Aktuelle Probleme des Vogelschutzes in Brandenburg

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Günther Günther
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1 Aktuelle Probleme des Vogelschutzes in Brandenburg Torsten Langgemach Klimawandel

2 Bisherige Auswirkungen des Klimawandels auf die Vogelwelt in Brandenburg Phänologische Veränderungen (Zugzeiten, Brutgeschehen) Erstbeobachtungen (Bachelorarbeit J. Nölle 2010) Braunkehlchen EB Dorngrasmücke EB bis y = -0,777x + 111,42 R 2 = 0, bis y = -0,3107x + 114,82 R 2 = 0, Mehlschwalbe EB Pirol EB bis y = -0,5191x + 108,32 R 2 = 0, bis y = -0,2848x + 122,26 R 2 = 0,

Brutbeginn der Großtrappe in Brandenburg 28. Apr. 27. Apr. 26. Apr. 25. Apr. 24. Apr. 23. Apr. 22. Apr. 21. Apr. 20. Apr. 19. Apr. 18. Apr. 17. Apr. 16. Apr. 15. Apr. 14. Apr. 13. Apr. 12. Apr. 11.

3 Brutbeginn der Großtrappe in Brandenburg 28. Apr. 27. Apr. 26. Apr. 25. Apr. 24. Apr. 23. Apr. 22. Apr. 21. Apr. 20. Apr. 19. Apr. 18. Apr. 17. Apr. 16. Apr. 15. Apr. 14. Apr. 13. Apr. 12. Apr. 11. Apr. 10. Apr. 9. Apr Bisherige Auswirkungen des Klimawandels auf die Vogelwelt in Brandenburg Phänologische Veränderungen (Zugzeiten, Brutgeschehen) Zugwegverkürzung / Veränderungen beim Wintervogelbestand Brutbestands- und Arealveränderungen Foto: M. Putze

4 Bisherige Auswirkungen des Klimawandels auf die Vogelwelt in Brandenburg Phänologische Veränderungen (Zugzeiten, Brutgeschehen) Zugwegverkürzung / Veränderungen beim Wintervogelbestand Brutbestands- und Arealveränderungen Häufigkeit von Extremereignissen Bisherige Auswirkungen des Klimawandels auf die Vogelwelt in Brandenburg Phänologische Veränderungen (Zugzeiten, Brutgeschehen) Zugwegverkürzung / Veränderungen beim Wintervogelbestand Brutbestands- und Arealveränderungen Häufigkeit von Extremereignissen Funktionelle Veränderungen? / Synökologie ( Mismatch )? Einige Veränderungen im Zuge des Klimawandels sind messbar, aber bisher (!) sind keine generell gefährdenden Auswirkungen für die Vogelwelt in Brandenburg erkennbar.

Rote Liste (2008) Klimawandel bei Gefährdungsfaktoren nicht erwähnt Landwirtschaft 47 Wasser/Schifffahrt 34 Forstwirtschaft 19 Art-/Arealspezifika 19 Bau/Rohstoffgewinnung 12 Natürliche Prozesse 9

5 Rote Liste (2008) Klimawandel bei Gefährdungsfaktoren nicht erwähnt Landwirtschaft 47 Wasser/Schifffahrt 34 Forstwirtschaft 19 Art-/Arealspezifika 19 Bau/Rohstoffgewinnung 12 Natürliche Prozesse 9 Infrastruktur/Raumplanung 6 Emissionen 6 Sukzession 5 Verkehr/Energie 4 Fischerei 3 Freizeitaktivitäten 3 Naturentnahme 2 Flade (2012): Klimawandel läuft anders als prognostiziert Annahme Entwicklung bei uns eingetreten? Entwicklung in Nordost-Brandenburg seit 1990 Entwicklung in Deutschland seit 1990 Höhere Jahresmitteltemperaturen NEIN eher abnehmend (nicht signifikant) gleich bleibend Heißere Sommer (JA) zunehmende Tendenz (n.s.) gleich bleibend bis schwach zunehmend (n.s.) Mildere Winter NEIN Winter werden kälter und schneereicher tendenziell kälter und schneereicher Sinkende Jahresniederschläge NEIN Zunahme um 30 % eher zunehmend Verlagerung der Niederschläge ins Winterhalbjahr NEIN Zunahme der Sommerniederschläge eher Zunahme der Sommerniederschläge Häufigere Extremereignisse JA Relativ viele extreme Hitzewellen, Dürren, Kälteperioden und Starkniederschläge

