische Normung und Qualitätssicherung ins Leben gerufen. Dieser erarbeitet u. a. Merkblätter und Broschüren, mit denen kleine und mittlere Unternehmen bei der Auswahl und Einführung von Managementsystemen und bei der Umsetzung der Produktpolitik der Europäischen Union unterstützt werden. Diese sind regelmäßig zu aktualisieren und an sich ändernde Normen und Rechtsvorgaben anzupassen. Im Berichtszeitraum legte der Arbeitskreis u. a. zwei seiner wichtigsten Broschüren neu auf: die Leitfäden Aktuelle normierte Managementsysteme (2011) und Qualitätsmanagement für kleine und mittlere Unternehmen (2012). Bayerischer Qualitätspreis. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat jährlich neun Unternehmen aus den Kategorien Industrie, Handel, Handwerk und unternehmensorientierte Dienstleistungen sowie drei wirtschaftsfreundliche Gemeinden mit dem Bayerischen Qualitätspreis ausgezeichnet. Zudem konnte seit 2013 für besonders wirtschaftsfreundliche und innovative Kooperationsprojekte mehrerer Kommunen mit Modellcharakter ein Sonderpreis vergeben werden. Der Bayerische Qualitätspreis ist eine Anerkennung für herausragende Leistungen im Bereich Qualität und Qualitätsmanagement Außeruniversitäre Forschungsinfrastruktur Mittelständische Unternehmen profitieren in ihren Entwicklungs- und Geschäftsaktivitäten in besonderem Maße vom Austausch und der Zusammenarbeit mit der außeruniversitären Forschung. Der Mittelstand kann in Bayern landesweit mit einer Vielzahl von Instituten in geeigneter Weise kooperieren, die sowohl wissenschaftlich, grundlagenorientiert als auch anwendungsbezogen tätig sind. Dazu gehören insbesondere die Einrichtungen, die auf der

173 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 171 Grundlage von Art. 91b GG von Bund und Ländern gemeinsam gefördert werden, wie die Max-Planck Gesellschaft (MPG), die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), das Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR), das Helmholtz Zentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU) und die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft (WGL), namentlich die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA). Zentrale Rolle: Fraunhofer-Gesellschaft. Eine zentrale Rolle in der Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen nimmt aufgrund des Praxisbezugs und der konsequent betriebenen anwendungsorientierten Forschung die Arbeit der FhG ein. Sie ist die größte Organisation für anwendungsorientierte Forschung in Deutschland und Europa und genießt für ihre Arbeit weltweite Anerkennung. In einem Artikel der Harvard Business Review 1 aus dem Jahr 2014 wird die Fraunhofer-Gesellschaft als einer der zentralen Erfolgsfaktoren für die Innovationsstärke der deutschen Wirtschaft und somit des deutschen Mittelstands bezeichnet. Die von der Fraunhofer-Gesellschaft bearbeiteten Forschungsfelder sind breit aufgestellt und orientieren sich an den Kernbereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Mit der Münchner Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft und mit 10 Instituten, Einrichtungen und Institutsteilen, 4 Arbeitsgruppen, 10 Projektgruppen und 8 Zentren ist die Fraunhofer-Gesellschaft in allen bayerischen Regierungsbezirken präsent. Die jeweiligen Einrichtungen orientieren sich auch an den lokalen Wirtschaftsstrukturen und ergänzen diese strategisch durch ihre Forschungsaktivitäten. Präsenz in ländlichen Regionen. Die Fraunhofer-Gesellschaft richtet darüber hinaus vier sogenannte Anwendungszentren in Deggendorf, Coburg, Aschaffenburg und Hof sowie ein Kompetenzzentrum in Rosenheim ein. Hierbei arbeitet zu ausgewählten Themen jeweils ein Fraunhofer-Institut mit einer Hochschule für angewandte Wissenschaften zusammen. Diese Zentren stärken die Präsenz der Fraunhofer-Gesellschaft in der Fläche und bilden ein besonders attraktives Angebot für mittelständische Unternehmen, gerade auch in ländlichen Regionen Designförderung Einer Untersuchung der EU zur Rolle des Designs für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zufolge sind Unternehmen, die in Design investieren, innovativer und erfolgreicher. Hier setzt die Designförderung der Bayerischen Staatsregierung an. bayern design. Mit Hilfe der vom Freistaat geförderten Einrichtung bayern design GmbH in Nürnberg werden kleine und mittelständische Unternehmen für das Thema Design gewonnen. bayern design ist dabei Ansprechpartner, Berater, Initiator, Koordinator und Organisator für alle Themen rund um Design. Die Palette von erfolgreichen Maßnahmen reicht von der Förderung von Informationsveranstaltungen, Workshops und Symposien über die Einrichtung eines Kompetenznetzwerkes bis zu Messeauftritten zur Präsentation bayerischer Unternehmen mit ausgezeichneten Designentwicklungen im Ausland. Munich Creative Business Week. Seit 2012 ist ein weiteres Markenzeichen für Design in Bayern die von der bayern design veranstaltete Munich Creative Business Week (MCBW). Sie wird vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert. München wird eine Woche zur Designmetropole mit ca. 150 Veranstaltungen in Form von Ausstellungen, Konferenzen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Vorträgen, die Partnerunternehmen und Agenturen selbst finanzieren und durchführen. Dabei setzt man sich mit dem Begriff Design nicht nur unter ästhetischen Aspekten auseinander: Es geht um Design und Wirtschaft, Design und Innovation sowie um Design und unsere Zukunft. In kürzester Zeit konnte sich die MCBW zu einem überregionalen und international anerkannten Event etablieren. 1 Vgl. Breznitz (2014), S. 1f.

174 172 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Region Coburg. Einen weiteren Schwerpunkt im Bereich Design bietet Coburg für die Region mit seiner Hochschule für Design, die eine fachübergreifende Ausbildung gewährleistet und Einrichtungen wie z. B. dem Coburger Designforum Oberfranken e. V. (CDO). Seit 2011 besteht dort das Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogramm Designovation für KMU. Vernetzung. Im Design wird eng mit den Wirtschaftskammern, Berufsverbänden 1, dem Staatsministerium für Bildung und Kultur, Wissenschaft und Kunst und mit Vereinen, wie z. B. dem CDO e. V. zusammengearbeitet, ebenso wie mit den Designmuseen in München und Nürnberg. Es werden Ausstellungen, Informationsveranstaltungen, Publikationen und Symposien organisiert. Bayerischer Staatspreis für Nachwuchsdesigner. Als Zeichen öffentlicher Wertschätzung verleiht das Bayerische Wirtschaftsministerium alle zwei Jahre den Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner. Die mit 7.500,00 Euro dotierte und national anerkannte Auszeichnung soll jungen Nachwuchstalenten die Aufmerksamkeit von Unternehmen verschaffen und den Einstieg in die Eigenvermarktung erleichtern. Bayerisches Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft. Design ist ein Teilbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das neue Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft ist Ansprechpartner für Freiberufler und Unternehmen aller Größenordnungen, für Institutionen und Initiativen aller kreativen Branchen Bayerns. Neben Beratungs- und Veranstaltungsangeboten vernetzt das Zentrum die Kultur- und Kreativschaffenden sowohl untereinander als auch mit anderen Branchen der bayerischen Wirtschaft. Das neue Zentrum hat zum Ziel, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft weiter zu stärken und über Bayern hinaus zu ihrem Erfolg auf nationaler und internationaler Ebene beizutragen. Es wurde zum Januar 2015 in Nürnberg unter der Trägerschaft von Bayern Innovativ eingerichtet und wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie voll finanziert Kompetenzzentrum Neue Materialien Das Kompetenzzentrum Neue Materialien Nordbayern ist eine auf das Thema Leichtbau spezialisierte Landesforschungseinrichtung. Standorte sind Bayreuth (Neue Materialien Bayreuth GmbH NMB) und Fürth (Neue Materialien Fürth GmbH NMF). Sie wurden im Jahr 2000 gegründet. Lösungen für Produktionsbetrieb. Die NMB und die NMF entwickeln als FuE-Dienstleister innovative und anwendungsnahe Fertigungsverfahren sowie prozessbezogene Werkstoffoptimierungen für Metalle, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe im Industriemaßstab. Die Kunden können so die von der NMB und der NMF erarbeiteten Lösungen ohne Änderungen auf ihren Produktionsbetrieb übertragen. Technologietransfer. Durch die enge Anbindung der NMB und der NMF an die jeweilige Universität wird auch ein aktiver Technologietransfer betrieben. Auf der einen Seite profitieren so die Unternehmen und hier gerade auch die nordbayerischen Mittelständler von den Forschungsergebnissen der Universität. Auf der anderen Seite werden die Studenten und Doktoranden über die NMB und die NMF an die industrielle Praxis herangeführt. Das von der NMB betriebene Gründerzentrum bietet innovativen Neuunternehmern hervorragende Startbedingungen. Weiterfinanzierung beschlossen. Der Ministerrat hat 2008 die institutionelle Weiterfinanzierung des Kompetenzzentrums beschlossen. Die damit verbundene Umstrukturierung wurde im Berichtszeitraum abgeschlossen und hat zu einer sehr positiven fachlichen und wirtschaftlichen Entwicklung geführt. Der Anlagenpark wird kontinuierlich erneuert und neue Themenfelder erschlossen (bspw. additive Fertigung dreidimensionales Drucken ). Der Freistaat Bayern hat bislang über 72 Mio. Euro investiert, davon rund 21 Mio. Euro im Berichtszeitraum.

