Erstberatung Herr P. Herr P.: Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen
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- Kirsten Kneller
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 149 : Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen Anruf von Frau Y. Zugang: über Tochter Rolle der Kinder: Initiative ergreifen 4 Ihre Mutter sei 78 Jahre alt, Alter der Patientin: 78 5 leide seit Jahren an einer Zyklothymie, Vorgeschichte: chronische psychische Erkrankung 6 neuerdings auch an Parkinson und Demenz. 7 Sie werde von ihrem Ehemann (und Vater der Anruferin) betreut. 8 Sie sei jetzt völlig durch den Wind, sie zieht Pampers über den Kopf. Problemverhalten der Patientin: Agnosie 9 Der Vater habe bisher immer externe Hilfen abgelehnt, Allein zurecht kommen wollen 10 jetzt aber habe er Hilfebedarf signalisiert. Hilfen suchen 11 Die Tochter berichtet, sie lebe im selben Haus wie die Eltern, in eigener Wohnung, sei berufstätig. Wir vereinbaren einen Beratungstermin. Sie wird den Vater mitbringen. Sie möchte, dass er einen Überblick über mögliche Hilfen erhält Persönliche Beratung in der Gerontopsychiatrischen Beratung 15 Frau Y. und kommen gemeinsam in die Beratungsstelle. Beratung für Ehemann und Tochter 16
2 150 : Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen 17 berichtet, er selbst sei 79, seine Frau 78 Jahre alt. Alter des ratsuchenden Ehemannes: 79. Ehefrau: Seine Frau leide seit 30 Jahren an Depressionen, sie habe oft versucht, sich das Leben zu nehmen. Vorgeschichte: chronische psychische Erkrankung, Suizidalität 19 Seit einigen Jahren sei eine Parkinson-Erkrankung dazu gekommen, außerdem Diabetes. Zusätzliche altersassoziierte Erkrankungen 20 Vor 14 Tagen habe der Psychiater, bei dem seine Frau seit Jahren in Behandlung sei, ihm eröffnet, dass sie nun auch noch eine schwergradige Demenz habe. Erfahren der Demenzdiagnose Demenzstadium: fortgeschritten 21 Er selbst sei auch nicht gesund, habe Darmkrebs. Eigene Erkrankungen des ratsuchenden Ehemanns Seine Frau sei tagsüber sehr schläfrig, sie schlafe jetzt auch nachts durch (früher nicht), Verhalten der dementen Ehefrau: Schläfrigkeit 24 sie interessiere sich für nichts mehr. Verhalten der dementen Ehefrau: Interesselosigkeit 25 Sie erkenne die Tochter und auch ihn nicht mehr. Verhalten: nicht Erkennen der Tochter und des Ehemannes 26 Schwierig für ihn sei es, sie zum Essen zu bewegen. Er müsse sie füttern, Pflegeproblem: Nahrungsaufnahme 27 sie wehre sich. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 28 Auch das Anziehen morgens sei nicht einfach. Sie wehre sich dagegen: Das ist, als ob sie vier Hände hätte. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 29 Sie habe täglich Durchfälle Pflegeproblem: Inkontinenz, Verdauungsprobleme 30 und wehre sich dann mit Händen und Füßen gegen das notwendige Baden und Umziehen. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 31 Den Haushalt versorge er selbst. Er tue das seit 30 Jahren. Da ist man drin geübt. Übernahme von Aufgaben, für die zuvor die Partnerin zuständig gewesen war 32
3 151 : Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen 33 Ich bestätige, dass er nicht nur bezogen auf den Haushalt in diesen vielen Jahren ein Experte geworden ist, sondern sicher auch im Umgang mit seiner kranken Frau. Auf meine Frage, wie er es immer wieder schafft, die notwendigen pflegerischen Dinge trotz der Gegenwehr seiner Frau durchzuführen, 34 erzählt er: Sie will immer raus: raus aus der Badewanne, wenn sie sich waschen soll; raus aus der Küche, wenn sie essen soll; raus aus dem Schlafzimmer, wenn sie sich anziehen soll. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 35 Ich sage dann immer: 'Nee, Männeken, Du kommst mir hier nicht raus!'" Lösungsversuch: spielerisch Ich spreche Herrn P. darauf an, dass er in den letzten 30 Jahren viel mit seiner Frau durchgemacht habe, und frage nach seinen Überlegungen zur Zukunft. 38 Als Antwort auf diese Frage macht er eine wegwerfende Handbewegung und sagt dann: Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. 39 Auf die Frage, ob er schon mal daran gedacht hat, seine Frau in ein Heim zu geben, gibt er keine Antwort. Statt dessen: Da gibt man sich einen Ruck, und dann geht's weiter. Zukunftsperspektive Selbstschutz 40 Aber er mache sich Sorgen: Was passiert, wenn ich mal ausfalle? Sich für die Partnerin verantwortlich fühlen 41 Disziplin 42 Die Tochter berichtet, sie habe vor einem Jahr einen Antrag auf Leistungen der gestellt, der aber damals abgelehnt worden sei. Bei der Begutachtung durch den MDK sei sie unglücklicherweise nicht anwesend gewesen, und der Vater habe den tatsächlichen Bedarf wohl nicht angemessen darstellen können. Sie habe jetzt erneut einen Antrag gestellt Ich informiere Herrn P. über das Krankheitsbild der Demenz und über Unterschiede zur depressiven und manischen Erkrankung, an der seine Frau bisher gelitten hat. Symptomatik und Verlauf der Demenz 45 Dann spreche ich über Belastungen bei der Pflege Demenzkranker, Belastungen
4 152 : Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen 46 über die krankheitsbedingt fehlende Einsicht und die daraus resultierenden täglichen Kleinkriege. Er bestätigt lebhaft durch häufiges Kopfnicken. Verstehenshilfen und Umgang 47 Ich spreche über Risiken für die eigene Gesundheit und die Notwendigkeit der Entlastung. Belastungen 48 Ich erkläre Grundzüge der Ansprüche nach dem SGB XI. 49 Mit der Tochter bespreche ich Einzelheiten der Leistungsansprüche und Vorbereitung auf die Begutachtung Ich informiere über ambulante Pflegedienste, Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, Alzheimer-Gesellschaft (Gesprächskreis) (verneindende Kopfbewegung: Nee, das brauch ich nicht. ), ehrenamtlichen Besuchsdienst LichtBlick und über unsere Pflegekurse. Wir sprechen auch über eine vorsorgliche Anmeldung auf der Warteliste einiger Heime. Hilfeoptionen: amb. Pflegedienst, Tagespflege, Kurzzeitpflege, Gesprächskreis, ehrenamtlicher Besuchsdienst, Pflegekurs, Altenpflegeheim Vereinbarungen: 54 Sie gehen anschließend zu einem ambulanten Pflegedienst, um Hilfen für die tägliche Grundpflege zu organisieren. 55 Wenn der Bescheid der Pflegekasse da ist, wird er mit seiner Tochter überlegen, welche weiteren Hilfen er in Anspruch nehmen will. Denkbar sind für ihn 2 Tage Tagespflege in der Woche. 56 Wenn dann konkrete FragenH zu klären sind, melden sie sich wieder in der Beratungsstelle. 57 Wir laden ihn zu unserem nächsten Kurs Verwirrtheit im Alter ein, und er erhält den Geronymus. Er erhält eine Demenzbroschüre
5 153 : Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt. Themen Anruf von Frau Y. (Tochter) 62 Sie führten bereits ein Pflegetagebuch zur Vorbereitung auf die MDK-Begutachtung. Sie sei zuversichtlich, dieses Mal eine Einstufung begründen zu können. 63 Sie habe einen Aufnahmeantrag für das Altenheim H. besorgt, den der Vater vorsorglich stellen wolle. 64 Dabei habe sich herausgestellt, dass die Mutter unterschreiben müsse, was sie gar nicht mehr könne. Beratung über gesetzliche Betreuung Der Vater habe in den Broschüren über den Umgang mit Demenzkranken gelesen. Sie habe den Eindruck, er sei dadurch ruhiger im Umgang mit seiner Frau. 67 Frau Y. fragt nach Möglichkeiten der Wohnraumanpassung. Beratung zu SGB-XI-Ansprüchen und Verweis an die Wohnraumberatung der Stadt. Altenpflegeheim Verstehens- und Umgangshilfen
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