Open Doors. Dokumentation zum Projekt
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- Hedwig Busch
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1 Open Doors Dokumentation zum Projekt Eine Kooperation zwischen der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg, dem Jugendhaus am Moselring und der Hochschule Koblenz. Durchgeführt von Rosali Lautenschläger und Vanessa Skibba August 2016 März 2017
2 1. Projektvorstellung Das Projekt Open Doors war ein Kooperationsprojekt zwischen der For-uM-Gruppe der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg, dem Jugendhaus am Moselring in Koblenz und dem Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz. Durchgeführt wurde Open Doors von den Studierenden Rosali Lautenschläger und Vanessa Skibba im Rahmen der Projektwerkstatt Soziale Arbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule unter der Leitung von Prof. Dr. Marlene Jansen-Schulze. Das Vorhaben erstreckte sich über einen Zeitraum von August 2016 bis Ende März 2017 und fand als offener Treff in den Räumlichkeiten des Jugendhauses am Moselring jeden Montag von 16:00-18:00 Uhr statt. Open Doors richtete sich zum einen an die 13- bis 19-jährigen, überwiegend männlichen, unbegleiteten Flüchtlinge der For-uM-Gruppe der Kinder- und Jugendhlife Arenberg. Die Anzahl dieser variierte im Laufe der Zeit aufgrund der unterschiedlichen Verweildauer in der Einrichtung und belief sich auf maximal 12 Jugendliche. Zum anderen umfasste die Zielgruppe ortsansässige Jugendliche der Stadt Koblenz, welche Interesse am Austausch mit gleichaltrigen Flüchtlingen haben und ihre Freizeit gemeinsam mit diesen gestalten wollen Ziel war es einen Raum zu schaffen, der es den unbegleiteten Minderjährigen ermöglicht, trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede, mit einheimischen Jugendlichen im gleichen Alter zusammen zu kommen und sich hierüber ein Netzwerk aus Kontakten und Anlaufstellen in Koblenz aufzubauen. 2. Ziele Richtziel: Die Jugendlichen haben Kontakt zu einheimischen Gleichaltrigen und Anlaufstellen außerhalb der Einrichtung. Grobziel 1: Die Jugendlichen nehmen das Angebot des Treffs freiwillig wahr. Feinziel 1: Die Jugendlichen nehmen regelmäßig an Treffen teil. Feinziel 2: Die Jugendlichen äußern ihr Interesse an Angebot und Themen. 2
3 Grobziel 2: Die Jugendlichen bringen sich aktiv in die Gestaltung ein. Feinziel 1: Die Jugendlichen äußern eigene Themeninteressen. Feinziel 2: Die Jugendlichen entwickeln eigene Ideen und Vorgehensweisen. Feinziel 3: Die Jugendlichen bestimmen gemeinsam Themen für weitere Treffen. Grobziel 3: Die Jugendlichen interagieren miteinander. Feinziel 1: Die Jugendlichen kommen trotz der sprachlichen Barriere miteinander ins Gespräch. Feinziel 2: Die Jugendlichen bilden selbstständig Teams in wechselnden Konstellationen. Feinziel 3: Die Jugendlichen meistern durch Zusammenarbeit Aufgaben. Grobziel 4: Die Jugendlichen lernen voneinander. Feinziel 1: Die Jugendlichen tauschen sich über kulturelle/sprachliche Unterschiede aus. Feinziel 2: Die Jugendlichen bringen sich gegenseitig sprachliche, kulturelle oder individuelle Eigenschaften bei. Feinziel 3: Die Jugendlichen helfen einander bei der Bewältigung von Aufgaben/ Schwierigkeiten. Grobziel 5: Die Jugendlichen nutzen Kontakte über das Angebot hinaus. Feinziel 1: Die Jugendlichen kommen über Themen, die nicht mit dem Treff im Zusammenhang stehen, ins Gespräch. Feinziel 2: Die Jugendlichen nutzen die Räumlichkeiten der Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit über die Begrenzung des Treffs hinaus. Feinziel 3: Die Jugendliche setzen Kontakte, die im Treff geknüpft wurden, auch außerhalb dieses Settings fort. 3. Projektidee Zur Vorbereitung des Projektes besuchten die Studierenden einmal wöchentlich die ForuM-Gruppe der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg und wurden in den Dienstablauf sowie Gruppenalltag integriert. Dadurch war es möglich, die Jugendlichen kennenzulernen und eine Vertrauensbasis zu schaffen, auf der das zukünftige Projekt aufbauen konnte. Durch die Einbindung in das Gruppengeschehen und das Durchführen von Freizeitaktivitäten -auch losgelöst vom Gruppensetting- kristallisierte sich der Wunsch der 3