175 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Bayerisches Technologieförderprogramm Das Bayerische Technologieförderungsprogramm wurde 2010 überarbeitet und modernisiert. Es soll mittelständischen Unternehmen durch eine einzelbetriebliche Förderung die Entwicklung technologisch neuer Produkte, Verfahren und wissensbasierter Dienstleistungen ermöglichen sowie die Anwendung moderner Technologien in Produkten und in der Produktion erleichtern. Fortentwicklung einer modernen Wirtschafsstruktur. Die Entwicklung sowie die beschleunigte Einführung und Verbreitung moderner Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft sind notwendig, um angesichts des raschen technologischen Wandels die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten und dadurch ein angemessenes, wirtschaftliches Wachstum und einen hohen Beschäftigungsstand zu sichern. Die Förderung soll zur Fortentwicklung einer modernen Wirtschaftsstruktur, vor allem auch außerhalb der Ballungsund Verdichtungsräume, in Bayern beitragen. Förderung von über 150 Vorhaben. In den Jahren 2010 bis 2014 wurden bei mittelständischen Unternehmen über 150 Vorhaben mit Zuschüssen in Höhe von 12,4 Mio. Euro sowie zinsverbilligte Darlehen in Höhe von 64,3 Mio. Euro gefördert. Damit konnten Investitionen in der Wirtschaft in Höhe von mehr als 130 Mio. Euro angestoßen werden Innovationsgutscheine für kleine Unternehmen/Handwerksbetriebe Das Programm Innovationsgutschein für kleine Unternehmen / Handwerksbetriebe startete im Jahr Es erleichtert kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben innovative technische Produkt- und Prozessentwicklung, indem es die Kosten für externe Forschungsund Entwicklungsleistungen fördert. Dies kann beispielsweise Konstruktionsleistungen, Prototypenbau, Produkttests zur Qualitätssicherung oder Designstudien umfassen. Insbesondere soll dabei die Zusammenarbeit mit anerkannten Forschungseinrichtungen (z. B. Hochschulen, Fraunhofer-Einrichtungen) gestärkt werden. Die Abwicklung erfolgt schnell und unkompliziert. Unternehmen können dabei je nach konkretem Fall mit bis zu Euro in der ersten und bis zu Euro in der zweiten Stufe gefördert werden. Im Berichtszeitraum wurden Anträge mit einer Summe von insgesamt Euro bewilligt Technologiespezifische Fachprogramme Ziel der technologiespezifischen Förderprogramme ist es, durch die Unterstützung von Innovationen auf zentralen Technologiefeldern die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken, Wachstumspotenziale zu verbessern und qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Dies geschieht durch die Förderung und Unterstützung von FuE-Kooperationen von Unternehmen bzw. von Unternehmen und Forschungseinrichtungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, durch direkten Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft im Rahmen von FuE-Verbundprojekten. Bedarf und Bedeutung. Die bayerischen FuE-Förderprogramme orientieren sich zum einen an den Bedürfnissen der mittelständischen Wirtschaft, zum anderen an für Bayern bedeutsamen Basistechnologien wie Informations- und Kommunikationstechnik, Mikroelektronik/Mikrosystemtechnik und Neue Werkstoffe. Hinzu kommen spezifische Förderschwerpunkte z. B. Elektromobilität und innovative Antriebtechnologien für mobile Anwendungen, Biotechnologie oder Medizintechnik. 1 Zu den Berufsverbänden zählen die Allianz deutscher Designer e. V. (AGD), der Berufsverband der Kommunikationsdesigner (BDG) und der Verband Deutscher Industrie Designer e. V. (VDID).

176 174 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 95 FuE-Verbundprojekte. So werden beispielsweise mit dem FuE-Programm Informations- und Kommunikationstechnik Verbundforschungsprojekte von Unternehmen mit anderen Unternehmen bzw. Forschungseinrichtungen gefördert. Zwei Drittel der geförderten Betriebe kommen aus dem Mittelstand. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 wurden 95 FuE-Verbundprojekte gefördert, an denen sich 280 Unternehmen beteiligt haben. Hierfür wurden Zuschüsse in Höhe von 49 Mio. Euro bereitgestellt, die Projektkosten beliefen sich auf rund 110 Mio. Euro. Neue Arbeitsplätze. Insgesamt haben die bayerischen technologiespezifischen Förderprogramme in den vergangenen Jahren bei den bayerischen Unternehmen zu erheblichen Innovationen beigetragen, die sich bereits nach der Entwicklungsphase der geförderten FuE-Projekte in Form von mehreren Tausend neuen Arbeitsplätzen beziffern lässt Bayerisches Energieforschungsprogramm Das Bayerische Energieforschungsprogramm unterstützt Unternehmen bei der Erforschung, Entwicklung und Anwendung neuer Energieund Energieeinspartechnologien sowie der Durchführung entsprechender Studien. Das Programm wurde 2013/14 auf Basis des Vorgängerprogramms Rationelle Energiegewinnung und -verwendung (REV) grundlegend neu konzipiert. Ziele können beispielsweise eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit, die Verringerung der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energieträgern oder eine Erhöhung der Energieversorgungssicherheit sein. Insgesamt leistet das Programm damit einen Beitrag zur Erreichung der nationalen und internationalen Ziele zur Verbesserung der Energieeffizienz, der Energieeinsparung, der verstärkten Nutzung der Erneuerbaren Energien und der Reduktion der energiebedingten CO 2 -Emissionen. Erhöhter Fördersatz für KMU. Förderfähig sind Projekte mit einem hohen Innovationsgehalt, bei denen die Förderung erhebliche technische oder wirtschaftliche Risiken abmildert. Das Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen besonders durch einen erhöhten Fördersatz je nach konkretem Vorhaben Bayerische Forschungsstiftung Die Bayerische Forschungsstiftung wurde 1990 errichtet, um zukunftsweisende Forschungsprojekte, die in Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft durchgeführt werden, zu unterstützen und für einen schnellen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die wirtschaftliche Umsetzung zu sorgen. Somit fokussiert sich der Einsatz der Mittel auf den Bereich der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung, insbesondere auch bei mittelständischen Unternehmen. Einzelprojekte und Forschungsverbünde. Kleine und mittlere Unternehmen können in Einzelprojekten, aber auch über Forschungsverbünde gefördert werden. Sie profitieren entweder unmittelbar als Antragsteller oder über ihre Rolle als Partner bei Forschungsund Entwicklungsprojekten anderer Antragsteller aus Wirtschaft und Wissenschaft. Im Zeitraum von bewilligte die Bayerische Forschungsstiftung Fördermittel in Höhe von rund 82 Mio. Euro. Rund 20 % der ausgereichten Fördermittel kommen direkt kleinen und mittleren Unternehmen zu Gute. Neben diesem monetären Aspekt können sie zudem aus den von den Partnern aus der Wissenschaft erarbeiteten Ergebnissen Nutzen ziehen. Hilfestellung bei Partnersuche. Darüber hinaus bietet die Bayerische Forschungsstiftung auch Hilfestellungen bei der Suche nach einem passenden Partner zur Bewältigung von Technologieproblemen an. Eingebunden in das Haus der Forschung kann die Bayerische Forschungsstiftung auch Ansprechpartner vermitteln, wenn es um Fragen der EU-Förderung bzw. um Landes- und Bundesfördermittel geht.

177 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Haus der Forschung In einer gemeinsamen Initiative etablierten das Bayerische Wirtschaftsministerium und das Bayerische Wissenschaftsministerium im Jahr 2010 das Haus der Forschung (www. hausderforschung.bayern.de). Es verbindet an seinen beiden Standorten Nürnberg und München jeweils vier in ihrem Bereich bereits etablierte Partner unter einem Dach: Das Innovations- und Technologiezentrum Bayern (ITZB) ist die zentrale Anlaufstelle für Förderanfragen. Darüber hinaus ist das ITZB Projektträger für eine Vielzahl bayerischer Förderprogramme und berät vor allem KMU zu Technologieförderprogrammen des Freistaats Bayern sowie des Bundes, unter anderem zum Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). Die Bayerische Forschungsallianz (BayFOR) berät und unterstützt Hochschulen und Wirtschaft bei der Antragstellung und Projektdurchführung für Förderprogramme der EU, vor allem zu Horizont Träger der Bay- FOR sind die bayerischen Hochschulen. Die Bayerische Forschungsstiftung (vgl. Kap ) fördert aus ihren Stiftungsmitteln Forschung- und Entwicklungsprojekte in zukunftsträchtigen Schlüsseltechnologien, die in Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft durchgeführt werden. Bayern Innovativ (vgl. Kap ) organisiert den Wissens- und Technologietransfer in Bayern und hat damit über die seit Jahren etablierten Kooperationsplattformen und Netzwerke den Zugang zu technologieorientierten KMU. Mit dem synergetischen Zusammenwirken der vier Partner verfolgt die Bayerische Staatsregierung drei Ziele: Effizientere und transparentere Gestaltung des Gesamtsystems des Technologietransfers in Bayern Verstärkte EU-Fördermitteleinwerbung vor allem durch Hochschulen sowie KMU, insbesondere durch Bildung von Konsortien aus Wissenschaft und Wirtschaft Ausbau der qualifizierten Förderberatung in der Technologieförderung, um ein höheres Umsetzungspotenzial an Innovationen in bayerischen Unternehmen, insbesondere KMU, zu aktivieren Das Haus der Forschung wurde im Jahr 2014 von einer Expertenkommission evaluiert. Deren Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hauses der Forschung werden zurzeit umgesetzt. Dazu gehören neben der Umbenennung in Bayerische Forschungs- und Innovationsagentur, die Verbesserung der Außendarstellung und der Öffentlichkeitsarbeit, die Verbesserung der Organisationsstruktur durch Einführung einer Sprecherrolle, die Integration der Bayerischen Patentallianz GmbH (BayPAT) und der Ausbau des Verbindungsbüros in Brüssel.