6 Energiestrategie Brandenburg 2020 /2030 Einigkeit unter Wissenschaftlern: CO2-Emissionen senken! Energiestrategie Brandenburg 2020 Energien nach Bereichen Zielszenario

7 Energiestrategie Brandenburg 2020 / 2030 Naturschutz nur je 1 x erwähnt, Biodiversität gar nicht Energiestrategie 2020: Überarbeitung der fachplanerischen Restriktionskriterien (insbesondere Naturschutz und Forsten) im Hinblick auf die Windenergienutzung Energiestrategie 2030: Zukünftig muss es gelingen, dass sich die Gesellschaft insgesamt auch kritisch damit auseinandersetzt, welche Einschränkungen (z. B. beim Landschaftsbild, Naturschutz) im Rahmen des energiepolitischen Zielvierecks vertretbar sind. Biomassenutzung vs. Vogelschutz Anzahl Biogasanlagen in Brandenburg 150 TUS-Daten Internet

an Ackerfläche 25 200 20 150 15 100 50 0 * 1996 * 1997 * 1998

8 Biomassenutzung vs. Vogelschutz Biomassenutzung vs. Vogelschutz Maisanbau Brandenburg (INVEKOS-Daten) 250 ha Prozent an Ackerfläche * 1996 * 1997 * T- ha %

Prozent an Ackerfläche 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 % 1990 1991 1992 1993

9 Biomassenutzung vs. Vogelschutz T- ha Stilllegungen Brandenburg ha Prozent an Ackerfläche % * 2010 *: gemittelte % Biomassenutzung vs. Vogelschutz

10 Artenvielfalt Siedlungsdichte Bruterfolg Nahrung Weitere Auswirkungen: Biodiversitätsverlust Bodenfruchtbarkeit Erosion Grundwasser Landschaftsbild Bodenpreise zweifelhafte Klimabilanz

11 Mais auch in Schutzgebieten zunehmend Anteil Mais an der Ackerfläche in den Großtrappen-SPAs, Brandenburg zum Vergleich HVL BLW FB BB

12 BGA 10 km um das SPA Havelländisches Luch Zusätzliche Planungen

13 3,4 km Mais Agrarwende aber in die falsche Richtung M. Flade & J. Schwarz (2011) Index [%] 250 "Brache-Mais-Grünland-Index" Neuntöter Lanius collurio 200 Kuckuck Cuculus canorus Grünfink Carduelis chloris 150 Stieglitz Carduelis carduelis 100 Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris Turteltaube Streptopelia turtur Feldlerche Alauda arvensis 50 Sperbergrasmücke Sylvia nisoria Goldammer Emberiza citrinella Feldsperling Passer montanus Mittlerer Index (10 Arten)

14 Trend der Agrarvögel in Brandenburg (Auswertung für 30 Arten, VSW / M. Jurke 2012) 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0, Windkraftnutzung vs. Vogelschutz Individuenverluste durch Kollision Lebensraumverlust durch Meidung Verbauung von Flugwegen aber auch Strukturen und Nahrung unter den WEA sehr unterschiedliche Betroffenheit der Arten

15 Windkraftnutzung vs. Vogelschutz Weitere Auswirkungen: Schwund unverbauter Lebensräume Wegenetz, Beunruhigung, geänderte Räuber-Beute-Beziehungen Landschaftsbild Wind Turbine Syndrome Windkraftnutzung vs. Vogelschutz Kollisionsopfer in Deutschland Singvögel 30% Wasservögel 8% Sonstige Nichtsingvögel 9% Greifvögel 36% Tauben 6% Larolimikolen 11% n=1.636

16 Windkraftnutzung vs. Vogelschutz Kollisionsopfer in Deutschland Mäusebussard 37% Rauhfußbussard 0% Baumfalke 1% Wanderfalke 1% Wespenbussard 1% Sperber 2% Merlin 0% Habicht 1% Turmfalke 8% unbest. Greifvogel 0% Schwarzmilan 4% Wiesenweihe 0% Rohrweihe 2% Fischadler 1% Seeadler 12% Schreiadler 0% Rotmilan 30% n=600