4 Jugendlichen nach Aktivitäten außerhalb der Einrichtung als vorrangiger Bedarf heraus. Aufgrund der Lage der Einrichtung, der sprachlichen Barriere und individueller Hemmschwellen fiel es den minderjährigen Flüchtlingen oft schwer Kontakte nach außen aufzubauen und sich eigene Sozialräume zu erschließen. So entstand die Projektidee eines wöchentlichen offenen Treffs in einer zentral gelegenen Räumlichkeit, bei welchem die Teilnahme sowohl für Mitglieder der For-uM-Gruppe als auch für alle anderen freiwillig war. 4. Fachliche Grundlagen Da die Projektidee Open Doors auf der Bereitstellung und der Unterstützung beim Knüpfen von Kontakten außerhalb der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung basiert, wurde als oberstes Arbeitsprinzip die Soziale Netzwerkarbeit festgelegt. Interventionsansätze der Sozialen Netzwerkarbeit auf Gruppenebene zielen auf die Neuknüpfung und Erweiterung oder Aneignung von Einzelbindungen oder Gruppenbezügen ab. Vorteile von gruppenbezogenen Interventionen sind unter anderem die Bereitstellung einer großen Palette von verlässlichen Kontakten über intime Einzelbeziehungen hinaus, das Entstehen breiter gefächerter Hilferessourcen und die Sicherung grundlegender Gemeinsamkeits-, Geselligkeits- und Zugehörigkeitsbedürfnisse. (vgl. Nestmann 2005, S. 136 f.) Dabei kommt vor allem im Bereich der Jugendarbeit der Integration in soziale Netzwerke Gleichaltriger -also einer Peer-Group- eine besondere Bedeutung zu: Die Vermittlung und Einübung sozialer und nichtsozialer Fähigkeiten, insbesondere die soziale Kontaktund Kooperationsfähigkeit, das Verständnis sozialer Regeln, die Aggressionskontrolle, Moral- und Sprachentwicklung, aber auch Vermittlung sexuellen Wissens sind zentrale Funktionen der Peer-Group. Aber auch Bindungs- und Unterstützungsfunktionen können Gleichaltrige übernehmen. (Bönner 1995, S. 64, zit. nach Bullinger; Nowak 1998, S.117) Im Vordergrund des Projektes stand also die Interaktion der Jugendlichen, welche vor allem durch die Methode der Sozialen Gruppenarbeit gefördert wurde. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitglieder der Gruppe ein gemeinsamer Nenner also ein gemeinsames Thema oder eine geteilte Zielvorstellung- vereint. Hierzu wird der Fokus 4
5 auf die Stärken der einzelnen Mitglieder gelegt und darauf, wie der Einzelne diese in den Gruppenprozess bestmöglich einbringen kann. (vgl. Hinte, Karas 1989, S.119) 5. Durchführung Die Durchführungsphase des Projektes startete mit einer Einführung der Jugendlichen der For-uM-Gruppe in die Intention des Treffs. Durch eine Power-Point-Präsentation wurden -mit Rücksicht auf sprachliche Barrieren- die Rahmenbedingungen des Projektes vorgestellt. Zunächst hatten die unbegleiteten Minderjährigen einige Wochen Zeit, sich mit dem Jugendtreff vertraut zu machen und die Umgebung, das Team und die Räumlichkeiten kennenzulernen. Dazu kreierten die Jugendlichen zusammen mit den Projektleiterinnen Aktivitäten im und um den Jugendtreff herum. In Kooperation mit einem weiteren einrichtungsinternen Projekt namens Booom, welches ebenfalls im Rahmen dieser Projektwerkstatt entstanden