178 176 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 6.3 Unterstützung des Mittelstands auf Auslandsmärkten Bayern setzt konsequent auf die Chancen der Internationalisierung und Globalisierung der Wirtschaft. Produkte und Dienstleistungen bayerischer Unternehmen werden weltweit mit steigender Tendenz nachgefragt. Ausnahme war lediglich die mit der Wirtschafts- und Finanzkrise einhergehende, weltweite Nachfrageschwäche. Hiervon hat sich die Exportwirtschaft gut erholt. Seit dem Jahr 2010 steigen die bayerischen Exporte wieder von Jahr zu Jahr. Der Außenhandel ist und bleibt einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze in Bayern (vgl. Kap. 2.5). Umfangreiches Förderangebot. Die Exporterfolge sind auch Ergebnis einer innovativen, zukunftsorientierten und konsequenten Außenwirtschaftspolitik, die insbesondere dem Mittelstand zugutekommt. Der Freistaat Bayern fördert die Internationalisierung der bayerischen Wirtschaft mit einem umfangreichen Angebot an Maßnahmen. Dieses wird im Bayerischen Wirtschaftsministerium entwickelt und laufend den aktuellen Bedürfnissen der Unternehmen angepasst, um die Innovationskraft und die Konkurrenzfähigkeit der bayerischen Wirtschaft zu stärken. In den Jahren 2010 bis 2014 hat die Bayerische Staatsregierung dabei im Durchschnitt jährlich rund 11,4 Mio. Euro für die Außenwirtschaftsförderung eingesetzt. So wurde im Berichtszeitraum u. a. das Auslandsrepräsentantennetzwerk des Freistaates Bayern in weiteren für die bayerische Wirtschaft wichtigen Ländern ausgebaut und inhaltlich ein weiterer Fokus gelegt auf Zukunftsbranchen, wie beispielsweise die Gesundheitswirtschaft oder die sog. grünen Technologien. Das Bayerische Wirtschaftsministerium, Bayern International als Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Freistaates Bayern, die LfA Förderbank Bayern sowie die Organisationen der Wirtschaft arbeiten in der Durchführung der Außenwirtschaftsförderung eng zusammen. Leitlinien. Die bayerische Internationalisierung und Außenwirtschaftspolitik stützt sich dabei auf folgende Leitlinien: Unterstützung vorrangig kleiner und mittlerer Unternehmen, insbesondere auch Start-ups beim Einstieg in Auslandsmärkte Hilfe zur Selbsthilfe Fokussierung auf regionale Schwerpunkte: Märkte, die interessant sind für die Stärken der bayerischen Wirtschaft sowie internationale Hotspots zu Megatrends wie Digitalisierung, Gesundheitswirtschaft etc. Fokussierung der Förderinstrumente auf spezifische Branchen. Besonders im Fokus stehen neben den klassischen Branchen Maschinenbau, Automotive und Infrastruktur die Zukunftsmärkte Gesundheit, Urbanisierung und grüne Technologien Bayerische Programme für die Beteiligung an Auslandsmessen Mit dem Bayerischen Messebeteiligungsprogramm unterstützt Bayern kleine und mittlere Unternehmen beim Einstieg in internationale Märkte. Dabei präsentieren sich bayerische Unternehmen zusammen auf einem bayerischen Gemeinschaftsstand auf ausländischen Fachmessen. Unternehmen, die sich beteiligen, ersparen sich so die oftmals sehr zeitaufwändige und personalintensive Messevorbereitung. Die Gemeinschaftsbeteiligung verringert auch die für kleine und mittelständische Unternehmen relativ hohen Kosten einer Messebeteiligung durch günstige Teilnahmebeiträge. Teilnahme von Unternehmen. Im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums organisiert Bayern International diese bayerischen Firmengemeinschaftsbeteiligungen in Kooperation mit den Organisationen und Partnern der Wirtschaft. Das aktuelle Messebeteiligungsprogramm und weitere Einzelheiten können unter abgerufen werden. Im Berichtszeitraum von 2010 bis 2014 wurden 185 Messebeteiligungen durchgeführt, an denen insgesamt knapp Unternehmen teilgenommen haben.

179 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 177 Bayern Handwerk International. Speziell auf mittelständische Handwerksunternehmen zielt das Angebot der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Exportförderungsgesellschaft des bayerischen Handwerks, Bayern Handwerk International (BHI). Dieses umfasst auch Auslandsmessebeteiligungen speziell für das Handwerk sowie ergänzend dazu Exportberatung, Seminare und Veranstaltungen (Informationen u. a. über Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 hat BHI insgesamt 22 Auslandsmessebeteiligungen (mit 282 Teilnehmern) durchgeführt, Unternehmen in Exportfragen beraten und 142 Seminare und Veranstaltungen (mit Teilnehmern) durchgeführt Delegationsreisen des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie und Besuche ausländischer Delegationen in Bayern Delegationsreisen unter Leitung der politischen Spitze des Bayerischen Wirtschaftsministeums in eine Vielzahl von Staaten und Regionen öffnen die Türen in neue Märkte. Sie sollen nicht zuletzt für eine bessere Vertretung der Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen im Ausland sorgen. Ziel ist es, Geschäftskontakte zu initiieren und auszubauen. Das Bayerische Wirtschaftsministerium konzipiert die Reisen, die organisatorische Durchführung liegt im Wesentlichen bei Bayern International. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 haben insgesamt Unternehmen an den 41 Delegationsreisen teilgenommen. Großes Interesse an Bayern auch im Ausland. Dies betrifft die Qualitätsprodukte und Dienstleistungen bayerischer Unternehmen. Zahlreiche Wirtschaftsdelegationen aus anderen Staaten und Region besuchen jährlich Bayern. Tendenz steigend, im Berichtszeitraum insbesondere aus dem asiatischen Raum und hier vor allem aus China. Das Bayerische Wirtschaftsministerium, zusammen mit Bayern International und den bayerischen Wirtschaftsorganisationen, empfängt und betreut oftmals die Wirtschaftsdelegationen. Diese Besuche ermöglichen direkte Kontakte zu ausländischen Unternehmen in Bayern. Ansprechpartner sind das Bayerische Wirtschaftsministerium und Bayern International Unternehmerreisen Das Bayerische Wirtschaftsministerium und Bayern International bieten in enger Zusammenarbeit mit Organisationen der Wirtschaft Unternehmerreisen in das Ausland an. Damit verbunden sind z. T. Kooperationsbörsen im Ausland. Sie ermöglichen bayerischen Unternehmen unmittelbare Kontakte zu individuell ausgewählten Geschäftspartnern und wichtigen offiziellen Stellen in Schlüsselmärkten. Diese Unternehmerreisen fokussieren sich auf spezifische Branchen und je nach Branche und Markt auch auf Start-up Unternehmen. An den 33 Unternehmerreisen haben im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 insgesamt 473 Unternehmen teilgenommen Das Außenwirtschaftszentrum Das Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ) ist eine Gemeinschaftseinrichtung der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern. Neben dem Informationsportal im Internet, dem Auwi-Portal ( und Informationsveranstaltungen wie dem Zollforum und Veranstaltungen zu spezifischen Regionen führt das AWZ das Programm Fit für Auslandsmärkte Go international durch. Es unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Erschließung eines neuen Exportmarktes. Finanziell gefördert werden konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Informationen zu weiteren Details erteilt die örtlich zuständige Kammer. Sie sind auch im Internet unter abrufbar. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 haben insgesamt gut Unternehmen an den 18 angebotenen Informationsveranstaltungen teilgenommen. Außerdem wurden insgesamt 916 Unternehmen im Projekt Go International an neue Märkte herangeführt.

180 178 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Bayern Fit for Partnership und Solutions Made in Bayern Zwischen dem Freistaat Bayern und den Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas bestehen vielfache wirtschaftliche Kooperationen. Das Weiterbildungsprogramm Bayern Fit for Partnership will diese Zusammenarbeit weiter stärken und richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung, insbesondere aus den MOE- und GUS-Staaten, aber auch aus Staaten Nordafrikas. Das Programm zielt auf Anbahnung, Erhalt und Ausbau wirtschaftsorientierter Kontakte der bayerischen Wirtschaft. Bayerische Unternehmen stellen den Teilnehmern an diesen Weiterbildungsmaßnahmen in Bayern Lösungsansätze und Methoden vor, die einen Beitrag zur Lösung konkreter Problemstellungen im Land der Teilnehmer leisten können. Organisationen der bayerischen Wirtschaft sowie bilaterale Länderkommissionen können Projekte vorschlagen. Projekte sind aber oft auch Ausfluss direkter Kontakte des Bayerischen Wirtschaftsministeriums oder von Bayern International. Teilnahme von Unternehmen aus Bayern. An den 66 Projekten im Rahmen dieses Programms haben im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 insgesamt Unternehmen aus Bayern und ausländische Unternehmen teilgenommen. Ausdehnung auf weitere Zielmärkte. Bayerische Unternehmen schätzen die Vorteile dieses Programms, insbesondere die leichte Anbahnung von Wirtschaftskontakten aus Bayern ins Ausland. Daher wurde der Grundgedanke mit dem Programm Solutions Made in Bayern im Jahr 2013 auf weitere für die bayerische Wirtschaft interessante Zielmärkte ausgedehnt. Bisher haben drei Projekte stattgefunden, an denen 80 Unternehmen aus Bayern und 35 ausländische Unternehmen teilgenommen haben. Ansprechpartner für beide Programme ist Bayern International. Abbildung 42: Weltkarte der Auslandsrepräsentanzen San Francisco Mexico City Bogota Montreal New York Warschau Moskau Prag Kiew Zürich Bukarest Wien Istanbul Zagreb Tel Aviv Budapest Sofia Abu Dhabi Bangalore Qingdao Tokyo Shenzhen Ho Chi Minh City Lima Santiago de Chile Sao Paulo Buenos Aires Johannesburg Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