17 Windkraftnutzung vs. Vogelschutz Kollisionsopfer - Top Ten in Brandenburg Turmfalke Wintergoldhähnchen Grauammer Se eadler Haustaube M aue rsegler Ringeltaube Feldlerche Rotmilan M äusebussard Fotos: Archiv Vogelschutzwarte

18 Anzahl Mittel Anteil Mittelwert an 95% CrI Windkraftnutzung WEA wert vs. Vogelschutz a Gesamtpopulation c Jährliche Rotmilankollisionen in Brandenburg Kalkulation J. Bellebaum et al. (2012) keine Nichtbrüter > 2 Jahre Stabile Altersverteil ung 2011 in Betrieb : alle Kadaver im ang. Radius % 3.1% 2: 15% außerhalb % 3.6% 2011 in Betrieb oder genehmigt : alle Kadaver im ang. Radius % 3.4% 2: 15% außerhalb % 3.9% alle 2011 bekannten Standorte b : alle Kadaver im ang. Radius % 3.5% 2: 15% außerhalb % 4.1% Jährliche Rotmilankollisionen in Brandenburg Überschreitung des Schwellenwertes in Kürze zu erwarten Anzahl Modell 15% außerhalb Modell 15% außerhalb Modell 15% außerhalb WEA 2011 in Betrieb in Betrieb / genehmigt alle WEA

19 Bestandstrend Rotmilan in Brandenburg Auswertung U. Mammen (2012) Index Jahr Windkraft vs. Vogelschutz Meidung und Barrierewirkung Foto: H. Matthes

20 Windkraft vs. Vogelschutz Lebensraumverlust, Meidung und Barrierewirkung Gastvögel > Brutvögel Brutvögel: z. B. Wachtelkönig und Ziegenmelker Schreiadler eingeschränkt Baumfalke Gastvögel: z. B. Gänse, Schwäne und Kraniche, Kiebitz und Goldregenpfeifer, Großtrappe Monitoring Windpark Zitz: Abstand der Großtrappen meist > m

21 Barrierewirkung für Großtrappen Karte 5 2x 1998 WEA in Be trieb s eit: III/1995 (n=4) 1998: 4 WEA GTR-Nachweise 1998

Barrierewirkung für Großtrappen 4x 2001 2001: 34 WEA WEA in Betrieb X/2001 (n=36) GTR-Nachweise 2001

22 Barrierewirkung für Großtrappen 4x : 34 WEA WEA in Betrieb X/2001 (n=36) GTR-Nachweise 2001 Barrierewirkung für Großtrappen Karte WEA in Betrieb V/2010 (n=91) 2010: 91 WEA GTR-Nachweise

23 Solaranlagen vs. Vogelschutz Lebensraumverlust Artenvielfalt und Siedlungsdichten relevant vor allem in den letzten Refugien der Agrarlandschaft Chancen auf TÜPs, auf Ausgleichsflächen Sukzession aufzuhalten Foto: Gesamtbewertung und Schlussfolgerungen Die heimische Vogelwelt ist derzeit weniger durch den Klimawandel als durch die Maßnahmen gegen den Klimawandel gefährdet. Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert dringend eine stärkere Berücksichtigung der Biodiversität. Handlungsbedarf Biodiversität: Biomasse >> Windkraft >> Solarenergie Bioenergie: Drosselung falscher Anreize / alternative Substrate / Reststoffe Windkraft: Standortwahl / Obergrenzen? / Abstandskriterien / Abschaltzeiten Solarenergie: Chancen durch Management und Ausgleichsmaßnahmen

24 Wie kann der ehrenamtliche Vogelschutz helfen? Windenergieanlagen: Kollisionsopfer / Bruten und Bruterfolg in WEA-Nähe / systematische Untersuchungen zu Rastvögeln / Vorher- Nachher-Untersuchungen Biogas: Dokumentation von Veränderungen Solaranlagen: gute Daten gegen schlechte Planungen / Engagement für Ausgleichsmaßnahmen Allgemein: Teilnahme an Monitoringprogrammen Foto: Archiv Vogelschutzwarte Herzlichen Dank für (schöne) Fotos an B. Block, A. Eisenberg, T. Dürr, M. Hirth, J. Lippert, U. Mammen, H. Matthes, M. Putze und weitere Foto: Archiv Vogelschutzwarte

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