ist, wurde nach Interessensbekundungen der Teilnehmer beider Veranstaltungen ein Kennenlern-Treffen mit den Jugendlichen der Gruppen initiiert. In den weiteren Treffen konnte sich die Beziehung zwischen den Jugendlichen durch gemeinsame Aktivitäten wie Kürbisschnitzen zu Halloween, Kastanienfiguren-Basteln im Herbst, dem Basteln und Befüllen eines Adventskalenders, Singen und Tanzen zu verschiedenen Musikrichtungen, Kochen afghanischer und deutscher Gerichte oder selbstgestaltete Kinovorführungen weiter intensivieren. Dabei richtete sich das Thema des Treffens nach saisonalen Gegebenheiten und kulturellen Ereignissen sowie den Interessen und Wünschen der Jugendlichen. Nach jedem Treffen konnten die Jugendlichen ein Stimmungsbarometer in Form einer Zielscheibengrafik dazu nutzen, das Treffen hinsichtlich der durchgeführten Aktivität zu bewerten und hatten die Möglichkeit ihre eigenen Ideen und Vorschläge zu kommunizieren. Zum Ende des Projektes wurde im Partykeller des Jugendtreffs eine Abschlussfeier mit Snacks, Getränken, Musik, Gesang und Spielen veranstaltet. 6. Fazit Die Gruppenkonstellation war nach der Zusammenführung der beiden Gruppen mit einer Teilnehmerzahl von 10 bis 15 Jugendlichen zunächst relativ beständig und der Treff wurde sehr gut besucht. Die Jugendlichen nahmen das Angebot des offenen Treffs 5
6 regelmäßig wahr, jedoch fiel es ihnen von Anfang an schwer eigene Wünsche zu äußern und Ideen einzubringen, sodass Impulse zu Veranstaltungsthemen sowie deren Vorbereitung oft von Seiten der Projektleitung übernommen werden musste. Die so entstandenen Aktivitäten wurden trotz dessen interessiert und aktiv an- und wahrgenommen. Nach einer kleinen Aufwärmphase am Anfang jedes Treffens, gestaltete sich die Kontaktaufnahme der Jugendlichen untereinander erfolgreich. Sprachliche Hürden meisterten die Jugendlichen kreativ mittels Pantomime, unter Zuhilfenahme von Gegenständen oder durch Wortneuschöpfungen, die teilweise für großes Amüsement sorgten. Kulturelle Verschiedenheiten spielten dabei keine Rolle. Ein Einbruch der Teilnehmerzahl ließ sich verzeichnen, nachdem sich eine Aktivität nicht in einer Einheit abschließen ließ, sondern über mehrere Termine verteilt werden musste. Nach Abschluss dieser Aktivität war die Größe der Gruppe von Termin zu Termin nicht mehr absehbar. Sie schwankte zwischen fünf und sieben TeilnehmerInnen, von denen der Großteil der For-uM-Gruppe der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg angehörte. Leider wurden auch die geknüpften Kontakte nicht über den Treff hinaus fortgeführt. Abschließend lässt sich sagen, dass die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge der For-uM-Gruppe die Gelegenheit bekamen, den Gruppenalltag zu verlassen und Aktivitäten außerhalb der Einrichtung wahrzunehmen. Der Kontakt mit deutschen Jugendlichen bereicherte beide Parteien und bot eine Abwechslung zum Gruppensetting, wodurch das Projekt als erfolgreich betrachtet werden kann. gez. Rosali Lautenschläger und Vanessa Skibba Literatur Nestmann, F. (2005): Netzwerkintervention und soziale Unterstützung fördern: Effektivität und Maximen der Nachhaltigkeit. In: Bauer, P./ Otto, U.: Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten. Band 1: Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive. Tübingen: dgtv Verlag Bullinger, H./ Nowak, J. (1998): Soziale Netzwerke. Eine Einführung für soziale Berufe. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag Hinte, W./Karas, F. (1989): Studienbuch Gruppen- und Gemeinwesenarbeit. Eine Einführung für Ausbildung und Praxis. Neuwied und Frankfurt a.m.: Luchterhand Verlag, 1.Auflage 6
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