181 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Auslandsrepräsentanzen Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 sein Netz von bayerischen Repräsentanzen in zahlreichen Ländern der Welt kontinuierlich ausgebaut. Es wurden neue Repräsentanzen eröffnet in der Türkei, in Österreich, in der Schweiz, in Chile und eine zweite Repräsentanz in China (Shenzhen) (vgl. Abbildung 42). Die Repräsentanzen helfen einerseits bayerischen Unternehmen bei der Kontaktanbahnung und -pflege mit internationalen Handelspartnern und unterstützen diese in konkreten Fällen. Andererseits fungieren die Repräsentanten als Ansprechpartner für ausländische Investoren. Die aktuell bestehenden Repräsentanzen sind in Abbildung 42 dargestellt Informationen zum Angebot der Außenwirtschaftsförderung Das Portal de (vgl. Abbildung 43) ging 2012 erstmals online. Hier ist das Komplettangebot der Außenwirtschaftsförderung aller Partner in Bayern zu finden. Die Seite bietet aktuelle Meldungen und Tweets, ebenso eine Veranstaltungsdatenbank mit allen Veranstaltungen in Bayern und der Welt. Der Exportkompass gibt einen Überblick über wichtige Themen, die ein Unternehmen vor dem Eintritt in neue Märkte beachten muss. Schließlich führt die Internetseite in einem Frage-Antwort Konzept Unternehmen ein in die Themen Exporteinstieg, Internationalisierungsstrategie sowie Markt eintritt und -bearbeitung und stellt für jede Phase der Internationalisierung die relevanten Förderinstrumenten vor Hilfestellung bei der Außenhandelsfinanzierung Bei der Finanzierung außenwirtschaftlicher Aktivitäten spielen außenwirtschaftsspezifische Finanzierungsangebote des Bundes und ergänzend der LfA Förderbank Bayern eine wichtige Rolle. Die LfA Förderbank Bayern hat verschiedene Angebote für die Finanzierung von Auslandsgeschäften im Programm ( zinsgünstige Darlehen für Auslandsinvestitionen (im Zeitraum 2010 bis zinsgünstige Darlehen mit einem Volumen von 87,82 Mio. Euro) Risikoübernahmen für Auslandsinvestitionen (im Zeitraum 2010 bis Risikoübernahmen mit einem Volumen von rund 15,2 Mio. Euro) Garantien (Avale sowie auftragsbezogene Betriebsmittel) für Exportgeschäfte (im Zeitraum 2010 bis Garantien mit einem Volumen von rund 100,24 Mio. Euro)

182 180 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Abbildung 43: Startseite des Portals Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

183 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Fachkräfte für den Mittelstand Die Fachkräftesicherung wird insbesondere für den Mittelstand in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben sein. Die mittelständischen Unternehmen verfügen in der Regel nicht über einen hohen Bekanntheitsgrad und müssen daher eine aktive Personalplanung betreiben. Der Mittelstand wird beim Personalmanagement von staatlicher Seite mit zahlreichen regionalen und branchenspezifischen Initiativen zur Fachkräftegewinnung unterstützt, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Auch der Bund engagiert sich mit den verschiedensten Programmen (bspw. Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), unternehmenswert: Mensch, INQA-Unternehmenscheck Guter Mittelstand ). Bei der Gewinnung von Fachkräften für die bayerische Wirtschaft sind zahlreiche Akteure sowohl von staatlicher Seite als auch seitens der Wirtschaft aktiv. Fachkräftewegweiser. Einen umfassenden Überblick zu den verschiedenen Maßnahmen gibt der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium erstellte und regelmäßig aktualisierte Fachkräftewegweiser. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftebedarfs stellt der Wegweiser Checklisten und Informationen für effektive Lösungen dieser Herausforderung vor. Außerdem informiert die Publikation über die Ansprechpartner der bayerischen Wirtschaftsorganisationen. Im Folgenden werden wichtige Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung dargestellt, die insbesondere dem Mittelstand zugutekommen Allianz für starke Berufsbildung in Bayern Nach den Repräsentativen Analysen auf Basis des IAB-Betriebspanels 2013 von Mai 2014 verteilen sich die Auszubildenden (und Beamtenanwärter) in Bayern zu 69 % auf den Mittelstand (Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigten). Der Mittelstand dürfte damit vom mangelnden Berufsnachwuchs besonders betroffen sein. Für jeden einen Ausbildungsplatz. Um dem entgegen zu wirken, bekräftigt die Bayerische Staatregierung zusammen mit der Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung in ihrer gemeinsamen Erklärung vom 15. September 2014 zur Allianz für starke Berufsbildung in Bayern (Allianz) das Ziel, für jeden ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Jugendlichen in Bayern einen dualen Ausbildungsplatz oder eine angemessene Alternative zur Verfügung zu stellen. Damit soll auch ein Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs der bayerischen Wirtschaft geleistet werden. Die Förderung aller Talente und die Erschließung von neuen Bewerbergruppen stehen dabei im Vordergrund. Das System der dualen Berufsausbildung hat Angebote für alle, für Leistungsschwächere bis hin zu den Leistungsstarken. Handlungsfelder der Allianz. Als Handlungsfelder der Allianz wurden u. a. definiert: einen Ausgleich auf dem Ausbildungsstellenund Arbeitsmarkt zu schaffen Jugendliche mit Startschwierigkeiten zu unterstützen junge Erwachsene ohne Berufsabschluss über Teilzeitausbildung und Teilqualifikationen zu einem vollwertigen Berufsabschluss zu führen Studienabbrecher zu beraten, zu motivieren und sie für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen Der gesamte Wortlaut ist unter bayern.de/berufsbildung/allianz/index.php zu finden. Die Vereinbarung wird in jährlichen Spitzengesprächen weiterentwickelt.

184 182 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Verbesserung der Berufsorientierung Jugendlicher Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Berufsorientierung bayerischer Schüler durch die Veranstaltung Berufsbildung. Es fanden Großveranstaltungen im Dezember 2010 und im Dezember 2012 in der NürnbergMesse statt. Berufsbildung : über Besucher. Die Veranstaltung wird zusammen mit der Wirtschaft und der Arbeitsagentur organisiert. Dabei sind mittelständische Betriebe und freie Berufe wichtige Aussteller. Allein der Handwerksbereich hatte 2012 eine eigene Halle gebucht. Die Berufsbildungsmesse mit Berufsbildungskongress bietet bayernweit ein einmaliges Angebot an Orientierungsmöglichkeiten zur beruflichen Bildung von der Ausbildung bis hin zur dualen Hochschulausbildung für Jugendliche. Die Aussteller, wie der Mittelstand und die Freien Berufen, haben die Gelegenheit, für die Ausbildungsgänge zu werben und evtl. vorhandene Vorurteile abzubauen. Zuletzt kamen über Besucher, davon rund 83 % Jugendliche. Die nächste Veranstaltung findet vom 7. bis 10. Dezember 2015 wieder in der NürnbergMesse statt Förderprogramme zur Aus- und Weiterbildung in Bayern Fit for Work Bayern unterstützt leistungsschwächere Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz durch das Programm Fit for Work, im Rahmen der Allianz für starke Berufsbildung in Bayern das mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds und aus dem bayerischen Arbeitsmarktfonds finanziert wird. Es fördert bayerische Betriebe, die zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze anbieten oder marktbenachteiligte Jugendliche dazu zählen z. B. Jugendliche, die ausbildungsbegleitende Hilfen (abh) in Anspruch nehmen ausbilden. Fördermittel in Höhe von 18 Mio. Euro. Rund betriebliche Ausbildungsstellen für leistungsschwächere Jugendliche sind in der Zeit von 2010 bis Dezember 2014 über das Programm entstanden. Gleichzeitig wurden den Betrieben dafür Fördermittel in Höhe von nahezu 18 Mio. Euro bewilligt. Ausbildungsakquisiteure. Sie informieren durch persönliche Kontakte mit Elternhäusern und Multiplikatoren über Chancen und Möglichkeiten des dualen Ausbildungssystems. Durch ihr großes Netzwerk ist es den Akquisiteuren möglich, die Ausbildungsplatzsuchenden am Übergang von der Schule zum Beruf und die Betriebe auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs milieuspezifisch zu unterstützen. Mittlerweile sind 24 Ausbildungsakquisiteure tätig. Ausbildungsbegleitende Hilfen. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abh) als Leistung nach 75 SGB III ermöglichen förderungsbedürftigen jungen Menschen die Aufnahme, Fortsetzung sowie der erfolgreiche Abschluss einer erstmaligen betrieblichen Berufsausbildung. Mit Hilfe der unterstützenden abh fällt es Betrieben leichter, sich um Jugendliche mit Unterstützungsbedarf als Auszubildende zu bemühen. Zusätzlich können die Ausbildungsbetriebe Anträge auf einen Zuschuss zu den Ausbildungskosten nach dem Programm Fit for Work stellen. Konstant hohe Teilnehmerzahlen. Damit wird ein wichtiger Beitrag für die Ausschöpfung des künftigen Fachkräftebedarfs geleistet. Aufgrund der hohen Ausbildungsbeteiligung des Mittelstands profitieren hier die Wirtschaft und Freien Berufe in besonderem Maße. Die Zahl der Teilnehmer, die ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch nehmen, ist auf konstant hohem Niveau (2009: Personen; 2014: Personen). Unterstützung von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz In den vergangenen Schuljahren wurden die Vollzeit-Angebote der Berufsschulen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz kontinuierlich weiterentwickelt. Bedingt durch den guten Ausbildungsstellenmarkt und den starken Zuzug von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen wurden die Angebote zuletzt stark für die zweite Gruppe angepasst und deutlich ausgeweitet. Im Schuljahr 2014/2015 standen insgesamt rund 290 Vollzeitklassen (Stand Dezember 2014) zur Verfügung, davon rund 190 Klassen für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge im Rahmen

185 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 183 des zweijährigen Modells (Schwerpunkte: 1. Jahr: Spracherwerb und ggf. Alphabetisierung; 2. Jahr: Berufsvorbereitung mit besonderer sprachlicher Förderung). Kooperative Klassenformen. Dabei kamen neben dem vollzeitschulischen Berufsvorbereitungsjahr (BVJ/s) folgende kooperative Klassenformen zum Einsatz: Kooperatives Berufsvorbereitungsjahr (BVJ/k) Berufsintegrationsjahr (BIJ gefördert durch den europäischen Sozialfonds ESF) Vorklasse zum Berufsintegrationsjahr (BIJ/V) In diesen kooperativen Klassen unterstützt ein externer Kooperationspartner die Schulen, v. a. durch die Betreuung betrieblicher Praktika und die Sprachförderung in Klassen für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge. Zudem stellt der Kooperationspartner die sozialpädagogische Betreuung sicher. Finanziert wird der Anteil für den Kooperationspartner beim BVJ/k und beim BIJ/V aus Mitteln des Freistaats Bayern; das BIJ wird aus Geldern des Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Die Jugendlichen erhalten in den Klassen des BVJ/s, des BVJ/k und des BIJ zudem die Möglichkeit, ggf. einen fehlenden Abschluss der Mittelschule nachträglich zu erwerben. Förderung überbetrieblicher Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung Der Bereich Berufliche Weiterbildung ist weiterhin ein Schwerpunkt der Fördermaßnahmen für den Mittelstand. Die anhaltend rasante Entwicklung in Wissenschaft und Technik, beispielsweise im Kontext von Industrie 4.0, zwingt auch die Träger der beruflichen Weiterbildung, mit diesem Tempo Schritt zu halten. Ausgleich von Nachteilen im Bildungsangebot. Qualifizierte Mitarbeiter stellen als Leistungs- und Wissensträger einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für jedes Unternehmen dar. Gerade Klein- und Mittelbetriebe sind auf überbetriebliche Bildungseinrichtungen angewiesen, um z. B. neue Technologien frühzeitig mit ergänzenden Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit einbeziehen zu können, um die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zu stärken und um Nachteile im Bildungsangebot gegenüber Großunternehmen auszugleichen. Förderung in Höhe von rund 153 Mio. Euro. Das Bayerische Wirtschaftsministerium stellte im Zeitraum insgesamt Mittel in Höhe von rund 153 Mio. Euro für die Förderung der überbetrieblichen beruflichen Bildung im Bereich der Industrie- und Handelskammern, der gemeinnützigen Bildungsträger sowie der Handwerksorganisationen bereit. Die Mittel stammen aus folgenden Quellen: regulärer Stammhaushalt, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung und Konjunkturpaket II. Von den insgesamt eingesetzten Mitteln entfallen 46,7 Mio. Euro auf Zuschüsse zu Bauund Ausstattungsinvestitionen, die das Bayerische Wirtschaftsministerium für die Förderung der überbetrieblichen Berufsbildungsinfrastruktur im bayerischen Handwerk bereitstellte. Diese umfasst insbesondere die Anpassung der Berufsbildungszentren des Handwerks an aktuelle Erfordernisse, vor allem an den rasanten Prozess der technologischen Entwicklung. Die bayerische Staatsregierung finanziert Bau, Modernisierung und Ausstattung mit neuen Technologien der Berufsbildungs- und Technologiezentren (BTZ) der bayerischen Handwerksorganisationen und ihre Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren anteilig, in der Regel gemeinsam mit dem Bund.

186 184 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Förderung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Handwerk Für das Handwerk ist die Qualität der Leistung ein zentrales Verkaufsargument. Hervorragende Leistung erbringt aber nur derjenige, der hochwertig ausgebildet ist. Deshalb ist es wichtig, Berufsanfänger einheitlich auf hohem Niveau und unter Einbindung moderner Technologien auszubilden. Ein innovatives berufliches Bildungsangebot, das Chancen erschließt, ist zudem ein wichtiges Argument bei der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs. Dieser Aspekt gewinnt vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen und steigendem Fachkräftebedarf an Bedeutung. Aus diesen Gründen fördert die Bayerische Staatsregierung Maßnahmen der beruflichen Ausbildung im Rahmen der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung. Einheitlich hohes Niveau. Parallel zur praktischen Ausbildung on the Job und zur theoretischen Ausbildung der Berufsschulen stellt die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung über alle Betriebe eines Gewerkes hinweg einen einheitlichen Kenntnis- und Leistungsstandard auf hohem Niveau sicher. Träger der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung sind die Handwerkskammern, Innungen und Kreishandwerkerschaften oder sonstige Veranstalter, wie Landesfachverbände und andere Handwerksorganisationen. Förderung in Höhe von 16,7 Mio. Euro jährlich. In den Jahren 2010 bis 2014 hat die Bayerische Staatsregierung im Durchschnitt jährlich 16,7 Mio. Euro an Fördermitteln (aus dem Landeshaushalt und dem Europäischen Sozialfonds) für die Förderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung eingesetzt. Davon entfällt auf den Europäischen Sozialfonds in den Jahren 2010 bis 2014 ein jährlicher Anteil von durchschnittlich 2,75 Mio. Euro zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und der Qualität der Ausbildungsleistung in Handwerksbetrieben. Im Berichtszeitraum nahmen jährlich mehr als Lehrlinge an den Kursen der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung teil. Individualförderung in der Weiterbildung Die akademische Bildung ist auf einem guten Weg. Immer mehr Jugendliche beginnen ein Studium. In Zukunft sind aber nicht nur Akademiker, sondern in erster Linie beruflich qualifizierte Fachkräfte gesucht, da hier mit Abstand der größte Bedarf prognostiziert wird. Daher wurden mit Meisterpreis, Meister BAföG und insbesondere durch die Einführung des Meisterbonus gezielt Anreize gesetzt. Meister-BAföG. Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG), das sog. Meister- BAföG, unterstützt Fachkräfte mit abgeschlossener Erstausbildung, die sich auf eine herausgehobene Berufstätigkeit, etwa als selbstständiger Handwerksmeister oder als mittlere Führungskraft in einem Betrieb, vorbereiten wollen. Eine Fortbildungsmaßnahme kann durch Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen unterstützt werden. Bei Vollzeitmaßnahmen und Bedürftigkeit können Leistungen zum Lebensunterhalt dazukommen. Das Gesetz leistet einen wichtigen Beitrag zur Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung. Darüber hinaus verfolgt es wirtschaftsund arbeitsmarktpolitische Ziele, indem es der steigenden Nachfrage nach hochqualifizierten und leistungsbereiten Fach- und Führungskräften Rechnung trägt sowie besondere Anreize für Existenzgründungen bietet. Die Kosten für das AFBG tragen zu 78 % der Bund und zu 22 % die Länder. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2014 wurden in Bayern Zuschussleistungen in Höhe von rund 245 Mio. Euro ausgezahlt. Rund 54 Mio. Euro davon trug der Freistaat Bayern. Nach der amtlichen Statistik wurden im Jahr 2013 (2010) gut (gut ) Personen mit Meister- BAföG gefördert. Hinzu kommen zinsgünstige Darlehen. Unter den Bundesländern nimmt Bayern bei dieser Förderung eine Spitzenposition ein.

187 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 185 Meisterbonus. In Bayern erhält jeder erfolgreiche Absolvent der beruflichen Weiterbildung zum Meister oder zu einem gleichwertigen Abschluss den Meisterbonus der Bayerischen Staatsregierung in Höhe von Euro. 1 Eine Antragstellung ist nicht erforderlich. Die zuständigen Stellen ermitteln die Berechtigten. Voraussetzung ist, dass die Prüfung vor der fachlich und örtlich zuständigen Stelle im Freistaat Bayern abgelegt und von dieser das Zeugnis ausgestellt wurde. Hauptwohnsitz oder Beschäftigungsort müssen in Bayern liegen. Allein im Zuständigkeitsbereich des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurden 2014 hierfür insgesamt rund 14,6 Mio. Euro ausgezahlt. Meisterpreis. Der Freistaat Bayern zeichnet besondere Leistungen bei Meisterprüfungen oder bei gleichwertigen öffentlich-rechtlichen Fortbildungsprüfungen mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung aus. Der Preis soll einen zusätzlichen Anreiz für hervorragende Leistungen in der beruflichen Aufstiegsfortbildung geben und die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung unterstreichen. Die Urkunde erhalten die 20 % Besten eines Prüfungstermins einer Meisterprüfung oder gleichwertigen Prüfung, sofern die Note gut (2,50) erreicht ist. Der Meisterpreis ist nicht dotiert, aber gleichwohl sehr begehrt. Im Zuständigkeitsbereich des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, also bei den Industrie- und Handelskammern und den Handwerkskammern, haben im Jahr 2014 insgesamt Personen (in Personen) den Meisterpreis erhalten. 1 Die Richtlinien zur Vergabe des Meisterbonus und des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung vom 3. Juli 2013 regeln die Einzelheiten für Meisterprüfungen oder gleichwertige öffentlich-rechtliche Fortbildungsprüfungen in gewerblichen und kaufmännischen Berufen, im Bereich des öffentlichen Dienstes, in den Berufen der Landwirtschaft und der Hauswirtschaft, in Gesundheitsberufen sowie staatliche Fortbildungsprüfungen in diesen Fachrichtungen an Fachschulen und Fachakademien.

188 186 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern

189 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 187 Unterstützung von Existenzgründern 7 auf Landesebene Die Bayerische Staatsregierung beabsichtigt, Bayerns Stellung als Top-Standort für Existenzgründer weiter zu verbessern. Mit diesem Ziel wurde die Initiative Gründerland.Bayern durch Ministerratsbeschluss vom 8. Juli 2014 ins Leben gerufen. Verbesserte Rahmenbedingungen für Innovationen und Gründungen in technologieintensiven Bereichen bilden einen Schwerpunkt der Initiative. Dabei gilt es, das Potenzial, das die exzellente Forschungsinfrastruktur, global agierende DAX-Konzerne und der leistungsfähige Mittelstand mit vielen Hidden Champions bieten, in vollem Umfang zu nutzen und auch zu kommunizieren. Gründungen in klassischen Branchen wie Handel, Handwerk, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie den Freien Berufen werden weiterhin aktiv unterstützt, denn sie sind seit langem Motor der bayerischen Wirtschaft. 7.1 Initiative Gründerland.Bayern Die Initiative Gründerland.Bayern umfasst ein aufeinander aufbauendes Maßnahmenbündel: Zentrale Bedeutung hat die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen. Hierzu gehören die Zusammenführung und Stärkung der bayerischen Business Angel Netzwerke, die Einrichtung einer neuen Fondsgeneration und des Wachstumsfonds Bayern bei Bayern Kapital, die Stärkung von privaten Venture-Capital- Fonds sowie die Optimierung der Rahmenbedingungen für Wagniskapital in Deutschland. Mit weiteren Instrumenten werden Validierung, Wachstum und Internationalisierung gefördert, so dass alle kritischen Phasen des Innovationsprozesses unterstützt werden. Ferner zielt die Initiative auf das Ökosystem für Existenzgründer, das durch eine Weiterentwicklung der Businessplanwettbewerbe, gebündelte Aktivitäten der bayerischen Startup-Szene sowie die Vernetzung von Start-ups mit etablierten Unternehmen leistungsfähiger werden soll. Das neu eingerichtete Internetportal Gründerland.Bayern, das sich an technologieorientierte sowie klassische Branchen richtet, rundet das Maßnahmenpaket für den Gründerstandort Bayern kommunikativ ab.

190 188 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 7.2 Internetportal Gründerland.Bayern Das zur Initiative Gründerland.Bayern gleichnamige Internetportal ( bayern) wurde am 6. März 2015 freigeschaltet (vgl. Abbildung 44). Hier finden Gründungsinteressierte und junge Unternehmen aller Branchen neben Informationen zum Einstieg in das Thema Existenzgründung vor allem konkrete Hilfestellung für ihre Gründung und einen geeigneten Ansprechpartner vor Ort (vgl. Kap. 7.3). Damit greift das Portal Gründerland.Bayern die Zielsetzung des Vorgängerportals Startup-in-Bayern auf. 10 Schritte in die Selbstständigkeit und mehr. Gründerland.Bayern zeigt dem (potenziellen) Gründer den Weg in die Selbstständigkeit anhand 10 wichtiger Schritte und damit einhergehender Entscheidungen auf. Darüber hinaus hält das Portal Informationen zu Einzelbranchen bereit und geht auf verschiedene Zielgruppen genauer ein: für Gründungen von Hochschulabsolventen bzw. aus Hochschulen, von Frauen, Schülern, Arbeitslosen und Migranten. Angesichts einer Vielzahl potenzieller Informationsmöglichkeiten bietet Gründerland. Bayern dabei mit dem Siegel des Bayerischen Wirtschaftsministeriums eine vertrauenswürdige Quelle mit einem Überblick über die meist kostenfreien Angebote seriöser Partner, die überwiegend dem Existenzgründerpakt Bayern angehören. Das Portal fördert die Einbindung (potenzieller) Gründer in ein bayernweites Netzwerk unterstützender Partner und Gleichgesinnter: Erfolgsgeschichten und Veranstaltungshinweise runden das Angebot von Gründerland.Bayern ab. Das Portal soll künftig mit einer englischen Version und einem interaktiven Element weiterentwickelt werden. Abbildung 44: Startseite des Portals Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

191 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Netzwerke Das bayernweite Netzwerk für Gründer ist auf zwei Säulen aufgestellt: Partner vor Ort für alle Gründer und ergänzend die BayStartUP GmbH, speziell für technologieorientierte Gründer Partner vor Ort / Existenzgründerpakt Bayern Dem Existenzgründerpakt gehören zahlreiche Partner an. Er bündelt die für das Existenzgründungsgeschehen im Freistaat wichtigen Institutionen und Aktivitäten. Gründer und Jungunternehmer können das breite Beratungsangebot in ihrer Region in Anspruch nehmen. Die richtigen Ansprechpartner sind auf dem Portal zu finden BayStartUP GmbH BayStartUP ist die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaft geförderte Institution für Gründung, Finanzierung und Wachstum in Bayern. Die Institution ging im Herbst 2014 aus dem netzwerk nordbayern und evobis hervor. Die nord- und südbayerischen Organisationen hatten bereits seit 1996 die bayerischen Businessplan Wettbewerbe veranstaltet. Unterstützung für innovative Gründer. BayStartUP unterstützt innovative Gründer dabei, typische Herausforderungen zu bewältigen. Das Ziel ist es, die Erfolgschancen bei der Umsetzung von technologiebasierten Geschäftsideen zu erhöhen, mehr Innovationen in den Markt zu bringen und das Wachstum dieser jungen Unternehmen zu beschleunigen. Coaching, Ausbildung, Networking. Das breite Angebot umfasst individuelles Coaching, unternehmerische Ausbildung durch hochwertige Workshops und nützliche Kontakte durch Networking. Seit Beginn des Programms 2010/11 finden jährlich rund individuelle Coachings, ca. 160 Workshops und Seminare in Bayern mit Teilnehmern sowie ca. 10 große Veranstaltungen mit jeweils 200 bis 650 Besuchern statt. BayStartUP richtet außerdem die bayerischen Businessplan Wettbewerbe aus (vgl. Kap ) und organisiert eines der größten Finanzierungsnetzwerke in Deutschland. Außerdem ist BayStartUP eng vernetzt mit der bayerischen Industrie, den Hochschulen, Clustern sowie der außeruniversitären Forschungslandschaft. 7.4 Gründerzentren Mit Unterstützung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ist in meist ländlichen Regionen Bayerns ein Netz von Gründerzentren entstanden, das Unternehmensgründern ein umfassendes Service- und Dienstleistungsangebot und hervorragende Rahmenbedingungen bereitstellt: und das zu günstigen Konditionen in der besonders problematischen Anfangsphase. Sie unterstützen die Gründer aber auch in der anschließenden ersten Entwicklungsperiode. Derzeit gibt es in Bayern 19 allgemeine und 22 technologieorientierte Gründerzentren. Unterstützungs-Angebot. Gründerzentren unterstützen Gründer zum Beispiel mit: Büro- und Lagerflächen sowie Laborräumen mit günstigen Mieten sowie zusätzlich nutzbaren Räumen wie Besprechungs- und Konferenzzimmer flexibler Flächenanpassung an die Unternehmensentwicklung gemeinsam nutzbarer Büro- und Präsentationsausrüstung wie Kopierer und Beamer und anderweitige technische Hilfsmittel Dienstleistungen wie Empfang, Sekretariat, Telefon- und Postservice sowie Presseund Öffentlichkeitsarbeit vielfältigen Beratungsleistungen und Hilfe bei Kontakten mit Behörden und Institutionen sowie Unterstützung bei Anträgen auf Finanzierungshilfen Fachveranstaltungen, Seminaren, Kontaktund Networking-Events Allgemein und technologieorientiert. Technologieorientierte Gründerzentren zielen speziell auf Existenzgründer im High-Tech-Bereich, während die allgemeinen Gründerzentren sich an alle Gründer unabhängig von der branchenmäßigen Ausrichtung richten. Technologieorientierte Gründerzentren. Sie wollen die Startchancen speziell für junge Start-ups und High-Tech-Unternehmen verbessern. Sie befinden sich meist in der Nähe von

192 190 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Forschungseinrichtungen, damit die Gründer von der Kooperation und dem Austausch mit Wissenschaftlern und Technikern profitieren können. Die Zentren tragen damit zur Vernetzung regionaler Innovationspotenziale bei und begünstigen Synergien zwischen Wissenschaft und der industriellen Anwendung von Forschung und Entwicklung. Zu den jüngsten technologieorientierten Gründerzentren gehören das 2013 errichtete Gründerzentrum WERK1.Bayern in München sowie das Gründer- und IT-Zentrum in Nürnberg, das den nordbayerischen Raum erschließen soll. Das WERK1 soll sich zu einem international sichtbaren Kristallisationspunkt entwickeln und den Internet- und Medienstandort Bayern auf Augenhöhe mit Spitzenstandorten der digitalen Wirtschaft wie New York, London und Tel Aviv bringen. Die Standorte und die thematische Ausrichtung der bestehenden allgemeinen und technologieorientierten Gründerzentren sind aus folgenden Tabellen ersichtlich: Tabelle 42: Standorte der allgemeinen Gründerzentren in Bayern Allgemeine Gründerzentren Betreiber, Standorte RSG Bad Kissingen IGZ Bamberg GmbH, Bamberg Gründerzentrum Grafenwöhr Zentec Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation, Großwallstadt Existenzgründerzentrum Ingolstadt Dobler GmbH & Co. KG, Kempten Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft Landkreis Kronach, Kronach Mittelstandszentrum Maximilianshütte, Maxhütte-Haidhof EGZ Existenzgründungszentrum Memmingen und Unterallgäu GmbH & Co. KG, Memmingen TFU-Technologie Förderungs-Unternehmen GmbH, Neu-Ulm Klee-Center GmbH, Nürnberg Wirtschafts-Förderungsgesellschaft im Landkreis Cham GmbH, Roding / Furth i. W. Schwung GmbH, Schwabach Stadt- und Wohnbau GmbH, Schweinfurt ZV Industriegebiet mit Donauhafen Straubing-Sand, Straubing AS Technologie- und Gründerzentrum, Sulzbach-Rosenberg Gründerzentrum für Handwerk und Gewerbe GmbH, Töging a. Inn ZV Innovations- und Gründerzentrum, Waldkirchen Wirtschaftsförderung und Gründerzentrum im Lkr. Tirschenreuth GmbH, Waldsassen Thematische Ausrichtung / Branchen-Schwerpunkte Kein Branchen-Schwerpunkt Informations- und Kommunikationsdienstleistungen Kein Branchen-Schwerpunkt Überwiegend technologieorientierte Ausrichtung / High-Tech-Gründer Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt / überwiegend Dienstleister Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt Dienstleister Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt / überwiegend Dienstleister Kein Branchen-Schwerpunkt / überwiegend Dienstleister Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt Handwerk und Gewerbe Kein Branchen-Schwerpunkt Kein Branchen-Schwerpunkt Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

193 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 191 Tabelle 43: Standorte der technologieorientierten Gründerzentren in Bayern Technologieorientierte Gründerzentren Umwelttechnologisches Gründerzentrum UTG, Augsburg Aiti-Park, IT- Gründerzentrum, Augsburg Gründerzentrum für neue Materialien, Bayreuth Innovations- und Technologie Campus ITC, Deggendorf Medical Valley Center GmbH, Erlangen Innovations- und Gründerzentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen GmbH, Erlangen Gate Garchinger Technologie- und Gründerzentrum, Garching Innova Allgäu High Tech Park, Kaufbeuren Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie IZB Martinsried / Planegg, Martinsried MTZ Münchner Technologiezentrum, München WERK1.Bayern, München Technologie Centrum Westbayern TCW, Nördlingen ETZ Energietechnologisches Zentrum, Nürnberg ESA-BIC Bavaria, Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen Logistik- und Kompetenzzentrum LKZ, Prien a. Chiemsee BioPark Regensburg GmbH, Regensburg IT-Speicher Regensburg, Regensburg Gründer-, Innovations- und Beratungszentrum GRIBS, Schweinfurth BioCubator, BioCampus, Straubing Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie IZB, Weihenstephan TGZ Technologie- und Gründerzentrum, Würzburg IGZ / ZMK, Innovations- und Gründerzentrum, Würzburg Thematische und / Branchen-Schwerpunkte (IKT = Informations- und Kommunikations- Technologie) Umwelttechnologie IKT Neue Werkstoffe Technologie allgemein Medizintechnik / Pharmazie Mechatronik / IKT allgemein Mechatronik / IKT Technologie allgemein Biotechnologie Technologie allgemein / IKT Internet und digitale Medien Technologie allgemein Energietechnologien Raumfahrt, Satellitennavigation, Erdbeobachtung Logistik Biotechnologie IKT Technologie allgemein Nachwachsende Rohstoffe Biotechnologie Technologie allgemein Biomed / IKT Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

194 192 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 7.5 Beratung und Coaching Gründungsinteressierte finden in ganz Bayern ein breites Beratungsangebot rund um das Thema Existenzgründung vor. Dieses reicht von einer kostenlosen Erstberatung über individuelles Vorgründungscoaching und Businessplanwettbewerbe bis hin zu Hilfe auf Auslandsmärkten. Der große Bedarf an derartigen Beratungsleistungen zeigt sich u. a. in der Inanspruchnahme von Beratungsleistungen zu Gründungsthemen, die im Folgenden näher dargestellt sind Erstberatung Eine gute Vorbereitung der Existenzgründung ist essenziell für eine erfolgreiche Unternehmensgründung. Einen guten Einstieg bietet die kostenlose Erstberatung, die in erster Linie die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und das Institut für Freie Berufe durchführen. Im Berichtszeitraum fanden rund Einzelberatungen statt, die das Bayerische Wirtschaftsministerium mit knapp 1 Mio. Euro gefördert hat. Daneben beraten die Wirtschaftsabteilungen der Bezirksregierungen sowie die LfA Förderbank Bayern speziell über Förderprogramme des Freistaats, Deutschlands und der EU. Bay- StartUP (vgl. Kap ) richtet sich speziell an innovative und wachstumsorientierte High- Tech-Gründer. Sie finden persönliche Unterstützung bei der Konzepterstellung und insbesondere bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten durch ein erfahrenes Team Gründeragenturen Gründeragenturen wurden seit 2004 schrittweise in ganz Bayern eingerichtet, ausgebaut und bedarfsgerecht verdichtet. Mittlerweile dienen sie flächendeckend als zentrale Anlaufstellen für Existenzgründer. Hier erhalten Gründungsinteressierte, Unternehmensnachfolger und Jungunternehmer Unterstützung bei den ersten Schritten, die für eine erfolgreiche Existenzgründung erforderlich sind. Das Angebot umfasst z. B. vorbereitende Information und Beratung sowie Hilfe bei der Abwicklung von Gründungsformalitäten. Die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern betreuen die Gründeragenturen in Kooperation mit Notaren, Landratsämtern, den kreisfreien Städten und dem Institut für Freie Berufe Coaching Expertenberatung vor der Unternehmensgründung erhöht die Erfolgsaussichten beträchtlich. Vor diesem Hintergrund unterstützten das Bayerische Wirtschaftsministerium und der Europäische Sozialfonds ( ziele/index.php) Gründungsinteressierte und potenzielle Unternehmensnachfolger dabei, eine individuell angepasste Beratung durch einen erfahrenen Experten in Anspruch zu nehmen. Die künftigen Unternehmer sollen dadurch möglichst früh in die Lage versetzt werden, ihr Unternehmen so zu planen und aufzubauen, dass es nachhaltig bestehen kann. Durchschnittlich werden laut Evaluationsbericht (2011) 3,28 neue Arbeitsplätze (der Gründer miteingeschlossen) pro gecoachtem Gründungsfall langfristig für den bayerischen Arbeitsmarkt gesichert. 70 % der Beratungskosten. Das Coaching- Programm trägt 70 % der anfallenden Beratungskosten, bezogen auf das maximal förderfähige Tageshonorar in Höhe von 800 Euro, sofern die Beratung vor der Gründung stattfindet. Es können bis zu 10 Tagewerke à 8 Beraterstunden gefördert werden. Die Finanzierung erfolgt zum Großteil (50 %) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und zu 20 % aus bayerischen Landesmitteln. Ansprechpartner sind in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich die bayerischen Industrie- und Handelskammern (IHK), die bayerischen Handwerkskammern (HWK) und das Institut für Freie Berufe (IfB). Ist die Gründung bereits erfolgt, greift mit dem Gründercoaching Deutschland ein vergleichbares Programm des Bundes. Erfolgsquote über 90 %. Der Erfolg des Programms spricht für sich: Während die durchschnittliche Überlebensquote von neu gegründeten Unternehmen in den ersten drei Jahren im deutschen Durchschnitt etwa 70 % beträgt, liegt die Vergleichsquote beim

195 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 193 Vorgründungscoaching in Bayern deutlich über 90 % (letzte Messung 2012 = 94 %, Durchführungsbericht für die EU-Kommission). Die Teilnehmerzahlen steigen seit Programmbeginn fast kontinuierlich. Seit dem Schlussjahr des letzten Berichts 2009 (771 Fälle) haben sie sich bis zum Jahr 2014 fast verdoppelt. Dies ist vornehmlich dem sehr starken Anstieg im Jahr 2014 geschuldet (vgl. Tabelle 44). Der durchschnittliche Förderbetrag pro Teilnehmer, der das Vorgründungscoaching genutzt und somit mehr als die Erstberatung in Anspruch genommen hat, betrug gut Euro. Aufgrund seines großen Erfolgs wird das Programm auch in der neuen EU Förderperiode fortgesetzt. Insgesamt stellt sich die Teilnehmersituation im Berichtszeitraum wie folgt dar: Tabelle 44: Vorgründungsberatung 2010 bis 2014 in Bayern Jahr Fallzahlen incl. Erstberatung bei IHK, HWK und IfB Förderbeträge in Euro Landesmittel ESF Summen: Quelle: Fallzahlen: Statistische Aufzeichnungen der jeweiligen Institutionen (IHK, HWK, IfB); Förderbeträge: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Businessplanwettbewerbe Die von BayStartUP durchgeführten Businessplanwettbewerbe bieten herausragenden Gründern die Chance auf Geldpreise und öffentliche Aufmerksamkeit als Sieger. Aber jeder einzelne Teilnehmer profitiert, da die Jury aus erfolgreichen Unternehmern, Branchenexperten und Kapitalgebern zu jeder eingereichten Geschäftsidee ein Feedback gibt. Die Wettbewerbe sind in drei Phasen mit steigenden Anforderungen aufgebaut. Das gibt Gründern die Möglichkeit, ihren Businessplan schrittweise zu entwickeln oder zu optimieren. Das Unterstützungsprogramm mit Workshops zur Businessplan-Erstellung und die Veranstaltungen rund um den Wettbewerb werden regional in Nord- und Südbayern, Niederbayern und Bayerisch-Schwaben angeboten. Das erleichtert Gründern aus allen Regionen die Teilnahme. Seit 1996 mehr als Wettbewerbsteilnehmer. Die bayerischen Businessplanwettbewerbe sind eine Erfolgsgeschichte. Basierend auf einer aktuellen Umfrage gingen aus dem Münchner Businessplanwettbewerb und dem Businessplanwettbewerb Nordbayern von den über Wettbewerbsteilnehmern aus den Jahren 1996/97 bis 2013 mehr als gegründete Unternehmen hervor, die heute mit ca Mitarbeitern am Markt aktiv sind und einen Umsatz von rund 1 Mrd. Euro erwirtschaften ( baystartup).

196 194 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern Gründungsförderung an Hochschulen Die Hochschulen bergen ein großes Potenzial für technologieorientierte Gründungen. Ziel ist es daher, an den Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften gründungsfreundliche Bedingungen zu schaffen, die den Gründer- und Unternehmergeist auf allen Ebenen fördern. Studierende sollen dabei auf eine Führungsaufgabe in Wirtschaft und Gesellschaft, eine eigene unternehmerische Tätigkeit oder auch auf innovative Unternehmensgründungen vorbereitet werden. HOCHSPRUNG. Das vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst geförderte Gründer-Netzwerk (Hochschulprogramm für Unternehmensgründungen / Gründernetzwerk Bayern) zielt darauf ab, an bayerischen Hochschulen Bedingungen zu schaffen, die eine dauerhafte Verankerung gründungsrelevanter Aktivitäten sichern. HOCHSPRUNG bietet Studierenden sowie Wissenschaftlern an den bayerischen Hochschulen kompetente Information, Motivation und Beratung zum Thema Existenzgründung: durch ein bayernweites Netzwerk von Gründerberatern. Unter wurde ein virtuelles Informationsnetzwerk aufgebaut. Außerdem fanden im Berichtszeitraum u. a. die Bayerischen Hochschul-Gründertage (2010, 2012) sowie die HOCHSPRUNG-Konferenz (2015) statt, an deren Impulsvorträgen, Workshops und Knowledge-Cafés Vertreter aus Hochschulen, Institutionen, Unternehmen und Start-ups teilnahmen. Entrepreneurship Centers. Eine sehr wichtige Funktion übernehmen ferner die Entrepreneurship Centers an den Hochschulen. Sie vermitteln Studierenden und Wissenschaftlern fachübergreifend unternehmerisches Denken sowie Soft Skills wie Kreativität, vernetztes Denken und Teamfähigkeit. Des Weiteren fördern sie die Vernetzung und die Gründung von High-Tech-Unternehmen aus den Hochschulen heraus Gründerinitiativen an Schulen Alle bayerischen Schulen haben die Bildungsaufgabe, Kindern und Jugendlichen wirtschaftliche Zusammenhänge und damit verbundenes unternehmerisches Denken zu vermitteln. Ziel aller Schularten ist es, dadurch Schüler auf die späteren Anforderungen im Berufsleben, aber auch auf ein wirtschaftlich selbstbestimmtes Leben vorzubereiten. Verankerung im Lehrplan. Die Themen Selbstständigkeit und Entrepreneurship und das damit verbundene unternehmerische Denken sind in den Leitfächern der verschiedenen Schularten im Lehrplan fest verankert. Lehrkräfte bringen Jugendlichen ökonomische Inhalte mit dem Ziel näher, die Rolle der Unternehmer und unternehmerische Entscheidungen zu verstehen und sie bei der individuellen beruflichen Orientierung zu unterstützen. Der Bezug zur Praxis wird insbesondere durch Betriebspraktika, Unternehmensführungen und Kontakt mit Experten aus der Wirtschaft hergestellt und hat einen hohen Stellenwert. Fächerübergreifend und fachspezifisch. Schulen vermitteln unternehmerische Kompetenzen fächerübergreifend, aber auch fachspezifisch: z. B. an der Mittelschule im Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik und in den berufsorientierenden Zweigen, an der Realschule in den Fächern Wirtschaft und Recht und Betriebswirtschaftslehre / Rechnungswesen, am Gymnasium im Fach Wirtschaft und Recht sowie im Projektseminar zur Studien- und Berufsorientierung. Insbesondere die Wirtschaftsschulen blicken bei den Themen Existenzgründung und Unternehmerisches Handeln auf eine lange und erfolgreiche Unterrichtstradition zurück. Diese spiegelt sich in der grundsätzlichen kaufmännisch-beruflichen Ausrichtung der Schulart, im Fach Übungsunternehmen, in einem bayernweiten Netzwerk sowie der Übungsfirmenzentrale der bayerischen Wirtschaftsschulen wider.

197 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 195 Schülerfirmen. In den unterschiedlichen Schularten bieten Schülerfirmen seit vielen Jahren die Möglichkeit, Jugendliche mit dem Thema Existenzgründung vertraut zu machen. Sie gewähren grundsätzliche Einblicke in die unternehmerischen Kernprozesse Einkauf, Produktion und Vertrieb. Jährlich finden lokale, regionale und überregionale Schülerfirmenmessen statt, auf denen einzelne Schulen ihre wirtschaftlichen Aktivitäten und Produkte vorstellen. Die Kooperation von Schüler- bzw. Übungsfirmen mit Partnern aus der Wirtschaft stellt den notwendigen Praxisbezug und das unternehmerische Know-how sicher. Durch den Kontakt zu Unternehmerpersönlichkeiten als Vorbilder können Jugendliche nachhaltig zur Existenzgründung und zur beruflichen Selbstständigkeit motiviert werden. Wirtschaftsplanspiele und Wettbewerbe. Eine Vielzahl an Wirtschaftsplanspielen und Wettbewerben flankieren die Aktivitäten der Schulen zur Vermittlung unternehmerischer Kompetenzen. Sie werden von externen Partnern, wie z. B. der Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Bayern oder von Unternehmen, angeboten. Rund Teams aus 180 Klassen. Exemplarisch lässt sich dies am Beispiel des Projekts beachmanager des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft e. V. verdeutlichen. Hierbei handelt es sich um ein Wirtschaftsplanspiel für die Jahrgangsstufen 8 bis 10 der bayerischen Mittelschulen, an dem in den Schuljahren 2010/2011 bis 2013/ Schüler in rund Teams aus 180 Klassen teilgenommen haben. Es vermittelt ökonomische Zusammenhänge einfach, praxisnah lehrplan- und schülerorientiert. In 3er-Teams übernehmen Schüler die Geschäftsführung eines virtuellen Wassersportcenters, wobei die Aufgaben vielfältig sind. Die Schüler müssen sich um die Beschaffung von Sportgeräten und Personal, die Preisgestaltung und die Werbung kümmern und gleichzeitig die Kosten und Erlöse im Blick behalten. So lernen sie spielerisch die Welt eines Unternehmers kennen, treffen eigene Entscheidungen und erfahren zudem die Konsequenzen ihres Handelns. Daneben werden wichtige Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit, Kreativität und vernetztes Denken gefördert.

198 196 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 7.6 Finanzierung und Förderung Finanzielle Unterstützung für Existenzgründer. Den Existenzgründern standen im Berichtszeitraum zahlreiche (Förder-)Angebote zur Verfügung, die passgenau auf die unterschiedlichen Ausgangslagen zugeschnitten sind. Beispiele hierfür sind das Bayerische Mittelstandskreditprogramm, in dem Existenzgründer u. a. von besonders günstigen Zinskonditionen profitieren können, sowie die Verfügbarkeit von Beteiligungskapital durch Bayern Kapital oder die BayBG. Im Rahmen der Initiative Gründerland.Bayern ist die Bayerische Staatsregierung bestrebt, gerade auch die Finanzierungsmöglichkeiten für Existenzgründer kontinuierlich zu verbessern. Die Einrichtung des Wachstumsfonds Bayern bei Bayern Kapital ist dabei ein zentraler Eckpunkt (s. Kap. 61, sowie auf dem Portal Gründerland.Bayern: und wachstumsphase/finanzierung).

199 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 197 Unterstützung von Unternehmens- 8 nachfolgern auf Landesebene In den Jahren 2011 bis 2015 stehen in Bayern über Betriebe mit über Arbeitsplätzen vor einem Generationswechsel. 1 Damit ist die erfolgreiche Gestaltung der Unternehmensnachfolge für viele Unternehmer und ihre Mitarbeiter, aber auch für die bayerische Volkswirtschaft von höchster Bedeutung. Aus diesem Grund ist das Thema Unternehmensnachfolge ein zentraler Baustein bayerischer Mittelstandspolitik. In über 90 % der Nachfolgefälle ist nach der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie das altersbedingte Ausscheiden des Inhabers der Grund für die Unternehmensnachfolge. 2 Die übrigen Fälle sind durch Unfall, Krankheit oder Tod bedingt. Jede dritte Nachfolge steht erfahrungsgemäß früher als geplant an. Damit Unternehmensübergaben erfolgreich verlaufen, ist es deshalb wichtig, diese frühzeitig und systematisch anzugehen. Hierfür bietet das Bayerische Wirtschaftsministerium Unterstützung in verschiedenen Bereichen an. 1 Vgl. Wallau/Stadler/Boerger (2012); S. 15f. 2 Vgl. Wallau/Stadler/Boerger (2012), S. 4.

200 198 Bestand und Struktur des Mittelstands in Bayern 8.1 Unternehmensnachfolgeportal Zentrale Informationsdrehscheibe ist das kontinuierlich weiterentwickelte Internetportal (vgl. Abbildung 45). Aufgrund seiner inhaltlichen Verwandtschaft ist es eng mit dem Portal Gründerland.Bayern des Bayerischen Wirtschaftsministeriums verknüpft. Das Bayerische Wirtschaftsministerium informiert auf dem Nachfolgeportal über Anlauf- und Beratungsstellen, Netzwerkpartner, Unterstützungsund Fördermöglichkeiten sowie Arbeitsmaterialien für (potenzielle) Unternehmensnachfolger. Darüber hinaus gibt der sogenannte Notfallordner : erste Hilfe für den Fall, dass die Unternehmensleitung plötzlich ausfällt. Die Broschüre Unternehmensnachfolge in Bayern ergänzt das Informationsangebot des Internetportals. Abbildung 45: Startseite des Portals Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

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